Pomp und Sühne – das Armilustrium

  • "Aber Musa!" Steinalt, wie schnöde. Ihr weltfremdes Schwesterchen hatte keinen Sinn für die Attraktivität der Macht. "Er ist der Kaiser." hauchte Marcella andächtig. Und um ein neues schlug sie ihren Pfauenfeder-Fächer vor den Mund, als Musa sie unverfroren neckte.
    "Nicht so laut. Hihihi, also wenn ich Augusta wäre, dann würde ich.... zuerst ein rauschendes Fest geben wie es die Welt noch nicht gesehen hat! Dann würde ich das Stadtbild verschönern. Zum Beispiel indem ich meinen Mann ein Gesetz erlassen lasse gegen all diese furchtbaren beigen und braunen Kleidungsstücke die die Leute so tragen..." Mit blasiert gekraustem Näschen wies Marcella in Richtung der oberen Ränge, wo die armen Leute saßen und urteilte:
    "Unerträglich trist ist das. Oh ja, und ich würde ihn die ganzen Bettler und Krüppel und abscheulichen Aussätzigen verbannen lassen." Sie schüttelte sich. "Dann würde ich wundervolle matinische Stadtgärten anlegen..."


    Marcella versank in schwelgerischen Träumen, bis es Zeit war, in die Therme aufzubrechen. Da! Da wedelte jemand mit dem Rosentüchlein. Nach einem guten Fang sah der Mann aber leider nicht aus... bis auf die seelenvollen dunklen Augen, die gefielen Marcella.
    "Hihihi, nichts da, willst du denn dein Tüchlein nicht zumindest zurück? Sei nicht immer so schüchtern Musa. Zudem, vielleicht ist er ein brotloser Künstler von großem Talent, oder ein kriegsgefangener Edelmann aus einem fernen Reich?"
    Ob der Mann ein Sklave war, wie Musa befürchtete, oder eben nur schrecklich trist gekleidet, das konnte Marcella so auf den ersten Blick leider nicht genau sagen. Die Matinia visierte den Tuchschwenker an, schenkte ihm ein hinreißendes erfreutes Lächeln von ihren erdbeerroten Lippen, sandte aus Schicklichkeitsgründen jedoch erst einmal nur ihre Zofe zu ihm.


    Euphrosyne, eine rosige junge Frau mit Pausbacken, bestens gekleidet für eine Sklavin, trat also auf Diocles zu und grüßte:
    "Guten Tag! Meine Herrschaft vermisst ein Tüchlein... Oh, ich sehe es ist das nämliche. Was für ein Glück, dass du es gefunden hast!"

  • Diocles ließ das Tüchlein sinken, als ihn nun Euphrosyne, die eine junge hübsche Frau mit rosigen Wangen ansprach. Er wurde über und über rot. Er war dem weiblichen Geschlecht gegenüber sehr schüchtern.

    "Guten Tag", sprach er ziemlich leise: "Das ist wirklich ein Glück glaube ich. Aber ich habe das Tüchlein gar nicht gefunden, sondern mein Dominus Aulus Furius Saturninus war es. Ich sollte es nur hochhalten und wedeln."

    Er drehte sich zu seinem Herren um, der immer noch an etwas anderes dachte:

    "DOMINUS?!", bat er um Aufmerksamkeit.

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    SCRIBA PERSONALIS - AULUS FURIUS SATURNINUS

  • Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und schaute zu Diocles: "Ja?"

    Aber dann sah ich schon - ein Mädchen hatte meinen Scriba angesprochen. Offenbar die Besitzerin des Tüchleins.

    Die junge Frau war jung, ein netter Anblick und trug ein hübsches Kleid; zweifellos eine Unfreie aus einem reichen Haushalt.

    Sie war also die Besitzerin. Ein ziemliches teures Tüchlein für eine Sklavin, aber vielleicht war sie ja ein besonderer Günstling ihres Herren.

    " Salve, Fortuna ist gewiss mit dir, damit du uns in dieser Menschenmenge entdecken konntest.", sagte ich freundlich zu ihr und gab meinem Sklaven, der immer noch so dreinblickte, als sei die junge Frau eines der Sieben Weltwunder der bekannten, bewohnten Welt, ein Zeichen:
    "Gib der puella ihr Eigentum zurück, Diocles"

    Ich wusste nicht warum, aber ein wenig war ich enttäuscht. Ich hatte mir die Besitzerin des rosenduftenden Seidentüchlein irgendwie anders vorgestellt.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • "Danke, dem Dominus. Dass du das Tüchlein gut und knitterfrei aufbewahrt hast. Ich soll dir den besten Dank ausdrücken und dieses Säckchen gefüllt mit Sesterzen als Finderlohn übergeben." Dass das Säckchen mit dem Emblem der Matinier bestickt war, hatte wohl sogar ihr Schwesterherz übersehen.


    Euphrosyne war sich nun nicht ganz sicher, ob sie weiter oder zurück zu ihren Herrinen gehen sollte.

    Sie entschied sich gegen die beiden Varianten und winkte mit dem Tüchlein in der Hand in Richtung ihrer beiden Herrschaften.


    Musa zog den Kopf ein. "Los, los... wir reden draußen weiter." Sie nahm die Beine in die Hand, griff Marcellas Hand und ging sehr zügig mit ihr hinaus. "Komm! Den Augustus wirst du noch genügend anschmachten können."


    Sim-Off:

    100 Sesterzen überwiesen. Bis demnächst. *zwinker*


  • Ich schaute die Sklavin an. Sie konnte nichts dafür, doch wer auch immer ihre Herrin war...ich nahm das Säckchen und erkannte den roten Stier der Matinia.

    "Sag deiner Domina, ich begehre ihre Sesterze nicht.", sprach ich recht kühl, obwohl Diocles, wie ich ihn kannte, darüber anderer Meinung sein würde und gab dem Mädchen den Geldsack zurück

    "Ich habe das Tüchlein gerne aufbewahrt. Die Freude einer Dame ist mir Lohn genug. Wenn sie sich bedanken will, so ist der Weg von ihr zu mir genau soweit wie von mir zu ihr. Aulus Furius Saturninus ist mein Name. "

    Vielleicht war ich schroff, aber wir Leute aus Parthenope sind ein stolzes Volk. Ich ließ mir auch von Schönen nicht auf der Nase herumtanzen.

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  • Euphrosyne


    Eben hatte die kecke Zofe noch frohlockt, über ihre Wirkung auf den lockigen Diokles, da zeigte sich dessen Herr plötzlich gänzlich unamüsiert. Euphrosyne war verwirrt, als sie die Börse wieder in der Hand hielt. Domina Musa spielte das Tüchlein-Spiel anders als Domina Marcella. Was nun?
    Sie knickste vor dem harschen Herrn und lispelte mit niedergeschlagenen Augen:
    "Verzeihung, Herr Furius! Meine Herrschaft war nur so überglücklich, dass es nicht verloren ist. Die Domina hat es nämlich selbst bestickt."


    Wie ein scheues Reh huschte sie davon. Erst vor dem Circus, bei der Sänfte, holte sie die Schwestern ein und berichtete ihnen atemlos:
    "Der gewinkt hat war nur der Diener. Sooo süüüß, ganz schüchtern! Aber sein Herr, der das Tuch gefunden hat, der heißt Aulus Furius Saturninus und ist ein schöner stolzer Herr. Ich soll sagen: er begehrt keine Sesterzen. Und: die Freude einer Dame ist ihm Lohn genug. Und dann hat er noch gesagt: der Weg vor dir zu ihm, Domina Musa, ist genauso weit wie der von ihm zu dir, wenn du dich bedanken willst. Ja, genau so hat er es gesagt. Aber oh, wie zornig seine Augen blitzten, als ich ihm die Börse geben wollte!"



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  • Ich folgte der munteren Sklavin, die zu wohl zu ihrer Herrin eilte, mit Blicken. Was ich von Ferne sah, waren zwei elegante junge Damen, sich ähnlich wie Zwillinge. Sofort tat es mir Leid, so stolz gewesen zu sein, denn sie waren beide lieblich, zart und fein wie das Tüchlein, das ich aufgefangen hatte.

    Ich wusste doch, dass es keiner Sklavin gehören konnte.

    Dies waren die Schwestern Matinia; ich kannte sie lediglich vom Hörensagen so wie man alle einigermaßen wichtigen gentes kannte, aber ich hatte ihr Wappen auf dem Sesterzenbeutel gesehen.

    Ich strich mir das Haar aus der Stirn und schnupperte - meine Hand roch betörend nach Rosen.


    Auch Diocles, der solange mit dem Seidentüchlein gewedelt hatte, musste nach Rosen duften, aber ihm schien das gleich zu sein, er schaute mich nur trübsinnig an. Er hätte die hundert Sesterze liebend gerne behalten, vermutete ich mal. Vielleicht sparte er ja auf seine Freiheit.

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    KLIENT - LUCIUS ANNAEUS FLORUS MINOR

  • "Und weiter?" Ungeduldig wartete Marcella darauf, dass ihre Zofe endlich zum Punkt kam.
    "Weiter, Herrin?"
    Marcella seufzte. Personal, das mitdachte, war so schwer zu finden...
    "Trägt er einen Purpurstreifen?"
    "Ach so, Herrin. Nein. Nein, kein Purpurstreifen. Nicht mal ein schmaler."
    "Jammerschade." seufzte Marcella, und bestieg zusammen mit Musa die Prunksänfte. "Aber du, hihi, mein liebes vergeistigtes Schwesterchen, schaust doch sowieso nur auf die inneren Werte, nicht wahr? Hihihihi..."
    Von acht milchweißen Germanensklaven getragen, schaukelten die Schwestern gen Therme.

  • Während der Rauch der Opferfeuer fettdampfend gen Himmel stieg, die Menge schwatzend aus dem Circus strömte, und das Volksfest begann, zogen wir Prätorianer mit der gleichen Präzision, mit der wir aufmarschiert waren, auch wieder ab. Die anderen Einheiten folgten.
    Unsere Waffen waren entsühnt, ein jeder von uns hatte in Respekt und Bewunderung sich aalen dürfen, manche Brust war stolzgeschwellt, und unser Band zum Kaiser war durch dessen schneidige Ansprache, öffentlichen Dank (und natürlich durch das angekündigte Donativum) um ein weiteres Mal gestärkt.
    Ich meinte, noch die Wassertropfen der rituellen Reinigung in meinem Gesicht zu spüren, rein und frisch, und hatte noch das Kriegslied der Salier im Ohr, während ich meine Cohorte zurück zur Castra Praetoria führte. Trotz allen Hinterfragens, so spürte ich doch – wie jedes Jahr auf neue – ganz deutlich, wie dieser Ritus eine Last von uns nahm.




    ~~ Ende ~~

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