• Oje, nun war die Reihe wohl an mir und ich konnte mich nicht länger davor drücken. Zum Glück waren unsere Köpfe durch die Hitze alle bereits rot, so dass es wohl kaum auffallen würde, dass ich nun auch krebsrot anlief.


    Naja, also ... bei mir ... ja ... da gibt es schon ... begann ich zu stottern. Ich konnte die Blicke der anderen auf mir spüren, auch wenn ausser den beiden Damen neben mir niemand zu uns hinschaute, wie ich schnell feststellen konnte. Es war also wieder einmal bloss ich, die das Gefühl hatte, die ganze Welt würde auf mich warten.


    So fasste ich mir ein Herz und begann zu erzählen: Also bei mir gibt es jemanden. Es ist zwar noch nicht offiziell, und ich weiss auch nicht, ob es dies jemals werden wird, aber es beruht auf jeden Fall auf Gegenseitigkeit. Im Moment ist er zwar in Germania, und nur die Götter wissen, wann und ob er von dort wieder zurückkehren wird, aber ich bin mir sicher, dass es ihm ernst ist. Von dem kürzlich stattgefunden habenden Gespräch in der Domus Iulia berichtete ich bewusst nicht. Das ging noch niemanden etwas an.


    Wie es scheint gibt es zwischen unseren Familien bereits ältere Bande, die eine Hochzeit zwischen uns erneuern würde, und da ich ihn sehr mag, würde ich mich nicht dagegen wehren.

  • Mein lieber Cousin Tiberius Valerius Flaccus braucht einfach einen Schubs in die richtige Richtung, dachte Valeria Maximilla. Oder wie Adalheidis sagen würde: Einen Tritt in den Hintern.


    Letzteres würde Maximilla niemals laut aussprechen. Sie hatte ihren Cousin sehr lieb. Aber sah er denn sein Glück nicht? Iulia Phoebe war soo hübsch, elegant und aus bester Familie.
    Außerdem hätte sich die Valeria zu gerne mit eine der Iulias oder beiden verschwägert.
    Doch nun erzählte Iulia Stella von ihrem besonderen Mann, der in Germania weilte. Auch das passte wie der Ring an den Herzfinger. Wie romantisch war das denn, wenn es auf Gegenseitigkeit beruhte!


    „Ich bin ganz sicher, dass es ihm ernst ist, und sicherheitshalber werde ich euch in meine Gebete an Iuno einschließen.“, sagte Maximilla freundlich.


    Dann beugte sie sich vor und sagte beschwörend:
    „Der Mann, den ich kennen gelernt habe, wäre perfekt für mich. Er mag Tiere genauso wie ich. Er will mir sogar einen kleinen Kater aus Aegyptus schenken.
    Aber der Mann ist kein römischer Bürger, sondern ein Thraker. Ich glaube daher nicht, dass das mit uns etwas werden kann.
    Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es sich für eine Dame gehört, so ein Geschenk anzunehmen , obwohl ich die Katze schon gerne hätte.“


    Sie wollte umbedingt die Meinung der beiden Iulias zu diesem Thema hören.

  • Nun wurden die Fragen der Valeria doch etwas detaillierter und trotzdem wollte sie unsere Meinungen kennen. Ich musste zuerst etwas nachdenken, bevor ich eine Antwort fand.


    Also, wie das mit euch wäre, das kann ich nicht sagen. Ich glaube, da hat dein Vormund sicherlich ein dickes Wort mitzureden, ob er eine solche Verbindung zulassen möchte, oder nicht. Über die genauen gesetzlichen Hintergründe wusste ich natürlich nichts.


    Was aber die Frage des Katers angeht, so würde ich bei uns schon sagen, dass du dies selbst entscheiden kannst. Schliesslich ist es ja ein Geschenk, und wenn daran keine Erwartungen geknüpft sind, keine Versprechen gegeben wurden, dann bleibt es ein harmloses, wenn auch ziemlich wertvolles, Geschenk. Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass du die Frage eines Haustieres mit deiner Familie klären musst, denn nicht alle Familien wollen Tiere bei sich zu Hause haben.


    Doch dann gewann der Gedanke einer kleinen süssen Katze auch für mich immer mehr an Verlockung.


    Aber so ein Kätzchen wäre sicherlich ein süsses Kuscheltier. Da kann wohl niemand etwas dagegen haben.

  • "Tiberius erlaubt mir schon einen Hund und einen zahmen Raben. Da wird ihm das Katerchen gar nicht auffallen. Doch ich frage ihn. Tiberius meine ich, nicht den Kater.", sagte Valeria Maximilla:


    "Ich bin erstmal erleichtert, dass es nicht seltsam wirkt, eine Katze als Geschenk anzunehmen.
    Mein Vormund ist mein Vater Lucius. Aber er ist weit weg, und ich müsste ihm nach Germanien schreiben.
    Puh, ist das heiß. Wir werden gesotten wie Krebse.
    Was kam noch mal nach dem Caldarium?"

  • Sim-Off:

    Die Reihenfolge war "frigidarium - tepidarium - caldarium" also von kalt zu heiss. Für Männer gab es danach oft noch das sudatorium, aber niemals für Frauen.


    Du hast Recht, ihr seht beide schon ziemlich rot aus und ich nehme an, bei mir ist es nicht anders. Jetzt würde eine schöne Massage sehr gut tun, was meint ihr?


    Iulia, hast du nicht eine Lieblingsmasseuse hier? Ich dachte, ich hätte da so etwas in Erinnerung gehabt. Ich selbst war noch viel zu wenig oft hier gewesen, um mich schon auf eine der Massage-Sklavinnen festgelegt zu haben.

  • Voll der Spannung lauschte Iulia ihren beiden Mädels. Stellas Geschichte kannte sie natürlich schon auswendig, doch das was Valeria Maximilla zu erzählen hatte war ziehmlich pikant. "Ein Peregrinus der dich mit einem Kätzchen umdrehen will? Das ist ein ganz Schlauer!" warf sie einmal bei passender Gelegenheit ein. Anschließend unterhielten sich Stella und Maximilla über die Katze. Diese Zeit nutzte Iulia, um sich ein wenig im heißen Wasser treiben zu lassen. Sie liebte die Hitze! Deshalb war es umso mehr schade, dass die beiden anderen bald schon wieder aus dem Wasser raus wollten. Solche Frauenzimmer!


    Iulia machte ein langes Gesicht. "Oooh, jetzt schon? Wo es doch jetzt erst so richtig gemütlich geworden ist im Wasser. Aber gut lassen wir uns massieren!" Sie stieg aus dem Wasser und ging in den Bereich mit den Massageliegen. Dort ließen sich schon ein paar Frauen die Muskeln durchkneten. Iulia wies die beiden anderen zu Liegen zu ihrer rechten hin. "Dort hinten ist noch was frei, seht, bei Audra, Amneris und Ovidia!" Audra, Amneris und Ovidia waren noch freie Masseurinnen im Raum, die Iulia gut kannten. Audra war Keltin, Amneris Ägypterin und Ovidia Italikerin aus Brundisium. Um sie auch gleich vorzuwarnen senkt Iulia beim Hingehen ihre Stimme und raunte Stella und Maximilla zu: "Diejenige die Ovidia abbekommt sollte ein wenig aufpassen. Sie hat starke Arme und fasst ihre Kundschaft mitunter etwas gröber an, als man das sonst so gewohnt ist." Bei den Massageliegen angekommen begrüßte sie Amneris mit einer Umarmung. "Salve, meine Liebe! Wie gehts dir!", ehe sie sich auch schon auf die Liege der Ägypterin drapierte. Nachdem das Massieren begonnen hatte, wandte sie den Kopf, um das Gespräch von vorhin wieder weiterzuführen. "Also Valeria sag mal, was hat dieser geheimnisvolle Thraker so an dich, dass er dir derart den Kopf verdreht, dass du sogar den Umstand außer Acht lässt, dass er Peregrinus ist? Mich würde das ja schon auf Abstand halten. Alleine der Gedanke, wie unstandesgemäß!" Der Gedanke daran was ihre eigene Mutter, die stets auf Tugend und gutes Römertum (also bei Iulia, nicht bei ihr selbst) bedachte Servilia Gemina sagen würde, sollte ihre eigene Tochter einmal so einen Nichtbürger anschleppen, ließ Iulia ein großes Grinsen ins Gesicht treten.

  • Oh, der Ton der Iulia Phoebe war scherzhaft „ "Ein Peregrinus der dich mit einem Kätzchen umdrehen will? Das ist ein ganz Schlauer!", aber Maximilla zuckte zusammen. War es denn so? War sie durch exotische Tiere käuflich?

    Dann nahm sie sich zusammen. Das war sie garantiert nicht.
    Mittlerweile fühklte sich die Valeria durchwärmt und so wohlig, als läge sie zuhause in ihrem Bett.
    „Jetzt eine Massage, sonst schlafe ich ein.“, sagte sie.:
    „Ich nehme freiwillig Ovidia. Die macht mich wieder wach.“


    Iulia Phoebe hatte nicht zu viel versprochen. Die robuste Italikerin knetete sie durch wie Adalheidis in der Villa Rustica den Brotteig.


    Daher klang Maximillas Stimme gerade abgehackt beim Sprechen. Das war, was sie sagte:
    „Das Unstandesgemäße hält mich auch auf Abstand und macht mir zu schaffen. Zumal ich keine Ahnung habe, ob er sich überhaupt für mich interessiert. Aber er ist ein guter Freund. Ich kann ihn alles fragen und komme mir nie dumm bei ihm vor. Und obwohl er viel älter ist als ich, wohlbeleibt und sehr geschniegelt – ich mochte Letzeres vorher bei Männern nicht – fühle ich mich wohl mit ihm. Wenn ich einen Brief von ihm kriege, dann lache ich einfach vor Freude. Der ganze Mann bringt mir Freude und ist gut für mich.“


    Ovidia bat sie sich umzudrehen, nun war der Kopf dran.
    „Uuuuu“, machte Maximilla:
    „Es ist ja noch gar nichts entschieden. Ich sehe mich ja erstmal nur auf dem Markt um.
    Wird denn dein Auserwählter bald aus Germanien zurück kehren, Stella? Oder möchtest du nach Germanien reisen? Es ist nicht so kalt und dunkel wie viele Leute denken – zumindest im Sommer nicht.“



    Sim-Off:

    Der Damentag spielt zeitlich vor Maximillas Besuch in der Domus Iulia, der leider aus weniger schönem Anlass stattfindet. Also würde sie sich freuen, Iulia Stella und Iulia Phoebe dort auch wieder zu sehen, falls sie gerade zuhause sind =)

  • Für mich blieb also die Keltin Audra übrig, was mich überhaupt nicht störte. Ich war es gewohnt, einer Masseuse schon mitzuteilen, wenn ich mehr oder weniger wollte. Doch das war hier überhaupt nicht nötig. Audras Hände ertasteten flink und professionell die verspannten Stellen in meiner Muskulatur und arbeiteten sich dort hindurch, so dass ich bald aufpassen musste, nicht wohlig vor mich hin zu schnurren, wie das Kätzchen der Valeria.


    Also wenn Audra so weitermacht, dann werde ich bald zum Schnurrkätzchen hier. Das ist wirklich toll, nur weiter so.


    Doch der Ernst der besprochenen Sache setzte bald wieder ein. Ja, der Standesunterschied ist nicht ausser Acht zu lassen, aber wie du sagst, so handelt es sich erst einmal um eine gute Freundschaft. So lange er dir noch keine anderen Zeichen aussendet, musst du dir keine Sorgen machen.


    Dann wollte Valeria etwas über Florus wissen. Ich weiss nicht, wann er wieder zurückkommen wird. Er schreibt mir, aber es steht nichts drin, was mir einen Hinweis geben würde. Ich nehme an, er weiss es selber nicht, denn es liegt natürlich auch am Kaiser, wann er wieder nach Rom kommen kann. Er schreibt auch, dass Germania nicht ganz so schlimm ist, wie man immer sagt, aber es könne schon mehrere Tage am Stück regnen und dann sei es nicht mehr lustig, wenn man die Ausrüstung sauber halten müsse.

  • Auf heitere Weise ging der Badenachmittag in den Agrippathermen zu Ende. Beschwingt und sich rundum wohl fühlend trat Valeria Maximilla den Heimweg an. Sie hatte in den beiden Iulias neue Bekannte und - vielleicht - auch zukünftige Freundinnen gewonnen. Ihr Cousin Tiberius würde sich bestimmt über ihre neu entdeckten sozialen Fähigkeiten freuen. In der Villa Rustica, in der sie aufgewachsen war, hatte es außer ihr ja keine junge Römerin gegeben, mit der sie hätte üben können.
    Noch wusste die Valeria nicht, dass sie am Anfang einer Kette von Ereignissen stand, die ihr Leben ändern würden.
    Es war nicht mehr und nicht weniger als das Ende ihrer Kindheit.


    -Ende-

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