• Meridius lachte.


    "Tante Drusilla besuchen? Ich werde eh schon das Pech haben, dass es nicht zu verhindern sein wird, dass sie von meinem Triumphzug erfährt. Sie wird wissen, dass ich in der Stadt bin, und den entsprechenden Besuch auch erwarten. Vermutlich erzählt sie in allen ihren bekannten Kreisen, dass der große Feldherr ihr Neffe ist. Und Iuppiter bewahre mich davor, dass sie Kindheitsgeschichten auspackt..."

  • "Du wirst wohl nicht darum herumkommen." Sie kichert. "Wobei es sich für die Kindheitsgeschichten ja vielleicht doch lohnen würde mitzukommen. Andererseits, in den Jahren, die ich dort war, habe ich sicherlich schon alles über dich gehört, was es zu wissen gibt."


    Sie schaut nachdenklich in ihr Wasserglas. "Werden wir bei Senator Hungaricus wohnen?"

  • Meridius blickte auf.


    "Senator Hungaricus? Nein, wie kommst Du darauf? Lucidus hat eine Casa in Rom gekauft. Wir werden unser eigenes Heim haben, ebenso groß wie hier. Ich hoffe nur, er hat den Kauf nicht im teuersten Viertel von Rom getätigt..."


    Dann blickte er sie an.


    "Woher kennst Du Senator Hungaricus?"

  • "Oh, ich wusste nicht, dass wir jetzt eine Casa in Rom haben." Ein klein wenig Bedauern schwingt in ihrer Stimme mit.


    "Ich habe bei Senator Hungaricus übernachtet, als ich in Rom war. Mercator wohnte dort. Und Maximian auch während seines Aufenthaltes. Hungi war so nett mir Rom zu zeigen und..."


    Lucilla beißt sich auf die Zunge. Das muss Meridius eigentlich gar nicht alles so genau wissen.


    "Mercator und Lucidus waren ja sehr beschäftigt."

  • "Hungi?"


    Sie nannte ihn mit einem Kosenamen. Meridius blickte etwas skeptisch. Hatte Mercator seine Familie bei Hungaricus übernachten lassen. Weiß der Geier, was alles passiert war, dass sie ihn 'Hungi' nannte.


    "Wieso habt ihr nicht bei Senator Anton Quartier bezogen? Wir von der Gens Decima haben eigentlich immer bei Senator Anton übernachtet. Selbst Tertia, war glaube ich bei ihm."


    Meridius dachte nach.


    "Hat sich Hungaricus eigentlich von seiner Frau jetzt scheiden lassen? Ich hörte die Gerüchte. Sie ist eine ausgesprochen nette Frau. Ich war - wenn ich es Recht in der Erinnerung habe - auf der Hochzeit zugegen. Die Brautentführung war die spektakulärste, die es in Rom je gab."


    Meridius lachte.


    "Ich habe die beiden gar bei ihrem ersten Zusammentreffen auf dem Markt in Rom gesehen. Ach, wie die Zeit vergeht. Sie waren sowas von verliebt. Wie kam es, dass es auseinanderging? Lag es an seinen Frauengeschichten?"

  • Oh oh. Das Gespräch nimmt irgendwie eine ungute Wendung. Und dabei war doch noch nichteinmal etwas passiert. Trotzdem fühlt sich Lucilla bei irgend etwas ertappt. Wenn nur ihr Kopf etwas klarer wäre.


    "Ich hatte nur die Information, dass Onkel Mercator bei Senator Hungaricus ist, daher bin ich dort hin. Und von einer Frau habe ich in seiner Casa nichts gesehen. Weder von einer Ehefrau noch von Frauengeschichten. Im übrigen war er sehr nett."

  • Meridius spülte den letzten Bissen mit einem Schluck Wein hinunter.


    "Nun, so wird an den Gerüchten etwas dran sein. Ärgerlich. Die zwei hatten so gut zusammen gepasst. Aber was soll es, er wird sicher schon wieder auf Brautschau sein. Ich kenne ihn, wir waren ja beide bei der Legio I Traiania Pia Fidelis, und glaube mir, wenn ich Dir sage, dass vor ihm keine Frau sicher ist. Er hatte eine beinahe unschlagbare Strategie: Bedeckt halten, Komplimente hier und da, ein paar kleiner Geschenke und Aufmerksamkeiten... Im taktieren war er schon immer großartig. Wenn ich daran denke, wie er seine Centurie über den Übungsplatz manövriert hat, man könnte meinen, er wäre auf dem Tanz gewesen..."


    Meridius blickte seine Schwester an.


    "Bei Dir hat er es aber nicht versucht, oder?"

  • Lucilla kann nicht verhindern, dass ihr die Röte ins Gesicht schießt.


    "Ich... ähm... denke nicht. Er hat mir nur 'sein' Rom gezeigt, nichts weiter." Dass das Mitten in der Nacht war, verheimlicht sie mal lieber und auch, wo sie überall gewesen sind und was sonst in dieser Nacht geschehen war.


    Sie schaut Meridius an. "Du brauchst dir wirklich keine Gedanken zu machen. Glaubst du vielleicht, ich folge jedem Senator direkt auf sein Landgut?"

  • Er war sich sicher, dass es Hungaricus probiert hatte. Meridius blickte sie an.


    "Entschuldige. Natürlich hast Du Recht. Wie konnte ich an Dir zweifeln?"


    Er hatte zu Ende gespeist und lehnte sich in seiner Kline zurück. Seine Augen ruhten auf ihr.


    "Wie hat Dir dann Rom gefallen? Wo bist Du überall gewesen? Nicht dass ich dir sie selben Stellen noch einmal zeige..."

  • Gerade glaubt Lucilla, dass sie das Thema geschickt umschifft hat, da hakt Meridius weiter nach.


    "Ach, ähm, nur so die üblichen Orte Roms. Nichts, was ich nicht vorher schon kannte. Und es hat mir sehr gut gefallen. Habe ich dir schon erzählt, dass ich auf dem Geburtstag des Kaisers war? Schade, dass du nicht auch da sein konntest."


    Sie nickt bestätigend und trinkt dann einen weiteren Schluck Wasser.

  • Die üblichen Orte? Nichts, was sie nicht schon vorher kannte? Und es hat ihr 'sehr gut gefallen'... Meridius ließ sich seinen Unmut nicht anmerken. Sie hatte Senator Vinicius Hungaricus vertrauensvoll 'Hungi' genannt. Nur die Götter wussten, was zwischen den beiden vielleicht vorgefallen war.


    "Ja, ich glaube den Geburtstag des Kaisers hattest Du erwähnt. War viel los? Wie geht es ihm? Ich habe ihn auch schon lange nicht mehr gesehen..."


    Meridius schenkte sich einen Becher Wein nach. Diesmal unverdünnt.

  • "Oh ja, es waren unglaublich viele Leute da. Wir Decima haben fast einen gesamten Tisch belegt. Dem Kaiser geht es wohl ganz gut. Dort waren auch eine Menge Senatoren und ich habe dort überhaupt nicht mit Hungi geredet."


    Was redet sie nur? Sie nimmt den Becher und schluckt den Rest Wasser herunter. Dann steht sie auf und holt sich einen weiteren Becher voll. Sie braucht dringend einen klaren Kopf.


    "Es waren ja auch noch eine Menge anderer Senatoren da. Also, ich meine..."


    Sie atmet tief durch. "Herje, mir brummt mein Schädel."

  • Und wie ihr der Schädel brummte. Meridius erhob sich ebenfalls von seiner Kline und ging auf sie zu. Er blickte ihr in die Augen.


    "Lucilla. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, doch ich hoffe, dass Du keinen Fehler gemacht hast. Fehler lassen sich in den seltensten Fällen korrigieren und verursachen immer Schmerzen. Und glaube mir, ich weiß wovon ich rede."


    Dann legte er seine Hand behutsam auf ihre Schulter.


    "He Du, ich mag Dich doch. Und ich bin stolz auf Dich, egal was kommt. Nur habe ich Sorgen genug. Häufe mir nicht noch weitere Berge dazu... Versprochen?"

  • Lucilla seufzt und schaut zu ihrem Bruder auf. "Ich werde mich bemühen, versprochen."


    Einen Moment lang herrscht Stille, dann fährt sie fort: "Und es ist wirklich nichts geschehen, was ich bereuen müsste."

  • Sie schaut ihm nachdenklich hinterher.


    Nach einer Weile erhebt sich auch Lucila und verlässt den Raum. Sie muss noch in ihr Officium, alles für ihre Abwesenheit vorbereiten.

  • Gemeinsam mit Agrippa betritt Lucilla das Triclinium. Auf dem Weg vom Eingang hierher hat sie einem Sklaven Bescheid gegeben, etwas zu Trinken und zu Essen zu bringen.


    Sie weist Agrippa eine Kliene und nimmt selbst auf einem Korbsessel Platz.


    "Wie geht es dir?" fragt sie lächelnd. "Hast du viel zu tun als Censor?"

  • "Mir gehts sehr gut, die Götter haben es bis jetzt gut mit mir gemeint und ich hoffe sie werden mir diese Gunst nicht entziehen, aber was viel wichtiger, wie gehts es dir?"


    Er blickte ihr in die Augen ...


    "Als Censor habe ich immer irgendetwas zu tun, aber für dich habe ich immer Zeit ..."

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