• Mein Drang meine Gedanken und Gefühle niederzuschreiben wurde immer größer. Ich begab mich wieder ins Tablinum und sah mich um. Ich wollte sicher gehen, dass mich keiner sehen würde. Ich wollte niemanden eine Erklärung schuldig sein wenn man mich hier erwischte wenn ich Sachen einsteckte.


    Wieder ging ich zu dem Tisch wo alles lag was man brauchte. Ich fand eine Feder und ein kleines Gefäß in dem Tinte war, nebendran lag wieder ein unbeschriebenes Papyrus welches ich wieder in meiner Tunika vesteckte. In meinen Händen hielt ich nun Feder und das kleine Gefäß mit der Tinte.


    In meiner Kleidung verstecken konnte ich das alles nicht, also hielt ich es weiter fest und hoffte man würde mich nicht sehen, wenn ich damit zurück in die Sklavenunterkünfte ging.

  • Livianus war am späten Abend in die Casa gekommen um im alten Tablinum nach einigen Schriften zu suchen. Es war bereits sehr ruhig geworden und die meisten Familienmitglieder waren anscheinend bereits schlafen gegangen. Ab und zu hörte man ein leises knacken und den sanften Wind, der durch das Haus wehte. Er hatte sich einige Kerzen angezündet und versuchte so leise wie möglich zu sein um niemanden zu wecken. Vorsichtig durchstöberte er die Regale mit den verschiedensten Schriftrollen und fischte ab und an eine heraus. Als er mehrere zusammengesammelt hatte, ging er zu einem der Stühle, setzte sich und begann sie zu lesen.

  • Es war spät geworden, doch Livianus hatte gefunden wonach er gesucht hatte. Er rollte einige Schriften zusammen und steckte sie unter den Arm. Den Rest packte er wieder in die Regale zurück. Er blies die Kerzen aus und machte sich wieder auf den Rückweg in das Castellum. Als er sich der Türe näherte, hörte er Schritte den Gang entlangkommen. Aus irgendeinem Grund (wahrscheinlich wollte er niemanden zu so später Stunde erschrecken) blieb er vor der Türe stehen um zu warten bis der andere vorübergegangen war. Mit den näher kommenden Schritten hörte er auch eine Stimme - es war Gallus.


    Etwas unverständlich aber doch konnte Livianus die Worte Schande, junger Herr und Cousine verstehen. Livianus blieb einen Moment lang wie angewurzelt stehen. Tausend Gedanken schossen ihn in diesem Moment durch den Kopf. Was hatte die eben gehörten Worte zu bedeuten? Es gab nur einen jungen Herren hier – Maximian. Und Cousine? Damit konnte Valeria gemeint sein. Waren die beiden nicht für einige Tage verschwunden gewesen? Und was um Himmels willen sprach Gallus da von Schande? Plötzlich wurde Livianus heiß und er spürte wie sein Herz schneller Schlug. Er ahnte schlimmes.


    Die Schritte waren in der Zwischenzeit nicht mehr zu hören. Livianus öffnete die Türe des Tablinum und ging hinaus auf den Gang. Was nun? Was sollte er machen? Hatte er Gallus Worte überhaupt richtig verstanden? Wenn ja, hatte er sie richtig interpretiert? Er hoffte nicht, aber es musste dem nachgehen. Leise machte er sich auf in Richtung der Zimmer.

  • Es war ein herrlicher Nachmittag und Meridius kam aus der Stadt zurück und betrat das Tablinum. Er gab Gallus die Anweisung, dass er nach Maximian sehen sollte, dann ging er zu einer der Truhen und suchte sich eine Schriftrolle heraus. Als er das Gesuchte gefunden hatte, nahm er Platz und las, bis sein Sohn erscheinen würde. Das lange Gespräch mit Iulia am Abend davor hatte ihn in seiner Absicht bestärkt.


    "Mmm, das ist doch das falsche Werk..."


    Er erhob sich wieder und ging zu der Truhe zurück.

  • Gallus hatte Maximian in seinem Cubiculum anegtroffen und ihm mitgeteilt, dass der pater familia ihn sehen wollte. Maximian hatte stumm genickt und war dann mehr oder minder zügigen Schrittes zum Tablinum seines Vaters gegangen. Dort angekommen atmete der junge Mann nervös blickend noch einmal tief durch und klopfte an, ehe er in den Raum eintrat.
    Nachdem er die Tür wieder geschlossen hatte, stand er unweigerlich stramm da. Sein Herz schlug dumpf, während er den Blick Meridius', ein Lächeln und passende Worte suchte.


    "Vater. Ich hoffe es... es geht dir gut."

  • Meridius drehte sich kurz um und sah seinen Sohn. Er nickte mit dem Kopf und wies ihn an, näher zu treten. Dann deponierte er das Dokument in der Truhe und wandte sich um.


    "Mir geht es gut, Maximian. Und Dir?"


    Er versuchte so normal wie möglich zu sprechen und Emotionen aus dem Gespräch heraus zu halten, was ihm auch relativ einfach gelang, hatte er auf der Fahrt von Ostia nach Tarraco ja mehr als genug Zeit gehabt, sich einen klaren Kopf zu verschaffen.

  • Natürlich wusste Maximian, dass die Ruhe seines Vaters nichts damit zu tun hatte, wie er über das Vorgefallene dachte. Im Gegenteil: Die Art, wie er sprach und dass er sich abgewandt hatte, ließ Maximian noch nervöser werden. Beinahe zögernd trat er näher, wagte es aber noch nicht, sich zu setzen. Hinter dem Rücken seines Vaters vollführte sein Kopf eine Mischung aus zustimmenden Nicken und widersprechendem Kopfschütteln.


    "Das ist gut. Sehr gut. Mir? Auch... gut... so weit..."


    Er räusperte sich kaum hörbar und orientierte sich am Boden.


    "Gratulation zur gewonnenen Wahl zum Quaestor Consulum."

  • "Danke."


    Meridius blickte seinen Sohn lange und nachdenklich an. Dann trat er zu einem Stuhl und setzte sich. Musternd lag sein Blick auf ihm.


    "Ich habe beschlossen, dass ich Dich mit mir nach Rom nehmen werde. Die Zeit des Müßiggangs ist vorbei. Du sollst etwas anständiges lernen. Du sollst mich begleiten und in die Politik eingeführt werden. Wo ich bin, bist Du. Du kannst Morpheus als Begleitung mitnehmen, wenn Du möchtest. Was machen die Lektionen?"

  • Während sein Vater sprach, war auch Maximian zu einem Stuhl gegangen und hatte sich langsam darauf niedergelassen, sodass er saß, als er erfuhr, dass er mit nach Rom gehen sollte. Sollte das eine Strafe sein? Zugegeben, die kühle Art seines Vaters und sein Blick waren alles andere als locker. Maximian konnte dennoch gar nicht so schnell denken, wie ihm alles mögliche durch den Kopf schoss. Nur eins war deutlich: Rom bedeutete, dass er Valeria näher sein würde!
    Grad noch so konnte er sich zusammenreißen und antworten.


    "Die Lektionen... Sie gehen gut voran. Morpheus ist ein guter Lehrer."


    Einen Moment lang dachte Maximian nach, sammelte sich.


    "Rom, Vater? Das halte ich... für eine angemessene... Maßnahme."

  • Meridius blickte seinen Sohn an und ließ ihn aussprechen.


    "Wer hat gesagt, dass Du Dich setzen kannst, junger Mann? Ich denke die Legionen wären wohl noch um einiges besser. Als ich in Deinem Alter war..."
    Er dachte an Iulia


    "... sah mein Leben um einiges härter aus, als das Deine jetzt."


    Er hielt einen Moment inne.
    "Morpheus ist ein guter Lehrer? Was hast Du bisher gelernt?"

  • Maximian schluckte kaum merklich und auch wenn er es nicht unbedingt als Aufforderung verstanden hatte wieder aufzustehen, tat er es. Ganz sicher geschah es deshalb, weil er sich so ziemlich unwohl fühlte.


    Er hörte seinem Vater zu. Nein, er hatte keine Ahnung, wie das Leben seines Vaters ausgesehen hatte, als er so alt war wie Maximian jetzt. Aber darauf ging er nicht ein. Viel mehr ließ ihn die Anmerkung seines Vaters, dass Maximian genauso gut bei den Legionen aufgehoben gewesen wäre, die Lauscher spitzen.


    "Ich warte nur auf meinen Geburtstag, damit ich mich rekrutieren lassen und meinem Leben einen tieferen Sinn geben kann."


    Vielleicht stimmte Meridius das ja ein wenig milder... Der Wille sich nützlich zu machen, ihm nachzueifern.


    "Bisher unterzog er mich einem Test, in dem er herausfand, wie es um meinen Wortschatz und mein allgemeines Wissen steht. Dann las er mit mir verschiedene griechische Texte und begann in den letzten Stunden mit der Rhetorik und Mathematik dort weiter zu machen, wo mein Wissen endete."

  • Meridius hörte aufmerksam zu.


    "Es ist gut, dass Du Deine Zeit wenigstens etwas sinnvoll genutzt hast. Mir kamen in Rom ganz andere Dinge zu Ohren. Und vielleicht sollte ich Dich wirklich in die Legion stecken. Dir die komplette Karriere von unten angefangen zumuten. Du würdest mindestens 15 Jahre lange keine richtige Beziehung eingehen können, geschweige denn heiraten, und ob Du den selben Karrierespung hinbekommst wie ich, bezweifle ich ernsthaft. Es ist wenigen vergönnt und ohne Förderer nahezu unmöglich..."


    Der junge Mann vor ihm wurde sichtlich verlegen und unruhig.


    "Was hast Du zu der Geschichte mit der Tochter meines Bruders zu sagen?"

  • Uhoh... Während Meridius sprach, wurde Maximian immer kleiner auf seinem Stuhl. Er ahnte schon, was sein Vater als nächstes sagen würde und hätte eigentlich eine kämpferische Antwort geben wollen - dass er es sich durchaus zutraute, hart für eine Sache zu arbeiten - die ihm aber promt im Halse stecken blieb, da sein Vater ihn anscheinend auch gar nicht zu Wort kommen lassen wollte, ehe er das Gespräch auf den Punkt gebracht hatte.


    Die Tochter seines Bruders. Das hörte sich anders an als Cousine. Wesentlich näher. Er wandte kurz den Blick ab, legte ihn auf den geschienten Arm, entschied sich dann aber Haltung anzunehmen und das eben so gut wie möglich durchzuziehen. Ein wenig Ärger hatte sich ja auch bei ihm angestaut.


    "Nun... es tut mir leid. Dass du deinen Romaufenthalt abbrechen musstest, um die Familie, um die Sorgen, die ich bereite. Ich will aber ehrlich sein: Was Valeria anbelangt, tut es mir nicht leid. Es ist geschehen und ich weiß, was das, was wir taten, bedeutet. Und das nicht einmal für mich, auch nicht für Valeria, die keine Schuld treffen kann, sondern für... Naja, euch."


    Er machte eine schweifende Geste und traute sich kaum mehr in das Gesicht seines Vaters zu sehen.


    "Ich weiß nicht, ob man es verstehen kann. Natürlich wusste ich die ganze Zeit über, dass sie meine Cousine ist und dennoch... "


    Er zuckte mit den Schultrn und wagte es Meridius wieder einmal anzusehen.

  • Meridius sagte lange nichts.


    "Ihr, nein, Du weißt also, was Du getan hast? Du weißt was es bedeutet?"


    Seine Worten wurden mit Nachdruck gesprochen.


    "Erzähle mir, wie Du Dir vorgestellt hast, dass es weiter geht. Und ich erzähle Dir dann, wie es weitergegangen wäre."

  • Die Stille war beinahe erstickend für den jungen Maximian. Dann endlich brach sein Vater sie. Unsicher nickte Max und senkte dann den Blick.


    "Sollte es bekannt werden, ist die Familie entehrt und die Götter heißt es zu beschwichtigen. Aber außer Gallus, Livianus, meiner Mutter und dir weiß niemand davon, das kann ich dir versichern. Es wird nicht bekannt werden. Und was die Götter anbelangt... ich werde ihnen täglich Opfer darbringen, wenn das von mir verlangt wird, um den Schaden für die Familie gering zu halten. Schließlich erfuhr ich durch sie seither nur Gutes..."


    Er pausierte kurz und nickte mit leicht aufeinander gedrückten Lippen. Ah, die Starre, mit der Meridius ihn geradezu anstarrte und die Art und Weise, wie er sprach, machten Maximian beinahe verrückt.


    "Wie es weitergeht? Hm. Wie meinst du das? Das zwischen Valeria und mir? Es darf nicht weitergehen, das ist mir bewusst. Deshalb wirst du uns den Umgang verbieten, ich werde mich entweder bald in Rom oder in den Legionen wiederfinden und egal wo mein Bestes geben."


    Auch Max versuchte jetzt Emotionen auszusparen.

  • Meridius nickte mit dem Kopf.


    "Gut. Ich werde vergessen, was Du getan hast. Doch ich erwarte, dass es kein zweitesmal passiert. Valeria ist für Dich tabu..."


    Er hielt inne und wartete die Reaktion seines Sohnes ab, ehe er fortfuhr.


    "Was alles andere betrifft, wirst Du mich ab sofort begleiten. Du stehst morgens mit dem Morgengrauen auf und hällst Dich bereit. Gehe ich in die Curia, begleitest Du mich. Gehe ich in das Castellum, bist Du ebenfalls dabei. Ich möchte Dir das Leben eines einflussreichen Römers zeigen. Lerne von dem was Du siehst. Öffne Deine Augen und Deine Ohren und stelle Dir unablässig Fragen. Dir selber, nicht den anderen. Sei zurückhaltend, höflich, zuverlässig. Wenn ich dann die Zeit für gekommen sehen, werde ich Dich in die Legio IX Hispana aufnehmen."

  • Maximian nickte gehörig, fühlte sich aber wie betäubt, als die Gedanken durch seinen Kopf schossen. Die Sache war ausgestanden. Er würde seinem Vater in Zukunft nicht mehr von der Seite weichen. Das Leben eines edlen Mannes sollte er kennenlernen. In Rom. Und er würde in die Legio IX Hispana aufgenommen werden.
    Valeria... Valeria würde er nicht mehr wiedersehen dürfen.


    Mit starren Augen sah Max seinen Vater an, dann nickte sein Kopf, ohne dass er es bewusst bewirkt hätte, und sein Mund sprach Worte, die er sich nicht bereitgelegt hatte.


    "Ich werde dich nicht noch ein zweites Mal enttäuschen."


    Offenbar überlegte er kurz (immer noch in dieser Starre und Taubheit), sodass man schwerlich sagen konnte, was sich hinter der Stirn des jungen Mannes absielte.


    "Wann... Wann geht es nach Rom?"

  • Meridius blickte seinen Sohn inzwischen versöhnlicher an.


    "Sobald es meine Aufgaben erlauben. Zur Zeit bin ich an der Seite des Imperators in Tarraco. Solange die Spiele abgehalten werden, bin ich hier. Du darfst mich durchaus begleiten..."


    Er blickte ihn an.


    "Und Morpheus ebenfalls."

  • "Der Imperator?, erwiderte Maximian mit großen Augen. Diesen eindrucksvollen Mann hatte er damals auf dem Bankett in Rom gesehen. Nur aus der Ferne, doch allein das hatte genügt, dass die Handflächen leicht feucht wurden, erinnerte er sich.


    Allmählich fiel auch das Taubheitsgefühl wieder von ihm ab. All das konnte er jetzt gar nicht verarbeiten. Das würde einen ruhigen Abend bedürfen, einen Spaziergang oder Ausritt. Valeria war erst einmal ausgeblendet, weil die Gedanken eh nur schmerzten. Und jetzt brauchte er einen klaren Kopf.


    "Ich werde ihn hiernach gleich aufsuchen und ihn seiner neuen Verpflichtungen unterrichten. Sicher werden sie ihm gefallen."


    Max nickte und traute sich ob der schon wesentlich lockeren Atmosphäre ein wenig zu lächeln.

  • "Ja, die Tatsache, dass Du mich begleiten wirst, wird es mit sich bringen, dass Du den einen oder anderen einflussreichen Römer kennen lernen wirst."


    Meridius blickte seinen Sohn liebevoll an.


    "Das wäre vorerst alles. Ich schlage vor, dass Du Dir heute einen schönen Tag machst, und ab morgen geht es los. Morpheus soll sich um Dich kümmern. Ach ja, und kümmer Dich ein wenig um Deine Mutter. Es kann sein, dass Du sie längere Zeit nicht siehst..."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!