Portae Castrae | ANMELDUNG UND POSTABGABE

  • Auch wenn die Legion noch nicht hundertprozentig einsatzfähig war standen schon Milites am Tir und bewachten die Castra.

    Bisher war die Aufgabe Lieferungen an die richtige Stellen zu weisen, Neugierige zu verscheuchen oder Freiwilligen den Weg zu erklären bzw zu begleiten. Ohne Begleitung würden Zivilisten keinen Fuß in die Castra machen können.

    Zur Abwechslung kam ein Offizier der Auxiliareinheit ans Tor und wollte, konkret, zwei Personen sprechen.

    " Salve, Decurio. Centurio Duccius wird sich wohl in der Principia aufhalten und Matinius Publius vermutlich in der Barracke der Rekruten" erleuchtete der Miles den Decurio. Es war überflüssig dem Mann den korrekten Weg zu erklären. Schließlich war der Bau einer Castra nach einem festgelegten Schema angelegt.

    " Die Waffen, Decurio." Freundlich deutete er auf den Kameraden der bereits wartend daneben stand.

  • Mit Ausnahme des Dolches, den ein römischer Soldat nie ablegte, außer, er wäre entehrt worden, und den er im Gegensatz zum Schwert selbst in die Taberna oder das Lupanar mitschleppte, händigte Sabaco selbstverständlich seine Waffen aus.


    Er machte sich Sorgen, was die Stimmung von Avianus betraf, der meist eher für sich sein wollte, und sich vielleicht wenig über sein Erscheinen freuen würde. Sabaco konnte mit Ablehnung nicht wirklich umgehen und während das Treffen mit dem Centurio eine Routineangelegenheit sein würde, machte ihn die Aussicht, den großen Bruder zu treffen und ihn mit schlechter Laune vorzufinden, extrem nervös, ja, sie machte ihm Angst. Er hatte nur noch diesen einen Bruder.


    "Ich bin so weit, Legionarius", erklärte er. "Darf ich eintreten oder bringt mich jemand hin?"

  • Einige Wochen Reisezeit von Roma aus hatten an Ravillas Konstitution gezehrt, so dass die Vorhänge seiner Sänfte er verschlossen hielt. Freilich war er in einem großen und gut bewachten Tross gereist, so dass die Sicherheit unbedenklich ward, doch die Sänfte mit ihren wechselnden Trägern hatte seinem Rücken auf Dauer nicht gut getan. Anaxis milderte das Leid seines Herrn, indem er ihm zur Vorbereitung auf seine neue Aufgabe aus den Schriften der großen Feldherren vortrug. Indessen hegte Ravilla den Verdacht, dass diese nicht die entscheidenden Fragen zu beantworten vermochten, welche ihm als neuer Tribun ohne militärische Vorerfahrung auf dem Herzen lagen.


    So fühlte er sich ungenügend vorbereitet, als Anaxis endlich seine Ankunft an der Porta zu melden sich anschickte, ein edler Stern von exotischer Schönheit, dem das Sklaventum hier und heute weder an seiner reichen Kleidung noch an seinem hochnäsigen Gebaren anzumerken war.

  • Die Männer im Hintergrund warfen sich vielsagende Blicke zu beim Anblick der noblen Sänfte und des dazugehörigen Personals: Ganz klar, hier rückte ein neuer senatorischer Tribun an. Die sahen immer so fein aus und kamen mit reichlich Gefolge, meist noch mit Frau und Kindern. Die Zeit war ja mal wieder reif. Es trat einer der jüngeren Soldaten vor.


    "Saaalve", grüßte er langgezogen. "Was liegt an?"

  • "Mein Herr, Tribunus Laticlavius Galeo Seius Ravilla, erscheint, um seinen Dienst anzutreten!"


    Während Anaxis ihn salbungsvoll ankündigte, stieg Ravilla vornehm aus der inzwischen niedergestellten Sänfte auf den verstörend staubigen Boden seines neuen Arbeitsplatzes. Seine weiße Reisetoga reflektierte die Sommersonne.

  • Da blieb den Milites nur übrig, so schnell und schneidig wie möglich zu salutieren. "Salve, Tribunus Laticlavius Galeo Seius Ravilla!"


    Sorgen machten die Männer sich wegen seines huldvollen Erscheinens eher nicht: Von dem piekfeinen Kerl mit seinem Edelsklaven würden sie aller Wahrscheinlichkeit nach höchstens mal eine Unterschrift zu sehen bekommen, bevor er wieder abreiste. Als senatorischer Tribun würde er für den Großteil seiner Amtszeit in der Principia verschwinden und sich nicht im Feld oder auf dem Exerzierplatz den Saum seiner blendend weißen Toga schmutzig machen.


    Man wuselte herum, um seine Hilfe bei der Versorgung und dem Abladen der Pferde anzubieten und was so ein Mann aus dem Ordo senatorius sonst noch alles für wichtig halten konnte. Einer der Soldaten eilte herbei, um ihm den Weg in sein neues Officium zu zeigen (und sich bei der Gelegenheit ein wenig beliebt zu machen). Das lag in der Principia, wo der Tribun sowieso hin musste, um sich anzumelden.

  • Gunstbezeugungen war Ravilla aus der kappadokischen Heimat gewohnt, so dass sie ihm wohltaten, anstatt ihn zu verunsichern. Huldvoll erwiderte er den Gruß und gab seinem Tross das Signal, ihn zu begleiten. Während die Reitpferde bereits untergestellt werden konnten, mussten die Packpferde mit ins Innere der Castra geführt werden, wo man sie bei Ravillas neuer Behausung entladen würde.

  • Viele Wochen lag die Abreise hinter ihm zurück. Gleichmäßig klapperten die Hufe. Gelbes Gras am Wegesrand, dahinter endloses Grün. Tupfen weißer Blumen, die sich in der stehenden Hitze kaum regten, blaue Schmetterlinge und der Duft von frisch geschlagenem Heu. Germania zeigte sich von seiner herrlichsten Seite. Warum diese Provinz als kalt, nass und dunkel bezeichnet wurde, erschloss sich ihm nicht. In ihrer Fruchtbarkeit erinnerten das Land ihn an die Schwemmtäler des Halys. Nur, dass hier überall dunkle, fruchtbare Böden lagen. Wie reich an Ernte mussten die Jahre sein und wie üppig waren die Weidegründe für das Vieh! In seiner Vorstellung litt hier niemand Hunger oder Durst. Warum also führte man Krieg? Er würde es bald erfahren.


    Die eine Hälfte der Reise hatte er mit dem Schiff zurückgelegt, die andere auf Rubicon, seinem Rotfuchs-Hengst, den er aus Cappadocia mitgebracht hatte. Pferd und Reiter spürten die Strapazen, doch in der flimmernden Luft erhob sich vor ihnen endlich das Ziel ihrer Reise. Cinna sah aus der Ferne den Stabsoffizier - welchen Rang genau er bekleiden würde, wusste er nicht. So hieß es warten, ehe er selbst an der Reihe sein würde. In der Zwischenzeit stieg er ab, denn sein Gesäß hatte wahrlich genug gelitten.


    Und als er endlich an der Reihe war, wusste er wie die Dinge zu laufen hatten - er war lange genug bei der Legio. Er drückte die Faust auf sein Herz und sah dem Soldaten fest in die Augen. "Salve, ich bin Legionarius Aulus Umbrenus Cinna! Hier ist mein Marschbefehl, ich komme frisch aus der Legio XV Apollinaris in Satala."

  • Einer der wachhabenden Soldaten studierte gründlich das Schreiben, dann nickte er und reichte es an Cinna zurück.


    "Da die Legionslager überall gleich aufgebaut sind, weißt du sicher, wo du nun hingehen musst. Da bleibt mir nur zu sagen, willkommen in der Legio XXII Primigenia!"


    Er trat beiseite und ließ den Neuankömmling passieren.

  • Ein Bote überbrachte nun jene Nachricht die kurz zuvor in der Regia geschrieben worden war.


    " Salve. Ein Brief für den Tribuns Seius. Der kommt direkt aus dem Officium des Legaten."


    Ohne weiterer Umstände drückte der Bote den Brief dem Soldaten in die Hand und grpsste noch schnell bevor er das Weite suchte.


    Ad

    Galeo Seius Ravilla

    Tribunus Laticlavius


    Legio XXII Primigenia


    Salve Tribun Seius.

    Ich darf dir mitteilen dass die Reaktion deines Erscheinens und die erfolgte Benachrichtigung dem Legaten sehr erfreut hatte.

    Aus diesem Grund wünscht er dich umgehend zu sehen und auch zu sprechen. Hierfür bist du eingeladen dich morgen zur Mittagsstunde in der Regia einzufinden und persönlich vorstellig zu werden.


    Mfg


    Paullus Germanicus Cerretanus

    Princeps praetorii


    Germania Superior

  • Natürlich erwischte es Cinna. Aber das machte nichts, so hatte er einen weiteren Vorwandt, Ravilla zu besuchen. Der angehende Senator war hier im Norden eine gewöhnungsbedürftige Erscheinung mit seiner hellenisch geprägten Mode, doch für Cinna, der ebenfalls aus Cappadocia kam, war er ein Hauch von Heimat. Und so begab er sich mit dem Brief zum Officium des neuen Tribuns.

  • Nachdem Scato ihr von seinem Onkel, welcher eine Villa in einem Militärlager bewohnte, erzählt hatte, verlor Matidia nicht allzu viel Zeit, um dort einmal vorbeizuschauen. Die domus iunia war zwar eigentlich ein schönes Gebäude, aber leider in keinem Zustand, der ihren Ansprüchen genügte, auch wenn man mit gar nicht einmal so viel Aufwand sicher viel daraus machen konnte. Die bewohnte Villa war dennoch erst einmal die bessere Option auf den ersten Blick, auch wenn sie sich gar nicht mehr so sicher war, je näher sie dem Militärlager kam. Umständlich wäre das hier irgendwie schon! Und auch wenn es sich erst einmal sicher anfühlte, zogen Schwerter auch gerne einmal feindliche Schwerter an, oder?

    Wie auch immer. Jetzt war sie schon einmal hier...

    "Salve! Mein Name ist Iunia Matidia und ich möchte zu Galeo Seius Ravilla.", sagte sie zu einem der Soldaten an der Porta. "Sisenna Iunius Scato schickt mich." Dabei hob sie ihre feingliedrige Hand mit dem Siegelring, der ihre Worte unterstrich. Ob so ein Soldat damit etwas anfangen konnte, war natürlich eine andere Frage.

  • "Salve, Iunia Matidia." Cinna betrachtete den Siegelring. Was Iunier betraf, so kannte er nur Eques Iullius Seius Iunianus Fango flüchtig. Jedoch waren ihm die verwandtschaftlichen Beziehungen der Gens Seia zur Gens Iunia bekannt. "Der Tribun ist momentan im Dienst. Doch ich bin sicher, er wird dich zeitnah empfangen." Wo sollte er Iunia Matidia in der Zwischenzeit nur parken? Es war nicht so, dass es Gästeunterkünfte in einem Militärlager gab, von den prunkvollen Wohnungen der Stabsoffiziere abgesehen. "Folge mir bitte. Ich bringe dich ins Vorzimmer seines Officiums, wo du auf ihn warten kannst."


    Damit gab er den Weg vor, um sie auf direktem Wege dorthin zu führen.

  • "Gut.", befand Matidia, auch wenn das natürlich ein wenig Wartezeit bedeutete. Ihr war klar, dass sie daran kaum etwas ändern konnte, dennoch verdüsterte sich ihre Miene ein wenig, als sie dem Soldaten folgte.

  • Ad


    Galeo Seius Ravilla

    Tribunus Laticlavius


    Salve, Tribun.


    Der Legat ist bereit dich zu empfangen.

    Gier für finde dich bitte pünktlich am morgigen Tag zur siebenten Stunde bei ohm ein


    Vale


    Paullus Germanicus Cerretanus


    Princeps Praetori Germanica Superior


  • Der Brief fand seinen Weg in die Poststelle. Aulus Umbrenus Cinna hatte an jenem Tage dort Dienst. Mit einer großen ledernen Tasche verteilte er die zahlreichen Briefe und Päckchen. Auch den Brief für den Tribun trug er ins Vorzimmer von dessen Officium.

  • Zum letzten Mal durchschritt Ravilla die Porta der Castra. Auch wenn ihm in ziviler Kleidung niemand salutierte, so nahmen die Soldaten dennoch Abschied. Vor der Porta harrte der nobel ausgestattete Reisewagen seines Gastes, begleitet von einem Trupp Männern zur Sicherheit des gewesenen Tribuns. Auch Anaxis nahm im Inneren platz, wo er zu Ravillas Kurzweil einige Texte verlas, die er zuvor für seinen Herrn hatte organisiert, als für diesen der weite Weg nach Süden begann.

  • Wieder ein Mal war Antoninus mit einem Marschbefehl durch das halbe Reich unterwegs. Wenn er jetzt noch mal nach Hispania kam, war er an jedem Ende des Reichs. Wobei er die Hauptstatt wie die meisten bevorzugen würde. Aber im Grunde war ihm eine Versetzung nach Mogontiacum gar nicht so unrecht. Mit Freude dachte er an Phryne und natürlich war viel Zeit vergangen, aber wer konnte schon wissen, was passiert. Die letzten Jahre in der Provinz Cappadocia hatten schaurig angefangen, aber sie hatten auch geschlaucht. Der Anfang war übel, denn er und seine kleine Reisegesellschaft waren in den Bergen überfallen worden. Beim letzten Mal war es nicht so ein kleines Scharmützel wie die Male davor. Der Bergstamm, der die Karawane aufgerieben hatte, wusste genau, auf was sie es abgesehen hatten, und zwar sein Reisegepäck. Silberne Becher, teure Stoffe und Geld – kurz das Gepäck eines Präfekten . Er war zu unvorsichtig gewesen, hatte geglaubt, als Mann mit seiner Erfahrung und seiner Kampfkraft könnte ihm das nicht passieren. Nur er Turbo und zwei Sklaven, das würde schon reichen. Es waren gut zwei Duzend, nur leicht bewaffnet, aber eben haushoch in der Überzahl. Seine Sklaven waren geflohen und er und Turbo hatten sich kämpfend in die Berge geflüchtet und noch zwei Angreifer getötet. Aber sie waren verletzt und hatten kaum Wasser. Drei Wochen waren sie in den Bergen von einer Wasserstelle zur anderen geirrt, bis sie am Ende an der Castra angekommen waren. Wie die Vagabunden und abgerissen waren sie am Tor angekommen. Es hatte zwei weitere Wochen gedauert, bis man die Wache von der Porta Regiae gefunden hatte, der seine Identität hatte bestätigen konnte. Seine Papiere, sein Gepäck und seine Kleider waren weg und er sah aus wie ein ausgemergelter Sklave. Wer hätte ihm also glauben sollen? Erst als man seine Identität geklärt hatte, wurde es sehr langsam besser. Der Präfekt der sich auf dem Anmarsch hatte all seine Habe hatte klauen lassen. Klar, dass erst mal hinter vorgehaltener bei allen Miles für Gelächter gesorgt hatte. Es hatte über ein Jahr gedauert, bis er sich den Respekt hatte zurückholen können. Was hatte er die Legion geschliffen. Erst als sie Blut und Wasser geschwitzt hatten und gesehen hatten, dass ihr Präfekt ebenso, in kaltem Wasser geqollene Körner gegessen und mit ihnen in den Bergen auf dem Boden geschlafen hatte, verdiente er sich den Respekt zurück. Das aber war für ihn nicht das Problem, denn das war er gewöhnt. Nur Turbo, der nie die Härten der Legion erlebt hatte, hatte gelitten, aber er hatte nie in der Castra bleiben wollen, auch wenn Antoninus es ihm immer wieder angeboten hatte. Er war ihm über so viele Jahre jetzt schon treu, auch nach seiner Freilassung.

    Nein, das, was ihn in seiner Zeit als Präfekt der XV Legio wirklich geschlaucht hatte, war der Verwaltungsdienst. Zahlen und Tabellen und Tabellen und Zahlen, Futterlieferungen und Getreidelieferungen und Krankenlisten. Das hatte ihm Furchen ins Gesicht gegraben. Aber hier hatten sich die Scriba und Cornicularii als feste Stütze erwiesen.

    Besonders hatte es ihm bei seiner Abberufung leidgetan, seinen Benificiarius zurückzulassen, einen jungen Mann, der wirklich wachen Geistes war. Erst hatte er ihn nicht haben wollen, weil der Legat Ihn ihm auf Auge gedrückt hatte. Eine Gefälligkeit für einen Bekannten. Wie immer eben. Die mit den besten Beziehungen bekamen in der Legion die besten Jobs. Jetzt war er über Rom nach Germanien gereist und dann wieder mit dem Schiff nach Arelas und dann den Rohdanus hinauf bis Cabillonum, Vesontio und Augusta Raurica, und dann das letzte Stück wieder über den Rhenus. Eine Strecke, wie er sie schon einige Male gereist war. Doch dieses Mal kam er so vor dem Tor der Castra an wie es ihm zukam. In der Paraderüstung eines Präfekten und mit großem Gepäck, das er sich hatte mühsam wieder zusammenkaufen müssen. Aber zum Glück bezahlte man Präfekten sehr gut. Eine Reisegesellschaft, wie man sie sich in diesem Fall vorstellte. Turbo, der ja eigentlich Lucius Cornelius Turbo hieß, nachdem er freigelassen worden war, trug eine Tunika, die aus dem besten Stoff genäht war. Man sah, dass hier wichtige Leute kamen. Obwohl Antoninus auch lange Infanterist war, liebte er doch Pferde und in der Pferdezucht des Iulius Centho war er mit guten Pferden versorgt worden. So saß er heute in einem kurzen Muskelpanzer, wie ihn Reiter meist nutzten, mit einem purpurnen Band mit dem typischen Knoten vor der Brust, wie es bei den Offizieren über dem Centurio üblich war, auf seinem Pferd als sie am Tor ankamen. „Salve Milites.“ Grüßte er den Miles am Tor. Er erwartet das ihm heute der Respekt zukam der ihm zustand.

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