Ankunft der Kaiserin und des neuen Statthalters in Mogontiacum

  • Die letzten Tage der Reise hatten sich bereits sehr gezogen - zumindest für den neuen Statthalter der Provinz Germania Superior, der sich bereits nach seiner neuen Wirkungsstätte sehnte. Natürlich war dem Decimer bewusst gewesen, dass in jeder Stadt durch die er mit dem kaiserlichen Tross kam ein entsprechender Trubel herrschen würde, doch irgendwann war es auch sehr ermüdend und kräfteraubend gewesen in Vindonissa, Augusta Raurica, Argentoratum und Borbetomagus immer wieder das gleiche Prozedere zu durchlaufen - Hände schütteln, kurze Ansprachen halten, sich die Sorgen und Probleme der hiesigen Stadtpatrone anzuhören und dann wieder Hände schütteln zu müssen. Wobei die Gespräche und Diskussionen ja durchaus noch interessant waren und den neuen Statthalter schon im voraus mit viel Informationen versorgt hatte. Aber das ganze Brimborium drum herum war nach dem zweiten oder dritten Mal nicht mehr so spannend gewesen als noch zu Beginn ihrer Reise.


    Doch auf den heutigen Tag hatte er sich sehr gefreut. Endlich waren sie am Ziel ihrer Reise angekommen und seit langem freute er sich sogar wieder darauf auch heute zahlreiche Hände schütteln zu dürfen. Die letzten Kilometer seines Weges hatte er es sich nicht nehmen lassen den einigermaßen bequemeren Reisewagen gegen seinen Sattel zu tauschen und so ritt er Seite an Seite mit dem kommandierenden Tribun der Prätorianer dem Stadttor vom Mogontiacum entgegen, wo bereits von der Weite aus zu vernehmen war, dass sich dort wohl schon einiges abspielte und viele Bewohner aus der Provinzhauptstadt und der Umgebung gekommen waren, um den neuen Statthalter und die mit ihm reisende Kaiserin gebührend zu empfangen. War die Ankunft eines neuen Statthalters schon eine große Sache, so wollte sich wohl kaum einer die einmalige Möglichkeit entgehen lassen, die Kaiserin des Römischen Reiches zu Gesicht zu bekommen. Gerade in den Provinzen war dies ein Augenblick, von den man noch seinen Kindern und Enkelkindern berichten konnte. Natürlich hatte man vorab Meldereiter* los geschickt, als man wusste, an welchem Tag man eintreffen würde und so hoffte der Decimer, dass der zivile und militärische Verwaltungsapparat entsprechend auf dieses Ereignis vorbereitet war.


    Sim-Off:

    Habe mir erspart nochmal SIMON-Post zu schicken, aber ich gehe davon aus alle wissen Bescheid. ;) Wir würden uns also über zahlreiche Anteilnahme bei unserer Ankunft freuen.

  • Aufsehenerregende Nachrichten hatten in den letzten Tagen überall in Mogontiacum herumgeschwirrt. Der neue Statthalter kam in die Stadt! Alleine das war für Carbo schon etwas besonderes, hatte er den alten Statthalter selbst ja nie zu Gesicht bekommen, doch da gab es noch ein Detail, das höchstes Erstaunen (und teils auch Unglauben) in der Bevölkerung hervorgerufen hatte. Gerüchte besagten nämlich, dass auch Kaiserin Verturia Serena persönlich zusammen mit dem Statthalter hierher zu ihnen in die Provinz kommen sollte! Carbo hatte diesen Neuigkeiten zuerst nicht geglaubt. Was bei Danuvvius' Gnade hätte bitteschön die römische Kaiserin alleine (ergo OHNE ihren Mann dem Imperator) hier draußen in Germanien zu suchen?! Griechenland, oder Ägypten...ok das hätte sich Carbo ja noch einreden lassen wegen Bildungsreise, der vielen Kultur und der schönen Landschaft usw. aber Germanien?!
    Nun, wie dem so war wurde der Junge am Ende eines besseren belehrt. Vor kurzem hatte er nämlich auf seinem Schreibtisch in der Curia eine Mitteilung erhalten, in der die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bzgl. der nahen Ankunft von Statthalter und Kaiserin entsprechend instruiert wurden. Unglaublich, also stimmten die Gerüchte doch!


    So verwunderte es nicht weiter, dass Carbo jetzt am Tag aller Tage sehr aufgeregt bei der Gruppe der anderen Curienmitarbeiter stand und der Ankunft der beiden entgegenfieberte. Er, Norius Carbo, ein einfacher junger Mann aus Noricum würde die römische Kaiserin zu Gesicht bekommen!
    Wieviele Leute konnten das schon von sich behaupten. Nicht einmal in Rom selbst wäre die Menge an einfachen Leuten die das von sich behaupten konnten relativ groß, so wie er sich das vorstellte. Doch was wollte die Kaiserin wirklich hier bei ihnen? Carbo wusste aus der Mitteilung nur, dass sie komme und die Stadtverwaltungsmitarbeiter sie dementsprechend geschlossen begrüßen sollten. Den Grund ihres Aufenthalts hatte man ihnen jedoch verschwiegen. Ob die Kaiserin eine Ansprache halten würde? Ach, wo bloß Carbos Gedanken nur wieder waren!
    Natürlich würde sie keine Rede vor dem Volk halten, sie war ja keine Politikerin auf Stimmenfang. Und was sollte sie schon groß sagen? "Hallo, mein Name ist Fr. Kaiser und ich bin hier, weil es in Mogontiacum die letzte Packung Schönheitslotion von Allespalettix geben soll?"

  • Die Kaiserin kam! Alpina war selbstverständlich auch auf der Straße um dieses Ereignis mitzuerleben. Einen neuen Legatus Augusti gab es schließlich alle paar Jahre mal, aber der Besuch der Kaiserin aus Rom war etwas gänzlich außergewöhnliches.


    In der Regel machte sich die Raeterin nicht so viel aus Kleidern und Frisuren, aber in diesem Fall war sie schon neugierig wie die Frau des ersten Mannes im Reiche aussah. Ob sie auch zu den Bürgern Mogontiacums sprechen würde?


    Um sie herum standen die Menschen dicht gedrängt. Gerüchte machten die Runde. Alpina versuchte eine Lücke zwischen der ersten Zuschauerreihe zu nutzen, um einen Blick auf die Kaiserin zu erhaschen.


    Da! Da kamen sie! Der Legatus in vollem Ornat, hoch zu Ross neben einem Prätorianer-Tribun. Das war schon mal beeindruckend. Aber wo war die Kaiserin?

  • Die Botschaft war gestern per Meldereiter eingetroffen. Sie Wachmannschaften saßen den ganzen Tag bis in die Abendstunden und putzten ihre Sachen. Es musste Morgen alles funkeln. Der Centurio ließ nicht locker. Es wurden Sachen getauscht, die zu abgenutzt aussahen. Behalten war nicht drin, nach dem Empfang musste alles zurück getauscht werden.
    Die Wachen traten an, als sich der Troß dem Tor näherte. „ IN ANCIEM VENITE!“ „ ACIEM DIRIGITE!“ „ STATE!“ „ OCULOS AD PROSAM!“ scheucht der Diensthabende Centurio seine Wachmannschaft. Aufgereiht wie die Orgelpfeifen standen sie am Tor. Der Centurio nahm neben ihnen Aufstellung. An ihm blinkte und blitzte jede einzelne Phalerae. Zur Feier des Tages hatte er seine Beinschienen extra aufpolieren lassen. Ein erhebender Augenblick, als der Tross das Tor passierte. Die Kaiserin und ein neuer LAPP das war schon was ganz besonderes und hatte hier in Germania Superior Seltenheitswert. „ Hast du den LAPP gesehen?“ flüsterte ein Legionär ohne seine Haltung zu vernachlässigen. „ Ja, der saß da auf dem Pferd.“ „ Und die Kaiserin?“ „ Neee, noch nich.“ Vom Centurio war ein Grummeln zu hören. Langsam zog der Tross durchs Tor in die Stadt.


    Zwischen Ankömmlingen und Schaulustigen bildete die Legion eine Sperrkette. Keiner sollte unter die Hufe kommen oder der Kaiserin und dem LAPP zu nahe treten. Die Legionäre waren nicht sehr begeistert. Sie mussten mit dem Rücken zum einmarschierenden Tross stehen, damit sie die Schaulustigen immer im Blick hatten. Ein kurzer Seitenblick wurde trotzdem mal riskiert. Als die Meldung kam, dass der Tross kurz vor Mogontiacum war, sperrte die Legion den Weg bis zur Regia ab.

  • Bei allen Göttern! Das konnte doch einfach nicht wahr sein! Da verdankte er es dem alten Decimer fast ans Ende der ihm bekannten Welt versetzt zu werden, was Anfangs alles andere als in Gaius Sinn gewesen war und nun wo er sich endlich daran gewöhnt hatte und froh über die Situation war, so weit weg von Rom und Livianus zu sein, wurde der Alte doch tatsächlich Statthalter eben jener Provinz. Und schon wieder hatte der junge Prudentier seinen nervigen Ziehvater an der Backe. Mit entsprechend versteinerter Mine stand Gaius bei den Militärs und Honoratioren der Provinz um den neuen Statthalter und die mit ihm angereiste Kaiserin gebührend in Empfang zu nehmen. Bis zuletzt hatte er gehofft das es sich um eine Fehlinformation handelte oder das sein Kommandeur sich einen schlechten Scherz mit ihm erlaubt hatte als es hieß dass Decimus Livianus zum neuen Stadthalter der Provinz Germania Superior ernannt wurde. Doch nun wo er den Alten auf seinem Pferd einreiten sah, traf ihm die Realität wie ein Blitz und alle Hoffnungen waren dahin. Die Götter meinten es wahrlich nicht gut mit ihm und krampfhaft überlegte er für sich, womit er eine solche Bestrafung denn verdient hatte, war hier bisher doch eigentlich alles ziemlich gut gelaufen.

  • Nun waren sie also hier, das Stadttor kam in Sichtweite.
    Die Kaiserin hielt es so wie in jeder Stadt bisher.
    Sie verließ kurz vor der Stadt den geschlossenen Reisewagen und wechselte in den offenen. So konnte sie nun auch hold voll grüßen.
    Natürlich sah sie aus wie aus dem Ei gepellt. Ihre Sklavinnen hatten wahre Wunder vollbracht man sah ihr nicht an, dass sie eine lange anstrengende Reise hinter sich hatte. Nein die Kaiserin war in ein wundervollen purpurrotes Kleid gehüllt. Die Frisur nach der neusten Mode Roms aufgesteckt. Das Gesicht dezent geschminkt und sie trug ebenso dezenten Schmuck.
    Ihr gegenüber saßen normalerweise ihre Sklavinnen , so aber nicht heute. Heute lies sie Aglaia ihr gegenüber Platz nehmen. Schließlich hatte die Frau ihr die reise wirklich angenehm gemacht. Dafür sollte sie heute quasi zusammen mit der Kaiserin in die Stadt einfahren.

  • Nach dem Kampf mit den Germanen hatte sich die Turma Prima mehr oder weniger ausgiebig ihren Verletzungen und ihrer äußeren Erscheinung gewidmet. Nach fast drei Stunden, in welchen die Pferde teilweise geführt wurden kamen sie vor Mogontiacum an. Doch nicht nur sie, vor dem Stadttor ballte sich eine große Reisegesellschaft. Siedendheiß fiel ihm ein, daß der neue LAPP eintreffen sollte,...war das etwa heute?
    Er atmete tief ein und warf einen Blick auf die Männer der Turma. Sein Blick war müde, wie auch sein Körper, doch der Schmerz hielt ihn noch wach.
    Männer,...das da vorne scheint der neue LAPP zu sein...wenn wir die andere Richtung nehmen dauert es alles noch länger...
    Die Mienen der Männer waren relativ ausdruckslos. Man sah ihnen die letzten Stunden jedoch an. Varro war stolz auf seine Turma. Sie hatten ein weiteres Mal die Ehre der ALAII NUMIDIA mit ihrem Leben verteidigt. Feddigwerden!
    Sie warfen sich nochein letztes Mal in Positur. Machten aus ihren zerschlagenen Waffen und Ausrüstungsgegenständen das Beste, doch waren die Wunden an Mensch und Tier nur zu deutlich zu sehen. Sie konnten das nur durch eine perfekte Körperhaltung ausgleichen und es war als ob die Pferde dies spürten trabten sie stolz, mit hocherhobenen Häuptern an.
    Vor der dem Tor bogen sie in das Porta Militaria ein, wie auf dem Präsentierteller für die Prominenz aus Roma. Ein kurzer Befehl und unter dem Gruß Varros trabte die Turma Prima wie ein Sinnbild der lokalen Situation stolz aber gezeichnet in Sichtweite vorbei.

  • Und da war die Reise zu Ende!


    Aglaia konnte nicht wirklich behaupten, dass sie die Reise genossen hatte. Noch immer war sie unerhört weit weg von Rom und allem, was sie als zivilisiert bezeichnen würde. Und noch immer war sie dazu verdammt, hier zu bleiben. Durch die Anwesenheit der Kaiserin war die Reise zwar um einiges interessanter geworden, und auch Livianus zeigte sich im Laufe dieser Zeit als großzügig und liebevoll. Dennoch hatte Aglaia es nicht geschafft, von der Kaiserin ein deutliches Zugeständnis zu ihrer Person zu erhalten, eine wie auch immer geartete Beziehung heraufzubeschwören. Aglaia vermutete ja, dass die Kaiserin sich nicht traute, ihrem Legatus Augusiti die 'Frau“ auszuspannen, und Aglaia konnte und durfte nicht nach außen kommunizieren, dass ihr dies nichts ausmachen würde. Es war zum Mäuse melken!
    Es blieb also nur zu hoffen, dass die Kaiserin in ihrer Unwissenheit keinen Ersatz für Aglaia finden würde, bis diese irgendwann einmal nach Rom zurückkehren würde. Natürlich könnte die Kaiserin sich auch eine Sklavin kaufen, aber das war nicht dasselbe. Vor allen Dingen hatten Sklavinnen im allgemeinen nicht so viel Übung wie sie. Und auch unter den ausgebildeten Hetären gab es wenige, die auch Frauen befriedigten. Immerhin suchte sich eine Hetäre im Gegensatz zu einer Lupa ihre Kunden selbst aus. Und da die Kaiserin nicht wissen konnte, wo sie also suchen musste, und ihr die entsprechenden Kreise auch weitestgehend verschlossen bleiben würden aufgrund ihrer Stellung, war die Chance also nicht allzu schlecht, sofern dieser Aufenthalt hier nicht allzu lange dauern würde. Und bis dahin würde Aglaia eben schreiben müssen und mit gezielten, geschriebenen Worten die Sehnsucht wach halten.


    Heute allerdings bekam Aglaia zumindest eine deutliche Gunstbezeugung, indem sie sich mit der Kaiserin zeigen durfte. Es war ein offener Karren, der sich wohl nur durch seine Polsterung und Bemalung ernsthaft von einem Ochsenkarren unterschied. Was die Frischluft und die Aussicht anging war es dennoch eine himmelweite Verbesserung zu der geschlossenen Kutsche, in der sie sonst so dahinholperten.
    Aglaia trug blau. Sie war in Versuchung gewesen, das rote Kleid zu tragen, in welchem sie Livianus begegnet war, allerdings durfte sie der Kaiserin nicht die Schau stehlen. Und egal, was die Kaiserin auch getragen hätte, in dem roten Kleid wäre sie mehr aufgefallen.
    So war es heute also ein Kleid im tiefen Blau eines Saphires, dessen großzügiger Ausschnitt den Ansatz ihrer Brüste erkennen ließ. Auf den Schultern und die Ärme hinunter wurde das Kleid durch kleine, bronzefarbene, schneckenförmige Fibeln gehalten, die den zarten Stoff nur gerade so eben zusammenhielten und dazwischen viel weiße Haut von Schultern und Armen durchblitzen ließen. Um den Hals trug Aglaia eine passende, schwere Halskette aus bronzenen Schneckenhaus-Elementen, die mit tiefblauen Saphiren veredelt waren und in der Frühsommersonne funkelten. Ihr blondes Haar war hochgesteckt und ebenfalls mit blauen Steinen gespickt
    Auch wenn sie nun rückwärts fuhr, konnte Aglaia sehen, wie sich die Menschen schon sammelten, um ihren neuen Legaten und wohl vor allem die Kaiserin zu begrüßen. Und so übte sie sich ebenfalls darin, möglichst herrschaftlich in die Menge zu lächeln und hier und da zu winken.

  • Da wären wir endlich dachte sich der Optio Octavius endlich. Zum zweiten mal stand er vor den Toren von Mogontiacum. Damals als hierhin, in die Legio II nach Germanien versetzt worden war, hatte ihm die Reise nicht lange genug dauern können. Jetzt war sie ihm endlos erschienen. Es war natürlich eine große Ehre von der Kaiserin, als Begleitung angefordert zu werden, trotzdem hatte er sich nie richtig wohl in seiner Haut gefühlt. Die Prätorianer sahen ihn immer noch etwas merkwürdig an, ihn den einzigen Urbaner mitten zwischen ihnen.
    In jeder einzelnen Stadt durch die sie reisten, hatte er auch die fragenden Blicke der Menschen auf sich gespürt, wie wird es es hier wohl sein, dachte er. Hier habe ich vor kurzem noch meinen Dienst verrichtet, hier kennt mich bestimmt der ein oder andere.


    Frugi stellte fest, der Empfang hier ist einfach großartig, die Bevölkerung die natürlich neugierig auf ihren neuen Stadthalter sehen wollte, bekam aber noch weit mehr geboten. Die Kaiserin selber hatte sich auf den weg zum fernen Germanien nach Mogontiacum gemacht. Bestimmt hatte sich jeder der es nur irgendwie ermöglichen konnte, hier eingefunden um sie zu begrüßen, um wenigstens einen Blick auf sie zu erhaschen. Frugi wusste sie würde die Herzen auch dieser Menschen erobern, genauso wie sie es in Vindonissa, Augusta Raurica, Argentoratum und Borbetomagus getan hatte. Außerdem würde sie hier bestimmt länger bleiben wollen, denn sie interessierte sich sehr für das Leben der Bevölkerung und ihre Sorgen und Nöte. Für ihn gab es keinen Zweifel, denn damals als er gerade aus Germanien gekommen war, hatte die Kaiserin ihn zu einer Audienz zu diesem Thema einbestellt. Nach seiner Meinung musste es für das Kaiserpaar wichtig sein, dass einer nach Germanien kam und sich vor Ort dieser Region des Reiches annahm.
    Octavius Frugi hatte in den letzten Tagen aber noch etwas anderes, etwas persönliches beschäftigt. Wo würden sie untergebracht werden? Schließlich war es die Kaiserin von Rom. Die höchste Frau des großen Römischen Reiches. Für ihn persönlich spielte es keine Rolle, er war Soldat, aber sie? Wer hatte sich für diese Frage zuständig gefühlt?

  • Auf dem Forum vor dem Capitolium erwarteten die lokalen Honoratioren und sämtliche Mitglieder der Provinzverwaltung den neuen Statthalter und die Augusta. Die Decuriones sowie die Provinzbeamten standen in ihren Togae beisammen und genossen das Schauspiel, das sich ihnen bot. Witjon hatte auf Anweisung des Legatus Iuridicus dafür gesorgt, dass die es ein würdiger Empfang für die Ankömmlinge würde.


    Sämtliche Bewohner entlang der Straße waren aufgefordert worden, am Ankunftstag auf ihren Balkonen und vor ihren Türen Aufstellung zu nehmen und in froher Stimmung Statthalter und Augusta sowie deren Eskorte zu begrüßen. Blumengirlanden schmückten die Häuserfronten und auf manchem Balkon waren Mädchen postiert worden, die Blütenblätter auf die Ankömmlinge regnen ließen. Am Stadttor wurden der Statthalter und die Augusta außerdem von einer Gruppe Flötisten empfangen, die ihnen auf das Forum vorweggingen. Dabei spielten sie eine heitere Melodie. Und natürlich hatten die Decuriones dafür gesorgt, dass der Straßenrand von Menschen gesäumt war. Manche waren gekauft, die meisten waren freiwillig da. Alle jubelten. Es war den Leuten anzusehen, dass sie erleichtert waren über die Ankunft eines neuen Statthalters. Aber sie jubelten auch der Augusta zu. Es war ein Beweis von Respekt und Zuneigung, dass der Kaiser seine Gattin gen Norden entsandte.


    "Hoch lebe die Augusta! Hoch lebe Decimus!", riefen die Menschen.


    So zogen Statthalter, Augusta und die Eskorte in Richtung Stadtzentrum, wo sie bereits von den Bewohnern der Stadt, den Honoratioren und den zukünftigen Untergebenen des Statthalters erwartet wurden.

  • Als der Reisetross den Hauptplatz erreichte, kam er langsam zu Stillstand. Der Prätorianertribun verließ die Seite des Decimers und kümmerte sich um das Kommando über seine Männer, die sich vor dem Einmarsch in die Stadt noch mächtig herausgeputzt hatten. Hier in der Provinz sah man nicht all zu oft Prätorianer und schon gar nicht in so großer Anzahl. Alleine diese Tatsache war wohl schon ein aufsehenerregendes Spektakel für die hier ansässige Bevölkerung. Nun stieg auch Livianus von seinem Pferd ab und schritt in Richtung des Wagens, in dem die Kaiserin in Begleitung seiner Mätresse Aglaia saß und sich nach wie vor der zujubelnden Menge widmete. Galant streckte der Legat den beiden Damen seine Hand entgegen und half ihnen nacheinander von ihrem hohen Transportgefährt.


    "Meine Damen! Wenn ich euch helfen darf. Wir waren lange unterwegs, aber nun haben wir unser Ziel endlich erreicht."


    Ersteres galt natürlich hauptsächlich für Aglaia und den Decimer. Die Kaiserin hatte die erste und wichtigste Etappe ihrer Reise durch die nördlichen Provinzen abgeschlossen und konnte hier nun eine Zeit lang pausieren und neue Energien sammeln, ehe es für sie weiter in die nächste Provinz ging. Nach der Reihe entstiegen die beiden Damen mit Hilfe des Decimers dem Wagen. Diese Gelegenheit nutzten die hier versammelten hohen Würdenträger und Militärs der Provinz, um näher an die illustre Reisegesellschaft heranzutreten und die Kaiserin und den neuen Legaten persönlich in Empfang zu nehmen. Lächelnd sah der Decimer in die Menschentraube, die sich nach und nach rund um den Reisewagen formierte. Das eine oder andere Gesicht kannte er, andere waren ihm wieder vollkommen fremd. Gespannt wartete er zu, wer von ihnen als erstes Begrüßungsworte finden würde.

  • Angekommen.


    Der Wagen blieb stehen und Livianus kam zu ihnen herüber. Aglaia begrüßte ihn mit ihrem bezauberndsten Lächeln und ließ sich – natürlich nach der Kaiserin – auch gerne aus der Kutsche helfen. Hach, zu gerne hätte sie diesen ganzen sogenannten Honorationen gleich gezeigt, dass Livianus der ihre war und ihm noch an Ort und Stelle einen dicken Kuss aufgedrückt! Wenn sie schon dazu verdammt war, hier zu bleiben, dann doch als Königin und nicht als bloßes Anhängsel! Aber gut, es gehörte sich nicht, und solange die Kaiserin noch in Sichtweite war und damit Livianus' Ruf in Rom theoretisch durch so etwas hätte leiden können, beherrschte sie sich. Lediglich ein kurzes, bestärkendes Drücken seiner großen Hände, ehe er sich wieder von ihr trennte, um wohl eine Begrüßungsrede zu halten. Oder die Kaiserin vorzustellen. Oder beides. Aglaia hatte nicht allzu genau aufgepasst bei der Besprechung, was heute in welcher Reihenfolge zu geschehen hatte.


    Aglaia bildete also nur die zweite Reihe, strahlte dort aber herrschaftlicher, als jeder Kaiser es tun könnte. Da in der ersten Reihe, das waren wohl die Würdenträger dieses... Ortes. Sie sah Wolle, Wolle, Wolle, Leinen, Wolle, oh, einen schönen Pelz, Leinen und Wolle. Von Seide hatten diese Leute hier wahrscheinlich nur einmal in Nachrichten aus der Acta gehört. Wenn Aglaia ihren Blick über die anwesenden Frauen gleiten ließ, war das Bild sogar noch ernüchternder. Von allem, was in Rom bei ihrem Weggang Mode war, war das hier so weit entfernt, wie... nunja, wie Mogontiacum eben von Rom.
    Vermutlich würde die Hälfte von den aufgereihten Männern gleich nach Luft schnappen, wenn der nächste Wind Aglaias Kleid an ihren Körper pressen würde und damit Dinge enthüllte, die die Damen hier unter Unmengen an starrem Stoff zu verstecken suchten. Eigentlich würde Aglaia solch einen Umstand ja als Kompliment nehmen. Doch kam es ihr ein wenig so vor, als wäre in diesem Fall ihre ganze Verführungskunst doch reichlich für die Katz.


    Trotz all dieser Gedanken lächelte sie huldvoll und herrschaftlich und wartete, dass das offizielle Prozedere endlich voranschritt. Wenn die Götter nur ein wenig Gnade hätten, würde am Ende des Tages zumindest ein kleines Fest stattfinden. Ein wenig Ablenkung konnte wirklich nicht schaden.

  • http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/43.jpgDer Legatus Iuridicus Potitus Cominius Mammmula war als vorübergehender Leiter der Provinzverwaltung derjenige, dem die Begrüßung des neuen Statthalters oblag. Er warf sich in würdevolle Pose, als der Decimus und der Reisewagen der Kaiserin die Straße hinaufzogen, vom Volk bejubelt. Bei Cominius hatten sich städtischen Honoratioren und die Provinzbeamten zusammengefunden, die der Ankunft eines neuen Vorgesetzten erwartungsvoll entgegensahen.


    Marcus Decimus Livianus bot den Anblick, den man von einem römsichen Consular erwarten konnte. Der Legatus Iuridicus hoffte, dass der Mann auch kompetent war. Bisher hatte er jedenfalls keine besonders negativen Dinge über ihn zu hören bekommen, also war er zuversichtlich. Aber besonders freute er sich natürlich über die Anreise der Augusta.


    Während der Statthalter den Damen aus der Kutsche half, trat Cominius geruhsamen Schrittes auf die Reisenden zu. Er breitete einladend die Arme aus, als Decimus ihm entgegensah. "Ave, werter Consular Decimus. Ave, hochgeschätzte Augusta. Im Namen der ganzen Provincia Germania Superior heiße ich euch herzlich willkommen in Mogontiacum!" Er schenkte den beiden ein offenes Lächeln. Die schöne Frau in der zweiten Reihe bemerkte er natürlich, würde sie aber zunächst nicht begrüßen. Die beiden hochgestellten Gäste wären gewiss beleidigt, wenn er ihnen nicht seine vollste Aufmerksamkeit schenkte. Als Senator wusste er ja, wie Seinesgleichen tickte. "Ich danke den Göttern, dass sie euch auf der Reise vor Übel beschützt haben", fügte er anschließend noch an. Ein bisschen Frömmelei konnte ja nie schaden.



  • Endlich waren sie da. Auch wenn die reise überraschender Weise angenehmer war als gedacht, war die Augusta nun natürlich froh, endlich mal ein paar Tage oder auch Wochen verweilen zu können. Reisen war nun wirklich nicht die angenehmste Unternehmung die man machen konnte. Irgendjemand sollte was erfinden, dass das Ganze angenehmer gestaltet. Nun ja wie dem auch sei. Sie waren da. So ließ sich die Augusta natürlich gern aus dem Wagen helfen. „Ich danke dir wertet Decimus.“ Sagte sie, als sie seine Hand ergriff. „Ich freue mich, dass wir unser Zeil erreicht haben und freue mich nun besonders darauf, dass du deinen dir vom Kaiser zugedachten Platz einnehmen wirst.“ Ja so etwas beizuwohnen war schon außergewöhnlich, Wahrscheinlich würde die Kaiserin vergleichbares nie wieder erleben. So schritten sie nun gemeinsam auf die Abgasenten der Standverwaltung zu. Auch wenn sie wohl Rangmäßig über dem Decimus stand, ließ ihm die Kaiserin den Vortritt. Ja er war der Mann des Tages und sie eigentlich nur das schmückende Beiwerk. So wartete sie nun also bis der Decimus ale begrüßte hatte und sie dann an der Reihe war. „Salve auch euch. Ich bin froh, das wir die reise gut überstanden haben. Ich hate aber auch keine Zweifel und fühlte mich unter dem Komando des Legatus Augusti pro Praetore Decimus Livianus zu jeder Zeit sicher und wohl.“ Sagte die Kaiserin und nickte dem Decimus dankbar lächelnd zu.

  • Auch der gescheiterte Chirurgicus des Ludus der Gladiatoren stand am Straßenrand und stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Augusta und den neuen Statthalter sehen zu können.
    "Vivat, Augusta! Vivat Legatus Augusti!"


    Schön war sie, die Kaiserin, führwahr! Doch die Dame in Blau an ihrer Seite, die war noch viel reizvoller, befand der Chirurgicus. Die würde er doch zu gerne mal auf seine Behandlungsliege legen und intensiv untersuchen.

  • Dem breiten Purpurstreifen an seiner Tunika zufolge konnte der Beamte, welcher das Empfangskomitee anführte nur der Legatus Iuridicus sein. Er war der einzige senatorische Provinzbeamte neben dem Statthalter und hatte hier nach Livianus Informationsstand die interimistische Leitung der Provinz übernommen. Gemeinsam mit der Kaiserin begrüßte er, unter den immer wieder aufbrandenden Jubelrufen der Schaulustigen, den Legaten und die anderen Amtsinhaber der Provinz und der Stadt Mogontiacum. Es wurden wieder ein Haufen Hände gereicht, einige Begrüßungsfloskeln ausgetauscht und sich gegenseitig vorgestellt, bis sich der Decimer schließlich auch endlich dem Volk zuwenden konnte. Er hob einhaltgebietend und lächelnd seine Hände. Es dauerte eine kurze Weile, bis die Jubelrufe verstummten und alle gespannt zu ihrem neuen Statthalter blickten, der sich geschickt neben der Kaiserin und vor den Honoratioren und Beamten der Provinz positioniert hatte. Die gespannten Gesichter der Schaulustigen blickten so auf eine breite Front jener Personen, die in dieser Provinz die Macht Roms repräsentierten und mit der Kaiserin davor war es wohl ein sehr wirkungsvoller Eindruck, den der geballte Verwaltungsapparat bei den Zuschauern hinterlassen musste.


    "Bürger Mogontiacums! Bürger Roms!


    Ich bin Marcus Decimus Livianus, neuer Statthalter der Provinz Germania Superior und ich überbringe euch die besten Grüße eures Kaisers!"


    Wie zu erwarten war brannte erneut Jubel auf als der Decimer den Kaiser erwähnte. Ganz gleich wo man im römischen Reich hinkam, der Kaiserkult wurde überall hochgehalten und entsprechend zelebriert, sodass sich die Bevölkerung der Provinzen oftmals mehr mit ihrem Kaiser identifizierten, als es in Rom selbst der Fall war. Erneut wartete der Decimer bis der Jubel ein wenig abgeklungen war, bevor er weitersprach.


    "Doch es sind nicht nur Grüße, welche ich euch mitgebracht habe. Als Zeichen seiner Wertschätzung und seiner besonderen Verbundenheit zu eurer.... nein.... unserer Provinz, ehrt uns der Kaiser mit einer besonderen Auszeichnung und hat seine geliebte Gemahlin Venturia Serena zu uns entsandt, welche wir in den nächsten Wochen als besonderen Gast bei uns in Mogontiacum begrüßen dürfen. Sie hat die lange und teils beschwerliche Reise gemeinsam mit mir auf sich genommen, um in den letzten Wochen unsere wunderschöne und herausragende Provinz besichtigen zu können und ihre treuen und strebsamen Bürger kennen zu lernen. Ich bin mir sicher, sie wird unserem geliebten Kaiser nur das Beste über uns berichten können."


    Dabei deutete der Decimer auf die neben ihm stehende Augusta, welche nun erneut mit einem frenetischen Jubel begrüßt wurde. Ja das Volk mochte theatralische und wirkungsstarke Auftritte, ganz gleich in welcher Ecke des Reiches. Auch das hatten alle Römer gemein und ein alter Fuchs wie Livianus wusste sich bei solchen Anlässen auch entsprechend zu verkaufen.


    "Unter diesen außergewöhnlichen und auszeichnenden Umständen freut es mich besonders, die Führung dieser Provinz hiermit zu übernehmen und künftig ihre Geschicke leiten zu dürfen. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und habe unserem Augustus bei Iuppiter Optimus Maximus geschworen, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen nicht enttäuschen und die mir übertragenen Aufgaben und Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen werde. Zum Wohle Germania Superiors und zum Wohle Roms. Unsere Provinz steht weiterhin treu zu Rom und zum Kaiserhaus!


    Lang lebe der Kaiser! Lang lebe die Kaiserin!"


    Zum Abschluss deutete der Decimer mit einem breiten und gewinnenden Lächeln erneut in Richtung Kaiserin. Dieses Schauspiel diente schließlich nicht nur dem Volk, sondern sollte auch der Kaiserin vermitteln, dass der Decimer gewillt war die Provinz auch weiterhin auf ihren Ehemann einzuschwören. Treue war ein wichtiger Machtfaktor für das Kaiserhaus und so war es nur für alle Seiten vorteilhaft, wenn die Kaiserin entsprechendes zu Erzählen hatte, nachdem sie wieder zurück nach Rom gekehrt war.

  • Beeindruckt von der ihm gebotenen Schau verfolgte Carbo atemlos zusammen mit den anderen Mitarbeitern der Kommunalverwaltung den Einzug des Statthalters und der Kaiserin. Das war ein ganz besonderer Moment für ihn, dem Nichtrömer. Er der nicht einmal das Bürgerrecht des Imperiums besaß und im hintersten Winkel mitten in den germanischen Wäldern saß wurde die Ehre zuteil die Augusta mit eigenen Augen zu sehen! Und wie schön sie war! Voller Bewunderung betrachtete er auch die glänzende Aufmachung des Statthalters. Carbo hatte es im Gefühl, dass mit ihm vielleicht jetzt wieder aktivere Zeiten in der Regia anbrachen. Ob das die Stadtverwaltung und damit auch er wohl auch noch zu spüren bekam? Auf jeden Fall bestimmt eine interessante Zukunft die da heute durch ihr Stadttor marschiert war!


    Als dann die Personen des Tages allesamt nacheinander sprachen begannen die Volksmassen immer wieder einmal zu jubeln und die beiden Gäste hochleben zu lassen. Carbo war natürlich mit dabei. Mit der gleichen Begeisterung wie alle anderen rief er: "Vivat Augusta! Vivat Legatus Augusti!" Carbo beobachtete wie der Zug der Kaiserin und des Statthalters langsam an ihm vorrüberzogen. Ihm stellte es die Nackenhaare auf. Wie nah sie nur waren! Wäre nicht die Kette Soldaten vor ihm gewesen, der Junge hätte einfach die Hand ausstrecken und sie berühren können. Wahrlich, von diesem Tag würde er eines fernen Tages seinen Enkeln noch erzählen. Dem Tag wo Norius Carbo, Stadtschreiber Mogontiacums, die Kaiserin von Rom gesehen und fast berühren hatte können.

  • Nu da der Decimus eine sehr mitreißende Rede gehalten hatte. Nickte die Kaiserin ihm lächelnd zu und tat einen halben schritt nach vorn um nun ihrerseits zu einer Rede anzusetzen. Dafür, dass sie eine recht zierliche Person war, hatte sie eine erstaunlich kräftige Stimme. Hier konnte man wohl erkennen, das auch die Kaiserin seit der Erhebung ihres Mannes in diese Richtung geschult wurde.


    „ Bürger Mogontiacums! Bürger Roms! Bürger dieser wunderbaren Stadt. Wenn die Menschen auf dem Meer oder auf dem Lande reisen, so pflegt jeder zu geloben, was ihm gerade in den Sinn kommt. Ein Dichter sagte sogar einmal scherzhaft, er habe „Weihrauchkörner aus vergoldeten Hörnern“ gelobt. Ich aber, ihr Bürger, gelobte auf dem Weg hierher zu Lande und auf dem Meer nichts, was Mangel an Bildung und Wohlklang verriete und mit unserer Kunst nicht vereinbar wäre, sondern ich wollte, wenn ich wohlbehalten ankäme, die Stadt mit einer öffentlichen Rede begrüßen. Aber es ist nicht möglich, eine Rede zu versprechen, die der Stadt angemessen wäre, und so wurde in der Tat wieder ein anderes Gelöbnis nötig. Vielleicht bedarf es eines begabten Mannes, der sich an eine Rede wagen könnte, welche der so großen Würde der Stadt gerecht wird. Ich aber verspreche, euch so zu begrüßen, wie es in meinen Kräften steht.
    Die Stadt preisen zwar alle und werden sie auch in Zukunft preisen. Aber sie nehmen ihr dadurch mehr, als wenn sie schweigen; denn mit Schweigen können sie diese weder erhöhen noch geringer machen, als sie wirklich ist, und das Wissen über sie bleibt unverfälscht. Mit Worten aber erreichen sie das Gegenteil von dem, was sie sich wünschen; denn mit ihrem Lob geben sie kein genaues Bild von dem, was sie bewundern. Wenn ein Maler, der einen Körper von besonderer Schönheit kunstvoll abbilden will, dann aber hinter seinem Ziel zurückbleibt, so werden sicher alle sagen, es wäre besser für ihn, nicht zu malen, sondern entweder den Körper selbst sehen zu lassen oder ihnen nicht das schlechtere Abbild zu zeigen. So glaube ich, verhält es sich auch mit dieser Stadt.
    Ich freue mich hier zu sein, als Gast eurer Stadt.
    Mogontiacums! Bürger Roms! ich bin hier zu euch gekommen um euch die Grüße meines Mannes dem Kaisers zu überbringen. Er wäre gern selbst gekommen, doch verhindern es die politischen Auswirkungen des Aufstandes in Rom, den die tapferen Soldaten Roms niedergerungen haben, dass er heute hier persönlich vor euch steht. Doch wollte er euch dennoch Grüße senden und so bin ich heute hier um sie persönlich zu überbringen und euch auch die Wertschätzung des Kaisers zu übermitteln.“

  • Carbo fragte sich bei aller Begeisterung schon ein wenig, wieso der Kaiser ausgerechnet seine FRAU geschickt hatte, bloß um Grüße zu überbringen die auch der Statthalter genausogut ausrichten hätte können. Dafür würde Carbo kein weibliches Wesen über die Alpen schicken, vom Rest der beschwerlichen Reise hierher noch nicht einmal angefangen. Vielleicht hatte sie ja auch noch eine andere Verpflichtung in der Provinz, aber bloß nur zum "Hallo" sagen würde selbst er nicht Wochen unterwegs sein wolen.


    Trotzdem jubelte er natürlich brav weiter.

  • Die Stimmung war hervorragend. Der Kaiserin und dem neuen Statthalter schollen die Jubelrufe zu. Alpina konnte sich dem nicht entziehen. Auch sie rief: "Vivat Augusta! Vivat Livianus!"
    Die Raeterin winkte und hüpfte auf und ab. Dann stieg die Kaiserin aus. Sie sah wunderschön aus. Alpina hielt den Atem an. Die Kaiserin begann zu sprechen. Es war eine gute Rede mit vielen Weisen Sätzen. Gerne hätte Alpina sie aufgeschrieben um sie später noch einmal lesen zu können.


    Sie sah sich um. Ein wenig entfernt von ihr sah sie Norius Carbo, einen Legionär, den sie einmal mit einer Verletzung versorgt hatte. Alpina winkte ihm zu. Auch den Chirurgicus Balbus sah sie im Publikum. Doch schien er sie nicht zu bemerken.

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