Erste Anhörung Praetor Peregrinus - Nero Aemilius Secundus vs. Kyriakos

  • Ich nickte meinem Mandanten zu. Er hatte seine Worte gut gewählt.


    Um Aemilius machte ich mir gewisse Sorgen. So verächtlich, wie er lächelte, und zugleich mit so viel Zorn in den Augen, war ich mir nicht sicher, ob sein Hochmut ihm nicht irgendwann zum Verhängnis werden würde. Sollte dem so sein und man würde mich fragen, so würde ich auch Aemilius Secundus vor Gericht vertreten. Im Moment war das aber nicht nötig und ich hoffte, dass es so bleiben würde.


    Dann richtete ich meine Gedanken wieder auf das Hier und Jetzt und wandte mich an Kyriakos, während sich der Bereich vor der Sella curulis leerte.


    "Ich denke, dass ich eine recht brauchbare Leistung abgeliefert habe. Da wir kein Honorar im Voraus vereinbart haben, werde ich das jetzt mit einer einfachen Frage nachholen: Was ist dir dieser Sieg wert?"


    Dabei lächelte ich höflich.

  • Dem Prätor war der Zorn des kleinen Vigintivir nicht entgangen. Er hatte auch keine Sorge deswegen und würde keine Sekunde seines ruhigen Schlafes deswegen verlieren. Er war geschützt durch sein Amt und ein Racheakt eines kleinen Vigintivir, egal ob Patrizier oder nicht, würde ihn, den hohen Magistraten mit dem Vertrauen des Senats und des Kaisers nicht erschüttern. Mit traurigem Blick, denn der Vigintivir würde sein eigenes Grab schaufeln, wenn er nicht lernen wollte, schaute er diesem nach bevor er sich an Kyriakos wandte.


    Kyriakos, tritt vor und nimm deinen Schadenersatz entgegen. Dieser Aureus ist für deinen Schaden und nicht für die Staatskasse.


    Den Rest liess er dort stecken wo er es dachte.

  • Kyriakos hob nun das Beutelchen auf, gefüllt mit den Sesterzen, und hob an dem Aulus Iunius Tacitus zu antworten, als schon der Prätor ihn nach vorn bat. So blieb der siegreiche Angeklagte seinem Advokaten zunächst die Antwort nach dem Honorar schuldig. Mit leichtem Zögern griff er nach dem Aureus, als hätte die bloße Hand des Aemilius Secundus das Goldstück vergiften können, bedankte sich leise und kehrte zurück. Nachdenklich war sein Blick, denn er wollte, wie zugesichert, dem hilfreichen Iunier eine angemessene Entlohnung entrichten, jedoch benötigte er einen Moment, um darüber nachzudenken, welches Maß diese Angemessenheit in jenem Fall überhaupt umspannte, so dass er sich Zeit ließ in seinen Handlungen.

  • »Ist Gerechtigkeit in Geld aufzuwiegen? Oder Freude, wie ich sie gerade verspüre?«, sinnierte Kyriakos leise. »Würde ich den tatsächlichen Wert deiner Arbeit in die Währung des Geldes umrechnen, würde ich nackt und mittellos enden. Die Entlohnung muss foglich, so fürchte ich, nach anderen Maßstäben erfolgen.« Ein Lächeln stahl sich in das Gesicht des Hellenen.


    Langsam fuhr seine Zunge die Unterlippe entlang, während er nachdachte. »Der heutige Streitwert bemaß drei Goldaurei und zehn Sesterzen. Zwei meiner fünf Aurei haben sich leider als wertlose Fälschungen offenbart. Wenn ich dir den Aureus, den ich als Entschädigung erhielt, zum Honorar weiterreiche, betrüge deine Entlohnnung circa ein Drittel des Streitwertes. Wäre dies ein Gegenwert, den du als angemessen erachten würdest?«


    Nun hoffte Kyriakos, dass diese Entlohnung einem vernünftigen Maß entsprach und er den Mann nicht unbeabsichtigt beleidigte, der ihm den Kopf aus der Schlinge gezogen hatte. So war seine Frage, ob Tacitus den Lohn als angemessen erachte, keine rhetorische, wie der leicht unsichere Blick seines Mandanten erahnen ließ.

  • "Was ist wohl ein passender Wert? Für einen Patrizier, eine Menge. Für einen Peregrinus, sicher weniger als für einen Patrizier. Der Wert der Münze, Kyriakos, ist es nicht, um den es geht. Es geht um die Geste. Die Geste, dass man bereit ist, etwas von dem, was man sonst verloren hätte, mit demjenigen zu teilen, der es gerettet hat."


    Ich war wohl doch noch immer zu sehr Philosoph.


    "Doch habe ich deine Frage damit noch nicht beantwortet. Ja, der Wert ist angemessen. Der Aureus gereicht dir zur Ehre und auch mir. Es ist ein Honorarium im besten Sinne."


    Ich streckte die rechte Hand zum Handschlag aus.


    "Normalerweise sagt man auf Wiedersehen, doch hoffe ich, dass dieses nicht vor einem Richter sein wird. Solltest du aber wieder in Schwierigkeiten geraten, kannst du meine Dienste gerne wieder anfragen."


    Natürlich hoffte ich darauf, dass diese Situation nicht eintreten würde.

  • Secundus winkte den Prätorianer herbei.

    Dann gab er die Liste mit den Namen, an den Prätorianer, sollten jene sich damit befassen.

    Er war hier fertig, er würde sich sofort heinbegeben und schauen ob ein Schreiben aus den Palast angekommen und dann gnade allen Gott ,welche ihm übles wlllten.


    leg22-tribunuslaticlavius.png aemilia_patrizier.png

    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Der Praetor sah, wie der Vigintivir die Liste mit den Namen an einen Prätorianer weitergeben wollte und schritt sofort ein.


    Diese Liste ist gemäss meinem vorgängigen Beschluss an die Cohortes Urbanae zu übergeben, nicht die Prätorianer! Den Rest des Satzes, welchen er gerne noch aussprechen wollte, liess er in Anbetracht der bereits beträchtlichen Wut des Patriziers unausgesprochen.


    Ein Scriba behob den Fehler sofort, bevor der Prätorianer etwas mit der Liste anfangen konnte, und übergab sie an einen der anwesenden Soldaten der Cohors Urbana.

  • Zu dumm. Mit tiefem Widerwillen musste Stilo zusehen, wie die Liste an Nero Germanicus Ferox weitergereicht wurde. Da sie zusammengefaltet war, konnte er keinen Blick darauf erhaschen. Ihn hätten brennend die Daten interessiert, mit denen sich seiner Schätzung nach ein nennenswerter Prozentsatz der Bevölkerung kompromittieren ließe.

  • Ferox nahm die Liste entgegen. Dabei sah er Stilo mit ausdruckslosem Blick, aber deutlich hochgezogener Braue an. Er war sicher, dass der Prätorianer den Wortlaut korrekt vernommen hatte - dafür waren diese Lauscher bekannt. Sich dumm zu stellen, zog bei Ferox nicht. Er überlegte, ob er seinen Vorgesetzten Optio Furius Cerretanus darauf ansprechen sollte, damit der mit dem Prätorianer mal ein Wörtchen unter vier Augen sprach, oder ob es sinnvoller wäre, dem Burschen bei ihrer nächsten Begegnung in einer Taberna eine Cervisa auszugeben, um den Druck aus der Situation zu nehmen.


    War es nicht Ziel gewesen, die Rivalität zwischen Cohortes Urbanae und Cohortes Praetoriae zu begraben? Woher dieses neuerliche Aufflammen? Was sollte das?


    Da wurde Ferox bewusst, dass der Druck wahrscheinlich von einigen Etagen weiter oben kam, als ihm ein gewisser Aushang einfiel. Der Praefectus Praetorio befeuerte mal wieder den Kessel, indem er viele Einsätze, für welche eigentlich die Urbaner verantwortlich gewesen wären, an sich gerissen hatte. Natürlich handelte es sich dabei nur um solche Fälle, die Öffentlichkeitswirksamkeit und Prestige versprachen. Auch Stilo war Kommandant eines der beteiligten Einsatzkommandos gewesen.


    Ferox verwahrte die Liste sicher und klopfte noch einmal auf die Stelle, wo er sie verbarg. Falls die Prätorianer tatsächlich Namen wollten, mussten sie sich schon etwas mehr anstrengen. Er jedenfalls würde es den Schwarzröcken nicht leichter als nötig machen.

  • Der gute Ferox. Korrekt wie immer. Als er ihn so streng ansah, antwortete Stilo mit seinem falschesten Lächeln. Man musste nicht alles über den Dienstweg abwickeln. Vielleicht sollte er sich mit dem Vigintivir oder dessen Mitarbeiter mal ein wenig privat unterhalten ...

  • »Ist die Verhandlung nun beendet?«, fragte Kyriakos und fügte hoffnungsvoll hinzu: »Darf ich gehen?«

  • Secundus flüßerte dem Kyriakos leise zu.

    "Sieht dich von nun an vor, bei Tag und Nacht! Schau immer hinter Dich, denn wir sind immer da. In jeder Gasse, jeder dunkelen Ecke, kann jemand von uns auf Dich lauern. Von jetzt bis in die Ewigkeit. Es war mein Eigentum ,was Du erhalten und das will ich zurück."

    Kalt schaute er den Kyriakos an, natürlich würde er nicht selbst Hand anlegen, nicht einmal seine Leute, für solche Aufgaben gab es Spezialisten.

    leg22-tribunuslaticlavius.png aemilia_patrizier.png

    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Wenngleich leise gesprochen, waren die Worte des Aemilius Secundus auf eine gewisse Distanz gut zu verstehen, denn der Soldat, der hinter dem Angeklagten saß, wäre bei Unterschreitung einer angemessenen Distanz zweifelsohne eingeschritten. Aber auch Kyriakos selbst hätte eine Annäherung durch den Vigintivir auf weniger als eine Armeslänge nicht akzeptiert. So drangen die Worte über diese Distanz auch für die Umsitzenden deutlich vernehmbar an sein Ohr.


    Langsam hob Kyriakos die Braue, dann wanderte sein Blick fragend in Richtung seines Advokaten.

  • War Aemilius Secundus wirklich so arrogant? Und so wenig tugendhaft? Denn zweifelsohne fehlte ihm jedwede Clementia und Humanitas. Und nach dieser Drohung zweifelte ich auch an seiner Pietas. Fraglich war aber, ob es sich um eine Bedrohung im Sinne der Gesetze handelte. Zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung forderte er Kyriakos nicht auf, so dass § 81 Abs. 1 Cod. Iur. nicht in Frage kam. § 81 Abs. 2 Cod. Iur. könnte zwar in Frage kommen, allerdings wurde auch nicht mit einem konkreten Verbrechen gedroht. Somit musste ich auch diesen verwerfen. So konnte ich meinem Mandanten nur einen Hinweis geben.


    "Leider ist kein strafrechtlich relevanter Sachverhalt verwirklicht. Juristisch können wir deshalb nichts machen."


    Mehr konnte ich leider nicht machen und man sah mir an, dass ich damit nicht zufrieden war. Vielleicht würde sich Germanicus Ferox diesen Vorfall notieren. Doch lag dieses nicht in meiner Macht.

  • Secundus war zufrieden, nun wusste dieser Typ Bescheid und würde in ständiger Furcht leben. Nichts andres hatte er Bezweckt.

    Man hätte ihn den Adligen nicht so demütigen dürfen, er war halt recht rachsüchtig.

    Wer ihm Gutes tat, denn tut er Gutes, jedoch wer ihm schadet , denjenigen vernichtet er.

    Den Kyriakos ignorierend , nickte er dessen Anwalt freundlich zu und verliess das Gemäuer.

    Er hatte wichtigres zu tun.

    leg22-tribunuslaticlavius.png aemilia_patrizier.png

    SODALIS - AUGUSTALES

    Klient - Lucius Annaeus Florus Minor

  • Ein Nicken dem Advokaten, ein Blick dem entschwindenden Magistraten: die Drohung rührte nicht an des Kyriakos' Gemüt. Agoge und Subura hatten das Fell dick wachsen lassen. Drohungen, mal dramatischer, mal unspektakulär, gehörten zu den üblichen Umgangsformen seiner Klientel. Doch hätte es ihm gefallen, dem im Abgang befindlichen Aemilier zum Abschied juristisch ein Bein zu stellen.


    »O tempora, o mores«, seufzte er leise, während er sich ein wenig zurücklehnte, darauf wartend, dass der Praetor die Verhandlung offiziell für beendet erklärte.

  • Da der Vigintivir den Raum bereits verlassen hatte und der Praetor keinen Grund sah, hier noch weiter Zeit zu investieren, schloss er diese Anhörung offiziell.


    Diese Anhörung ist hiermit abgeschlossen.


    Dann erhob sich der Praetor und verliess mit seinem Gefolge ebenfalls den Raum.

  • Ich erhob mich ebenfalls und wandte mich an meinen Mandanten.


    "Nun denn, Kyriakos. Ich hoffe, dass die Umstände besser sind, wenn wir uns das nächste Mal sehen. Natürlich mag ich meinen Beruf, aber ich würde nicht so weit gehen, Prozesse als gute Ereignisse zu definieren. Vale bene."


    Zum Abschied reichte ich ihm freundlich lächelnd die Hand. Dann verließ ich die Basilica, um mich mit dem nächsten Mandanten zu treffen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!