Das hatte Maro nun am Wenigsten erwartet.
"Ach ja? Wieso und wohin?"
Das hatte Maro nun am Wenigsten erwartet.
"Ach ja? Wieso und wohin?"
" Ich denke es wäre förderlich für die Karriere und sammeln von Erfahrung." Das war das 'Wieso'. " Ägypten oder Cappadokia." Das war das 'Wohin'.
Cerretanus würde jede Entscheidung, die Maro treffen würde, akzeptieren.
Ach so, ein Schritt zur Karriereförderung. Ja, das konnte Maro schon verstehen. Was er nicht verstehen konnte war die Provinzpräferenz seines Optios. "Cappadocia? Ist das nicht eine felsige Einöde mitten im Nirgendwo? Oder willst du einfach ein bisschen die Natur genießen?" fragte er mit einem grinsen. Das wäre ein nicht unplausibler Grund, fand Maro. Manchmal hatte man in der Urbs Aeterna das Gefühl sie würde einen unter sich begraben.
Maro traf mit seiner Vermutung den Nagel auf den Kopf. Zwar nicht nicht ganz, der Nagel würde schief eingeschlagen sein, aber doch.
" Di Wahl der Provinz liegt wohl in der Bescheidenheit meiner Person. Im Gegensatz zu vielen anderen die lieber dort sind wo auch andere hin wollen bevorzuge ich das Gegenteil. Und ja...die Gegend soll recht.....bescheiden sein. Aber das hindert, zumindest mich nicht, dort hin zu gehen. Und Einsamkeit kann recht angenehm sein."
Bescheidenheit war keine Tugend, die Maro jemals besessen hätte. Aber er verstand natürlich Cerretanus Bedürfnis, mal aus Rom weg zu kommen. Dorthin wo man nicht jeden Tag Gefahr lief von Menschenmassen überrannt zu werden, nicht jeden Tag durch die selben ranzigen Elendsviertel zu patrullieren.
"Also, das ist natürlich sehr schade, wenn du mich fragst. Für die Centuria. Ich finde, wir haben sehr gut zusammen gearbeitet, und ich wünschte, du würdest es dir nochmal überlegen. Aber wenn es wirklich dein Wunsch ist, werde ich mich da natürlich nicht sperren."
Schon allein deswegen, weil man mit einem angesäuerten Optio nicht vernünftig schaffen konnte.
"Ich lasse dir trotzdem zwei, drei Tage Bedenkzeit, falls du wieder davon abkommst und leg es dann den Oberen vor."
Cerretanus Blick durchdrang die Schädeldecke des Octaviers. Wie gern hätte er nun seine Gedanken erfahren. Der bedauernde Tonfall in Maros Stimme bestätigte sich auch dadurch dass dieser ihn noch Bedenkzeit einräumte.
" Centurio. Octavius........versteh mich bitte nicht falsch. Ich werde Rom vermissen. Das ganz sicher. Und in aller erster Linie die Kameraden. Jung wie Alt. Aber am Stand treten hat noch niemanden weiter gebracht. Oder?
Ich denke meine Entscheidung steht fest und du kannst auch gleich sofort mein Ansuchen weiter geben. Dort gilt aber das gleiche wie hier vor dir. Die Entscheidung liegt nicht bei mir allein und die Bestätigung sowieso nicht."
Maro seufzte. "Also gut, Cerretanus. Wenn du dir da ganz sicher bist, dann werde ich nicht im Weg herum stehen. Ich werde dem Tribun Bescheid geben.
Und dich rufen lassen, wenn ich mehr weiß."
Wahrscheinlich hatte der Optio irgendwo schon Recht mit seiner Einschätzung. Es dauerte, bis in Rom mal eine Centuria frei wurde, auf die man als Optio mal hin arbeiten konnte. Maro hatte an dieser Stelle Glück gehabt.
In Cappadocia gab es vielleicht mehr Freiraum, um sich auch mal in einem ordentlichen Kampf zu beweisen.
Er selbst würde sich einen neuen Optio suchen müssen. Frugi würde er wohl nicht bekommen. Den hatte es gerade erst ins Armentarium verschlagen.
Diebqehmit in der Stimme des Octaviers ließ Cerretanus eine Moment schwanken. Doch es war nur ein Moment.
Und die Erwähnung eines nun fehlenden Optios beeindruckte den Furier wenig.
" Man sieht sich immer zweimal im Leben, Octavius" meinte Cerretanus aufmunternd.
" Was den fehlenden Optio angeht so schien einfach Lurco auf den Posten. Zuvor solltet ihr aber dafür sorgen das seine suiziden Allüren abstellt." Er grinste dabei.
Cerretanus salutierte. " Centurio. Ich werde auf die Entscheidung warten." Danach verließ er das Officium.
Eine Einladung flatterte ins Officium:
An den Centurio M. Octavius Maro
~ INVITATIO ~
Wir verkünden unsere Hochzeit
ANTE DIEM VIII ID DEC DCCCLXX A.U.C.
(6.12.2020/117 n.Chr.)*
Wir würden uns sehr freuen,
Dich und Deine werte Gens
als unsere Gäste willkommen zu heißen.
Tribunus Cohortis Praetoriae
Faustus Decimus Serapio
und
Quintilia Valentina
*Datum natürlich ganz flexibel
Unterwegs hatte Frugi am Brunnen halt gemacht und sich Gesicht und Hände gewaschen. Die Arbeit im Armentarium war doch ab und an etwas staubig. Noch einmal zupfte er an seiner Kleidung herum ehe er anklopfte.
Der Centurio sah etwas überrascht auf. "Nur herein."
Mit einem "Centurio" und vorschriftsmäßigem Gruß, begann Frugi.
"Centurio mir wurde mitgeteilt, der der Neuling mit dem seltsamen Namen, Vulpis Lupus nicht mehr in seiner Baracke erschienen ist und auch sonst nicht auf zu finden ist."
Ein Rekrut, der sich einfach so entfernte? Nun, das hatte Seltensheitswert. Bei diesem speziellen Fall überraschte es ihn allerdings keineswegs.
"Vulpis Lupus, wie? Stell dir vor, ich hab ihn neulich im Valetudinarium herum lungern gesehen. Besonders krank sah er mir nicht aus. Als ich gefragt habe, was er da treibt, hat er mir gesagt, ich soll mich gefälligst um meinen eigenen Kram kümmern. Kannst du dir das vorstellen?"
Es war fast zum Lachen gewesen.
"Dann müssen wir diesen vorlauten Kerl wohl mal wieder einsammel gehen, wie?"
„So ein Auftreten von ihm habe ich bei der Materialausgabe auch erfahren. Kurze Zeit später überraschten wir ihn bei dem durchsuchen der Truhen in seiner Baracke. Am besten war dann die Ausrede er suche die Handmühle.“
Frugi legte nach seiner Antwort eine kurze Pause ein und überlegte kurz. „Wie ich den einschätze ist der dort zu finden wo es viel zu holen gibt. Dort wo viele Menschen sind. Das dürfte hier in Rom schwer sein den zu finden“.
Die Suche nach Vulpis konnten sie sich sparen. Einzig ein Zufall oder jede Menge Glück könnte der Stadtkohorte helfen.
Da hatte Frugi natürlich absolut recht. Für jemanden, der sich in der Stad tauskannte, war es höchst einfach, unterzutauchen.
"Aber wir können ihn auch nicht einfach ziehen lassen. Schlecht für die Moral. Das hier ist die CU. Kein Gemüseladen. Ich glaube, wir müssten zumindest irgendeine Anstrengung unternehmen, meinst du nicht?"
Desertionen von Tirones waren äußerst selten. Die meisten hatten nicht den Mumm, sich an den Wachen vorbei zu trauen. Maro war gespannt, was Frugi dazu dachte.
Frugi brannte es förmlich unter den Fingernägeln dem Kerl eine Lehre zu erteilen. „Nein auf keinem Fall“; pflichtete er seinem Centurio bei. „Nur das Problem wird sein, den Patrouillen wird er geschickt ausweichen und außerdem kennt ihn hier kaum einer. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte. Meine Freunde Bavius Persaeus und Pedius Theopompus
kennen ihn, genauso wie ich. Wenn wir uns nun, in unserer Freizeit, an alle für solche Typen bekannten Orte umsehen würden, wäre das nicht so auffällig. Vielleicht haben wir Glück. Glaub mir es wäre uns ein besonderes Vergnügen den zu erwischen.“
Frugi brachte da in jedem Fall den notwendigen Enthusiasmus mit.
"Hervorragend. Seht euch gründlich nach dem Kerl um. Wir werden, denke ich, zur Sicherung der Moral der Truppe noch einige sichtbare Suchmaßnahmen unternehmen, in deren Schatten ihr euch verbergen könnt. Ich denke es könnte nicht schaden, wenn er bemerkt, dass wir ihn verfolgen. Ein in die Enge Getriebener macht Fehler.
Und dann sammelt ihr ihn in seinem Loch ein, was meinst du?"
Gedanklich rieb Frugi sich die Hände. „Es wird bestimmt für alle ein Fest sein den Burschen zu erwischen. So schlau wie der sind wir allemal.
Ich frag mich nur, warum so einer überhaupt bei uns eintreten will. Er hatte doch genug Gelegenheiten es sich anders zu überlegen. Kaum ist er dabei flüchtete er, na ja vielleicht erzählt er es uns ja.“
Frugi überlegte kurz. „Soll ich mich jemanden bestimmten absprechen?“
Der Centurio kratzte sich am Kopf.
"Mhm, ein paar von den Jungs könnten ein bisschen Auslauf vertragen. Nimm doch... Germanicus Ferox und Matinius Avianus. Und Purgitius Lurco. Der ist da immer sehr enthusiastisch. Mhm... ja, vier solltet ihr schon sein, nicht wahr? Gut. Dann seht mal zu, dass ihr den wieder einsammelt. Am besten lebendig und in einem Stück, seid so gut."
Er selbst würde sich um das Ablenkungsmanöver kümmern.
"Hier ist der Plan. Ich lasse zur gegebenen Zeit die Centuria und die Tirones antreten und heize der ganzen Mannschaft mal ordentlich ein. Danach wird der Haufen in Suchmannschaften aufgeteilt und wir ziehen mit ordentlich Getöse ab in die Stadt. Dort geht ihr dann und macht euer Ding und tut was ihr zu tun habt. Einwände?"
Das hörte sich gut an. Frugi freute sich über den Plan des Centurio.
„Natürlich werden wir ihn soweit ganz lassen, schließlich freuen wir uns über den späteren Einsatz unseres Centurio.“ Er konnte es sich seinen Kommentar einfach nicht verkneifen.
„Es versteht sich von selbst, dass ich keine Einwände habe und denke, dass alle daran beteiligten sich über diesen Einsatz freuen.“
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