• Zitat

    Original von Apollonius von Samothrake
    ~Tage vorher noch:
    "Ach! Salve Senator Decimus!" Er geht einige Schritte um die Schreibpulte herum. "Dann seid Ihr aus Germanien zurück gekehrt?" Er wendet sich an die beiden jungen Decimas. "Maximian, nimm Dir die Schrift von Romanus vor und überprüf sie. Romanus, Du wirst Dir die Textstelle mit der Frage, ob die Seele nach dem Tod noch ist, noch einmal vornehmen!"


    Platons Texte waren ja eigentlich ganz interessant. Die Aufgaben zum besseren Verständnis in den Vortagen hatten sicherlich auch ihre Wirkung gezeigt, doch jetzt, wo Apollonius redete und Maximian direkt übersetzen sollte, rauchte ihm ganz schön der Kopf.
    So hatte er bei seiner Mitschrift einige kleine Lücken lassen müssen. Entweder, weil er den text nicht übersetzt kriegte oder weil es ihm zu schnell ging, alles in allem war er aber zufrieden mit seinem unterbrochenen Diktat und legte es zur Seite.
    Apollonius trug ihm auf, Romanus' Mitschrift zu kontrollieren. Mit gerunzelter Stirn sah Maximian zu seinem Cousin, der wie immer mit großer Begeisterung dabei gewesen war und nahm ihm einfach grinsend seine Schreibunterlage weg.
    Dann begann er zu lesen. Oooooh, ein Fehler. Maximian verzog übertrieben das Gesicht und schüttelte den Kopf, während er schon weiterlas und aus dem Augenwinkel Romanus beobachtete. Schon gab er wieder einen Laut von sich und hielt sich die Hand vor die Augen, ob des Fehlers, den sein kleiner Cousin gemacht hatte. Zur Strafe wurde Maximian mit einem kleinen Gegenstand beworfen und musste leise lachen. Den Gegenstand hatte er übrigens abgefangen und warf ihn zurück zu Romanus.

  • Apollonius winkt leicht ab. "Nein, Senator, Ihr habt nicht gestört! Die Beiden brauchen sowieso eine kleine Pause und ich bin mir sicher, sie nehmen sich die Pause gerade!" Den Geräuschen nach zu urteilen, war dem wohl auch so.


    "Romanus und Maximian sind beide sehr aufgeweckte und kluge junge Männer! Maximian ist natürlich von seinem Wissensstand etwas weiter als Romanus, auch von seiner Verständnisfähigkeit. Maximian hat zwar noch einige kleine Defizite, was die Literatur und Mathematik angeht, aber er ist da sehr lernfähig. Gerade die letzte Kunst betreffend. An seiner Rethorik muss auch noch etwas gearbeitet werden. Aber ich bin da durchaus zuversichtlich!"


    Während sie weiter aus der Höhrweite der Decimajungs gehen, spricht Apollonius ruhig weiter. Er hat seine Hände hinter dem Rücken verschränkt und sein griechisches Gewand streift leicht über den Boden.


    "Romanus ist ein schwieriger Fall, so wie ich das bis jetzt mitbekommen habe. Ich halte Romanus für außerordentlich begabt und talentiert. Er ist ein sehr kluger Junge. Leider hat er die typische Störigkeit solcher Talente. Obwohl er doch recht reif für sein Alter ist, versteht er den Sinn hinter diesen Studien nicht ganz. Aber das wird sich mit der Zeit sicherlich auch geben."


    Schon fast am Garten angekommen, bleibt Apollonius stehen. "Es gibt, die Beiden betreffend jedoch noch etwas was ich mit Euch besprechen möchte, Senator!" Er wartet jedoch ab, für den Fall, dass Meridius noch Fragen hat.

  • Meridius hörte aufmerksam zu und wollte den Hauslehrer nicht unnötig unterbrechen.


    "Bitte sprich weiter..."


    Was er bisher gehört hatte überraschte ihn nicht wirklich.

  • Apollonius kratzt sich kurz am Bart und nickt. "Zu einer gesunden Ausbildung und das Reifen von jungen Männern gehört noch mehr als das Studium der Sprachen, der Literatur, Rethorik und der Mathematik. Sowohl der Geist, aber auch der Körper müssen geschult werden!" Apollonius bleibt weiter stehen und sieht kurz in den Garten hinaus, doch dann richtet er seinen Blick sofort wieder auf den Senator.


    "Maximian hat mir erzählt, er wird bald der Legion beitreten. Seine Fähigkeiten in der Waffenkunst sind jedoch eher bescheiden im Gegensatz zu seiner Motivation. Vielleicht sollte er auch in dieser Hinsicht noch Unterricht erhalten."


    Er verschränkt wieder seine Hände hinter dem Rücken. "Und auch Romanus würden tägliche Bewegungen und Training in einem Gymnasium bestimmt gut tun. Die Disziplin des Trainings könnte sich auch positiv für sein Lernen auswirken."

  • Meridius nickte. Der Grieche hatte Recht. Bisher hatte er noch gar nicht daran gedacht gehabt. Dabei war es für einen heranwachsenden Mann überaus wichtig neben dem Geist auch den Körper zu bilden.


    "Du sprichst wahr, Apollonius.
    Was schlägst Du vor?"


    Meridius kam ein Gedanke...

  • "Hmm!" Apollonius denkt für einen Moment nach. "Also, was das Lernen an den Waffen angeht für Maximian...Ihr kennt doch sicherlich Manius Horatius Toxis. Er war ebenfalls eine Zeitlang in der Legion. Er ist ein hervorragender Kämpfer und auch geschult darin, Kämpfer auszubilden. Maximian könnte sicherlich einiges von ihm lernen. Der Nachteil ist jedoch, dass er ein Gladiator ist. Ich denke jedoch, es gibt niemanden Besseren hier in Tarraco, der Euren Sohn unterrichten könnte."


    Wieder streicht er sich über den Bart. "Aber für Romanus? Ich bin mir nicht sicher, ob die Aufregung um die Gladiatoren für Ihn gut wäre. Seine Jugend würde ihm da doch einige Flausen in den Kopf setzen und er würde am Schluss gar Gladiator werden wollen. Vielleicht wäre für Romanus das Gymnasium von Tarraco doch besser." Er blickt fragend Meridius an. "Es gibt hier doch ein Gymnasium, oder?"

  • Meridius schüttelte den Kopf.


    "Ein Gladiator wäre wohl nicht das geignete. Und ein Gymnasion ist meines Wissens nicht vorhanden. Doch das lässt sich ändern. Ich werde der Stadt eines stiften. Du hast Recht. Das ist eine großartige Idee. Wir haben eine Wagenrennstädte, aber noch kein Gymnasion. Ich werde gleich morgen mit dem Proconsul sprechen..."


    Er hielt inne. Die Idee hatte sich als fester Gedanke verfestigt.


    "Und was den Lehrer betrifft habe ich bereits einen Kandidaten. Er mag Dir vielleicht nicht gleich in den Sinn gekommen sein, aber er diente viele Jahre unter mir in der Legion, stieg dort bis zum Tribunen auf und weiß mit dem Galdius umzugehen. Ich dachte an den Regionarius. Vielleicht kann ich ihn überreden, dass er sich nebenher um die beiden kümmert. Ich denke er wäre auf alle Fälle ein besserer Umgang als ein Gladiator. Und er weiß alles, was man braucht um in der Legion zu überleben..."

  • "Der Regionarius?" Apollonius blinzelt verblüfft. "Ich wußte nicht, dass der Regionarius in der Legion gedient hat, aber eigentlich ist das selbstverständlich! Ja, der Mann schien mir sehr gewissenhaft zu sein." Apollonius nickt sehr zufrieden darüber. "Gut, das ist in der Tat eine sehr viel bessere Lösung."


    "Was mir noch einfällt, Senator! Wie sieht es mit dem Patronat aus? Müsste das nicht noch schriftlich festgehalten werden?" Apollonius hebt fragend die Augenbraue.

  • "Schriftlich?"


    Meridius Augenbraue wanderte ebenfalls nach oben.


    "Das kann man machen, wenn Du es wünscht. Soll ich mich gleich darum kümmern?"


    Er hatte bisher gar nicht daran gedacht, dass er dies auch schriftlich festhalten könnte. Vielleicht würde er es an seinen Scriba delegieren...

  • Wieder winkt Apollonius ab. "Ganz wie es hier in der Provinz üblich ist. In Alexandria war es das, aber das soll ja noch lange nichts heißen." Er lächelt ganz leicht.


    "Werdet Ihr bald wieder nach Germanien aufbrechen oder verweilt Ihr etwas länger in Hispania?"

  • "Ich habe einige geschäftliche Dinge zu erledigen. Sobald das Geschehen ist, werde ich mich wieder nach Germanien begeben müssen. Mein Kommando erlaubt keine längere Abwesenheit."


    Meridius wurde nachdenklich und blickte den Hauslehrer dann an.


    "Falls es also etwas gibt, sollte man mich jetzt darauf ansprechen. Wenn ich erst wieder in Germanien bin, wird man auf den Briefwechsel ausweichen müssen."

  • Mit Erleichterung registrierte Romanus den Abgang der beiden Männer und seine Müdigkeit schien wie weggewischt. Er runzelte die Stirn als sein Cousin seine Aufzeichnungen kontrollierte und zog Grimassen, während er mir einem imaginären Gladius auf ihn einstach. Als Maximian übertrieben auf einen Fehler im Text reagierte, knurrte Romanus ihn an und warf mit seinem Stylo nach ihm. Lachend fing sein Cousin ihn auf und im nächsten Moment flog es zu ihm zurück. Romanus streckte ihm die Zunge heraus und seufzte theatralisch. Es war fast wie in alten Zeiten als sie sich zum Spaß gebalgt hatten. Fast fand er es etwas schade, dass Maximian nun so etwas wie ein Mann sein sollte und es sich wohl nicht mehr gehörte, sich zu rauffen.


    "Benimm dich, Lucius Decimus Maximian", tadelte er seinen Cousin mit strenger Miene, tiefer Stimme und kraulte sich einen imaginären langen Bart. Dann stand er auf und ahmte die Schritte des Griechen nach. Mit hoch erhobenem Zeigefinger blieb er vor Maximian stehen und rollte mit den Augen. "Junger Mann, hast du deine Aufgabe fertig?"

  • Als Romanus aufstand und Apollonius nachäffte, hob Maximian den Kopf. Eine seiner Augenbrauen wanderte skeptisch in die Höhe, während seine Lippen sich kräuselten, aber kein Lachen entweichen ließen. Stattdessen räusperte er sich und machte sich daran seinen Cousin nachzuäffen, was nicht sonderlich schwer war. Dazu ließ er zuerst die Augen zufallen, gähnte herzhaft ein "Nein, ich bin sooooo müde" und "schlug" zuletzt mit dem Kopf auf den Schreibpult, die Oberfläche angrinsend.

  • "Ja, es gibt noch etwas. Euren Sohn betreffend!" Apollonius verschränkt seine Arme vor der Brust.


    "Ich werde bald einen Cursus Medicinae für die Schola hier in Hispania abhalten. Der Cursus umfasst auch einen praktischen Teil. Ich dachte mir, dass Euer Sohn dabei auch einiges lernen kann. Ich möchte ihn als meinen 'Gehilfen' dort mithin nehmen, damit er einige praktische Grundlagen lernt. Das wird ihm beim Militärdienst sicherlich dienlich sein. Wärt Ihr damit einverstanden, Senator?"


    Wieder deutliche Bewegung der Augenbrauen, sprich fragender Blick.

  • Meridius dachte nach.


    "Lernen kann ihm sicher nicht schaden. Doch er soll kein Chirurg werden. Er ist der Sohn eines Senators und wird eines Tages die Familie übernehmen und leiten. Wenn er Dir bei der Arbeit zusehen kann um etwas zu lernen ist dies kein Problem. Doch Gehilfe soll er nicht werden. Das Verarzten von Verwundeten und Kranken soll nicht seine Arbeit werden."

  • Fast hätte Apollonius geseufzt. Römer! dachte er sich insgeheim, ließ das jedoch nicht an seiner Miene erkennen.


    "Nein, Maximian soll natürlich nicht mein Gehilfe werden, noch wird er dort irgendeine Prüfung ablegen, die ihn zu einem Chirurgen macht. Wenn er jedoch verletzt wird oder ein anderer Legionär, ist nicht immer ein Feldscher zur Hand. Da kann es lebensrettend für ihn sein, wenn er sich mit den Grundlagen meiner Kunst auskennt. Meint Ihr nicht auch?"

  • "Sicher. Er sol Dir zusehen und Deine Aufzeichnungen studieren. Doch er wird nicht im Blut fremder Menschen waten und auch keine Gebrechen von alten Weibern heilen. Er ist der Sohn eines Senators und wird hoffentlich eines Tages ebenfalls Senator."


    Er blickte den Griechen an.


    "Wie lange wird das ganze dauern? Also vom Zeitrahmen her?"

  • Apollonius sieht Meridius einen Moment schweigend an. Zum ersten Mal deutet sich eine andere Gefühlsregung als seine übliche Gelassenheit ab. Könnte es leichter Zorn sein? Eventuell. Er schweigt jedoch nur eine Weile, was wohl auch Zeichen davon sein könnte.


    "Gut, Senator! Mir scheint, dass Euch nicht daran gelegen ist. Dann vergessen wir das Ganze doch wieder!"


    Er findet schnell wieder zu seiner üblichen Gelassenheit zurück. "Nun, das wäre es dann eigentlich von meiner Seite. Habt Ihr vielleicht noch ein Anliegen, Senator? Schließlich habe ich als Klient von Euch eigentlich auch einige Aufgaben. Gibt es etwas, was ich für Euch hier in Tarraco während Eurer Abwesenheit erledigen soll?"

  • Die Sache vergessen? Meridius zog eine Augenbraue nach oben.


    "Nein, wie ich schon sagte, es wäre gut, wenn Maximian Dich bei Deinen medizinischen Arbeiten begleiten würde. Er soll ruhig medizinische Kenntnisse erhalten, auch wenn er kein Mediziner werden wird. Ich lasse Dir da freie Hand.


    Und was alles weitere betrifft habe ich keinen anderen Wunsch, als dass die beiden allumfassend gebildet werden."

  • Verblüfft blickte Romanus seinen Cousin an als dieser anfing zu gähnen und schließlich mit dem Kopf auf der Tischplatte landete. Dann kicherte er, griff sich sein Lineal und versetzte Maximians Hinterkopf einen leichten Schlag.


    Reiss dich zusammen, Lucius Decimus Maximian oder ich lasse dich den Text dreimal abschreiben und ihn einmal hin und wieder zurück übersetzen", drohte er mit tiefer Stimme und verkniff sich ein Lachen. Ach war das herrlich mit seinem Cousin herumzualbern und er hoffte, dass Meridius ihren Lehrer noch ziemlich lange aufhalten würde. Der Tag war einfach zu schön um ihn mit langweiligen griechischen Texten zu vergeuden.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!