Genug. Es ist genug... Unnötig ihn weiter einzuschüchtern... unter meinen, um seine Schultern geschlossenen, Fingern spürte ich bereits, gedämpft durch den Stoff der Toga, ein leichtes Zittern. Und er brachte ja kaum noch eine Ton heraus... In der letzten Zeit hatte ich so viel mit unglaublich abgebrühten, stumpfsinnigen, indolenten Kerlen zu tun gehabt, dass es mich nun beinahe überraschte, wie einfach er in Furcht und Schrecken zu versetzen war. Doch eigentlich war es die vollkommen normale Reaktion, und irgendwie tat er mir ja nun schon etwas leid.... wie er die Augen geschlossen hielt, wie er beinahe vollkommen erstarrt war. Der würde so schnell kein kaiserkritisches Stück mehr auf die Bühne bringen oder zulassen, und das war ja eigentlich alles was ich wollte. Wenn, dann war es doch wohl am ehesten eine Fehleinschätzung von seiner Seite gewesen, oder jugendlicher Übermut, oder beides zugleich...
"Und ist dir auch klar, dass so etwas niemals wieder vorkommen darf?! Dass du dich damit auf der Stelle ins schwärzeste Unglück stürzen und sogar deiner Familie empfindlich schaden würdest?!" stauchte ich ihn weiter zurecht, wobei ich den Griff um seine Schultern schon ein wenig lockerte... aber ohne ihn loszulassen. Es war ein äusserst.. zwiespältiger Moment, denn ich spürte ja nicht nur sein Zittern, ich spürte auch die Konturen seines Körpers... von Anfang an hatte ich ihn gut gefunden und ihn jetzt, so hübsch und zugleich so... ausgeliefert vor mir zu haben... das barg eine schier überwältigende Verlockung.
Vielleicht lag es daran, dass er die Augen geschlossen hatte, dass mich "niemand" beobachtete... Jedenfalls, noch während ich mit mir kämpfte, da schob meine Linke bereits den Stoff der Tunika beiseite und fuhr über die bloße Haut seiner Schulter, dann langsam seitlich den Hals hinauf. Eine kleine, eher raue Berührung, und zugleich trat ich dichter an ihn heran, so dass mein Knie fest gegen sein Bein drückte, und ich beugte mich vor...... hätte ihm für mein Leben gern jetzt einen Kuss geraubt... wenn es nicht so verboten gewesen wäre, und schlecht, nein, es gehörte nun wirklich ab-so-lut nicht hier her...... doch... gab es etwas süßeres als diese halbgeöffneten, bebenden Lippen, nur ein Handbreit vor meinem Gesicht... schöngeschwungen, zum kosten einladend, gab... es... etwas... verlockenderes......
Theatrum Ostiensis - Theater
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Sollte er doch endlich sagen, was er wollte, wieviel Geld, wieviel Gold, wieviel keine Ahnung was! Dives fühlte sich im wahrsten Sinne der Worte von allen guten Geistern verlassen. Er spührte nicht einen einzigen! Völlig allein stand er hier mit dem Rücken gegen das Regal gedrückt in größster Anspannung und ängstlich wie ein kleines Kind. Hätte er jemals einen richtigen Vater gehabt, ein Idol und nicht nur einen Erzeuger, vielleicht würde er wenigstens eine ähnliche Situation kennen und hätte zumindest den Hauch einer Erfahrung hiervon. So jedoch fürchtete er beinahe um sein Leben, wenngleich er fest die Hoffnung hatte, dass er dem Decimer lebend mehr bringen würde, denn tot.
"H...h h...jah ... h...jah..hhh ... h...h ...", hechelte ohne zu überlegen auch auf die nächsten beiden Fragen Serapios. Eigentlich hätte er jetzt völlig aufgelöst zusammenbrechen können, doch die Anspannung und diese enorme Angst hielten den Iulier auf den Beinen und sorgten dafür, dass nicht eine Träne floss. Er merkte, dass der Griff nun weniger fest war, konnte allerdings nicht sagen, ob das nun der Realität entsprach oder aber ein Zeichen dafür war, dass er jetzt so langsam ein Belastungslimit erreicht hatte. Er kannte seine Grenzen nicht, war noch nie dermaßen stark unter Druck gesetzt.
Plötzlich wurde die rechte Schulter entblößt, die Tunika an dieser Seite beiseite geschoben. Suchte sich seine Seele bereits von seinem Körper loszusagen und sich einen Weg nach außen zu bahnen? Dann eine raue Berührung, aber trotzdem irgendwie näheschaffend. Dives lehnte seinen Kopf leicht nach rechts und schmiegte sich an die Hand. Er war nicht allein! Jemand war da, jemand gab ihm Kraft dies hier durchzustehen. Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, wenngleich er sich noch immer fürchtete, die Augen zu und den Mund offen hatte. Nur das zittern hatte ein wenig nachgelassen.
Dann spührte er das Knie fest an seinem Bein und fühlte Serapios Atem. Voll Panik schlug Dives die Augen auf und jene stand ihm auch sofort ins Gesicht geschrieben. Weit aufgerissene Augen starrten den Decimer für einen Moment voll Todesangst (wollte er ihn jetzt vielleicht erwürgen?) an, bevor ihm bewusst wurde, dass auch jene kraftgebende Hand dem Tribun gehörte. Er selbst war verwirrt von dieser Situation und wusste absolut nicht, was jetzt los war, was er tun sollte und was nicht. Sein Körper begann sich eigenmächtig selbst zu steuern. Seine rechte Hand, die noch immer um Serapios linkes Handgelenk geklammert war, schob die Hand des Decimers ein wenig weiter um seinen Hals, sodass dieser, sofern er dem nachgeben würde, dem Iulier automatisch noch näher kommen würde. Sein Kopf indes bewegte sich langsam auf den decimischen zu, seine Nase berührte erst punktuell die Nasenspitze, dann flächenmäßig den linken Nasenflügel seines Gegenübers. Nur die Augen starrten Serapio noch immer groß an und seine Schultern wagten es nicht sich von der Regalwand zu lösen... -
Wie sehr ich ihn doch wollte, oh, bei Priapus und Cupido, wie ungestüm es mich nach ihm verlangte... War die Grenze nicht sowieso schon überschritten? Und zudem – so unangenehm schien ihm meine Berührung gar nicht zu sein... oder? – Da öffnete er die Augen, und große Furcht stand in ihnen. Ich verharrte unter seinem Blick, wie ertappt und irgendwie auch schuldbewußt, denn es war nicht meine Art jemanden zu zwingen, das hatte ich nämlich nicht nötig, jawohl. Aber dann... dann suchte er selbst meine Berührung, zaghaft zwar, doch unverkennbar, und ich war in diesen Augenblick keineswegs dazu geneigt das zu hinterfragen oder weiter darüber nachzudenken warum nochmal ich besser die Finger von ihm lassen sollte; diese kleine Ermunterung war alles dessen es bedurfte damit die Flamme – bleiben wir ruhig bei dieser Metapher – höher loderte. Ich umfasste seinen Nacken fest mit der Hand, grub die Finger in den Ansatz seines blonden Haars... blond, aussergewöhnlich, war mal was ganz anderes... und atmete, beinahe Wange an Wange, tief seinen Geruch ein.
"Dann... ist gut, dann will ich die Sache auf sich beruhen lassen..." murmelte ich, um ihn nicht länger auf die Folter zu spannen, und verschloss ihm den Mund mit einem hitzigen Kuss. Mmmh, großartig... ich hielt mich nicht mit Sanftheiten auf, ließ meine Zunge forsch auf Eroberung gehen, gab seinem Kopf mit der Hand im Nacken genau den richtigen Winkel vor, um ihn tief und noch tiefer zu küssen.
Währenddessen löste ich meine rechte Hand aus seinem Griff. Ich zog und zerrte an der Toga, bis sie ihm schließlich von der Schulter glitt, und diese ganze Stoffmasse nicht länger ein Hindernis war, für meine Hand, die nun fest über seinen Oberkörper fuhr, ihn fühlend... dann tiefer bis zu seinem Hintern... und was fühlte der sich gut an... dann auch schon dabei war seine Tunika hochzuziehen. Schnapp ihn dir, Faustus! -
... Und Dives spührte Serapios Feuer sehr deutlich, wie es aufloderte, gegen ihn drückte und drauf und dran war den Iulier zu verbrennen! Ja, heißer wurde ihm tatsächlich mit jedem Augenblick. Doch noch stand etwas zwischen ihnen, kein Feuer, keine Flamme, eher eine... nunja... zweifelhafte Theatervorführung. Und das war eine eisige, eine gar frostig kalte Angelegenheit, die dafür sorgte, dass der Funke... nicht gänzlich übersprang und ihn noch nicht entscheidend entflammte! Angetaut vielleicht... maximal.
Dann endlich: Der Decimer wollte die Sache auf sich beruhen lassen... aber einfach so ?! Dives war erpressbar und dem Tribun in jeder möglichen Hinsicht ausgeliefert und der... wollte nichts ? Ungläubig suchten seine Augen die decimischen. Meinte er das ernst? Dann trafen Serapios Lippen auf die iulischen und er drang ein... mit seiner Zunge in den iulischen Mund. Dives nahm sie gern, unterstützte ihren Eroberungswillen, indem er sie einsaugte, wollte sie spühren, wollte ihn spühren. Er schloss die Augen und auch sonst gingen nun die Lichter in seinem Kopf aus. Es gab Stellen, an denen das Blut gerade mehr gebraucht wurde... und dort kam es auch an.
Die Toga fiel zu Boden, hielt nicht länger die Hitze unter sich gefangen, die sich zwangsläufig entwickelte, nachdem jetzt auch Dives in Flammen stand. Plötzlich, ja sogar für den Iulier selbst etwas überraschend, ging ein Ruck durch seinen Körper, löste ihn endgültig von der Regalwand und steuerte direkt auf Serapio zu. Seine rechte Hand kam dem Decimer jedoch sogleich zur Hilfe, dass dieser nicht das Gleichgewicht verlieren würde. Dann schob er sich an Serapio vorbei und drückte diesen nun selbst gegen das Holz der Regale. So nah wie er nur konnte, versuchte er dem Decimer zu kommen. Drückte ihn an die Regalwand, erkundete mit seinen Händen dessen tollen Oberkörper. Dann fand seine Linke den Weg unter die Toga des Tribuns, wo sie an der Wirbelsäule erst bis nach oben zum Hals und dann in die entgegengesetzte Richtung das Terrain erkundete - und ihr gefiel sehr, was sie vorfand! Zeitgleich machte sich die Rechte an der decimischen Toga zu schaffen... zugegebenermaßen etwas umständlich, aber letztlich doch erfolgreich.Nun, da der Druck so langsam von den Schultern des Iuliers fiel, er nurmehr in einer Region eine Anspannung (eine deutlich angenehmere jedoch) verspührte, löste sich aus dem geschlossenen rechten Auge eine Träne und bahnte sich langsam, aber stetig ihren Weg in Richtung Boden. Doch zeigte sein Gesicht ein Lächeln, als sich seine Lippen von den decimischen lösten und küssend Serapios rechte Wange entlang wanderten. An dessen Ohr angelangt, begannen die Lippen und Zähne des Iuliers gleichermaßen das Ohrläppchen zu bearbeiten. Mehr als deutlich könnte der praetorianische Tribun nun die erhöhte divitische Atemfrequenz hören...
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Dass er dies alles nicht nur hinnahm, nein, es sogar leidenschaftlich erwiderte, das war eine angenehme Überraschung! Vollends mit Küssen und Entblößen beschäftigt, verlor ich beinahe meine Balance als er mit einem mal auf mich zu kam, hielt mich an ihm fest, und ehe ich es mich versah, stand auf einmal ich an der Wand..... Na warum nicht, ich genoß es seine Hände auf mir zu spüren und seinen Körper an meinem, und ich grinste innerlich als er es mir gleichtat und das letzte bisschen Toga zwischen uns beseitigte, half ihm auch dabei, indem ich das todschicke Ding, das ich heute morgen mit solcher Sorgfalt andrapiert bekommen hatte, lässig von der Schulter schüttelte. So standen wir, inmitten einer Menge Stoff, der sich um unsere Füße herum wellte, und konnten anscheinend beide gar nicht genug voneinander bekommen!
Ich spürte etwas Feuchtigkeit an meiner, von seiner, Wange... was mich vielleicht einen Wimpernschlag lang irritierte, dann hatte ich es schon wieder vergessen, denn ich war nur noch Glut und Feuer, und das begehrliche Spiel an meinem Ohr, und sein lüsterner Atem zugleich mit dem meinem, das war dann: Öl ins Feuer. Ich biss mir auf die Lippen, krallte die Hände um seinen Hintern und zog ihn fest an mich, doch schon im nächsten Augenblick hielt ich es nicht mehr aus – ich warf den Kopf zurück, funkelte meinen Gespielen heißhungrig an und steuerte ihn mit Händen und Körper, sehr bestimmt, Schritt für Schritt zum nächsten Schreibpult, welches mit seiner halbgeneigten Oberfläche dazu einlud, ihn einfach ohne Umschweife auf das Holz runter zu drücken – was ich tat. Und unsanft schob ich seine Tunika nach oben, riss das Subligaculum weg, wollte ihn ganz und gar in Besitz nehmen... als der Gedanke mich durchzuckte, wie ein Blitz: Aber was wenn...wie mit Massa.... welch unbeschreibliche Blamage wäre es.....
Nein. Ich schloß die Augen und dachte an das Heiligtum, an die Worte der Priesterin, hörte sie, mit dieser sicheren Stimme, die Worte von bäuerlichem Akzent gefärbt, lauthals verkünden: Priapus ist mit dir! Und vor meinem inneren Auge sah ich den Gott und seinen ragenden Phallus, riesengroß und rot und dann war es auf einmal so als hätte es den Fluch niemals gegeben. Priapus war mit mir! -
Für den Moment hatte Dives alles um sich vergessen. Das begann mit der Theatervorführung, der Iuppiter-Statue und der erzwungenen Unterbrechung, setzte sich fort mit der sehr intensiven Unterredung, die Serapio und er zumindest am Anfang hier hatten und die dem Iulier mehr zugesetzt hatte, als man dem Kopf der Schauspieltruppe zusetzen würde, und endete schließlich damit, dass Dives selbst vergaß, wo sie hier eigentlich waren. In Ostia oder Roma? In einem Theater, einer Villa, einer Casa? Er lebte nur noch den Augenblick und in diesem gab es gerade nur den Decimer und ihn!
Seine rechte Hand vollzog den Weg nach, auf welchem Serapios Toga an dessen linker Seite hinabgeglitten war. Der Arm war gerade ausgestreckt und wollte sich auf die Innenseite des decimischen Oberschenkels begeben, um sich anschließend der hispanischen Flamme zu widmen, da ... Wow, war DAS ein Blick! Dives hätte auf den Stein des Iuppiter schwören können, dass er ein richtiges Feuer in diesen leuchtenden Saphiren, die der Tribun seine Augen nannte, sehen konnte! Sofort suchte er wieder Serapios Lippen mit heißen Küssen zu bedecken. Der Iulier stolperte kurz rückwärts, als er begonnen wurde in Richtung des nächsten Schreibpultes geleitet zu werden. An die Togae am Boden hatte er nämlich auch keinen Gedanken mehr verschwendet. Doch das hielt sie keineswegs auf. Mit geschlossenen Augen und den Decimer fortwährend küssend ließ Dives sich problemlos weiterführen. Er bekam nichtmal so ganz mit, dass sie sich überhaupt bewegten, denn noch immer nahm er nichts und niemanden wahr außer der personifizierten hispanischen Leidenschaft, dem hispanischen Temprament, ... Serapio!
Plötzlich konnten die iulischen Füße nicht weiter zurück und Dives' Oberkörper wurde auf einen Schreibpult gedrückt. Der Iulier öffnete seine Augen wieder und betrachtete anschließend voll Vorfreude, wie geschickt der Decimer doch mit diversen Kleidungsstücken umzugehen wusste. Ohne jeden Zweifel: Der war erfahren auf diesem Gebiet... in jedem Fall deutlich erfahrener als Dives! Doch... was...?! Was war auf einmal los? Hatte der Iulier irgendetwas falsch gemacht? Er stützte sich mit der linken Hand auf, um mit seiner Rechten über Serapios Wange zu streichen, den Hals und dann den Oberkörper, der sich so toll anfühlte, so männlich, so... 'Oder liegt es an mir? Bin ich es?', schoss es unerwartet durch seinen Kopf. Was wenn er mehr erwartet hatte? Zwar war der Iulier alles andere als hässlich, wie er selber fand, doch ob er mit einem perfekt durchtrainierten Praetorianer mithalten könnte? Er wusste ja nicht, welche Vorlieben der Tribun hatte und wo der sich sonst holte, was er brauchte... Etwas verunsichert blickte Dives den Decimer an, in der Hoffnung jener würde seine Augen wieder öffnen, würde seiner Leidenschaft, seinem Temprament wieder freien Lauf lassen, würde fortsetzen, was so wunderbar hatte begonnen..."Serapio...", versuchte der Iulier möglichst stimmungsvoll und erregt zu klingen. Zumindest letzteres war Dives ohne jeden Zweifel. Ein leicht fragender Unterton schwang wohl aber dennoch mit.
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Serapio... Ich öffnete die Augen... und eine unbändige Freude breitete sich kribbelnd in meinem Bauch, dann meinem gesamten Körper aus, als mir klar wurde: der Albtraum war vorbei! Ich grinste über das ganze Gesicht, und noch mehr angesichts von Dives fragendem Blick, er sah so... vernachlässigt aus, aber, bei Priapus dem großen Priapus, dem Freuden spendenden, stählern Standhaften, dem mich segnenden Priapus, das würde ich jetzt so-fort wieder gutmachen. Im nächsten Augenblick schon wurde mein Griff wieder fest, mein Grinsen wieder das der Katze über der Maus.
"Dulcis Dives... gefällt dir das.....?" erkundigte ich mich, ein wenig neckend, als ich den Druck verstärkte, ihn, voller Vorfreude, mit meinem Körper zwang, sich von mir abgewandt da auf das Pult raufzulehnen. Ja, und dann machte ich genau da weiter, wo ich gerade gezögert hatte.
Hingabe... wann hatte ich zuletzt wahre Hingabe geschenkt bekommen? Ravdushara zählte nicht, der war nur ein Sklave. Eine Ewigkeit, eine schreckliche, dornige Wüste lag hinter mir, und Dives war die lockende, flirrende Oase. Ich nahm ihn begierig, ihm heiß in den Nacken atmend, dies unsäglich genießend! Jede Bewegung kostete ich aus, ich war berauscht von Lust und Kraft, und ich grub meine Zähne in seinen Hals, diese hellen Nacken unter dem goldigen Haar, und ja, ich war das Feuer, die immer höher lodernde Flamme, die ihn ihm Einklang entfachen und uns in Hitze verzehren wollte... brennen, lichterloh... -
Nachgedacht, Serapio schien über irgendetwas nachgedacht zu haben! Dem breiten Grinsen nach mussten es wohl aber positive Gedanken gewesen sein... hoffentlich. Eine gewisse Skepsis blieb beim Iulier diesbezüglich zurück. Und so veränderte sich auch Dives' Blick nicht großartig, während der Decimer ihn nun bäuchlings zurück auf das Pult drückte. 'Dulcis Dives', das klang mehrfach nach in den iulischen Ohren, verdrängte vorangegangene Gedanken und Zweifel und hinterließ ein einziges Strahlen in seinem Gesicht.
"A...ha ... ja...h ... hmm...", gab der Iulier lustvoll zurück. Er konnte es spüren, das decimische Feuer, die hispanische Leidenschaft, die heiße Flamme, an der sich Dives nun verbrennen würde, an der er sich verbrennen wollte ! Der anfängliche Schmerz war schnell wieder verschwunden und es blieb das pure Verlangen nach mehr. Er fühlte den hitzigen Atem auf seiner nicht minder erhitzten Haut, nahm Serapios erregende Bisse und Küsse nicht mehr nur wahr, sondern erlebte sie und entschwand endgültig der Realität, verabschiedete sich in eine Traumwelt, in der jeder Moment eine Ewigkeit dauerte und es nichts gab als Serapio und ihn...Dives genoss es die Nähe des Decimers auch in seinem Nacken und während sich seine Rechte am oberen Ende des Pultes festgeklammert hatte, griff seine Linke auf der Suche nach dem Tribun hinter sich. Sein Kopf drehte sich nach links und aus den Augenwinkeln sah er Serapios dunkelbraunes Haar, konnte es gleich danach auch mit seiner Linken fühlen und während er es unbändig mit seiner Hand durchwühlte, sorgte er mit ein wenig Druck gleichzeitig dafür, dass sich der Decimer dort nicht so bald wieder entfernen würde, sondern bliebe, wo er war, und weitermachte mit dem, was er tat.
"... Mhmm... Suavis Serapis...", seuftzte Dives genießerisch. Dabei war aus Serapio nicht nur aufgrund des Klanges wieder der ursprüngliche Name Serapis geworden, von dem ersterer abgeleitet war. Überhaupt war der Iulier gerade kaum in der Lage über Dinge wie Anapher und Epipher, die hier beide vorlagen, auch nur ansatzweise nachzudenken. Vielmehr drangen damit auch Gefühle und Emotionen an die Oberfläche, denn er fand es einfach göttlich, fand ihn einfach göttlich!
"Küss... ahmm... mich...", forderte er den Decimer anschließend libidinös auf, während sich seine rechte Hand vom Pult löste und sich daran machte das eigene, iulische Feuer weiter anzufachen... -
Wie hatte ich es nur geschafft zu überleben, ohne dies... Mein Blut pulste wild durch meine Adern, ein Feuerstrom, der uns erfasste, und mit sich forttrug, immer heißer und schneller, ein Tanz zugleich, in meinem Takt, ich führte ihn, mein Rhythmus, der seinen Körper durchdrang, der ihn erbeben ließ, ihn, der sich so begierig hingab, ihn, der mich tief umfangen hatte, ihn, köstliche Hitze, köstliche Enge, köstliche Verworfenheit, aufreizende Hingabe, drängende Finger in meinem Haar, salzige Haut zwischen meinen Zähnen... und Talent für Alliteration – suavis, nein, suavis mochte ich hin und wieder sein, aber nicht jetzt, ein Impuls des Aufbegehrens, der mich ungestümer und rücksichtsloser vorwärtsstürmen ließ, kehlig aufkeuchend, Serapis, ja, der war ich, der die Gestirne an das Firmament gesetzt hatte, Serapis dem Meereswogen und Lavaströme untertan waren... so wie er mir untertan war, jede meiner Bewegungen mit mir vollführen mußte, er war mein, und ich durchwühlte sein Haar mit den Lippen und ja, ich suchte seine Lippen, fand den einen Mundwinkel, ihn küssen, im Taumel, im Tanz, mein heißer Atem verschmolz sich mit dem seinen, meine Zunge stieß hemmungslos vor, ich wollte ihn haben, ganz, ihn besitzen, ihn trinken, ihn verschlingen... schmale Hüften, von meinem Händen gepackt, fast grob, heftig an mich gezogen, kein Raum mir auszuweichen, und tiefer drang ich, und kehliges Keuchen, den Raum erfüllend, im Gleichklang mit dem Aufeinanderklatschen des Fleisches, jagend nach dem Höchsten, nach der Erfüllung die doch schon die Saat der Ernüchterung in sich trägt... seine Lippen, feucht, zuckend unter meinen Stößen, die Weichheit seiner Unterlippe, als meine Zähne wild damit spielten, und nichts, nicht das noch existierte, ausser diesem Raum, ausser unseren Körpern, im Einklang, sich aneinander verzehrend im niemals enden sollenden Rausch.
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Sim-Off: Wenn man nicht alles dreimal kontrolliert... Ich meinte natürlich Alliteration und Homoeuteleuton...
Es war drückend heiß. Dives merkte, wie der Schweiß aus jeder einzelnen Pore seines Körpers stieg und diesen dennoch nicht in der Lage war abzukühlen. Serapio hatte ihn in Brand gesteckt und er brannte lichterloh. Nein, wahrscheinlich gar mehr als das. Er fühlte sich einem Vulkan gleich, der, traktiert durch einen Gott, zum Ausbruch bewegt werden sollte. Und die bereits ausbrechende, abstrahlende Hitze war ein erstes Indiz dafür, dass der Gott... Serapis... Serapio... durchaus in der Lage dazu sein sollte eine baldige Eruption zu verursachen.Doch der Iulier wehrte sich nach Kräften. Nicht, weil er nicht ausbrechen wollte, sondern einfach weil er das Hier und Jetzt solange auszukosten gedachte wie es ihm nur möglich wäre. Aber allzu lange ginge das wohl auch nicht mehr, insbesondere bei dem begierigen Tempo, welches der Decimer vorgab. Ob er wohl immer so fordernd war? Oder nur jetzt, nur hier, nur bei Dives? Kurz nur blitzten diese beiden Fragen auf, bevor sie unter den folgenden Berührungen, Küssen und nicht zuletzt den intensiven... Hitzeschüben... wieder irgendwo im Nirgendwo verschwanden.
Einige Küsse, viel weniger als er eigentlich wollte, konnte Dives noch erwiedern. Dann ging nur noch hecheln, keuchen, stöhnen. Er fühlte sich, als würde sein ganzer Körper glühen, was mindestens auf seine feuerroten Wangen wohl auch absolut zutraf. Der Versuch eines genießenden Lächelns, er glich wohl - und das nicht nur, weil seine Unterlippe gerade in Beschlag genommen wurde - eher einer äußerst eigenwilligen Grimasse. Dives schloss die Augen, atmete schnell, heftig und immer lauter werdend. Er... konnte... einfach... nicht... länger...
Venit . Langsam, etwas zögerlich öffnete er die Augen wieder. Vidit . Ein breites Lächeln eroberte sein Gesicht. Vicit .
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Im niemals enden sollenden und doch jedesmal endenden Rausch... wie lange wir so miteinander zugange gewesen waren – keine Ahnung, doch auf jeden Fall zu kurz, als die Ekstase ihn erfasste und... sein ungehemmter Genuß gab mir vollends den Rest... wie glutweiße Wogen auf mich übergriff, ein letztes Aufbäumen, ein letztes verschmelzen, verströmen, kehliges Keuchen, dionysische Unendlichkeit. Und dann wars auch schon wieder vorbei.
Schwer atmend stützte ich mich auf ihn, während meine Sinne langsam wieder zu mir zurückkehrten. Das war furios gewesen.... und so unendlich nötig.... Lob und Preis dem großen Priapus! Und dem schönen Dives.... Ich gab ihm einen weichen Kuss auf die Schulter, strich ihm kurz mit den Händen über den verschwitzen Rücken, dann löste ich mich von ihm. Wohlige Zufriedenheit erfüllte mich, und selbst der wiederkehrende Gedanke daran, dass es nicht die feine Art war, solcherlei Situationen so auszunutzen, konnte mein seliges Ausgeglichensein nicht berühren. Schließlich hatte er auch seinen Spaß gehabt. Während ich müde meine Kleidung richtete, langsam das Subligaculum neu wand, die Tunika zurechtzog, ließ ich meinen Blick genießerisch über ihn schweifen. Das Bild war hinreißend, er so ermattet durch mich, zerzaust, mit den erhitzten Wangen...
"Mmh..... du siehst echt heiß aus, so zerwühlt."
Ich grinste ihm zu, und mir fiel noch so einiges ein, was ich, bei Gelegenheit, gerne mit ihm anstellen würde. Aber ein Blick auf unsere auf dem Boden traut vereinten, halb zertrampelten Togen, brachte mich wieder ein Stück mehr in die Zwänge des Alltags zurück. Ich hob meine auf, schüttelte sie aus, und sammelte die Schriftrollen zusammen, die bei unseren Aktivitäten aus dem Regal gefallen waren. Auch eine mittlerweile schon leicht welke weiße Dianthusblume kam wieder zum Vorschein. Ich hob sie auf und steckte sie mir hinters Ohr. Dann hielt ich unschlüssig die alleine nicht zu bändigende Stoffmasse der Toga in den Händen. Daran hatte ich zuvor natürlich nicht gedacht.
"Kannst du mir mal mit der Toga helfen, bitte?" -
Gewonnen, ja, das hatte er wirklich. Gemeint war damit natürlich kein Wettlauf um die Zeit oder so. Nein, es ging vielmehr um den heutigen Tag, der ihm jetzt, wo er so darüber nachdachte, selbst schon wie ein einziges Theaterstück vorkam. Am Anfang standen die vielen, ihm persönlich unbekannten Ehrengäste der Vorstellung. Es folgte der Konfliktaufbau mit der fragwürdigen Inszenierung, insbesondere der fülligen Iuppiter-Statue. Und jetzt? Das war eindeutig der Höhepunkt des Tages gewesen, wahrscheinlich gar der ganzen Woche oder mehr! Der Konflikt war mittlerweile hoffentlich vergessen und aus der Welt und man würde sehen, wohin ihn die fallende Handlung führte. Auf eine Peripetie jedenfalls könnte Dives wohl nach diesem Tag ersteinmal verzichten... wobei. Wahrscheinlich käme es auch hier auf die Auflösung an.
Dann überkam den Iulier ein angenehmer Schauer. Serapio strich ihm mit seiner Hand über den Rücken. Ach, wie schade, dass sie doch hier waren... in... Wo waren sie hier eigentlich? Theater! Richtig. Dabei wäre die Villa Centhos ja garnicht mal sooo weit weg gewesen. Und der Senator könnte aktuell ja nichtmal mit einem Überraschungsbesuch aufwarten, eben weil er ein Senator war! Och, man... Erinnerungen kehrten langsam zurück, Erinnerungen an die Welt draußen, außerhalb dieses Raumes. Schweren Herzens machte sich nun also auch Dives daran sich wieder anzukleiden. Mit einem breiten Grinsen nahm er das gemeinte Kompliment (?) des Decimers auf. Er sah also nur heiß aus ?
"Und du bist heiß... ob mit zerwühlten Haaren oder nicht.", kommentierte Dives sogleich und noch immer konnte er sein Strahlen über beide Ohren nicht abstellen. Währenddessen zog er sich weiter an. Wann er Serapio wohl wiedersehen könnte? Ob der ihn überhaupt wiedersehen wollte? Der Iulier konnte sich ja noch an sein erstes solches Erlebnis am letzten Aprilanfang erinnern. Der Typ war schon am nächsten Morgen (vielleicht sogar schon mitten in der Nacht) auf nimmer Wiedersehen verschwunden. So ein Arsch! ... allerdings in mehr als nur einer Hinsicht. Dives sah, wie der Tribun sich die Blume ins Haar steckte.
"Du Spinner!", lachte er neckisch und biss sich kurz auf die Unterlippe. Die Blume des Iuliers in Serapios Haar. War das ein Zeichen? Ein Zeichen für ein Wiedersehen, eine Wiederholung des Ganzen? Zumindest ließ es Dives hoffen, offen fragen wollte er irgendwie nicht."Aber klar.", antwortete der Iulier, dem mittlerweile auch nurnoch seine Toga fehlte. Er nahm den Stoff und begann damit ihn mit professionellem Gesichtsausdruck anzulegen, obwohl er soetwas noch nie selbst gemacht hatte. Wofür hatte man sonst Sklaven? Aber natürlich wurde ihm selbst ja bereits oft genug so ein Kleidungsstück andrapiert, dass er aber dennoch grob wusste, was zu tun war.
Zuerst ein Zipfel über den ausgestreckten linken Arm des Decimers und einen dekorativen Wulst auf dessen linker Schulter. Dafür stellte er sich ganz nah hinter Serapio und hoffte ihn zu provozieren, während er noch immer bemüht war ein streng sachliches Gesicht zu machen. Dann den Stoff quer über den Rücken und unter dem rechten Arm hindurch, wobei der Iulier es sich natürlich nicht nehmen ließ hier und dort nochmal den Faltenwurf zu korrigieren - hauptsächlich allerdings, um noch einmal Serapios Konturen wahrzunehmen und seinen Körper zu spühren. Dann tauchte er direkt vor dem Decimer nach oben, korrigierte wieder hier und da die Falten und legte das Ende wieder über Serapios linke Schulter. Dabei benutzte er beide Hände und legte die Arme um den Hals des Tribuns. Noch zwei-, dreimal zurecht gezupft, dann wäre es eigentlich gut (zumindest dafür, dass Dives ja kein Vestispicus war). Jetzt müsste er sich eigentlich wieder von Serapio lösen. Aber wollte er das? Er müsste wohl...
"Hilfst du mir auch?", fragte er dann flüsternd ins Ohr des Decimers und trat einen kleinen, winzigen Schritt zurück. -
Das hörte ich gern, und ein noch viel größeres Kompliment war dieses... Leuchten in den Zügen meines Gespielen. Das tat meinem Ego unheimlich gut, es war ja doch arg gebeutelt gewesen, nach dem unbefriedigenden Intermezzo in Misenum, und dem auf der Pelagia, und dem in Antiochia, und... und... und das war nun ein für alle Mal vorbei! Innerlich jubilierend grinste ich nur, als er mich freundlich einen Spinner nannte, dann warf ich ihm, die Blume spielerisch zurechtrückend, einen koketten Blick über die Schulter zu.
Er half mir mit der Toga, zum Glück sehr geschickt, wobei ich mich im wahrsten Sinn des Wortes umgarnt fühlte. Ich genoß diese flüchtigen Berührungen, Dives hatte wirklich etwas an sich...
"Nicht schlecht! Ich würde dich glatt einstellen." scherzte ich, und dann dämpfte ich unwillkürlich ebenfalls die Stimme und antwortete: "Natürlich..."
Doch erstmal verharrte ich noch so, denn es war ein schöner Moment, den ich nicht vorschnell beenden wollte. Ich hob die Hand, strich ihm leicht durch das Haar, das zerzauste ordnend, auf das niemand auf falsche Gedanken kam. Er hatte sehr blaue Augen, und es war schon merkwürdig da hineinzublicken... Eigentlich stand ich ja viel mehr auf dunkle Augen, aber dies hier war faszinierend... als würde ich in einen Spiegel sehen.
Mit dem Daumen strich ich sanft die Linie seiner Unterlippe entlang. Da war eine Stelle, die ich wundgeküsst hatte, die sich rot von der hellen Haut abhob. Ich hauchte einen Kuss auf seine Lippen, und ich war schon schwer in Versuchung, nach einem Wiedersehen zu fragen. Aber das wäre sehr dumm gewesen... denn er war ein Römer aus gutem Hause, kein Sklave, kein Peregriner, mit denen ich machen konnte was ich wollte ohne dass es jemanden interessierte. Und ich würde schon bald Gardepräfekt sein, total exponiert im öffentlichen Leben, und da konnte ich mir keine heimliche Liebschaft leisten, und noch viel weniger einen Skandal. (Wobei.... würde es überhaupt noch jemand wagen, mit dem Finger auf mich zu zeigen, wenn ich Präfekt sein würde?)Für den Augenblick obsiegte mein Verstand, ich verschloß mich vor der Versuchung und riss mich los, konzentrierte mich ganz fest auf die Toga. Gar nicht so einfach, doch schließlich hatte ich auch ihn gut umwunden. Ich ordnete die Falten, so wie Ravdushara das immer bei mir tat, dann betrachtete ich Dives von Kopf bis Fuß.
"Ja. Doch. Wenn du jetzt noch das selige Lächeln aus dem Gesicht bekommst, dann wird keiner sich wundern." sagte ich, barscher als ich fühlte. "Das war eine... ähm, aussergewöhnliche, nein, ich kann schon sagen unvergessliche Theatervorstellung, Dives, ich danke dir. Also dann, vale..."
Damit wandte ich mich zum Gehen, das Bedauern lag mir dabei wie ein schwerer Klotz im Magen, und irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas vergessen zu haben?
"Ach ja, der Schlüssel noch..." Den gab ich ihm natürlich wieder zurück, doch ohne ihm dabei in die Augen zu sehen, ich fürchtete beinahe, mich dann wieder zu irgendwelchem Blödsinn hinreißen zu lassen. Und wieder wandte ich mich zum Gehen... und wieder zögerte ich. War da nicht noch irgendwas? -
Ihn einstellen? Das gespielt sachliche Gesicht war längst wieder aufgeweicht und das Lächeln wurde nun noch etwas breiter. Fragte sich nur, als was der Decimer ihn einstellen würde, schoss es ihm durch den Kopf. Vestispicus? Fututor? Oder beides?
'Beherrsch dich, man!', tadelte der Iulier sich in Gedanken. Dachte er doch tatsächlich unweigerlich auch noch darüber nach... wo er doch seit er denken konnte vor allem eins wollte: Später mal ein Senator Romas werden! Und dazu passte ja nun weder das eine noch das andere Angebot. Aber dann war da wieder Serapios Hand, die ihm durchs Haar fuhr, und seine Augen, die ihn so... so anblickten... Blau wie das Meer und man mochte einfach nur eintauchen... und Dives merkte, wie er auch schon wieder drauf und dran war zu ertrinken. Als schließlich der Decimer mit seinem Daumen über die iulischen Lippen fuhr und jene anschließend erneut mit einem Kuss bedeckte, war es erneut um Dives geschehen. Er schloss seine Augen und folgte Serapios Lippen noch ein Stück weit, bis sie sich wieder voneinander lösten. So süß wie Honig...
'Denk nichtmal dran!', meldete sich sein Verstand erneut, der mittlerweile die Oberhand zurückgewonnen zu haben schien. Wieder dachte er an Typ Nummer eins... von nun also zwei. Naiv war er gewesen, beinahe kindlich naiv! Hatte er dereinst doch tatsächlich geglaubt, dass es mehr wäre nur weil... weil sie miteinander geschlafen hatten. Andererseits war der ja nicht Serapio (zumindest erschien das reichlich unwahrscheinlich, auch wenn Dives den Namen dieses Mannes nicht kannte). Der Gedanke brachte ein kleines Lächeln zurück. Dann lag die Toga an und es stellte sich heraus: Sie waren doch - leider - garnicht so ungleich. Und auch das Lob des Decimers machte die Sache letztlich nicht besser. Wie hatte schon einst einer seiner Rhetorik-Lehrer in Griechenland gesagt? Bedanke dich nur dann nach einem Vortrag für die Aufmerksamkeit, wenn du denkst, dass du dem Zuhörer damit wertvolle Zeit gestohlen hast... irgendwie so. Schon ein bisschen enttäuscht blieb Dives stehen, wo er stand.Der Schlüssel, ja, richtig. Den hatte er völlig vergessen. Sein Mund formte ein 'Danke.', aber seine Stimme verweigerte ihm den Dienst. Nichtmal in die Augen konnte der Tribun ihm jetzt zum Abschied blicken und keine letzte Berührung ihrer Hände. Dann zögerte Serapio erneut.
'Noch irgendetwas vergessen??! ... Ja? ... Nein? ... Vielleicht? ... Entscheid dich!' In Dives' Kopf waren gerade gänzlich andere Dinge als ein zu dicker Iuppiter oder ähnliches.
Geduld (oder vielleicht eher: Ungeduld) ... am Ende.
'Nun mach, hau schon ab..!', warf er Serapio gedanklich, trotzig und resigniert an den Kopf. Er wollte jetzt allein sein, blickte kurz durch den Raum und entschied: Aber nicht hier! Zügigen Schrittes überholte er den Praetorianertribun und machte vor der Tür mit dem Schlüssel in der Hand halt. Er fixierte das Schlüsselloch.
"Könn...", begann er, bis seine Stimme erneut aussetzte. So ein Mistding! Er versuchte es in einem weniger beleidigten Tonfall:
"Können wir dann?" Na bitte, ging doch! Klang wohl zwar mehr freundlich-gereizt, denn bloß freundlich, aber das war ihm jetzt egal. -
Ich hatte einen Traum... einen Tagtraum... Wie wäre es, dachte ich so bei mir, wenn alle Kämpfe, alle Kriege, ja, alle Auseinandersetzungen auf die selbe Weise gelöst würden, wie wir gerade die unsere gelöst hatten? Kämpfe würden durch Leidenschaft beigelegt, Blutvergießen durch Liebe unnötig und unmöglich gemacht. Eros würde herrschen anstelle von Mars, über eine Welt, eine bessere Welt, in der die Liebe an die Stelle des Krieges getreten war, und.... -
"Können wir dann?" fragte Dives ungeduldig, und riss mich damit abrupt aus diesen mehr als unsinnigen Hirngespinsten. Wie kam ich da jetzt bloß wieder drauf...?! Vielleicht weil Dives mich ein klein bisschen an mich selbst, früher, erinnerte, als ich noch viel mehr dazu geneigt hatte, mich in solch träumerischen Utopien zu verlieren, bevor ich sub aquila gegangen war und gelernt hatte wie die Welt wirklich war.
"Ja."
Ich folgte ihm hinaus. Er klang mit einem Mal viel weniger entspannt als eben noch. Vielleicht bereute er es schon... Ich konnte diese Momente nicht ausstehen, hatte sie noch nie ausstehen können, in denen die Zweisamkeit, die, wenn auch nur ganz kurz, so selbstverständlich und unbedingt gewesen war, wenn diese berauschende, natürliche Einheit verging, und wieder zerfiel in ihre Einzelteile, die nichts mehr miteinander zu tun, sich nichts mehr zu geben oder zu sagen hatten.
Unbehaglich fuhr ich mir durch die Haare, und spürte wieder die Blume – das war's natürlich, das hatte ich vergessen! Wäre ja ein schönes Bild, wenn ich so vor meine Soldaten treten würde. Ich entfernte sie, und verbarg sie mit einem melancholischen Lächeln wieder in einer der tiefen Falten meiner Toga.
"Mach es gut..." sagte ich noch leise zu ihm, streifte kurz seinen Arm, dann ging ich.Tief durchatmen. Nicht zu ihm zurückblicken. Das Lächeln verbannen. Die Gedanken einsammeln, sie wieder in einigermaßen disziplinierte Bahnen lenken. Ich ging die Treppe hinab, trat aus dem Bühnengebäude heraus, fand meine Sklaven und meine Eskorte wieder. Schweigsam verließ ich mit ihnen das Theater. Zuerst stand noch die Inspektion unserer Posten am Hafen auf der Tagesordnung – die ich recht geistesabwesend hinter mich brachte – dann begaben wir uns zum Domus Calamis, dem Bauerngehöft meiner Familie, wo wir alle übernachten würden, um am nächsten Morgen früh nach Rom zurückzukehren.
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Serapio folgte Dives nach draußen, sodass letzterer nun die Türe wieder schließen konnte. Kaum war das getan - absperren müsste er sie nun nur noch - da nahm der Decimer die Blume wieder aus dem Haar. Dies aus den Augenwinkeln beobachtend tat es dem Iulier plötzlich wieder Leid, dass er einen Moment zuvor so war. Als Praetorianertribun und mit der ganzen Verwandtschaft, die heute hier war, hatte Serapio es sicherlich auch nicht ganz leicht... viel Verantwortung, viele Pflichten und bestimmt nur wenig Zeit für sich, für seine Bedürfnisse und logischerweise erst recht kaum für einen praktisch fremden Iulier (denn was außer dem Körper, der äußeren Hülle, kannte er denn schon?). Ein paar Worte des Abschieds und er streifte kurz Dives' Arm. Dann ging er.
Der Iulier hielt mit der anderen Hand den gestreiften Arm, klammerte sich förmlich an jenem fest. Es dauerte drei Atemzüge lang, die jeder noch ein wenig mehr in der Brust schmerzten. Anschließend drehte er sich um und konnte gerade noch sehen, wie Serapio auf die Treppe nach unten einbog. Er hatte sich noch garnicht vom Decimer verabschiedet, nichtmal ein kleines 'Vale' hervorgebracht. Gerade auf die Worte 'Mach es gut.' hatte er sonst stets locker mit 'Mach's besser!' gekontert. Heute hatte er geschwiegen. Ihm laut nachschreien? Brachte es das jetzt noch?
"Vale... Vale bene... Suavis Serapis...", flüsterte Dives dem Tribun hinterher. Er fühlte das leichte Kitzeln, das die Träne bei ihrem Weg über die Wange verursachte. Er spürte auch die Kälte und Härte der Mauer, an der er auf einmal nach unten rutschte... bis er saß. Die Toga hingegen saß jetzt garnicht mehr und würde es am heutigen Tage wohl auch nicht mehr tun, aber das war gerade völlig egal und nebensächlich. Traurig und allein, denn hier oben war jetzt kein Betrieb mehr, verharrte der Iulier in dieser Position...... bis es allmählich dunkel wurde. Die Pfade der Tränen waren wieder getrocknet, hatten lediglich eine (weitere) kleine Salzschicht hinterlassen. An jenen Stellen spannte die Haut, wenn man sie bewegte. Und bewegen tat Dives sie. Er zwang sich zu lächeln, auch wenn ihm alles andere als danach war. Irgendjemand hatte ihm mal erzählt, dass das helfen sollte. Er gab sich einen Ruck und stand auf, schloss die Tür zum scriptorium nun endlich ab und machte sich mit einem starren, bedrückten Lächeln auf zur Villa Rustica Iuliana, die er mit Anbruch der Nacht gerade noch erreichte...
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Ein weiterer Wahlkampftermin stand an. Mehrere Klienten des Helvetiers hatten sich unter der Leitung des Wahlkampfleiters Lutatius Frugi vor dem großen Theater auf dem Decumanus Maximus verteilt. Jeder von ihnen hatte einen großen Korb voll mit Brot bei sich und waren so postiert, dass jeder, der den so abgestecken Teil der Straße passierte, an mindestens einem der Klienten vorbeikam. Und das waren um diese Uhrzeit einige.
Was dann geschah, wäre dem ostiensischen Theater würdig gewesen: Der Aedilis Mercatuum kam mit seinen beiden Liktoren "rein zufällig" am Theater vorbei als plötzlich ein Ruf zu vernehmen war.
WÄHLT HELVETIUS OCELLA ZUM DUMMVIR!!!
Aus mehreren Ecken wurde der Ruf beantwortet, mal Lauter, mal euphorischer, mal etwas umformuliert. Ocella blieb plötzlich stehen und lächelte in die Richtungen aus denen die Rufe kamen ud postierte sich dann selbt so, dass er gut gesehen werden konnte. Er würde jetzt einige Hände schütteln und für Fragen der Wähler zur Verfügung stehen. Ganz "spontan".
Derweil verteilten die Klienten des Helvetiers das Brot unter den Passanten.
Wähle Helvetius Ocella zum Duumvir.
Nimm dieses Geschenk von Helvetius Ocella.
Helvetius Ocella teilt sein Brot mit dir.
Sim-Off: Brotspende in der WiSim folgt.
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| Caius Caelius Caldus
Zusammen mit seiner Bürgerwehr-Gruppe war Caldus an diesem Tage bereits zum dritten oder vierten Mal auf Patroullie - und er war dennoch so aufgeregt, als wäre heute sein erster Tag als Bürgerwehrler. So marschierten er seine Route und kam dabei auch am Theatrumn Ostiensis vorbei.
"Sag mal, riechst du das auch, Manius?", fragte einer seiner Untergebenen einen anderen.
"Äh... nein. Was meinst du, Publius?", antwortete der Gefragte.
"Du willst mir jetzt nicht sagen, dass du Feuer riechst, oder?", erkundigte sich Caldus ernst bei seinem Untergebenen.
"Oder, dass du wieder einen hast fahren lassen!", mischte sich ein dritter Untergebener des Caeliers ein.
"Sehr witzig, Nero. Wirklich, sehr witzig. Alle hier lachen sich kaputt!", spielte Publius den Beleidigten.
"Moment... Ich glaube ich rieche es auch.", schwenkte sodann Manius um.
"Was? Seine Abgase?", schaute Nero ungläubig drein und die Gruppe erreicht wie zur Antwort auf diese Frage den Platz, an dem die frischen und gut duftenden Brote verteilt wurden."So. Hier sind viele Menschen auf einen Haufen, das heißt, dass bestimmt auch Taschendiebe und solch Gesindel nicht fern ist. Also: Einmal Augen auf und sichern!", ordnete der Caelier an und seine Leute mischten sich sodann ein wenig unters Volk.
"Also ich riech immernoch nichts...", maulte Nero noch im Weggehen...
SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE -
Ocella war darin vertieft, Hände zu schüttel und mal mehr, mal weniger ernsthafte oder realistische Bitten herangetragen wurden. Alle Bittsteller bedachte er mit einem unverbindlichen Lächlen und einem Aufmunternden Nicken, bevor sie dann von den herandrängenden Bürgern und den Liktoren beseite geschoben wurden. Es herrschte wie immer viel Betrieb auf dem Decumanus Maximus, sodass der Andrang auf das Brot und den Aedil auch entsprechend groß war. So hatte er auch kein Auge für die Bürgerwehrgruppe, die sich grade unter das Volk mischte und sich vermutlich auch Brot sicherte.
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| Caius Caelius Caldus
Während der Gruppenführer wartete, sich das Gedränge der Menschen vor der Brotausgabe ansah und innerlich dabei frohlockte, dass er jetzt nicht einer seiner Untergebenen war, der sich in diese Masse stürzen musste, hatten Manius, Publius und Nero schwer zu tun nicht hoffnungslos unterzugehen zwischen den Leuten. Etwa eine viertel Hora später machten die drei Männer Meldung:
"Auf dem linken Flügel: Keine ungewöhnlichen Auffälligkeit.", berichtete Manius knapp.
"Auf der rechten Seite ist mir auch nichts Verdächtiges aufgefallen.", nickte Publius zustimmend.
"Dasselbe in blau im Zentrum der Massen.", vermeldete schließlich Nero.
"In GRÜN! Es heißt: Dasselbe in GRÜN!", korrigierte Publius.
"Och, oller Besserwisser! Man merkt echt, dass du voll das Lehrerkind bist!", stichelte Nero zurück.
"Boah, Schnauze jetzt! Es geht weiter hier entlang. Da vorne dann rechts in die Bäckerstraße und zum grünen Brunnen!", intervenierte Caldus genervt und schritt voran...... kurz bevor die Patroullie am besagten Brunnen ankam, bemerkte Nero etwas kleinlaut:
"Sagt mal, hat einer von euch beiden meine Trinkflasche gesehen? Vorhin am Theater hatte ich sie noch und ich wollte sie mir hier jetzt eigentlich schnell mal nachfüllen..."
SCRIBA LOGEI - BIBLIOTHECA MARINAE
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