Triclinium | Post negotio est ante negotium

  • Wie er es dem greisen Claudius hatte versprochen, lud Manius Minor kurz nach seiner Wahl zu einer Cena in die Villa Flavia Felix, um alte Verbündete und neue Gefährten zu versammeln und seinen Schlachtplan für das bevorstehende Aedilat zu schmieden. Selbstredend hatte er neben seinem designierten Amtskollegen Lucretius Carus, seinem Mentor Claudius Menecrates und seinem beigeordneten Vigintivir in spe Octavius Gracchus auch seinen Tiro fori Seius Ravilla geladen, dazu hatte auch Manius Maior sich offen gehalten, ob ihm beschieden war, zum Mahle zu erscheinen.


    Hierfür hatte der Maiordomus das Wintertriclinium herrichten lassen, das in den kühlen Februartagen mit mehreren Kohlebecken geheizt und mit zahlreichen Öllampen erleuchtet wurde. Dort wartete der jüngere Flavius die Gäste, angetan mit einer lachsfarbenen Synthesis und geleitet von seiner Gattin Cornelia Philonica.


    Sim-Off:

    Die geladenen Gäste dürfen sogleich sich hierher geleitet fühlen und der Porta echappieren :)

  • Der Flavier war mir zuvorgekommen, wollte ich doch selbst eine 'private' Feier zu meiner Wahl durchführen. Gleichwohl erinnerte ich mich an die Worte von Maro, dass ich, sollte sich ein Anlass bieten, die Gelegenheit beim Schopfe packen solle. Was ich hiermit tat. Ich konnte somit mein Pflichtbewusstsein präsentieren, war doch der Flavier zukünftig mein Vorgesetzter für die nächste Zeit sowie mich von meiner besten Seite zeigen, wenn auch ich fürchte, dass das eine oder andere Fettnäpfchen auftreten würde. Denn so wirklich zurückhalten konnte ich mich nicht wirklich. Manchmal war meine Zunge flinker, was bei Synnove und mir in nächtlichen Zweisamkeit als Vorteil herausstellte, jedoch bei Gesprächen dieser Art gerne mal zu Irritation führte. Ich musste mich also zügeln.


    Ich ließ mich ausreichend über die Flavier informieren. Es gab so einige aufschlussreiche Aspekte. Mir fiel unter anderem auf, dass diese Familie fast ausschließen im Cultus Deorum tätig war. Okay, das ist nicht unüblich für eine Patrizierfamilie, jedoch im Gegensatz zu den anderen adligen Familien signifikant festzustellen.


    Als ich mit Synnove und Mumba an der Villa ankamen, wurden wir sofort in das Wintertriclinium geführt. Prächtig, prächtig.... wunderschön. Manche Wohnideen werde ich wohl übernehmen müssen. "Salvente", grüßte ich den jungen Flavier und seiner 'anzunehmenden' Ehefrau. "Octavius, designierter Vigintivir. Danke für die Einladung, Senator Flavius."

  • "Ave, Octavius! Welche Freude, dich nun einmal persönlich kennenzulernen. Bisher konnte ich dir nur aus der Ferne im Senat wie auf der Rostra lauschen."

    , erwiderte Gracchus Minor den Gruß des jungen Octavius, als dieser nach Lucretius Carus, welcher bereits ein wenig früher war erschienen, um erste Aspekte ihrer gemeinsamen Amtszeit zu erörtern, als zweiter Gast das Triclinium betrat, gefolgt von einem gewaltigen Nubier sowie einer blonden, augenscheinlich wohlgeformten Dienerin, was in der Kombination dem Senator ein wenig skurril erschien.

    "Dies ist meine Gattin Cornelia Philonica."

    , präsentierte er sodann seine Gattin, welche ihn selbst um einen guten Kopf überragte, was angesichts seiner kleinen, doch feisten Statur nicht sonderlich erstaunte, deren hervorstechendste Eigenschaften aber zweifelsohne eine klaffende Zahnlücke zwischen den oberen Schneidezähnen sowie eine auffallend unreine Haut waren, die selbst der aufgetragene Puder nur mäßig verbarg. Zeichnete sich die Dienerin des octavischen Gracchen durch weibliche Kurven aus, entbehrte die spindeldürre Cornelia obendrein jedweder dieser Vorzüge. Dessenungeachtet erhob sie sich damenhaft von ihrem Korbsessel und salutierte den jugendlichen Gast mit einem sittsamen

    "Salve, Octavius."
    Mit einem weiteren Wink wies der Gastgeber sodann auf Lucretius Carus, einen eher farblos erscheinenden Mann mittleren Alters, der parallel zu dem Flavius zum Aedilis Plebis war erkoren worden. Obschon dies einem designierten Vigintivir kaum konnte entgangen sein, erwähnte Manius Minor auch hier das Augenscheinliche:

    "Dies ist Lucretius Carus, mein designierter Amtskollege."

  • Ravilla hatte durch seinen Leibsklaven Anaxis herausfinden lassen, welche Kleiderwahl sein Aedil für heute getroffen hatte. Ravilla legte Wert darauf, dass ihrer beider Erscheinungsbilder perfekt harmonierten, um Eintracht zu suggerieren, jedoch ohne, dass sie dabei das gleiche Farbschema an den Tag legten. So erschien Ravilla in einem zur lachsfarbenen Synthesis passenden Türkisgrün mit goldenen Stickereien und passenden Ringen an den Fingern. Das schwarze Haar ward mithilfe von Duftöl kunstvoll in Form gelegt, das Gesicht in natürlichen Tönen geschminkt. Heute schimmerte Goldpuder auf Ravillas Wangenknochen sowie an auserwählten Stellen seiner Kleider.


    "Salve, o Senator Flavius", rief Ravilla mit ausgebreiteten Armen als er den Raum betrat, als wolle er den kleinen Mann umarmen, was er jedoch nicht tat. "Gut siehst du aus, doch das tust du ja gewohnheitsmäßig. Und welch bezauberndes Antlitz ziert deine Seite! Cornelia Philonica, es ist mir eine Freude." Die übrigen Anwesenden wurden in vergleichbarer Manier mit einer Begrüßung bedacht. "Vigintivir Octavius, welch ein Vergnügen! Galeo Seius Ravilla ist mein Name. Um ein Haar wären wir Kollegen geworden! Senator Lucretius Carus - das Vergnügen setzt sich fort!"


    Er kannte die Namen, da er abgewartet hatte mit dem Eintreten, bis die Begrüßung von Flavius Minor verklungen war.


    Anaxis musste wie gewohnt in überzeichnet orientalischer Tracht seinen Herrn begleiten, die Beine in weißen Pluderhosen steckend, der Oberkörper von einer kurzen Weste abgesehen nackt, die Augen schwarz umrahmt. Auch er glitzerte hier und da gülden. Er suchte kurz Blickkontakt zu den anderen Sklaven, um deren Stimmung auszuloten, ansonsten hielt er den Blick abwartend gesenkt. Sein Herr indessen würdigte die fremde Sklavenschaft keines Blickes.

  • Die Begrüßung war recht freundlich und offen für jemanden der viel weiter oben stand als ich. Ich war erstaunt. Doch manchmal verborg sich hinter einer heiteren, freundlichen Fassade so manch ein wahres Gesicht. Hässlich und gemein eben. Also abwarten, bevor ich mir einen endgültigen Eindruck machen würde. Apropos hässlich für mein Empfinden, dass stand tatsächlich auf der Agenda als sich die Frau des Flaviers mir näherte. Den Göttern sei Dank, dass meine beiden Augäpfel fest in ihren Augenhöhlen verharrten. Zugegebenermaßen musste ich nicht würgen, doch eine genauere Inspektion verbat ich mir gleichwohl. "Eine schöne Tunika habt ihr an.", lächelte ich verschmitzt.


    Meine Augen erholten sich als ich zu dem weiteren anwesenden Gast blickte. "Ahhh." Das ist also Lucretius Carus. "Es ist mir eine Freude dich endlich kennen lernen zu dürfen." Wer war das? Es blieb mir nicht viel Zeit weiter darüber nachzudenken, ob ich ihn irgendwo mal flüchtig wahrgenommen haben könnte, denn ein weiterer jüngerer Gast, gut gekleidet, echt schick, adrett und ebenso freundlich, trat ein. "Das Vergnügen ist ebenso auf meiner Seite und was hat dich aufgehalten?" Mit einem fetten Fragezeichen im Gesicht blickte ich unbewusst nach rechts und sah Cornelia unfreiwillig wieder in die Augen. Hurtig wandte sich mein Blick gezielt zu Seius. Leide ich etwa an Gedächtnisverlust? Oder warum sagt mir der Name ebenso wenig? War er als Vigintivir angetreten, jedoch nicht von den Senatoren gewählt worden? Nein, daran würde ich mich doch erinnern können. Was genau bedeutete also dessen Aussage?

  • Der ältere Flavius Gracchus kam wie üblich nicht zu spät, ebensowenig zu früh, sondern traf genau dann ein, wann er dies beabsichtigte. Er trug eine smaragdgrünfarbene Tunika, darüber eine olivgrünfarbene Synthesis, beide verbrämt mit goldfarbenen Stickereien. Er grüßte mit einem pauschalen

    "Salvete"

    , in die Runde, nickte Minor und Philonica zu, ehedem er Lucretius Carus ansprach.

    "Senator Lucretius, meinen Glückwunsch zu deiner Wahl. Ich könnte mir keinen besseren Amtskollegen für meinen Sohn vor..stellen."

    Früher einmal hatte er den Jungen mit seinem Cognomen angesprochen als Minor und sein Freund noch im Atrium über ihre Rhetorikaufgaben hatten diskutiert. Nun jedoch mochte Gracchus ihm den Respekt zollen, welcher einem Staatsmanne gebührte - insbesondere in dieser nicht gänzlich vertrauten Runde. Was ihn zum nächsten Staatsmanne führte.

    "Auch dir meinen Glückwunsch, Octavius."

    Gleichwohl der junge Mann sich vor dem Senat recht passabel hatte präsentiert, wusste der Flavier noch immer nicht recht, was er von ihm sollte halten. Dass sein Sohn ausgerechnet den Spross des Octavius Victor hatte eingeladen, zeigte ihm indes, dass er alfällig einer der Gestrigen war. Dieser Eindruck wurde weiterhin bestätigt durch die Anwesenheit des ebenso jungen Seius Ravilla, welchen Gracchus mit einem

    "Salve, Seius"

    , grüßte und nicht umhin kam, dessen überaus ansprechendes Äußeres zu ästimieren und einen Herzschlag lang in Gedanken in Gefilde abzurutschen, welche dem Anlassse nicht angemessen waren.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Dicht aufeinander trafen nun die Teilnehmer nacheinander ein, wie der jüngere Flavius mit Satisfaktion notierte. Der Octavius nötigte sogar zu einem (in der Tat seltenen) Kompliment für seine Gattin, was diese mit einem scheuen Lächeln quittierte und neuerlich ihre großen Schneidezähne mit der Lücke dazwischen quittierte.


    Seius Ravilla leistete sich hingegen einen überaus denkwürdigen Auftritt, als er mit ausschweifenden Worten und seinem Orientalen im Schlepptau die Gäste begrüßte. Dass um ein Haar er der Collega des Octavius wäre geworden, hatte er bisherig gar nicht vernommen, sodass die Replik auf die Nachfrage des octavischen Gracchus ihn durchaus ebenfalls interessierte.


    Schließlich trat auch sein Vater hinzu und salutierte zunächst seinen Freund, den zukünftigen Aedilis Plebis und verband dies mit herzlichen Gratulationen, die artig Lucretius erwiderte:

    "Mir geht es ebenso! Dein Sohn und ich werden ein gutes Team abgeben, da bin ich sicher!!"


    Selbstredend erwiderte er ebenso du Begrüßungen der übrigen Gäste, ehe Manius Minor das Wort aufs Neue erhob:

    "Nehmt gerne bereits Platz! Ich erwarte noch Claudius Menecrates, doch dies sollte uns nicht abhalten, bereits einige kleine Erfrischungen zu uns zu nehmen!"


    Damit führte er den Zug zu den Klinen an, auf denen traditionsgemäß seine Gattin sowie sein Vater auf dem Lectus imus, Lucretius Carus und Octavius Gracchus (neben dem Platz für Claudius, der selbstredend den Locus consularis erhielt) auf dem Lectus medius und Seius Ravilla ein wenig einsam auf dem Lectus summus wurden platziert. Sodann traten Sklaven heran und reichten erwärmten Mulsum, der bei den kühlen Temperaturen als wohltuender Aperitif sollte wirken.

  • Nachdem Claudius Menecrates sich weder hatte exkulpieren lassen, noch erschien, beschloss Manius Minor anschließend an den Mulsum zum Aperitif, die Vorspeisen auftragen zu lassen. Es gab gefüllte Eier sowie scharf angebratenen Fisch, dem Winter entsprechend auch eingelegtes Gemüse. Zunächst berichtete Lucretius Carus von einer kürzlichen Jagdpartie, welche er im Zuge seines Wahlkampfes gemeinsam mit befreundeten Senatoren auf seinem Landgute hatte veranstaltet, ehe sie schließlich auf die nun kommende Zeit zu sprechen kamen.

    "Nun, werte Gäste, das kommende Jahr ist auch einer der Gründe, weswegen ich euch heute hier versammelt habe. Octavius, wie du weißt, sind deine Amtskollegen und du uns Aedilen zugeordnet, daher erschien es mir adäquat, dich als einen ihrer Vertreter mit einzuladen, um uns kennenzulernen, aber auch, um unsere Aktionen bereits ex ante ein wenig zu koordinieren. Daher sprich: Hast du konkrete Absichten oder Initiativen für das kommende Jahr? Oder inwiefern könnten wir als Aedilen dich in deinen Plänen unterstützen?"
    Er blickte kurz hinüber zu Ravilla, für den gewiss es lehrreich konnte sein, zu sehen, wie andere Vigintivirn ihre Amtszeit planten, da doch verhoffentlich auch ihm dergleichen würde bevorstehen.

  • Oh, der Freund meines Vaters trat ein. Zumindest glaubte ich das weiterhin. Sodass ich ihn mit "Salve, Pontifex Flavius. Danke!", freundlich begrüßte. Ich freute mich, dass ein so erfahrender Senator uns beiwohnte. Vielleicht würde er uns einiges von seinen Weisheiten teilhaben lassen. Immerhin war er für seinen Einsatz als Mitglied im Collegium Pontificum sehr angesehen gewesen. Ob er vielleicht aus dem Nähkästchen reden würde? Wohl kaum, waren die Flavier für ihre Verschwiegenheit außerhalb der Familie äußerst bekannt. Schade, war ich doch recht empfänglich dafür.

    Nachdem Claudius Menecrates sich weder hatte exkulpieren lassen, noch erschien, beschloss Manius Minor anschließend an den Mulsum zum Aperitif, die Vorspeisen auftragen zu lassen. Es gab gefüllte Eier sowie scharf angebratenen Fisch, dem Winter entsprechend auch eingelegtes Gemüse. Zunächst berichtete Lucretius Carus von einer kürzlichen Jagdpartie, welche er im Zuge seines Wahlkampfes gemeinsam mit befreundeten Senatoren auf seinem Landgute hatte veranstaltet, ehe sie schließlich auf die nun kommende Zeit zu sprechen kamen.

    "Nun, werte Gäste, das kommende Jahr ist auch einer der Gründe, weswegen ich euch heute hier versammelt habe. Octavius, wie du weißt, sind deine Amtskollegen und du uns Aedilen zugeordnet, daher erschien es mir adäquat, dich als einen ihrer Vertreter mit einzuladen, um uns kennenzulernen, aber auch, um unsere Aktionen bereits ex ante ein wenig zu koordinieren. Daher sprich: Hast du konkrete Absichten oder Initiativen für das kommende Jahr? Oder inwiefern könnten wir als Aedilen dich in deinen Plänen unterstützen?"
    Er blickte kurz hinüber zu Ravilla, für den gewiss es lehrreich konnte sein, zu sehen, wie andere Vigintivirn ihre Amtszeit planten, da doch verhoffentlich auch ihm dergleichen würde bevorstehen.


    Ich nahm neben Lucretius Carus Platz und legte mich. Es fühlte sich sehr flauschig an. Ein schönes Gefühl war es, als würde ich auf einen Berg frisch gewaschener Tücher liegen. "Ja, das habe ich in der Tat. Zum einen werde ich verstärkt wie es einst Senator Tiberius getan hat Kontrollen durchführen. Meiner Meinung nach sollten wir ein Gesetz vorbereiten das Verstöße generell unter Strafe stellt und nicht wie bisher unsystematisch agiert wird. Da der Tiber immer mehr verschmutz, wäre eine Maßnahme die Anzahl der Gerber zu beschränken, oder zu verlagern in Richtung Ostia." Zwar wäre der Tiber weiterhin verdreckt, doch erst abwärts von Roma. "Was meint ihr?"

  • Der Name Tiberius war in der Villa Flavia Felix wohlbekannt, doch ambivalent besetzt, seitdem Tiberius Durus einst aus Sorge um das Vaterland jene Verschwörung hatte initiiert, die auch die Familia Flavia Graccha hatte entzwei gerissen, selbst wenn einhellig man musste konzedieren, dass die Necessität für jenen Staatsstreich durchaus war gegeben gewesen und Manius Minor Manius Maior eher vorwarf, dass dieser zu wenig Engagement hatte gezeigt. Doch auch dem augenscheinlich gemeinten Tiberius Lepidus haftete jene Ambivalenz an, da einerseits er der Gatte von Tante Domitilla war gewesen, andererseits er sich nicht als einer Flavia als würdig hatte erwiesen und darum jene in den Schoß ihrer Familie war zurückgekehrt, ehe vor Gram sie verstorben war.

    "Die Idee eines gesetzlichen Regularium erscheint mir sinnvoll, obschon zu beachten wäre, weiterhin eine gewisse Flexibilität einzuräumen, welche durch die magistratische Rechtssetzung momentan ist gegeben. Womöglich könnte man die Ziele und Normen der Straßenreinigung definieren, die konkreten Fälle der Straferhebung jedoch den Quattuorviri weiter anheim stellen."

  • Die Anmerkung war angemessen. Aber... "Wäre eine unterschiedliche Handhabe durch den jeweiligen Magistrat im Endeffekt nicht ungerecht und würde dies nicht eine gewisse Gefahr mit sich bringen, dass weiterhin unachtsam Unrat in den Tiber entledigt wird? Deshalb würde ich vielmehr dafür plädieren die Strafen jeweils mit einem Spielraum zu belegen." Ich hatte mich bisher wenig mit juristischen Winkelzügen beschäftigt. Sodass ich mir bewusst war, dass der Flavier in der Rechtswissenschaft überlegen sein wird. Ich gab nicht mir die Schuld, sondern vielmehr meinem Vater. Hätte er großzügiger in meiner Ausbildung investiert, anstatt mich auf seinen Reisen quer durch Italia zu zerren. Dann wäre ich dem Flavius eventuell überlegen gewesen, zumindest gleichwertig. Vielleicht sollte ich das Thema wechseln und über die verschiedenen Arten über Gesteinsbrocken debattieren.

  • Ravilla wohnte dem Gespräch interessiert bei, übte der Octavier doch jenes Amt bereits aus, welches er als Nächstes anvisierte. Zwar differierten die Zuständigkeiten der Vigintiviri und Straßenreinigung war unter diesen jene Aufgabe, welche Ravilla am wenigsten behagen würde, jedoch war nicht auszuschließen, dass er bald in die - hoffentlich sauberen - Fußstapfen des Octavius Gracchus treten würde.


    Bei jener Gelegenheit wurde Ravilla gewahr, dass ganze drei Gracchen sich in diesen Triclinium befanden! Verzückt ob jener Tatsache griff er nach seinem Mulsum. Der heiße Würzwein mundete so köstlich wie er duftete und wärmte Ravillas Körper und Gemüt ganz vortrefflich.

  • "Nun, das Strafrecht lehrt uns die Schwächen des gesatzten Rechts: Je spezifischer eine Rechtsnorm einen Straftatbestand definiert, umso leichter erscheint es, diesen zu umgehen. Ebenso zeigt sich, dass definierte Strafgelder zur Permanenz neigen: Man denke etwa an die Strafgelder im Codex Iuridicialis, die meines Erachtens in vielen Fällen lächerlich niedrig ausfallen, da sie wohl zu einer Zeit wurden gesetzt, als die Geldmenge niedriger und der Wert des Sestertius gemeinhin höher ästimiert wurde. Hier kann eine Anordnung des Magistraten sich leichter anpassen, ohne eine Senatsdebatte zu initiieren, die faktisch doch nicht selten gescheut wird."

    , führte der jüngere Flavius seine Bedenken aus, um sodann jedoch zu schließen:

    "So dies beachtet wird, erachte ich eine Lex de urbe purgandi oder dergleichen durchaus als sinnvoll und bin gerne bereit, sie in den Senat einzubringen."

    Octavius Gracchus war ja noch kein Senator und unterstand der Aufsicht des Aedils, sodass es nahe lag, dass dieser die Einbringung der Initiative in den Senat übernahm.

  • Der ältere - respektive in diesem Raume derzeit älteste - Gracchus hieIt sich bewusst ein wenig zurück, wollte er doch die Ideen der jungen Magistrate nicht durch sein Wort behindern.

    "Ein Gesetz gegen die Verschmutzung des Tibers mag ein Anfang sein, doch kann das Unre'ht nur dann geahndet werden so es auch auffällt und gemeldet wird"

    , gab er zu bedenken.

    "Die Ursachen zu bekämpfen - wie etwa durch die Reduktion der Gerber - wird darob allfällig mehr bewirken. Indes, solange die Abwässer der halben Stadt durch den Tiber geleitet werden scheint mir dies nur ein Tropfen auf dem heißer Stein."

    Gerade im Sommer wenn es in Roms Tälern bisweilen regelrecht bestialisch stank war ein Anwesen auf den Hügeln - wie jenes der Flavier auf dem Quirinal - nicht zu verachten. Dennoch mussten auch die privilegierten Hügelbewohner sich ab und an in die Tiefe hinab begeben und dem ungunstösen Odeur der Stadt sich aussetzen, darob stand der Flavier einer Reduktion des Gestankes durchaus positiv gegenüber.

    cdcopo-pontifex.png flavia.png

    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Da eine Gesprächspause sich offerierte, nutzte Ravilla die Gelegenheit, seine eigenen Gedanken - die freilich seiner Unerfahrenheit wegen womöglich in der Praxis nicht so umsetzbar waren - zu äußern:


    "Ich bin nicht im Bilde über die Anzahl der Betriebe, die eine Reduktion betreffen würde, doch wird im Falle solcher Schließungen gewiss dafür gesorgt, dass die Existenz der Gerber und ihrer Familien gesichert bleibt? Andernfalls sehe ich Wolken des Unmuts aus jenen Schichten heraufziehen. Dem Stimmungsbild und womöglich der Sicherheit der Stadt wären existenzgefährdende Zwangsmaßnahmen sicher abträglich.


    Für eine Verlegung in Richtung Ostia könnten jedoch Anreize geschaffen werden in Gestalt finanzieller Vergünstigungen, beispielsweise steuerlicher Natur, sodass es hernach nicht dem Staat obliegen würde, die Verlegungen zu erzwingen und durchzuführen, sondern diese eigenverantwortlich vollzogen werden von den Gerbern selbst und mit einem weitaus angenehmeren Beigeschmack für diese. Den kleinen Mann von der Maßnahme profitieren, statt darunter leiden zu lassen, wäre auch dem Ruf des zuständigen Vigintivirs zuträglicher.


    Die Kosten, welche sich durch die Vergünstigungen ergeben würden, könnten bei geschickter Planung neutralisiert oder zumindest reduziert werden durch die Einsparungen, welche man gegenüber einer durch die Staatsmacht erzwungenen Umsiedlung zu erwarten hätte."


    Wie indes mit den gastrointestinalen Abwässern zu verfahren sei, die man schwerlich aus der Stadt verlagern konnte, überstieg gegenwärtig den Horizont von Ravillas Fantasie.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!