Kaminzimmer

  • Natürlich. Lanthilta wird dir das Zimmer zeigen.
    ALso rief sie nach ihr und bat die junge Frau dem Gast sein Zimmer zu zeigen.

  • Sie hatte ihm den Weg hierher gezeigt und ihn auch etwas gestützt. Es war wirklich nur wenig, da sie sich nicht so viel belasten wollte, aber ihm auch etwas halt geben.


    Schließlich waren sie am Ziel angekommen. Venusia öfnete die Tür und trat herein, deutete Albin es auch zu tun. Hier war es durch das prasselnde Feuer warm.
    Nitte nimm doch Platz. Möchtest du etwas trinken?"
    Sie ging mit ihm zu den beiden Sesseln, die vor dem Feuer standen wo es noch etwas wärmer war als im restlichen Raum.

  • Der alte Mann ließ sich in den Sessel plumpsen und schluchzte immernoch vor sich hin, der Eindruck seiner Heimkehr war einfach zu viel für ihn...


    "Dagmar, Kind, ich...",begann er, doch als er den Weinkelch mit den Bechern in der Ecke sah sprang er mit einer Beweglichkeit auf, die man ihm garnicht zugetraut hätte, stapfte dorthin und goß ihnen beiden ein. Sich selbst etwas weniger als Venusia. Jahrelange Angewohnheit lässt sich nicht abschütteln, dann drückte er ihr den Becher in die Hand und ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.


    "Es ist unglaublich, hier her gefunden zu haben. Es ist...", wieder begann er zu schluchzen, und neue Tränen sprangen ihm in die Augen. Mit einem Schluck lehrte er den Becher, verzog eine Miene als er erkannte dass es KEIN Beerensaft war den er da in der Hand hielt, sprang dann aber doch sofort wieder auf und goss sich auf ein neues ein...

  • Sie konnte zum einen seine Aufregung gut verstehen. Aber so ganz verstand sie es auch wieder nicht, was vielleicht daran lag, dass sie seine Geschichte noch gar nicht kannte. Gerade als sie danach fragen wollte, sich nach seinem Befinden erhundigen und so weiter, sprang er einfach auf und plötzlich hielt sie den Becher in der Hand. Mal davon abgesehen, dass sie Wein nur selten trank, verzichtete sie zur Zeit fast ganz darauf.


    Dann saß er endlich und sie witterte die neue Gelegenheit mit ihm ins Gespräch zu kommen. Doch ehe sie wieder zu einem Wort anheben konnte, holte er sich schon den zweiten Becher. Vielleicht wurde er ja danach etwas ruhiger udnd sie würden sich unterhalten können. So startete sie nachdem er getrunken hatte, den dritten Versuch.
    Es freut mich sehr, dass du zu uns gefunden hast, erzähl doch bitte wie du dieses geschafft hast. Was hast du in den vielen Jahren gemacht und wie hast du schließlich hierher gefunden?"
    Vielleicht war er ja mit den vielen Fragen etwas an den Sessel zu fesseln. Für einen alten Mann war dieses hektische Treiben sicher nicht unbedingt das Beste.

  • Nachdem er die Hälfte des Weins runtergekippt hatte, und der Alkohol in sein Blut zu wandern begann, versuchte er zusammen zu fassen was ihm in den letzten zehn Jahren passiert war. Was einige Minuten in Anspruch nahm, in denen sich Stille über die beiden legte. Schließlich sah er auf und begann zu erzählen wie ein Wasserfall.


    "Als... als es begann... du warst noch ein Kind, ich weiß nicht ob du dich erinnerst. Es wurde nicht lange nachgedacht, schnell wurde beschlossen wer flieht, und wer bleibt um den anderen die Flucht zu ermöglichen. Ich denke du weißt wie es ausgegangen ist. Dein Vater... oh... dein Vater...", er begann wieder in Tränen auszubrechen, ".. es hat gedauert. Sie haben nicht mit Widerstand gerechnet. Aber letztendlich wurden doch alle nieder gemacht. Ich... wurde niedergeschlagen. Scheiße tat das weh, aber es war nur ein schwacher Abglanz von dem was den anderen... nun... ich habe überlebt, aber der Tot wäre gnädiger gewesen. Ich musste meine Dienste in Gauen von Herren verrichten, die rau waren, Barbaren, wie die Römer doch immer sagen. Es war eine schreckliche Zeit, aber ich habe gelebt... dass zehn Jahre vergangen sind, habe ich erst realisiert als der junge Sarolf vor mir stand."


    Er schluckte, als er sich an den Schock erinnerte den er erlitten hatte als der Mann Sarolf, den er nur als kleinen Jungen kannte, plötzlich vor ihm stand.


    "Ich erkannte ihn nicht sofort, aber er wusste direkt wer ich war.. er... er... er... er hat mich freigekauft, nachdem ich von Herren übernommen wurde, die meinen alten Herren wiederrum einfach den Garaus gemacht haben. Soviel Tod... soviel Tod... Sarolf, ja... Sarolf stand vor mir, und hat mir gesagt ich könnte meinen alten Eid wieder annehmen. Ich könnte wieder für die Familie da sein... ich könnte... aber... aber im Reich der Römer! Schon seltsam.. ich weiß noch dass mein alter Vater gegen die Römer gekämpft hat, mehr als einmal,.. was er wohl sagen würde? Jetzt bin ich im Reich.... ich bin hier... ich bin wirklich hier..."

  • Erst schwiegen sie, eine Weile in der sie einfach nur dasaßen und Venusia auf die Antwort des alten Mannes wartete. Ihr war klar, dass dies alles nicht so eifnach für ihn war und scheinbar hatte er eine lange Zeit voller Sorgen hinter sich und so gestand sie ihm die Zeit zu, die er brauchte ehe er zu sprechen begann. Sie hörte ihm zu, aufmerksam und versuchte mit den Informationen und den Fetzen sich ein Bild dessen auszumalen, das er durch gemacht hatte. Er hatten ebenfalls wie sie alle kein leichtes Los gezogen gehabt.
    Mein Vater ist mit uns nach Britannia geflüchtet. Brandolf hatte ein gutes Händchen als er uns eine neue Heimat gesucht hatte. Ich erinnere mich noch sehr gut daran was damals alles passiert ist und man wird es wohl nie vergessen. Wir hatten in Britannien eine neue Heimat gefunden, ein Dorf in der Nähe einer großen römischen Stadt.
    Auf das was dann kam, ging sie erst einmal nicht weiter ein. Es war für sie wichtiger ihm zu sagen, dass sie heil von dannen gekommen waren. Alles was dann passierte würde sie ihm wenn mehr nachfragte sicher noch sagen. Zumindest teilweise. Es gab eben Sachen, die sie nicht jedem erzählte egal wie gut sie diese Menschen kannte.
    Landogar ist mit seiner Familie hier im Reich angekommen und nachdem er einem Mann, einem Römer das Leben rettete wurde seiner Familie und auch uns damit zum Dank das Bürgerrecht verliehen und wir wurden zu einer angesheenen Familie hier und sind es im Grunde noch immer. Doch einige wie auch Sarolf zieht es zurück in die HEimat. Sie waren zu alt und ihre Wurzeln schon zu fest mit dem Land dort verankert. Aber es freut mcih um zu mehr, das er dich gefunden hat und du nun hier bei uns bist.
    Venusia stand nun auf und nahm sich ein Glas Wasser. Es sollte keines Wegs unhöflich sein, aber sie hielt es für besser das frische Brunnenwasser zu trinken als den Wein. Außerdem schmeckte er ihr seitdem sie schwanger war noch weniger als früher.

  • "Das hat Landogar getan?", staunte Albin nicht schlecht, "Aber das passt zu ihm. Das muss ein sehr großzügiger Römer gewesen sein, dem er da das Leben gerettet hat."


    Albin nickte eifrig, um seine Zustimmung zu der Tat, die der Familie so ein Leben ermöglicht hat, zum Ausdruck zu bringen. Dann fiel ihm wieder ein was er in der Eingangshalle gelesen hatte.


    "Sag, Kind, was ist seither geschehen? Ich habe dieses große Bild an der Wand in der Halle gesehen, es waren alle drauf! Sogar der alte Tjaard! Aber noch viele andere, die ich nicht kannte. Ich kann die Schrift der Römer nicht lesen... was ist passiert? Du bist eine richtige junge Frau geworden seitdem! So viel Zeit..."

  • Betreten sah Venusia auf den Boden, betrachtete die Fliesen und sah nach einem weiteren Moment wieder auf.
    Von vielen, die dort verewigt sind, leben nur noch die Erinnerungen in uns. Einige sind auch neu hinzugekommen und haben auch wieder den Weg zu ihren Ahnen gefunden.
    Es waren zu viele, die zu ihren Ahnen genagen sind um sie alle aufzählen zu können und es jetzt auch zu wollen. Außer natürlich Albin bestand darauf.
    Einige sind auch in Ruhm und Ehre bei der Legion gestorben.

  • Albin nickte stumm. Er hatte mit sowas gerechnet, zehn Jahre waren eine lange Zeit, und die Familie hatte ein bewegtes Leben gehabt, schon in der Heimat. Es wäre dumm anzunehmen dass sich dies im römischen Reich irgendwie ändern würde.


    "Wer von damals lebt dann noch? Du, wie ich sehe, und was mich sehr freut.."


    Er nippte an seinem Wein. Er hatte sich nie dran gewöhnen können, als sie früher immer wieder zu den Römern gezogen waren um zu handeln oder zu kommunizieren, aber jetzt... er war in einer herrschaftlichen Casa, die irgendwie nicht wirklich römisch aussah, aber eben auch nicht germanisch.


    Sehr seltsam, alles.

  • Das war nun das traurige Thema des ganzen. Es lebte doch kaum noch jemand.
    Meine beiden Brüder sind tot. Aus Brandolfs Familie bin ich die einzige, die übrig geblieben ist. Aus Landogars Zweig ist bis auf Sarolf auch keiner weiter übrig. Aber er hat zwei Söhne Adoptiert. Marbod und Loki. Bei Goswini sieht es nicht anders aus. In Audaods Sippe, da sieht es etwas besser aus. Da haben noch mehr ihren Weg hierher gefunden. Ansonsten hast du hier den kläglichen Rest aus der Familie Landogars und seiner Brüder vor dir.

  • Das betrübte Albin sehr. Mit glasigen Augen dachte er daran wie sehr das Schicksal in den letzten zehn Jahren die Familie seiner alten Herren dezimiert, und ihr doch ein solch palastartiges Zuhause geschenkt hatte.


    "Loki? Welcher vernünftige Mann gibt seinem Sohn solch einen Namen?", murmelte er vor sich hin, während er die Gedanken von der Vergangenheit abwand und sich der Zukunft zuwandte.


    "Sarolf hat mich mit der Order hier hingeschickt, meinen Eid an der Familie zu erfüllen. Ich habe noch garkeinen Gedanken darauf verschwendet ob das überhaupt möglich ist, schließlich führst du nun die Familie. Werde ich noch gebraucht?", die Frage war mit elementarer Angst verbunden, immerhin hatte Albin sein ganzes Leben im Dienste der Familie verbracht, und die letzten Jahre in bloßem Trott ausgeharrt. Dass die Familie noch existierte, wenn auch in anderer Form, war für ihn wie ein Geschenk der Götter gekommen. Was wenn?

  • Ein breites Grinsen schmuggelte sich in Venusias Gesicht.
    Wenn ich mich recht erinnere, heißt Loki eigentlichlich Lando und wird von allen nur so genannt. Frage Marga. Diese denkt immer, dass Loki von Loki geschickt wurde um sie zu ärgern. Es ist wirklich allerliebst, wenn die beiden durchs Haus rennen weil Loki mal wieder etwas angestellt hat und Marga ihm die Flausen austreiben will.
    Es war wirklich ein allerliebstes Bild wenn die beiden durch die Casa hechteten.
    So ganz führe ich die Familie nicht. Ich habe die Verwaltung zwar übernommen, aber es ist doch kaum noch jemand da, der dazu gehört. Ich bin da wenn ich gebraucht werde. Mehr kann ich kaum machen.
    Dann bemerkte sie in Albin etwas seltsames. Es war fast so als würde er vor etwas Angst haben und sie meinte zu wissen was es war.
    DIese Familie, die Casa und natürlich auch ich, wir brauchen immer zuverlässige Leute und wer könnte dies besser machen als du. Es kann sein, dass ich bald auf eine etwas längere reise gehe und dann brauche ich jemanden, der sich um die Casa kümmert und aufpasst, das alles seinen geregelten Gang geht.

  • Er atmete hörbar auf... Freir sei dank.


    "Dann würde ich gerne meine alte Stelle im Dienste der Familie wieder antreten. Aber es ist... beruhigend... zu hören dass Marga überlebt hat, und anscheinend immernoch die Alte ist.", er entsann sich daran wie Marga, selbst noch eine junge Frau, der Männerschaft des Dorfes das Fürchten gelehrt hatte.

  • Marga hat sich kein bisserl verändert. Da ist sie wohl die einzige, der die Jahre nichts anhaben konnten.
    Alle anderen hatten die ganzen Ereignisse in ihrem Leben nicht immer so gut wegstecken können wie sie.
    Damit wärst du dann mein Verwalter und meine rechte Hand sozusagen.
    Sie freute sich riesig, dass Albin den Weg nach Mogontiacum gefunden hatte.
    Bei Gelegenheit musst dur mir dann eine Geschichte von früher erzählen, die du immer uns Kindern im Wohnraum am Feuer erzählt hast. Sie waren die besten überhaupt.

  • Freude stieg in Albin auf, als er die Chance bekam seine alte Funktion wieder auszufüllen.


    "Zu gütig, Herrin. Ich werde dich nicht enttäuschen! Und ja, natürlich werde ich diese Gelegenheit wahrnehmen, aber so wie es ausschaut wird jemand diese Geschichten bald nötiger haben als du!", er deutete auf Venusias Babybauch und lächelte gütig...

  • Venusias Blick, der sich seinen Weg in ihr Gesicht bahnte, war fast so schlimm wie der, den Marga an den Tag legt wenn jemand in der Küche etwas gestohlen hatte.
    Die Anstellung darfst du aber nur behalten, wenn du mich Dagmar oder eigentlich Venusia nennst. Aber Heririn mag ich nicht von dir hören. Das sagt hier keiner zu mir.
    Soweit käme es noch, dass Albin sie Herrin nannte. Er war ja mehr als das doppelte so alt wie sie.
    Bis zu dem tag wo das Kleine deine Geschichten hören mag und sie versteht, bin ich gern weiterhin abnehmer und vielleicht hört es ja im Bauch schon zu. Es weiß keiner.
    Ihr Gesicht war wieder freundlicher geworden. Zumindest so lange wie Albin sie nicht Herrin nannte.

  • "Sehr wohl, He.. Dagmar!", er freute sich, sein Leben hatte wieder einen Sinn.


    "Ich würde mich freuen der Familie wieder ein paar Geschichten erzählen zu dürfen."

  • Leicht schmunzelnd führte Albin den römischen Soldaten in das Kaminzimmer, und bot ihm an auf einem Stuhl zu warten (er suchte extra den stabilsten aus damit er nicht unter dem ganzen Blech zusammenkrachte) während er die Herrschaften, im Detail Duccia Venusia und Decimus Magnus, verständigte dass ein Gast eingetroffen war.


    "Hier, bitte!"

  • Und sie freuen sich natürlich welche von dir zu hören. Aber nun werde ich Lanthilta anweisen dr ein Zimmer herzurichten. Dort kannst du dich dann ausruhen und schlafen. Deine Reise war sicher sehr anstregend.
    Welche Reise war das nicht und ältere Herren brauchten ja eh etwas mehr Ruhe als die jüngeren.

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