Tatsächlich sah Iulia etwas enttäuscht aus, als sie die erbotene Bedenkzeit gewährte. Ich brauchte dringend eine Atempause von diesem Gespräch. Das Bild vom Greisengebiss mit den schwärzlichen Stummelzähnen hatte sich gar zu aufdringlich in meinem Kopf festgesetzt.
"Ah, Iulius Caesonius, ich verstehe. Er ist ein Freund meines Cousins Casca." Man hörte zur Zeit recht häufig von diesem jungen Politiker... ganz ähnlich wie damals bei Dives, der mit seinem jugendlichen Tatendrang (und glühenden Ehrgeiz) schon im zarten Alter den Cursus honorum gestürmt hatte.
"Nun denn. Ich habe unser Treffen sehr genossen, werte Iulia Graecina." Um sie nicht noch weiter zu kränken, griff ich feurig nach ihrer Hand und drückte einen Kuss auf die zarten Fingerspitzen, wobei ich ihr tief in die Augen sah. Es waren blaue, verträumte, arglose Mädchenaugen. Wäre ich nicht ein Schuft, ein so blühendes Mädchen an mich zu binden... sie ist doch verschwendet an so einen wie mich....
"Diese Werkschau an der Seite einer so entzückenden jungen Dame wie dir zu erleben, war mir ein ganz besonderes Vergnügen! Vale bene und auf bald!"
Darauf erhob ich mich, und wir wechselten noch einige höfliche Worte zum Abschied. Unwillkürlich wollten meine Schritte sich beschleunigen, als ich mich dann entfernte, doch ich beherrschte mich, und schritt gemessenen Schrittes durch den Hof, begleitet von meinem Custos, vorbei an gemarterten Verwandelten und kunstbeflissenen Besuchern.
Auch Icarion gabelte ich unterwegs auf. Wir traten durch den Torbogen hinaus auf die Straße. Ich atmete auf.
"Puuuhh..."
"Wie war es denn noch?" fragte Icarion. "Ich habe ein Angebot gemacht für den Pygmalion."
"Danke... Naja, sie ist wirklich nett und angenehm bodenständig irgendwie.... und fröhlich. Ein bisschen unbedacht vielleicht... stell dir vor, sie hat mir anvertraut, dass sie vor allem Angst hatte, auf einen Greis mit Mundgeruch zu treffen! Da war sie dann wohl vorteilhaft überrascht von meinem Gebiss und hat mir praktisch gleich einen Antrag gemacht!"
"Keine unberechtigte Sorge für eine junge Römerin." gab Icarion zu bedenken.
"Aber stell dir mal vor ich heirate sie und wir sind irgendwo eingeladen und sie sagt so was in der Art!" Während ich mich so echauffierte, musste ich jedoch zugleich grinsen bei der Vorstellung wie würdigen Hausherren und pompösen Matronen daraufhin die Kinnladen runterfallen würden.
"Vielleicht liegt es daran, dass sie noch so jung ist... Mit noch ein bisschen Lebenserfahrung wird das bestimmt besser. Wie findet ihr sie?"
Natakamani: "Sie hat ein gutes Herz."
Icarion: "Eloquent und stilsicher."
"Na wenn ihr das sagt."