[Servitriciuum] Sklavenunterkünfte

  • Einer der Sklaven, die gerade am Tor Dienst taten, fiel die Wachstafel der Valeria in die Hände. Erst bei genauerer Betrachtung fiel dem Sklaven auf das diese Wachstafel für die kleine Rothaarige bestimmt war. Und so wurde Iduna an die Porta gerufen. Mit hastig pochendem Herzen wusste die Germanin gar nicht was man denn von ihr wollte. Der Torsklave drückte dem Rotschopf stumm die Wachstafel in ihre zierlichen Fingern und wandte sich auch schon seiner heutigen Aufgabe zu. Die Porta der Domus Iulia zu bewachen.


    Iduna unterdessen presste die Wachstafel gegen ihre Brust und huschte auch schon durch die Gänge der Domus. Schließlich erreichte sie die Sklavenunterkünfte und schloss behutsam die Türe. Denn Aislin schlummerte selig in ihrem hölzernen Bettchen und die Germanin wollte unter keinen Umständen das ihre Tochter vorzeitig erwachte. So ließ sie sich auf ihrem Bett nieder und ließ ihren Blick über die Wachstafel gleiten. Zum Glück hatte ihr der Flavier durch einen griechischen Lehrer lesen und schreiben beigebracht. So konnte Iduna die Worte mühelos entziffern.





    Ad
    Iduna Serva
    Domus Iulia
    Collis Esquilinus


    Salve Iduna
    Wenn dein Dominus dir Ausgang gibt: Ich bin am Dies Mercurii ab der Hora quinta an der Porta Esquilina und gehe in den Horti Maecenatis spatzieren weil Wölfchen mal wieder richtig Bewegung braucht. Wenn du was auf dem Herzten hast, sehen wir uns dort.


    Vale bene Valeria Maximilla



    Tatsächlich hatte ihr Domina Valeria Maximilla geantwortet. Sie würde mit Wölfchen in den Gärten des Maecenas spazieren gehen. Und jene Gärten befanden sich nicht unweit der Domus Iulia. Dies wusste Iduna von Livia. Jene keltische Sklavin die ihr Dominus auf dem Sklavenmarkt verkaufen musste. Weil diese Livia ungehorsam gegenüber den hohen Herren und Damen war. Ob dieser Gedanken schüttelte Iduna rasch ihren Kopf und freute sich schon auf die erneute Begegnung. Vielleicht würde sie ihre neue Tunika anziehen. Der kleinen Römerin würde dies bestimmt gefallen. Vorsichtig faltete Iduna das Pergament und verbarg jenes unter ihrer Tunika. Während sie Aislin sanft über die Wange streichelte und die Sklavenunterkünfte auch schon verließ.

  • Die Begegnung mit Domina Valeria Maximilla in den Gärten des Maecenas hatte Iduna sichtlich geschockt zurück gelassen. Was hatte sie nur getan das Domina Valeria Maximilla so böse reagiert hatte? Dabei wollte Iduna eigentlich nur ihrer Tochter eine Freude machen. Schließlich hatte sie durchaus bemerkt das Aislin beim Anblick des valerischen Hundes vor Freude gegluckst hatte.
    Zurück in der Domus Iulia hatte Iduna ihrer Tochter sogleich die Brust gegeben und trug das nun schläfrige Kind in den Sklavenunterkünften spazieren. Denn meistens dauerte es wahrlich nicht lange und Aislin schlummerte sofort ein. Doch am heutigen Tag schien etwas nicht zu stimmen. Denn die kleine Aislin war besonders unruhig und ließ sich auch durch Idunas leise Stimme nicht beruhigen.
    “Aislin, was hast du nur?“
    Murmelte die Cheruskerin mit verzweifelter Stimme, als sich Aislins quängeln allmählich in ein schreien hinein steigerte.
    “Psssst meine Kleine.“
    Wisperte die Rothaarige und setzte sich auf ihr Bett in den Sklavenunterkünften. Der erneute Versuch Aislin anzulegen misslang. Und so versuchte Iduna ihre Tochter durch sanftes streicheln zu beruhigen.
    “Wenn du nur sprechen könntest. Dann könntest du mir sagen was dir Schmerzen bereitet.“
    Denn auch Iduna schien den Tränen nahe zu sein. Was sollte sie tun? Wie konnte sie Aislin helfen? Sie war alleine und ihren Dominus wollte sie damit nicht behelligen.

  • Mit Aislin in den Armen schritt Iduna durch die Sklavenunterkünfte und versuchte das Protestgeheul ihrer Tochter zum Verstummen zu bringen. Was quälte die kleine Halbgermanin? Äußerlich fehlte ihr nichts. Dies hatte die Rothaarige schon überprüft. Vielleicht hatte Aislin auch einfach nur Blähungen und daraus resultierende Bauchschmerzen?
    “Aislin. Oh Aislin. Bitte weine doch nicht mehr.“
    Flehte die Rothaarige und streichelte ihrer Tochter beruhigend über den Rücken. Während sie die Wanderung zwischen den Betten in den Sklavenunterkünften wieder aufnahm. Zum Glück befand sich die kleine Germanin in diesem Moment alleine in den Unterkünften der Sklaven. Nicht auszudenken sie wäre nicht vor Ort und ihre Tochter würde sich die Lunge aus dem Leib schreien.
    Für einen kurzen Augenblick glitten Idunas Gedanken in die Gärten des Maecenas und zurück zu ihrer Begegnung mit der jungen Domina. Sie musste sich entschuldigen. Auch wenn sie dies bereits in den Gärten getan hatte. So würde sie noch einmal postalisch um Entschuldigung bitten. Denn irgendwie hatte die Cheruskerin die Römerin Valeria Maximilla gern. Was vielleicht daran liegen mochte das die Valeria in Germania aufgewachsen war. Und dennoch hatte ein unbedachter Satz dazu geführt, dass die Rothaarige mit hängendem Köpfchen aus den Gärten geschlichen war.
    Doch noch bevor Iduna weiter darüber nachdenken konnte, verstummte das Geheul ihrer Tochter und Iduna blickte aus großen Augen zu ihrer Tochter.
    “Geht es dir wieder gut? Keine Schmerzen mehr?“
    Murmelte die kleine Germanin und trug Aislin hinüber zu ihrem hölzernen Bettchen. Behutsam bettete Iduna ihre Tochter hinein und steckte die Decke um ihren schmalen Körper fest. Ein zärtlicher Kuss auf die Stirn folgte. Bevor Iduna die Sklavenräume auch schon verließ. Um ihren gewohnten Aufgaben in der Domus Iulia nachzugehen.

  • Iduna saß alleine auf dem Bett in den Sklavenunterkünften. Die kleine Aislin schlief seelenruhig in dem eigens für sie gezimmerten Bettchen. Eben jenes welches Dominus Caesoninus für die kleine Halbgermanin in Auftrag gegeben hatte. Bei dem Gedanken an ihren Dominus spürte Iduna wie ihr Herz schwerer in ihrer Brust pochte. Zum Glück war ihre Tochter noch zu klein um das Ausmaß dieser Tragödie zu begreifen. Doch wie würde es nun im Gefüge der Domus Iulia weitergehen? Würden sie alle zur Tagesordnung übergehen? Nein. Das konnte nicht möglich sein. Nicht solange ungeklärt ist, wer Dominus Caesoninus und Domina Phoebe so brutal aus dem Leben gerissen hatte. Wieso mussten diese beiden angesehenen Mitglieder der römischen Gesellschaft sterben? Weil sie genau das waren .. angesehen.


    Bei diesem Gedanken spürte die kleine Rothaarige wie ein Schauer über ihren Rücken rieselte. Und in diesem Augenblick meldete sich ihre Tochter mit leisen quängeln zu Wort. Augenblicklich erhob sich Iduna und trat an die Wiege, über die sie sich beugte. Mit großen Augen lag Aislin in der Wiege und blickte zu ihrer Mutter empor. Und wieder einmal versetzte es ihr einen Stich. Die Ähnlichkeit zu Angus war nicht zu leugen. Augenblicklich drängte die Cheruskerin ihre Lippen fest aufeinander und blinzelte hastig. Denn es waren tatsächlich Tränen die in ihren Augen schimmerten, als sie sich auch schon über die Augen wischte. Nein. Vor ihrer Tochter musste sie stark sein und durfte nicht in Tränen ausbrechen. Der Kelte hatte ihr durch seine Taten und seine Worte deutlich zu verstehen gegeben was er von ihr hielt - nichts. Aber seinen Bastard durfte sie austragen.


    Augenblicklich schloß Iduna ihre Augen und bat ihre Göttin um Entschuldigung. Aislin konnte rein gar nichts dafür. Und der Kelte auch nicht. Schließlich war dies alles der Eifersucht der Claudia geschuldet. Wieder einmal schloß Iduna ihre Augen um die aufsteigenden Bilder zu verdrängen. Wieso ausgerechnet heute? So konzentrierte sie sich lieber auf ihre Tochter. Beugte sich in die Wiege und streichelte Aislin zart über die Wange.
    “Meine kleine Aislin. Jetzt wirst du tatsächlich ohne Vater aufwachsen. Angus interessiert sich nicht für dich und....“
    Jetzt tropften doch Tränen auf die Decke, die Iduna mit bebenden Fingern immer wieder um Aislin feststeckte, damit sie auch nicht fror.


    “Und du wirst auch niemals Libertina.“
    Wisperte die Rothaarige und blickte ihre Tochter traurig an.
    “Es tut mir so Leid Aislin. Ich wollte dir ein schöneres Leben ... ein Leben in Freiheit ermöglichen.“
    Durch den tragischen Tod ihres Dominus wurde Idunas Leben und das Leben ihrer Tochter quasi resetet. Um von Null neu zu beginnen. Ob dies tatsächlich so viel besser war? Man würde es erfahren. Und dies schneller als ihnen allen recht und lieb ist.

  • Der Brief des furischen Sklaven erreichte zuerst Wonga, dessen Miene ausdruckslos blieb, als seine Augen über die gar fein gezeichneten Buchstaben huschte. Zwar konnte der iulische Custos Corporis etwas lesen. Doch des schreibens war er nicht mächtig. Anders Iduna, dir von einem griechischen Hauslehrer das lesen und schreiben der lateinischen Sprache und deren Buchstaben beigebracht bekommen hatte. Und so war es nun die Rothaarige, die Tiberios Brief aufmerksam und mit geneigtem Köpfchen zuerst für sich las. Dann jedoch blickte sie zu Wonga empor, schmunzelte leicht und las dem Nubier die Worte vor.


    Tiberios
    Maiordomus
    Casa Furia
    Quirinal


    Iduna Serva
    Domus Iulia
    Esquilin


    ANTE DIEM XVIII KAL OCT DCCCLXX A.U.C


    Salvete Iduna und Wonga,
    ich hoffe, es geht euch gut, mir geht es gut.
    wir hatten vor dem Flavischen Amphitheater über die Werkschau des Dolios gesprochen. Iduna, du hast Dich dafür interessiert. Wenn ihr wollt, können wir uns dort treffen. Ich darf mir frei nehmen, wenn ihr Zeit habt.
    Wonga, du wolltest mir noch unter vier Augen etwas sagen, ich bin gespannt.


    Valete Tiberios


    PS: Andreas will nicht mitkommen. Er mag keine Bildhauerei.



    “Was möchtest du Tiberios denn unbedingt fragen?“
    Wollte Iduna von dem Nubier wissen. Erntete jedoch nur ein knappes Kopfschütteln. Und so ließ Iduna ihren Blick musternd auf Wongas Gesicht ruhen.
    “Hat es etwas mit Livia zu tun?“
    Als der Name der störrischen Keltin über Idunas Lippen entwich, seufzte Wonga leise und streichelte der Rothaarigen über den Kopf.
    “Livia hat ihre gerechte Strafe erhalten Iduna.“
    Zumindest in den Augen des Dunkelhäutigen.
    “Willst du Tiberios nicht antworten Iduna?“
    Ermunterte der Nubier und ließ seinen Blick nachdenklich auf der rothaarigen Germanin ruhen.
    Iduna nickte augenblicklich und setzte eine Gegenantwort auf.

  • [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/user/180226/pamr4zji.jpg| Phocylides


    Der Maiordomus kam von der Besprechung in seinem Officium hinüber in die Sklavenunterkünfte geeilt. Nach dem Tod des Dominus Iulius Caesoninus hatten sich nicht wenige - darunter bekanntlich auch Iduna - gefragt, wie es mit ihnen in Zukunft weitergehen würde. Und nun schien es, als wäre die Entscheidung darüber gefallen:


    "Iduna?", rief er in den Trakt. "Die Herrschaften erwarten dich und deine Tochter Aislin in meinem Officium zu sehen. Und keine Sorge, es gibt gute Neuigkeiten.", kündigte er ihr an, sobald er sie gefunden hatte. Welche Neuigkeiten genau dies waren, diese Überraschung wollte er der Domina Iulia Graecina jedoch nicht vorwegnehmen. Sie sollte die gewiss zu erwartende Freude Idunas schließlich mit eigenen Augen sehen können. "Aber beeil dich.", gab er ihr dennoch mit auf den Weg.


    "Angus?!", machte sich Phocylides anschließend auf den Weg zum nächsten auf seiner gedanklichen Liste. "Angus, dein neuer Dominus wünscht dich in meinem Officium zu sehen. Jetzt.", erklärte der Grieche dem Kelten gegenüber mit deutlich weniger Mitgefühl als er dies zuvor noch bei Iduna gezeigt hatte. Dabei verzichtete er darauf, irgendwelche Andeutungen über die Zukunft des Mannes zu machen. Das überließ er lieber den Herrschaften.


    "Maahes?", suchte er stattdessen die Nummer drei seiner gedanklichen Liste auf. "Ich kann dir sagen, dass du nach dem Tod des Dominus Iulius Caesoninus nicht verkauft wirst, sondern vorerst hier bleiben kannst. Die Herrschaften haben allerdings darüber beraten, ob du nach ihrer Hochzeit vielleicht die Domina Iulia Stella in ihr neues Heim begleiten wirst.", zeigte er dem Aegypter auf, was möglicherweise bald auf ihn zu käme. Dass er eventuell auch früher bereits an Iulia Stella übertragen werden würde, so deren Verlobter dies befürwortete, behielt der Maiordomus indes für sich. Er wollte nicht unnötig viel spekulieren.


    "An alle anderen Servi des Dominus Iulius Caesoninus: Es wird ungefähr die Hälfte von euch hier im Haus verbleiben können. Die andere Hälfte erlangt ab einer gewissen Dienstzeit entweder die Freiheit... oder es wird auf dem Markt nach einem neuen Zuhause für euch gesucht.", kündigte er schlussendlich, noch immer neben Maahes stehend, an. Dann atmete er erst einmal ruhig und tief durch. Die Position des Maiordomus war manchmal ein wahrer Knochenjob!




    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • In der letzten Zeit hatte für ihn nicht sonderlich viel zu tun gegeben. Dafür hatte Maahes aber recht viel Zeit zum Nachdenken gehabt, was ihm wie so oft nicht sonderlich gut tat. Besonders, da nun das geschehen war, von dem er gehofft hatte, es nicht noch einmal zu erleben. Sein Dominus war tot. Grausam! Wie auch schon Seneca zuvor, was dem Ägypter ebenso zugesetzt hatte. Nun aber gab es keine Gelegenheit, hier im Haus der Iulier, die Sorgen und Ängste, welche deswegen neben der ehrlich empfundenen Trauer, in einem guten Wein zu ertränken. Eine Schenke war nicht in Frage gekommen, denn Maahes hatte sich noch immer vorgenommen, sich an sein Versprechen, nunmehr die Finger vom Wein zu lassen, einzuhalten. Zum Einen weil es ein Versprechen an seinen Dominus gewesen war, der nun aber nichts mehr davon haben würde, zum anderen, weil es ein Versprechen an Clarissa gewesen war, welche zum Glück aber noch lebte und sich im Haus der Iulier gut eingelebt hatte. Ebenso wie Aesara, die jedoch ihre Nöte wie immer unter eine harten Schale der Unnahbarkeit ihm gegenüber verbarg. Zumindest aber hatte sie ihre Versuche, ihm zu schaden nun eingestellt. Ein Vorteil an dieser Angelegenheit, welche allerdings zu tragisch war, um sie deswegen zu schätzen.


    Die ganzen letzten Tage schon hatte Maahes Überlegungen angestellt, wie es wohl nun weitergehen würde. Wie die Gesetze es wohl gewollt hatten, hatte er nun einen neuen Dominus, der aber bisher weder nach ihm verlangt hatte, noch Anstalten gemacht hatte, ihm zu sagen, wie es nun weitergehen würde. Unter den Sklaven des Caesoninus munkelte man so einiges. Ein Gerücht war unschöner als das andere. Clarissa war darunter so blass geworden, wie sie es schon einmal gewesen war und Aesara überraschend schweigsam. Doch Maahes wollte sich nichts vormachen. Wieder einmal war der Sklavenmarkt näher als ihm lieb sein konnte. Eigentlich gab es kaum etwas, was ihn nun in diesem Hause halten würde, denn er hatte keine Aufgaben mehr. Andererseits war der Markt ein lang gehegtes Schreckgespenst und er würde vieles tun, um nicht noch einmal auf irgendeinem Podest stehen zu müssen. An diesem Tag jedoch sollte es von Seiten des Maiordomus aus einen stichhaltigen Hinweis über das weitere Schicksal geben.


    Die Sklaven Iduna und Angus wurden nun in das Officium einbestellt. Auch sein eigener Name fiel und sein machte einen erleichterten Sprung, als Phocylides ihm mitteilte, dass er nicht verkauft wurde, sondern hierbeleiben konnte. Noch. Maahes hatte genickt. “Danke!“, hatte er aber jedoch nur dem Maiordomus entgegen gebracht, während nun auch Clarissa näher getreten war. Domina Iulia Stella ins neue Heim begleiten zu können klang wirklich verlockend und nach einer guten Aussicht. “Und ich?“, hatte Clarissa geflüstert von ihm wissen wollen. Doch wie hätte er darauf eine Antwort finden können? Immerhin stand nun im Raum, dass einige in die Freiheit entlassen werden würde und andere eben noch immer unter der Vermutung leben musste, eventuell doch verkauft zu werden. Maahes sah den Maiordomus an, der neben ihn getreten war. Vielleicht war es vermessen, aber immerhin war die Frage nicht unberechtigt. “Verzeih‘ meine Frage, Phocylides,“ begann Maahes vorsichtig. “Ist auch schon etwas darüber bekannt, was aus Clarissa wird?“ Das die junge Sklavin sich nicht selber trauen würde zu fragen, wusste er sehr wohl und er hatte schon zu lange auf sie aufgepasst, um sich eben nicht um sie zu kümmern. Aesara war ihm mehr oder weniger egal und sie würde auch für sich selber sorgen können.

  • Seitdem der Iulier das Zeitliche gesegnet hatte, herrschte eine getrübte, ja sogar fast eine angsterfüllte Stimmung unter den Sklaven des Iulius Caesoninus. Spätestens seitdem bekannt war, der Iulier habe keinen letzten Willen hinterlassen, reagierten mache unter den Sklaven regelrecht hysterisch, weil sie sich schon mit einem Fuß auf dem Podest des Sklavenhändlers sahen.


    Ich für meinen Teil sah das Ganze ziemlich gelassen. Ich hatte nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich den Iulier nicht mochte. Nun war er tot. Im Prinzip konnte es nicht schlimmer werden. Im Gegenteil, vielleicht wurden die Zeiten ja jetzt besser.
    Doch schließlich war der Tag gekommen, an dem sich das Schicksal all seiner Sklaven offenbaren würde. Wie ich gehört hatte, munkelte man, dass wohl einige freigelassen werden würden und mache sollten weiterhin den Iuliern dienen. Einige wenige sollten auf dem Sklavenmarkt landen.
    Ich persönlich rechnete nicht damit, verkauft zu werden. In der kleinen Iulierin, die ich gelegentlich schon als Leibwächter begleitet hatte, fand ich bestimmt eine Fürsprecherin. Außerdem arbeitete ich hart und war mir für keine Arbeit zu schade.


    Als der Maiordomus kam und nach mir rief, war ich mir ziemlich sicher, dass es nur einen einzigen Grund dafür gab. Mein neuer Dominus wollte mich begutachten, um entscheiden zu können, was er mit mir in Zukunft anstellen wollte. Zeit also, sich von meiner besten Seite zu zeigen! Ich hoffte nur, er war nicht genauso ein schmieriger Angeber, wie es Caesoninus gewesen war.


    Für einen Moment verschwendete ich sogar einen Gedanken an Iduna, diese falsche Schlange. Nun hatte sie niemanden mehr, zu dem sie ins Bett kriechen konnte! Was nur aus Aislin werden würde? Das machte mir am meisten Sorgen. Meine Kleine würde ich wohl nie wieder sehen.


    Ich ließ also alles stehen und liegen, wischte meinen Schweiß an einem Tuch ab und zog meine Tunika über. Zum Glück war sie nicht übermäßig schmutzig. Dann folgte ich Phocylides in dessen officium.

  • Das Gespräch mit dem furischen Maiordomus hatte Iduna wahrlich bestärkt. Und so hielt sich die kleine Germanin äußerst auffällig in der iulischen Bibliotheca auf. Natürlich war ihre Tochter die meiste Zeit an ihrer Seite. Während Iduna ihrer Tochter die verschiedensren Verse und Schriftstücke vorlas. Zwar verstand Aislin wohl kaum was ihre Mutter da rezitierte. Aber Iduna erfreute sich an ihrem Lächeln und ihren strahlenden Augen. Auch wenn ihr das Herz bei Aislins Anblick dumpfer in der Brust pochte.


    Denn je älter Aislin wurde, desto mehr ähnelte sie ihrem Vater und Iduna spürte wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete. Dann zog sie Aislin eng an sich. So wie sie es in diesem Augenblick tat und die Schriftrolle beinahe zu Boden gerutscht wäre. Geistesgegenwärtig hatte Iduna danach gegriffen und drückte ihrer Tochter einen sanften Kuss auf ihre rötlichen Locken. Zumindest die Haarfarbe hatte Aislin von ihrer Mutter geerbt. Während sie im Aussehen und Wesen eindeutig nach dem Kelten schlug. Und diese Tatsache ließ Iduna unruhig werden. Auch wenn sie Angus seir der kurzen Begegnung im iulischen Hortus nicht mehr wieder gesehen hatte. So als würde sich der Kelte vor ihr verstecken. Feigling!


    Aislin hatte den iulischen Maiordomus zuerst gesehen und deutete auf Phocylides. Als sich auch Idunas Kopf in dessen Richtung wandte. Schweigend lauschte sie seinen Worten und drückte Aislin unbewusst enger an sich. Es gab gute Neuigkeiten?
    “Sofort Maiordomus.“
    Wisperte Iduna mit äußerst leisem Stimmlein. Während sie sich über ihre Tunika strich und auch die Falten aus Aislins Tunika entfernte. Dann erhob sich die Cheruskerin und griff nach Aislins Händchen. Das Sklavenmädchen konnte bereits mit Führung laufen. Auch wenn sich Iduna Aislins tabbsigen Schritten anpassen musste. So verließen Mutter und Tochter die Sklavenunterkünfte. Hin gen des Officiums des Maiordomus.

  • [Blockierte Grafik: http://fs1.directupload.net/images/user/180226/pamr4zji.jpg| Phocylides


    Der Maiordomus hatte beinahe damit gerechnet und befürchtet, dass er nun auch über jeden einzelnen anderen Namen befragt werden würde. Denn schlussendlich wollte gewiss jeder erfahren, wie es für ihn demnächst weitergehen würde. Wäre der Grieche selbst in dieser Position und Lage, ihm würde es gewiss nicht anders ergehen und auch er würde versuchen, so früh wie möglich bereits einen kleinen Blick werfen zu können dorthin, wohin seine Reise als nächstes ginge. - Zu seinem Glück allerdings war es nicht Iulius Centho, der ermordet worden war, sodass seine eigene Zukunft hier nicht in der Schwebe hing. Die einiger anderer Sklaven dafür umso mehr...


    "Clarissa... hm.", musste Phocylides erst einmal überlegen: Eine kleine schüchterne Germanin, die der rüstigen Locusta in der Küche zur Hand ging. "Der Dominus meinte, dass nach Arbeitskraft zu bestimmen ist, wer gehen muss und wer bleiben darf.", erklärte er dann und ließ dabei wohlweislich unter den Tisch fallen, dass er selbst für die Anfertigung einer entsprechenden Aufstellung verantwortlich war. Letztlich oblag es damit also im Grunde ihm selbst, wer gehen musste und wer blieb. (Doch sobald das bekannt wurde, würde er wohl endgültig keine Ruhe mehr bekommen!) "Da mir bisher nichts Gegenteiliges von Locusta berichtet wurde, gehe ich davon aus, dass sie ihr eine recht tüchtige Hilfe ist.", sagte er dann ohne dabei irgendwie konkret zu werden. "Andererseits wäre es aber sicherlich auch keine schlechte Idee, dem Dominus zu unterbreiten, dass sie die Domina Iulia Stella ebenfalls nach der Hochzeit in den neuen Haushalt begleitet * und die dortige Küche dabei unterstützt, dass die Domina auch weiterhin in gewohnter Güte speisen kann.", dachte der Maiordomus anschließend laut nach. Denn der Annaeer kam, wie man hörte, gerade vom Militärdienst bei einer Legion an der germanischen Grenze. Nicht dass die arme Iulia zunächst mit einer militärischen Provinzialküche Vorlieb nehmen müsste..!


    Sim-Off:

    * Selbstredend gilt: Deine beiden NSCs werden Maahes genauso begleiten, wie auch Idunas NSC Aislin mit an Graecina übergegeben wurde. ;)



    MAIORDOMUS - DOMUS IULIA

    ir-senator.png Iulia2.png

    CIVIS
    DECURIO - OSTIA
    INSTITOR - MARCUS IULIUS LICINUS
    IUS LIBERORUM
    VICARIUS DOMINI FACTIONIS - FACTIO VENETA

    Klient - Marcus Vinicius Hungaricus

  • Maahes war sich nicht sicher gewesen, ob er eine Antwort erhalten würde. Aber dennoch hatte er es versuchen wollen. Clarissa war ihm nämlich nicht gleichgültig und schon in Germanien hatte er sie unter seine Fittiche genommen gehabt. Doch nun… Im ersten Moment befürchtete er schon das schlimmste, während der Maiordomus noch überlegte und am liebsten hätte Maahes geseufzt. Nach Arbeitskraft sollte es also gehen. Wenn es danach ginge, dann wäre auch er selbst wohl verdammt auf einem der Sklavenmärkte zu enden, denn seit Dominus Caesoninus nicht mehr unter ihnen weilte, war es sich mehr als nur nutzlos vorgekommen. Von alltäglichen Dingen wie Reparturarbeiten oder Arbeiten im Stall einmal abgesehen. Das alles war wohl mehr oder weniger entbehrlich. Doch als Phocylides nun meinte, dass sich Locusta so positiv über Clarissa geäußert hatte, fiel ihm beinahe ein Stein vom Herzen. Clarissa arbeitete gerne in der Küche und es verging auch kaum ein Tag, an welchem sie nicht über neue Gewürz-Rezepturen nachdachte oder davon schwärmte, wie angenehm ihr doch das Kochen, Backen und Anrühren von Soßen war. Trotzdem blieb nun nur noch zu hoffen, dass das alles vielleicht als überflüssig angesehen wurde.


    Inzwischen war Clarissa auch näher getreten und verfolgte selbst die Worte des Maiordomus mit großen Augen zum Schluss. Sie nickte begeistert auf den Gedanken des Phocylides hin, dass es im neuen Haushalt von Domina Iulia Stelle eine Arbeit für sie geben könnte. Sie strahlte über das ganze Gesicht und wirkte auch sehr erleichtert, jedoch hing für Maahes selbst über dieser ganzen Angelegenheit noch ein große ‘vielleicht‘, denn er war nicht mehr so fürchterlich jung und naiv, um nicht an die absonderlichen Wege zu glauben, die das Leben gehen konnte. Er war vorsichtig geworden. Hoffnungsvoll zwar, aber dabei ohne jedweden Überschwang. “Danke, Maiordomus!“, sagte er noch einmal und nickte dem Mann zu, ehe sein Blick auf Aesara fiel, die nun in der Tür stand und alles wohl von dort aus verfolgt hatte. Sie sah besorgt aus und schenkte ihm nun einen fragenden Blick. “Das sind doch gute Nachrichten!“, flüsterte er Clarissa zu, nachdem er seinen Blick von Aesara gelöst hatte. “Oh ja! Oh ja!“, entkam es Clarissa noch immer erfreut und voller Zuversicht. Nur würden sie es wohl alle abwarten müssen, doch im Augenblick wollte Maahes keine weiteren Fragen mehr stellen. Zuerst musste er alles für sich sortieren und er wollte Phocylides nicht weiter aufhalten, denn immerhin sollte es wohl noch eine Unterredung mit Iduna geben und auch mit Angus. Mit beiden hatte Maahes nichts zu tun und es würde sich zeigen, wie genau es denn nur für ihn weitergehen würde. Für ihn und Clarissa. Und wie die Götter es wohl wollten auch mit Aesara.

  • Schweigendes Abendrot –

    ein Trost der Sonne

    beim Verlassen der Himmel -

    der Abschied ist beschlossen

    --------------


    Wie betäubt hatte sich die Rothaarige von dem ihr eigentlich noch immer fremden, jungen Mann verabschiedet und hatte dem Sklavenmarkt den Rücken gekehrt. Und genau in diesem Moment wurde Angus an ihr vorüber geführt. Bei dessen Anblick stockte Idunas Atem und ihr Herz wurde schwer. Würde sie den Kelten jemals wiedersehen? Nun gut. Zumindest wusste sie nun den Namen seines neuen Dominus - Faustus Decimus Serapio. Sie würde ihre Domina fragen was sie ihr zu diesem Namen sagen könnte. Doch noch nicht jetzt. Denn jetzt blickte die kleine Germanin ihrem Gefährten traurig nach.


    “Mach es gut Angus. Ich werde dich in die Gebete meiner Göttin mit einschließen. Und vielleicht sehen wir uns wieder.“


    Wisperte die zierliche Cheruskerin und wandte sich nun endgültig zum Gehen. Mit raschen Schritten erreichte Iduna die Domus Iulia und spürte erst jetzt wie ihr Tränen über die Wangen liefen. Energisch wischte sie sich die Tränen von den Wangen und stürmte durch den Sklaveneingang. Sodass der Sklave der dort seinen Dienst verrichtete, dem rothaarigen Wirbelwind verdutzt nachblickte.


    Ohne nach links oder rechts zu blicken, taumelte Iduna durch die Gänge und erreichte schließlich die Sklavenunterkünfte. Mit einem -rums- drückte sie die hölzerne Türe äußerst energisch ins Schloß und spürte erst jetzt wie sie am ganzen Körper zitterte.


    Länger hätte sie es auf dem Sklavenmarkt auch nicht mehr ausgehalten. Denn just in diesem Moment brach ihre selbstauferlegte Selbstbeherrschung ein und die Sklavin gab sich schluchzend ihrer Trauer ob des Verlustes des Kelten hin.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!