[Casa] Tribunus Laticlavius Manius Flavius Gracchus Minor

  • Augenscheinlich entsprach es einem lokalen Brauch, zu Einladungen stets ein fluides Getränk als Präsent zu überreichen, wie der junge Flavius langsam zu argwöhnen begann, da nun ein drittes Gefäß mit alkoholischem Inhalt ihm dargeboten wurde, welches seine Luna ihm sogleich reichte. Sie war in der Tat nicht faul, wie er vor Ankunft der Gäste für einen Augenschlag geargwöhnt hatte!


    Dessenungeachtet wirkten die Duccii trotz ihrer wilden Frisuren (zumindest bei den Männern) durchaus kultiviert, zumal die Titulatur des Präsentes als Honigwein ihm durchaus zusagte, da dies doch hoffen ließ, dass Met dem römischen Mulsum verwandt und damit von jener Süße war, die Manius Minor bei seiner Nutrition zu sehr schätzte.
    "Besten Dank! Sehr gern würde ich es sogleich mit Euch verkosten, doch fürchte ich, dass dafür unsere Gesellschaft ein wenig zu zahlreich ist. Und wie schon der große Alexander sprach: 'Für einen zu viel, für alle zu wenig', nicht wahr?"
    Er lächelte ein wenig verlegen ob jenes nicht sonderlich korrekten Zitates aus den Alexandermythen, wo der große Feldherr einen Helm voll Wasser mit dergestalten Worten refutiert und in den Sand der Wüste vergossen hatte.


    Er wies auf die Speisen, die nun aufgetragen wurden: Aprikosen, Gurken mit Lamm, Isicia Ormentata und diverses Gemüse. Nichts von all dem erschien dem jungen Flavius sonderlich regional, obschon er dennoch einige Admiration für die Coqua empfand, die hiesig nicht auf einen gewaltigen Stab an Küchenpersonal zurückgreifen konnte, wie dies in der Villa Flavia Felix der Fall war.
    "Hinsichtlich der übrigen Speisen und Getränke sollte es indessen ein mehr als suffizientes Angebot geben."
    Schon schnellte seine Hand zu den Aprikosen, die sogleich seine sonderliche Appetenz hatten gewonnen, als er nochmalig zurückzog und nach seinem Pokal griff.
    "Beginnen wir mit einem kleinen Trankopfer zu Ehren des Bacchus und des... Wotan, nicht wahr?"
    Seinem Vorsatz gemäß hatte der junge Flavius sich bei seinen Scribae ein wenig über den Götterhimmel der Germanen informiert, welche ihm berichtet hatten, dass man zu dergestalten Gelegenheiten dem germanischen Göttervater Trankopfer darzubringen pflegte.
    So goss der Jüngling ein wenig seines Weines auf den Boden, wo seine Diener es letztlich wieder hinfortzuwischen genötigt sein würden, ehe er dann doch sich an den Speisen gütlich tat. Nachdem er die überraschend pikante Aprikose schließlich verkostet hatte, blickte er neuerlich in die Runde.
    "Nun, ich bin durchaus angenehm überrascht, welch kulinarische Vielfalt es selbst hier im hohen Norden zu kosten gibt."
    , begann er ein wenig allgemein.
    "Da ich bereits vielfältig gefragt wurde, ob ich bereits örtliche Köstlichkeiten versucht habe, möchte ich die Gelegenheit nutzen, die Frage in leichter Modifikation zurückzuwerfen: Welche Spezialitäten darf ich nicht verpassen? Gibt es hier in Mogontiacum Speisen oder auch kulturelle Angebote, welche ich unbedingt wahrnehmen sollte?"

  • Erwartungsgemäß höflich erwiderte der Flavier die Begrüßung und akzeptierte die Entschuldigung der Duccii, wäre es doch auch im gegenteiligen Fall keine gute Basis für diesen Abend gewesen. Ein Blick über dessen Schulter verriet Phelan, dass die duccischen Frauen wohl die Frauenquote an diesem Abend hauptsächlich alleine erfüllen würden. Die Freude des Gastgebers war somit nur verständlich. Dass Runa wieder ihre römische Frauenrolle zu spielen wusste, beruhigte ihren Vater - es würde an diesem Abend also wohl hoffentlich keine Sticheleien geben.


    Nachdem sein Vetter Witjon das Gastgeschenk überreichte, wies ihnen der Gastgeber Plätze gegenüber seiner Kline an, woraufhin sich der duccische "Tross" dort niederließ. Ebenso begrüßte er die übrigen Gäste. Eine Sklavin bediente sie, welche dem Flamen irgendwie bekannt vorkam. "Ich nehme das selbe wie mein Vetter." entgegnete er der Sklavin und deutete dabei auf Witjon, obwohl die familiäre Zugehörigkeit ob der Haare und des Bartes wohl auf der Hand lag. Dass seine Tochter etwas unruhig war, als sie die Sklavin erblickte, merkte er zwar, ging aber nicht darauf ein und ignorierte es schlichtweg. Seien Aufmerksamkeit galt dem Gespräch mit dem Flavier.


    Zu der Höflichkeit des Flavius gesellten sich seine vornehme Art und hochgestochene Ausdrucksweise - letzteres viel, auch für einen Flavier, schon stark auf. Er erinnerte sich dabei an seine Zeit in Rom, wo er den Vater des Gastgebers kennengelernt hatte. Doch auf diesen würde er erst später zu sprechen kommen, der Abend war noch lang und man sollte nicht alle Gesprächsthemen auf einmal verschießen. Um Gracchus Minor die Verlegenheit zu nehmen, entgegnete der Flamen auf dessen Zitat "Genieße den Honigwein in ruhigeren Stunden. Sollte er dir munden, weißt du ja nun, mit wem du ins Geschäft kommen kannst." Es war nunmal so, dass die Duccier einen nicht unerheblichen Teil der hiesigen angebotenen Waren stellten.


    Das, was den Ducciern hier geboten wurde, war doch mal wahrhaftig eine kulinarische Abwechslung. Auch wenn Phelan Margas germanische Hausmannskost vorzog, freute er sich gelegentlich doch über etwas Abwechslung. Der Flavier hatte ein durchaus üppiges und vielfältiges Festmahl bereiten lassen.


    "Nun Flavius..." begann er auf dessen Frage "Das germanische Wild solltest du unbedingt kosten. Am Besten schmeckt es allerdings, wenn man es selbst erlegt hat." er schaute rüber zu seinem Vetter und schmunzelte ein wenig. Gern erinnerte er sich an die letzte Jagd mit ihm und deren Vetter Alrik, dem Statthalter. Diese war mittlerweile schon wieder viel zu lange her. "Flavius, wäre das nicht eine vortreffliche Gelegenheit, die germanischen Wälder kennenzulernen?" als Tribun sollte er die Umgebung sowieso kennen! Kurz blickte Phelan noch einmal zu seinem Vetter, welcher aber sicherlich einverstanden war "Unser Angebot steht." Der Flamen war gespannt ob der Reaktion des Gastgebers, war eine germanische Jagd für einen uritalischen Patrizier höheren Standes doch sicherlich kein Spaziergang. Allerdings war er noch jungen Blutes und würde sich sicherlich - vor allem als Tribun der Legio - beweisen wollen. Außerdem würde er doch wohl keine gesellschaftliche Aktivität mit den Duccii ausschlagen, vor allem nicht, wenn sein Kommandant und Statthalter Duccier war. Je früher er auf das Angebot zurückkommen würde, desto besser: Winter is coming.

  • Während die Diener sich der Bedienung der neuen Gäste zuwandte und Manius Minor sich eine weitere Aprikose einverleibte, ergriff der Flamen Divi Augusti das Wort. Der Kommentar hinsichtlich weiterer Quellen ihres Präsentes evozierte bei dem Jüngling jedoch ein amüsiertes Lächeln, da jener Kommentar doch auf ironische Weise andeutete, bei dem Met handele es sich weniger um eine Festgabe als eine Art von Werbegeschenk, was den ökonomischen Fleiß jenes Rittergeschlechtes pointierte.


    Sodann wandte der Duccius sich jedoch seinen Fragen zu und präsentierte sich diesbezüglich als Spross jener germanischsten aller germanischen Gens als geeigneter Experte. Selbstredend besaßen die nördlichen Provinzen keineswegs ein Monopol auf Wildbret, da doch auch in der feinen Gesellschaft Roms Jagdausflüge von den Villen in der Peripherie der Urbs überaus gebräuchlich waren. Manius Minor hatte sich an derartigen, bisweilen durchaus sportiven Veranstaltungen indessen noch nie beteiligt, weshalb einiges Unbehagen ihn umfing, als Verus ein wenig nebulös und damit Salvierung verheißend, dann jedoch überaus direkt ihn zu einer Jagdpartie lud.
    Selbstredend vermochte er nicht, jene Offerte ohne einen Gesichtsverlust auszuschlagen, weshalb er sich ein artiges Lächeln abnötigte und erklärte:
    "Wie überaus freundlich. Gern, sobald es meine Obliegenheiten in der Legion gestatten."
    Er blickte kurz hinüber zum Praefectus Castrorum, in dessen Macht es wohl am ehesten lag, den Tribun von seinen Pflichten zu dispensieren.
    "Was pflegt ihr vornehmlich zu jagen? Den wilden germanischen Eber? Oder eher das flinke Damwild?"
    Die Jagd eines Ebers stellte, wie der junge Flavius wusste, durchaus ein riskantes Unterfangen dar, da jene Tiere über eine gewaltige Kraft und ein imprävisibles Temperament verfügten, sodass er hoffte, sich durch seine Nachfrage zumindest bezüglich jener Gefahr kalmieren zu können.

  • Nachdem Manius Minor mit jener durchaus ambitionierten Mission betraut worden war, den Thing der benachbarten Stämme jenseits des Limes zu visitieren, plagten ihn diverse Sorgen, zu welchen Neben der um seine Sekurität auch die um seine limitierte Kenntnis der örtlichen Gebräuche zählte. Da in seinem Haushalt jedoch eine Sklavin lebte, welche eben jenen Stämmen entstammte und dort augenscheinlich eine exponierte Position bekleidet hatte, ließ er sie eines Abends in sein Tablinium rufen.


    Als sie eintrat, gebot er mit einer Geste näher zu treten (ohne jedoch zu bedenken, dass auch eine Sklavin einen Sitzplatz für ein längeres Gespräch womöglich präferiert hätte).
    "Luna, ich benötige deine Expertise."
    , begrüßte er sie.
    "Ich wünsche zu erfahren, wie die Welt der Germanen funktioniert. Ich habe den Auftrag des Legatus Augusti pro Praetore erhalten, den Thing deines Stammes aufzusuchen."
    Er hielt einen Stylus in Händen, mit welchem er ein wenig nervös spielte. Nun legte er ihn beiseite und blickte die Sklavin fragend an.
    "Worauf werde ich achten müssen?"

  • "Wotan, sehr wohl", bejahte Witjon die Nachfrage des Flaviers hinsichtlich des Trankopfers, ohne näher auf die regional unterschiedliche Aussprache des Götternamens (Wodan, Wotan, Wurst) einzugehen. Er tat es dem Hausherrn gleich und vergoss etwas Wein auf den Boden, woraufhin er diesen selbst probierte. Der Wein traf Witjons Geschmack und so nickte er anerkennend. "Es stimmt, was man sagt: Die Flavii sind echte Weinkenner." Anschließend bediente er sich an den Vorspeisen. Zunächst nahm er ein Hackbällchen von den Isicia Omentata, dann etwas von dem Gurkenlamm. Er war völlig ausgehungert, wie ihm jetzt plötzlich auffiel. Auf der Arbeit hatte er zwischendurch das Essen offenbar komplett vergessen. Nun musste er sehen, dass er nicht wie ein Barbar zu schlingen begann. Also nahm er vorsichtig noch eine Aprikose. Als er hineinbiss, lief ihm der Saft auf die Finger, aber es lohnte sich.


    Währenddessen führte Phelan die Unterhaltung fort und schlug dem Gastgeber einen Jagdausflug vor. Witjon zog überrascht die Augenbrauen hoch, fand die Idee aber letztlich gut. "Wonach uns gerade der Sinn steht", schmunzelte er als Antwort auf Minors Frage. "Aber zur Beruhigung unserer Familien pflegen wir meist Damwild zu Jagen. Im Winter muss allerdings gelegentlich sogar einmal ein irr gewordener Wolf zur Strecke gebracht werden." Nun konnte Witjon nicht länger widerstehen und nahm sich noch ein Fleischbällchen vom Teller. "Diese Fleischbällchen sind übrigens ganz hervorragend, Flavius!", lobte er entzückt.


  • Luna betrat das Tablinium. „Dominus, du wolltest mich sehen?“ sagte sie leise und zurückhaltend wie immer.
    Sie trat auf seine Gesten hin näher, blieb jedoch stehen, da ihr kein Sitzplatz angeboten wurde. (Warum auch, sie war ja nur Sklavin)
    Sein Anliegen jedoch überraschte sie. So dass sie ihn zunächst mit einem nachdenklichen Blick betrachtete. Wo sollte sie nur anfangen. Der Flavier war Römer und er kannte weder das Land noch die Leute. Luna legte, wie immer wenn sie über etwas nachdachte, den Kopf leicht schief.
    „Nun Dominus... wo soll ich anfangen? Weißt du was ein Thing ist?“ Sie sah den Römer an und beantwortete sich die Frage selbst. „Ich nehme mal an – nein. Es diente der politischen Beratung ebenso wie Gerichtsverhandlungen und auch kultischen Zwecken. Während des Things gilt ein Friede, der zu beginn des Things ausgerufen wird. Dieser darf nicht gebrochen werden. Alle freien Männer dürfen an dem Thing teilnehmen, Frauen, Kinder, Fremde oder Sklaven sind nicht zugelassen, einzige Ausnahme sind Seherinnen. Die Termine der Versammlungen sind genau festgelegt und an den Mondphasen orientiert. Du solltest also vorher Kontakt zu den Stämmen und ihren Oberhäuptern suchen, damit du zu einem Thing eingeladen wirst. Nur dann hast du das Recht an einem solchen teilzunehmen. Ein Thing dauert zwei bis drei Tage. Am ersten solltest du trinkfest sein, denn hier wird reichlich dem Met oder Bier zugesprochen. Hier werden dann auch allerlei Dinge beraten, die am nächsten Tag, wenn alle wieder nüchtern sind beschlossen werden. Man glaubt, dass der Met die Zungen lockert und man redseliger ist. Was auf dem Thing beschlossen wird ist binden für alle teilnehmenden Stämme. Alle halten sich daran, keiner würde ein Urteil des Things nicht beachten.“ Luna sah den Flavier in die Augen, bevor sie fortfuhr. „Du solltest auf dem Thing vermeiden von römischen Gesetzen zu reden und... du solltest deine Sprache etwas einfacher wählen. Die meisten der Stammesoberhäupter sprechen eure Sprache, nur sind sie nicht so gebildet wie du.“ Luna hoffte, dass der Flavier verstand, dass er sich jenseits des Limes nicht so umständlich ausdrücken sollte, wie er es hier zuweilen tat. „Du solltest klar formulieren, was du möchtest, und es den Anwesenden auch begründen können. Wenn es um Frieden geht, so kann ich dir versicher, das die Stämme, welche nahe der Grenze leben immer an Frieden mit den Römern interessiert sind. Direkt oder indirekt leben diese Stämme von den Römern. Dies war im übrigen auch einer der Gründe, warum Wulfgar und sein Stamm verurteilt wurde. Was du noch beachten solltest. Die Menschen dort führen mitunter ein entbehrungsreiches, arbeitsames Leben. Sie sind rau wie das Land. Lass dich davon nicht abschrecken. Sie sind vernünftigen Argumenten durchaus zugetan und wie schon gesagt an Frieden immer interessiert. Auch weil sie wissen, dass sie den Römern im Kampf unterlegen sein würden.“ Mit diesen Worten endete Luna und sah den Flavier an, ob er noch weitere Fragen hätte.


    Sim-Off:

    sorry ganz übersehen

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Währenddessen führte Phelan die Unterhaltung fort und schlug dem Gastgeber einen Jagdausflug vor. Witjon zog überrascht die Augenbrauen hoch, fand die Idee aber letztlich gut. "Wonach uns gerade der Sinn steht", schmunzelte er als Antwort auf Minors Frage. "Aber zur Beruhigung unserer Familien pflegen wir meist Damwild zu Jagen. Im Winter muss allerdings gelegentlich sogar einmal ein irr gewordener Wolf zur Strecke gebracht werden." Nun konnte Witjon nicht länger widerstehen und nahm sich noch ein Fleischbällchen vom Teller. "Diese Fleischbällchen sind übrigens ganz hervorragend, Flavius!", lobte er entzückt.


    Wölfe zu jagen erschien dem jungen Flavius noch weitaus riskanter als die eines einzelnen Wildschweines, da doch seiner Kenntnis zufolge erstere dezidierte Raubtiere waren und dazu in Rudeln lebten. Indessen schien er nicht genötigt zu werden, jene Gefahren auf sich zu nehmen, weshalb er erwiderte:
    "Dann beginnen wir doch vorerst mit der Damwildjagd."
    Auch jene Beute würde ihre Tücken mit sich haben, da es dem Jüngling doch zweifelsohne einige Mühen abverlangen würde, mit ihm Schritt zu halten, respektive sich in eine Position zu bringen, um die Tiere zu erlegen. Doch wie auch immer, er würde diese Expedition auf sich zukommen lassen müssen.


    Vorerst erfreute er sich lieber an der Kurzweil des Abends und auf das Lob des Duccius griff auch er nach den Hackbällchen, welche in der Tat sich als überaus wohlschmeckend erwiesen.
    Er blickte hinüber zu Luna und Frugi, welche für weitere Dienstleistungen parat standen.
    "Richte in der Küche aus, dass es uns vorzüglich mundet!"
    Nochmalig griff er nach den Vorspeisen, um sodann auf die andere Bemerkung Marsus' zurückzukommen:
    "Ist der Ruhm der flavischen Weinkeller tatsächlich bis hierher gedrungen?"
    Womöglich war der Kommentar lediglich eine unwahre Höflichkeit gewesen, welche keine weitere Bedeutung besaß, dennoch erweckte er den Vorwitz des jungen Flavius.

  • Luna nickte auf die Bemerkung des Flaviers hin. Natürlich würde man der Küche das ausrichten.
    Sie bemerkte auch, dass die Aprikosen ihren Saft auf den Fingern der Gäste verteilten. So nahm sie sich eine Schüssel mit Wasser, legte sich ein trockenes Tuch über die Schulter und ging zum Duccier , damit dieser seine Hände von der klebrigen Flüssigkeit befreien und sie an dem Tuch trockenen konnte. Natürlich würde sie ihm, so er denn drauf besteht auch die Hände abtrocknen. Anschließend wechselte sie das Tuch aus und trat an den Flavier heran, damit auch er seine Hände reinigen konnte. Auch hier wartete sie ob er selbst die Hände trocknet oder sie diese Aufgabe übernehmen musste.

  • Zitat

    Original von Luna
    Luna betrat das Tablinium. „Dominus, du wolltest mich sehen?“ sagte sie leise und zurückhaltend wie immer.
    Sie trat auf seine Gesten hin näher, blieb jedoch stehen, da ihr kein Sitzplatz angeboten wurde. (Warum auch, sie war ja nur Sklavin)
    Sein Anliegen jedoch überraschte sie. So dass sie ihn zunächst mit einem nachdenklichen Blick betrachtete. Wo sollte sie nur anfangen. Der Flavier war Römer und er kannte weder das Land noch die Leute. Luna legte, wie immer wenn sie über etwas nachdachte, den Kopf leicht schief.
    „Nun Dominus... wo soll ich anfangen? Weißt du was ein Thing ist?“ Sie sah den Römer an und beantwortete sich die Frage selbst. „Ich nehme mal an – nein. Es diente der politischen Beratung ebenso wie Gerichtsverhandlungen und auch kultischen Zwecken. Während des Things gilt ein Friede, der zu beginn des Things ausgerufen wird. Dieser darf nicht gebrochen werden. Alle freien Männer dürfen an dem Thing teilnehmen, Frauen, Kinder, Fremde oder Sklaven sind nicht zugelassen, einzige Ausnahme sind Seherinnen. Die Termine der Versammlungen sind genau festgelegt und an den Mondphasen orientiert. Du solltest also vorher Kontakt zu den Stämmen und ihren Oberhäuptern suchen, damit du zu einem Thing eingeladen wirst. Nur dann hast du das Recht an einem solchen teilzunehmen. Ein Thing dauert zwei bis drei Tage. Am ersten solltest du trinkfest sein, denn hier wird reichlich dem Met oder Bier zugesprochen. Hier werden dann auch allerlei Dinge beraten, die am nächsten Tag, wenn alle wieder nüchtern sind beschlossen werden. Man glaubt, dass der Met die Zungen lockert und man redseliger ist. Was auf dem Thing beschlossen wird ist binden für alle teilnehmenden Stämme. Alle halten sich daran, keiner würde ein Urteil des Things nicht beachten.“ Luna sah den Flavier in die Augen, bevor sie fortfuhr. „Du solltest auf dem Thing vermeiden von römischen Gesetzen zu reden und... du solltest deine Sprache etwas einfacher wählen. Die meisten der Stammesoberhäupter sprechen eure Sprache, nur sind sie nicht so gebildet wie du.“ Luna hoffte, dass der Flavier verstand, dass er sich jenseits des Limes nicht so umständlich ausdrücken sollte, wie er es hier zuweilen tat. „Du solltest klar formulieren, was du möchtest, und es den Anwesenden auch begründen können. Wenn es um Frieden geht, so kann ich dir versicher, das die Stämme, welche nahe der Grenze leben immer an Frieden mit den Römern interessiert sind. Direkt oder indirekt leben diese Stämme von den Römern. Dies war im übrigen auch einer der Gründe, warum Wulfgar und sein Stamm verurteilt wurde. Was du noch beachten solltest. Die Menschen dort führen mitunter ein entbehrungsreiches, arbeitsames Leben. Sie sind rau wie das Land. Lass dich davon nicht abschrecken. Sie sind vernünftigen Argumenten durchaus zugetan und wie schon gesagt an Frieden immer interessiert. Auch weil sie wissen, dass sie den Römern im Kampf unterlegen sein würden.“ Mit diesen Worten endete Luna und sah den Flavier an, ob er noch weitere Fragen hätte.


    Durchaus war dem jungen Flavius die Institution des Things ein Begriff, allerdings hatte er dahinter eher eine Form von Comitia vermutet, wie sie den Historikern zufolge vor den Zeiten Sullas auch in Roma in Gebrauch gewesen waren. Was Luna hingegen berichtete, wirkte überaus archaisch und auch ein wenig furchterregend, weshalb er immer ungläubiger dreinblickte, als er von Trinkgelagen, Mondphasen und ihren Ratschlägen hinsichtlich seiner Ausdrucksweise hörte. Letztlich reproduzierte sie implizit jedoch ebenso jene Stereotype, die Manius Minor bereits anderweitig vernommen hatte, nämlich dass jenes Volk jenseits des Limes vornehmlich tumbe Barbaren mit exotischen Sitten waren, selbst wenn sie augenscheinlich auch an der Rhetorik gefallen hatten.
    "Wie ist ein derartiger Thing strukturiert? Gibt es einen König der Chatten, welcher den Vorsitz führt?"
    Barbarische Gemeinwesen imaginierte der Tribun stets monarchisch, da ja selbst die größte Zivilisation des Erdkreises im Laufe seiner Geschichte sich hin zu einer Monarchie entwickelt hatte.
    "Und wo findet der Thing statt?"
    Eine Volksversammlung sämtlicher Freien jener Familien und Sippen bedurfte sicher einigen Raumes, was nahelegte, dass eine Art Comitium unter freiem Himmel existierte.

  • Luna musste Lächeln. „Nun König... so würde ich den Vorsitzenden nicht nennen. Mir ist wohl bekannt, das Tacitus die Anführer nach Königen, Heerkönigen und Fürsten unterschied. Das Thing der Stämme besteht aus den Stammesoberhäupter, den Vorsitzt hat der inne, der bei einer Wahl die meisten Stimmen auf sich vereint. Zur Zeit ist es Gunar Sohn des Armin, welcher das Thing leitet. Seine Sippe siedelt am nördlischtsen von allen. Die anderen Sippenoberhäupter sind Leif Sohn des Eirk, Wulf Sohn des Alrik, Einar Sohn des Alwin, Baldur Sohn des Brandolf, Edwin Sohn des Farold, Gudmunt Sohn des Hadwin, Harald Sohn des Bernfried und Oswin Sohn des Sven. Es sind neun Stämme in diesem Thing vertreten. Wulfagrs Sippe war die zehnte der Sippen. Sie leben in alle Richtungen hinter der Generzstation über welche ihr beim letzten Mal gekommen seid. Alle in einem Umkreis von zwei bis 3 Tagesritten.Gunar eröffnet das Thing und erteilt von da an, dann jedem das Wort, der sprechen möchte, dies zeigt man an, indem man sich erhebt und somit anzeigt, dass man von seinem Rederecht Gebrauch machen möchte. Das Thing findet an einem zentralen Punkt statt, dieser ist von allen Stämmen in zwei Tagen erreichbar. Ihr solltet einen ortskundigen Führer mitnehmen. Jeder kennt diesen Platz, er ist eine heilige Stätte auf einer kleinen Anhöhe mit einer großen, alles überragenden Eiche.“
    Luna sah den Flavier an bevor sie tief einatmete und dann noch folgendes vorbrachte. „Ich weiß ja nicht mit wem du alles reisen wirst. Aber Waffen sind auf dem Thing nicht gestattet und du solltest es auch vermeiden die Männer der Ala mit auf den Thingplatz zu nehmen, sie gehören mitunter zu verfeindeten Sippen und wie ich schon sagte, der Thingfriede ist heilig, aber einige der Männer können nicht aus ihrer Haut und Fehde ist mitunter Fehde. Um also derartiges zu vermeiden solltest du die Männer der Ala nicht zu nah an die Thingstätte bringen.“

  • Wieder lauschte der junge Flavius aufmerksam und war genötigt dabei zu konzedieren, dass jene Barbaren augenscheinlich doch über eine veritable politische Struktur verfügten, deren Regularien bisweilen durchaus an die Prinzipien des römischen Senates oder besser jene der alexandrinischen Demokratie erinnerten. Diese Einsicht kalmierte den Jüngling ein wenig, obschon die Mahnungen hinsichtlich der Ala ihn aufs Neue erschaudern ließen, da doch augenscheinlich ihre eigenen sakralen Regeln hinsichtlich des Thingfriedens bisweilen geringschätzten.
    "Ich wünschte, ich könnte dich mit mir nehmen, um dich bei Bedarf zu konsultieren."
    , vermerkte er endlich mit einem schwermütigen Seufzen, da doch es gänzlich indiskutabel schien, die Sklavin, welche eben den potentiellen Casus belli repräsentierte, mit in die Höhle des Löwen zu nehmen.


    Dessenungeachtet wurde ihm schlagartig gewahr, dass Luna keineswegs eine jener Vernae war, welche die Flavii vornehmlich in ihren Haushalten zum Einsatz zu bringen pflegten, sondern vielmehr eine frisch gefangene, ja geradehin ungerecht traktierte Wilde aus eben jenem Volke, welches ihn ängstigte. Ihre Freundlichkeit und Auskunftsbereitschaft war folglich durchaus mit Umsicht zu rezipieren, denn obschon sie augenscheinlich in einer amoureusen Relation zu ihrem Versklaver stand und sich bisherig niemals durch Widerspenstigkeit ausgezeichnet hatte, so mochte all dies auch leichtlich eine verschlagene Kriegslist sein, welcher eine Seherin durchaus kapabel wäre. Ein wenig beschämte es den Tribun, erst jetzt jenen Argwohn zu entwickeln, doch gemahnte er sich, zukünftig seine mit nach Hause gebrachten Akten sorgsam zu verschließen, ehe er zu Bett ging und intensiver seine Zunge zu hüten.


    "Doch wo finde ich einen ortskundigen Führer?"
    , fragte er dennoch ein wenig unschlüssig Luna in Ermangelung eines alternativen Konsultoren. Er würde ihre Informationen ja noch anderweitig verifizieren können.

  • Luna hatte die Mahnung hinsichtlich der Männer der Ala vor allem ausgesprochen, weil sie mitunter Angehörige verfeindeter Stämme waren. Sie wusste zwar, dass jeder der Anwesenden bei Thing den Frieden wahren würde, für die Männer der Ala hingegen würde sie dies nicht unterschreiben.
    Und es wäre zudem unklug von dem Römer, Feinde mit auf ein Treffe zu nehmen, welches dem Frieden dienen sollte.
    Auf seine Bemerkung hin sah sie den Flavier fast schon mit Bestürzung im Blick an. „Dominus, dies wird nicht möglich sein. Wie ich dir schon erklärt habe, haben Sklaven keinen Zutritt zum Thing.“ Kurz überlegte sie, der Präfekt hatte Stillschweigen angeordnet, aber glatt das für diese Tribun, der zu den Stämmen reisen sollte? Sie beschloss – nein. Aber dennoch wurde ihre Stimme etwas leise. „Die Stämme wurde inzwischen unterrichtet. Ich habe ihnen in Absprache mit dem Präfekten Iulius eine Nachricht zukommen lassen. Ich habe sie wissen lassen, dass es ein Urteil der Götter war. Dieses Thema ist für die Stämme also abgeschlossen. Sie wissen, dass ich nun eine Sklavin bin, deswegen ist es auch nicht möglich, dass ich dich begleite – Dominus.“
    Sie bemerkte sehr wohl die Veränderung des Flaviers, sie konnte das Misstrauen förmlich spüren und senkte ihren Blick. Wie schon der Iuliuier, der ihr auch nicht traute. Luna's Blick wurde traurig. Römer, sie nahmen immer das Schlechteste von einem Menschen an. Hatte sie nicht oft genug bewiesen, dass sie sich nicht gegen ihre Versklavung auflehnte? Hatte sie nicht bewiesen, dass sie es akzeptierte? Hatte sie nicht sogar dem Präfekten erklärt, dass sie seinen Befehle zur öffentlichen Versklavung ihrer Person hatte verstehen können? Hatte sie aufbegehrt, als befohlen wurde, dass sie bei Flavier dienen soll? Nein hatte sie nicht. Wie oft würde sie wohl noch beweisen müssen, dass sie aufrecht und ehrlich war?
    „Du findest einen Führer überall hier in der Stadt. Es gibt genug Händler hier in der Stadt, die diese Gebiete oft bereisen, der heilige Ort des Thing ist weithin bekannt.“ Ihre Stimme hatte sich verändert. Ihr klang war nun so traurig wie ihre Augen.
    Sie wurde noch etwas leiser, denn eigentlich hatte sie nicht vor Runa derart ins kalte Wasser zu werfen, aber es war keine Zeit für lange Einführungen und die Stämme brauchte eine Seherin und Runa war da... es war ihre Aufgabe.
    Luan sprach immer noch leise. „Vielleicht solltest du Runa... du kennst sie unter dem Namen Duccia Silvana mitnehmen. Sie...“ Luna schaute nun wieder zu dem Flavier auf. „... sie ist wie ich... eine Seherin. Sie hat das recht auf den Thing zu sprechen. Auch sie kennt jenen Platz und könnte dich führen, begleiten und beraten. Ihr vertraust du vielleicht auch mehr, da sie, auch wenn sie einen Seherin ist auch eine Römerin ist wie du.“ Das Runa auch halb väterlicherseits barbarischer Abstammung war, war die Flavier sicherlich bekannt. Aber auch Runas Vater war ja romanisiert.
    „Du solltest eines noch bedenken Dominus. Die Menschen zu denen du reisen wirst, mögen für dich barbarisch sein, aber sie haben ihre Werte. Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit sind zwei davon. Intrigenspiel, wie mitunter in der römischen Politik üblich sind ihnen fremd. Sie lösen derlei Dinge auf offene, ehrliche .. in deinen Augen vielleicht barbarische Art. Aber sie sind dabei wahrhaftig und ehrlich.“
    Damit offenbarte Luna wohl nicht nur einige Grundpfeiler der barbarischen Lebensart, sondern indirekt, belehrte sie den Flavier auch, dass ihr nicht ferner lag als ihn zu hintergehen oder zu belügen.
    Er konnte als seine Schriftstücke in Zukunft wegschließen oder sie liegen lassen. Sie würde genau so unberührt bleiben wie bisher. Sie würde auch nie Dinge nach außen tragen, die er ihr erzählte oder ihm ihm herausrutschten. Es waren Worte die hier im Haus gesprochen wurden und so lang keine Auftrag seinerseits dazu bestand würden weder seine Worte noch seine Unterlagen das Haus verlassen. Aber dies würde er schon irgendwann erkennen oder nicht. Er würde sich ja nur selber Verhaltensweisen oktroyieren, die gar nicht nötig waren.
    Sie konnte es nur hoffen, denn sie spürte sein Unbehagen, sein Misstrauen und das war nun wahrlich kein gutes Fundament. Immerhin würde sie ja noch einige Zeit hier verbringen und dies unter ständigen Misstrauen? Nein das wäre wohl für keinen gut.

  • Dass sein Vetter ihn bei dem Vorschlag, den Flavier an einer duccischen Jagd teilhaben zu lassen, unterstützte, freute Phelan - denn das war vorher nicht abgesprochen! Während Witjon die Jagdpraktiken der Duccier erläuterte, nickte der Flamen zustimmend und tat sich derweil gütlich an den Leckereien, die hier kredenzt wurden, wobei er auf die saftigen Aprikosen verzichtete und sich lieber auf die etwas deftigeren Vorspeisen wie den Fleischbällchen beschränkte. "Eine Damwildjagd, so sei es." konstatierte er abschließend. Dass die Duccier den Flavier beizeiten informieren und einladen würden, brauchte er hier nicht zu erwähnen.


    "Sehr köstlich." pflichtete er seinem Vetter bei und schob sich ein weiteres Hackbällchen zwischen die Kiemen. Die Frage nach dem Händchen für die Weinauslese konnte er nicht beantworten und hielt sich daher zurück, allerdings schien hier der Zeitpunkt gekommen, sich nach dem Vater von Gracchus Minor zu erkundigen. "Wo wir gerade von deiner Familie sprechen, Flavius..." leitete er über "Wie geht es deinem Vater? Ich hoffe, er ist wohl auf?" Die letzte Korrespondenz mit dem Cultus in Rom war schon eine Weile her - gab es doch nichts spannendes zu berichten und wurden die allmonatlichen Berichte doch von den Schreiberlingen bloß gesichtet und archiviert, falls es nichts Besonderes zu berichten gab.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    "Dann beginnen wir doch vorerst mit der Damwildjagd."
    "Richte in der Küche aus, dass es uns vorzüglich mundet!"
    "Ist der Ruhm der flavischen Weinkeller tatsächlich bis hierher gedrungen?"
    Womöglich war der Kommentar lediglich eine unwahre Höflichkeit gewesen, welche keine weitere Bedeutung besaß, dennoch erweckte er den Vorwitz des jungen Flavius.


    Gut, dann war es abgemacht. "Lass uns einfach wissen, wann dein Dienstplan einen Ausflug zulässt", bat Witjon den Gastgeber. Das Lob an die Küche gab dieser dann auch direkt an seine Sklavenschaft weiter. Witjon registrierte wohlwollend, dass ihm nun eine Wasserschüssel gereicht wurde. Doch von wem! Die Seherin war hier. Plötzlich stand sie direkt vor ihm. Kurz starrte er sie konsterniert an, doch Minors Rückfrage zum flavischen Weinkeller holte ihn zurück ins hier und jetzt. Beiläufig wusch er sich also die Hände, während er antwortete: "Gewiss doch, Flavius. Der Reichtum deiner Familie strahlt selbst über die Alpen. Und Volkes Mund kündet stets, dass mit dem flavischen Reichtum auch eine erhebliche Auswahl an Weinen - sicherlich von den eigenen Landgütern - einhergeht." Er zuckte schmunzelnd mit den Schultern. "Ein Funken Wahrheit wird wohl dran sein, nicht?"


    Er nahm das Handtuch von der Sklavin entgegen. Von der Seherin! Witjon nahm sich Zeit mit dem Abtrocknen und warf dabei einige möglichst beiläufige Blicke auf die junge Frau. Sie war schön anzusehen und betrug sich wie eine wohlerzogene Sklavin. Den Blick hielt sie stets gesenkt. Dennoch, Witjon schauderte bei dem Gedanken daran, dass diese Frau eine Seherin war. Was hatte sie hier zu suchen? Er gab das Handtuch zurück und sah schnell wieder zu ihrem Gastgeber hinüber, damit Octavena nicht argwöhnisch wurde. Zu schnell konnte es zu Streit kommen, wenn ein Mann eines anderen Sklavin begehrte. Er wollte keinesfalls die Eifersucht seines Weibes heraufbeschwören.

  • Noch immer evozierte die barbareske Haartracht der Duccii ein wenig Irritation bei dem jungen Flavius, doch hinsichtlich ihrer Manieren und Horizonte erwiesen sie sich durchaus als formvollendete Sprösslinge jener Schicht von Purpurträgern, welche sich aus dem gesamten Imperium rekrutierte und somit einen gewissen kosmopolitischen Einschlag sich bewahrte.
    Dass ihnen auch noch sein Vater bekannt war, erstaunte ihn jedoch dennoch ein wenig.
    "Ihr kennt meinen Vater?"
    , rief er daher überrascht auf, um sodann umsichtig seine Replik zu formulieren:
    "Deplorablerweise ist er derzeitig nicht sonderlich wohlauf und hat sich kurz nach meiner Abreise hierher auf seine Güter nach Baiae zurückgezogen. Um seine Gesundheit war es nie sonderlich gut bestellt, doch nun raten ihm die Ärzte, sich der Seeluft auszusetzen. Doch wie mir scheint, genießt er die Ruhe abseits Roms durchaus und sein Leiden scheint sich nicht zu aggravieren."
    Diey zumindest hatte Manius Minor dem Brief Manius Maiors entnommen.
    "Womöglich wird er unserer Familie dort ein weiteres Weingut einrichten auf dem Land, welches der Princeps ihm zum Abschluss seines Consulats schenkte."
    , bezog er sich abschließend noch auf den Kommentar Marsus', welcher augenscheinlich eher allgemeiner Natur gewesen war und keine konkreten Indizien für die Fama des flavischen Weinkellers bot.


  • Sie zeigte kein Interesse an der Exkursion zu partizipieren, was den Jüngling ein wenig kalmierte, da ihre Präsenz wohl für sie die simpelste Chance gewesen wäre zu fliehen, da zweifelsohne die Stämme des Thing zahlreich genug waren, um sie aus den Klauen auch seiner imposanten Eskorte zu salvieren. Als sie sodann gar mit Duccia Silvana eine der Duccii als Beraterin offerierte, war dies geeignet das Misstrauen des Tribuns weiters zu zerstreuen, denn selbst wenn die Information, dass sie ebenfalls eine Seherin war ihn ein wenig ängstigte und er sie abgesehen von dem Gastmahl in seinem Hause auch keineswegs näher kannte, so war ihre Gens ihm doch als aufrechte Bürger des Imperiums erschienen, welche durchaus Vertrauen verdiente (zumal der Statthalter selbst ihr angehörte).


    Als final sie jedoch die Vertrauenswürdigkeit ihres Volkes betonte, fragte er sich doch, ob jene Seherin nicht doch imstande war, seine Gedanken zu lesen, was wiederum ein überaus irritierender Gedanke war, welcher seine Furcht vor der unbekannten Macht jener im Grunde Fremden aufs Neue entfachte. Oder überinterpretierte er ihre Mahnungen lediglich?
    "Ein guter Rat, Luna."
    , lobte er indessen ein wenig insekur.
    "Sind dir die führenden Männer deines Volkes näher bekannt? Besitzen sie spezifische Vorlieben oder Charakterzüge, welche mir von Vorteil sein könnten?"
    Womoglich klang dies nach eben jenem Intrigenspiel, welches Luna für ihr Volk soeben exkludiert hatte, doch mochten jene Informationen ja durchaus auch einem ehrlichen Diplomaten ohne Hintergedanken zum Nutzen gereichen.

  • Octavena erwiderte höflich die Begrüßung, als die Duccier ein wenig zu spät eintrafen, und lächelte. Sie war sich bewusst, dass sie neben ihrem Mann vermutlich ungewöhnlich römisch aussehen musste, schließlich hatte sie ihr bewusst römisches Auftreten nie abgelegt und das war auch heute Abend nicht anders. Als sie auf einer Kline platznahm, meinte sie einen Moment lang einen merkwürdigen Ausdruck auf Runas Gesicht zu bemerken, ließ aber schon im nächsten Augenblick ihren Blick über die Gäste gleiten. Offenbar waren die Duccier die einzigen mit weiblicher Begleitung. Schade eigentlich, das bedeutete auch, dass sie heute keine neuen Kontakte zu den Frauen von irgendwem knüpfen konnte. Damit tat sie es einfach Runa gleich und hörte schweigend den Gesprächen der Männer zu. Bei Witjons Bemerkung über die Jagd und die "Beruhigung seiner Familie" hob sie kurz die Brauen und ein kleines, skeptisches Lächeln flog über ihr Gesicht, das sie aber direkt in ihrem Becher verbarg und nicht weiter kommentierte. Sie hielt wenig von diesen Jagdausflügen, gerade weil im Winter, wie Witjon gesagt hatte, auch einmal ein Wolf ihren Weg kreuzen konnte und das eine Vorstellung war, bei der Octavena sich alles anderes als wohl fühlte.


    Beim Essen schweiften einen Moment Octavenas Gedanken ein wenig ab, was aber nicht bedeutete, dass ihr entgangen wäre, wie ihr Mann die Sklavin neugierig beäugte, die ihm das Handtuch reichte. Sie warf ihm einen flüchtigen strengen Blick zu, in erster Linie weil sie ihm signalisieren wollte, dass es ihr sehr wohl aufgefallen war und er etwas unauffälliger oder sie abgelenkt sein musste, damit ihr so etwas entging, und nicht weil wie so leicht eifersüchtig geworden wäre.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus Minor
    ...
    "Sind dir die führenden Männer deines Volkes näher bekannt? Besitzen sie spezifische Vorlieben oder Charakterzüge, welche mir von Vorteil sein könnten?"
    Womoglich klang dies nach eben jenem Intrigenspiel, welches Luna für ihr Volk soeben exkludiert hatte, doch mochten jene Informationen ja durchaus auch einem ehrlichen Diplomaten ohne Hintergedanken zum Nutzen gereichen.


    Luna nickte auf die Frage hin ob ihr die führenden Männer der Sippen bekannt wäre. „Ja das sind sie in der Tat und natürlich kenne ich ihre Eigenheiten. Es ist immer wichtig zu wissen, mit wem man redet und wie man mit dem Gegenüber umgehen sollte. Wenn du es wünscht, dann schreibe ich dir jene Informationen gern auf.“ Luna wusste nicht ob dem Flavier bekannt war, dass sie sehr wohl auch in der Sprache der Römer schreiben konnte. „Bis wann bräuchtest du diese Informationen?“ Wenn es dringend war, dann würde sie sich natürlich sofort an die Arbeit machen und es für den Flavier niederschreiben.

  • Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ....
    Er nahm das Handtuch von der Sklavin entgegen. Von der Seherin! Witjon nahm sich Zeit mit dem Abtrocknen und warf dabei einige möglichst beiläufige Blicke auf die junge Frau. Sie war schön anzusehen und betrug sich wie eine wohlerzogene Sklavin. Den Blick hielt sie stets gesenkt. Dennoch, Witjon schauderte bei dem Gedanken daran, dass diese Frau eine Seherin war. Was hatte sie hier zu suchen? Er gab das Handtuch zurück und sah schnell wieder zu ihrem Gastgeber hinüber, damit Octavena nicht argwöhnisch wurde. Zu schnell konnte es zu Streit kommen, wenn ein Mann eines anderen Sklavin begehrte. Er wollte keinesfalls die Eifersucht seines Weibes heraufbeschwören.


    Natürlich bemerkte Luna jene Blicke die auf ihr lagen. Sie konnte sie fast körperlich spüren. So hob sie irgendwann kurz ihren Blick und sah dem Duccier direkt in die Augen und hier konnte man wohl alles erblickte, aber nicht den den Blick einer unterwürfigen Sklavin. Lunas Augen waren wie eben jene der Frauen, die das alten Wissen in sich bargen. Ihr Blick war tief und rein. In ihren Augen lag Wissen und Leben. Aber auch Dunkelheit und Tod. Sie wirkten wach wie die eines jungen Mädchens - aber auch müde wie die einer uralten Frau.
    Ihr Blick lag nur einen Wimpernschlag lang in dem des Ducciers und doch konnte sie sein schaudern sehen, sein Unbehagen. Sie senkte ihre Blicke wieder und ging ihrer Tätigkeit nach. Alles wurden von ihr bedient nur Runa schlug es jedes mal aus, sich von ihr als Sklavin bedienen zu lassen. Luna schüttelte lächelnd den Kopf. Auch Runa würde irgendwann akzeptieren müssen, dass Idun nicht mehr Idun sondern Luna war.

  • Phelan nickte zustimmend bei den Ausführungen seines Vetters sowohl die Jagd bzw. den möglichen Zeitpunkt als auch die Flavier betreffend. Hierbei bemerkte er wieder einmal, dass Witjon viel geübter in derartigen Gesprächen war als er, was natürlich daran lag, dass die Politik in seiner Laufbahn einen viel größeren Schwerpunkt hatte. Der neu eingesetzte Flamen war hauptsächlich nur als Magistrat Mogontiacums politisch in Erscheinung getreten und beteiligte sich seitdem hauptsächlich als Decurio im Ordo an den politischen Belangen der Stadt. Seine Laufbahn war somit fast ausschließlich dem religiösen Bereich des Imperiums geschuldet - was allerdings auch sehr ausfüllend war, wenn man in einem lokalen oder provinzialen Collegium des Cultus Deorum und nicht in der urbs aeterna selbst tätig war.


    Dass Gracchus Minor überrascht auf Phelans Frage reagierte, verwunderte ihn nicht wirklich, war sein Vater doch als Flavier weit über die Grenzen der Provincia Italia hinaus bekannt. "Ob mein Vetter ebenfalls persönlich die Ehre hatte, deinem Vater zu begegnen, kann ich nicht sagen." erklärte er zunächst. Witjon war nie in Rom gewesen und er konnte sich nicht daran erinnern, dass Flavius Gracchus jemals in Mogontiacum gewesen war - zumindest war er es nicht, seitdem Witjon und Phelan bei den Duccii lebten. "Mir wurde die Ehre zu Teil, dass dein Vater als Pontifex des Collegium Pontificium persönlich den praktischen Teil meiner Prüfung als Sacerdos Publicus begleitete. Ich absolvierte meine Ausbildung zum Priester in Rom bei Manius Aurelius Orestes." führte er dann weiter aus, um zum Schluss mit einem leichten Lächeln anzufügen "... aber das war in meinen jüngeren Jahren." Es stimmt ihn irgendwie zufrieden, in Erinnerungen zu schwelgen. Damals bewohnter er zunächst alleine und später dann mit seinem Vetter Ragin, Marcus Duccius Rufus, und Silko - dem schwarzen Hünen und Ex-Custos Corporis der Duccii - die kleine und etwas bruchfällige Casa Duccia in Rom. Er hatte dabei die federführende Verantwortung und damals war er noch nicht einmal 20 Winter alt! Nun, er hatte diese Aufgabe gemeistert und saß jetzt hier als Flamen Divi Augusti zusammen mit seiner Familie als geladener Würdenträger der Stadt. Sein Vetter Witjon hatte da natürlich und absolut verdienter Weise mehr geleistet und erreicht als er, aber das war für ihn kein Grund, auf seinen Vetter neidisch zu sein, ebenso wenig wie auf seinen Vetter Alrik, den Statthalter und Legatus Legionis.


    "Übermittle deinem Vater doch bitte unsere besten Wünsche zur Genesung. Die ruhige Zeit abseits von Rom hat sich dein Vater nicht nur aus medizinischer Sicht verdient." dabei sprach er nicht nur für sich sondern auch stellvertretend für seine hier anwesenden und abwesenden Familienmitglieder. "Wo wir wieder bei der flavischen Weinauselese wären." merkte er schmunzelnd an und schlug den Bogen zu der Feststellung seines Vetters. Dass Gracchus Minors Vater es zum Consul gebracht hatte, honorierte Phelan verbal nicht weiter, hatte er diesen zuvor doch schon genug und anerkennend gelobt, zudem dieser Nachsatz an Witjon gerichtet war.

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