Beiträge von Lucius Caecilius Tacitus

    Ein Sklave kam herbei und brachte eine Amphore Wein und zwei Becher. Ich setzte mich auf den Platz, den mir Crassus anbot, während der Sklave den Wein in die Becher goss und sie uns reichte. Es tat gut, den köstlichen Wein zu trinken, musste ich doch auf meinen Reisen mit gewöhnlichem Wasser vorlieb nehmen.


    "Mir geht es gut. Das Reisen war zwar etwas anstrengend, der Lohn war dafür aber umso größer. Ich habe viel gesehen und konnte ebenso viel lernen. Jetzt bin aber ich froh, endlich wieder zuhause bei meiner Familie zu sein."


    Ich nahm noch einen Schluck von dem köstlichen Wein und deutete einen Sklaven, dass er mir nachschenken sollte.


    "Wie ist es euch ergangen, während meiner Abwesenheit? Dass ihr einen neuen Sklave gekauft habt, ist mir nicht entgangen. Wie geht es meinem Bruder?"

    Crassus schaute mich von seinem Arbeitsplatz aus an. Konnte es etwa sein, dass er nicht mehr wusste, wer ich war? Gerade wollte ich meinen Namen sagen, da erkannte er mich.


    "Ja, ich bin es!" sagte ich und konnte mir dabei ein Lächeln nicht verkneifen :)

    "Über Mercurius weiß ich bis jetzt nur das, was auch dem Rest der Bevölkerung durch die Geschichten der unsterblichen Götter bekannt ist. Mercurius ist der Sohn der Maia und des Jupiters. Er gilt als Schutzgott des Handels, vor allem aber des Getreidehandels. Er ist außerdem der Schutzgott der Wege, Seelenbegleiter, Gott der Diebe und der Beredsamkeit. Seine Attribute sind der Caduceus, ein Heroldstab, um den sich zwei Schlangen winden. Weitere Attribute sind Hut und Flügelschuhe. Als Götterbote ist er außerdem ein sehr flinker Gott. Ferner gilt er in Griechenland als Vater des Pans, dem Hirtengott."


    "Gelernt habe ich hier im Tempel die Grundlagen des religösen Handelns. Mein Sacerdos überreichte mir dazu eine Religionsfibel"


    Ich schwieg einen Moment, um meine Gedanken zu ordnen.


    "Es gibt viele Möglichkeiten religiös zu handeln. Zum Beispiel gibt es das Ritual der Berührung, die Ostentation, die Prozession, die Musik, den Tanz, den Wettkampf, die Vernichtung, das Mahl, das Pflegeritual, das Gebet und natürlich das Opfern von Gaben, wobei zwischen blutige und unblutige Opfer unterschieden wird."


    Erneut schwieg ich und fragte mich, ob ich auf eines der Themen näher eingehen sollte.

    "Es hat viel mit meiner Kindheit zu tun. Ich fühlte mich schon damals der Religion sehr hingezogen. Wie geband stand ich immer vor den prächtigen Tempelbauten, legte meinen Kopf in den Nacken, um sie besser sehen zu können.
    Ein Mercuriuspriester, der ein guter Freund meiner Familie war, hatte mir früher, wenn er uns besuchte, immer Geschichten über die Götter erzählt. Wie gefesselt hörte ich seinen Erzählungen zu. Ich denke, er war es, der den Wunsch zum ersten Mal in mir weckte Priester zu werden.
    "

    Ich hielt mich im Hintergrund, als Pontifex Tiberia Claudia einige Fragen an Imperiosus stellte. Ich war verblüfft, wie gut und genau er ihr antworten konnte. Hatte er mir nicht gesagt, dass er erst eine Woche Schüler ist? Umso größer war der Schock, als Pontifex Tiberia Claudia zu mir herantrat. Ich war erst seit ein paar Tagen Discipulus und konnte auf keinen Fall mit Imperiosus an Wissen mithalten. Etwas nervös begrüßte ich sie.



    "Salve, Pontifex Tiberia Claudia. Auch mir ist es eine Ehre, Euch kennen zu lernen. Mein Name ist Lucius Caecilius Tacitus."

    Der Sklave führte mich in das Arbeitszimmer des Pater Familias Crassus. Der Raum war nicht sehr groß, aber trotzdem sehr gemütlich eingerichtet. Crassus saß an seinem Schreibtisch.


    "Salve" grüßte ich ihn freundlich :)

    Die Verwunderung muss mir im Gesicht gestanden haben, als mir ein fremder Sklave die Tür öffnete und mich höfflich begrüßte. Ich musterte ihn gründlich von oben bis unten und versuchte mich verzweifelt an sein Gesicht zu erinnern. Nein, es funktionierte nicht. Der Sklave war mir gänzlich unbekannt. Vielleicht ist es ein neuer Sklave? fragte ich mich selbst leise.


    "Salve!
    Du musste ein neuer Sklave sein, oder? Bist du schon lange hier?
    Aber verzeih, wo bleiben meine Manieren.
    " lachte ich "Ich bin Lucius Caecilius Tacitus, ein Mitglied der Familie, der du dienst."

    Obwohl ich vor ein paar Tagen in Rom angekommen war, hatte ich noch nicht die Gelegenheit meine Familie zu besuchen. Das Cultus Deorum nahm mich einfach zu sehr ein. Aber das war natürlich keine Entschuldigung und so stand ich vor der Tür der Casa und klopfte an. Während ich wartete schaute ich mich ein wenig um und überlegte, ob überhaupt jemand da sei. Erneut klopfte ich an.

    Ich war noch etwas länger im Marstempel gebliegen, als eine Frau hereinkam und sich mit meinem Sacerdos unterhielt. Ich hielt es für unhöfflich dazwischen zu gehen und entfernte mich ein Stück, sodass sie mich nicht sahen.


    Es vergang eine Weile, doch hörte ich auf einmal meinen Namen. Redeten sich wohl möglich über mich?

    Versunken in die Schriftrolle saß ich auf einem Stuhl, als eine Stimme mich begrüßte. Erschrocken über diese plötzliche und unerwartete Begrüßung hatte ich alle Mühe nicht nach hinten weg zu kippen. :D
    Ich schaute mich um. Wer hat mich da eben begrüßt oder habe ich es mir nur eingebildet oder war es sogar ... ? Meine Blicke suchten die Halle ab und dann sah ich ihn.


    "Salve, Imperiosus. In der Tat! Heute ist ein schöner Tag."

    Es war Mittag und die Sonne schien auf die Dächer Roms. Auf den Straßen eilten Sklaven zu den Märkten, um dort für ihre Herren oder Herrin Waren einzukaufen. Das Geschrei der Händler und das Geschimpfe der Kunden, dass die Waren zu teuer seien, waren selbst hier vor dem Marstempel zu hören, der mein Ziel war.


    Heute war meine erste Unterrichtsstunde und ich war aufgeregt wie schon lange nicht mehr. Die Schriftrolle, die mir mein Sacerdos gestern überreicht hatte, ging ich noch einmal im Geiste durch, während ich die Treppen des Tempels hinauf ging und nun in der großen Halle stand. Die Pracht und die Größe des Tempels brachten mich erneut zum Staunen, obwohl ich schon das zweite Mal hier war.


    Anscheinend war niemand außer mir da, also beschloss ich zu warten.

    Der Sacerdos stellte mir Imperiosus vor und deutete dabei auf eine Person, die gerade die Treppe rauf kam. Ich musste schmunzeln.


    „Wir kennen uns bereits, wir sind uns im Tempel begegnet, als ich mich angemeldet habe.“


    Ich grüßte Imperiosus, als jener zu uns heran trat. Dann unterhielt er sich mit dem Sacerdos eine Weile. Zweifellos handelte es sich um ein Thema, das mit seiner Ausbildung und auch später mit meiner Ausbildung zu tun hatte, denn ich hörte Dinge wie „blutiges Opfer“ oder „Eingeweide.“ Nachdem der Sacerdos Imperiosus etwas erklärt hatte, wendete er sich wieder zu mir.


    Er überreichte mir eine Schriftrolle, die er „Religionsfibel“ nannte. Ich warf einen kurzen Blick darauf und erkannte, dass diese Religionsfibel eine sehr lange Religionsfibel war 8o. Da werde ich wohl den ganzen Abend an der Abschrift sitzen.


    „Ich danke Euch, Sacerdos. Ich werde sie gewissenhaft durcharbeiten. Gibt es sonst noch was? Wenn nicht, dann freuen ich mich schon auf den morgigen Unterricht 8)"

    Zitat

    "Salve, möge Mars mit dir sein. Ich bin Sacerdos Martialis Vibius Valerius Victor, kann ich dir irgendwie behilflich sein?"


    "Seid gegrüßt, Sacerdos Martialis Vibius Valerius Victor. Ich freue mich, Euch kennen zu lernen. Ich bin Lucius Caecilius Tacitus. Mein Wunsch ist es Mercuriuspriester zu werden. Da aber kein Lehrer in den Tempeln des Mercurius zur Verfügung steht, komme ich zu Euch und hoffe, dass Ihr mich unterrichten werdet."

    Seit meiner Kindheit bin ich mit der Religion tief verwurzelt. Damals sah ich immer gerne bei Zeremonien zu und ich war fasziniert von den schönen Tempelbauten, wenn ich vor ihnen stand und meinen Kopf in den Nacken legte, um sie besser sehen zu können. Ein Mercuriuspriester, der ein guter Freund meiner Familie war, hatte mir, wenn er uns besuchte, geheimnisvollen Geschichten über die Götter erzählt. Wie gefesselt hörte ich seinen Erzählungen zu. Ich denke, er war es, der den Wunsch zum ersten Mal in mir weckte Priester zu werden.


    Etwas verträumt erzählte ich Imperiosus von meinen Kindheitserinnerungen, bis eine andere Erinnerung mich plötzlich aus dem Erzählen brachte.


    Mir fällt gerade ein, dass ich zum Marstempel gehen sollte, um den Sacerdos zu treffen. Ich danke dir für das Gespräch, Imperiosus. Es hat mich sehr gefreut, dich kennen zu lernen. Ich bin mir sicher, dass wir uns wiedersehen werden, um diese Unterhaltung fortzusetzen. Vale.

    Mars musste der zufriedensten Gott sein, denn sein prächtiger Tempel schien regelmäßig von Gläubigen besucht zu werden und der Andrang wollte nicht enden. Aus den entferntesten Gebieten kamen Menschen angereist, die Mars huldigten wollten. Sie guckte meistens etwas verwirrt, weil sie sich im Straßenlabyrinth von Rom nicht zurechtfanden, dann wendeten sie und suchten einen neuen Weg. Auch ich hatte so meine Probleme, den richtigen Weg zu finden, aber schließlich und endlich hatte ich den Tempel gefunden. Im Inneren wartete ich dann, wie es mir der alte Pontifex Minor aufgetragen hatte, auf den Sacerdos Vibius Valerius Victor.