[Officium] Praefectus Praetorio - Caius Heius Vibulanus (NSC)

  • Lurco schaute sich kurz um, aber Scato war verschwunden. Purgitius machte sich auf zur Baracke, zog sich um und brachte seine Ausrüstung gemeinsam mit Pullus zur Waffenkammer. Dort übergab er seine Ausrüstung Miles Valerius Scipio Valerius. Sein Schwert und sein Dolch bildeten eine Ausnahme, denn beides kaufte Lurco gegen einen fairen Preis. Das Schwert hatte ihm lange, treue Dienste erwiesen. Genauso wie sein Dolch. In so mancher gefährlichen Situation hatte er sich auf die beiden immer verlassen können. Selbst dann noch, als kein Kamerad bis auf einen einzigen und ein Peregrinus für ein gewaltiges Problem interessiert hatten. Sein Schwert war von Mars gesegnet und es hatte an diesem Tag ganze Arbeit vollbracht im Namen Ultors.


    Direkt im Anschluss machten sie sich auf den Weg zur Casa Leonis. Neben Charislaus besaß Lurco noch drei weitere Sklaven, die zur Zeit in seinem zweiten Anwesen der Casa Purgitia für Ordnung sorgten. Unter Charislaus Fittiche würden sie sich zur Not ebenso um die Casa Leonis kümmern müssen. Schweigend und ihren Gedanken nachhängend machten sich Lurco und Pullus auf zur Casa Leonis. Vorher legten sich noch einen Zwischenstopp am Bratwurststand ein und ließen es sich schmecken.


    "Eine letzte gemeinsame Bratwurst, bevor Du zu den Prätorianern rüber ziehst. Auf uns Barackenbrüder", sagte Pullus und hob seine Bratwurst.


    "Auf uns Barackenbrüder. Passt auf Euch auf Pullus, es tut sonst keiner. Niemand weiß das so gut wie wir. Ich werde Euch vermissen, jeden einzelnen von Euch. Aber ich freue mich auch über diese einmalige Chance. Wir ziehen nicht nur zu den Prätorianern nach drüben Pullus, wir wurden von unserem Praefectus nach Germania geschickt. Wir verstärken dort die Einheit rund um Caesar. Kannst Du Dir das vorstellen? Caesar persönlich? Mit allem habe ich gerechnet, aber nicht mit damit. Mars ist mit uns Pullus und der neue Praefectus ebenso. Wir werden uns eine Weile nicht sehen, ich weiß wo ich hergekommen bin Pullus. Sollte ich den Aufstieg schaffen, werdet Ihr die Ersten sein an die ich denke", antwortete Lurco, hob die Bratwurst und biss hinein.


    Nach der letzten römischen Bratwurst, jedenfalls fürs Erste, begab sich Lurco gemeinsam mit Pullus zur Casa Leonis, bereitete alles für seine Abreise vor und kehrte in die Baracke VII zurück. Die letzte Nacht in Rom, bevor es auf nach Germania und in ein neues Leben ging.

  • Furius stiefelte von der Porta, wo sich inzwischen alle Equites singularis der abgestellten Turmae versammelt hatten zum Officium des Praefecten. Na, war auch ein bißchen viel verlangt wenn seine Eminenz seine Truppen verabschiedet hätte.

    Da Furius aber ein Komisskopf durch und durch war ging es ihm gegen den Strich einfach so abzurücken.

    Er stierte die Ordonnanz im Vorzimmer des Officiums an und ließ diesen erahnen wie es aussehen musste welches Gesicht mancher Gegner des Kaiserhauses in seinen letzten Atemzüge gesehen hatte. Der Praefect? hustete er dem Mann entgegen.

    Das brachte seinen Zeitplan schon ins schwimmen. Er hoffe der Praefect war da, sonst würde er im Namen Caesars ohne seinen Segen aufbrechen.

  • Die von dem Blick eingeschüchterte Ordonnanz wuselte nervös davon. Als der junge Mann kurz darauf zurückkehrte, bat er den Decurio nach hinten durch und versteckte sich gleich darauf hinter seinem Schreibtisch, wo er sich einen besonders langen Brief vor das Gesicht hielt, den er vorgab, zu lesen, um dem vernichtenden Blick zu entgehen.

  • Furius betrat das Officium und grüßte seinen Praefecten mit der Würde die nur ein Evocatus zustande brachte. Er war auf Wunsch Caesars nach seiner honesta missio in seinen Diensten geblieben, auch wenn sein Körper inzwischen deutliche Signale der Überbeanspruchung aussandte.

    Salve Praefectus,...Decurio Terentius Furius,...ich rücke mit den zwei Turmae ab gen Mogontiacum!

  • Ah ja. Heius Vibulanus grüßte angemessen zurück.


    "Salve, Decurio. Ich habe dir eine gute Mischung aus erfahrenen Soldaten und unverbrauchten Neulingen zusammengestellt. Der Caesar wird zufrieden sein." Außerdem befand sich ein gar nicht so geringer Anteil an Männern darunter, die nur aufgrund ihrer nahmhaften Freunde oder Verwandten bei den Prätorianern gelandet waren, militärische Irrläufer, auf deren Präsenz in der Garde er getrost verzichten konnte. Wenn er schon zwei Turmae abtreten musste, kaum, dass die Garde nach langem bürokratischem Kampf gerade aufgestockt worden war, dann würde er nicht seine Favoriten entsenden.


    Der Präfekt erhob sich, um den Decurio zur Porta zu begleiten und die Truppen nach Germania Superior zu verabschieden.

  • Furius nickte kurz, er war von der Beschreibung recht angetan, wahrscheinlich waren es Drückeberger oder Querulanten. Typen die nur durch Protege in der Garde gelandet waren. Caesar wird dir deine Kooperation nicht vergessen...Praefectus!

    Was für ein Pfosten...! dachte er sich hinter seiner undurchdringlichen Miene.

    Er trat kurz zur Seite, damit der Praefect an ihm vorbei konnte, dann folgte er ihm,...die Augen offen und Hand am Knauf seiner Spatha. Das hier war eine Schlangengrube,...er war ein vorsichtiger Mann.

  • << Baracke X


    Stilo meldete sich bei der Ordonnanz im Vorzimmer des Praefectus Praetorio: "Salve, Optio Sisenna Seius Stilo für den Praefectus Praetorio. Er hat mich hierher bestellt." Noch immer konnte Stilo nur mutmaßen, warum er hierher bestellt worden war, so dass die Ordonnanz in den äußerst seltenen Genuss kam, einen nervösen Sisenna Seius Stilo zu erleben.

  • Die Ordonnanz hatte den Auftrag, den Unteroffizier ohne Verzögerung durchzuwinken. Es war alles Teil des Plans, der sich mit reibungsloser Präzision erfüllte. Jedes Rädchen, auch dieser kleine Soldat, der sich so wichtig nahm, trug zu der Erfüllung des Willens von Caius Heius Vibulanus bei. Der Prätorianerpräfekt wartete den Gruß ab, erwiderte ihn und kam dann gleich zur Sache. Denn auch die Zeit war ein wichtiges Element des Erfolges, das sorgsam genutzt werden musste.


    Nach der Begrüßung musterte er den Optio einen Atemzug lang schweigend, dann lehnte er sich zurück und sprach: "Unlängst sprach ich mit unserem Kaiser. Die Verantwortlichkeiten in der Causa Christenrazzia haben sich zu unseren Gunsten verschoben. Die entsprechenden Befehle wurden bereits an die Cohortes Urbanae übermittelt.


    Für dich ergeben sich aus diesen erfreulichen Umständen vier neue Aufgaben:

    1. Ich übertrage dir den Fall des Volusus Didius Molliculus, für den du einen Abschlussbericht formulieren sollst.
    2. Übermittle dem Kaiser eine Liste mit den Namen sämtlicher krimineller Bürger der Causa Christenrazzia. Dazu gehört auch die Information, weshalb sie zum Tode verurteilt werden müssen. Die Liste soll ihn überzeugen, also geize nicht mit Details.
    3. Nachdem wir den entsprechenden Befehl des Kaisers vorliegen haben, wirst du unter Zuhilfenahme der Verantwortlichen die Hinrichtungen und anschließende Entsorgung der Leichname organisieren.
    4. Zuletzt wirst du für mich den Abschlussbericht über die gesamte Causa Christenrazzia verfassen und mir zum Unterzeichnen vorlegen. Dieser Abschlussbericht wird dem Kaiser von mir persönlich vorgelegt. Ich wünsche also, dass diese Akte keinerlei Mängel enthält."

    Er sah ihn durchdringend an. Der letzte Satz hieß: Jene Gefangenen, die im Gewahrsam der Prätorianer starben - und das waren nicht wenige - sollten in der Akte als rechtmäßig hingerichtet geführt werden. Sollten diese Verschleierung und die unrechtmäßigen Todesfälle irgendwie herauskommen, würde Sisenna Seius Stilo der Schuldige sein, der gegenwärtig die Aufsicht über das Gefängnis führte, und nicht etwa Caius Heius Vibulanus. Das wussten sie beide und dieses Wissen legte ein unsichtbares Halsband um den Nacken des Optio, damit sein Ehrgeiz nicht eines Tages die Flügel allzu weit spreizte. Doch das sagte Caius Heius Vibulanus natürlich nicht. Er sagte mit einem plötzlichen Lächeln:


    "Seit dem bedauerlichen Tod von Marcus Octavius Maro fehlt ein Centurio in unseren Reihen. Momentan werden Empfehlungen gesammelt. Ich rate also dazu, die neuen Befehle mit besonderer Gewissenhaftigkeit auszuführen. Wenn du keine Fragen hast, darfst du wegtreten."

  • Die Worte des Präfekten nahm Stilo mit höchster Aufmerksamkeit auf. Licht und Schatten im Geschäft des Zwielichts, Verheißung und Drohung in ein und derselben Gestalt. Stilo wurden Aufgaben anvertraut, die für einen Optio unverhältnismäßig hohe Verantwortung bargen. Er würde büßen, sollte die Akte nicht frei von allen Zweifeln sein, nicht der Mann vor ihm, ganz gleich, wessen Name darunter stand. Doch wenn die Aufgaben zu aller Zufriedenheit erledigt würden, so winkte Stilo die Aussicht auf eine Beförderung.


    Das Lächeln von Stilo war so falsch wie das seines ranghöchsten Vorgesetzten, man könnte fast meinen, sie hätten voneinander gelernt, doch wäre ein Irrtum. Sie kannten einander nur flüchtig und hatten auch dienstlich fast ausschließlich indirekten Kontakt zueinander.


    "Ich wiederhole: Meine Aufgaben sind der Abschlussbericht für Didius Volusus Molliculus, die Liste mit den kriminellen Bürgern in der Causa Christenrazzia, die Organisation der Hinrichtungen sowie der Abschlussbericht. Keine Fragen, Praefectus. Du wirst zeitnah von mir hören."


    Er legte die Faust auf sein Herz, das falsche Lächeln erlosch und der Optio kehrte zurück in seine Unterkunft, um den Feierabend mit Grübeln anstatt mit der notwendigen Erholung zu verbringen. Die nächsten Tage und wochen würden arbeitsintensiv werden, das stand außer Frage.

  • Die Arbeit war vollkommen. Stilo hielt sich nicht bei der Ordonnanz auf. Er gehörte mittlerweile zu jenen, die sofort durchgewunken wurden, wenn sie zum Praefectus Praetorio wollten. Nicht etwa, weil der bissige Stabsoffizier ihn so sehr schätzen würde, sondern weil er diesem den schriftlichen Teil seiner bislang wichtigsten Mission anvertraut hatte. Und Stilo hatte sie komplettiert, das würde Caius Heius Vibulanus heute erfahren.


    "Salve, mein Präfekt", grüßte Stilo ihn und klopfte Lächelnd auf die Mappe unter seinem Arm. "Es gibt Neuigkeiten."

  • Mein Präfekt ... Caius Heius Vibulanus wusste nicht, ob er sich über die anmaßende Schmeichelei ärgern oder gedanklich die Hände reiben sollte, weil Optio Seius Stilo derart großen Wert darauf legte, ihn gewogen zu machen. Der Mann arbeitete zweifelsohne gut. Die schwarze Flamme des Ehrgeizes brannte in ihm und spornte ihn zu Höchstleistungen an, doch kannte er das gesunde Maß, deinen feinen Grad zwischen Fleiß und gefährlichem Streben? Es war gefährlich, ein fähiger Mann zu sein, wenn man nach den falschen Sternen griff ... niemand wusste das besser als Caius Heius Vibulanus. Ihm selbst war ein kleiner Optio nicht gefährlich, die meisten bemerkte er kaum. Doch in den unteren Chargen wurde Stilo mit Argusaugen beobachtet.


    Er streckte die geöffnete Hand nach der Mappe aus, sein Gesicht war undurchdringlich, doch wenn er tief in sich hineinhorchte, fühlte er vielleicht gerade einen Funken Mitleid.

  • Dass sein Vorgesetzter schwieg und sich nicht einmal zu einem Gegengruß herabließ, beunruhigte Stilo, auch wenn nichts auf dieses Gefühl schließen ließ.


    "Die gesamte Causa Christenrazzia findet sich in dieser Mappe. Der Fall wurde mit höchster Präzision zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Es ist alles dokumentiert und ausgewertet. Lücken gibt es nicht, keine losen Fäden, keine offenen Enden. Die fanatische Gruppierung der Christianer in Rom wurde vollständig vernichtet. Diese Akten sind dein Zeuge. Es gibt keine mehr. Du hast alles getan, auch ohne den Praefectus Urbi. Ruhm den Prätorianern. Rom wurde befriedet, der Auftrag erfüllt. Wenn du diese Mappe dem Kaiser vorlegst, werden keine Fragen mehr offen sein."


    Der steinerne Gesichtsausdruck des Praefektus Praetorio begann an seinen Nerven zu zehren. Stilo leckte sich die Unterlippe. Als ihm dies bewusst wurde, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen, wütend ob der eigenen Schwäche. Doch seine Hand, welche ihm die Mappe reichte, zitterte nicht.

  • Vibulanus nahm die Mappe entgegen. Makelloses Material. Langsam schlug er sie auf und blätterte die enthaltenen Akten durch. Nirgends ein Knick, sauberste Handschrift. Auch inhaltlich war alles komplett. Im Gegensatz zu sonst nahm er sich Zeit, schickte den Optio nicht weg, sondern las die Unterlagen in seiner Gegenwart, um ohne Zeitverzögerung Rückfragen stellen zu können. Doch es waren zu seiner Überraschung keine notwendig. Ein seltenes Ereignis. Da Mappe war inhaltlich so makellos wie äußerlich. Er schlug die Mappe wieder zu und legte eine Hand darauf. "So stelle ich mir das in Zukunft weiterhin vor. Du kannst wegtreten, Optio." Die wenigen Worte sagten nichts und alles zugleich. Wenn Stilo so schlau war, wie Vibulanus glaubte, würde er verstehen.

  • Man sah den Praefectus Praetorio selten so: Caius Heius Vibulanus lächelte zufrieden, während er für seine Schreibern mehrere Aufträge vorbereitete. Er hatte die mündliche Rückmeldung* des Kaisers erhalten, dass er mit diesem Monstrum eines Berichts zufrieden war, das Optio Seius Stilo erstellt hatte, und die Causa Christenrazzia damit als abgeschlossen betrachtete. Das wurde Zeit nach all den Jahren. In Rom herrschte seither ein so ruhiger Frieden wie schon lange nicht mehr.


    Man konnte durchatmen, einen Haken hinter die Angelegenheit setzen und den Soldaten ihre wohlverdienten Auszeichnungen - und in einem Fall sogar eine Beförderung - zukommen lassen:


    Auszeichnungen und Beförderungen zur Causa Christenrazzia


    Sim-Off:

    *Sim-off miteinander abgesprochen

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