[Officium | Ando Kritja] Das Arbeitszimmer

  • „Ja, genau der“, nickte Hadamar und setzte sich dann wieder hin, nachdem er Witjon ebenfalls einen Krug eingeschenkt hatte. „Angeblich ist der im Osten auch schon ausgerufen worden.“ Er trank einen Schluck und überlegte kurz. „Uh. Nein. Von Britannia weiß zumindest ich noch nix. Ich mein, gerüchteweise hört man schon, dass der wohl seinen Bruder unterstützen wird... aber im Castellum wird eigentlich drauf geachtet, dass die Gerüchte da net zu bunt wuchern. Und wenn es handfeste Nachrichten gibt, sind die zumindest bei uns net bekannt gegeben worden bisher.“


    Grinsend hob er dann ebenfalls seinen Krug und stieß mit seinem Sippenoberhaupt an. Obwohl er sich immer noch nicht sagen konnte, warum ausgerechnet er befördert worden war, und obwohl er sich auch immer noch so ganz sicher war, ob er der Herausforderung wirklich gewachsen war... das war etwas, was er Witjon ganz sicher nicht unter die Nase reiben würde. Da brachte er es endlich mal ein wenig vorwärts – da würde er nun ganz sicher nicht diesen Eindruck schmälern. Natürlich wäre es ganz schön gewesen, mit Witjon ein bisschen darüber zu reden... aber Hadamar wollte einfach nicht, dass es wieder hieß, er wäre ungeeignet. Oder besser: er würde nichts aus sich machen, was in seinen Ohren in den letzten Jahren immer das Gleiche gewesen war... ohne wirklich zu realisieren, dass es ja im Grunde nicht das Gleich war. So also verschwieg er seine Zweifel – und überhaupt, so nach und nach bläute ihm Verus schon alles ein, was er wissen musste, nur die Arbeit wurde halt irgendwie nicht weniger –, und trank einen kräftigen Schluck. „Danke“, grinste er und zuckte dann die Achseln. „Botengang. Wir sollen was nach Augusta Vindelicum bringen.“

  • "Ja, so heißt es auf der Straße", nickte Witjon. Die Gerüchte waren ja allgemein bekannt. Nur eben nicht bestätigt, sonst wären es ja keine Gerüchte mehr. "Also keine Nachrichten aus Britannia. Hmm..." Nachdenklich rieb sich der Sippenführer durch die Barthaare am Kinn. "Und wie stehen unsere Nachbarprovinzen zu Annaeus beziehungsweise Cornelius?" Vielleicht war darüber ja schon mehr bekannt.


    "Ahso", war das Einzige, das Witjon auf die mäßig informative Erklärung über Hadamars Auftrag hin einfiel. "Klingt ja nicht gerade spannend. Aber immerhin kommst du mal für was länger aus dem Lager raus, was?"

  • Als Vala das Arbeitszimmer betrat brachte er eine Ansammlung von Gerüchen mit sich, die jedem Mann anhafteten der die letzten drei Wochen damit zugebracht hatte sich vom Süden des Weltreichs zum Norden des Weltreichs zu begeben. Vala hatte seit Wochen nicht ausgiebiger gebadet als sich in aller Kürze in gewisse Flüsse zu tunken, stank nach Pferd, Stall, Leder... und vor allem nach Schweiß.
    Natürlich klopfte er nicht an, war ja schließlich zuhause und trotz seines kürzlich erlittenen Karriereknicks einer der ganz dicken Fische seiner Sippe.. zumindest dachte er das. Dementsprechend selbstverständlich war dann auch sein Auftreten, als er die beiden anwesenden mit einem breiten Grinsen grüßte: "Mooooooltiet."
    Der Typ hinter dem Schreibtisch musste ohne Zweifel Witjon sein... zwar hatte Vala den Kerl vor mehr als zehn Jahren das letzte Mal gesehen, allerdings hatte sich dessen Gesicht noch nicht allzu sehr hinter Barthaaren versteckt wie das von Vala. Aber die Haare hatte er sich langwachsen lassen, so wie Vala ebenso. Den anderen Kerl kannte Vala nicht... aber Albin hatte ihm ja gesagt, dass ein Mann namens Hadamar da wäre. Nur konnte Vala das Bild dieses Soldaten nicht mit dem Bild des Sohnes des Sigmar vereinbaren, den er erstens nur einmal in seinem Leben gesehen hatte, und der zu dem Zeitpunkt kaum sechs Sommer gesehen hatte. Die Stille die sich ausbreitete verlangte nach Unterbrechung, und so gab Vala sich freimütig mit einem 'Bi weer doa!!'

  • Auch bei der Frage konnte Hadamar nur die Achseln zucken. „Hört man auch mal so, mal so. Offiziell wissen wir noch von nix“, und er ging davon aus, dass es das war, was Witjon interessierte – was sie in der Legion wirklich erfahren hatten von ihren Vorgesetzten. Aber noch war da nicht mehr, als dass sie sich dem Cornelius angeschlossen hatten. „Aber ich geh mal davon aus, dass wir das bald erfahren. Ich glaub net dass das noch lang dauern wird, bevor wir marschieren.“ Er trank noch einen Schluck und nickte dann mit einem flüchtigen Grinsen. „Ja, nen bisschen unterwegs sein, das-“ In dem Moment wurde er unterbrochen, als die Tür aufging und jemand herein kam – jemand, der ihm nicht wirklich bekannt vorkam. Oder doch? Oder nicht? Hadamar war sich nicht so sicher, aber der Neuankömmling schien sich hier offenbar ziemlich... selbstverständlich vorzukommen. Hatte Witjon irgendwelche neuen Handelspartner, mit denen er so gut stand dass die einfach hereinplatzten, oder war das irgendein Verwandter? „Heilsa“, machte er zunächst einfach nur, während er aufstand und den Neuankömmling begrüßte. Und den Rest erst mal Witjon überließ.

  • Witjon gab sich mit Hadamars Antwort über die anderen Provinzen zufrieden. Dass es nicht mehr lange dauern würde, bis die Legion in den Krieg zog, stimmte ihn natürlich nicht gerade sorgenfreier, aber was konnte er schon tun? Und dann stand plötzlich ein Mann im Raum, mit dem Witjon freilich nicht rechnete.
    "Al....rik?" stutzte Witjon verblüfft, von Hadamars so unbeteiligter Reaktion zusätzlich verwirrt. Achja, die beiden hatten sich damals ja gar nicht richtig kennen gelernt. Perplex blieb Witjon einen Augenblick lang sitzen, bevor er sich hastig erhob und auf seinen Vetter zuging.
    "Alrik, willkommen zurück", begrüßte er ihn nun fröhlich. Witjon gab Alrik erst einen festen Händedruck, entschied sich dann dafür, eine Umarmung nachzuschieben. Als sie voneinander abließen, musterte Witjon den unverhofften Rückkehrer unverhohlen neugierig. "Gut siehst du aus." Dann erinnerte er sich an Hadamar und erklärte: "Alrik, kennst du noch Hadamar? Einer von Sigmars Sprösslingen. Hadamar, das ist Alrik, Sohn des Leif." Jetzt, wo Witjon sich gefangen hatte, bot er Alrik einen Sitzplatz und Getränke an und forderte auch sogleich eine ausführliche Erklärung: "Also, wie kommen wir zu der unverhofften Freude, dich so plötzlich in unserem Heim wieder begrüßen zu dürfen?"

  • "WIT....JON!!!" , lachte Vala vergnügt, während er die Begrüßung ebenso innig erwiderte, "Du dich auch... und wie... man könnte meinen, du wolltest in die Stämme emigrieren.." Wie hatten sich die Dinge doch geändert... als er gegangen war, hatte er es auf nichts anderes abgesehen als Lando als Sippenrich abzulösen.. und damit auch dessen Nachfolger Witjon. In der Zeit in der er sich alleine in Rom durchschlagen musste, und seine Familie ihm vor allem mit steten Wechseln zur Seite gestanden hatte, hatte sich auch seine Auffassung von deren Wert grundlegend geändert. Er brauchte sie... und wie er sie brauchte.


    "Heilsa, Hadamar, Sohn Sigmars..." , grüßte Vala den Jungen, ergriff ihn fest am Unterarm und mit der anderen Hand an der Schulter, "...das letzte Mal als ich dich gesehen habe, hast du noch mit Holzstöcken Schlachten gegen deine Schwestern ausgefochten, und nun hast du das Holz gegen Metall, und deine Schwestern gegen Baumstämme ausgetauscht, wie es scheint. Bist du bei der zweiten hier, oder auf Urlaub einer der anderen Legiones?"


    Als Witjon ihn dann natürlich nach dem Grund seiner Anwesenheit fragte, konnte Vala nur schief grinsend mit den Schultern zucken: "Der Kaiser ist tot, ein Ursupator auf dem Thron und ich habe den Fehler gemacht und mit anderen eine der wichtigsten Provinzen des Reichs in die Rebellion geführt. Das kam nicht so gut an in Rom, deshalb bin ich einerseits vogelfrei... und andererseits hier auf der Suche nach Verbündeten für meine Freunde im Süden. "

  • Hadamar hielt sich zurück, auch dann noch, als ziemlich klar wurde dass der Kerl ein Verwandter war – Alrik. Vage meinte er sich zu erinnern, irgendwann, vor... wie lang war das her? Er war auf jeden Fall noch ziemlich klein gewesen, und konnte ihn nicht sonderlich oft gesehen haben. Was ihn allerdings nicht daran hinderte, den Griff kräftig zu erwidern und zu grinsen. Auch wenn das Grinsen bei den folgenden Worten Alriks ein wenig verlegen wurde. „Eh, ja“, erwiderte er und hoffte unwillkürlich, dass seine Ohren nicht rot wurden. „Wobei die Baumstämme auch schon mal gegen Kameraden gewechselt werden.“ Er kratzte sich am Kopf. „Ich bin hier bei der zweiten“, nickte er dann. Und horchte auf, als Alrik weiter erzählte. „Welche Provinz?“ hakte er nach und fügte an: „Wenn's gegen den in Rom geht, bist hier schon mal nicht schlecht.“

  • "Eiferst deinem Vater nach, wie?" , fragte Vala rhetorisch, "Wenn ich dich so ansehe hab ich das Gefühl langsam alt zu werden.. als ich so alt war wie du bin ich nach Rom gegangen."


    Als er von dem Jungen abließ wanderte sein Blick durch das Arbeitszimmer. Gefühlte Ewigkeiten war es her seit er hier zum letzten Mal gewesen war, und trotzdem sah alles fast genauso aus wie damals... sogar eine Karaffe mit Wasser stand da, wo schon immer eine gestanden hatte.


    "Aegyptus." , erwiderte Vala freimütig auf die Frage Hadamars, "Aegyptus hat sich von Rom losgesagt und die Legionen dort verbarrikadieren sich gerade mit dem wertvollen Getreide in der Provinz. Den Ursupator dürfte das echt schwitzen machen... ich bin hier, um dem Legatus Annaeus die Unterstützung der Legionen anzutragen... und ihm die Kontrolle über das Getreide zu geben. Das sollte seine Chancen auf den Kaiserthron deutlich verbessern... und meine, danach dort weiter zu machen wo der Ursupator es mir verweigert."

  • "Naja, noch nicht ganz...", lachte Witjon, während er sich über die behaarte Wange strich. Alriks Worte nahm er einfach mal als Kompliment hin, wurde es unter Germanen immerhin oft genug noch nicht gern gesehen, wenn sich jemand allzu römisch gab und damit seine Wurzeln völlig aufgab.
    Dann verfolgte er aber erstmal die Begrüßung und den Austausch zwischen Alrik und Hadamar und kam zunächst aus dem Grinsen nicht heraus. Bis Alrik auf die harten Fakten zu sprechen kam, die er ihnen ungebremst vor den Latz knallte. Witjon hätte beinahe das Bier fallen gelassen, das er Alrik gerade reichen wollte, als er zu hören bekam, dass der Heimkehrer vogelfrei war. "Die Proskriptionslisten", keuchte er und musste sich räuspern, um seine Stimme wiederzufinden. Auch die Ereignisse in Aegyptus rissen Witjon ziemlich vom Hocker. "Bei Wodan! Alrik, du hast eine ganze Provinz gegen Vescularius - gegen den Kaiser - aufgewiegelt?" Witjon ließ sich verblüfft in seinen Stuhl zurückfallen und musste erstmal Atem holen. Dann musste er plötzlich lachen, ein kurzes, ungläubiges Lachen. "Irre. Einfach irre. Und... was bedeutet das jetzt für uns? Ich meine...da steht immerhin ganz fett Duccius auf der Proskriptionsliste." Witjon war für diesen Moment noch zu perplex, um sich selbst die Vor- und Nachteile von Alriks Position ausrechnen zu können, auch wenn sie wohl offensichtlich waren. Falls Cornelius Palma siegte, stünde Alrik mit einem Fuß bereits im Senat. Falls nicht...stünden sie alle mit einem Fuß in der Arena.

  • Als Alrik vom Alter sprach, grinste Hadamar wieder freimütig. Wenn er sich ihn ansah, dann hatte er ganz sicher nicht das Gefühl, dass der langsam alt wurde. Oder Witjon. Sie waren alt... für Hadamar jedenfalls. „Keine Sorge, du wirst nicht alt... du bist es schon“, grinste er zurück. Hadamar wäre nicht Hadamar, wenn er das für sich behalten hätte. Was seinen Vater hingegen betraf... den hatte er schon übertroffen, wie er gerade einigermaßen verblüfft feststellte. Für ihn war nie so sehr ein Thema gewesen, Sigmar nachzueifern... weswegen er darüber auch nie wirklich nachgedacht hatte. Aber so direkt darauf angesprochen: als Optio hatte er seinen Vater überholt. Das wiederum war nun aber nichts, was er großartig erwähnen wollte. Einerseits, weil er nicht zur Legion gegangen war um seinem Vater nachzueifern oder ihn gar zu übertreffen... sondern weil er sich hatte abgrenzen wollen von den lebenden Duccii. Dass auch sein Vater bei der Legio gewesen war, war da eher Zufall gewesen. Und andererseits... nun, andererseits hatte er sich natürlich gefreut, seiner Familie erzählen zu können, dass er es in der Legio tatsächlich zu was brachte. Dass seine Entscheidung also richtig gewesen war, und dass er in der Lage dazu war, was hinzukriegen. Nur: so richtig wohl fühlte er sich in seiner Rolle als Optio noch nicht. Er war sich nicht so sicher, ob sein Centurio die richtige Wahl getroffen hatte... Wo er daheim immer das Gefühl gehabt hatte, dass ihm zu wenig zugetraut und er nur blockiert worden war zwischen all seinen älteren Verwandten, die schon so viel erreicht hatten, und den gleichaltrigen, die irgendwie auch mehr konnten als er, hatte er nun bei der Legio das vage Gefühl, dass der Primus Pilus ihm zu viel zutraute. Er war absolut und ohne jeden Zweifel fest entschlossen, sich zu beweisen, vor anderen und vor sich selbst – aber so wie die Situation im Moment war, hatte er weniger das Bedürfnis danach, damit zu prahlen dass er befördert worden war.


    Bei dem folgenden Wortwechsel verstummte Hadamar zunächst. Aus mehreren Gründen. Zum einen brauchte er einen Moment, bis er sortiert hatte, was er da an Infos bekam. Zum anderen war auch ihm klar, dass das, was er gerade hörte... heftig war. Er wusste nicht genau, wo Aegyptus lag, aber auch er wusste, dass das eine der wichtigen Provinzen war. Die Bemerkung von Alrik mit dem wertvollen Getreide half zusätzlich, bei Hadamar die richtigen Glocken klingeln zu lassen. Und dann war da noch der Satz mit dem Annaeus und seinen Chancen auf den Kaiserthron. Annaeus. Kaiser. Die II hatte aber den Korni ausgerufen. Das konnte nicht nur, das würde Ärger geben, wenn der LAPP tatsächlich selbst Kaiser werden wollte. Hadamars Kopf begann leicht zu schwirren. Er hatte ja ohnehin keine Ahnung, wer da nun wie viel Anrecht darauf hatte, Imperator zu werden... aber irgendwie schienen sich die möglichen Anwärter gerade karnickelartig zu vermehren. Er warf Witjon einen kurzen Blick zu, aber der reagierte darauf gar nicht, und Hadamar beschloss, sich an sein Sippenoberhaupt zu halten und dazu auch nichts zu sagen. Witjon würde schon wissen, warum er die Klappe hielt darüber, zu wem sich die II bekannt hatte. Überhaupt interessierte den etwas anderes viel mehr, etwas, das Hadamar in seiner ganzen Tragweite gar nicht so ganz begriffen hatte bis jetzt. Ein Duccius auf der Proskriptionsliste. Gut, die Legio II hatte sich auch gegen den Kaiser in Rom gestellt, aber das war eine ganze Legio, die Namen der einzelnen Legionäre interessierte niemanden, nur der Legat, und sein Stab vielleicht noch. Aber Alriks Worte bedeuteten, dass auch der Name seiner Familie nun in der Reihe der Verräter stand.

  • "Das klingt jetzt, als hätte ich das im Alleingang gemacht. Ich habe einen Stein ins Rollen gebracht der sich wenig später ohnehin von alleine gelöst hätte, hätte Decimus Varus von den Annaei davon erfahren, dass sein Vetter sich hier in Germania selbst gegen Rom stellt. Es war nicht mein Ding, wer bin ich, dass ich alleine eine der wichtigsten Provinzen des Reichs in die Provinz führen könnte? Aaaaaaber... ich war maßgeblich daran beteiligt, weshalb nun zweitausend Sesterzen auf meinen Kopf ausgesetzt sind." , spielte Vala seine Rolle in Aegyptus herunter... zumindest etwas... damit nicht der Eindruck aufkam er wolle dem Artorier und dem Annaeus hier die Meriten stehlen. Wenn man das überhaupt Meriten nennen konnte, wenn der Vescularier sich an der Macht halten konnte waren die Meriten Todesurteile.


    "Für uns bedeutet das ganz einfach, dass es wieder bergauf geht sobald der Ursupator Salinator entmachtet und zur Rechenschaft gezogen ist.. aber ich will ehrlich mit dir sein: es ist mir relativ egal ob er den Kaiser wirklich ermordet hat oder nicht. Mit reicht es vollkommen, dass dieser Mann sich gegen mich gestellt hat. Er hat kein Interesse daran, mich im Senat zu sehen.. so ist mein Interesse umso größer, dass dieser Mann nicht an der Macht verbleibt. Und unseres ohnehin.. wenn der Annaeer fällt, fallen alle, die sich mit ihm zusammengetan haben auch." , was natürlich leidlich übertrieben war, der Vescularier würde sich an einer Familie wie den Duccii nicht vergehen, einfach weil sie ihm nicht wichtig genug war. Allerdings war das für Vala keine Option, weil er in den Senat wollte... in den Senat MUSSTE, und daher seiner Familie konsequenzgleich den Weg vorgab.


    "Vescularius Salinator MUSS fallen." , bekräftige Vala daher noch einmal die Wichtigkeit der Sache. Dass er sich genauso gut hätte Salinator angeschlossen, beziehungsweise der feinen Art eines opportunisten Gleich brav danke gesagt hätte, so dieser ihn in den Senat berief... das musste er ihnen jetzt nicht auf die Nase binden, weil es letztlich vollkommen gleich war.

  • Gelangweilt war schon gar kein Ausdruck mehr! STERBENSlangweilig traf es wohl eher. So kam es, dass Dagwin über die Flure krebste und nach Beschäftigung suchte, was allerdings gar nicht so einfach zu sein schien, da wohl niemand da war.
    Als er am Arbeitszimmer vorbeiging hörte er allerdings Stimmen. Die eine war von Witjon, die anderen beiden kannte er nicht. Neugierig, wie Dagwin nunmal war, drückte er sein Ohr an die Tür. Die Männer redeten irgendwas von Provinzen und sondergleichen. Das gefiel Dagwin! Politik! Leise öffnete er die Tür, sodass er durch einen kleinen Spalt gucken und hören konnte, allerdings sah er nicht viel, nur einen Mann von hinten, er hatte längere Haare, aber Witjon war das nicht. Dagwin lauschte also weiter und verhielt sich still, so würde er gar nicht auffallen!
    Der Junge verstand irgendwas von entmachtet und zur Rechenschaft gezogen, verstehen tat er es allerdings nicht, doch als dann die rede von einem ermordeten Kaiser war, wurden seine Augen groß. Sprachen sie da gerade über eine Geschichte oder war das die Realität? Konnte man so einfach den Kaiser umbringen? Das ging doch nicht.. da waren doch diese, wie hat Castor sie noch genannt.. diese.. diese.. Paetoia oder so, diese Wachen eben, die den Kaiser beschützten. Der Mann mit den längeren Haaren wollte anscheinend in den Senat, wie aufregend! Ein balder Senator im Haus der Duccier! Den musste Dagwin unbedingt näher sehen, also versuchte er die Tür noch um ein paar cm weiter zu öffnen, bis er abrupt inne hielt und noch viel größere Augen machte. In diesem Moment fielen die Worte "Vescularius Salinator MUSS fallen." Dagwin machte das Angst, wurde dadrin etwa ein Plan ausgeheckt? Ein.. ein Mord? Nein! Das konnte nicht sein. Wer war dieser Salinator überaupt? Der Mann mit den längeren Haaren nannte ihn irgendwas mit Ursuhupater oder so.. Dagwin verkleinerte wieder den Türspalt, um noch ein wenig zuzuhören, allerdings knarrte es kurz, was ihn noch einmal inne halten ließ, er kniff die Augen zu, wird schon keiner gehört haben.

  • "Selbst wenn du den Stein nur angestoßen hast", nahm Witjon Alriks Formulierung auf, "so warst du dennoch beteiligt." Maßgeblich eben, wie Alrik schon gesagt hatte. Aber statt weiter auf der Rolle seines Vetters in dieser Sache herumzureiten, beließ Witjon es dabei und hörte sich dessen näheren Erläuterungen zur Lage der Gens an, was in ebendiesem Zeitpunkt von wesentlich größerer Wichtigkeit war als die Profilierung des Einzelnen.


    Und gerade diese Erläuterungen bestätigten das Bild von Alrik, das in Witjon schon seit einigen Jahren grobe Gestalt angenommen hatte. Der Mann war einzig auf Macht aus. Es schien ihm völlig egal zu sein, ob eine Gefolgschaft gegenüber diesem oder jenem moralisch zu vertreten oder mit einstigen Loyalitäten zu vereinbaren war. Alrik kam es einzig und allein auf seinen persönlichen Vorteil an. Und den seiner Sippe, so folgerte Witjon zumindest, denn ohne seinen Rückhalt in Mogontiacum wäre der Sohn des Leif schon mindestens drei oder vier Mal völlig pleite gewesen. Und vielleicht auch schon längst tot, denn Geld und Leben hängten sicherlich nicht nur in Mogontiacum eng miteinander zusammen.


    Dass Alrik schließlich Salinators Untergang durch vehementes Bekräftigen seiner Position als unbedingt herausstellte, unterstrich letztlich Witjons Eindruck von seinem Vetter nochmal dick.
    "Du stehst gegen Vescularius und wir also mit ihm. Wenn du und die Männer, denen du dich angeschlossen hast, fallen...." Witjon wollte es lieber gar nicht aussprechen. "...dann fallen auch wir." Ein hölzernes Knarzen drang zwischen seine Worte, doch Witjon ignorierte es. Er war viel zu sehr mit Konsequenzanalyse beschäftigt, wobei er nicht mit der Sicht der Dinge vertraut war, die man in Rom auf die Welt hatte und sich somit auch nicht so leicht ausmalen konnte, wie sehr die Duccier wirklich bedroht wären, würde der Konflikt zugunsten Salinators ausgehen. "Wie steht die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Sturz des Vescularius kommt?" fragte Witjon schließlich. "Ich meine...kennst du den Statthalter? Weißt du wie er denkt? Glaubst du nicht, er könnte ganz andere Pläne haben als sein Verwandter in Aegyptus?" Nicht, dass Alriks Pläne schon hier in der Regia zunichte gemacht wurden, indem Annaeus Modestus ihn arrestieren ließ und sich dem Mann in Rom anschloss.

  • Hadamar lehnte mit verschränkten Armen an seinem Stuhl und lauschte der Unterhaltung. Wirklich viel dazu beisteuern konnte er ja nicht... und ohnehin war er mehr damit beschäftigt, erst mal zu verdauen, was er da alles hörte. Vor allem als Alrik darauf zu sprechen kam, dass ihm egal war, wer den Kaiser ermordet hatte. Hadamar war unschlüssig, was er davon halten sollte. Feiger Mord? Das war... so jemandem wollte er nicht wirklich folgen. Andererseits war der Kaiser unglaublich weit weg. Und es wusste sowieso niemand, was wirklich passiert war, sie, hier, in Mogontiacum schon gar nicht. War es da nicht besser, pragmatisch an die Sache ranzugehen, wie Alrik offenbar? Und wenn sich der neue Kaiser tatsächlich gegen ihn gestellt hatte – auch wenn Hadamar sich nicht so wirklich vorstellen konnte wie der das gemacht haben sollte, also, auf diese persönliche Art, wie es bei Alrik gerade klang, hatte der wirklich so direkten Kontakt mit dem Kaiser? Dann musste der in Rom doch nen ganze Stück mächtiger sein, und das fiel Hadamar gerade etwas schwer zu glauben, weil Alrik hier einen anderen Anschein hatte, einen... einen familäreren halt –, jedenfalls: wenn der Kaiser sich gegen ihn gestellt hatte, was blieb ihm dann anderes übrig, als damit irgendwie umzugehen?


    Und davon abgesehen: sein Legat schien ja auch schon der Meinung zu sein, dass dieser Vescularius einfach gar nicht ging. Auch wenn der wohl auch nicht wusste, wer den Kaiser, den alten, umgebracht hatte. Das war auch der Grund, warum Hadamar Witjon jetzt wieder ein wenig verblüfft anstarrte. Hallo? Er hatte ihm doch gerade noch erzählt, dass die Legio II sich gegen diesen Vescularius positioniert hatte, glaubte er etwa, der Legat der Secunda wäre so lebensmüde das zu tun, wenn der Legat der Provinz was anderes vorhatte? Zumindest diese Pläne stimmten dann doch offenbar überein, dass der Kaiser fallen musste. Also, der, den sie da in Rom ausgerufen hatten. Aber auch jetzt mischte er sich lieber nicht ein, sondern hörte erst mal weiter zu... und versuchte irgendwie einen Durchblick zu bekommen.

  • "Unsere Chancen stehen nicht zu schlecht..." , betonte Vala erneut, weil sein Vetter doch etwas sehr zaghaft dreinschaute, "..der Osten rebelliert, und nun wohl auch. Wenn wir wirklich daran arbeiten wollen, die Position unserer Familie zu stärken und uns voran zu bringen, können wir uns Neutralität nicht erlauben. Sowieso, bedenke dies: sollte Kaeso Modestus von den Annaei sich wirklich dazu entschließen, gegen Salinator vorzugehen, nimmt er euch die Entscheidung sowieso ab. Wir sind hier nicht irgendwer.. du bist nicht irgendwer.. wir stützen den Legaten, in dem wir unsere Arbeit tun. Und was ist dies, wenn nicht eindeutige Parteinahme?"


    Die Fragen Witjons über den Statthalter konnte er nur mit einem Schulterzucken beantworten: "Was wäre er für ein Mann, wenn er sich gegen seine eigene Sippe stellen würde? Und wie närrisch wäre er, würde er die Unterstützung einer der wichtigsten Provinzen des Reichs einfach so verwerfen? Der Praefectus Aegypti hält große Stücke auf seinen Vetter.. sollte er sich dem Vescularier anschließen und mich einkassieren, ist es ohnehin der Wille der Götter gewesen, dass ich scheitere."

  • Alriks Worte überzeugten Witjon schließlich davon, dass er - und damit die ganze Sippe Wolfriks - ohnehin keine große Wahl hatte. Einen Augenblick musste er über diese Perspektive Nachdenken, bevor er seinen Vetter fixierte und entschlossen sein Resümee zog. "Dann steht es also fest: Die Söhne ...und Töchter... Wolfriks werden auf der Seite stehen, auf der der Statthalter sich positioniert. Mit allen Vor- und Nachteilen. Es bleibt uns also gar nichts anderes übrig, als das Beste daraus zu machen." Mit gemischten Gefühlen sprach er diese Wahrheit aus und fügte schließlich an: "Wir kennen es immerhin schon fast gar nicht mehr anders."

  • "Ich muss sofort weiter zu eben diesem Statthalter, um ihm diese Nachricht zu überbringen." , fügte Vala den Schluss an, um sich langsam wieder auf seinen eigentlich Hierseinsgrund zu verlegen, "Ich werde sehen, dass wir aus dieser Sache bestmöglich wieder herauskommen. Sowieso.. wir haben keine andere Wahl, als uns hinter den Annaer zu stellen.. wir sind die Duccii, und dürften somit die ersten sein, die man nach ihrer Position fragt... oder sie in eine beliebige zwingt. Wenn ihir mich jetzt also entschuldigt? Ich werde euch später genauer berichten..."
    Sprach's, nickte den beiden Männern zum Abschluss noch einmal zu und zog sich dann zurück, um sich wieder in einen Menschen zu verwandeln und danach dem statthaltenden und stattlichen Statthalter Bericht zu erstatten.

  • Witjon nickte verstehend. Damit war es also fest. Die Duccier standen als mächtigste Sippe Mogontiacums und der Umgebung an erster Stelle hinter dem Statthalter Annaeus, falls - und davon ging Witjon aus, wenn er Alriks Argumente zusammenzählte - dieser sich gegen Potitus Vescularius Salinator stellte.
    "Ist gut", sagte Witjon und verabschiedete den Heimkehrer mit einem lapidaren Wink. Alrik sprach, als wäre es klar wie Kloßbrühe, dass sie sich wiedersehen würden. "Die Nornen mit dir", schickte er dem Gehenden deshalb noch hinterher und hoffte, dass Alrik sich nicht in Schwierigkeiten brachte. Zumindest nicht noch größere, als es hinsichtlich der Proskriptionsliste ohnehin schon der Fall war.


    Als die Tür schließlich wieder geschlossen war, wandte Witjon sich mit hochgezogenen Augenbrauen an Hadamar, der die meiste Zeit geschwiegen hatte. "Nun?" fragte er. Witjon wunderte sich darüber, dass der Junge überhaupt noch hier saß, als er sich die Frage stellte wie viel zeit so ein Optio überhaupt außerhalb der Castra verplempern durfte.

  • Witjon hatte sich heute vorgenommen, Spurius Iunius Silanus formwirksam in die FMQ aufzunehmen und sich deshalb Schreibzeug zur Hand genommen. Vernünftigerweise gab es vorgefertigte Formulare, von denen er nun nur noch eines ausfüllen musste. "Wunderbar", schmunzelte er, als das erledigt war.



    Urkunde


    über die Mitgliedschaft des Iunius Silanus im Handelskonsortium Freya Mercurioque


    Dieses Dokument bestätigt die Aufnahme des Spurius Iunius Silanus in das Handelskonsortium Freya Mercurioque. Er ist von nun an Socius Consortii und hat damit das Recht, eigene Betriebe unter dem Namen der Freya Mercurioque zu führen und seine Waren in den Verkaufsräumen des Konsortiums anzubieten.
    Er ist verpflichtet, im Namen seiner Betriebe das Präfix Freya Mercurioque zu führen. Außerdem müssen jegliche Waren im Namen des Konsortiums angeboten werden.




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    _________________________________________________________
    Numerius Duccius Marsus
    Curator Consortii

    ANTE DIEM XV KAL IUL DCCCLXII A.U.C. (17.6.2012/109 n.Chr.)


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  • Wenig später, als Witjon ein Schreiben von Lucius Purgitius Maecenas erhalten hatte, setzte er eine weitere Urkunde auf.


    Überschreibungsurkunde


    Sämtliche Betriebe des Lucius Purgitius Maecenas werden hiermit auf seinen Wunsch hin dem Socius Consortii Spurius Iunius Silanus zur Verwaltung überschrieben. Sämtliche Waren und Angestellte gehen zu diesem Zweck in seinen Besitz über. Abgaben und regelmäßige Kosten werden rechtmäßig vom neuen Besitzer entrichtet.




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    Numerius Duccius Marsus
    Curator Consortii

    ANTE DIEM XV KAL IUL DCCCLXII A.U.C. (17.6.2012/109 n.Chr.)


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