Decima Lucilla

  • Nachdem die Tür geschlossen ist setzen sich die beiden und Lucilla zuckt die Schulter. "Es ist mir egal, was er sagt. Alles, worum es ihm geht, das ist sein Ansehen, das ist sein Stolz. Mit keinem Atemzug hat er von der Familie gesprochen, denn habe ich nicht noch mehr Brüder als ihn? Habe ich nicht mit Maior einen Bruder der in Italia wohnt, ist Livianus nicht auch Senator und Vertreter der Decima in Rom? Hat er überhaupt auch nur daran gedacht, dass Avarus mit ihnen gesprochen habe könnte? Ich sage es gleich, es ist nicht so, doch Meridius interessiert das nichteinmal. Er interessiert sich nur für sich selbst." Sie blickt traurig zu Boden. "Früher war das einmal anders."

  • Meridius trat an das Cubiculum seiner Schwester und klopft sanft an. Er hatte sich zu ein paar Sätzen hinreißen lassen, die er besser nicht gesagt hätte.


    "Lucilla. Bist Du da?"

  • Lucilla kennt die Stimme schon zu lange, um nicht zu wissen, zu wem sie gehört. Sie schließt kurz die Augen und denkt daran, einfach so zu tun, als wäre sie nicht da, so wie sie es als Kind getan hat, wenn sie etwas angestellt hatte. Doch sie hat nichts angestellt.


    Seufzend steht sie auf und öffnet die Tür ein Stück. Sie schaut Meridius schweigend an.

  • Seine Schwester öffnete die Türe und blickte ihn schweigend an. Der Blick indess war schwierig einzuschätzen, schwankte zwischen eisiger Verachtung, heißer Wut und nichts. Sie hatte geweint.


    "Danke, dass Du aufgemacht hast.
    Kann ich hereinkommen?"


    fragte Meridius mit so warmer und versöhnlicher Stimme, wie es nur ging.

  • Lucilla schaut Meridius weiter nur an. Jeglicher Stolz ist aus ihrem Blick verschwunden, nur eine tiefe Traurigkeit ist noch geblieben. Schließlich schüttelt sie den Kopf.


    "Um was zu tun? Um mit dem fortzufahren, was du im Tablinum begonnen hast?"




    Sim-Off:

    Wie Lucilla blickt, entscheidet immer noch Lucilla. ;)

  • Sim-Off:

    Wer lesen kann, erkennt, dass Meridius versucht ihn EINZUSCHÄTZEN. Wie Meridius ihren Blick EINSCHÄTZT, entscheidet immer noch Meridius! ;)


    "Nein, um mich zu entschuldigen."


    Er sah sie an.


    "Lässt Du mich also rein?"

  • Lucilla wendet sich von der offenen Tür ab und geht zurück ins Zimmer. Sie setzt sich an den kleinen Tisch und wartet, dass Meridius folgt.

  • Meridius folgte ihr und nahm an dem selben Tisch Platz. Dann betrachtete er seine Schwester nachdenklich und legte sich die Worte zurecht, die er sagen wollte. Wie oft hatten sie sich schon gestritten... Bei Iberern lag es im Blut, und bei den Decima gleich zweimal...


    "Ich..."


    begann er und brach ab.


    "Du sollst wissen, dass ich immer Dein Bruder bin und dass ich gegen die Hochzeit nichts einzuwenden habe. Ich freue mich für Dich, dass Du einen Mann gefunden hast, der Dich ..."


    er suchte nach dem Wort


    "liebt."


    Dann fuhr er fort.


    "Es hat mich nur sehr hart getroffen und schwer verletzt, dass dieser große Tag in Deinem Leben nicht mit der Familie geteilt wurde. Wir alle hätten uns riesig gefreut und gerne daran Teil gehabt. Verstehst Du? Es HINTERHER zu erfahren, bedeutete gerade so viel, als ob wir alle keinen Anteil daran hätten. Als ob es uns nichts anginge."


    Er wartete einen Moment.


    "Der Senator hat nicht einmal mit mir über Dich gesprochen. Und auch nicht geschrieben. Die Vorstellung ihm im Senat NACH deiner Verlobung zu begegnen, oder von ihm DANACh darauf angesprochen zu werden, hat mich verletzt. Es ist entwürdigend.


    Es hätte ihn nichts gekostet, mir davor einen Brief zu schreiben und mich zur Sponsalia einzuladen. Wie den Rest der Familie auch. Wir hätten uns gefreut, und Dir alles Liebe für die Zukunft gewünscht..."

  • Lucilla blickt auf den Tisch und hört sich seine Worte an.


    "Es ist schön, dass du nicht vergessen hast, dass du mein Bruder bist. Ich habe immer geglaubt, dass dies zwischen uns an erster Stelle steht. Aber ich habe mich wohl geirrt." Sie schaut Meridius an.


    "Es war keine Neuigkeit für dich, wir haben darüber gesprochen, als du in Rom warst. Und ich verstehe nicht, was du glaubst, verpasst zu haben. Ein Verlöbnis ist eine unformale, unspektakuläre Sache. Es ist nicht einmal rechtsgültig. Es ist nur das Versprechen zwischen Mann und Frau, zwischen Avarus und mir. Die Verlobungsfeier ist nicht zeitlich an die Eintragung im Eheregister gebunden. Die öffentliche Anerkennung durch ein Fest kann lange danach geschehen. Hätten wir mit Onkel Mercators Leiche im Atrium feiern sollen? Ist es das, was du von mir erwartest? Ich wollte es euch erzählen, wenn der Schmerz über den Abschied verklungen ist. Ich wollte es euch persönlich erzählen. Du warst der einzige, der eine kurze Nachricht erhalten hat, denn ich weiß ja, dass deine Handlanger und Spione dir das Brot schon auftragen, noch bevor es abgekühlt ist."


    Sie macht eine kurze Pause und fährt dann fort. "Ebenso hast du durch die Acta sicherlich von dem Aufstand am Palast und durch deine Spione auch schon von der Nota Censoria erfahren. Wenn du ihn schon nicht leiden kannst, so hätte ich wenigstens gedacht, dass du Avarus mehr Klugheit zutraust, als dass er in so einer Situation öffentlich seine Verlobte bekannt gibt, auf dass der Mob nicht nur ihm, sondern auch gleich ihr den Kopf abschlagen kann.


    Es war kein großer Tag, Meridius. Es war nur die Fortführung dessen, was längst begonnen hat und was am Ende auf einen großen Tag hinausläuft. Und zu diesem großen Tag wirst auch du eingeladen sein. Entweder als Bruder, oder als Senator, das wird ganz an dir liegen."

  • Meridius hörte ihr zu. Dann als sie geendet hatte sah er sie lange an.


    "Ich würde den Bruder vorziehen."


    Er lächelte.


    "Wie auch immer, es ist nicht gut gelaufen. Ich hatte nie groß Kontakt zu Senator Avarus. Er hätte mir wenigstens einmal sagen oder schreiben können, dass er Dich will. Ist das zu viel verlangt? Die ganze Kommunikation verlief nur über Dich. Gerade so, als ob er mit mir nicht reden würde. Wieso?"


    Er winkte ab.


    "Ich will Dir aber Dein Glück nicht verderben. Es tut mir leid, dass ich laut geworden bin. Ich steh Dir nicht im Weg. Werde glücklich, Lucilla. Das ist alles was ich Dir wünsche."

  • Lucilla blickt erneut auf den Tisch. "Es ist alles meine Schuld." Ihre Stimme klingt zerknirscht. "Ich habe ihm gesagt, er braucht nicht mit dir zu sprechen. Nein, ich habe ihm sogar gesagt, dass er nicht mit dir sprechen soll."


    Sie fängt an, nervös den Stoff ihrer Tunika zwischen ihren Fingern zu reiben. "Ich hatte Angst dass... und ich wollte einfach nicht, dass er... Manchmal habe ich das Gefühl, dass du zu vergessen scheinst, wer du bist und wo du herkommst. Dass du nur noch Senator Decimus bist. Nur noch Triumphator. Und ein klein wenig Pater Gentis. Du hast ja gesehen, wie du mir gegenüber schon reagiert hast. Kein Wort der Freude, nichts." Sie schaut wieder auf, und ein kleiner Funke Trotz liegt in ihrem Blick. "Aber dies ist meine Entscheidung, Meridius, ganz allein meine. Ihr habt kein Recht über mich zu verhandeln, ihr habt kein Recht von Senator zu Senator über mich zu entscheiden. Du brauchst ihm nicht zu drohen, dass wenn er mich schlecht behandelt, die ganze Decima vor seiner Tür steht, er braucht dir nicht zu drohen, dass wenn du mich nicht gehen lässt, die ganze Germanica vor deiner Tür steht. Denn es ist meine Entscheidung, ich entscheide wohin ich wann gehe. Von Senator zu Senator könnt ihr euch im Senat unterhalten, meinetwegen sogar an die Kehlen gehen. Wenn es um mich geht, dann will ich, dass ihr euch als mein Bruder und mein Verlobter gegenüber steht. Und dafür ist noch genügend Zeit."


    Sie blickt wieder auf den Tisch, womöglich sind ihre Worte schon wieder zu heftig und womöglich würde sie Meridius dennoch nicht verstehen können. "Wir hatten sogar schon eine Reise nach Germania geplant, nach der Amtszeit."

  • "Ach Schwester, es geht doch nicht darum, dass wir mit Dir handeln würden. Hatte ich verlangt, dass er mich bitten soll, oder mich fragen soll, ob er sich mit Dir verloben kann oder nicht? Du weißt, dass Du rechtlich eine eigenständige Person bist."


    Er blickte seine Schwester liebevoll an.


    "Doch ich habe erwartet, dass er als Senator, von Senator zu Senator, unter Kollegen, vielleicht einmal das Wort an mich richtet. Sei gegrüsst, Senator Meridius. Wie geht es? Wie steht es? Du weißt vielleicht, dass ich mich für Deine Schwester interessiere. Wir haben vor uns zu verloben und es würde uns freuen, wenn Du dabei sein könntest. Wenn nicht, dann ist es auch in Ordnung...


    Lucilla, etwas in dieser Art hatte ich erwartet. Von IHM, weil wir Kollegen im Senat sind, und vor allem, weil wir freie Römer sind. Und von DIR, weil Du meine Schwester bist."

  • Lucilla seufzt. "Wie oft muss ich es dir noch erklären. Es gab nichts, um dabei zu sein. Es gab nur ein Einverständnis zwischen ihm und mir. Weiter ist noch nichts geschehen. Warum kannst du mir nicht wenigstens das gönnen? Reicht es nicht, wenn ich alles weitere im Kreis von Senatoren und sonstigen hohen Würdenträgern Roms feiern muss? Kann ich nicht wenigstens das Versprechen, welches für mich alles bedeuted, doch für die Welt nichts, kann ich nicht wenigstens das ganz allein mit ihm teilen?" Sie schüttelt den Kopf, denn es hat keinen Sinn weiter darüber zu sprechen. Meridius würde es eh nicht verstehen, er gehört schon zu lange zu eben diesen Kreisen.


    "Und wirf mir nicht ständig vor, du wärst unwissend gewesen, Meridius. Ich habe dir meine Entscheidung mitgeteilt. Was hast du geglaubt, was danach folgt? Hast du erwartet, dass ich warte, bis du wieder einmal in Rom bist um für mich alles in die Wege zu leiten? Ich bin nicht mehr jung und naiv, Meridius. Gut, naiv vielleicht schon, aber über die Jugend bin ich hinaus. Und ich werde auch nicht mehr jünger."


    Es kommt ihr in den Sinn noch etwas über das Messen mit zweierlei Maß zu sagen, doch ein Hinweis auf Severa würde ihn nur wieder unnötig erzürnen.

  • Meridius nickte und erhob sich dann.


    "Ich verstehe Dich. Wie gesagt, ich wollte mich für meinen Ausbruch vorhin entschuldigen. Ich hätte nicht so reagieren dürfen."


    Dann neigte er sich nach vorne und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.


    "Falls Du mich bei der Hochzeit dabei haben möchtest, lass es mich bitte rechtzeitig wissen. Ich versuche dann Dir der Bruder zu sein, den Du brauchst."

  • Lucilla nickt. "Wann werdet ihr abreisen, du und Livianus?"


    Eigentlich hat sie nicht vorgehabt, auf dem selben Schiff zu reisen, doch nun sieht die Situation anders aus. So klein ist ein Schiff ja auch nicht und die Aussicht auf Rom lässt tausende von Seemeilen auf ein paar Schritte schrumpfen. Ambrosius ist es eh gewohnt, innerhalb von kurzer Zeit alles ein- oder auszupacken.


    "Ich kann die Tabellarii nicht allzu lange allein lassen. Die Pässe nach Germania sind ja noch immer zu und wir brauchen wegen der längeren Reisezeiten jeden Mann im Postdienst. " So ernst, wie es klingt, könnte sich Lucilla fast selbst glauben. :]

  • "Wir reisen morgen."


    antwortete Meridius.


    "Eilbriefe aus Rom haben uns zum Imperator bestellt. Ich weiß nicht was vorgefallen ist, doch ich hoffe, dass es keinen Krieg geben wird."


    Er sah seine Schwester an.


    "Du solltest nicht so viel arbeiten. Dein Zukünftiger verdient genug und hat mit Sicherheit eine schöne und ausgeruhte Frau verdient. Meinst Du nicht?"

  • Lucilla kneift die Augen zusammen. "Dass ich zur Zeit nicht schön bin liegt allein daran, dass mein Bruder mir Kummer bereitet, mein Verlobter tausende von Meilen fort wartet und ich meinen täglichen Schönheitsschlaf in meinem Officium nicht bekomme."


    Ein zufriedenes Grinsen legt sich auf ihr Gesicht. "Rom ist also meine einzige Rettung. Ich werde mit euch reisen. Versuch gar nicht erst, es mir auszureden, denn noch bevor du einen Ton sagen kannst, wird Ambrosius schon gepackt haben."

  • Meridius lachte.


    "Wie könnte ich es Dir jemals ausreden wollen? Ich muss doch die wenige Zeit genießen, dir mir mit Dir noch bleibt. Bald gehörst Du einem anderen Mann und dann?"


    Er ging zur Türe.


    "Ich erwarte Dich dann morgen im Atrium. Und sei pünktlich.
    Das Schiff wird nicht auf uns warten."


    Sim-Off:

    ergo heute

  • Lucilla rollt ein wenig gespielt mit den Augen. "... und sei pünktlich. Als wäre ich jemals nicht pünktlich gewesen."


    Sie dreht sich um und besieht den Berg von Gepäck, der wieder eingepackt werden muss. Kurz darauf tönt ein lautes "Ambrooooosiuuuuuus!" durch die Casa.

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