• Ich betrat das Tablinum um sauber zu machen. Nachdem ich etwas Staub aufgewirbelt hatte und es schon wieder ordentlich aussah, erblickte ich ein Schreiben, welches offen lag. Offensichtlich musste jemand darin gelesen haben. Ich trat näher und überflog die Zeilen...


    ARISTOTELES
    Nikomachische Ethik


    Buch I - Kapitel IV


    Besser ist es vielleicht auf das Universelle das Augenmerk zu richten und die Frage zu erörtern, wie dasselbe gemeint ist. Freilich fällt uns diese Untersuchung schwer, da befreundete Männer die Ideen eingeführt haben. Es dürfte aber vielleicht besser, ja Pflicht zu sein scheinen, zur Rettung der Wahrheit auch der eigenen Meinungen nicht zu schonen, zumal da wir Philosophen sind. Denn da beide uns lieb sind, ist es doch heilige Pflicht, die Wahrheit höher zu achten.


    Diejenigen nun, welche diese Lehre aufgebracht haben, haben überall da keine Ideen angenommen, wo sie von einem Früher und Später redeten, daher sie auch für die Gesamtheit der Zahlen keine Idee aufgestellt haben. Nun steht aber das Gute sowohl in der Kategorie der Wesenheit als in der der Qualität und der Relation. Das »An-sich« aber und die Wesenheit ist von Natur früher als die Relation. Denn diese gleicht einem Nebenschößling und einem Zubehör des Seienden. Folglich kann für diese Kategorien eine gemeinsame Idee nicht bestehen.


    Da ferner das Gute in gleich vielen Bedeutungen mit dem Seienden ausgesagt wird (denn es steht in der Kategorie der Substanz, z. B. Gott, Verstand, in der der Qualität: die Tugenden, der Quantität: das rechte Maß, der Relation: das Brauchbare, der Zeit: der rechte Moment, des Ortes: der Erholungsaufenthalt u. s. w.), so gibt es offenbar kein Allgemeines, das gemeinsam und eines wäre. Denn dann würde man von ihm nicht in allen Kategorien, sondern nur in einer sprechen.


    Ferner, da es von dem zu einer Idee Gehörigen auch nur eine...


    Ich lass nicht weiter und rollte das Schreiben zusammen. Wer um alles in der Welt konnte etwas von Aristoteles gelesen haben? Meridius war in Rom. Meine Herrin mochte Aristoteles nicht. Livianus? Der Sekretär? - Ich zuckte mit den Schulter. Wie auch immer, lesen war etwas für Leute die Zeit hatten. Und Zeit hatte nur der, welcher frei war. Das war meine Philosophie...

  • Meridius trat ein. Hinter ihm folgte Decius. Meridius wies ihm an, Platz zu nehmen.


    "Das hier ist mein Schreib- und Lesezimmer. Besser gesagt: das erste. In der Zwischenzeit habe ich noch ein zweites in den Privaten Gemächern, doch hier kommen wir im Haus eiegntlich immer zusammen, wenn es was zu erzählen gibt, oder wenn man ein wenig Ruhe möchte, oder einfach nur ein bisschen Livius lesen möchte."


    Meridius setzte sich ebenfalls.


    "Leider komme ich nicht mehr so oft zum Lesen. Ich habe viel zu viel zu tun..."

  • Er´setze sich wie angewiesen und antwortete:


    "Ich habe in letzter Zeit seh viel gelesen, vorallem die Werke Ciceros und Tacitus´ meines Verwandten."


    Er grinste und sagte:


    "Was tust du aber so du alter Haudegen? Wie stehts mit deiner Gens, erzähl mir alles du weißt doch das ich alles Wissen in mir aufsauge!"

  • "Oh, ich habe alle Hände voll zu tun. Bis vor wenige Tagen stand ich noch dem Senat vor und ich bin froh, dass ich diese ehrenvolle Aufgabe, auch wenn sie mir viel bedeutet hat, wieder los bin. Die Arbeit bei der Legio IX ist sehr zeitintensiv, und auch wenn das meiste immer nur Routine und Alltag ist, man muss immer vorbereitet sein, man weiß nie, wann es losgeht. Tag X. Verlegung an den Limes. Oder Iupiter bewahre: ein Aufstand, ein Bürgerkrieg. Zum Glück kamen solche Geschichten in Hispania seit der Niederschlagung bzw. "Befreidung" der iberischen Völker unter Augustus nicht mehr vor, höchstens vereinzelt einige Unruhen, doch sollte der Tag kommen, der Limes wäre ein Urlaubsort dagegen.Versteh mich nicht falsch, als Soldat sehnt man sich auch nach Betätigung und nach Ruhm, in einer gewissen Weise, doch liebt man auch den Frieden, und man hätte gerne das eigen Land, die Heimat, die eigenen Volksstämme aussen vor. Die iberischen Stämme haben sich Rom untergeordnet und wenn es nicht so wäre, meine Familie hätte nicht das römische Bürgerrecht erworben."


    Meridius lehnte sich in seinem Stuhl zurück.


    "Ach ja, meine Familie. Onkel Mercator ist von seiner Geschäftsreise zurückgekehrt und hat inzwischen die Geschäfte wieder an sich gerissen. Oder sagen wir besser so: Ich hab sie ihm gegeben, weil ich wusste, wie sehr er sein Herz dran hängen hat. Er war immer ein Händler und Krämer, ein Geschäftsmann, auf eine liebenswerte Art, er verbindet eine Philosophie, die ich mag. Gewinn ja, aber nicht auf Kosten der Käufer, wenn Du verstehst was ich meine, er würde nie jemanden ausbeuten...


    Verdammt noch mal, wo bleibt jetzt dieser Gallus?"


    Meridius stand auf und ging zur Türe.


    "Gallus!"

  • "Gallus, bring uns Wein und etwas zum essen. Dann bereite das Balneum für unseren Gast vor und auch das Gästezimmer. Decius wird hier übernachten."


    Meridius setzte sich erneut und wandte sich dann an seinen Gast.


    "Doch erzähle mir von Deiner Braut. Ich habe sie bisher noch nie gesehen. Sie ist eine Tochter des Anton, sagtest Du? Wo habt ihr euch kennen gelernt? Und was musstest Du Anton verkaufen, dass er Dir seine Tochter gab? Deine Seele?"


    Meridius schmunzelte.

  • "Nichts dergleichen, ich musste ihm lediglich Respekt schwören und noch ähnliches. Sie heißt Livia Octavia, hat Schwarzes Schulterlanges hHaar, ist einfach wunderschön..."


    Er schwärmte er fragte:


    "Sag, ich muss morgen sehr früh weg, also siehst du mich vielleicht nicht, außer, u kommst mit nach Rom."


    Er grinste:


    "Princeps Senatus ist anstrengender als eine Legio?"

  • Meridius lachte.


    "In gewisser Weise schon. Eine Legion kann ich herumkommandieren, die Soldaten sind mir zu absolutem Gehorsam verpflichtet. Im Senat geht das als Princeps natürlich nicht. Ich glaube kaum, dass sich Messalina oder Anton herumkommandieren lassen würden..."


    Dann nach einer kleinen Pause, in welcher beide lachten:


    "Es tut mir leid, dass ich Dich nicht nach Rom begleiten kann, aber ich bin dienstlich zur Zeit nicht abkömlich. Du wirst Deine Braut ohne mich heiraten müssen... Wirst Du doch hinkriegen, oder?"


    Meridius grinste erneut.

  • "kann ich mir kaum vorstellen.."


    Er grinste breit und sagte:


    "Das ist schade, aber ich werde es schon schaffen, ich habe vor kurzem mir die Grabesrede Ciceros für Cäsar durchgelesen, faszinierend diese Rhetorikkünste...."

  • "Nunja, Tullius war eben ein Meister, da gibt es keine Zweifel. Wie sehen eigentlich Deine Ambitionen aus? Möchtest Du wie er den Cursus Honorum durchlaufen? Oder arbeitest Du zuerst als Rechtsanwalt. Soweit ich weiß, hat Tullius ebenfalls sich erst als Anwalt einen Namen gemacht, bevor er in der Politik durchstartete. Eigentlich kein schlechter Weg, denn vor Gericht lernt man zu argumentieren und das Wesentliche zu benennen."


    Gallus trat ein und servierte den Wein.


    "Danke, Gallus!"


    Meridius forderte seinen Gast auf, zuzugreifen.


    "Bedien Dich ruhig. Es ist ein sehr guter Tropfen, meine Hausmarke. Das heißt, wenn ich ihn selber trinke, muss er gut sein."

  • "Ich weiß es nicht, aber ich denke ich werde erst ein Zeitchen als Advocat arbeiten und gleichzeitig meine Wirtschaftslage aufbessern und dann.... Übrigens kann ich etwa noch nicht gut genug argumentieren?"


    Er nahm sich einen Becher unsd lachte bevor er trank:


    "Bist du schon dekadent geworden, das du jetzt schonso redest?"


    Er grinste und trank einen Schluck er sagte:


    "Der mundet tatsächlich sehr."

  • "Ich und dekadent? War ich so lange in Rom, dass die Hauptstadt auf mich abfärbt?"


    Meridius lachte.


    "Gute Advocate kann man immer gebrauchen. Es herrscht gerade vor Gericht eine wahre Klageflut, man kann nie wissen, ob man nicht als nächster dran ist. Es scheint fast so, als ob das Klagen einigen Müssiggängern zum Zeitvertreib dient. Dabei gibt es aller Orten alle Hände voll zu tun.


    Für die Truppen konntest Du Dich nie begeistern? Du weißt, dass man in manche Ämter erst rein kommt, wenn man bei der Truppe war?"

  • "Wenn du so weiter machst findest du noch einen Zeitvertreib für meinen Hispania Aufenthalt."


    Er grinste und sagte:


    "Zudem war ich stets redegewandter oder? Wenn du willst können wir ja einmal mit Holzwaffen üben nur vor meinem Dolch nimm dich in Acht!"


    Er machte eineruckartige Bewegung und Dolch Caestus und Gladus fielen auf den Boden, er wurde rot und sagte:


    "Was man nicht alles in seiner Tunika hat, nicht?"

  • Meridius lachte.


    "Dir ist bewusst, dass ich vor Gericht bei der Verteidigung einer Mandantin große Schwierigkeiten bekam, weil der Iudex, unser Imperator, es als ein Zeichen krimineller Energie ansah, dass ein freier und unbescholtener Bürger sich selbst bewaffnend mit einem Dolch unter der Tunika durch das Reich wandelt? In Deinem Fall mein Freund, und im Angesichte dieses Gladius sehe ich allerdings mehr als schwarz. Damit kämst Du unter lebenslänglich nirgends raus..."


    :D

  • "Kontrolliere einmal jeden Mann am Forum Romanum und jeder1 1/2 trägt einen Dolch und Castus, ich trage nur heute noch ein Schwert da meine letzte Reise mehr als unannehmlich war."


    Er grinste und fragte:


    "Wie gehts dir zum Thema heirat? In Sicht, schon geschehen oder noch in weiter Ferne? Du selbst sagtest einmal zu mir das ich niemals heiraten werde bei meiner lebenseinstellung... Hätten wir doch um unser ganzes Vermögen gewettet"


    Er prustete laut los.

  • "Heirat? Ich?"


    Meridius schmunzelte.


    "Ich würde mal sagen schon gesehen, in sicht, und doch in weiter Ferne. Ich meine sowohl die Frau als auch die Hochzeit. Aber wer weiß, vielleicht tut sich ja eines Tages doch noch was. Jetzt wo Du bald vom Markt bist und die Konkurrenz für mich geringer wird, habe ich gute Chancen als begehrtester Junggeselle des Imperiums angesehen zu werden. Oder meinst Du Anton könnte mir den Platz streitig machen?"

  • "Hat er das nicht schon längst?"


    Er grinste von einem zum anderen Ohr und sagte:


    "Aber es gibt Gerüchte von wegen einer Aurelia... aber egal. Dann bist du der zweitbegehrteste und nicht nur drittbegehrteste."


    Er grinste noch breiter und ließ dezent die Waffen verschwinden.

  • Meridius lachte ebenfalls.


    "Pass nur auf, nicht dass ich Dich noch von Gallus aus dem Haus werfen lasse..."


    Meridius schenkte seinem Gast Wein nach.


    "Du kannst im Übrigen ruhig öfters zu Besuch kommen. Und wenn Du noch nicht weißt, wo die Flitterwochen machen, ich habe ein kleines Landhaus hier in der Gegend. Ich könnte es Dir zu Verfügung stellen."

  • "Ich werde die nächsten Monate hier leben, da werde ich oft genug mit meiner holden Gemahlin deine Dekadenz ausnutzen!"


    Er verstaute mit Mühe das Gladius und schon sah er wie ein normaler Bürger wíeder aus er grinste und sagte:


    "Zudem werde ich wohl nicht mehr zu Flitterwochen kommen sollte ich nicht rechtzeitig zurückkommen. Stelldir Anton der mit den Klingen wetzend vor der Gens Cornelia steht..."


    Erlblickte erst drein und lachte dann plötzlich brüllend los und kugelte sich am Boden vor Lachkrämpfen als er sich Anton mit den Klingen wetzend vorstellte.

  • Auch Meridius lachte, doch konnte er sich auf seinem Stuhl halten.


    "Ja, Anton wäre sicher nicht begeistert, vielmehr entgeistert, solltest Du seine Tochter versetzen. Er würde Dich wahrscheinlich richtig fertig machen und als Censor und Chefredakteur der Acta, wäre dies für Dich vernichtend. Falls also dein Schiff Verspätung bekommen sollte, kauf Dir im Hafen schon mal eine Passage nach Alexandria. Je weiter weg, desto besser..."


    Meridius erhob sich.


    "Doch es ist schon spät mein Freund. Ich muss morgen früh raus, und meine Dekandez hat Grenzen."

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