Turma II - Stuben der Equites

  • Gerne hätte Tisander sich mit der flachen Hand an die Stirn geschlagen, doch bei der Haltung die sie angenommen hatten, war das nicht möglich. Da war wohl bei mir der Wunsch der Vater des Gedanken gewesen.

    Ein Ruck ging durch seinen Körper, seine Haltung versteifte sich noch weiter. Ein Glück, dass ich nicht erröte wie ein Knabe, schoss ihm durch den Kopf. „Vexillarius Matinius Ocella, Tiro..äh Eques Tisander meldet, die wie befohlene Turma II Reinigung, beendet.“
    Na prächtig und noch ein Patzer, dachte er, aber an den neuen Rang muss man sich ja auch gewöhnen. Warum habe ich nicht einfach die Klappe gehalten und den kleinen das Reden überlassen. Die Götter stehen mir bei, so wie der Schreihals gerade dreinschaut kann ich mich wohl auf was gefast machen.

  • Ocella , der Fango favorisiert hatte blickte Tisander ab als ob dieser einen fahren gelassen hätte. Er sah Tisander an und meinte,

    Eques Iunianus,...Nuntio.

    Das fehlte noch, daß er sich hier auf der Nase herumtanzen lies.

    Eques Tisander,...du begleitest mich anschließend in die Stallung, dort kannst du deine Nuntio geben.

    Ocella wußte, daß der Kerl eher seine Klamotten als sein Pferd vernachlässigte. Also würde er auch über die Zustände im Stall bescheid wissen und konnte dort Rede und Antwort stehen.

    Sein Blick fiel wieder auf Fango, doch hatte er bereist gesehen was Sachstand war. Es war lediglich eine Formalie.

    Also?

  • Ocella hatte scheinbar einen guten Tag, denn Tisander bekam nur einen garstigen Blick. Fango vertrat sowieso die Auffassung, dass der Vexillarius trotz seines Mundwerks in Ordnung war, auch wenn alle sich einnässten, selbst wenn er nur an ihnen vorbei zur Latrine stapfte. Er hatte sie noch nie ungerecht behandelt.


    Als sie eine klare Anweisung bekamen, wer nun Nuntio machen sollte, flatterten Fangos Sorgen davon wie Nachtfalter beim ersten Sonnenstrahl. Befehle waren etwas Wunderbares. Sie stifteten Ordnung und induzierten Effizienz. Alles ging viel schneller mit klaren Regeln, Anweisungen, Verordnungen, Befehlen. Die Fehlerhäufigkeit wurde reduziert, Diskussionen gespart und am Ende gab es einen klaren Schuldigen - wenn auch meist am unteren Ende der Befehlskette.


    "Vexillarius Matinius Ocella, Eques Seius Iunianus Fango", verkündete er. "Die Stube und die Vorkammer wurden geputzt und aufgeräumt!"

  • Korrekte Meldung, dachte sich Ocella wohl und nickte sie ab. Na schön,...dann wollen wir mal sehen ob meine Vorstellung von Sauberkeit und Ordnung mit der eurigen deckt!

    Ocella trat seine Inspektion an, ließ sich von sauber gemachten Pritschen nicht beeindrucken, sah sich Essgeschirre ebenso wie die Spatha oder Lorica des einen oder anderen genauer an.

    Er fuhr mit der Hand über Schränke und prüfte den Staubgehalt unter Stühlen und Tischen.

    Natürlich fand er auf diese Weise das eine oder andere. Doch er beließ es bei Kopfschütteln und einen guturalem Knurren.

    Danach ließ er sich die Fingernägel einiger Equites zeigen, denn er hatte im Valetudinarium gehört, daß sich dort vielfach der Grund für Entzündungen an Wunden befanden.

    Er schickte die Hälfte der Equites zum Händewaschen nach draußen, dabei zeigte er ihnen seine gepflegten Fingernägel. So haben die Nägel auszusehen, kurz und weiß! Ab sofort wird das kontrolliert! Ab sofort wird auch die Sauberkeit der Körper gepflegt!

    Er sah in teils ungläubige, teils betroffene Gesichter. Doch er setzte noch eines drauf.

    Ab sofort wird zum Dienstbeginn gelaufen, um das Castellum herum, das sind etwa 10 Stadien,...und das ganze 5 Mal, danach Leibesübungen, Waschen und antreten zum gemeinsamen Frühstück! Nun wirkten alle bestürzt, doch Ocella grinste. Euch werde ich schon zu brauchbaren Equites machen...wenn wir nicht zu einer Patrouille eingeteilt sind werden wir neben den Leibesübungen auch Kampftechniken üben...solange bis ihr sie im Schlaf beherrscht, ihr werdet mit und ohne Pferd kämpfen, mit der Spatha, dem Bogen, den Wurfspeeren, der Lanze...ich werde aus euch die beste Kopie der Turma Prima machen die wir aufbringen können!

    Das ließ er sacken. Und nach einer Weile meinte er, Fragen dazu?

  • Fango beobachtete bang, wie der Vexillarius die Anwesenheit von Staub überprüfte - und scheinbar auch noch etwas fand. Er hatte es gewusst! Vor Stress röteten sich seine Wangen, als das Zimmer in jeder noch so winzigen Ecke untersucht wurde, hier Staub auftauchte und da. Fango fragte sich, wie das hatte geschehen können? Er hatte doch so aufgepasst!


    Und dann hatten einige hier auch noch dreckige Schaufeln anstelle von Fingernägeln. Am liebsten wäre er vor Scham im Boden versunken. Fango war von Kopf bis Fuß penibel durchgepflegt. Er fragte sich, ob Zisimos seine hüftlangen Filzhaare und den Bart hätte behalten dürfen, wäre er in die Turma Secunda gekommen. Falls dessen Decurio ihn zwang, alles abzuschneiden, würde Fango den Kameraden vermutlich nicht wiedererkennen.


    Als am Ende erklärt wurde, wie sie fortan ihren Tag beginnen sollten und Möglichkeit für Fragen kam, schaute Fango aufmerksam in die Runde. Er selbst hatte keine.

  • War klar, nie hatte tatsächlich jemand eine Frage. Ocella sah in die Runde und meinte, Ihr seid ein Sauhaufen, verlottert und heruntergekommen...aber ihr habt Potential. Er grinste wölfisch, was seiner Umgebung zumindest die Nackenhärchen aufstellte.

    Eques Tisander,...zu mir der Rest...weitermachen und Morgen,...

    Er hielt seinen Zeigefinger in die Luft;

    ...sind alle glatt rasiert und haben die Haare nicht länger als ich! Die Kerle rochen nicht nur wie die Moschusochsen, teilweise sahen sie auch so aus.

    Das Entsetzen in den Blicken der tatsächlich betroffenen sprach Bände, war ihm aber egal, wenn die ihren Haarkult pflegen wollten, dann konnten sie das nach Beendigung ihrer Dienstzeit bei der Ala machen,...wenn sie dann noch welche hatten oder lebten.

    Ocella winkte Tisander zu sich und verließ dann die Unterkunft in Richtung >> Stallungen.

  • Während der Vexillarius mit Tisander zu den Ställen ging, blickte Fango triumphierend in die Runde. "Ich habs euch ja gesagt!" Und entschwand dann flugs. Sein Zeug war ordentlich und sein Körper gepflegt, so blieb ihm Zeit, nach seinem Kumpel Zisimos zu schauen.


    Er fand ihn mit traurigem Blick vor seinem Contubernium auf einer Bank sitzen. Augenscheinlich mussten die langen Haare durch sämtliche Einheiten hinweg kollektiv entfernt werden und nicht nur in der Turma vom Matinius.


    "Oh, Zisis, es tut mir so leid", jammerte Fango bedrückt. "Wie lange hat es gedauert, sie so lang zu züchten? Egal, vergiss meine Frage!"


    Zisimos würde sie sowieso nicht ehrlich beantworten, weil sonst herauskommen würde, dass er schon zu alt für den Beitritt bei der Ala gewesen wäre, wenn er das richtig einschätzte. Fango nahm die fast einen Meter langen, tentakelartigen Filzsträhnen in die Hand und betrachtete sie unglücklich. Es war immer beruhigend gewesen, abends hinter Zisimos am Tisch zu sitzen und beim Plaudern mit der Filznadel in seinen Strähnen herumzustochern oder mit den Fingerspitzen Strohstückchen, Tannennadeln und Blätter heraus zu zupfen. Vermutlich hatte noch niemand mit dieser Frisur je so gepflegtes Haar gehabt wie Zisimos.

  • Eine Gruppe Schaulustiger hatte sich um den Stuhl versammelt, der im Freien stand. Die meisten blickten amüsiert drein, nur Fango war todunglücklich. Auf dem Stuhl saß Zisimos, neben ihm stand ein Barbier mit allem Zubehör. Zisimos reichte Fango nun aus dessen Werkzeugtasche ein Rasiermesser und nickte. Fango wusste die Ehre zu schätzen, doch am liebsten hätte er sich geweigert. Ein letzter Blick auf Zisimos unter seiner schweren, voluminösen Matte, dann hob Fango die erste Filzsträhne. Dicht über der Kopfhaut begann er langsam zu sägen, aufpassend, dass er Zisimos nicht schnitt.


    Geraume Zeit später lagen alle Filzsträhnen auf einem Stück Stoff. Das Ensemble erinnerte an die Ausbeute einer Schlangenjagd. Fango traute sich kaum, in Zisimos' Richtung zu schauen. Zum Glück versperrte nun der Barbier die Sicht. Am Bart hatte Fango nicht herumschnippeln dürfen. Nicht, dass er sich darum gerissen hätte. Auch hier trug Zisimos die Filztracht, wenn auch nicht ganz so lang. Trotzdem hingen die schweren Strähnen ihm bis auf die Brust.


    "Bitte nicht ganz abrasieren", flehte Fango. "Nur stutzen!" Er wollte keinen glattrasierten Zisimos sehen, der Bart gehörte dazu!


    "Jaaa, jaaa", brummte Zisimos, der auf Fangos nervöse Einmischungen mit schier übermenschlicher Gelassenheit zu reagieren pflegte.

  • Tisander kam zurück sah sich das Schauspiel Haare schneiden kurz an und rief in Fangos Gejammer hinein: "Magister, mitkommen und zwar, stante pede". Er fand es toll die Worte des Schreihalses zu übernehmen. Vielleicht sollte er sich den Namen für Ocella doch abgewöhnen, überlegte er.

  • "Das ist gut, dann muss ich mir das Trauerspiel nicht länger ansehen", sagte Fango unglücklich. "Tut mir leid, Zisis. Ich hätte das an deiner Seite durchgestanden, aber die Pflicht ruft."


    Fango begleitete Tisander, wohin auch immer der ihn mitzunehmen gedachte.


    "Jaaa, jaaa", brummte Zisimos.

  • So Magister Gewissenhaftigkeit, was hast du vergessen? Nämlich etwas wichtiges, ich würde sagen, dass wichtigste überhaupt in der Ala. Ich selber auch, muss ich zu meiner Schande gestehen.“

    Noch immer konnte Tisander es nicht fassen, dass ihm das passiert war.

    „Richtig, unsere Pferde, unser wichtigstes Rüstzeug. Komm wir holen sie und anschließend unseren Kram in unserem neuen Stall.“

  • "Ich habe meinen Schecken nicht vergessen, aber der arme Zisis brauchte mich", rechtfertigte Fango sich. Er wusste jedoch, dass Tisander recht hatte. Sie hätten zuerst ihre Pferde holen müssen, ehe sie sich solchen Dingen widmeten. Er betrachtete Tisander von der Seite, während sie in Richtung des alten Stalls gingen. "Ich glaube, deine Haare sind auch länger als die vom Vexillarius, kann das sein?"

  • Aber sicher doch du hast ihn nicht vergessen, nur ich Depp, dachte Tisander.

    "Verdammt, wenn das deine ganzen Sorgen sind, dann renn doch zum Vexillarius und verpfeif mich!

    Du solltest dich lieber um die Mähne und den Schweif deines Schecken kümmern. Zisis ist Erwachsen und kann für sich selber sorgen, dein Schecke nicht, der braucht deine Hilfe, unteranderem damit er im Einsatz für dich da ist."

    Gleich darauf dacht der Apulier, damit habe ich dem zarten Pflänzchen der Versöhnung wohl wieder einen Tritt versetzt. Er konnte aber nicht anders, wenn es um die Pferde ging, hörte alles andere beim ihm auf.

  • Eigentlich hatte er Tisander nicht verpfeifen, sondern ihm anbieten wollen, den Barbier in Anspruch zu nehmen, der gerade Zisimos´ Bart rodete, aber das verschwieg er jetzt. Sollte Tisander sich selbst um den Wischmopp kümmern, den er Kopf zu nennen pflegte.


    "Im Allgemeinen gilt meine erste Sorge den zweibeinigen Kameraden, völlig richtig. Alwin, Zisis, dir übrigens auch. Und ich glaube, einem Pferd ist es gleichgültig, ob seine Mähne und sein Schweif regelmäßig gekämmt werden oder nicht. Im Einsatz spielt das keine Rolle spielt, das ist eher was für das Auge des Menschen."


    So ging er neben Tisander her auf dem Weg zu den Ställen.

  • "Aber ihm tut es auch gut, denn Pferde mögen es genauso wie andere Tiere wenn sie gepflegt werden.

    Besonders bei uns ist es wichtig, dass sie spüren wie wir für sie da sind, denn dann können auch wir uns immer auf sie verlassen". Dies brummte Tisander vor sich her, ihm war es egal ob Fango es hören wollte oder nicht. Am Stall angekommen, klopfte er seinem Rappen den Hals, packte ihn an der Mähne und flüsterte ihm zu: "Komm mit mein Lieber in dein neues zu Hause, es wird dir dort gefallen". So marschierte er ohne Führleine mit ihm los, in seine neue Unterkunft.

  • Fango hörte durchaus zu, denn Tisander hatte eindeutig mehr Ahnung von Pferden. Er hatte ihn ja auch das Reiten gelehrt.


    "Weißt du, Tissi, viele Dinge, die du von den Pferden erzählst - die gelten am Ende auch für einen Menschen. Schau: Zisimos hatte eine struppige Mähne - also musste sie ab. Wenn man gestriegelt werden will, gönnt man sich nach dem Baden eine Ölmassage und lässt sich anschließend sanft mit der Strigilis sauber kratzen. Und nicht zuletzt wollen auch unsere Kameraden sich auf uns verlassen können, nicht nur unsere Pferde. Und weil Worte auch Lügen sein können, muss man das den Menschen durch seine Taten zeigen."


    Womit er es vielleicht manchmal übertrieb, zugegeben, das artete dann in Merkwürdigkeiten aus wie in einem frisch gebackenen Kuchen für den gefürchteten Vexillarius, weil der verletzt war und Fango ihn trösten wollte, aber im Allgemeinen war es doch besser so als andersherum, fand Fango.


    Dann musste er grinsen. "Betrachte mich einfach als zweibeiniges Pferd! Vielleicht verstehst du mich dann besser."


    Damit griff auch er seinem Schecken in die struppige Mähne, so wie Tisander das machte, und führte das brave Tier hinter seinem störrischen, doch im Grunde gutherzigen Kumpel her.


    RE: Turma II - Die Ställe >>

  • Ocella schritt durch die offene Türe des ersten Cubicullums und sah sich kurz um. Niemand da,…auch im zweiten Cubicullum niemand. Geräusche machten ihm jedoch klar, daß die Männer bei den Pferden waren.

    In der dritten Stube traf er zwei Equites an, Fango und Tisander.

    Na endlich,…dachte er sich.


    Der Kleine wollte wieder einmal vorpreschen, doch Tisander musste lernen auch außerhalb des Stalls und ohne Pferd sicherer zu werden. Während es beim kleinen Iunier eher umgekehrt war. Ocella wischte die Erstarrung der beiden mit einer Geste weg,


    Movemini… Eques Tisander? Nuntio!

  • Haltung und Gruß bezeugen, ging einer, inzwischen gelernten, geschmeidigen Bewegung über.
    „Salve Vexillarius Matinius Ocella, Eques Tisander meldet, alle Pferde sind im Stall untergebracht, versorgt, der Stall wurde gesäubert und es ist alles in vorschriftsmäßiger Ordnung. Alle aus diesem Contubernium

    haben mitgearbeitet.“

    Fieberhaft überlegte Tisander, ob er in der hoffentlich richtigen Meldung alles erwähnt hatte. Zum zigsten Mal fragte er sich warum er immer noch wie in seiner Anfangszeit bei den Meldungen, im Gegensatz zu dem Kleinen, so aufgeregt war. Auch machte er sich Sorge ob er nicht zu dick aufgetragen hatte mit dem
    Satz *es ist alles in vorschriftsmäßiger Ordnung.* Er atmete durch, gut, ich werde es dann sehen, eher noch hören.

  • Ocella nickte. Er beließ es dabei. So schaffte man Vertrauen, denn wenn die Meldung nicht der Wahrheit entsprach gab es drastische Methoden für eine Bestrafung.

    Gut,...wir werden morgen zu einer Patrouille aufbrechen, zusammen mit der Prima. Dafür werden zwei Contuberniae von uns abgestellt, eures und das von Duplicarius Andriscus.

    Er wandte sich an Fango.

    Sind alle Equites in einem vorzeigbarem Zustand?

    Solange der Caesar hier rumeierte wollte er kein Risiko eingehen.

  • "Nein, Vexillarius. Ein Kamerad hat sich geweigert, seine Haare auf die von dir vorgeschriebene Länge stutzen zu lassen. Obwohl ich es ihm extra sagte."


    Und der stand neben ihm mit seiner üblichen Fransenfrisur. Fango war kein Kameradenschwein, aber weil Tisander nicht aus Unwissenheit, sondern aus voller Absicht gegen die Anweisung verstoßen hatte, spürte Fango kein schlechtes Gewissen, das auch anzusprechen.


    Darüber hinaus fiel auf, dass beinahe(?) alle ein neues Armband um eines ihrer Handgelenke trugen, das aus den abgeschnittenen Filzsträhnen von Zisimos gewickelt worden war.

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