Der Ritt vom Landgut seiner Eltern nach dem Hause des Magisters hatte länger gedauert, denn auf halbem Wege hatte Dexter ein Paar von Turmfalken erspäht, welches in einer Nische der Aqua Tepula nisteten. Fasziniert hatte er den Rüttelflug der gewandten Jäger beobachtet und darüber die Zeit vergessen. So traf er, begleitet von seiner Leibsklavin, der treuen Tanit, mit einer Viertelstunde Verspätung beim Cursus ein. In seinem Bestreben, sich auf das Wesentliche zu beschränken, war der junge Flavier wie stets betont schlicht und konservativ gekleidet, wenn auch in hochwertige Stoffe und mit maßgefertigten Calcei patricii an den Füßen.
Von einem der Sklaven des Magisters geleitet, betrat Dexter das Peristylium. Wie ein Schatten folgte ihm Tanit, welche Tabula und Stylus sowie eine kleine Aufmerksamkeit für den Lehrmeister trug. Interessiert betrachtete der Flavier die höchst heterogene Gruppe während er den letzten Wortwechsel vernahm.
"Eine Regel ist zuvörderst eine Grenzziehung."
ergriff er zuletzt selbst das Wort, noch an der Frage des Magisters haftend.
"Sie steckt, obschon in der Tat durchaus wandelbar, einen Raum des Erlaubten und oder Erwünschten ab gegenüber einem Terrain des Verbotenen und oder Missbilligten. Das Gelten einer Regel generiert somit ein Feld, in dem alles Tun, alles Denken und Sagen zwischen jenen zwei Polen eingeordnet, beurteilt und -"
Dexter blickte zu seinem Vor-Vorredner.
"- wie bereits erwähnt gegebenenfalls auch sanktioniert werden kann."
Gravitätisch grüßte er daraufhin in die Runde.
"Salvete. Sehr erfreut. Quintus Flavius Dexter ist mein Name."