Mit dem Strauß schien ich schon mal alles richtig gemacht zu haben. Die Iulia schien sich wirklich zu freuen, die kleine Sklavin bekam ganz leuchtende Augen, und zuletzt landete er in den Händen des Custos – was für ein grandios amüsantes Bild! Er sah ungefähr so aus wie ein wilder Löwe, dem jemand ein Schleifchen um den Hals gebunden hat. Mit übermenschlicher Selbstbeherrschung unterdrückte ich das breite Grinsen, das sich da in mir Bahn brechen wollte, denn ich wollte den Hübschen nicht kränken. Meiner Erfahrung nach waren nordische Barbarensklaven in der Hinsicht überaus empfindlich. (Außerdem war es noch nicht so lange her, dass das blonde Rabenaas Sciurus versucht hatte, mich hinterrücks zu erdrosseln, ein Memento, dass auch gut abgerichtete Löwen manchmal unvermittelt schnappen.) Nur ein leichtes und unverfängliches Schmunzeln spielte um meine Mundwinkel.
“Das freut mich zu hören.“ plauderte ich weiter mit Iulia. Mal davon abgesehen, dass sie ein junges Ding war, das problemlos hätte meine Tochter sein können... fand ich sie ganz nett. Eine elegante Erscheinung, nicht auf den Mund gefallen und kunstsinnig dazu.
“Ach tatsächlich? Welches Werk denn?“ erkundigte ich mich interessiert. Hatte Dives nicht mal was erzählt von einer besonderen Statue... oder trog mich da meine Erinnerung? Wie schade, dass Dives sich aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hatte, und dass Licinus' Pflichten im Dienste der Garde ihn noch immer fern von Rom hielten. (Oder besser so? Die beiden kannten mich zu gut, als dass ich unter ihren Augen einer Iulia unbefangen den Hof hätte machen können.)
“Ich überlege auch, eines für unserer Peristyl zu erwerben. Wir hatten da einen Rossebändiger, der aber leider beim letzten Frost Risse bekommen hat und wohl nicht mehr zu retten ist.“
Darauf holte ich es nach, Icarion vorzustellen, das war ich ihm schuldig:
“Dies ist im übrigen mein Libertus Decimianus Icarion. Mein Declamator...“ Und scherzend fügte ich hinzu: “...und Arbiter elegantiarum.“
“Es ist mir eine Ehre, werte Dame.“ Er verbeugte sich leicht.
Wie es schien, konnte Icarion sich heute entspannt zurücklehnen, denn eine klare Stimme war bereits formvollendet am deklamieren. Sie gehörte einem Jüngling mit dunklem Lockenschopf, der gerade vor einem schaurigen Vogel-Mensch-Mischwesen stand. Das war aber vielleicht zu grausig für die junge Dame (nicht, dass sie wieder in Ohnmacht fiel). Unsere Gruppe schlenderte über den Hof, und wir trafen zuerst auf: Kainis verwandelt sich in Kaineus.
“Was für ein außergewöhnliches Farbspiel!“ Diese Schattierungen waren wirklich hinreißend.