Hochzeit von Cnaeus Fabius Torquatus und Iunia Axilla


  • Licinus stand, nicht unfroh über die Tatsache, dass er das Geschenk losgeworden war, kurz beiseite, während sich Stella mit Iunia Axilla unterhielt. Er mischte sich aber nicht ein. Gerade als durch den Verweis der Iunia auf ihre jungen Verwandten die Begrüßung beendet erschien und Licinus ein letztes Wort sagen wollte trat der Kaiser ein. Ein kaiser kam natürlich nicht einfach in einen Raum, sondern er betrat ihn, was man kaum verpassen konnte. Licinus Füße schnarrten beisammen und hätte er caligae getragen, hätten sie Funken auf dem Boden geschlagen. So blieb er von dem Ausbleiben des kreischenden Geräusches kurz desorientiert, als die Ereignisse sich überschlugen. Eine der Leibwachen steiß seine Nichte unsanft beiseite, sodass diese auf dem Boden landete. Erst drehte er sich zu ihr, um ihr aufzuhelfen, aber da hatte sich der Kaiser schon zu ihr heruntergebeugt. In einer fließenden Bewegung glitt Licinus Blick von Stella auf den Kaiser und kam Auge in Auge mit der Leibwache zum Stehen. Licinus Augen waren schmal und eindringlich, als er begann den Mann niederzustarren. Die Blöße ihn zusammenzubrüllen würde er sich hier und jetzt nicht geben, darauf konnte der Mann sich noch eine ganze Nacht vorbereiten.


    Als der Kaiser sich wieder aufrichtete, neigte Licinus sein Haupt vor ihm, während der Rest seines Körpers gerade wie ein junger Baum am Fleck verharrte. "Mein Imperator!"

  • Zitat

    Original von Iulia Stella
    Der Kaiser selbst half mir wieder auf die Beine, was mich noch viel nervöser machte, als ich ob des Missgeschickes eh schon war.
    Bitte verzeiht mir, mein Kaiser. Ich war so ungeschickt.
    Mehr brachte ich nicht hervor und hoffte, dass die Angelegenheit möglichst schnell wieder vergessen wäre.


    "Manius hier hätte etwas vorsichtiger sein sollen." antwortete der Kaiser lächelnd und wies auf den Prätorianer in Zivil, der etwas bedröppelt dreinsah. Dann war die Sache für ihn erledigt. Immerhin stand das Brautpaar direkt vor ihm:

    Zitat

    Original von Iunia Axilla
    “Wenn ich gewusst hätte, dass du die Domus kennenlernen möchtest, hätte ich dir schon viel früher eine Einladung zukommen lassen, mein Kaiser“, flötete Axilla fröhlich auf die kaiserlichen Worte hin. Und auch die nächsten konnten sie nicht aus dem Konzept bringen. Wer eine Zeit im Palast eines Kaisers gelebt und einen anderen mit Armee aufmarschierenden Kaiser mitten auf der Straße zum Gespräch gezwungen hatte, den brachte eine einfache, kaiserliche Bemerkung nicht aus der Fassung. Kaiser waren auch nur Menschen, das wusste Axilla besser als viele andere.
    “Ich wusste gar nicht, dass ich einen Ruf habe, den ich verteidigen müsste. Ich hoffe in diesem Fall, ich werde ihm auch gerecht“, flirtete Axilla ein wenig und lächelte.
    Und just da passierte es und die noch in der Nähe stehende Iulia Stella kam durch einen Rempler eines Prätorianers zu Fall. Galant halt der Kaiser ihr auf und rügte den entsprechenden Wachhund milde. Gut, kein größerer Schaden angerichtet, alle noch heile.


    "Nun, das Engagement, das du in der Schola Atheniensis und den Acta Diurna unter Beweis gestellt hast, scheint jetzt in den Haushalt zu fließen." stellte er fest, während er um sich blickte. Immerhin waren sie hier im Elternhaus der Braut, die sicherlich für die Organisation der Feier maßgeblich Verantwortung getragen hatte. "Ein wohl gepflegtes Haus, wie mir scheint. Schmerzt es dich, ihm wieder den Rücken kehren zu müssen?" leitete er geschickt auf den bevorstehenden Umzug ins Haus ihres neuen Ehemannes über. Natürlich wusste er, dass Axilla schon Witwe war. Es war also sicher nichts Neues. Aber gerade in fortgeschrittenen Lebensphasen konnte es ja unangenehm sein, sein Umfeld zu wechseln.

    ir-augustus.png 4fjhbrgq.png

    CENSOR - CURSUS HONORUM

    PONTIFEX MAXIMUS - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Zitat

    Original von Cnaeus Fabius Torquatus


    "Senator Aurelius", grüßte ich knapp, während Axilla in diesem Fall die Gesprächsführung übernahm. Währenddessen rief ich mir ins Gedächtnis, was ich dem Namen Aurelius zuordnen konnte.


    Schließlich waren sie an der Reihe, dem Brautpaar die Aufwartung zu machen, und wurden auch sogleich freudig begrüßt. Zumindest von der Braut, der Bräutigam wirkte eher zurückhaltend reserviert, womit Sextus allerdings keine Probleme hatte. Freundlichkeit war in den meisten Fällen ohnehin nur Fassade. Nichts desto trotz eine Fassade, derer er sich selbst gerne und häufig bediente. So wie jetzt.


    “Iunia Axilla, ich danke dir für die Einladung und diesen herzlichen Empfang in deinem Haus. Und darf ich auch dir, Fabius, zu deiner formidablen Partie gratulieren.“ Soviel zur Begrüßung und zur Schmeichelei an die Braut. “Darf ich euch auch meine Nichte Corvina vorstellen, die mich heute begleitet?“ stellte er dann auch gleich seine Begleitung vor, damit auch sie sich ein wenig in Konversation üben konnte.

  • Natürlich hatte Corvina sogleich zugesagt, ihren Onkel zu begleiten, als dieser ihr die Einladung offenbart hatte. Zwar kannte sie weder Braut, noch Bräutigam, noch wusste sie, in welcher Beziehung die beiden zu ihrem Onkel standen. Doch war dies alles ohnehin nebensächlich, da eine Hochzeit in der besseren Gesellschaft Roms immer Anlass genug an sich bot, zu kommen, allein schon, um den anderen Gästen die eigene Anwesenheit zu zeigen. So lief man zu solchen Gelegenheiten immer wieder denselben Menschen über den Weg, nur mit der ein oder anderen Nuance Unterschied.


    Corvina hatte sich also ansprechend gekleidet und war mit ihrem Onkel hier hergekommen. Unter den anderen Gästen entdeckte sie auch Flavius Gracchus und ihre Cousine Prisca, und kurz machte ihr Herz einen Sprung. Waren vielleicht auch Flavius Scato und Claudia Sassia anwesend? Und hatten sie vielleicht den ein oder anderen Klienten mitgebracht? Zuletzt hatte Corvina Duccius Callistus ja ebenfalls auf einer Hochzeit gesehen und sich nach ihrem dafürhalten reichlich blamiert. Nichts desto trotz hatte sie durchaus den Wunsch, ihn wieder zu sehen, und die Zeit seit dem letzten Treffen erschien ihr unsäglich lange mittlerweile. Sie dachte auch an die Tafel, die zuhause in ihrem Cubiculum lag, am Boden einer Truhe mit persönlichen Dingen, die die Sklaven nicht anrühren sollten. Sie hatte noch keine Idee, wie sie sie Duccius Callistus zukommen lassen sollte, und was sie schreiben sollte, damit er sie behielt.
    Doch scheinbar waren weder Flavius Scato, noch sein Klient anwesend, zumindest konnte Corvina keinen der beiden entdecken, und allzu auffällig wollte sie den Kopf nicht verdrehen. Schließlich stellte sie ihr Onkel auch gerade vor, und ihre Aufmerksamkeit wurde daher beim Brautpaar benötigt.
    “Iunia, Fabius, es ist mir eine große Freude, euch beide kennen zu lernen und ich wünsche euch Iunos und Iuppiters Segen für den heutigen Tag und alle noch folgenden“, sagte sie also artig und mit einem Lächeln und hoffte, der Etikette damit Genüge getan zu haben. Ohne persönlichen Bezug fiel es ihr schwer, die richtige Form der Belanglosigkeiten festzulegen, über welche man sich unterhalten konnte. Auf der anderen Seite hatte das Brautpaar sicherlich mehr als genug zu tun.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Licinus stand, nicht unfroh über die Tatsache, dass er das Geschenk losgeworden war, kurz beiseite, während sich Stella mit Iunia Axilla unterhielt. Er mischte sich aber nicht ein. Gerade als durch den Verweis der Iunia auf ihre jungen Verwandten die Begrüßung beendet erschien und Licinus ein letztes Wort sagen wollte trat der Kaiser ein. Ein kaiser kam natürlich nicht einfach in einen Raum, sondern er betrat ihn, was man kaum verpassen konnte. Licinus Füße schnarrten beisammen und hätte er caligae getragen, hätten sie Funken auf dem Boden geschlagen. So blieb er von dem Ausbleiben des kreischenden Geräusches kurz desorientiert, als die Ereignisse sich überschlugen. Eine der Leibwachen steiß seine Nichte unsanft beiseite, sodass diese auf dem Boden landete. Erst drehte er sich zu ihr, um ihr aufzuhelfen, aber da hatte sich der Kaiser schon zu ihr heruntergebeugt. In einer fließenden Bewegung glitt Licinus Blick von Stella auf den Kaiser und kam Auge in Auge mit der Leibwache zum Stehen. Licinus Augen waren schmal und eindringlich, als er begann den Mann niederzustarren. Die Blöße ihn zusammenzubrüllen würde er sich hier und jetzt nicht geben, darauf konnte der Mann sich noch eine ganze Nacht vorbereiten.


    Als der Kaiser sich wieder aufrichtete, neigte Licinus sein Haupt vor ihm, während der Rest seines Körpers gerade wie ein junger Baum am Fleck verharrte. "Mein Imperator!"


    Zitat

    Original von TIBERIUS AQUILIUS SEVERUS AUGUSTUS
    "Manius hier hätte etwas vorsichtiger sein sollen." antwortete der Kaiser lächelnd und wies auf den Prätorianer in Zivil, der etwas bedröppelt dreinsah. Dann war die Sache für ihn erledigt. Immerhin stand das Brautpaar direkt vor ihm: ...


    Ich schämte mich so. Wie konnte ich mich bloss so blamieren und dazu noch die ganze Gens Iulia und den armen Iulius Licinus. Der einzige Trost war, dass der Kaiser die Sache als erledigt ansah und sich dem Brautpaar zuwandte.
    Sorgfältig und ohne weitere Gäste zu belästigen schlich ich mich an die Seite von Iulius Licinus und flüsterte ihm, als der Kaiser das Brautpaar begrüsst hatte und mit seinen Männern aus unserer Hörweite entschwunden war, zu:


    Bitte verzeih mir, Iulius Licinus. Ich werde jede Strafe akzeptieren, die du aussprichst


    Den Rest des Abends würde ich mich schön dezent im Rücken des Licinus aufhalten und ja nicht mehr auffallen.

  • Zitat

    Original von Iulia Stella
    Ich schämte mich so. Wie konnte ich mich bloss so blamieren und dazu noch die ganze Gens Iulia und den armen Iulius Licinus. Der einzige Trost war, dass der Kaiser die Sache als erledigt ansah und sich dem Brautpaar zuwandte.
    Sorgfältig und ohne weitere Gäste zu belästigen schlich ich mich an die Seite von Iulius Licinus und flüsterte ihm, als der Kaiser das Brautpaar begrüsst hatte und mit seinen Männern aus unserer Hörweite entschwunden war, zu:


    Bitte verzeih mir, Iulius Licinus. Ich werde jede Strafe akzeptieren, die du aussprichst


    Den Rest des Abends würde ich mich schön dezent im Rücken des Licinus aufhalten und ja nicht mehr auffallen.


    Stella erntete für diese Aussage nicht mehr und nicht weniger, als einen völlig verdatterten Blick.
    "Strafe wofür?" sprach Licinus leise durch die Mundwinkel, während er einen Blick über die Gäste warf und versuchte auszumachen, wo sich Silanus befand, den er als näcshtes Aufsuchen wollte.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Stella erntete für diese Aussage nicht mehr und nicht weniger, als einen völlig verdatterten Blick.
    "Strafe wofür?" sprach Licinus leise durch die Mundwinkel, während er einen Blick über die Gäste warf und versuchte auszumachen, wo sich Silanus befand, den er als näcshtes Aufsuchen wollte.


    Ich war total erleichtert. Danke! hauchte ich neben ihm und folgte ihm in die Richtung, welche er einschlug.

  • Zitat

    Original von Iulia Stella
    Ich war total erleichtert. Danke! hauchte ich neben ihm und folgte ihm in die Richtung, welche er einschlug.


    Licinus war immer noch irritiert. Danke wofür? Strafe wofür? Er hatte nicht das Gefühl die junge Frau zu verstehen. Stattdessen wandte er sich um und hielt nun auf Iunius Silanus zu. In später Zeit würde man sein (reichlich unelegantes) durchziehen der Gäste mit einem Schlachtschiff auf den Wellen vergleichen, ihm kam der Angriff der Kataphrakte vor Edessa in den Sinn. Kurz vor Iunius Silanus (und ohne diesen umzumähen) kam er zum Stehen, seine Nichte hinter ihm wie die Clibinarii den Kataphrakten folgten.
    "Salve Silanus," grüßte er "schön ein bekanntes Gesicht zu sehen."


  • Während Axilla und Aurelia Prisca sich dem Austausch von Komplimenten hinsichtlich ihrer Kleiderwahl widmeten, hielt ich mich am Senator, dem ich aufgrund seines Charismas und seiner bewegten Vergangenheit doch mit ehrlichem Interesse gegenüber trat. Umso mehr hoffte ich, dass ich ihm zu einem späteren Zeitpunkt mehr als das übliche seichte Gerede entlocken konnte. Bei der Begrüßung wollte ich den Consular aus Rücksicht auf die anderen eintreffenden Gäste allerdings nicht allzu lange binden, wenngleich ich in der Schlange keine Handvoll an Personen erspähen konnte, für die ich dasselbe Interesse verspürte. "Nun denn, ich hoffe dass ich zu einem späteren Zeitpunkt noch mehr über deine zukünftigen Aufgaben erfahren darf. Bis dahin wünsche ich dir und deiner Gattin einen angenehmen Abend in unserer Domus", sprach ich lächelnd, während ich mich selbst dabei ertappte, dass ich die Domus Iunia just zu meinem Miteigentum erklärte. Ich hatte mich wohl schnell daran gewöhnt der Mann der Hausherrin zu sein.

  • Zitat

    Original von Nero Tiberius Caudex


    Ich trug das in diesen Kreisen so übliche höfliche, aber zurückhaltende Lächeln. „Salve Fabius, Salve Iunia. Ich bin erfreut, dass ich eure Hochzeit heute beiwohnen darf. Ich muss gestehen, ich habe selten eine elegantere Braut gesehen.“ Das war nicht mal gelogen, da ich bisher nur wenigen Hochzeiten beigewohnt habe.
    „Ich wünsche euch, dass die Götter ihre schützenden Hände steht über euch halten.“ Brachte ich zunächst meine Glückwünsche vor, bevor ich auf den Fabius einging. „Nun ich denke ich hätte kaum einen Besseren finden können.“ Sagte ich mit fester Überzeugung. „Mit Tiberius Durus bin ich nur sehr entfernt verwandt. Ich selbst habe ihn nie kennenlernen dürfen.“ Sagte ich und damit war wohl auch klar, dass wir wenn überhaupt um ein paar Ecken verwandt waren.


    Mit dem bekannten Senator Tiberius Durus war Caudex also nicht verwandt, was ihm in manchen Kreisen sicherlich nicht als Nachteil ausgelegt werden würde. Immerhin war Tiberius Durus - wenn auch durch kaiserliche Verfügung rehabilitiert - eine der zentralen Figuren des Bürgerkriegs gewesen. "Dann bin ich gespannt, wo dich dein Weg hinführt. Mit der Unterstützung des Senators wirst du es sicherlich weit bringen.", stimmte ich mit voller Überzeugung mit ein und wandte mich noch einmal eben jenem zu. "Patron, ich hoffe wir haben zu späterer Stunde die Gelegenheit etwas ausführlicher zu sprechen. Bis dahin wünsche ich euch beiden ein angenehmes Fest", schloss ich sodann die Begrüßung und wandte mich den nächsten Gästen zu.

  • Zitat

    Original von Aurelia Corvina


    “Iunia, Fabius, es ist mir eine große Freude, euch beide kennen zu lernen und ich wünsche euch Iunos und Iuppiters Segen für den heutigen Tag und alle noch folgenden“, sagte sie also artig und mit einem Lächeln und hoffte, der Etikette damit Genüge getan zu haben. Ohne persönlichen Bezug fiel es ihr schwer, die richtige Form der Belanglosigkeiten festzulegen, über welche man sich unterhalten konnte. Auf der anderen Seite hatte das Brautpaar sicherlich mehr als genug zu tun.


    "Deine Glückwünsche nehme ich natürlich dankend an, Senator Aurelius", entgegnete ich mit einem triumphierenden Lächeln, wohl wissend, dass mich eine Vielzahl der römischen Männer beneidete. Und da ich alles andere als bescheiden war, kostete ich es natürlich voll und ganz aus, wenn ich den Neid in den Gesichtern einflussreicher Herrschaften erkennen konnte. "Aurelia, ich freue mich dich begrüßen zu dürfen und nehme deinen Segen natürlich ebenso dankend entgegen", sprach ich sodann lächelnd zur jungen Begleitung des Senators. Im selben Moment versuchte ich mich zu erinnern, ob der Aurelier verheiratet oder gar verwitwet war, kam allerdings zu keinem Ergebnis. Sosistratus musste mich also später aufklären, bevor ich noch in ein Fettnäpfchen trat. "Aurelius, Aurelia, ich hoffe wir können später noch einige Worte austauschen. Bis dahin wünsche ich euch ein fröhliches Fest und das Glück, den weniger interessanten Plaudereien aus dem Weg zu gehen", beendete ich sogleich die Begrüßung mit einem lauten Lachen und wies den beiden Aureliern mit einer einladenden Geste den Weg weiter ins Innere der Domus Iunia.

  • Nachdem sich die Meisten der geladenen Gäste im Atrium eingefunden hatten, begann der offizielle Teil der Hochzeit. Axilla und ich hatten uns darauf geeinigt, diesen aufgrund unserer Erfahrung - immerhin war es bei uns beiden nicht die erste Vermählung - auf einen erträglichen, aber dennoch angemessenen Rahmen zu kürzen. Zunächst sollte der Ehevertrag im Tablinum unterzeichnet werden, wo ich mich zusammen mit Axilla bereits eingefunden hatte. Die Gäste befanden sich mittlerweile verteilt im Atrium stehend oder auf den bereitgestellten Klinen liegend sowie im großen Peristyl, von wo man einen ebenso guten Blick auf das Geschehen im Tablinum hatte. Für den Kaiser war ein kleines Séparée mit Kline im Atrium eingerichtet und festlich dekoriert worden, sodass er nicht die ganze Zeit von Bittstellern und Speichelleckern belagert werden konnte. Die Zeugen für den Ehevertrag hatte ich nicht vorab auserkoren, wollte ich aber nach unserer Unterzeichnung benennen - davon ausgehend, dass sich keiner der anwesenden Gäste einem Zeugnis unserer Ehe erwehren würde. Während also der greise Sosistratus begann, den Ehevertrag stammelnd und mit einer gewissen Anstrengung zu verlesen, suchte ich zufrieden lächelnd den Augenkontakt mit meiner zukünftigen Ehefrau. Nach gefühlten Ewigkeiten legte Sosistratus den Vertrag auf den Tisch und reichte Axilla eine Feder, der ich den Vortritt bei der Unterzeichnung ließ.



    Pactum Nuptialium


    PARS PRIMA – Allgemeiner Eheteil
    (1) Dieser Vertrag ist eine schriftliche Aufstellung des Ehevertrags zwischen den Eheleuten


    Fabius Torquatus aus der Gens der Fabier, Sohn von Quintus Fabius Vibulanus, aus dem tribus Fabia, im weiteren Vertrag als Ehemann, Bräutigam oder Mann bezeichnet;


    und


    Axilla aus der Gens der Iunier, Tochter von Atticus Iunius Cassiodor, aus dem tribus Esquilina, im weiteren Vertrag auch als Ehefrau, Braut, Mutter oder Frau bezeichnet.


    (2) Beide Parteien erklärten vor Eheschließung, dass
    alpha) sie sui iuris sind und keine anderen Rechte an ihre Person geltend gemacht werden können, die diese Ehe ungültig sein lassen könnten. Dies beinhaltet im Speziellen, aber nicht ausschließlich, patria potestas, Verlöbnisse oder bereits gültig geschlossene Ehen.
    Beta) sie und ihre Verwandten, insbesondere die Eltern, Großeltern und Urgroßeltern, keiner Infamie unterlegen waren. Weiter erklären sie, dass auch keine anderen Ehehindernisse vorliegen, die die Ehe für ungültig erklären könnten.
    Gamma) sie die Ehe aus eigenem Willen schließen.


    (3) Eine Sponsalia wurde nicht bekannt gegeben.


    (4) Die Ehe wird sine manu geschlossen. Ein Gewaltübergang auf den Ehemann durch usucapio wird ausdrücklich ausgeschlossen. Selbst im Fall, dass das trinoctium nicht durchgeführt wurde, sollen dennoch keine Rechte, weder über Person noch über Vermögen der Braut auf den Bräutigam übergehen.


    (5) Wohnsitz ist die zum Zeitpunkt der Eheschließung noch zu errichtende Domus Fabia.
    alpha) Die Braut behält sich ein zeitweiliges Wohnrecht in der Domus Iunia in Roma vor, dessen Inanspruchnahme die Ehe weder auflöst noch unterbricht.


    PARS SECUNDA – Dos und donatio
    (1) Die donatio ante nuptias besteht aus Schmuck der Goldschmiede des Ehemanns, insbesondere eines Rings mit eingraviertem Löwenkopf und Blitz als Symbol der Verbindung der Gentes Iunia und Fabia.


    Die Braut darf diese nach ihrem Ermessen verwenden, aber nicht verkaufen oder verschenken. Bei Beendigung der Ehe durch Scheidung sind diese Geschenke in jedem Fall zurückzugeben, unabhängig von der Schuld einer der Parteien.


    (2) Die Dos wird von der Braut selbst gestellt.
    alpha) Die Braut übergibt dem Bräutigam das Eigentum an einem Landstück sechs leuga südwestlich von Misenum von der Größe von anderthalb heredia, abgegrenzt durch Begrenzungssteine. Dieses darf er bewirtschaften und bebauen, aber nicht veräußern, verschenken oder beleihen. Ebenso darf er dieses Land nicht an andere Personen vererben als die Braut oder gemeinsame Kinder.
    beta) Bei Beendigung der Ehe durch Scheidung erhält die Braut das Eigentum an dem Grundstück zurück. Dem Ehemann steht eine Kompensation des Wertes nach dem Gesetz in Geld zu für die Zeit der Ehe, aber nicht mehr als vier sechstel des Grundstückswertes insgesamt. Aus der Dos kann kein fortführendes Anrecht auf Wege, Dienstleistungen oder Absatzplätze durch den Ehemann gestellt werden.
    gamma) Bei Beendigung der Ehe durch Tod der Ehefrau geht das Eigentum des Grundstückes über an den ältesten, gemeinsamen Sohn beider Parteien. So dieser nicht vorhanden ist, an das älteste, gemeinsame, andere Kind. Ist auch dieses nicht gegeben, dann geht das Eigentum über an den ältesten, Lebenden Sohn der Braut aus früherer Ehe.


    PARS TERTIA – Kinder
    (1) Beide Parteien erklärten, dass sie fruchtbar sind und gemeinsam Nachkommen zeugen möchten. Bei Unfruchtbarkeit eines Teiles hat der andere Ehepartner das Recht zur Scheidung, ohne dass ihm daraus Nachteile entstehen. Dies schließt insbesondere eine Schmälerung bei Herausgabe von Dos oder Donatio mit ein.


    (2) Söhne aus dieser Verbindung sollten nicht nur, wie es Sitte und Brauch ist, den Ahnen der Fabii ihren Respekt und ihre Ehre erweisen, sondern auch denen der Iunii. Insbesondere sollten sie zu den Parentalia an den Gräbern der Iunii Opfer bringen und diesen Brauch auch an ihre Kinder weitergeben.


    (3) Über Maßnahmen zur Erziehung der Kinder bis zum Alter von sieben Jahren kann die Ehefrau selbständig entscheiden. Der Ehemann erhält bei allen Entscheidungen ein Einspruchsrecht. Dies schränkt seine Rechte durch Patria Potestas NICHT ein.


    (4) Auch im Falle einer Scheidung verbleiben Kinder unter 7 Jahren in der Obhut ihrer Mutter. Kinder zwischen 7 und 14 Jahren sollen entweder an vier Tagen im Monat, oder, falls dies aufgrund von Reisetätigkeit unpraktikabel ist, an 45 direkt aufeinanderfolgenden Tagen eines Jahres in der Obhut ihrer Mutter verbringen.




    PARS QUARTA – Eigentum


    (1) Jeder Ehegatte behält sein Eigentum. Durch die Ehe finden keine Vermischungen der beiden Eigentumsteile statt.
    alpha) Jeder Ehepartner behält seine eigenen Sklaven. Der andere Ehepartner kann diesen zwar Befehle erteilen, ihre Treuepflicht gilt allerdings nur demjenigen Ehepartner, dem sie gehören. Auch nur derjenige Ehepartner kann sie bestrafen oder verkaufen.


    (2) Wie es Recht und Sitte ist, sind Schenkungen während der Ehe unter den Ehepartnern nicht zulässig und verbleiben rechtlich im Eigentum des Schenkenden.


    PARS QUINTA – Rechtsklauseln
    (1) Sollten einzelne Bestandteile dieses Vertrages nicht, nicht mehr oder künftig nicht dem geltenden Gesetz entsprechen, so wird dadurch die Wirksamkeit der übrigen Vertragsbestandteile nicht berührt. Unwirksame Klauseln sollen durch solche ersetzt werden, die ihrem Sinn nach den jetzigen entsprechen und vor dem Gesetz Bestand haben.



    Zeugen dieser Verbindung und einzelner Punkte dieser Vereinbarung sind:



  • Im Peristyl, einen gewissen Sicherheitsabstand zu den zahlreichen Gästen wahrend, stand auch Titus Torquatus, der einzige Sohn des Bräutigams. Abgesehen davon, dass er sich bei solchen Festivitäten selten redselig präsentierte, war er noch immer etwas irritiert ob der bürgerlichen Fassade, die sein Vater in Rom angelegt hatte. Da sein Vater darüber hinaus keine Schwächen in seinem Schauspiel offenbarte, erschien ihm die Situation nur umso befremdlicher. Titus konnte es nicht glauben, aber offensichtlich hatte sein Vater nicht nur ihn, sondern auch sein altes Leben gänzlich in Alexandria zurückgelassen. Noch immer präsentierte sich der Alte gönnerhaft und großspurig, schien aber in seiner Rolle als ehrbarer Bürger vollständig aufzugehen. Vielleicht hatte er sich tatsächlich geändert und sein altes Leben hinter sich gelassen. Dass dabei aber auch Titus als sein Sohn und Erbe in Vergessenheit geriet, löste im jungen Sprössling ein nervöses Missbehagen aus. So recht konnte er nicht erkennen, welche Rolle Torquatus senior für ihn vorgesehen hatte. Bis er also angesprochen oder herbeigerufen wurde, beobachtete Titus die Szenerie aus dem Abseits und verhielt sich weitgehend unauffällig.

  • Nach einer feuchtfröhlichen Feier mit kurz- und langwierigen Gesprächen war ich froh, als auch die letzten Gäste die Domus meiner Frau verlassen hatten. Vorfreudig erwartete ich die Nacht mit Axilla, die eine ganz besondere werden sollte. Noch vor Monaten hatte ich nicht in meinen kühnsten Träumen erwartet, einmal die Elite der stadtrömischen Gesellschaft um mich versammeln zu können. Nun war ich nicht nur mit einer der attraktivsten, sondern auch mit einer der angesehensten Frauen des Imperiums verheiratet. Zweifellos hatte ich meine Familie aus der Bedeutungslosigkeit gehievt und war mit diesem Schritt nun selbst ein Teil der oberen Zehntausend. Freilich hatte ich diese Verbindung vorrangig aus Selbstzweck arrangiert, aber dass ich mich mit Axilla auch noch gut verstand war natürlich eine willkommene Begleiterscheinung. So konnte ich freudigen Gewissens in die Zukunft blicken, denn mein Weg sollte hier noch nicht zu Ende sein.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!