Ein fröhliches Julfest und Io Saturnalia im Hause Duccia

  • It was the Yuletide, that men call Christmas though they know in their hearts it is older than Bethlehem and Babylon, older than Memphis and mankind.
    H.P.Lovecraft – The Festival


    Zur längsten Nacht des Jahres luden die Duccier ein: zum Julfest, das sowohl die germanisch- wie auch keltisch-stämmigen Bewohner des nördlichen Teils der bekannten Welt alljährlich feierten. In den römischen Provinzen allerdings war da noch ein anderes Fest, das sich zeitlich überschnitt: Saturnalia. Und da die Wolfrikssöhne seit mittlerweile mehr als einer Generation die Verquickung ihres germanischen Erbes mit den römischen Sitten nicht nur vorantrieben, sondern davon durchaus profitierten, lag es nahe, beides zu feiern – nicht zuletzt da auch jene eingeladen waren, die mit dieser Provinz nicht heimatlich verbunden waren. Welche Feste der ein oder andere aus seiner Heimat kennen mochte, sei dahin gestellt, das römische Fest der Saturnalia jedoch war etwas, das alle verband.


    Und so war die Villa Duccia an diesem Tag bereits ausgeräuchert worden, um böse Geister und alles Unheil des vergangenen Jahres daraus zu vertreiben, und anschließend festlich geschmückt worden, und ein zarter Hauch von Schnee überzog das Anwesen, als wollten die Götter den Schmuck noch hervorheben durch das reine Weiß. Speis und Trank waren bereit gestellt, und auch wenn es in der Villa Duccia keine Sklaven gab, denen man hätte freigeben können, konnten die Muntlinge an diesem Tag ebenfalls mitfeiern. Stattdessen waren es externe Kräfte, vornehmlich aus den eigenen Betrieben, die sich an diesem Tag darum kümmerten, dass alle zufrieden und versorgt waren. Vor dem Tor der Villa war ein großer Holzhaufen aufgeschichtet, um mit einem lodernden Feuer diese längste Nacht zu überstehen, und gleichzeitig zu feiern, dass die Sonne, wie jedes Jahr, von nun an wieder zurückkehren würde, dass die Tage von jetzt an wieder länger wurden. Die Winterkälte würde die nächsten Wochen und Monate noch deutlich zunehmen... auch die Rauhnächte begannen erst heute, die Zeit, in der jeder sich in Acht nehmen sollte, der in der Dunkelheit noch unterwegs sein musste, auf dass er nicht Wodan und der Wilden Jagd in die Quere kam und mitgenommen wurde. Aber die Macht des Winters, der Dunkelheit, war im Grunde mit der heutigen Nacht bereits gebrochen.


    Sim-Off:

    Alle ID’s in Mogontiacum sind herzlich eingeladen, an diesem Fest teilzunehmen – eine Begründung für eine Einladung findet sich immer, im Zweifel wurde man von einem Freund der Familie mitgenommen. Wer teilnehmen möchte, einfach ohne Umwege über die Porta hier posten :)

  • Hier war es also, die Villa Duccia. Cimber schaute sich neugierig um, denn heute war ein ganz besonderer Tag. Es wurde das Fest der Saturnalia gefeiert. Damit dankte man Saturn für die Fülle und den Erntesegen. Es war ein Fest des Überflusses, der Feier, der Freude und der Zügellosigkeit. Wein und gute Speisen, ebenso gute Gespräche und Spiele. Man huldigte dem goldenen Zeitalter und genau dafür hatte sich Cimber auf den Weg zur Villa Duccia gemacht. Cimber war sich sicher, hier seinen Freund Ferox und Tariq wieder zu treffen. Wie es den beiden wohl in der Zwischenzeit ergangen war?


    Die Villa erstrahlte im geschmückten Glanz, das Wetter war ihnen hold und schon bald würde die längste Nacht anbrechen. Aber gleich wie lange eine Nacht dauerte und wie finster sie wurde, sie alle wussten irgendwann brach ein neuer Morgen an. Die Sonne ging auf und schenkte der Welt mit ihren wärmenden Strahlen Hoffnung und Leben. Und genau dies würden sie feiern.


    Die bereit gestellten Speisen sahen köstlich aus und Cimber schaute sich zeitgleich nach etwas zu Essen wie nach einem bekannten Gesicht um. Germania gefiel ihm immer besser. Dabei hatte er nie gegen dieses Land einen Groll gehegt. Mochte es an der Ala liegen, oder an seinem Gemüt, er war glücklich.

  • Octavena mochte sowohl Jul als auch Saturnalia als Festtage und wie immer waren die Übergänge zwischen beidem in der Villa Duccia mindestens fließend. Beide Feste bedeuteten einerseits, dass Familie und Freunde zusammen kamen und feierten, und andererseits bedeuteten sie auch, dass bald die Nächte wieder kürzer und die Tage heller und länger werden würden. Beides Dinge, die Octavena dieses Jahr mehr als gebrauchen konnte. Sie hatten ein hartes Jahr hinter sich und es war dementsprechend lange her, dass sie das Haus voller Gäste gehabt hatten. Seit dem Sommer hatte Octavena sich zwar mehr dazu gezwungen, ihr Gesicht auch wieder mehr in der Stadt zu zeigen und Kontakte zu Freundinnen und Bekannten zu pflegen, aber das hier war etwas anderes. Heute wollte sie, dass es ein schöner Abend für alle werden würde. Sie hatte gar nicht so richtig gemerkt, wie wichtig ihr das sogar war, bis die Vorbereitungen in der Villa immer konkreter geworden waren und Octavena wieder so viel hatte kontrollieren und koordinieren wollen, dass Marga schon bei der Planung von Essen und Dekoration beinahe die Geduld mit der Hausherrin verloren und sie schließlich zwar noch freundlich, aber bestimmt ganz aus der Küche komplementiert hatte. Eine Szene, die Octavenas Tochter Ildrun mit einem so breiten Grinsen zur Kenntnis genommen hatte, dass ihre Mutter sich dann doch ertappt gefühlt hatte. Spätestens damit war auch ihr klar, dass sie sehr wahrscheinlich ihr Umfeld wenigstens teilweise mehr verrückt gemacht als irgendwem tatsächlich geholfen hatte. Marga, die als wahre Institution im duccischen Haushalt der jüngeren Octavena zwar immer mit Respekt, aber auch deutlich mehr auf Augenhöhe begegnet war als so manche der jüngeren Angestellten, hatte das nur als erste rundheraus angesprochen, wofür Octavena dann doch auch nicht undankbar war, auch wenn es ihr zugleich etwas peinlich war. Es zeigte nur einmal mehr, dass sie nach wie vor nicht ganz auf der Höhe ihrer Fähigkeiten war. Schließlich war Octavena sonst eigentlich immer stolz auf ihr Organisationstalent gewesen und darauf, den Haushalt der Villa gemeinsam mit den anderen Frauen zumindest an den meisten Tagen gut im Griff zu haben. Aber die letzten Monate und auch Octavenas eigene damit verbundene Zurückgezogenheit - zumindest im Vergleich zu früher - hatten ihre Spuren hinterlassen.


    Margas Eingreifen hatte Octavena aber im Grunde wiederum nur gut getan und sie hatte sich danach deutlich ruhiger in die Vorbereitungen im Haus eingefügt bis dann schließlich am Abend der Feier selbst die ersten Gäste eintrudelten. Während Octavenas Kinder längst irgendwo mit ein paar anderen Kindern durch die Gegend tobten, mischte sie selbst sich nun unter die ankommenden Gäste und begrüßte bekannte wie unbekannte Gesichter. Die Aufgabenverteilung innerhalb der Villa hatte sich zwar in der Familie seit Witjons Tod etwas verschoben, doch wenigstens nach außen blieb Octavena nach wie vor die Hausherrin der Villa. Oder jedenfalls fühlte sie sich zumindest verantwortlich dafür, diese Rolle angemessen auszufüllen solange sich nicht herauskristallisiert hatte, wer Witjons Platz als Familienoberhaupt denn früher oder später einnehmen und wessen Frau damit vielleicht Anspruch auf die Position anmelden würde, die Octavena an Witjons Seite bisher immer ausgefüllt hatte.


    Aber das waren alles keine Gedanken, die sie heute haben wollte. Es war schon schmerzhaft genug, diese Nacht ohne Witjon zu feiern, da musste sie sich nicht auch noch Sorgen um die Zukunft machen. Also legte sie ein freundliches Lächeln auf, zu dem sie sich heute auch nicht einmal zwingen musste, und tat fürs erste das, was sie in den Jahren an der Seite ihres Mannes zu perfektionieren gelernt hatte: Lächeln, winken und zwischendrin die eine oder andere Spitze von Bekannten mit wenig Ahnung, aber einer Meinung zu allem gekonnt übergehen.

  • Sabaco hatte von der Feierlichkeit gehört, die von der Gens Duccia veranstaltet wurde. Ein Kamerad, der mit irgendwem hier befreundet war, hatte ihn gefragt, ob er mitkommen wolle, war aber schon im Getümmel verschwunden. Hatte irgendeinen Bekannten erspäht, gewinkt und weg war er. Nun war Sabaco allein hier, angetan mit seiner warmen Wolltunika, über welcher er die blaue Diensttunika der Classis und die übrigen Insignien des Soldatenstandes trug und betrachtete etwas hilflos herumschlendernd das Anwesen, das einen rustikalen Charme verströmte.


    Die Gens Duccia war laut dem flüchtigen Kameraden eine ehrbare römische Familie, wenngleich sie ihre germanischen Wurzeln pflegten, was sich auch in der Architektur und anderen Details widerspiegelte, die Sabaco entdeckte. Für ihn war das in Ordnung. Ob die Duccier germanische Wurzeln hatten oder nicht, war ihm persönlich gleich, sie hatten ihren Dienst am Imperium geleistet. Auch die alten Fehden innerhalb der römischen Gentes hier vor Ort, von denen sein Kamerad ihm erzählt hatte, waren ihm schnurz. Die Einflusssphäre der Gens Matinia hatte sich stets im Wesentlichen auf Hispania beschränkt und die alten Konflikte hier gingen ihn somit nichts an.


    Hispania ... als Sabaco durch den Garten ging und ihn das muntere Treiben der Saturnalia umgab, überkam ihn ein Anflug von Heimweh. Er lebte schon so lange in Militärlagern, dass er das Gefühl, dass ein wirkliches zu Hause bot, beinahe vergessen hatte.


    Das Feuer zog ihn magisch an. Er stellte sich dazu, hakte die Daumen in den Gürtel und schnarrte: "Frohes Fest." Das war neutral formuliert, damit sich Römer wie Germanen gleichermaßen bewünscht fühlen konnten.

  • Zitat

    Appius Umbrenus Cimber

    Publius Matinius Sabaco

    Hadamar war ebenfalls da. Gerade während der Saturnalia war es leichter, die Möglichkeit zu bekommen sich ordnungsgemäß abzumelden für einen Anlass wie diesen hier. Trotzdem war er innerlich irgendwie auf dem Sprung, und das nicht nur, um bereit zu sein sollte doch jemand von der Legio kommen und ihn zurückbeordern. Nein, er... er fühlte sich ein bisschen seltsam. Die ganzen letzten Jahre hatte er sich danach gesehnt, die traditionellen Feste im Kreis seiner Familie begehen zu können, so wie früher – und jetzt, wo es endlich so weit war, fand er es... merkwürdig. Es lag nicht nur daran, dass die Familie beschlossen hatte, mal wieder eine größere Feier auszurichten, denn das hatten sie immer mal wieder, und gerade Jul bot sich dafür an. Es lag auch nicht daran, dass sie germanische und römische Traditionen miteinander verknüpften in diesem Fest – Jul war im Prinzip seit jeher das wichtigere Fest hier, zumindest für sehr viele Bewohner der Stadt, aber es war für niemanden ein Problem, die Saturnalien einfach mitzunehmen. Vielleicht lag es daran, dass er trotz aller Sehnsucht danach, die Feste wieder richtig feiern zu können, sich schlicht daran gewöhnt hatte, allein zu sein, oder höchstens noch Tariq dabei zu haben.


    Er betrachtete die Gäste, wie sie eintrudelten, grüßte auch mal hier und mal da, aber auch was das betraf merkte er, dass er ein paar Jahre weg gewesen war: viele Gesichter sagten ihm wenig bis gar nichts, entweder weil er sie tatsächlich nicht kannte, oder weil er sie schlicht nicht erkannte. Bei dem ein oder anderen klingelte mal was, aber gute Bekannte, gar Freunde von ihm von früher, solche, bei denen Hadamar sich von seinem Platz gelöst hätte um zu begrüßen, hatte er noch nicht gesehen. Der ein oder andere würde wohl noch auftauchen, Hadamar hatte zumindest seiner Familie eine Liste geschickt mit denen, von denen er fand sie sollten eingeladen werden. Was so ziemlich sein einziger Beitrag zur Organisation gewesen war. Sein Dienst hatte nicht mehr zugelassen, nicht mal die die dazu gehörigen Einladungen selbst zu unterzeichnen, und Hadamar war ziemlich froh darüber, dass er sich einfach darauf hatte berufen können und einfach aus so gut wie allem anderen raus gewesen war. Aber deswegen hatte er nun halt auch keine Ahnung, ob das auch wirklich so passiert war.

    Er sah flüchtig zu Octavena, die sich unter die Leute gemischt hatte, lächelte und Gäste begrüßte, und für einen flüchtigen Moment fragte er sich, ob er es ihr nicht eigentlich gleich tun sollte. Müsste. Es gab keinen Hausherrn derzeit, nicht wirklich, höchstens Alrik, aber der – Hadamar schnitt sich selbst den Gedanken rigoros ab. Er hatte inzwischen auch seine Mutter besucht, aber bei Alrik war er noch nicht gewesen. Er redete sich ein bisher noch keine Zeit dafür gehabt zu haben, aber die schlichte Wahrheit war, dass er irgendwo tief in sich Angst davor hatte, den Mann in seinem jetzigen Zustand zu sehen. Er wollte nicht mal drüber nachdenken. Und wie auch immer: Alrik war raus, Witjon war tot, und Phelan trieb sich irgendwo in der Weltgeschichte herum. Niemand da, außer seinen Brüdern und ihm, und sogar Hadamar war bewusst, dass er das seinen Brüdern kaum zumuten konnte. Sie übernahmen ja schon die Verantwortung für die Freya, hätten sie das auch noch für die Familie tun wollen, tun können, hätten sie das die letzten Monate schon längst gemacht. Aber sich selbst... sich selbst sah Hadamar ehrlich gesagt auch nicht in dieser Rolle. Er wollte helfen, ja, unterstützen wo er konnte, aber das war etwas anderes als gleich die Verantwortung für die ganze Familie zu übernehmen.


    Er kratzte sich hinterm Ohr und verfluchte sich innerlich, warum er überhaupt angefangen hatte über so was nachzugrübeln, als er dankenswerterweise endlich ein bekanntes Gesicht sah – nicht von früher allerdings. Mit einem Grinsen auf den Lippen stieß er sich von der Wand ab und bewegte sich auf Cimber zu, einer von denen, die auf seiner Liste gestanden hatten. Also waren auch die Einladungen für ihn verschickt worden. „Heilsa, Cimber“ begrüßte er ihn herzlich, und erst während er seinen Unterarm ergriff und ihm kurz die Schulter klopfte, ging ihm auf, dass der andere den germanischen Gruß mittlerweile vielleicht gehört haben mochte hier, aber dass es vielleicht etwas unhöflich war. „Salve, mein ich“, korrigierte er sich also mit einem Augenzwinkern. „Freut mich, dass du die Einladung gekriegt hast und gekommen bist. Wie gehts? Zufrieden bei der Ala?“
    Er sah hinüber zu einem weiteren Mann, der sich zu ihnen ans Feuer gesellte – ein flüchtiger Blick reichte, um ihn als Angehörigen des Exercitus zu identifizieren, ähnlich wie bei Hadamar auch. Völlig zivil, das war etwas, das er seit annähernd fünfzehn Jahren im Grunde nicht mehr kannte, zumindest den cingulum militare trug er überall. „Dir auch ein Frohes Fest.“ Und dann, mit einem winzigen Moment Verspätung, ging ihm auf dass er wohl wenigstens jetzt so was wie den Gastgeber spielen sollte, und stellte vor: „Und herzlich Willkommen in der Villa Duccia. Das ist Appius Umbrenus Cimber, und ich bin Lucius Duccius Ferox.“

  • Zitat

    Petronia Octavena


    „Heißer Met gefällig?“ Zwischen einer Spitze und der mutmaßlich nächsten Begrüßung passte Iring den Moment ab, um Octavena einen Becher mit dem dampfenden Getränk zu reichen. Sie sah ziemlich gut aus, wirkte so als ob sie sich wirklich über die Feier freute – aber sie alle wussten, dass es das erste Jul ohne ihren Mann war. So wie alles derzeit das erste Mal ohne ihn war. Iring war jetzt keiner, der da groß mit ihr drüber redete, er redete ja nicht mal darüber was Witjons Verlust für ihn bedeutete. Und er würde sich doppelt und dreifach hüten, jetzt, während des Fests, nachzufragen wie es ihr ging, ob sie womöglich allen etwas vorspielte oder sich tatsächlich freute.


    Aber für Alkohol konnte er sorgen. Hatte sie auch verdient, nach allem was sie hier rein gesteckt hatte – in die Organisation dieser Feier im Besonderen, und in die Familie im Allgemeinen. Worüber so ziemlich jeder Bewohner der Villa Duccia froh und dankbar war – genauso wie darüber, dass Dagmar sich von ihrer Zurückgezogenheit verabschiedet hatte und wieder gekommen war. Rhaban und er kümmerten sich mit Dagnys Unterstützung so gut es ging um die Freya, aber Octavena und Dagmar hielten den familiären Laden gerade am Laufen, da gab es nichts rumzudeuteln. Auch wenn seine Schwägerin es mit der Vorbereitung dieser Feier zumindest eine Zeitlang ein kleines bisschen übertrieben hatte. Was vor allem Iring ziemlich zu spüren bekommen hatte, weil sie ihn rumgescheucht hatte wie selten – und er, im Gegensatz zu Rhaban, einfach gemacht hatte. Hatte er letztlich einfacher gefunden als sich mit ihr anzulegen, warum das oft nicht mal ihre eigenen Kinder begriffen, war ihm ein Rätsel. Allerdings: Kinder waren ihm ganz generell oft ein Rätsel.


    Und so hielt er jetzt einen Becher heißen Met hin, während er in der anderen Hand noch zwei Becher balancierte, einen für sich, einen für Dagmar, sobald er sie irgendwo sah.

  • Immer mehr Besucher fanden sich auf dem Fest ein und Cimber erinnerte sich an die Feste auf ihrem Gestüt. Schön war es gewesen, mit der ganzen Familie und den Gästen gemeinsam zu feiern. Für einige Stunden oder Tage die Sorgen zu vergessen, die hinter den Mauern des Anwesens warteten. Als er gerade seinen Gedanken nachhing, wurde er von Hadamar begrüßt, jenem Mann den er auf der Reise nach Germania genau wie Tariq kennengelernt hatte. Cimber freute sich darüber, ein bekanntes Gesicht und seinen Gastgeber zu sehen.


    "Heilsa und Salve Hadamar. Ein wunderbares Fest und wie Ihr die Villa geschmückt habt. Das erinnert mich an die guten alten Zeiten auf unserem Gestüt. Danke der Nachfrage. Viel habe ich noch nicht von Germania kennengelernt mein Freund, aber das was ich bis jetzt erleben durfte war sehr gut. Bei der Ala ist alles ruhig, ich habe meine Pferde und mich gut untergebracht. Meine neue Einheit ist noch unterwegs und ich halte sozusagen allein die Stellung. Wie geht es Dir? Bei Dir alles in Ordnung? Jedenfalls sieht es danach aus", antwortete Cimber gut gelaunt und schloss sich dann dem Gruß an.


    "Von mir ebenso frohes Fest. Komm wir gesellen uns zu dem Kameraden", schlug Cimber Hadamar vor. Gemeinsam am Feuer einen Plausch zu halten, war unheimlich gemütlich.

  • „Heißer Met gefällig?“ Zwischen einer Spitze und der mutmaßlich nächsten Begrüßung passte Iring den Moment ab, um Octavena einen Becher mit dem dampfenden Getränk zu reichen. Sie sah ziemlich gut aus, wirkte so als ob sie sich wirklich über die Feier freute – aber sie alle wussten, dass es das erste Jul ohne ihren Mann war. So wie alles derzeit das erste Mal ohne ihn war. Iring war jetzt keiner, der da groß mit ihr drüber redete, er redete ja nicht mal darüber was Witjons Verlust für ihn bedeutete. Und er würde sich doppelt und dreifach hüten, jetzt, während des Fests, nachzufragen wie es ihr ging, ob sie womöglich allen etwas vorspielte oder sich tatsächlich freute.


    Aber für Alkohol konnte er sorgen. Hatte sie auch verdient, nach allem was sie hier rein gesteckt hatte – in die Organisation dieser Feier im Besonderen, und in die Familie im Allgemeinen. Worüber so ziemlich jeder Bewohner der Villa Duccia froh und dankbar war – genauso wie darüber, dass Dagmar sich von ihrer Zurückgezogenheit verabschiedet hatte und wieder gekommen war. Rhaban und er kümmerten sich mit Dagnys Unterstützung so gut es ging um die Freya, aber Octavena und Dagmar hielten den familiären Laden gerade am Laufen, da gab es nichts rumzudeuteln. Auch wenn seine Schwägerin es mit der Vorbereitung dieser Feier zumindest eine Zeitlang ein kleines bisschen übertrieben hatte. Was vor allem Iring ziemlich zu spüren bekommen hatte, weil sie ihn rumgescheucht hatte wie selten – und er, im Gegensatz zu Rhaban, einfach gemacht hatte. Hatte er letztlich einfacher gefunden als sich mit ihr anzulegen, warum das oft nicht mal ihre eigenen Kinder begriffen, war ihm ein Rätsel. Allerdings: Kinder waren ihm ganz generell oft ein Rätsel.


    Und so hielt er jetzt einen Becher heißen Met hin, während er in der anderen Hand noch zwei Becher balancierte, einen für sich, einen für Dagmar, sobald er sie irgendwo sah.


    "Ah, ja, danke", erwiderte Octavena und warf Iring ein ehrlich dankbares Lächeln zu. Sie nahm den Becher entgegen, den er ihr reichte und registrierte nicht ohne eine gewisse Genugtuung, dass ihre bisherige Gesprächspartnerin sein Auftauchen als Stichwort begriff, um endlich weiter zu ziehen und damit auch vorerst wenigstens ihre wiederholten süffisanten Andeutungen darüber zu beenden, wie lange die letzte Gelegenheit her war, zu der ein paar mehr Gäste in der Villa eingeladen gewesen waren. Nicht, dass Octavena sich von dieser Art Gerede tatsächlich hätte provozieren zu lassen, aber ihr war auch klar, dass sich hier gerade jemand freute, dass sie nach dem vergangenen Jahr auch gesellschaftlich nicht mehr so fest im Sattel saß wie früher. Und auch wenn sie eigentlich nie übermäßig ehrgeizig gewesen was diese sozialen Keilereien anging, war Octavena dann doch auch einen Tick zu stolz, um die unterschwellige Beleidigung, die in solchen Bemerkungen wie eben steckte, einfach so hinzunehmen. Auch deshalb kam das Fest heute Abend genau richtig, bot es doch genug Gelegenheiten, zwischen Met und Gesprächen ganz nebenbei noch dem einen oder anderen Stückchen Tratsch ein klares Ende zu setzen.


    "Du bist gerade wie gerufen gekommen", sagte Octavena dann zu Iring, sobald sie sich sicher war, dass wenigstens im Moment niemand sonst gerade zuhörte, und schloss ihre Hände so um den Becher mit Met, dass die Wärme des Getränks auch ein wenig auf ihre Handflächen abstrahlte. "Manche Leute finden einfach kein Ende." Sie nahm einen Schluck von dem Met und ließ ihren Blick kurz über ihre Umgebung gleiten. "Haben sich deine Geschwister auch schon unter die Gäste gemischt?"

  • "Salve, Duccius Ferox. Suboptio Navalorum Publius Matinius Sabaco. Classis Germanica. Von den Matiniern aus Tarraco. Danke für das Willkommen, schön habt ihr's hier in der Villa Duccia, zumindest im Garten. Den Rest kenne ich ja nicht. Urig. Zur Architektur habe ich eine Frage. Wie viel Prozent davon sind germanisch und wie viel römisch?" Und er nickte in Richtung von dessen Soldatengürtel. "Welche Einheit?"


    Als ihm Cimber vorgestellt wurde, kniff Sabaco die Augen zusammen. "Dich kenne ich! Du bist ein Freund von Stilo."

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    Petronia Octavena


    Iring erwiderte das Lächeln flüchtig und sah dann der Frau hinterher, die sich von Octavena entfernte. Hatte er die jetzt verscheucht? Er war sich nicht sicher... eigentlich hatte er versucht einen Moment abzupassen, in dem er nicht störte, aber... ach egal. Wenn es was Wichtiges gewesen wäre, hätte sie ja was sagen können, und Octavena wirkte ganz froh – was sie gleich darauf auch sagte. Iring lächelte erneut, diesmal ein bisschen mehr und geboren aus einem etwas hintergründigem Humor, und deutete eine leichte Verneigung an. „Stets zu Diensten.“ Er wechselte ebenfalls ins Lateinische, nicht ohne sich ein bisschen zu ärgern, dass er darauf nicht von Anfang geachtet hatte. Es passierte ihm seltener als den anderen aus Versehen, und ganz generell versuchte er darauf zu achten mit Octavena Latein zu sprechen – zum einen weil er wusste, dass sie sich damit auch nach all den Jahren noch leichter tat, zum anderen weil er das bereits als Jugendlicher getan hatte. Er hatte darauf gebrannt zu lernen, und obwohl er wie sie alle Latein fließend sprach, war er eine Zeitlang überzeugt davon gewesen, es noch besser zu können, wenn er es auch regelmäßig anwandte. Womit er seinen Geschwistern und den meisten anderen hier eine ganze Zeitlang auf den Keks gegangen war... nur Octavena wohl nicht.


    Er sah der Frau hinterher, die gegangen war, sah sie aber nur von hinten und konnte nicht recht entscheiden, ob sie ihm überhaupt bekannt vorkam. „Wer war das? Und ja... ist in der Freya genauso. Deswegen überlass ich das Reden meistens Rhaban, der hat Spaß an so was.“ Er nippte ebenfalls an seinem Met und machte dann eine Kopfbewegung, die irgendwo zwischen Nicken und Schütteln lag. „Rhaban ist schon mittendrin, Hadamar ist auch da, aber drückt sich...“ noch davor, hatte er eigentlich sagen wollen, aber in dem Moment entdeckte er seinen ältesten Bruder an einem der Feuer mit zwei anderen Männern. „Doch nicht“, korrigierte er sich, und fügte dann noch an: „Und Dagny hab ich das letzte Mal irgendwo noch irgendwas organisieren gesehen, bevor die ersten Gäste kamen, aber die springt sicher inzwischen auch schon irgendwo hier rum.“

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    Petronia Octavena




    Es fühlte sich ein bisschen merkwürdig an, so viele feiernde Menschen in der Villa zu sehen. Zumindest nach diesem Jahr, das wenig Freude bereitgehalten hatte für die Duccier. Andererseits war Dagny froh, dass sie entschieden hatten, das diesjährige Julfest, das bei ihnen stets Hand in Hand mit den römischen Saturnalien ging, zu öffnen für Gäste. Einmal, weil dann nicht so sehr auffiel, wer fehlte im Kreis der Familie. Und einmal, weil es irgendwie ein Schritt nach vorn bedeutete. Das große Julfeuer stand somit zumindest für sie nicht nur für den Beginn der lichten Jahreshälfte, sondern auch für das Ende eines im übertragenen Sinne düsteren Jahres.


    Dagny hatte sich in einen blauen Umhang gehüllt, der ein Kleid verdeckte, das im germanischen Stil geschnitten war. Ihr Haar trug sie hingegen nach römischer Mode hochgesteckt. Sie wusste selbst nicht recht, warum, aber in diesem Jahr hatte sie Lust gehabt, die Symbiose der beiden Feste in ihrer Aufmachung widerzuspiegeln. Ihre Hände umklammerten einen Becher Met und sie wollte schon zum Feuer treten als sie sah, dass dort Hadamar mit zwei ihr unbekannten Männern in ein Gespräch vertieft war. Kurz fragte sie sich, wer die beiden wohl waren. Vielleicht Kameraden von der Legio? Das war während der Saturnalien oft schwer zu erkennen, da viele in einfacher ziviler Kleidung auftraten, ohne irgendwelche Standessymbole. In früheren Jahren hätte sie sich wohl einfach dazugesellt, aus reiner Neugierde, aber aus dem Alter war sie längst heraus. Möglicherweise war es egal, weil die Männer nur über Oberflächlichkeiten plauderten, aber vielleicht sprachen sie auch über Dinge, von denen sie nicht wollten, dass sie sie mitbekam.


    Deshalb nicke sie nur zur Begrüßung, falls sie in ihre Richtung schauten, und gesellte sich dann zu Octavena und Iring. Dagny war froh, Octavena so gelöst zu sehen, zumindest wirkte sie so, als könne sie das Fest zumindest ein wenig genießen. Das war nicht selbstverständlich, für sie war das Jahr ein äußerst hartes gewesen. Aber vielleicht betrachtete ihre Schwägerin das Fest ebenfalls als einen Schritt nach vorn. Es war jedenfalls ihrer Initiative zu verdanken, dass es etwas größer ausfiel in diesem Jahr. Eine Weile hatte Octavena sie alle verrückt gemacht bei den Vorbereitungen, aber Dagny hatte sich nicht beschwert. Im Gegenteil, auch sie war froh gewesen, sich mit etwas zu beschäftigen und auf etwas Positives, Fröhliches hinzuarbeiten.

    Sie hörte nur den letzten Halbsatz, den Iring sagte. „Ja, hier springe ich rum“, hakte sie daraufhin ganz unverblümt ein. Dann hob sie ihren Becher. „Octavena, Brüderchen!“ Gut, er war älter als sie UND größer, aber mit solchen Details hielt Dagny sich gerade nicht auf. „Bona Saturnalia und auf ein lichteres Jahr für uns alle! Oder auf was möchtet ihr noch trinken?“

  • Cimber grinste breit bei der Begrüßung von Sabaco, dass er ihn kennen würde.


    "Da sieht man mal wie klein die Welt ist, was? Richtig Hadamar und ich sind seit kurzem in Germania, wir wurden von Cappadocia aus hierher versetzt. Stilo ist mehr als nur ein Freund, er ist mein Wahlbruder. Wir sind wie Brüder aufgewachsen. Er gehörte zum Inventar des Gestüts, mit einem Augenzwinkern erläutert. Kennen ist also leicht untertrieben. Von meiner neuen Einheit werden sicher auch noch Kameraden auf dem Fest erscheinen, wenn nicht sogar alle. Was mich freuen würde. Zudem was gibt es schöneres als gemeinsam an einem gemütlichen Feuer zu trinken, zu speisen und zu plaudern?


    Kommt holen wir uns etwas zu essen und machen es uns am Feuer bequem. Erzähl uns von Dir Sabaco, soll ich Stilo von Dir grüßen in meiner Post? SABACO! Bei Neptun, Du bist Sabaco! Entschuldige, jetzt ist die Sesterze gerade gefallen! Stilo hat von Dir gesprochen, der Zusammenhang ist jetzt nicht wichtig, aber doch, klar er hat von Dir geredet. Man ich sitze heute echt auf meinem Kopf. Entschuldigt, ich brauche wirklich einen Happen zu Essen. Seid Ihr dabei?", fragte Cimber gut gelaunt Sabaco und Hadamar.


    Das Stilo Sabaco als Ehemann für seine Schwester Madara ausgesucht hatte, ließ er lieber unerwähnt. Immerhin war das Glück an Sabaco vorübergestrichen und er wollte den Mann nicht grundlos zerstören. Wer Madara kannte, wusste was er nie sein nennen würde. Stilo hingegen schon.

  • Zitat

    Cossus Duccius Fontanus

    Duccia Valentina

    "Das? Ceionia Secunda", beantwortete Octavena die Frage danach, mit wem sie gerade noch geredet hatte. "Wir kennen uns gefühlt schon ewig und Witjon hatte ab und zu mal irgendwie mit ihrem Bruder und ihrem Mann zu tun, wenn ich mich richtig erinnere." Das war auch der Grund gewesen, warum Octavena und Secunda einander bisher eigentlich immer zumindest ausgehalten hatten, auch wenn Octavena sich nie für die Details der Geschäfte interessiert hatte, die Witjon mit Secundas Verwandten wohl gemacht hatte. Vielleicht konnte Iring mit dem Namen da mehr anfangen, Octavena hatte das alles konkret in diesem Fall immer besonders wenig gekümmert. "Jedenfalls war Secunda schon immer ... anstrengend." Sie zuckte recht gleichgültig mit den Achseln. "Und das hat sich über die Jahre auch nicht geändert."


    Octavena folgte dann Irings Blick zum Feuer, wo Hadamar stand und mit zwei Männern redete, die sie ohnehin nicht erkannte, und nickte nur. Sie hatte vorher noch gar nicht aktiv registriert, dass er überhaupt schon da war, aber sie hatte sich auch darauf konzentriert, zumindest einen Teil der Gäste zu begrüßen. Und dann tauchte auch schon Dagny auf, deren unverblümte Art wieder einmaletwas Ansteckendes hatte und Octavena ebenfalls zu einem breiten Lächeln brachte. "Auf ein lichteres Jahr zu trinken klingt wie eine sehr gute Idee. Das haben wir uns wirklich alle verdient", gab sie schmunzelnd auf die Begrüßung zurück und hob ebenfalls kurz ihren Becher. Es hätte keinen Sinn gehabt, so zu tun als ob sie nicht auch genau das, ein lichteres Jahr, gut vertragen könnte, und im Grunde wäre es auch sowieso nicht Octavenas Art gewesen, so zu tun als ob das anders wäre. Ganz davon zu schweigen, dass ihr das sowieso niemand ernsthaft abgenommen hätte, wenn sie versucht hätte, ausgerechnet darüber zu lügen.


    Stattdessen nippte Octavena einfach noch einmal an ihrem Met und sah dann Dagny an. "Deine Haare sehen schön aus", sagte sie anerkennend und meinte es auch so. Octavenas eigene Aufmachung, inklusive ihrer Frisur, war wie immer konsequent römisch, aber eigentlich hatte sie sich über die Jahre daran gewöhnt, damit an Festtagen wie Jul zwischen den Ducciern trotz allem in der Regel eher aus der Reihe zu fallen. Das war schon lange nichts mehr, das sie irgendwie verunsichert hätte, Dagnys heute ebenfalls römisch gehaltene Frisur dagegen überraschte sie da nur ein wenig. "Steht dir gut."

  • Hadamar grinste leicht. „Danke, danke. Aber nicht mein Verdienst, das hat meine Familie alles übernommen. Der, äh, Dienst hat verhindert, dass ich mich bei der Organisation groß einbringen konnte.“ Er grinste auf eine Art, die deutlich machte, dass er darüber ganz und gar nicht unglücklich war. „Alles in Ordnung, sieht man mal davon ab, dass die XXII sich noch einrütteln muss, weil alle und alles neu ist.“ War auch für ihn neu, eine Centurie zu haben, von denen sich so gut wie alle erst seit kurzem kannten – aber welcher Centurio kannte das schon? Der Normalfall war das ja für niemanden, so oft wurden neue Legionen nicht ausgehoben.


    Er nickte, als Cimber vorschlug sich ganz zu dem Kamerad zu gesellen, der sich nicht nur mit Namen, sondern komplett mit Dienstrang und Einheit vorstellte, er hatte ohnehin ähnliches vorgehabt – und stand dann etwas verdutzt da, als er die Frage hörte. Wie viel Prozent...? „Ehm. Keine Ahnung, ehrlich gesagt. Der Bau selbst ist römisch, die Außenarchitektur damit auch eher römisch geprägt. Drinnen gibt es ein, zwei Räume, die vor allem römisch eingerichtet sind, das Triclinium zum Beispiel. Der Rest im Innern... manche Räume sind vorwiegend germanisch, andere gemischt.“ Iring könnte da wahrscheinlich mehr erzählen, aber ob der Matinier sich so eingehend dafür interessierte, dass er seinen Bruder empfehlen sollte, wusste er nicht. „Centurio in der XXII, frisch von Cappadocia“, beantwortete er noch die nächste Frage, bevor der Matinier und Cimber sich gegenseitig am Namen erkannten. Beides Freunde von Seianus Stilo also, jenem Optio, der in Cappadoccia in derselben Cohors gedient hatte wie er, den er aber erst im Rahmen der Straßenbaustrafarbeit für seine Centurie ein bisschen näher kennen gelernt hatte – eine Geschichte, die er Cimber auch erzählt hatte auf dem Weg hierher, als er festgestellt hatte, dass dieser mit Stilo nicht nur ziemlich eng befreundet war, sondern ihn sogar als Bruder betrachtete.


    „Aber sicher“, erwiderte Hadamar ebenso gut gelaunt, als Cimber darauf drängte sich etwas zu essen zu holen, und wies in die entsprechende Richtung, wo Essensstände aufgebaut waren. Auch hier waren es großteils Externe, die seine Familie angeheuert hatte. Es gab nicht die große Auswahl, die es vielleicht bei Stadtfesten gab, und auch nicht die Ausgefallenheit, die manch römische Feste präsentieren mochten, darüber hinaus war man zusätzlich eingeschränkt, weil man das Zeug auch im Stehen essen können musste. Aber auf zwei Dinge war geachtet worden: dass es sowohl römische als auch germanische Gerichte gab – und dass es gut und lecker war.

  • Ceionius – der Name wiederum kam Iring bekannt vor. Der Mann war mit seinem Geschäft kein Mitglied der Freya, aber Abnehmer mancher Produkte. Warum er kein Socius war, wusste Iring nicht, das war Witjons Entscheidung gewesen, und dafür hatte er sich zumindest bislang nicht übermäßig interessiert, aber er vermutete mal, dass der Ceionius außer der Abnahme und Weiterverkauf von bereits fertigen Produkten wenig beitragen konnte oder wollte – und darauf hatten sie schon immer Wert gelegt, dass innerhalb der Freya jeder Socius für einen Mehrwert sorgte. Schlichter Verkauf von bereits fertigen Waren gehörte da nicht unbedingt dazu. „Ceionius Primus war sein Name, glaub ich. Spricht dafür dass es der Bruder ist.“ Ob der ebenso anstrengend wie die Schwester war, wusste Iring allerdings nicht. „Dann bin ich tatsächlich genau richtig gekommen. Gerade heute sollte sich keiner zu viel mit anstrengenden Leuten abgeben müssen... also wenn noch mal so jemand zu lang bleibt: gib mir ein Zeichen, ich komm stören. Und bring dir Alkohol.“ Wie so oft war ihm auf den ersten Blick nicht so ganz anzusehen oder zu hören, wie ernst er das jetzt meinte, aber wer genau hinsah, sah den Schalk in seinen Augenwinkeln aufblitzen.


    Als er dann gerade über Dagny sprach, tauchte die auch schon auf, als hätte sie genau das gehört – und ihre lockere Art entlockte auch ihm ein Lächeln. „Das passt perfekt“, stimmte auch er zu, vergoss einen Schluck Met auf den Boden als Trankopfer, und hob seinen Becher dann. „Frohes Julfest. Mögen die Götter uns ein lichteres Jahr schenken.“


    Danach lobte Octavena die Haare seiner Schwester, und das – war sein Stichwort zu gehen. Er hatte da schon einen Blick dafür, und auch ihm fiel auf, dass Dagny die Haare heute zur Abwechslung in römischer Manier trug. Und es sah hübsch aus, seine Schwägerin hatte Recht, es stand ihr. Aber: wenn Frauen anfingen über Frisuren zu reden, war das nicht mehr sein Gespräch. Iring deutete also ein Lächeln an und hob leicht den zweiten Becher heißen Met, den er nach wie vor zusätzlich zu seinem eigenen trug. „Da hat sie absolut Recht, Dagny. So, ich mache mich mal auf die Suche nach Dagmar, bevor der hier kalt wird. Wir sehen uns später.“


    Und tatsächlich dauerte es nicht allzu lange, bis er die zweite Dame des Hauses gefunden hatte. Wie zuvor Octavena reichte er ihr den zweiten Becher heißen Mets und lächelte flüchtig. „Frohes Julfest, Dagmar. Genießt du das Fest?“

  • Sabacos Mund wurde ein schmaler Strich. Für einen eifersüchtigen Menschen war es nicht leicht verdaulich, wenn derjenige, den er als besten Freund betrachtete, dann noch einen anderen Freund hatte, der ihn gleich mal Bruder nannte. Wie viele "beste Freunde" und "Brüder" besaß Stilo eigentlich da draußen?


    "Kann sein, dass er mal erwähnt hat, in irgendeinem Gestüt mit irgendwem aufgewachsen zu sein", brummelte Sabaco, beschloss aber trotz des Stichs, den er in seinen Eingeweiden spürte, Cimber im Laufe des Abends etwas auszuhorchen zu den Gegebenheiten in Cappadocia und bei der Ala. So drückte er ihm mit verkniffenem Gesicht einen Becher heißen Met von den Essensständen in die Hand. Danach fühlte er sich irgendwie erleichtert, so als ob nun ein Bündnis geschlossen sei. "Danke für die ausgerichteten Grüße, ich kann ihn leider nicht sinnvoll erwidern. Ich hoffe, die Reise war gut und das Wetter ist hier nicht schlechter als in Cappadocia?! Die Männer sind es jedenfalls nicht." Er nahm sich einen Teller und bediente sich. Obwohl er Fleisch liebte, nahm er heute lieber Oliven und ein paar lecker aussehende Teigbällchen. "Ich habe einen kleinen Bruder bei der Ala ..."


    Der Gastgeber entpuppte sich als Centurio. Zum Glück rannte der im Gegensatz zu Sabaco nicht in vollständiger Uniform herum, so dass es nicht dramatisch war, dass er nicht mit formellem Salut gegrüßt worden war. Man grüßte niemanden, der gerade offensichtlich in Zivilkleidung unterwegs war mit militärischem Gruß. Während Ferox erzählte, wie das Haus aufgebaut war, ließ Sabaco den Blick darüber schweifen und nickte anerkennend.


    "So muss das sein", urteilte Sabaco kraft der Überzeugung, dass sein Urteil für die Welt relevant sei. "Diese Ungezwungenheit gefällt mir. Man nimmt sich von beiden einfach Kulturen das Beste, wenn man schon in zwei überlappenden Kulturkreisen wohnt, und vermischt sie, bis einem das Resultat gefällt. Wie wir das beim Militär zum Beispiel mit den feminalia gemacht haben." Er klopfte auf seine warm eingepackten Beine. "Anstatt uns in römischer Manier den Arsch abzufrieren." Wobei der Arsch genau genommen nicht von den feminalia bedeckt wurde und daher immer noch fror. "Ich bin auch ein großer Freund germanischen Mets. Wenn Römer versuchen, den nachzubrauen, schmeckt er zum Speien. Dafür ist der römische Wein um Längen besser, besonders der von den sonnigen Hängen Hispanias. War Cappadocia für dich ein Kulturschock, nachdem du hier aufgewachsen bist?"

  • Und tatsächlich dauerte es nicht allzu lange, bis er die zweite Dame des Hauses gefunden hatte. Wie zuvor Octavena reichte er ihr den zweiten Becher heißen Mets und lächelte flüchtig. „Frohes Julfest, Dagmar. Genießt du das Fest?“


    Es war wirklich schön zu sehen wie die Familie und alle Bewohner der Villa an diesem Abend gemeinsam mit den anderen Besuchern aus der Stadt die längste Nacht des Jahres und damit die Rückkehr der Sonne feierten. Auf der anderen Seite waren wirklich sehr viele Menschen im Haus und obwohl sie schon einige Zeit wieder zurück war und auch versuchte sie wieder mehr zu zeigen und sich nicht mehr ständig zurückzuziehen, verspürte sie gerade genau diesen Wunsch. Sie hatte die Besucher begrüßt, die sie kannte oder denen sie sich verpflichtet fühlte. Auch hatte sie sich mit ihnen unterhalten und war dann wenn es die Höflichkeit erlaubte weitergezogen und nun hielt sie sich etwas abseits und versuchte die unauffällige gute Gastgeberin zu sein. Ihre Gedanken war nicht mehr so trist wie noch am Anfang des Jahres, auch war sie weit davon entfernt die alte Dagmar zu sein. Es war einfach zu viel passiert, zu viel geschehen. Gerade hatte sie überlegt sich vielleicht doch schon zurückzuziehen als sie ihren Verwandten auf sich zukommen sah. Sofort legte sich ein freundliches Lächeln auf ihre Züge. Es waren ihre trüben Gedanken und nicht die ihrer Familie. "Iring. Dir auch ein frohes Julfest." Gern nahm sie den Becher mit dem heißen Getränk entgegen. "Es ist wirklich schön zu sehen wie sich alle amüsieren." Von genießen konnte sie leider nicht sprechen, aber auch das war ihr Problem. "Und du? Wie gefällt es dir? Aber ehe wir uns weiter unterhalten. Lass uns gemeinsam trinken." Dagmar lächelte wieder, hob dem Becher und trank dann einen Schluck. Der Met wärmte sie augenblicklich und es breitete sich ein warmes Gefühl in ihrem Bauch aus. "Es scheinen alle ihren Spaß zu haben und das ist doch das Wichtige an diesem Abend." Dazu war dieses Fest da.

  • Der heiße Met in den Fingern tat gut. Sabaco wirkte etwas verschnupft, aber das konnte auch Einbildung oder die Kälte Germaniens sein. Da zog oft abends eine eisige Brise umher. Gut möglich, dass der Mann deshalb etwas unterkühlt wirkte. Stilo hatte eigentlich einen guten Geschmack was Freunde anbelangte, sonst hätte er nicht einen Umbrenus gewählt. Kurzum ihn. Und wollte Stilo diesem Mann nicht Madara ans Herz legen? Nein mit dem guten Sabaco war alles in Ordnung, vielleicht kränkelte er nur.


    Cimber grinste breit von einem Ohr zum anderen.

    "Aber sicher hat er das, da bin ich fest von überzeugt. Du hast auch einen Bruder bei der Ala? Hast Du das gehört Hadamar? Wie klein die Welt doch ist. Stilos Sohn ist ebenfalls bei der Ala und er ist sogar in meiner Einheit. Vielleicht lernen wir ihn heute kennen? Wer weiß? Germania und Cappadocia, unterschiedlicher könnten zwei Länder nicht sein Sabaco. Aber es sind beides gute Länder, mit guten Leuten. Bis jetzt habe ich nur Gutes erfahren und es freut mich sehr, dass ich zur Ala versetzt wurde. Mein alter Vorgesetzter war nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt. Vielmehr dachte ich, dass er etwas gegen mich hätte. Nicht dass ich ihm das persönlich krumm genommen hätte.


    Es gibt eben Menschen, die kommen schon grimmig und schlecht gelaunt zur Welt. Er gehörte dazu. Aber als ich dann den Versetzungsbefehl gelesen habe, da wusste ich, insgeheim war er doch ein guter Kerl und hat mir eine Freude bereitet. Naja oder er hat sich verschrieben. Kommt auf das Gleiche heraus, hier bin ich.


    Du siehst etwas geschafft aus Sabaco. Vielleicht kann Dich diese kleine Zwischeninformation aufmuntern. Stilo hatte vor, Dich zu verheiraten und zwar mit keiner geringeren als mit meiner Schwester Madara. Eine wunderbare Frau. Allerdings glaube ich, kann sich Stilo nicht von ihr trennen und möchte sie selbst ehelichen. Wer kann es ihm verdenken? Aber Du siehst, wie er an Dich denkt.


    Da kann ich nur zustimmen, das Beste aller Kulturen zu vereinen schafft eine wahrhaft große Nation. Du hast es in Deinem Haus vereint Hadamar und dies wirklich gekonnt, mit sehr viel Geschmack. Der Met schmeckt wunderbar, warm und weich. Er weiß einen von Innen wirklich zu wärmen. Dafür schmeckt der römische Wein würzig und wild. Alles zu seiner Zeit. Berichte uns von Deiner Zeit in Cappadocia Hadamar, ich bin gespannt wie Du das Land wahrgenommen hast", freute sich Cimber und nahm einen kräftigen Schluck des warmen Mets.

  • Nero schaute sich in der Villa um. Herrlich geschmückt war dieses Haus und erinnerte ihn an die guten, alten Tage in Cappadocia. Ihr Gestüt war zu jenen Tagen nicht weniger geschmückt. Die ganze Familie fand zusammen, Freunde, Verwandte und jeder brachte jemanden mit den er kannte. Ein lebhafter, bunter Trubel, greifbare Stimmung und gute Laune. Leckereien gleich welcher Art und welcher Herkunft im Überfluss, die Köche übertrafen sich mit ihren Künsten. Hier war es nicht anders, nein hier war es sogar besser. Germania, ein Land so unterschiedlich und wandelbar wie seine Gewässer und sein Wetter. Nero hatte hier sein Glück gefunden, zwar war er schon lange hier, aber das Glück hatte erst später Einzug gehalten. Nun besser spät als nie.


    Er nahm sich etwas von den köstlichen Speisen, schlenderte weiter und nahm sich einen Met, ehe er zwei bekannte Gesichter sah. Sabaco und seinen Neffen Cimber. Cimber hier in Germanien. Wie hatte es der Bursche hierher geschafft? Sein Pferd musste Jahrzehnte von Cappadocia nach Germania geschlendert sein! Bei ihnen stand ein Mann, den Nero noch nicht kannte, der aber einen freundlichen Eindruck machte.


    Gut gelaunt gesellte sich Nero zu der Gruppe und tippe Sabaco auf die Schulter.


    "Schau einer an, wen die See nach Germania gespült hat. Salve Neffe, Sabaco und natürlich generell in die Runde", grüßte Nero und nahm einen kräftigen Schluck Met. Diese Unterhose zwickte ihn noch immer. Was tat man nicht alles für die Gesundheit.

  • Im Eingangsbereich stand wie bestellt und nicht abgeholt ein kleiner Mann. Fango wirkte nach den Erlebnissen auf der Patrouille nicht so sicher wie sonst. Er war noch sehr jung und ihm fehlte die Routine und Abgebrühtheit der älteren Kameraden. Alles nahm ihn noch sehr mit. Zu der Feier hatte er sich selbst eingeladen ... vielleicht würde er hier etwas Ablenkung finden.


    Der Rauch des Feuers wehte zu ihm herüber und zwickte in seinen Augen. Fango ging einen Schritt und blieb dann stehen. Eigentlich gehörte es sich nicht, auf fremden Feiern ohne Einladung zu erscheinen. Er würde wie ein Schmarotzer wirken, der kostenloses Essen und Getränke abstauben wollte. Mit einer Faust rieb er seine Augen, nicht ganz schlüssig, was er tun sollte, den Kopf voller verwirrender Erinnerungen.

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