[Luperci] Casa Lupae

  • Eine Wolke schien ihren Schatten auf Scatos Gesicht zu werfen, seine Miene wurde immer düsterer. Verax bohrte offenbar nicht nur gern in Frauen, sondern auch gern in Wunden herum. Aber da hatte ihn Caesoninus ja schon vorgewarnt, dass mit diesem Kerl nicht gut Kirschen essen war.


    "Ich bin Zivilist, mich kennt keine Sau, auf den Rippen hab ich auch nichts und ich bin noch ganz und gar jungfräulich."


    So! Jetzt war es raus! Alles auf einmal, wie einen schmerzenden Schiefer brutal herauszureißen, anstatt ewig lange daran herumzufummeln. Würde er lügen, würde das ohnehin früher oder später jeder mitbekommen.


    "Aber", Scato hob den Finger, "diese vermeintlichen Makel sind nur Zeichen meiner Jugend. Ich bin ein Jungwolf auf der ersten Pirsch, ein Böcklein, das seine ersten Geweihspitzen erprobt! Ich gedenke mich bei den Cohortes Urbanae zu bewerben, dann werde ich all die erforderlichen Tugenden bald erlernen. Die Voraussetzungen sind blendend, ich bin kerngesund, gutaussehend und hochmotiviert!" Er versuchte sich an einem gewinnenden Lächeln, was in Anbetracht seiner Nervosität etwas schief wirkte. "Gib mir eine Chance, Verax! Rauswerfen kannst du mich notfalls immer noch, wenn ich es vermassle, hochkant und mit Arschtritt. Und dann soll niemand sagen, es wäre nicht verdient."

  • Lurco war gerade in das Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus vertieft, als der Magister höchstpersönlich sich zu ihnen gesellte. Lurco erhob sich zum Gruße.


    "Salve Gnaeus Nasidius Verax, es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco und ich möchte Eurem Kult beitreten. Wie ich bereits gerade im Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus erwähnte, entspringt mein Wunsch nicht nur der Religion und Tradition, sondern auch der Kameradschaft.


    Kurzum, ein Kamerad hat in den höchsten Tönen von Eurem Kult gesprochen und mich überzeugt, mich Euch ebenfalls anzuschließen. Aus diesem Grund bin ich hier. Mein Kamerad heißtSisenna Iunius Scato, er brachte mir Euren Kult näher, so nah dass ich ihm zu Euch gefolgt bin. Von daher würde es mich sehr freuen, wenn Ihr mich in Euren Kult aufnehmen würdet", erklärte Lurco respektvoll.



  • Gnaeus Nasidius Verax


    Scato hatte das falscheste gesagt, das nur möglich gewesen war.
    Mit zweifelndem Blick betrachtete ihn Verax. Gedanklich spukte ihm immer wieder durchgefallen, sowas von durchgefallen im Kopf herum. Er hatte ja klipp und klar gesagt welcher Schlag Mann bei den Luperci gefragt war und Scato hatte sich hochkant selbst aus dem Spiel manövriert. Bei ihm schien nicht einmal eine Aufnahmeprüfung Sinn zu ergeben, so wie früher bei dem Iulier.


    Der einzige Grund, wieso Verax aber noch nichts gesagt hatte war, dass ihm ein Mann gestern dauerhaft ausgefallen war und die Lupercalia standen kurz bevor. Das Hauptereignis des Kultvereins im Jahreskreis! Scato mochte seine Bewerbung vorerst nur gerettet haben, weil er eine beabsichtigte Bewerbung bei den Urbanern erwähnt hatte, die verlangten auch Drill, das gab dem Iunier eine minimale Chance.
    Verax hob das Kinn und sein nachdenklicher Blick ruhte weiterhin auf dem „Bewerber“. So sehr sich in ihm alles dagegen sträubte, an den Lupercalia sollten sie schon vollzählig laufen und der Platz des einen ersetzt werden.
    Die Würfel waren gefallen.
    Verax mahlte mit dem Kiefer und knurrte: „Nun gut, für das kommende Lupercaliafest darfst du als Lupercus teilnehmen, aber nur dieses eine Mal! Die Gründe für diese Großzügigkeit sind meine Sache und danach ist deine Mitgliedschaft wieder annulliert, es sei denn(!) du beweist mir deine Männlichkeit und dass du auch in Zukunft es wert bist dich Lupercus nennen zu dürfen! So erwarte ich von dir, dass diese Bewerbung bei den Cohortes Urbanae auch ja nicht gelogen war und du als Probatus genommen wirst und die Grundausbildung durchstehst, andernfalls kannst du gleich wieder nach dem 15. Februarius deine Sachen packen und verschwinden. Also dann, das sind meine Bedingungen.


    HIERMIT ERNENNE ICH
    SISENNA IUNIUS SCATO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III ID FEB DCCCLXX A.U.C. (11.2.2020/117 n.Chr.).


    ZUM
    SODALIS der LUPERCI


    Gnaeus Nasidius Verax
    MAGISTER LUPERCORUM

  • Zitat

    Original von Manius Purgitius Lurco
    Lurco war gerade in das Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus vertieft, als der Magister höchstpersönlich sich zu ihnen gesellte. Lurco erhob sich zum Gruße.


    "Salve Gnaeus Nasidius Verax, es freut mich Deine Bekanntschaft zu machen. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco und ich möchte Eurem Kult beitreten. Wie ich bereits gerade im Gespräch mit Gaius Iulius Caesoninus erwähnte, entspringt mein Wunsch nicht nur der Religion und Tradition, sondern auch der Kameradschaft.


    Kurzum, ein Kamerad hat in den höchsten Tönen von Eurem Kult gesprochen und mich überzeugt, mich Euch ebenfalls anzuschließen. Aus diesem Grund bin ich hier. Mein Kamerad heißtSisenna Iunius Scato, er brachte mir Euren Kult näher, so nah dass ich ihm zu Euch gefolgt bin. Von daher würde es mich sehr freuen, wenn Ihr mich in Euren Kult aufnehmen würdet", erklärte Lurco respektvoll.



    Gnaeus Nasidius Verax


    Natürlich mochte es interessant sein zu erfahren, was Lurco zu sagen hatte, aber Verax hatte ihm nur halb zugehört. Viel mehr hatte ihn der Name des Kerls interessiert. Manius Purgitius Lurco, das hieß dass er aus der Gens Purgitia stammt und mit Senator Spurius Purgitius Macer verwandt war. Verax bewunderte diesen Mann als weithin bekannten Politiker und erfahrenen Offizier. Die Purgitier waren wohl allgemein talentiert, was die Armee und die Kriegskunst anging, zusätzlich sah der Junge auch nicht unsportlich aus. Brauchbar und das umso mehr, wenn er so einen bedeutenden Gensnamen trug! Der würde das Prestige der Luperci bestimmt nochmal etwas weiter anheben.
    Sehr schön, dann will ich mit Freuden sagen Willkommen bei den Luperci, Manius Purgitius Lurco! Wir haben gerade mit ein paar anderen Mitgliedern eine Vorbesprechung zu den unmittelbar bevorstehenden Lupercalia, du kannst gleich mit nach nebenan kommen und mithören.


    HIERMIT ERNENNE ICH
    MANIUS PURGITIUS LURCO


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM III ID FEB DCCCLXX A.U.C. (11.2.2020/117 n.Chr.).


    ZUM
    SODALIS der LUPERCI


    Gnaeus Nasidius Verax
    MAGISTER LUPERCORUM


    Mit diesen Worten ruckte er mit dem Kopf in Richtung Nebenraum und sah dabei Iulius Caesoninus an, damit der es sich im Atrium nicht zu gemütlich machte, sondern auch wieder zurückkam, ehe der Magister am Absatz kehrt machte und sich wieder zu den anderen begab. Dabei kam ihm der Gedanke, dass er jetzt den anderen Neuen eigentlich ja gar nicht mehr brauchte, wo doch Purgitius Lurco den einen ausgefallenen Mann beim Fest in ein paar Tagen ersetzen konnte. Doch andererseits hatte er ja schon sein Wort gegeben, dass der andere (wie hieß er noch gleich?) als Lupercus teilnehmen durfte, tja aber da hatte er ja auch noch nichts von dieser neuen Bewerbung hier gewusst. Es kam nun einmal so, wie es kam.

  • Lurco freute sich, dass seine Aufnahme so problemlos von statten ging. Vermutlich hatte Scatos Name ihm den Weg geebnet. Eine Empfehlung mit Freude war immer etwas wert. Er hoffte das bevorstehende Lupercalia gemeinsam mit Scato zu feiern.


    "Vielen Dank für die freundliche Aufnahme Gnaeus Nasidius Verax und Dir danke ich ebenfalls für Deine Mühe Iulius Caesoninus. Ich folge Euch gerne und höre mir an, was Ihr zu verkünden habt", antwortete Lurco.


    Die Vorbesprechung zu dem Fest wollte Lurco sich nicht entgehen lassen, zudem war er stolz auf seine Aufnahme und Ernennung zum Sodalis der Luperci. Er wartete gebührlich ab, bis der Magister an ihm vorbei und zurück in den Nebenraum geschritten war, erst dann folgte er seinem neuen Kultoberhaupt und gesellte sich ebenfalls dazu.


    Lurco betrat ebenfalls den Raum und machte es sich am Rande gemütlich, so dass er alles hören konnte, aber niemanden der alt eingesessenen Mitglieder störte.


    "Salve", grüßte er freundlich in die Runde.


    Nach der Besprechung gab es sich noch genügend Möglichkeiten, sich den einzelnen Mitgliedern auch persönlich vorzustellen. Lurco wartete gespannt ab, was zum Fest genau geplant wurde und welche Aufgabe er übernehmen durfte als Neuling.

  • Über alle Maßen erfreut nahm Scato die Urkunde entgegen. Er betrachtete sie glücklich. "Das bedeutet mir wirklich viel. Danke, Verax! Du wirst nicht enttäuscht sein", versprach er. "Und wie geht es jetzt weiter?" Scato konnte es kaum erwarten, loszulegen!

  • Es waren genau 51 Tage nach den letzten Luperkalien vergangen, als da ein Rundschreiben aus der Casa Lupae an alle Kollegienmitglieder ausgesandt worden war.
    Sie sollten sich baldmöglichst zum genannten Termin im Haus der Wölfin einfinden zwecks der Klärung einer wichtigen Angelegenheit. Was diese wohl sein mochte?


    Stirnrunzelnd hatte Caesoninus diese Nachricht zuhause gelesen. Im letzten Jahr hatte es zwar auch hin und wieder kleinere Aktivitäten der Luperci gegeben, abgesehen vom Hauptfest im Februarius, doch so eine formelle Nachricht war doch noch nie dafür notwendig gewesen. Aber mal sehen...
    So fand sich also Caesoninus an besagtem Tage am Sitz des Kollegiums ein und anscheinend wussten die anderen anwesenden auch nicht mehr wie er, wieso sie herbestellt worden waren. Die die bereits da waren saßen schon im Kreis im Nebenraum nach dem Eingang beisammen. Caesoninus nahm seinen gewohnten Platz ein und wartete zusammen mit den anderen auf die restlichen Luperci und dass der Magister baldmöglichst erscheinen und sie über den Zweck dieses Treffens aufklären mochte.

  • Auch Scato fand sich ein. Er grüßte in die Runde und ließ sich neben Caesoninus nieder, mit dem er vor einiger Zeit begonnen hatte, sich anzufreunden, ehe Verax ihr Gespräch mit der ihm eigenen uncharmanten Art gestört hatte. Seine andere Seite war für Lurco reserviert.


    "Salve, na wie geht`s?", erkundigte er sich. "Hast du dich von den Lupercalia erholt? Wir waren danach noch im Magnum Momentum. Wenn du dich beeilt hättest, hättest du mitkommen können."


    Er dachte einen Moment an Velia. Nach einigen Startschwierigkeiten hatte ihm die Lupa so viel Freude geschenkt, wie es mit einem sturzbetrunkenen, jungfräulichen Kunden, der überhaupt nicht wusste, was er wollte, nur möglich gewesen war. Er hatte manchmal daran zurückgedacht und zwischenzeitlich auch von anderen Freuden gekostet, nur um immer noch nicht zu wissen, was er wollte. Leider gehörte er zu denen, die alles zerdenken mussten, Für und Wider abwägten und letztlich zu keiner Entscheidung kamen, wenn niemand sie für ihn fällte. Er putzte den Platz für Lurco mit der Hand sauber, obwohl da gar kein Dreck war.


    "Warum sind wir überhaupt hier, hast du eine Ahnung?" Insgeheim hoffte er auf einen Geburtstag oder eine Hochzeit, damit sie alle gemeinsam zum Essen und Trinken eingeladen wurden.

  • Einer der Neuen, die Caesoninus zuletzt bei ihrer Aufnahme sogar persönlich begrüßt hatte, setzte sich neben ihn, der Iunier Scato. Seiner Miene nach zu urteilen wusste dieser genausowenig wie er selbst.


    Freundlich lächelte er ihn an und antwortete: "Ja mir geht es gut, danke, meinem Bluterguss geht es schon wieder sehr viel besser dank der heilsamen Pflege unserer alten Coqua und der fürsorglichen Krankenpflege meiner Bettgespielin", zwinkerte er ihm zu mit der Anspieleung darauf, dass die letzte Person sich ganz und gar nicht um sein medizinisches Wohlbefinden gekümmert hatte.


    "Das Magnum Momentum, was? Da seid ihr ja zu ordentlich Geld gekommen, wenn ihr euch gerade diesen Luxusschuppen geleistet habt", lachte Caesoninus "ich bin da eher weniger ein Freund davon. Wenn es schon mal ein Lupanar sein soll, dann bevorzuge ich die billigen Spelunken in der Subura, wo die Mädels noch Feuer und Charackter und ordentlich Kurven haben und sich für keinen Blödsinn zu schade sind im Gegensatz zu diesen überteuerten Edelhuren, denen Griechisch schon zu viel ist." womit er nicht auf die Sprache, sondern die Praktik anspielte.


    Ein kurzer Kontrollblick in die Runde hatte immer noch keine Neuerung der Ereignisse gebracht, während Scato ihn auch jetzt darauf ansprach. Caesoninus schüttelte den Kopf. "Nein das weiß ich auch nicht, das ist alles sehr geheimnisvoll. Titus hat vorhin gemeint er sei beim Kommen vorher am Lupercal vorbeigekommen und habe dabei eine Gestalt wie Verax hineingehen sehen. Vielleicht war er es wirklich, oder Titus hat wieder mal einen über den Durst getrunken, keine Ahnung."

  • Lurco fragte sich noch, wohin Scato an diesem Tag unterwegs war, als es ihm schlagartig dämmerte. Das Rundschreiben der Luperci! Lurco schmiss sich förmlich in seine Tunika, sprang in die Sandalen und machte sich schnellstmöglich auf den Weg.


    Einige Zeit nach Scato erreichte er ebenfalls die einberufene Versammlung. Etwas außer Atem und sich die Haare mit den Fingern glatt kämmend trat er zu den anderen.


    "Salve", grüßte er freundlich in die Runde und nahm neben Caesoninus und Scato Platz.


    "Entschuldigt, ich hatte den Termin fast verschwitzt, zum Glück bin ich noch rechtzeitig gekommen. Habe ich irgendetwas verpasst?", fragte er freundlich.


    Er freute sich wieder in den Hallen der Wölfin zu sein.

  • Scato klopfte emsig, damit Lurco sich auch wirklich neben ihn setzte und nicht woanders hin. "Na, ausgeschlafen? Verpasst hast du nichts als meine wertvolle Gegenwart. Caesoninus und ich fachsimpeln gerade über Lupanare."


    Er wandte sich dem blonden Burschen wieder zu. "Also ich konnte mich weder über die Preise noch über die Leistung im Magnum Momentum beschweren. Ich war da zufrieden, du bist vielleicht einfach an eine schlechte Lupa geraten. In der Subura sind die Räume immer so klein und stickig, das versaut alles und die toten Kinder in der Latrine sind auch nicht so dolle. Im Magnum Momentum nutzen sie vermutlich Gift, um nicht schwanger zu werden, zumindest ist mir da keine Schwangere aufgefallen, was ich von anderen Lupanaren nicht behaupten kann."


    In der Gegenwart von Caesoninus fachsimpelte Scato wieder, als wäre er ein erfahrener alter Hase. Tatsächlich waren schwangere und hochschwangere Huren, die sich an den Eingängen der Lupanare herumdrückten, vollkommen normal, genau wie die Kinderleichen im Abort. Es war eine traurige Realität, dass die Früchte der Tatkraft auf diese Weise entsorgt wurden. Ein Mädchen hatte manchmal noch Glück, großgezogen zu werden, um die Kunden irgendwann an der Stelle der alternden Mutter zu versorgen, aber kleine Jungs waren totgeweiht.


    "Welcher Titus?", wollte Scato wissen, um sich von dem traurigen Gedanken abzulenken. Er kannte noch nicht die Namen aller Luperci und vermutete einen Kollegen.

  • Lurco setzte sich neben seinen Kumpel und nickte knapp.


    "Ja alles in Ordnung, ich hatte nur ganz die Zeit vergessen. Aber ich habe es ja noch rechtzeitig geschafft. So? Was gibt es denn über Lupanare zu fachsimpeln? Vor und Nachteile, oder generell wo es das beste Angebot gibt. Da ist das Angebot ja weiter gefächert, als nur die Lupanare. Du kannst ebenso in eine Taberna gehen oder in bestimmte Gassen, wenn es Dich zu sehr drückt und Du nur schnell was loswerden willst, einschließlich was Kleingeld", schmunzelte Lurco.


    "Im Magnum Momentum war alles eine Spur nobler. Ob sie Gift verwenden um eine Schwangerschaft zu verhindern? Wer weiß? Vielleicht auch irgendwelche Kräuter oder andere Medizin, wovon wir keine Ahnung haben. Oder die Schwangeren waren nicht zu sehen, da sie für gewisse Kunden mit speziellem Geschmack vorbehalten waren. Es gibt ja bekanntlich nichts, was es nicht gibt. Und wer es mag, wird auch das ordern.


    "Keiner eine Ahnung worum es heute geht? Vielleicht steht ein weiteres Fest an oder eine besondere Aufgabe im Namen des Ordens. Nur zum Plaudern werden wir nicht eingeladen worden sein. Falls doch, auch gut", sagte Lurco.


  • Gnaeus Nasidius Verax


    Das Geräusch einer sich öffnenden und wieder zuknallenden Tür ließ alle im Raum summenden Gespräche mit einem Mal verstummen, gefolgt von stampfenden Schritten quer durchs Atrium zu ihnen in den Nebenraum. Der Magister war erschienen.


    Verax wirkte äußerst Ernst, als er den Raum betrat und jeden einzelnen von ihnen kurz mit seinem Blick erfasste. Auch die in der Runde anwesenden Luperci starrten zu ihrem Anführer zurück. Langsam trat Verax in die Mitte ihres Sitzkreises und blieb dort dann für einen Moment stehen. Die Aufmerksameren unter ihnen bemerkten, dass er etwas in der herunterhängenden linken Faust umschlossen hielt. Es sah aus als wären es lauter kleine Stäbchen. Was sollte all das nur bezwecken?


    Doch die Antwort kam sofort geliefert, als Verax seine schnarrende Stimme erhob: "Meine Freunde, Kameraden! Wieder sind die Lupercalia für dieses Jahr vorbei und ich bin zufrieden und stolz auf euch, das heißt zumindest auf die meisten." Ein kurzer abfälliger Blick in Richtung des Iuliers und einiger der anderen langsamereren Wölfe des Lupercus vom vergangenen Fest in dessen Nähe.
    "Die höchste Pflicht ist also wieder mal geschafft für einige Zeit, weshalb ich den Zeitpunkt für gekommen halte euch eine Mitteilung zu machen. Ich verlasse euch!"
    Diese Neuigkeit schlug ein wie Blitz und Donner. Aufgeregtes Gemurmel erhob sich zwischen den Luperci. Der Magister selbst verließ das Collegium?
    Doch Verax gebot mit einer erhobenen Hand sofort wieder Ruhe und sprach weiter: "Ja ihr habt richtig gehört, ich werde Rom und damit auch die Luperci verlassen. Ich will mich ein weiteres Mal als Offizier zu den Legionen im Osten an der parthischen Grenze melden und dies verlangt nun einmal auch die Aufgabe meiner Pflichten als Magister Lupercorum, deshalb sind wir heute hier und jetzt zusammengekommen, um meinen Nachfolger zu bestimmen!"
    Wieder einiges an Geflüster und Getuschel, das hatte wirklich niemand von ihnen kommen sehen!


    Doch ein weiteres Mal hob Verax energisch die Hand, um sich Gehör zu verschaffen. "Still jetzt! Seht her." Er hob die linke Faust und zeigte somit allen die daraus herausragenden Enden der Stäbchen. "Hier in meiner Hand halte ich die Antwort darauf wer mein Nachfolger wird."
    Verwirrte Blicke auf diese Verkündung, doch Verax sprach schon weiter um sie nach und nach über den Vorgang aufzuklären. "Diese Lose habe ich gerade vorher im Lupercal unserem Gott Lupercus geweiht und ihm ein Opfer dargebracht mit der Bitte diese Stäbchen zu segnen. Der große Wolfsabwehrer selbst wird meinen Nachfolger unter euch auswählen, indem er mit seiner göttlichen Hand das richtige Stäbchen zum richtigen Mann für diese Aufgabe dirigieren wird. Das ist die Sachlage, sowahr ich hier stehe!" Die Anspannung auf diese Neuigkeit war daraufhin in vielen Luperciaugen zu sehen. Lupercus persönlich würde also mittels dieser geweihten Stäbchen den nächsten Magister ihres Ordens auswählen, das klang ziehmlich wichtig und aufregend!
    "Ich werde jetzt eure Reihen abgehen und jeder wird ein Los ziehen. Nehmt es so, dass der untere Teil auch weiterhin verborgen bleibt, so will es das Ritual. Wenn jeder ein Stäbchen hat werde ich euch ein Kommando geben und erst dann öffnet jeder seine Handfläche, damit das Los darauf offen zu sehen ist. Eines der Stäbchen hat einen roten Punkt am unteren Ende. Wer von euch dieses Los hat ist nach dem Willen der Götter der neue Magister Lupercorum. So möge es also beginnen."
    Langsam schritt Magister Verax die Plätze von einem Lupercus nach dem anderen innerhalb des Sitzkreises ab und hielt jedem seine Faust hin, damit der betreffende eines der geweihten Lose ziehen konnte. Dabei sah er jedem mit einem fast schon grimmigen Blick fest in die Augen, ehe er zum nächsten schritt.

  • Lurco hatte mit Erstaunen zugehört, Gnaeus Nasidius Verax verließ Rom und die Luperci. Heute war der Tag, an dem die Nachfolge bestimmt werden sollte. Das Los sollte darüber entscheiden, wer zukünftig die Geschicke des Ordens lenkte. Die Nachricht kam überraschend und völlig unerwartet. Er hatte mit einem Ritual, einem Fest oder eine Absprache zu zukünftigen Ereignissen gerechnet. Damit allerdings nicht.


    Heute wurde also der neue Magister Lupercorum bestimmt. Als Lurco an der Reihe war, zog er sein Los, schaute dem Magister in die Augen und wünschte ihm stumm alles Gute und für die Zukunft in der Legion Faunus Segen. Dann wartete er wie alle anderen stillschweigend, bis die Lose verteilt waren, um zu schauen wen das Los zum neuen Magister bestimmt hatte.

  • Scato zog einen schiefen Mund. Dass Verax gehen wollte, misfiel ihm, da er diesen gut leiden mochte, auch wenn das wahrscheinlich nicht auf Gegenseitigkeit beruhte. Es war zwar dessen eigener Wunsch, zu gehen und niemand zwang ihn dazu, aber trotzdem. Mit unverholener Missbilligung zog Scato eines der Stäbchen und hoffte, dass nicht er der neue Magister sein musste. Mit seiner spärlichen Erfahrung wäre das eine mittlere Katastrophe.

  • Das Erscheinen des Magister Lupercorum ließ auch Caesoninus verstummen. Prüfend blickte er auf Veraxs Hände, ehe dieser auch schon zu sprechen anhub. Verax hatte das Talent, dass egal was oder wie er etwas sagte immer dabei auch einen kleinen Seitenhieb gegen Caesoninus einzubauen schaffte, so auch heute. Genervt verzog Caesoninus den Mund zu einer schmalen Linie, doch diese löste sich gleich darauf wieder in ein breites Lächeln auf, als er hörte, dass Nasidius Verax den Luperci den Rücken kehren wollte! Er wäre weg und Caesoninus wäre das Ekelpaket von Chef endlich los! Das musste ein Geschenk der Götter sein.


    Egal wer der Nachfolger werden würde, Caesoninus war sich sicher, dass er es unter diesem um vieles leichter haben würde. Dann wäre er nicht mehr länger im Zentrum der negativen Aufmerksamkeit, sondern wäre ein gewöhnliches Mitglied der Luperci so wie jeder andere auch. Süße Zeit die da auf ihn kommen mochten. Verax erklärte dann das Verfahren zur Bestimmung seiner Nachfolge, ziehmlich zufallsbasiert wie er fand, aber wenn der Magister sagte, dass Lupercus die Lose verteilen würde, würde es bestimmt schon so sein. So zog also auch Caesoninus ein Los als der Magister vor ihm stand, dessen Blick ungerührt erwidernd.


  • Gnaeus Nasidius Verax


    Nachdem Verax einmal den ganzen Kreis abgeschritten war, besaß danach jeder ein Stäbchen. Nun würde es sich weisen wer ihm nachfolgen würde. Noch einmal sah er reihum in die Gesichter seiner (bald ehemaligen) Kameraden.


    "Männer! Nun wird es sich weisen! Wen auch immer das Schicksal gewählt hat, er wird der nächste Anführer der Luperci sein, eine große Ehre und viel Verantwortung, die einem damit die Götter aufladen! Wer auch immer es sei, dem sei gesagt, dass großes auf ihn wartet! Der Magister Lupercorum ist Anführer und Leitwolf jenes Rudels das die Luperci zusammen bilden. Er muss stets mit fester Hand stark und entschlossen führen, oder das Rudel ist zum Untergang verdammt. Unsere Zwecke sind heilig und ich erwarte, dass der nächste Magister die Ursprünge und die Funktion dieses Kollegiums genauso achtet und wertschätzt wie ich es stets getan habe. Daher ermahne ich auch alle anderen unter euch, haltet stets zusammen und haltet unsere Werte hoch! Verstoßt Männer, die es nicht wert sind sich als Wolf des Lupercus zu bezeichnen und überprüft den Magister fortwährend auf seine Würdigkeit gegenüber seines Amtes, so wie ihr es auch mit mir getan habt. Schwache Männer haben an der Spitze nichts zu suchen, nirgendwo! Doch lasst uns nun herausfinden wie jetzt der Name meines Nachfolgers lautet und auf wen in Zukunft alle Augen gerichtet sein werden. Öffnet eure Hände!"


    Sim-Off:

    Das Los hat den Lupercus Gaius Iulius Caesoninus erwählt.

  • Caesoninus saß da mit seinem Los in der Hand und lauschte den Worten des Magister Lupercorum. Vermutlich wäre das eine der letzten, oder sogar die letzte Ansprache die er je von Nasidius Verax zu hören bekommen würde. Daher wohl auch der versucht bedeutungsschwangere Ton in jedem Satz. Naja man konnte es Verax nicht verdenken. Es war bestimmt der Sache dienlicher, wenn er seinem Nachfolger ordentlich Beine machte, als wenn es ihm egal wäre was der nächste Oberwolf so treiben würde. Doch Caesoninus war trotzdem froh, dass er bald (im besten Falle) vielleicht nie wieder etwas mit Gnaeus Nasidius Verax zu tun haben mochte. Seit sie sich kannten war Caesoninus von diesem schikaniert, schlecht geredet und herabgesetzt worden und das alles würde endlich bald ein Ende haben. Doch so langsam war er jetzt auch schon neugierig wer Verax denn nachfolgen würde.


    Endlich dann, als Verax seine letzten Sätze beendet hatte, gab er das ersehnte Kommando und die Luperci im Raum öffneten ihre Handflächen, um zu prüfen welches göttliche Los sie gezogen hatten. Caesoninus tat es ihnen gleich und erstarrte vor Überraschung. Sein Los hatte einen roten Punkt, es war das gesuchte Stäbchen! Das hieß, dass... Caesoninus neuer Magister Lupercorum war. Er war der neue Anführer des Kollegiums der Luperci.
    Sein ganzes Denken noch völlig blockiert sah er weiterhin sein Stäbchen an und konnte diese Fügung des Schicksals immer noch nicht fassen. Irgendwo ganz tief in seinem Inneren glommen zarte Flämmchen der Freude und des Stolzes auf, doch ließ er nicht zu, dass diese Gefühle die Überhand über ihn bekamen, denn so ganz konnte er immer noch nicht glauben, dass das wirklich gerade geschehen war. Ob Verax dieses Urteil der Götter anerkennen würde? Immerhin hatte ja er ihnen zuvor unentwegt gesagt, dass die Götter seinen Nachfolger auswählen würden mittels der, dem Lupercus geweihten Lose. Beim Gedanken daran, dass Verax bei seinem Abgang wohl nichts schlimmeres widerfahren hätte können, als dass ausgerechnet die von ihm am meisten gehasste Person im Raum die Führung über die Luperci übernähme, konnte sich Caesoninus doch nicht mehr gegen das Aufflammen einer diebischen Freude erwehren. Er stand auf und hielt dabei sein Los gut sichtbar hoch. "Ein Punkt! Mein Los hat einen Punkt! Ich habe es!"
    Nimm das Gnaeus Nasidius Verax und weine!

  • Gerade noch hielt Gnaeus Nasidius Verax ihr aller Anführer eine flammende Rede was seinen Nachfolger betraf. Jenen den das Schicksal nun auserwählen würde, wäre der nächste Anführer der Luperci. Er wäre der weltliche Vertreter ihres Gottes, zeitgleich Oberhaupt ihres Rudels und dies war keine kleine Aufgabe. Götter und Menschen musste er zusammenhalten. Aber ihr alter Anführer gemahnte sich auch alle, sich wie ein Rudel zu verhalten. Sie waren die Wölfe und nur in der Gemeinschaft waren sie stark.


    Auch wenn Lurco dem Löwen vor allen anderen Tieren den Vorzug gab, so liebte er dennoch den Wolf und auch die zahme Variante den Hund. Denn auch der Löwe, der die Gerechtigkeit selbst in der Arena repräsentierte war in der Natur im Rudel unterwegs. Auch er wusste, dass man durch Zusammenhalt wesentlich mehr erreichen konnte, als im Alleingang.


    Und hatte Rom nicht selbst so über jeden Barbaren triumpfiert? Die Einigkeit und die außergewöhnlichen Fähigkeiten ihrer Armee waren es, die Rom zur Weltmacht erhoben hatten. Und dies unter einem denkenden und lenkenden Geist, dem des Kaisers.


    Hier bei den Luperci war die Wahl nicht ganz so dimensional, aber es ging um das Gleiche, die Führung ihres religiösen Ordens. Lurco war hin und her gerissen zwischen dem was vor ihnen lag. Was würde geschehen, falls das Los auf ihn fiel? Nun dann würde er die Aufgabe annehmen und sich der Herausforderung stellen, so gut er konnte. Nur war seine Erfahrung in dem Bereich verschwindend gering.


    Und dann von Gaius Iulius Caesoninus der Ausruf!


    Caesoninus hatte das Los gezogen! Wenn es einer verdient hatte, dann er. Er hatte sie damals bei den Luperci aufgenommen, war ein freundlicher und umgänglicher Bursche und er hatte einiges auf dem Kasten. Die Götter wussten schon, weshalb sie ihn erwählt hatten. Lurco freute sich aufrichtig für ihn.


    "Meinen Glückwunsch Bruder Caesoninus, zum Amt unseres neuen Leitwolfs", beglückwünschte er ihren neuen Anführer herzlich.

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