• Ausgerechnet zu den Equirria zog der Winter noch einmal in Rom ein. Das bedeutet zwar keinen Schneefall, denn Schnee gab es selten in Rom, aber es bedeutete verhältnismäßig ungewohnte Kälte in Kombination mit Wind. Der blanke Himmel ließ diese kühlen Temperaturen zu. Der Wind blies von Ost und er produzierte Dampffontänen bei den Pferden, die bereits am Rand des Marsfeldes warmgeführt wurden.
    Die Zuschauer trugen am heutigen Tag ihre Kleidung in mehreren Schichten. Nichts stoppte den Wind am Marsfeld. Er rauschte über die freie Fläche, griff alles auf, dessen er habhaft werden konnte und wirbelte es durch die Luft. Wahrscheinlich bedauerte niemand, dass für den Festtag des Mars nur ein einzelnes Rennen angesetzt war. Keiner würde sich dabei unterkühlen. Als heraustragend zu bewerten war die Teilnehmerzusammensetzung. Immerhin huldigte jede der in Rom ansässigen Factiones an diesem Tag, was eine seit Jahren nicht mehr dagewesene Leistung darstellte.


    Als der Consul eintraf, stellte er eine hervorragende Vorbereitung seitens seiner Helfer fest. Er nahm auf einem Podest Platz, das in seiner unmittelbaren Nähe auch Sitzmöglichkeiten für den Quaestor Consulum und Menecrates' Sekretär bereithielt. Die Kaiserfamilie, sollte sie erscheinen, fand ebenso Platz wie hochrangige Senatoren und unweit davon die Liktoren.
    Der Start des Rennens stand unmittelbar bevor, die Gespanne wurden bereits platziert.

  • Sim-Off:

    Nachdem nun die Ludi-Ergebnisse eingepflegt werden konnten, kann es hier weitergehen.


    Die hölzernen Zuschauertribünen füllten sich zusehends und rund um die Rennbahn standen Tausende Schaulustige. Sie alle erwarteten den Einzug der Götterbildnisse. Die Prozession begann vor Stunden am Haupttempel des Mars auf dem Forum Augustum, vorbei am Colloseum sowie dem Circus Maximus und jedes Mal, wenn sie an einem der verschiedenen Marstempel vorbeikamen, gesellten sich weitere kleinere Götterbildnisse dem großen Kultbild des Mars hinzu. Kurz vor Erreichen des Campus Martis kündeten Trompeten und Pauken den Einzug an. Während der Zug der Götterbildnisse durch die symbolische Porta Triumphalis in das Hippodrom einzog, nahmen diejenigen, die die Prozession begleitet hatten, ihre Plätze auf den Tribünen innerhalb des Hippodroms ein.


    Unter Beifall und Jubel umrundeten die Götterbilder - getragen von kräftigen Männern - das als Spina dienende massiv-hölzerne Gestell. Anschließend wurden sie dort abgestellt. Die Träger verließen die Bahn, während der Flamen Martialis zum Marsaltar schritt, um sich auf das Opfer vorzubereiten. Bereits jetzt und um das Opfertier nicht zu beunruhigen, gebot der Herold: "Favete linguis!"
    Der für die Opferung vorgesehene und geschmückte Stier wurde ebenfalls einmal um die Spina geführt, um am Ara Martis mittels Ketten an den im Boden eingelassenen Ringen befestigt zu werden.
    Der Flamen Martialis übernahm die rituelle Anrufung zu den Equirria, vollzog anschließend die Reinigung seiner selbst und danach des Opfertiers. Ein Opfergebet, vorgetragen durch den Pontifex, schloss die Vorbereitungen ab.
    Die nachfolgenden Abläufe zeigten, wie sehr Opferhelfer, Opferstecher und Flamen Martialis aufeinander eingespielt waren. Der Stier hauchte sein Leben aus und ein Sacerdos eröffnete den Bauch. Es folgte die Eingeweideschau.

  • Die Eingeweideschau ergab ein günstiges Ergebnis, dessen Verkündung nicht nur die Anspannung der Anwesenden löste, sondern auch das Rennfieber entfachte. Der Start des Wagenrennens stand unmittelbar bevor. Anders als im Cirsus Maximus konnten die Zuschauer die Gespanne sehen, denn anstelle der Boxen dienten Abspannungen als Ersatz. Gleichzeitig erlebten die Pferde den Trubel viel intensiver und ließen sich anstecken.


    Es wurde Zeit für die Eröffnungsrede und der Consul erhob sich von seinem Platz.
    "Werte Ehrengäste, werte Senatoren, Bürger Roms, all ihr Zugereiste!
    Willkommen zu den Equirria! Ich eröffne hiermit das Rennen zu Ehren Mars! Das beste Gespann möge siegreich sein!“
    Der Consul blieb stehen, denn ihm oblag noch das Geben des Startsignals. Zuvor verkündeten noch Herolde die Besetzung des Feldes für all jene, die die Anschläge nicht gelesen hatten.

    "Es starten:
    Sotion für die Factio Aurata
    Hamiris für die Factio Veneta
    Proteneas für die Factio Russata
    Menekles von Thiria für die Factio Purpurea
    Perikles für die Factio Albata
    Syennesis für die Factio Praesina."


    Der Consul hob die Hand mit dem Tuch. Einige Momente der Spannung vergingen, bevor er es fallenließ. Die provisorischen Absperrungen öffneten sich und die Gespanne stürzten mehr oder minder reibungslos heraus. Die Wettjagd um die beiden großen Obelisken herum an den beiden Enden der Sandbahn begann.
    Den besten Start von allen erwischte Sotion aus der Aurata. Der Fahrer konnte sich bei den Ludi Palatini nicht präsentieren und trat offensichtlich hoch motiviert an. Hamiris und Perikles starteten nebeneinander und keiner von beiden wollte dem anderen vor der Einfädelung den Vorrang lassen. Ein wenig isoliert und daher von hinten nicht gefährdet, aber auch am Vordermann nicht nahe dran, lag Menekles aus der Purpurea. Platz fünf und sechs schien lange heiß umkämpft, doch zum Ende der ersten Runde hatte Proteneas die Nase vorn.


    Die Reihenfolge nach Runde eins:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Perikles ALB
    4) Menekles von Thiria PUR
    5) Proteneas RUSS
    6) Syennesis PRAE

  • Als Hilfsmagistrat nahm der junge Flavius auch anlässlich der Equirria die Position zur Rechten des Consul ein, während dieser an jenem Tag den Wagenrennen präsidierte. Der Wind war in der Tat eisig und obschon Manius Minor ob seiner Wohlbeleibtheit eher der Hitze als der Kälte abhold war, so war auch ihm es bei jenen Temperaturen impossibel gewesen, lediglich mit Tunica und Toga zu erscheinen. Stattdessen hatte Patrokolos ihm am Morgen nicht allein in eng anliegende Bracae, sondern dazu ein mehrere Schichten von Tunica geholfen, um final seine Füße in gefütterte Calcei zu stecken, die eigentlich er während des germanischen Winters in Mogontiacum hatte erworben. Neben der zuäußerst drapierten Toga hatte er außerdem ein weißes Focale um seinen Hals gelegt und einen Pileus aus Filz aufgesetzt.


    Auch wenn lediglich ein Durchlauf sie erwartete, so fröstelte dem Jüngling bereits bei dem Gedanken daran, so lange auf seinem Platz unter offenem Himmel verharren zu müssen. Bei diesen Temperaturen jedoch auf einem Wagen zu stehen und neben dem eisigen Ostwind noch den Fahrtwind durch das windige Trikot der Aurigae spüren zu müssen, erschien ihm geradezu inhuman.


    Den heutig versammelten Rennställe schien all dies jedoch mäßig zu imponieren, denn selbst die aus dem Süden des Imperiums stammenden Aurigae präsentierten sich routiniert wie eh und je. Deplorablerweise würde Amasis nicht starten, doch Proteneas, der unbestrittene Held der Russata, war dem jungen Gracchen ein formidabler Ersatz, selbst wenn er (wie kürzlich Amasis) in eher mäßiger Position startete.

  • Nachdem der Kaiser schon bei den Ludi Palatini gefehlt hatte, hatte er sich zumindest für die Equirria Zeit genommen. Um dem Spielgeber nicht die Show zu stehlen, hatte er sich allerdings wie ein gewöhnlicher Senator gekleidet. Er saß zwar trotzdem auf seinem Ehrenplatz, aber übte sich sonst in Bescheidenheit.

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    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Manches Mal, wenn zwei Gespanne gleichzeitig den Obelisken umfuhren und eins den längeren Weg nehmen musste, schrien manche Zuschauer auf, weil es vorkam, dass die Fliehkräfte das Gefährt nahe der steinernen Schutzboller trieb. Allerdings passierte das nur unerfahrenen Lenkern oder solchen, die ein hohes Tempo für eine Kurve fuhren. Bei manchem zahlte sich das Risiko aus, bei anderen nicht. Perikles gehörte in Runde zwei zu den Verlierern. Er riskierte viel und verlor zwei Plätze, während einem anderen das Glück zur Seite stand. Proteneas erwischte einen schlechten Start, arbeitete sich aber mehr und mehr nach vorn. Er zog an Menekles vorbei und heftete sich Hamiris an die Fersen.


    Die Reihenfolge nach Runde zwei:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Proteneas RUSS
    4) Menekles von Thiria PUR
    5) Perikles ALB
    6) Syennesis PRAE

  • Geleo hatte für die Fans der Aurata aus eigener Tasche jede Menge Kleidungsstücke und Artikel fertigen lassen und vor dem Rennen verteilt. Nachdem sie ihre Factio bei den Ludi nicht erleben durften und zu Hauf ferngeblieben waren, sollten sie heute als leuchtender Fanblock von niemand übersehen werden. Die einen trugen goldene Tuniken, andere wenigstens gleichfarbige Halstücher als Schutz vor der Kälte. Wimpel und Tücher wurden hochgehalten und flatterten im Wind. Anfeuerungsrufe wechselten sich mit Jubelgesängen ab, denn der Fahrer der Aurata lag vorn!


    Ganz gleich, wo der Vicarius hinblickte, ob zu den Fans oder auf die Bahn, sein Herz jubelte.

  • Der Consul wunderte sich ein wenig, warum einzelne Factiones - zuletzt als recht lautstark aufgefallen - dieses Mal eher unscheinbar blieben. Natürlich konnte dies am aktuellen Platz des zugehörigen Fahrers liegen, obwohl ein guter Fan auch dann anfeuerte, wenn alle Hoffnung bereits am Boden lag. Möglicherweise fröstelte der eine oder andere Zuschauer und bekam deswegen keinen Laut heraus.
    Er blickte zu den Rängen, wo er die Unterstützer des grünen Rennstalls wusste. Von ihnen erhoffte er sich Stimmung, was er durch ein aufmunterndes Kopfnicken andeutete.
    "Flavius Minor, Faustus, welches des Gespann wird nach eurer Einschätzung als erstes durch das Ziel fahren?"


    Während er den Männern Zeit für Überlegungen einräumte, verfolgte er das Geschehen auf der Bahn. Perikles, der Verlierer der zweiten Runde, schien sich gefangen zu haben und machte Boden gut. Er attackierte Menekles, der sich lange zur Wehr setzte, doch kurz vor dem Ende der dritten Runde musste der den Weißen ziehen lassen.


    Die Reihenfolge nach Runde drei:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Proteneas RUSS
    4) Perikles ALB
    5) Menekles von Thiria PUR
    6) Syennesis PRAE

  • Der Fahrer seiner Factio legte einen fulminanten Start hin. Zufrieden sah Livianus zu seinem Vicarius Claudius Gallus, nachdem er seinen Blick über die jubelnden Aurata-Anhänger schweifen hatte lassen.


    "Ich gratuliere dir Claudius. Du hast der Aurata ein wunderbares Wiederaufleben ermöglicht. Ich hätte mir keinen besseren Vicarius an meiner Seite wünschen können.


    Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass Sotion dieses Tempo bis zum Ende des Rennens durchhält."



  • Die Wolkendecke riss auf und die Sonne versandt einzelne Strahlen zur Erde. Sie entschädigte für das, was an Spannung auf der Bahn fehlte. Diese Runde ereignete sich nichts außer dem halten des jeweiligen Platzes. Hamiris zeigte besonders wenig Anstrengung, fiel auch ein kleines Stück zurück, aber sein Vorsprung reichte aus, um den zweiten Platz zu halten. Auf den hinteren Rängen bemühten sich alle Fahrer, den Rückstand zur Spitze zu verkürzen. Menekles rückte sichtlich auf Perikles auf und Syennesis versuchte, das Tempo mitzuhalten. Vielleicht brachte die nächste Runde mehr Spannung in den Lauf.


    Die Reihenfolge nach Runde vier:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Proteneas RUSS
    4) Perikles ALB
    5) Menekles von Thiria PUR
    6) Syennesis PRAE


  • Die Fans der Veneta brauchten bei den heutigen Temparaturen ein wenig mehr Zeit als sonst, um in die Gänge zu kommen. Während der ersten Runde sangen sie sich langsam warm und steigerten sich bis Runde vier unweigerlich. Die Anhänger der Blauen sahen heute wieder einmal einen starken Hamiris, der sich gleich zu Beginn des Rennens einen guten zweiten Platz eroberte und ihn bis in die vierte Runde auch halten konnte. Aber, ach du Schreck, ausgerechnet ein gelber Fahrer führte das Feld an! Die Fans der Veneta waren einerseits froh über die Rückkehr der Aurata ins Renngeschehen, denn eine Fanfeindschaft konnte man nicht pflegen, wenn der Gegner nicht öffentlich auftrat. Andererseits stiegen die Gelben gleich mal auf dem ersten Platz ins Renngeschehen ein. Das musste sich natürlich noch ändern.


    "Ham - Ham - Hamiris! Ham - Ham - Hamiris!"


    "Auf geht's Veneta, kämpfen und siegen!"


    Caius hatte es sich derweil auf den Plätzen für die Höhergestellten der römischen Gesellschaft bequem gemacht, soweit das bei dem frischen Wetter möglich war. Freilich war er aus seiner Heimat noch viel schlimmere Temparaturen gewöhnt. Insofern machte er einen deutlich entspannteren Eindruck als so manch anderer fröstelnder Römer an diesem Tage. Wesentlich verhaltener als seine Factiokollegen auf den Rängen des einfachen Volkes applaudierte er bei jeder Vorbeifahrt des Hamiris.



  • Nach der weitgehend langweiligen vierten Runde folgte ein nennenswerter Anzug des weißen Fahrers. Perikles zog das Tempo derart hoch, dass keiner der anderen mithalten konnte. Es stellte sich die Frage, wer seine Plätze trotz des Angriffs halten konnte und wer sich geschlagen geben musste. Proteneas, der Fahrer aus der Russata, musste bereits auf der ersten Strecke der Runde fünf seinen Rang aufgeben. Es entspannte sich daraufhin ein Zweikampf zwischen dem angreifenden Perikles und dem verteidigenden Hamiris um den zweiten Platz. Beide Fahrer trieben ihre Pferde zu Höchstleistungen an, was zwei Runden vor dem Ziel das Risiko der Kraftverschwendung barg. Der Glückliche am Ende fuhr in weißer Farbe. Blau rutschte ab. Der Vorsprung des führenden Sotion aus der Aurata reichte aus, um seinen Platz halten zu können und auf den hinteren Plätzen passierte nichts.


    Die Reihenfolge nach Runde fünf:
    1) Sotion AURA
    2) Perikles ALB
    3) Hamiris VEN
    4) Proteneas RUSS
    5) Menekles von Thiria PUR
    6) Syennesis PRAE

  • Trotz des letzten Platzes ihres Fahrers feierten die grünen Fans. Das mochte daran liegen, dass es jahrelang gar keine Beteiligung ihres Rennstalls bei öffentlichen Ereignissen gab und weil sie außerdem wussten, dass jeder ihrer Fahrer ein Nachwuchstalent war. Keiner erwartete Wunder. Ein vorletzter Platz wäre bereits ein Sieg.


    Marsyas stand mit den anderen Fahrern am Rand des Marsfeldes und sah aus der Entfernung zu. Die besseren Plätze waren der Bevölkerung vorbehalten.


  • Die Sonnenstrahlen erwärmten die Luft und ermutigten einige Vögel, mit vorfrühlingshaftem Gezwitscher zu beginnen. Im nahen Umfeld des Marsfeldes hörte man sie nicht, die Zuschauer überstimmten sie. Der Kampf um Platz zwei und drei ging in eine neue Runde. Der führende Sotion schien ungefährdet, weil Hamiris und Perikles sich vollständig auf den Zweikampf konzentrierten. Die Ablenkung nutzte der Vierte im Feld aus, aber Proteneas vermochte es nicht, an den Streithähnen vorbeizukommen. Wie es schien, lagen sowohl die Erfahrung der Fahrer als auch die Kondition der Pferde im Gleichgewicht, weswegen sich das Ringen über die gesamte Runde hinzog. Zumindest eingangs der letzten Runde lag das Gespann des Blauen eine Nasenspitze vorn.


    Die Reihenfolge nach Runde sechs:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Perikles ALB
    4) Proteneas RUSS
    5) Menekles von Thiria PUR
    6) Syennesis PRAE

  • Zitat

    Original von Herius Claudius Menecrates
    Der Consul wunderte sich ein wenig, warum einzelne Factiones - zuletzt als recht lautstark aufgefallen - dieses Mal eher unscheinbar blieben. Natürlich konnte dies am aktuellen Platz des zugehörigen Fahrers liegen, obwohl ein guter Fan auch dann anfeuerte, wenn alle Hoffnung bereits am Boden lag. Möglicherweise fröstelte der eine oder andere Zuschauer und bekam deswegen keinen Laut heraus.
    Er blickte zu den Rängen, wo er die Unterstützer des grünen Rennstalls wusste. Von ihnen erhoffte er sich Stimmung, was er durch ein aufmunterndes Kopfnicken andeutete.
    "Flavius Minor, Faustus, welches des Gespann wird nach eurer Einschätzung als erstes durch das Ziel fahren?"


    Dass man bisweilen das Suffix seines Cognomen auch seinem Gentilnomen hinzufügte, befremdete den jungen Flavius bisweilen, da doch dies auch keiner bei seinem Vetter Scato unternahm, obwohl dieser ebenfalls jünger war als sein Vater. Insofern stellte es doch eine gewisse Bürde dar, der Sohn seines Vaters zu sein und somit beständig in dessen Schatten zu stehen.


    Selbstredend wagte er indessen nicht, jenes Missfallen gegenüber einem Consul kundzutun, sodass er freundlich erwiderte:
    "Ich vermag dies nicht recht zu sagen. Wie du weißt, bin ich eher ein Amateur, was den Rennsport betrifft. Indessen scheint mir Hamiris recht große Reputation zu genießen, weshalb ich für ihn votieren würde."
    Selbstredend wünschte er sich, dass Proteneas wider sein Erwarten größere Leistungen würde vollbringen, doch nach seinem mäßigen Erfolg bei den Ludi Palatini hatte er sein Vertrauen ein wenig verspielt.


    Deplorablerweise erfüllte sich die antizipierte Entwicklung für den Jüngling im Laufe der nächsten Runde nur mäßig, denn weder vermochte Proteneas seinen Rang verbessern, noch setzte sich Hamiris an die Spitze, sondern verharrte an seiner Stelle, obschon er beständig seine Bahnen zog.

  • Als der Fahrer der Aurata auch in Runde 6 noch in Fürhung lag, hielt es sowohl den Consular als auch die Anhänger der Factio nicht mehr auf den Sitzplätzen. Sofort brannten großer Jubel und Anfeuerungsrufe für den Aurata-Fahrer auf.


    "SO-TI-ON! SO-TI-ON! SO-TI-ON! SO-TI-ON!"


    Gefolgt von einem beliebten Schmachgesang der Aurata-Anhänger für ihre ewigen Erzfeinde, die momentan mit ihrem Fahrer dicht dahinter den zweiten Platz belegten. Für diesen hatten sie natürlich nur Spott und Hohn über, auch mit dem Hintergedanken ihn dadurch zu verunsichern, und ließen lautstark ihre Gesänge durch die Sitzreihen schallen.


    ""Zieht der Veneta das Seidenhöschen aus,
    Seidenhöschen aus, Seidenhöschen aus!
    Zieht der Veneta das Seidenhöschen aus,
    Seidenhöschen aus, Seidenhöschen aus!"




  • Das Feld sprengte in die letzte und entscheidende Runde des Wettkampfes. Bereits auf der Hinstrecke mobilisierten alle Fahrer noch einmal die letzten Kräfte ihrer Pferde. Zunehmend sah es so aus, als wollte jeder einzelne vor allem seinen Platz halten als noch einmal angreifen mit dem Risiko, das Wagnis mit einem Abrutschen zu bezahlen. Aber auf der Rückstrecke konnte sich noch alles ändern und dementsprechend gespannt verfolgten die Zuschauer den Antritt der Gespanne nach dem Umrunden des Obelisken. Die Strecke bis zur Ziellinie lag allen vor Augen, als der Venetafahrer noch einmal alles nach vorne warf. Er rückte an den führenden Sotion heran und beide Gespanne flogen förmlich dem Ziel entgegen. Der Schlussspurt des Blauen reichte der kurzen Strecke geschuldet nicht aus, noch etwas an der Reihenfolge zu ändern.


    Ein Herold verkündete unmittelbar nach dem Einlauf den Sieger:
    "Sieger der diesjährigen Equirria ist: Sotion aus der Factio Aurata. Der Consul gratuliert dem glücklichem Gewinner!"


    Die Glückwünsche überbrachte Menecrates dann noch einmal persönlich. Außerdem überreichte er die Siegprämie.


    Reihenfolge nach Runde sieben - der Endstand:
    1) Sotion AURA
    2) Hamiris VEN
    3) Perikles ALB
    4) Proteneas RUSS
    5) Menekles von Thiria PUR
    6) Syennesis PRAE

  • "Ja, ja, jaaaa!" schrie Livianus voller Freude und reichte seinem Vicarius gratulierend die Hand.


    "Wir haben es geschafft Gallus! Was für ein fulminante Rückkehr der Aurata. Damit hat sicher keiner unserer Gegner gerechnet. Sotion ist der Größte! Für diesen Sieg werde ich ihm jeden Wunsch erfüllen. Einfach fantastisch!"

  • Galeo ließ sich vom Jubel mitreißen und stimmte mit ein. Einen Moment verspätet, aber zum Glück noch früh genug, bemerkte er die gereichte Hand des Dominus. Er ergriff und drückte sie.


    "Grandios! Einfach grandios! Sotion ist noch besser als ich erwartet habe. Ich habe gleich bemerkt, was wir da für ein Talent im Rennstall haben." Er schüttelte noch einmal die Hand, bevor er sie losließ. "Mit einem Sieg habe ich heute trotzdem nicht gerechnet. Dabei bin ich kein Pessimist, sondern nur Realist." Immerhin musste er auch erst die Fahrer erleben, denn allein auf der Grundlage von Zahlen und Fakten konnte er sich kein vollständiges Bild machen.


    "Übrigens, ich bin ja schon länger an einem weiteren Trainingsrennen dran, aber die Bahnreservierung hat nicht auf Anhieb geklappt. Ich werde gleich morgen noch einmal nachhaken."

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