Einer der Sklaven, die gerade am Tor Dienst taten, fiel die Wachstafel der Valeria in die Hände. Erst bei genauerer Betrachtung fiel dem Sklaven auf das diese Wachstafel für die kleine Rothaarige bestimmt war. Und so wurde Iduna an die Porta gerufen. Mit hastig pochendem Herzen wusste die Germanin gar nicht was man denn von ihr wollte. Der Torsklave drückte dem Rotschopf stumm die Wachstafel in ihre zierlichen Fingern und wandte sich auch schon seiner heutigen Aufgabe zu. Die Porta der Domus Iulia zu bewachen.
Iduna unterdessen presste die Wachstafel gegen ihre Brust und huschte auch schon durch die Gänge der Domus. Schließlich erreichte sie die Sklavenunterkünfte und schloss behutsam die Türe. Denn Aislin schlummerte selig in ihrem hölzernen Bettchen und die Germanin wollte unter keinen Umständen das ihre Tochter vorzeitig erwachte. So ließ sie sich auf ihrem Bett nieder und ließ ihren Blick über die Wachstafel gleiten. Zum Glück hatte ihr der Flavier durch einen griechischen Lehrer lesen und schreiben beigebracht. So konnte Iduna die Worte mühelos entziffern.
Ad
Iduna Serva
Domus Iulia
Collis Esquilinus
Salve Iduna
Wenn dein Dominus dir Ausgang gibt: Ich bin am Dies Mercurii ab der Hora quinta an der Porta Esquilina und gehe in den Horti Maecenatis spatzieren weil Wölfchen mal wieder richtig Bewegung braucht. Wenn du was auf dem Herzten hast, sehen wir uns dort.
Vale bene Valeria Maximilla
Tatsächlich hatte ihr Domina Valeria Maximilla geantwortet. Sie würde mit Wölfchen in den Gärten des Maecenas spazieren gehen. Und jene Gärten befanden sich nicht unweit der Domus Iulia. Dies wusste Iduna von Livia. Jene keltische Sklavin die ihr Dominus auf dem Sklavenmarkt verkaufen musste. Weil diese Livia ungehorsam gegenüber den hohen Herren und Damen war. Ob dieser Gedanken schüttelte Iduna rasch ihren Kopf und freute sich schon auf die erneute Begegnung. Vielleicht würde sie ihre neue Tunika anziehen. Der kleinen Römerin würde dies bestimmt gefallen. Vorsichtig faltete Iduna das Pergament und verbarg jenes unter ihrer Tunika. Während sie Aislin sanft über die Wange streichelte und die Sklavenunterkünfte auch schon verließ.