Auf der Agora von Caesarea gab es außér Händlern auch vielerlei Volk, welches sich der Unterhaltung verschrieben hatte; die Leute hatten Handpuppen dabei oder abgerichtete Äffchen, machten Kunststücke oder tanzten, und einer von ihnen war ein Geschichtenerzähler.
Er war ein hochgewachsener, dunkelhaariger Mann, der keine anderen Hilfsmittel benutzte, als die bezaubernde Kraft seiner Stimme.
Er nannte sich Iambulos ho Nabataea. Und dieser Iambulos erzählte lange Geschichten so, als hätte er das Beschriebene in eigener Person erlebt. Er erzählte von einer Welt namens Meropis, die hinter dem Ozean noch hinter Hispania liegen sollte und auf der Menschen lebten, die doppelt so groß wie gewöhnliche Menschen waren.
Eine andere Geschichte handelte von einer anderen Insel, die östlich von India sich befand, aber auch diese war ganz fruchtbar und paradiesisch und von den Göttern gesegnet. Dort sollten Menschen leben, die zwei Zungen besaßen und somit zwei Gespräche auf einmal führen konnten.
Iambulos Geschichten hatten nicht viel Handlung, und die Zuhörer auf dem Platz winkten nach einer Weile lachend ab und gingen weiter oder forderten, dass wenigstens eine Liebesgeschichte, eine Entführung oder eine unheimliche Begebenheit eingeflochten werden sollten.
Aber Tiberios faszinierten diese Reiseberichte so wie sie waren, sehr.
Wenn der junge Sklave auf den Markt geschickt wurde, beeilte er sich, um wenigstens zehn Minuten Zeit zu finden, dem Nabatäer zu lauschen. Wenn Iambulos sich allerdings erhob, um ihm seine Schale vor die Nase zu halten, konnte er ihm immer nur wenig oder garnichts geben.
Iambulos schien es nicht übel zu nehmen, er lächelte nur in sich hinein, kehrte auf seine geflochtene Matte zurück, die er auf dem Boden ausgebreitet hatte und begann eine neue Geschichte.