Das gesetzgeberische Geschäft bedurfte wirklich einer Masse von Abwägungen und Subtilitäten. So viele Zwischentöne war ich aus meinem Soldatenleben nicht gewöhnt, und war in dem Augenblick ganz froh, dass ich mich, auch damals nach der Adrogation, als mein Vater mir dies vorgeschlagen hatte, dagegen entschieden hatte den Cursus honorum zu beschreiten.
"Ich muß euch zustimmen," ruderte ich auf Valerius' und Manius' Bedenken hin zurück, "In diesem Lichte betrachtet ist es sinnvoller, als ersten Schritt lediglich die Pflicht zur Wahl eines Oberhauptes einzuführen. Und das Kaiseropfer erst zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sie mal wieder Ärger machen."
Auf Manius' Frage hin schüttelte ich den Kopf: "Dafür ist ihre Struktur zu lose. Sie haben Hausgemeinden, Gruppen die sich irgendwo draussen treffen, Wanderprediger, Einzelgänger. Und auch die harmlosen unter ihnen sind vorsichtig und halten sich bedeckt." Was nach verschiedenen zum Teil doch sehr radikalen Verfolgungswellen ja auch verständlich war. Und auch wenn meine Leute natürlich umfangreiche Listen zusammengetragen hatten, so war doch ganz klar:
"Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen!" erklärte ich mit ernstem Gesicht.
Milder als "offensiv"? "Durch aktives Predigen ihrer Lehren vielleicht? Das Beispiel Straßenfest wäre damit unbedenklich. Zielgerichtete Bekehrungsversuche von Bürgern aber verboten."
Nachdenklich fügte ich später noch hinzu: "Es ist schon eine Weile her, dass ich mit unserem Imperator über das Thema sprach. Er fasste damals seine Linie etwa so zusammen: Sie dürfen ihren Praktiken nachgehen, solange sie sich eben bedeckt halten und die Götter nicht beleidigen. - Das war allerdings noch vor den letzten... öffentlichen Schmähungen."