Kaminzimmer

  • "Es ist von Belang, weil es mich brennend interessiert," konstatierte Witjon mit einem schiefen Blick. "Im Hause Quintilius? Quintilius wer?" Witjon hatte plötzlich so eine Ahnung. Er kannte einen Quintilius, nämlich Lucius Valerian. Der hatte ihn doch damals mit seinem Weib, dieser anderen Germanica, besucht. "Allerdings ist das möglich," bestätigte er daraufhin noch vage die Erkenntnis des Germanicus, der offenbar merkte, wie sehr er sich in Sontje getäuscht hatte. "Duccia Vera hat in Rom nichts verloren, denn sie verletzt ihre Sorgepflichten, die sie gegenüber ihrer alten Mutter hat, der sie hier eigentlich zur Hand gehen sollte. Also...hier-drüben, drüben-hier, du verstehst?" Er fuchtelte ein bisschen in der Luft herum, um Aculeo zu verstehen zu geben, dass er mit 'hier' natürlich 'dort' meinte, also 'dort' wo Sontjes Mutter lebte. Beziehungsweise gelebt hatte.

  • Ja ich verstehe schon...der Limes macht es etwas komplizierter. Und warum sie nun in Rom ist und nicht dort wo du meinst dass sie sein sollte weiß ich nicht..ich hatte nicht nach dem Grund gefragt was sie in Rom tut. Quintilius Valerian hat Nachwuchs bekommen und da geht sie Germanica Calvena zur Hand. informierte der Germanicer sein Gegenüber weiter. Alles konnte er auch nicht wissen und so war das was er dazu beitragen konnte bisher alles.

  • Nach einer kurzen Pause setzte Aculeo fort.


    Meine Tage in Germanien sind gezählt. Ich werde demnächst abreisen und so möchte ich wissen ob ich Duccia Vera Grüsse ausrichten soll, oder andere Dinge. Ich bedanke mich für deine Gastfreundschaft und Geduld einem Fremden gegenüber der in den Gepflogenheiten noch nicht wirklich sattelfest ist und wünsche dir und deiner Famile für die Zukunft alles Gute und Gesundheit. Der Germanicer leerte den Becher und erhob sich langsam.

  • "Ich danke dir für deine Anteilnahme und wünsche dir alles Gute für deine Reise, Germanicus," erwiderte Witjon die guten Wünsche und dachte dann einen Moment über die Frage nach, ob er Vera überhaupt eine Nachricht überbringen lassen wollte. Witjon entschied sich dagegen.
    "Nein, danke. Ich glaube es ist besser, wenn sie fortan in Rom mit sich selbst klar kommt. Sollte sie dich dennoch einmal auf die entfernte Verwandtschaft in Mogontiacum ansprechen, so könntest du sie auf das Haus ihrer Mutter verweisen, das sie verlassen hat."


    Auch Witjon erhob sich nun und geleitete seinen Gast zur Tür.
    "Geh mit den Göttern," verabschiedete er den Germanicus und sah dem Mann noch einen Augenblick geadankenverloren hinterher, bis Albin neben ihm im Türrahmen auftauchte und ihn zweifelnd von der Seite betrachtete. Witjon zuckte erschrocken zusammen und verzog sich schnell ins Innere des Hauses, um nicht am Ende noch einen Vortrag über die nie hinreichende Sauberkeit des Hauses ertragen zu müssen...

  • Er hatte sie gesucht. Gut, nicht sonderlich... intensiv... immerhin war er nicht gerade scharf auf eine weitere Standpauke, nachdem er Witjon entgegen getreten war, aber letztlich half es ja doch nichts. Trotzdem ließ er sich Zeit. Und sah in Zimmern nach, in denen seine Mutter unmöglich sein konnte, weil es die Privaträume irgendwelcher Familienmitglieder waren, in die sie ganz bestimmt nicht ging, um da auf ihn zu warten. Aber er machte trotzdem damit weiter – bis plötzlich wie aus dem Nichts Eldrid vor ihm stand. Sie war die Älteste, nach ihm. Und sie war so ziemlich das Gegenteil von ihm: verantwortungsbewusst, gehorsam, frühreif. Oh, und so ziemlich das Bravste, was man sich vorstellen konnte. Hadamar mochte sie, natürlich tat er das, sie war seine Schwester – aber wirklich viel gemeinsam hatten sie nicht miteinander.
    „Sie ist im Kaminzimmer, du Honk“, fauchte Eldrid ihn an, und als Hadamar nicht sofort reagierte, stemmte sie ihre Hände in die Hüften. „Willst du hier Wurzeln schlagen? Na los, geh schon!“
    „Ist ja gut!“ murrte er – und machte sich auf den Weg. Und tatsächlich war seine Mutter im Kaminzimmer. Allein... wovon Hadamar nicht wusste, ob das nun gut oder schlecht war. So stauchte sie ihn wenigstens nicht vor irgendwelchen anderen Leuten zusammen. Andererseits war jetzt auch keiner da, der vielleicht dafür gesorgt hätte, dass sie sich zurückhielt.


    Sie stand am Kamin und starrte in die Flammen, und Hadamar wusste nicht, ob sie gehört hatte wie er reingekommen war und einfach nur nicht reagieren wollte, oder ob sie so in Gedanken versunken war im Moment, dass sie es wirklich nicht mitgekriegt hatte. Kurz blieb er unschlüssig stehen, dann schloss er leise die Tür hinter sich und kam näher.
    „Heilsa, Ma“, murmelte er, ein wenig verunsichert, weil sie sich nach wie vor nicht rührte. Erst nach einem weiteren Moment drehte sie sich um und starrte ihn an. Hadamar hielt dem Blick ganze fünf Lidschläge lang stand, bevor er wieder den Mund aufmachte. „Eh. Sag doch was.“
    In die Miene seiner Mutter kam endlich etwas Regung, aber was er dort lesen konnte, gefiel ihm nicht wirklich. Es war eine Mischung aus Traurigkeit, Zweifel, Empörung und Wut, die er da sehen konnte. „Und was? Was soll ich bitte sagen?“ fragte sie zurück.
    „Ich... keine Ahnung, ich...“
    Sie gab ihm nur einen Moment für sein Gestammel. „Was soll ich dir sagen, wo dir meine Meinung ganz offensichtlich nichts bedeutet? Wo sie dir so wenig wert ist, dass du nicht einmal mit mir redest, bevor du eine Entscheidung triffst, die dein ganzes Leben beeinflusst?“
    Hilflos hob Hadamar die Hände. „Ma, ich...“
    „Komm mir nicht mit Ma!“ fauchte sie zurück. „Warum hast du das getan? Bei all den Möglichkeiten, die du hier gehabt hättest! Du hättest so viel erreichen können, hättest ein sicheres Leben haben, vernünftige Arbeit leisten können, aber du-“
    „-aber ich wollte nichts davon!“
    „Aber zur Legio wolltest du? Ausgerechnet du? Du weißt, was ich von der Legio halte! War das ein-“
    „Was soll das heißen, ausgerechnet du, warum ausgerechnet ich, was-“ fuhr Hadamar dazwischen, aber seine Mutter machte weiter.
    „WAR DAS EIN Aufstand gegen mich? Ist es das gewesen?“
    „Das hat doch mit dir gar nix zu tun!“ Er starrte sie an. „JA, ich weiß, was du von der Legio hältst, aber das ist dein Problem! Ich hab mich net gemeldet, weil ich dir eins auswischen wollte!“
    „Warum dann?!“
    „Weil es... Ich will mein eigenes Ding machen, und die Legio... passt einfach! Das ist das Richtige für mich!“
    „Oh bitte! Das Richtige! Hadamar, du hast doch keine Ahnung, was das Richtige für dich ist!“ Der Spott, der jetzt in ihrer Stimme lag, tat weh – mehr, als er geahnt hätte. Und das machte ihn erst recht wütend. „Oh, klar, ich, der Idiot, freilich weiß ich net was richtig für mich ist!“ ranzte er zurück. „Aber DU weißt es, ja? Du hast doch keine Ahnung! Das ist MEIN Leben, und ich treff meine Entscheidungen, und ich wollte NIE in die Verwaltung! Aber das hat dich ja nen Dreck interessiert!“ Und weil seine Mutter jetzt erst mal sprachlos zu sein schien, setzte er noch hinterher: „Und nur damit du Bescheid weißt: es gefällt in der Legio!“
    Seine Mutter schwieg immer noch, schwieg so lange, dass Hadamars Wut beinahe verrauchte und er sich wieder unwohl zu fühlen begann. Aber bevor er tatsächlich noch irgendwas gesagt hätte, sprach sie wieder – nur diesmal wesentlich leiser. „Ich habe deinen Vater bei der Legion verloren, Hadamar. Verstehst du nicht, dass ich Angst um dich hab?“
    Hadamar verdrehte die Augen. Das war das Totschlagargument schlechthin, das seine Mutter schon immer gebracht hatte, wann immer es um die Legion gegangen war. Es stimmte ja. Und einem Teil von ihm war auch klar, dass sie sich berechtigte Sorgen machte, weil der Dienst in der Legio nicht ungefährlich war – und dass sie darüber hinaus so oder so das Recht hatte, sich Sorgen zu machen, weil sie eben ihren Mann da verloren hatte. Nur: Hadamar wollte sich jetzt nicht damit beschäftigen. Er wollte ihr das Recht nicht zugestehen, sich Sorgen zu machen und ihm mit diesen Sorgen auf die Nerven zu gehen. Und er wollte sich erst recht kein schlechtes Gewissen machen lassen, nicht von Witjon, nicht von seiner Mutter. „Es kann einem immer was passieren, überall! In der Curia könnt mir die Decke auf den Kopf fallen! Oder ich fang mir was ein wie Elfleda!“ Kurz stach ihn sein schlechtes Gewissen, dass er ausgerechnet heute, am Tag von Elfledas Beerdigung, ihren Tod schon so für sich als Argument nutzte, aber gesagt war gesagt, und wichtiger noch: es stimmte ja.
    „Hadamar...“
    „Ma, hör endlich damit auf! Er ist seit nem Jahrzehnt tot, und ich bin nicht er! Und auch nicht du! Ich hab kein Problem damit wie oder wo er gestorben ist, und du solltest endlich mal aufhören, eins damit zu haben!“ Damit war er zu weit gegangen. Hadamar wusste es, noch während er sprach, er sah es daran, wie seine Mutter ihn nun ansah, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte und erneut eine seltsame, ungute Mischung aus unterschiedlichsten Gefühlen zeigte. Er hätte nicht so über seinen Vater sprechen sollen, und erst recht über sie und wie sie mit seinem Tod und mit ihrer Trauer umging. Er sah es in ihren Augen.
    „Geh.“
    Hadamar war betroffen und hilflos über den Schmerz, den er in ihren Augen sehen konnte. Aber er brachte es auch nicht fertig, jetzt zurückzurudern, etwas zurückzunehmen, oder sich gar zu entschuldigen. Bei all dem Widerstand, der ihm entgegenschlug, nur weil er seine eigene Entscheidung getroffen hatte, wie es ihm verdammtnochmal zustand, konnte er jetzt nicht nachgeben. Er konnte nicht. Schon gar nicht, weil er sich im Recht wähnte, auch mit dem was er zum Schluss gesagt hatte – er wusste, dass es gemein gewesen war und verletzend, und dass er es vielleicht nicht so hätte sagen sollen und nicht jetzt und hier, aber das änderte doch nichts an der Tatsache, dass er Recht damit hatte. Und weil er nicht nachgeben konnte, genauso wenig aber den Schmerz ertrug, den er sah, tat er etwas, was völlig irrational war, weil es das Ganze nur noch schlimmer machen würde – ihm aber im Moment seltsamerweise als Ausweg erschien, weil es ihn von sich selbst ablenkte: er trat nach. „Du weißt, dass das stimmt, Ma! Du erdrückst uns doch damit, dass du ihm immer noch nachtrauerst – und vorwirfst, er hätte nicht zur Legio gehen sollen! Du-“
    „Hadamar.“ Nur das kam über ihre Lippen, und das auch noch recht leise gesprochen. Aber es reichte, um jedes weitere Wort ersterben zu lassen, das ihm noch auf der Zunge gelegen haben mochte. „Geh einfach.“
    Einen Augenblick lang starrte er sie noch an, wütend und empört und traurig und unendlich schuldbewusst zugleich – und er stürzte sich innerlich auf die Wut und die Empörung, weil es leichter war damit umzugehen, weil es ihm half auszublenden, was er gerade getan hatte. Wie weh er ihr getan hatte. Es war so viel leichter, sich nun nur auf diesen Gedanken zu stürzen: sie war schuld. Sie verstand ihn nicht. Hatte ihn noch nie verstanden. Und sie warf ihn raus, so wie Witjon es vorhin getan hatte. Was hieß: sie wollte ihn gar nicht verstehen. Genauso wenig wie Witjon. Keiner wollte ihn verstehen.
    Hadamar machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Kaminzimmer.

  • Vorbei. Endlich. Das war der Gedanke, der Hadamar zuerst durch den Kopf schoss, als er die Tür hinter sich schloss.
    Allerdings nur für den Bruchteil eines Moments.
    „Du hättest mit Ma nicht so umspringen sollen“, ertönte es neben ihm. Eldrid. Und er zuckte zusammen, als er ihre Stimme hörte, wofür er sich nur einen Augenblick später verfluchte. Wie machte sie das nur, dass sie so aus dem Nichts erschien? Und dann zog sie auch noch eine solche Miene und tat so, als sei sie schon furchtbar erwachsen, was sie ihn ungemein nervte. Dazu kam sein schlechtes Gewissen, das sich gerade mit Macht zurück meldete... worauf er überhaupt keinen Bock hatte. Was sollte das? Er hatte doch Recht gehabt – damit, sich zur Legion zu melden, weil es einzig und allein seine Entscheidung gewesen war, und auch damit, dass seine Mutter endlich mal loslassen musste! Entsprechend zog er ebenso eine Grimasse und streckte ihr kurz die Zunge raus. „Sie hätt nicht so mit mir umgehen sollen. Bin immerhin kein kleiner Junge mehr.“
    „So wie du dich benommen hast, merkt das aber keiner!“ kam die prompte Retourkutsche.
    „Was willst du?“ knurrte Hadamar zurück. „Du denkst doch das gleiche!“ Immerhin war das schon mehr als einmal Gesprächsthema gewesen, jedenfalls unter ihnen beiden, den Ältesten. Trotzdem strafte Eldrid ihn mit einem wütenden Blick. „Das tut doch nichts zur Sache!“
    „Ach nein?“ Hadamar setzte sich mit einer Mischung aus Trotz und Wut in Bewegung, ohne erst mal darauf zu achten, wohin er lief.
    „Nein! Ich hätt ihr das nie so hingeschmettert!“
    „Oh ja, weil das Absicht war von mir. Sicher. Hab nur auf den richtigen Moment gelauert!“ schnauzte er zurück.
    „Du bist so ein Trottel, Hadamar!“
    „Na was denn? Sie hat mich aufgeregt mit ihrem ganzen Gelaber über-“
    „Weil sie sich Sorgen um dich macht!“ unterbrach Eldrid ihn. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie es ihr in den letzten Monaten ging? Du hast ja noch nicht mal geschrieben oder sonstwie ne Nachricht geschickt, mal abgesehen von der mickrigen ersten!“
    Das saß. Hadamar presste wütend, aber stumm die Lippen aufeinander – allerdings nur für einen Moment. „Mir hat ja auch keiner was geschickt! Kam nie ne Antwort, nix!“ drehte er den Spieß dann um. Eldrid blitzte ihn aber nur an. „Und du meinst nicht, dass da ein bisschen mehr von dir hätte kommen müssen?“
    „Ja... aber...“ Mist. Da fiel ihm nichts drauf ein. Außer: „Nein! Und außerdem: deswegen hätt sie mich trotzdem nicht so fertig machen müssen!“
    Eldrid verdrehte die Augen und stieß eine Tür auf. „DU bist einfach so sang- und klanglos abgehauen, ohne was zu sagen, ohne irgendeine Vorwarnung! Nicht mal EINEN verdammten Tag vorher hast du Bescheid gegeben! Was erwartest du denn da bitte?“ fauchte sie beim Hineingehen, und erst jetzt, als sie den Raum hinter der Tür betraten, bemerkte Hadamar, dass sie zur Küche gegangen waren.

  • Wie so oft führte Albin die Neuankömmlinge ins Kaminzimmer, auch wenn es sich hier um geschäftliche Dinge handelte, wollte er sie nicht ins Officium bringen. Man wusste ja nie, in was für einem Grad von Unordnung Witjon seinen Wirkungskreis hielt.

  • Albin hatte Recht damit, den tiberischen Verwalter nicht ins Arbeitszimmer zu führen, denn dort herrschte durchaus seit Tagen ein Zustand zwischen Grabenkrieg und Wirbelsturm.
    "Marcus Praia!" begrüßte Witjon den Verwalter der Tiberier nicht wenig verwundert, denn dieser war definitiv der Letzte, den Witjon zu dieser Jahreszeit in Mogontiacum erwartet hatte. "Du kommst in geschäftlicher Angelegenheit? Bitte, setz dich. Ich hoffe deine Reise war trotz der Winterzeit halbwegs erträglich? Du kommst doch nicht etwa direkt aus Rom hierher?" Der Hausherr begriff nicht im geringsten, warum dieser Praia zu dieser Jahreszeit hergekommen war, wo doch draußen der Schnee durch die Straßen getrieben wurde und eine Reise alles andere als eine gute Idee oder gar angenehm war. Dennoch bot Witjon dem Römer gern einen Platz nah am knisternden Kamin an und schickte Lanthilda schnell, damit er auch noch einen Glühwein anbieten konnte.

  • "Ich grüße dich Duccius Marsus. Ein Jammer, dass euer Ianitor nicht von selbiger Gastfreundschaft erfüllt ist wie du." faselte er zugunsten des Geschäfts.
    Er lachte "Sicher nicht. Wir kommen aus Augusta Treverorum, in diesem Winter aus Rom zu reisen wäre ebenso waghalsig wie irrsinnig."


    Nach ein wenig Smalltalk griff Praia in seine Tasche, zog Arvinias Brief heraus und überreichte ihn Duccius Marsus.


    Ad
    Numerius Duccius Marsus
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Provincia Germania


    Ich grüße dich Duccius,


    es ist einige Zeit her, dass ich mich an deine Familie wandte, ich hoffe die Götter hielten ihre schützenden Hände über euer Dach.
    Deine Familie pachtete vor ein paar Jahren einige meiner
    Grundstücke in Germanien unter anderem für eure Pferdezucht. Diese Grundstücke sind nicht mehr von Interesse für mich, euch jedoch könnten sie von größerem Nutzen sein. Ich schlage daher einen Kauf eurerseits vor.
    Diesen Brief überbringt euch Marcus Praia, er ist in meinem Namen befugt in Verhandlung mit euch zu treten.
    Ich hoffe ich konnte das Interesse deiner Familie wecken?



    Vale
    Tiberia Arvinia



  • "Ach, das müssen die alten Knochen sein. Bei der Kälte wird ein alter Mann schonmal etwas reizbar," faselte Witon zurück in der Hoffnung, dass Albin irgendwo außer Hörweite war.
    "Du sagst es," kommentierte er dann die Antwort auf seine Frage. Lanthilda kam mit dem Wein und bot Praia eben diesen an, um die Gastfreundschaft des Hauses noch einmal zu unterstreichen. Schließlich nahm der Hausherr den Brief entgegen und nahm sich einen Moment Zeit, um das Schreiben zu studieren. Ein Holzscheit knackte geräuschvoll im Feuer, während er die Zeilen überflog. Nicht wenig überrascht schaute er wieder auf und suchte forschend den Blick dieses Praia.
    "Tiberia will mir das gesamte Pachtgelände verkaufen?" fragte er nochmal nach, nicht mehr in der Lage seine Verwunderung zu verbergen.

  • "Ja Duccius, es stimmt." er rutschte auf dem Sessel nach vorne und nahm eine aufrechte Position ein.
    "Tiberia war doch immer eine großzügige und gute Geschäftspartnerin nicht wahr? Wieso bist du also so erstaunt? Haderst du an etwas?"

  • "Nein, ich hadere nicht." Mann, war der Kerl skeptisch. Ob er immer noch verägert war, weil Albin offenbar etwas patzig die Tür geöffnet hatte? "Nun, wie lauten deine Konditionen?" fragte er schließlich, um endlich zum Verhandlungsteil überzugehen.

  • Jetzt galt es Fingerspitzengefühl aufzubieten. Er hatte zwar die Anweisung nicht zu viel zu verlangen, aber ihn selbst hatte etwas der Ehrgeiz gepackt.


    "Tiberia ist es wichtig, dass deine Familie die Grundstücke kauft, die ihr sowieso schon pachtet. Sie möchte ihre Grundstücke nicht in den Händen irgendwelcher Scharlatane wissen. Wenn man Rabatt auf die bereits gepachteten Jahre setzt sollten wir mit 8750 Denaren ins Geschäft kommen denke ich." Praia war gerissen, er würde sich das Lob seiner domina einheimsen, in dem er ihr einen dicken Batzen vor die Füße werfen würde.

  • Witjon wäre beinahe die Kinnlade heruntergeklappt. 8.750 Denare. Das waren 35.000 Sesterzen! "Äh...pro Grundstück?!" Jetzt war Witjon verwirrt. Da blieb gar keine Zeit mehr, auf das schmeichelnde Geschwätz im vorhinein einzugehen. "Nein, du meinst sicherlich insgesamt?" Es waren insgesamt fünf etwa gleich große Parzellen, die die Duccii von Tiberia Arvinia gepachtet hatten. Da kam ein Gesamtpreis von 35.000 Sesterzen schon relativ gut hin. Als Verhandlungsbasis. Natürlich würde Witjon nie im Leben so viel dafür bezahlen. Geschweige denn bezahlen können. Oh je...

  • Zuerst sah Praia den Germanen irritiert, dann schon fast erbost an. "Duccius, insgesamt natürlich, du glaubst doch wohl nicht, dass Tiberia Arvinia so unveschämt wäre nach den gut verlaufenen Pachtjahren. Sie ist eine Frau von Stand und Klasse, keinesfalls halsabschneiderisch und habgierig." Das wäre ja was. Praia wusste schon von vorn herein, dass die Duccier so einen Preis pro Parzelle beazahlen könnten. "Nun Duccius, der Preis ist doch wohl nicht zu hoch? Oder etwa doch?" Praia liebte es das Messer in der Wunde zu drehen.

  • Mannomann, dieser Praia war ja leicht aus der Ruhe zu bringen. Musste der denn unbedingt gleich eine Beleidigung aus Witjons Frage konstruieren? Der Duccius unterdrückte ein Augenrollen und ging lieber gleich zu ernsthafter Verhandlung über. "Ich stelle Tiberias Stand und Klasse überhaupt nicht infrage. Allerdings würde ich den Preis pro Grundstück dann doch eher bei 5.000 Sesterzen, insgesamt also 25.000 Sesterzen ansiedeln, meinst du nicht? Immerhin hat Tiberia ja ohnehin kein Interesse mehr daran." Und selbst bei einem solchen Preis würde Witjon das Geld in jeder Ecke des Hauses zusammenkratzen müssen.

  • Der Plan schien nicht ganz aufzugehen. Natürlich waren 35.000 Sz zu viel, aber das der Duccier um satte 10.000 Sz runter ging, hätte er nicht gedacht. "Werter Duccius.."Jetzt würden die Verhandlungen beginnen, "10.000 sind mir dann doch zu viel, ich würde sagen.." er machte eine kleine dramaturgische Pause, "32.000 wäre ein großzügiges Entgegenkommen"

  • Praia war ja ein famoser Verhandlungsführer. "Du willst mich arm machen!" spielte Witjon Entrüstung. "Ich würde sagen...dass 28.000 absolut angemessen sind." Witjon nahm einen Schluck Glühwein und tat nach außen hin so entspannt wie möglich. Im Innern jedoch war er gespannt wie ein Bogen.

  • Der Mann bleib ruhig, er war besser im Verhandeln als Praia gedacht hatte. Wenn der Germane wüsste, das Arvinia 22.000 Sz vorgeschlagen hatte, würde er Praia den Kopf abreißen, doch dieser blieb ebenfalls ruhig. Er trank einen großen Schluck Wein, grinste und äußerte: "Duccius, wir sollten uns in der Mitte treffen, 30.000, nicht mehr und nicht weniger."

  • Dreißigtausend Sesterzen. Witjon haderte mit sich selbst. Sollte er zustimmen? Dann war er so gut wie arm. Er würde einen fetten Kredit aufnehmen müssen, um diesen Batzen Geld auftreiben zu können. Aber für diese Grundstücke lohnte es sich definitiv!
    "Abgemacht, 30.000 Sesterzen!" Er hielt Praia die Hand hin, dass er auf den Handel einschlagen konnte. Fünf reichhaltige Grundstücke für 300 Aurei. Witjon hoffte, dass sich dieser Handel auch wirklich auszahlte.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!