Anis von Alexandria , Wahrsager und Astrologe

  • Hairan erkannte sofort, wenn er auf einen Meister traf, und dieser Mann vor ihm, der so gemütlich und arglos lächelte, war einer.
    Deshalb ging er auch in Seide, wurde in einer Sänfte, begleitet von einem Gefolge auserlesener Sklaven, getragen und gab sich den kostspieligsten Genüssen hin, während er, Hairan, zu Fuß in die nächste Garküche ging, um sich spelzigen puls mit Frühlingszwiebeln zum Frühstück zu kaufen.


    Viridomarus hatte in allem Recht: Der Hüter uralten Wissens zu sein war viel zugkräftiger als ein Verkäufer von Neuheiten, die in der nächsten Saison vielleicht schon vergessen waren; die Moden in Rom wechselten schnell. Sogar die Subura mochte sich als Standortvorteil entpuppen.


    Hairan nickte also bedächtig und sprach langsam:
    „Du bist sehr klug, edler Viridomarus . Nicht umsonst heißt es ja ad aspera at astra - Durch Mühsal gelangt man zu den Sternen. Die Subura selbst ist die Prüfung, durch die der Kunde, der den Rat der Götter sucht, gehen muss. Das hat Vorbilder in der ganzen Welt: Bei den Barbaren gibt es einen Gott, der sich selbst neun Tage aufhängt, um Weisheit zu erlangen. Ohne Prüfungen zu überwinden ist die Erkenntnis nichts wert. Und wenn nicht Prüfung, so doch wenigstens ein kleines schlüpfriges Abenteuer für die gelangweilte Oberschicht."


    Mit zehn Prozent war er einverstanden. Die Zusage, dass Viridomarus ihn weiterempfehlen würde, war ein geldwerter Vorteil, der noch obendrauf gelegt wurde.


    „ Dann wären wir uns von meiner Seite aus einig.“, sagte Hairan und legte eine Hand aufs Herz.

  • " Soweit ich mich erinnere hast du dein Anliegen in deinem Schreiben angekündigt, Anis von Alexandria.
    Nur.....weshalb hast du so grosses Interesse an ihr? Und wie du selbst angemerkt hast...sie ist als Sklave nicht geeignet. Oder ich habe für sie
    nicht die richtige Verwendung gefunden."


    " Und woher kennst du sie dass du meinst sie konnte dir dienlich sein?"

  • „ Ich kam zufällig vorbei, als das Lupanar Ganymed gebrannt hat. Deine Sklavin war auch da, verletzt und verwirrt. Sie stieß verstörende Sätze aus, doch ich als Magus erkannte, dass sie von einem Wahrsagedaimon besessen ist. Manchmal sind solche Menschen ihr Leben lang ruhig, doch unter dem Druck höchster Überforderung zeigt sich dann der daimon.


    Dann ist dieser Mensch oft zu wenig nütze . Ab und zu ist der daimon freundlich, und solch eine Sklavin dient noch als Hausnärrin zur Unterhaltung der Gäste. Aber welcher Gast möchte Drohungen gegen sein Leben hören? Ich jedoch könnte solch einen bösartigen nekydaimon beherrschen und würde dir für die Dienste dieses Weibes den Tageslohn eines Arbeiters zahlen.",


    gab Hairan dem Optio Auskunft.

  • "So ist es mein Lieber, alles was sich sofort an Ort und Stelle ohne eigene Mühsal oder jener anderer erwerben lässt, ist nichts wert. Ebenso zeugt ein passender Preis von Wert. Natürlich könnten wir das Parfüm günstiger verkaufen. Aber was suggeriert dies der edlen Kundschaft?


    Wohlmöglich läuft ein jeder nachher mit diesem Duft herum. Mein Anis Exklusivität verlangt Aufwand und einen entsprechenden Preis. Und genau hier setzen wir an. Den Duft für die breite Masse kannst Du ebenso im Programm führen. Ausgestellt für die sparsame Klientel, die sich doch etwas Frische leisten.


    Hingegen die teuren Düfte verwahren so, dass man ihnen den Preis ansieht. Und glaube mir, wir oft fragte bei mir schon der eine oder andere Schmalbeutel nach so einem Duft?


    Jene Männer und Frauen werden niemals den Nimbus der Oberschicht erklimmen, aber ein einziges Mal wie jemand von Macht, Geld, Reichtum zu duften das ist ihnen manchmal möglich.


    Und wir alle wissen, Geld stinkt nicht.


    Dennoch hüte Dich, dass flüssig duftende Gold an sie zu verkaufen. Exklusivität nehmen die Oberen so ernst wie Du Dein Geschäft. Es freut mich, dass wir uns so schnell einig geworden sind. Ich werde Dir die Waren samt kleiner Flakons für den Kleinverkauf von Nubius in Dein Geschäft bringen lassen", erklärte Viri glücklich und gab seinem Sklaven ein Zeichen.


    Der Angesprochene räumte vorsichtig die Flaschen wieder ein und verschwand mit der Mustertasche nach draußen. Anis und Viridomarus warteten einige ruhige Augenblicke, dann kehrte der große Sklave mit den Waren für Anis zurück und räumte sie behutsam auf den Tisch.


    "Von jedem der Düfte erstmal zwei Flakons. Die dunklen für die Herren, die hellen für die Damen. Wobei es soll der Geschmack entscheiden. Dazu noch ein großer Flakon, damit Du auch kleine für den kleineren Geldbeutel abfüllen kannst. Ich wünsche Dir, was sage ich, ich wünsche uns gute Geschäfte Anis. Nubius wird sich bei Dir die kommende Woche erkundigen wie es läuft. Mal sehen, wen ich für Dich bereits die kommenden Tage werben kann", sagte Viri und erhob sich mit der Hilfe seines Sklaven.


    "Vale Magus Anis, mögest Du in Reichtum baden", verabschiedete sich Viridomarus mit einnehmendem Lächeln und schritt für einen Mann seiner Statur fast leichtfüßig davon.

  • Hairan deutete mit einer Hand auf dem Herzen ein leichtes Nicken seines Kopfes an. Er war froh, dass sein Vermieter nicht auf einem Handschlag bestand. Das hätte er auf Grund der kultischen Reinheit, die er immer noch aufrecht erhielt, obwohl er seine Ausbildung zum magos nie abgeschlossen hatte, verwehren müssen:


    " Ich danke dir, Viridomarus.", sprach er:
    "Der Segen des Mercurius auf deinen Geschäften. Es war mir ein Vergnügen. Wenn du möchtest, schick mir deinen Nubius auch bei den Gelegenheiten vorbei, damit ich ihm die Mietzahlung mitgeben kann. Vale bene."


    Hairan lächelte ölig. Der schwarze Sklave mit dem prächtigen muskulösen Leib und den weißen, blitzenden Zähnen war ein einnehmender Anblick , und sich mit den Augen laben war dem Parther ja erlaubt. Er hatte nichts dagegen, diesen Nubius, am besten nur mit einem Lendenschurz bekleidet, öfter in seinen Räumlichkeiten zu sehen.

  • Zum Glück hatte der Seher nicht mit mir zu disputieren begonnen, weil ich ihm nicht gleich die nächsten zehn Sesterzen in den Rachen geworfen hatte. Er schloss die Augen und kurze Zeit später teilte er mit mir seine Visionen. Schnell verzog sich meine Mine zu einem verträumten Lächeln, als er die Schönheit und den Liebreiz meiner Lieben erwähnte. Noch war ich voll der Hoffnung, dass den beiden doch noch eine vielversprechende Zukunft bevorstand. Zumal Idunas letzter Versuch, den Iulier dazu zu bringen unserer Tochter die Freiheit zu schenken, gescheitert war. Jedoch war meine Hoffnung schnell verflogen, als ich die Worte des Sehers hörte. Bei der Erwähnung der gierigen Hände des Römers stieg wieder die Wut in mir hoch. Dieser elende Dreckskerl! Doch ich hatte Iduna mein Wort gegeben, ruhig zu bleiben, wenn es um den Iulier ging. Selbst hier, denn der Weissager konnte ja nichts dafür, was ihm die Götter zuflüsterten. Also schluckte ich meinen Zorn hinunter und versuchte sachlich zu bleiben.
    „Kannst du sehen, was dieser Römer mit seinen gierigen Händen macht?“ Zwar konnte ich mir die Antwort schon denken, aber damit es nachher nicht hieß, ich würde mich in irgendwelche Dinge nur hineinsteigern, wollte ich hören, was der Seher dazu sagte.


    Als er augenscheinlich meine eigene Situation ansprach, ließ mir meine Emotionen nicht wirklich anmerken. Vor einigen Jahren hätte ich sicher den Verlust meiner Freiheit lautstark nachgetrauert. Doch inzwischen war viel passiert. Vielleicht zu viel. Natürlich fühlt ich noch immer den Schmerz über die Art und Weise, wie ich zum Sklaven geworden war.
    „Gewiss, besonders wenn man die Umstände betrachtet, wie es dazu kam. Doch das muss ich dir als Seher ja nicht sagen. Du kennst sicher bereits die Einzelheiten. Anderseits habe ich mich damit arrangiert. Zumindest versuche ich es.“ Besonders jetzt, seitdem Aislin da war, war es an mir, die Füße still zu halten und gute Miene zum bösen Spiel zu machen.

  • Na, was wird er wohl mit seinen gierigen Händen tun, dachte Hairan. Heißt das Sprichwort nicht: Was du mit deinen Sklavinnen machst, gerät weder dir noch ihnen zur Schande? Er wird dein Weib gebrauchen, wenn ihm danach ist und deine Tochter, wenn sie in seinen Augen das richtige Alter hat. Was erwartet dieser Sklave? Ist er wirklich so naiv oder tut er nur so?


    Allerdings hatte Hairan auch nicht vor, den Barbaren wirklich aufzuhetzen, damit tat er ihm und sich keinen Gefallen. Ein Kunde am Kreuz hat kein Geld mehr in den Taschen, oder wie man so sagte.


    Er sprach daher:
    „Mein junger Freund, euer dominus tut, was ihm Gesetze und Gewohnheiten erlauben – tragisches Geschick der Unfreiheit!“
    Hairan hatte noch nie in seinem Leben Mitgefühl mit Sklaven empfunden , aber so ein bißchen modische Sentimentalität machte sich gut:
    „Doch seid zuversichtlich! Eines Tages wird Böses vorrüber sein und es gibt nur noch Ruhe und Wohlbefinden.“
    Nämlich wenn ihr tot seid, dachte Hairan.


    Dann sagte er:
    „Die Einzelheiten deiner Gefangennahme kenne ich nicht, die Götter geruhten nicht, sie mir mitzuteilen. Bestimmt ist das nicht so wichtig.
    Schau mit Zuversicht in die Zukunft!
    Seid gute Diener eures Herren und euer Herr wird euch lieben.
    Er hat euch ja schon erlaubt, alle zusammen zu bleiben. Und so wird es sein bis zu eurer Großen Reise….“

    Damit meinte Hairan den Abmarsch in den Hades; eine größere Reise als mit dem Fährmann Charon über den Fluss Styx konnte wohl kein Mensch machen.

  • Die Antwort des Sehers war schmerzlich, jedoch nachvollziehbar. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren. Meine Gesichtszüge festigten sich und ich presste meine Lippen fest aufeinander. Ich wusste jetzt schon, wie schwer das für mich werden würde. Doch am Ende, so verhieß es der Seher, würde es eine Zeit der Ruhe und des Wohlbefindens auf uns warten. Dass diese Wahrsager immer so in Rätseln sprechen mussten! Nun oblag es mir selbst, seine Worte zu interpretieren.


    „Wie lange wird das dauern, bis das Böse vorübergeht?“, fragte ich dann. Wie viele Jahre würde unsere Gefangenschaft noch andauern? Bis an unser Lebensende? Der Tod konnte uns schneller ereilen, als uns lieb war. Besonders dann, wenn man sich wie ich einer Räuberbande anschließen wollte.


    Schließlich meinte der Seher noch, dass wir mit Zuversicht in die Zukunft schauen sollten. Seine Worte erinnerten mich schlagartig an die letzte Unterredung mit dem Iulier, in dem er uns aufforderte, an uns zu arbeiten und zu Mustersklaven zu werden. Er gab uns dafür eine Frist von zwei Jahren. Doch was meinte der Seher mit der großen Reise?
    „Eine große Reise? Wohin? Nach Hause?“ Tatsächlich klang ein Funken Hoffnung in meiner Stimme mit. Ob ich jemals wieder die grünen Hügel, die dunklen, von Eichen gesäumten Seen und die vom Moor braungefärbten Flüsse wiedersehen würde? Das wäre tatsächlich mein größter Wunsch gewesen, hätte ich einen Äußern dürfen.

  • Hairan hatte das Gejammer von Sklaven um ihre ach so kostbare Freiheit satt.
    Hatte sich der Bursche mal in Roma umgeschaut? Es wimmelte von reichen oder zumindest in bescheidenem Wohlstand lebenden Liberti, denn wenn ein Sklave freigelassen wurde und sich gut mit seinem Dominus verstanden hatte, besaß er etwas, was für einen Peregrinus zu erlangen viel schwieriger war: Gute Beziehungen. Und dafür verlangten die Römer nur ein bißchen Unterwürfigkeit und Dienstbereitschaft und nun vielleicht auch, dass sie mal Hand anlegen und die Frau oder den Jüngling rannehmen durften, aber in fünfzehn bis zwanzig Jahren war das alles überstanden und es winkten noch fette Jahre in der urbs aeterna..
    Hairan fand das wirklich nicht zu viel verlangt.
    Bände sprach doch auch, dass die Mehrheit der Freigelassenen in Rom blieb. Warum kehrten sie denn nicht zurück in ihre Barbarenländer, wenn es da so schön gewesen war? Die Wahrheit war doch, dass sich die Exsklaven an Thermen mit heißem Wasser, Fußbodenheizungen, Zirkusspiele und Bibliotheken gewöhnt hatten und gar nicht mehr wegwollten.


    „Die große Reise geht nicht nach Hause, denn dein Zuhause, das du kanntest, gibt es nicht mehr. Und selbst wenn es noch existiert , bist du ein anderer geworden und wie ein Fremder im Vaterland.“, antwortete Hairan sehr doppeldeutig, denn damit konnte er nicht falsch liegen.
    Außerdem war er müde und wollte Angus loswerden.


    „Wenn du möchtest…..“ Er holte aus der Truhe hinter sich eine Holzschachtel und öffnete sie, darin befanden sich blecherne Amulette, und sie klapperten etwas, als Hairans bleiche Hand sie durchwühlte. In die Amulette waren einfache Bilder und die Namen der Götter aller möglichen Völker geritzt:
    „Such dir deinen Lieblingsgott aus deiner Heimat aus….ah, da habe ich zwei, euren Cernunnos und auch eine Epona die ist doch auch keltisch und nimm gleich drei davon, auch für Weib und Kind, die Amulette werden euch beschützen, das macht dann noch einmal zehn Sesterzen. Oder hast du noch eine ganz konkrete Frage an Anis von Alexandria?"

  • Über die Dauer des Bösen hatte der Seher nichts sagen können. Obwohl mich genau das am meisten interessiert hätte. Aber die Götter wollten sich darüber wohl nicht auslassen. Doch wenigstens konnte er mir etwas über diese große Reise sagen. Eine richtige Antwort aber erhielt ich auch darüber nicht. Er erzählte mir nur, wohin die Reise nicht ging. Nicht nach Hause also, was auch irgendwie nachvollziehbar war. Nachdem sich die römischen Soldaten unserm Dorf angenommen hatten, hatte es dort nichts mehr gegeben, was in irgendeiner Weise gerechtfertigt hätte, dort zurückzukehren. Ja, in all den Jahren hatte ich mich auch verändert und war ein anderer geworden. Doch das Land war mir stets präsent in meiner Erinnerung. Und obwohl es dort nichts mehr gab, hätte ich es gerne noch einmal gesehen.


    Ich wurde auch das Gefühl nicht los, das dieser Wahrsager mich langsam aber sicher loswerden wollte. Außerdem wurde mir das Ganz hier langsam suspekt. Mit hundert Worten hatte der Seher im Grunde gar nichts gesagt. Meine Skepsis wurde noch verstärkt, als der Hellseher dieses Kästchen mit den Amuletten herauszog und mir anbot, mir eines herauszusuchen. Ich hatte immer geglaubt, ein Amulett wäre etwas Einzigartiges und ganz Besonderes. Aber das war nur billiger Tand. Er fischte zwei heraus: Epona und Cernunos. Nun ja, Epona wurde zwar auch hier in Rom verehrt, doch hatte sie in meiner Heimat kaum eine Bedeutung. So viel ich wusste, waren die Gallier ganz verückt nach Epona gewesen. Und Cernunos? Der Gehörnte wurde zwar auch bei uns verehrt, doch es war nicht der Gott, dem ich für gewöhnlich opferte.
    „Mhm, tut mir leid. Da ist meiner nicht dabei. Ich denke ich sollte nun langsam gehen, damit ich dich nicht länger aufhalte. Hier hast du deine zehn Sesterzen!“ Noch einmal griff ich in meinen Beutel und fischte ein zweites Mal die Münzen heraus. „Also dann, danke und vale!“ Daraufhin ging ich. Da draußen durfte die Luft inzwischen wieder rein sein.

  • Hairan war froh, als der Sklave gehen wollte; tatsächlich plagten ihn schon seit einigen Minuten leichte Kopfschmerzen, die sich zu einem dünnen, unangenehmen Schmerz in seiner Nasenwurzel zusammenzogen. Er starrte ins Leere, und dann hörte das Klingeln der Glöckchen und Münzen, die er unter dem Luftschacht aufgehängt hatte, und ein kalter Luftstrom traf seinen Nacken:
    Und der Blonde, der gerade nochmal zehn Sesterzen herausfingerte aus seinem Beutel, trug in diesem Beutel eindeutig mehr als seine eigene Geldbörse.


    „Warte!“, sagte Hairan und hob eine Hand, als sein Kunde schon fast aus der Tür war.
    Dann verzerrte ein wölfisches Lächeln sein Gesicht, und er schien zu lauschen. Seine Miene verzerrte sich, als wäre es ihm unangenehm , was er vernahm, wie das Kratzen von langen Fingernägeln auf einer Glasplatte. Die Stimmen aus dem Erebos, das Murmeln der Herrin der Kreuzwege, so selten waren sie, die Stimmen, dass Hairan die meiste Zeit die Welt betrog.
    Doch gerade waren sie da:


    „Noch eine Botschaft haben die Götter für Dich…“.
    Hairans dunkler Blick traf den jungen Kelten:
    „ Du wolltest wissen, wie lange das Böse dauert? Es dauert so lange wie du selbst dauerst, mein Lieber, denn du bist das Böse: Du wirst jemanden Unschuldigen töten.“


    Wie immer wenn Hairan etwas Wichtiges sagte, senkte er die Stimme, anstatt sie zu erheben:
    "Du und ich, wir haben etwas gemeinsam, mein lieber Freund aus dem Barbaricum. Den Tod der Schwachen und Unschuldigen!“


    Nun kicherte Hairan leise:
    „Noch fragst du dich, wann und wo und vor allen Dingen wodurch es geschehen wird, nicht wahr? Sollte es der Dolch sein oder nur die Kraft deiner Hände? Oder….gäbe es doch etwas, was genauso mordet, aber weniger offensichtlich ist? Habe - ich - Recht?“


    Hairan griff nach seinem Dolch und zog ihn zu sich heran. Sein Herz klopfte in seiner Brust. Hatte er recht?
    War dieser blonde Barbar endlich mal wieder ein Kunde, der kühn genug war für das, was Hairan ihm anbieten konnte?

  • Ich hatte die Tür bereits geöffnet und wollte genau in diesem Moment den ersten Fuß über die Schwelle setzen, als der Seher mich aufhielt. Ich zögerte einen Augenblick. Hatte der Kerl nicht schon genug an mir verdient. Ganz urplötzlich hatte er doch noch eine Botschaft von den Göttern für mich. „Ja, na klar!“ raunte ich leise. Doch dann veränderte sich etwas an dem Seher, was ich nicht genauer definieren konnte. Die Art wie er schaute vielleicht und auch seine Stimme.


    Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, begann er plötzlich über die Dauer des Bösen zu reden. Ich trat wieder einen Schritt zurück und schloss wieder die Tür, um mich dem Seher entgegenzustellen. Das was er sagte, bescherte mir eine Gänsehaut. Ich sei das Böse, sagte er. Und so lange ich lebte, bestünde es weiter fort. In der Tat würde ich einen Unschuldigen töten müssen, wenn ich nicht selbst mit dem Gesicht nach unten schwimmend im Tiber landen wollte. Irgendein Penner von der Straße würde daran glauben müssen. Ich würde mir einen aussuchen, der es eh nicht mehr lange machen würde und für den der Tod eine Erlösung war. So hatte ich es mir jedenfalls vorgestellt, ungeachtet darüber, dass ich mich damit zum Herr über Leben und Tod machte.


    Wieder glaubte ich, er habe erneut meinen Gedankengang gesehen. Sprachlos und den Schrecken im Blick sah ich zu dem Seher. Woher wusste er das alles. Ich hatte doch mit niemandem darüber geredet. Kein Mensch wusste, dass ich heute dabei war, den ersten Teil meiner Aufnahmeprüfung für die Bande der Krähe absolvierte.


    Doch damit war es nicht genug! Das seltsame Kichern des Wahrsagers ließ mir schier das Blut in den Adern gefrieren. Ja, in der Tat fragte ich mich, wann wie und wo es geschehen würde? Doch dann drängte sich mir die Frage auf, was denn geschehen würde. Sprach er vom Tod meines zukünftigen Opfers, oder war es mein eigener, den er meinte? Ich hatte all die Jahre meinen Tod nie gefürchtet, denn ich wusste ja, dass auf der anderen Seite etwas wesentlich Reizvolleres auf mich wartete. Doch nun aber fing ich an zu zweifeln. „Äh… ähm… ja… äh vielleicht,“ stammelte ich. Dann beobachtete ich skeptisch , was der Seher mit seinem Dolch anstellte. Er zog sie zu sich. Was er damit nur vorhatte?

  • Hairan nickte wissend: Der Mann vor ihm war ein Mörder, und da man nie wissen konnte, wie ein Mörder reagierte, wenn man ihn mit seinem ureigensten Wesen konfrontierte, hatte er seine Waffe zur Hand genommen. Nun aber lockerte sich sein Griff um den Dolch.


    Die Götter hatten ihm zwar verraten, dass ein Mörder vor ihm stand, dies ja, doch der stammelnde Bursche mit dem Schrecken in seinem Blick war weder kaltblütig noch war es ihm zur Gewohnheit geworden, Leben zu nehmen. Vielleicht hatte er noch nicht einmal damit angefangen.
    Vielleicht hätte man Angus noch die Hand reichen und ihm ins Gewissen reden können.
    Aber das lag nicht im mindesten in Hairans Interesse. Vor ihm stand ein möglicher Kunde für das Verderben.


    „Die Griechen, zweifellos ein weises Volk, unterscheiden verschiedene Götter des Todes.“, erklärte Hairan – mal sehen, ob der Barbar verstehen würde, auf was er hinauswollte, wenn nicht, musste er deutlicher werden:
    „Es gibt die ker oder die keres, die das gewaltsame, blutige Ende bringen, scharfer Stahl, der die Brust aufreißt, jegliche Hinrichtung gehört mit dazu, und das Stöhnen und Schreien der Dahingemetzelten ist Musik in ihren Ohren.


    Das ist reichlich unschön, wenn du mich fragst, junger Freund.


    Und dann gibt es Thanatos, der zu dem Sterbenden kommt, wie Hypnos, der Schlaf, sein Bruder, und sanft die Fackel des Lebens auslöscht. Noch während die Lippen den Becherrand umschließen, ein letzter tiefer Atemzug und Thanatos geleitet den Todgeweihten in die ewige Nacht - ist nicht der Schlaf etwas Wohltuendes?“


    Hairan seufzte und lächelte, als würde er sich an die vielen Nächte heilsamen Schlafes erinnern, zu denen er seinen Mitmenschen schon verholfen hatte, sah jedoch Angus unter halbgesenkten Lidern aufmerksam an.

  • Meine Augen waren hellwach und beobachteten, was der Seher mit seinem Doch vorhatte, gleichzeitig versuchte ich mich auf seine Worte zu konzentrieren. Glücklicherweise entspannte sich sein Griff um die Waffe wieder und er erzählte mir etwas über die Griechen und deren Sichtweise zum Tod. Ähnlich wie die Römer glaubten sie nicht an ein Leben auf der anderen Seite. Armes Volk!
    Ich persönlich hätte den Keres den Vorzug gegeben. Denn natürlich wünschte sich jeder edle Krieger einen heroischen Tod, am besten im Kampf.
    Früher, so hatte mir mein Vater einmal berichtet, als die Römer noch nicht unser Land besetzt hatten und die Carvetii ein freies Volk waren, hatte es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen mit den Nachbarstämmen gegeben. Die Krieger hatten dann ihre blaue Kriegsbemalung aufgetragen und sich das Haar gekalkt. Wenn die Carnyx dann zum Kampf aufrief und die mutigsten unter den Kriegern sich nackt in den Kampf stürzten, war es für jeden von ihnen die größte Erfüllung, über den Feind zu triumphieren oder im Kampf zu fallen. Jeder, der einen edlen starken Feind im Kampf bezwungen und getötet hatte, nahm ihm seinen Kopf. Dieser zierte dann den Hals seines Pferdes oder er wurde einbalsamiert in einer Kiste verwahrt. Damit zollte man ihnen in gewisser Weise Respekt. Diese Zeiten waren längst Geschichte, doch noch immer fürchteten wir uns nicht vor dem Tod und noch immer bevorzugten wir einen gewaltsamen Tod, als einen siechenden, der wie eine Schlange auf uns zu gekrochen kam, um uns dann zu verschlingen.
    Thanatos, Schlafes Bruder war eher etwas für verweichlichte Römer. Am Ende merkte man gar nicht, dass man tot war und fand womöglich gar nicht die Schwelle zur Anderswelt.


    Langsam begriff ich aber, worauf der Seher hinauswollte. Ja, es gab ein Mittel, dass dich ohne Schmerzen einfach hinübergleiten ließ. Gift! In meinem Gesicht spiegelte sich die Abscheu wieder, denn nie im Leben würde ich auf solch ein Mittel zurückgreifen wollen. „Du meinst … Gift?“, fragte ich schließlich abschätzig, obschon ich die Antwort zu wissen glaubte. „Auch wenn ich ein Sklave bin und meine Ehre längst verloren habe, werde ich nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden. Gift ist etwas Weichlinge!“ Doch was war mit dem Unschuldigen da draußen, der noch auf seinen Tod wartete, den ich ihm geben würde? Ob sich die Krähe mit einem Giftmorde zufrieden geben würde?

  • Hairan runzelte einen Moment die Stirn, als ihm Angus: „Gift ist etwas für Weichlinge!“ entgegen
    schleuderte, aber obwohl ihm dieser Satz sehr missfiel, beanstandete er ihn nicht.
    Woher sollte der Barbar es besser wissen?
    „Gesprochen wie ein Krieger.“, antwortete Hairan sanft, und wer ihn kannte, wußte, dass ein besonders sanftes Auftreten bei ihm kein gutes Zeichen war:
    „Aber die Götter haben dich mir nicht als Krieger sondern als Mörder bezeichnet.
    Was will so jemand? Vorallendingen doch im Gegensatz zum Krieger nicht erwischt werden.Töten für das Vaterland ist ehrenhaft, jemanden zu morden ist ein widerliches Verbrechen.


    Gift ist also nicht etwas für Weichlinge, es ist viel mehr die hohe Kunst des Todes.
    Der Schierling beispielsweise lässt dein Opfer bei voller Klarheit des Verstandes ersticken. Das Bilsenkraut bringt es zur Euphorie und Raserei und Fieber und ganz gewissem Tod.
    Ähnlich die Mandragora, hier wird dein Opfer von kakodaimones und dem Gefühl von glühenden Kohlen in seinen Eingeweiden gequält, bis es stirbt. Und es gibt noch so viel mehr an Wissen.


    Wie gesagt, eine wahre Kunst ist es, das richtige Gift und die richtige Dosis zu fnden und glaube mir, es bedurfte weitgehender Forschungen, bis ich sie kannte.“


    Hairans Augen leuchteten, als er in farbigen Worten seine Kunst beschwor, aber dann unterbrach er sich.
    Ein kurzer abschätziger Blick auf Angus:
    „Oder bist du einer dieser Täter, die nur fließendes Blut reizvoll finden ? Es gibt einen Trank, der dein Opfer, welches ohne Zweifel ein nichtswürdiger Wurm ist, der es gar nicht verdient zu leben, willenlos macht.
    Keine Gegenwehr, kein Flehen um Gnade, kein Geschrei und folglich auch kein Entdecktwerden. Wäre das denn etwas für dich, junger Freund?“

  • Ja, wie ein Krieger hatte ich gesprochen. Auch wenn ich keiner mehr wahr. Wenigstens noch ein Funken Ehre war vorhanden. Deshalb sah ich es auch als Kompliment an, was der Seher zu mir sagte.
    Dann jedoch, als er weiter sprach, schien mir plötzlich alles so plausibel zu sein. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte. Für die Götter, in ihrer unendlichen Voraussicht, war ich bereits ein Mörder. Und ja, ich wollte nicht erwischt werden. Gerade jetzt, wo ich mich doch bewehren sollte, um meiner Tochter eine bessere Zukunft bieten zu können. Außerdem, was sollte aus Iduna werden? Wenn der Iulier von meinen Machenschaften erfuhr, hatte ich einen Platz am nächsten Kreuz sicher.


    Als er mir die verschiedenen Gifte und deren Wirkung aufzuzählen begann, kam ich zum Schluss, dass ich meine Meinung revidieren musste. Diese Art des Todes war nichts für Weichlinge. Sie konnte etwas abgrundtief Böses und furchtbar Grausames sein und wenn ich daran dachte, schüttelte es mich. Diese Art zu sterben wünschte ich meinem ärgsten Feind nicht. Dann lieber ein sauberer Schnitt mit der Klinge, der die Kehle durchtrennte. Und wieder wollte der Krieger in mir hervortreten. Der Mörder aber, zu dem ich schon bald werden würde, musste einen Weg finden, nicht entdeckt zu werden. Ich hatte ja an diesem Abend selbst erlebt, wie schnell etwas schief gehen konnte. Aus diesem Grund war ich ja überhaupt hier gelandet. Wenn ich mein Opfer zuvor ruhig stellte , so dass es still und leise hinübertreten könnte in die Anderswelt, könnte ich es anschließend ohne weiteres noch abstechen, ohne fürchten zu müssen, entdeckt zu werden. Dann würde auch die Krähe zufrieden sein. Ja, der Vorschlag des Sehers war einfach genial!
    Ich nickte. „Ja, das wäre wirklich gut!“, bestätigte ich ihm. Vielleicht würden mich dann später auch nicht die Schreie und das Flehen meines Opfers bis in den Schlaf verfolgen.

  • Hairan nickte, wenn auch nur halbwegs zufrieden. Er hätte gerne einmal wieder ein besonderes
    venenum zusammengestellt. Was der Kunde verlangte, war eine Tinktur von papaver, der Basis von Nepenthes , dem Trank, der alle Schmerzen beseitigte.
    Dafür müsste der Barbar nicht wiederkommen müssen, papaver hatte Hairan stets vorrätig.
    Er bückte sich kurz und stellte eine kleine gläserne Phiole gefüllt mit einer dunkelbraunen Flüssigkeit auf den Tisch:
    „Hör mir zu, mein Freund, was ich dir sage..", sprach er:
    „Zehn Tropfen für einen Mann, der so groß und stark ist wie du. Acht Tropfen für einen Schwächeren, sieben Tropfen für eine Frau und drei für ein Kind. Gibst du zu viel, schläft der Mensch auf der Stelle ein und ist nicht wach zu bekommen, gibst du viel zu viel, schläft er den Schlaf, aus dem niemand mehr erwacht.
    Zehn Tropfen nehmen einem starken Mann den Willen, er wird dir folgen, wohin du willst und tun, was du befiehlst. Schwierige Angelegenheiten kann er aber nicht mehr regeln. Nur zahm ist er, zahm wie ein Lämmchen. Angst und Schmerz werden ihn fliehen, so dass derTod, den du ihm bereiten willst, ihm leicht wird.
    Ach ja, ein kleines Problem könnte auftreten: ES gibt Menschen, die bereits Papaver genommen haben und deren Körper daran gewöhnt ist. Einen solchen Menschen kannst du mit dieser Tinktur nicht zähmen, brich dein Vorhaben ab und komme wieder zu mir .
    Aber bei allen anderen wirkt das Mittel, wie ich sage. Am besten reichst du die Tropfen mit unvermischtem Wein, dann nennt man den Trank Nepenthes und Demeter selbst hat Helena von Troja darin unterwiesen, ihn zu mischen.
    Hast du das alles verstanden oder noch Fragen?
    Wenn nicht, verlange ich für die Phiole weitere zehn Sesterzen.“

  • Kaum hatte ich mein Interesse bekundet, bückte der Seher sich und kramte aus den Untiefen seines Ladens ein kleines Fläschchen hervor. Staunend betrachtete ich das kleine Gefäß mit der dunkelbraunen Gifttinktur darin. Dass so wenig Flüssigkeit einen so großen Schaden verursachen konnte!


    Der Seher erläuterte mir dann die Dosierung. Oh je, hoffentlich brachte ich da nichts durcheinander! Das war ja ziemlich kompliziert. Interessant war aber auch, dass diese Tunktur nicht direkt tötete, sondern das Opfer einschläferte oder einfach nur willig machte. Die Aussicht, Macht über einen anderen zu haben, fand ich besonders spannend. Vielleicht sollte ich einmal dem Iulier ein paar dieser Tropfen seinem Wein unterjubeln. Diese Vorstellung belustigte mich. Doch der Ernst hielt sofort wieder Einzug, denn schließlich musste ich noch einen Mord an einem Unschuldigen begehen. Da gebot es die Pietät, ernst zu bleiben.


    „Äh ja, ich hoffe ich kann mir das alles merken.“ Natürlich war das Fläschchen nicht umsonst. Da war es nicht überraschend, dass ich noch einmal zehn Sesterzen löhnen sollte. Mit einem Seufzer holte ich die letzten Münzen aus meinen Geldbeutel. „So, bitte sehr!“ Da ging mein Peculium dahin! Nun war ich blank. Lediglich die Münzen der gestohlenen Geldbeutel waren mir geblieben. Aber die musste ich abliefern.
    „Also dann gehe ich mal! Vielen Dank für deine Hilfe!“ Wieder öffnete ich die Tür und schob mich hindurch.

  • "Vale bene, mein barbarischer Freund.", erwiderte Hairan gemessen, hörte aber genau hin, ob die Tür diesmal wirklich vorschriftsmäßig ins Schloss fiel, was auch geschah. Nicht dass noch ein Barbar über die Türschwelle in sein Haus stolperte.


    Hairan war mit sich zufrieden. Das Opfer des Mörders Angus würde nicht leiden müssen, wenn dieser ihm die Kehle aufschlitzte, das war gewiss ein gutes Werk und machte diese Welt zu einem besseren Ort.


    Hairan verstand nicht wirklich, weshalb die Karena darum immer so ein Theater gemacht hatten.


    Der Parther zählte seine Einnahmen, der junge Kelte hatte recht viel ausgegeben, dreißig Sesterzen. Auch in dieser Hinsicht war der Tag zufriedenstellend.


    Der Anblick von Sesterzen erinnerte Hairan an jenen Denar, den er Kyriakos gegeben hatte. Er hoffte sehr, dass der Lupo samt Jüngling bald seinen Hintern herbewegen möge. Hairan wußte natürlich, dass der Besitzer des ehemaligen Ganymed bei allen möglichen Behörden würde Ausagen machen müssen - das hatte ihm Evenor auf der Straße erzählt - sonst hätte er, Hairan, Kyriakos Verspätung übel aufgenommen.
    Gerade jedoch wäre der Magus in der Stimmung gewesen, sich ein wenig der Augenlust hinzugeben, wenn er schon niemanden berühren durfte.


    Dann dachte Hairan an die Sklavin Eireann, die im Carcer saß. Das würde sie auch nicht schöner machen, die junge Frau verlor sozusagen täglich an Wert. Einen Denar Tageslohn war vermutlich zu viel der Ehre, hier würde er versuchen, Optio Cerretanus herunterzuhandeln.


    Und ganz zum Schluss fiel Hairan der Sklave Terpander ein. Die Fluchtafel war bezahlt, aber der Mann war letzte Woche nicht gekommen. Ob ihn sich die Erinyen schon geholt hatten? Eigentlich unmöglich, wenn er das Ritual mit dem Blut eines Jünglings richtig durchgeführt hatte. Aber bei Amateuren wußte man nie.


    Würde der alte Grieche nicht wiederkehren, konnte Hairan seine Fluchtafel immer noch an einen anderen Kunden verkaufen. Das war der Vorteil dessen, dass die Auftraggeber von Flüchen aus Angst vor Strafverfolgung keine konkreten Namen zu nennen wagten.
    Für den Wiederverkauf waren Flüche lohnender als Liebeszauber, in denen es darum ging, den Namen des geliebten Subjekts auf alle erdenkliche Weisen vorwärts und rückwärts zu wiederholen. Eine Liebes- Defixion konnte man nicht mehr an eine Chloe verkaufen, wenn da groß Daphnis als Absender geschrieben stand.


    Wie jeden Tag nach getaner Arbeit küsste Hairan inniglich das Portrait der Nannaia Surena.


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  • Die Geschichte wurde zunehmend merkwürdiger.


    " Hmm. Mir bisher nichts aufgefallen was annähernd an deine Erklärung heran kommt. Und du meinst sie wäre......ein Medium? Oder wie kann man es noch umschreiben?"


    Appius war skeptisch. Schliesslich hatte er ja nun erfahren welche Gesindel sich hier rumteeibt. Also nicht dass er es nicht schon wusste aber mit dem Erfahren an der eigenen Person verändert sich die Wahrnehmung.


    " Momentan ist es sowieso ein Ding der Unmöglichkeit hier konkret eine Vereinbarung zu treffen. Schliesslich hat sie sich durch ihr...Verhalten....in große Schwierigkeiten gebracht. Und nicht nur sie sich selbst sondern auch mich. Wie lange sie im Carcer sitzt man ich nicht sagen.Der Fall wird gerade untersucht."

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