Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Gracchus verabschiedete die Senatorin samt ihrem Gemahl.
    "Es hat uns ebenfalls sehr gefreut, Senatorin. Valete und einen guten Heimweg."
    Schließlich blickte er in die Runde der Gäste, welche noch immer fröhlich feierten. Im Geiste machte er sich eine Notiz, dass er mit Antonia noch einen Termin für die Eintragung der Verlobung im Eheregister absprechen musste. Gedankenverloren trank er einen Schluck Wein und sein Blick schweifte Tiberia und Vinicius. Obwohl er bisher eher davon ausgegangen war, dass auch Tiberia aus politischen Gründen heiratete, schien es ganz so, als passten sie und der Vinicier perfekt zusammen. Manchen Paaren gewährte Fortuna wohl mehr als anderen.


    Sim-Off:

    Ich melde mich hiermit für eine Weile ab. Gracchus steht natürlich noch auf der Verlobung herum, wahrscheinlich ist er sogar der Letzte, der geht (außer den Sklaven, aber die zählen nicht). Ich bitte darum, Gracchus nicht mehr anzuspielen. Danke und bis bald. :)

    Wäre sich Gracchus nicht absolut sicher gewesen, dass die Fragen der Aelia vollkommen unabsichtlich und ohne jeglichen Hingergedanken gewählt waren, so hätte er vielleicht eine leicht boshafte Intention hinter ihnen vermutet. Doch die Gesprächsthemen einer Verlobungsfeier zwischen Personen, welche sich weder kannten, noch viele Gemeinsamkeiten zu haben schienen, waren indes wohl begrenzt, daher konnte er sich ihrer Unbedarftheit völlig sicher sein.
    "Ein Termin für die Hochzeit steht tatsächlich noch nicht fest. Dies hat jedoch weniger mit der Größe dieser Feier zu tun, als mehr damit, dass..."
    In diesem Augenblick wurde sich Gracchus bewusst, dass er keinen Grund nennen konnte. Dass weder Verlobte noch Verlobter die Hochzeit sehnlichst herbeisehnten und die wenige Zeit sicherlich genießen würden, die ihnen zuvor blieb, das konnte er schlecht sagen. Auch nicht, dass sich daher noch niemand um einen Termin bemüht hatte. Er räusperte sich.
    "Es hat wohl damit zu tun, dass wir über das freudige Ereignis der Verlobung bisher ganz auf die Eheschließung vergessen haben."

    Der Konsum des Weines führte dazu, dass Gracchus nun die letzten Ereignisse in Achaia allzu deutlich ins Bewusstein stiegen. Es schien ihm, als hätte er an diesem Abend kein allzu großes Glück mit den Gesprächsthemen, da sie immer und immer wieder in Gefilde abdrifteten, in welchen er sich nur ungern bewegen wollte. So versuchte er, die guten Erinnerungen aus den Tiefen seines Bewusstseins hervorzukramen.
    "Ich widmete mich der Ausbildung meiner kognitiven und physisch Fähigkeiten. Anschließend hielt mich das Land durch seinen Reichtum an Vergangenheit und... anderen Reizen gefangen."
    Um keine weiteren Fragen aufkommen zu lassen, blickte er die Senatorin an und setze direkt nach.
    "Doch es ist gut, wieder hier in Rom zu sein. Keine noch so große, noch so schöne und noch so aufregende Stadt kann mit dem Zentrum der Welt in Konkurrenz treten."

    Ein wenig erstaunt hob Gracchus eine Augenbraue.
    "Tatsächlich? Nun, ich schätze, dieser Teil der Familiengeschichte ist glücklicherweise an mir vorübergegangen. Ich war lange Zeit in Achaia und dort nicht immer aufs Beste informiert. Ich weiß von einigen leichten Spannungen zwischen unseren Familien, doch ich denke nicht, dass es ernsthafte Zwistigkeiten gab."
    Auf der anderen Seite konnte sich Gracchus sehr wohl gut vorstellen, dass es diese Zwistigkeiten gegeben hatte und noch immer zu einem Teil gab und er und Antonia Teil einer Versöhnungspolitik der Patres Gentis waren. Ungeachtet dessen änderte es nichts daran, dass er dabei ausgesprochen gut wegkam.

    Sim-Off:

    Du hast dich nicht vorgestellt.


    Gracchus unterdrückte ein Seufzen und nickte dem Schreiberling zu.
    "Wir danken dir."
    Gemeinsam mit Antonia wandte er sich um und verließ die Regia. Vor der Tür hielt er einen Augenblick inne, so, als wollte er ihr noch etwas sagen. Auch wenn eine Verlobung rechtlich gesehen noch keinerlei Wert besaß, vor den Göttern bestand ihre Verbindung und es drängte ihn dazu, dahingehend etwas zu sagen. Ihr zu sagen, dass man sich Liebe erarbeiten musste, ihr zu sagen, dass er sie für den Rest seines Lebens ehren und respektieren würde, dass er sich bemühen würde, ihr ein guter Ehemann zu sein. Doch nichts von alledem schien ihm angebracht hier vor der Regia im Schein der glitzernden Sonnenstrahlen.
    "Es wird schon werden. Vale, Claudia Antonia."
    Er nickte ihr noch einmal zu und verschwand dann in seiner Sänfte.

    Gracchus winkte leicht ab.
    "Zwei der ältesten Gentes Roms, weshalb sollten sie nicht vereint werden? Und ich muss ehrlich gestehen, dass mich ein Gefühl von Stolz erfüllt, da ich meinen Teil zum Wohl unserer Familien beitragen kann."
    Immerhin hätte es wahrlich schlimmer kommen können. Sobald Gracchus den ersten Erben vom Boden aufheben und damit anerkennen würde, würde er der Iuno Pronuba ein Opfer für ihre Großzügigkeit darbringen.

    Geduldig wartete Gracchus darauf, dass der Schreiberling seine Arbeit beendete.
    "Bürokratie ist ein Kreis, aus dem niemand herausspringen kann."
    Er beugte sich etwas vor und setzte dann eine feine, schwungvolle Unterschrift auf das Papyrus. Anschließend gab er die Feder an Antonia weiter.

    Nachdem der Sklave die Tür geöffnet hatte, traten die Verlobten hindurch.
    "Salve. Wir kommen um unsere Verlobung eintragen zu lassen. Claudia Antonia und Manius Flavius Gracchus. Die Feierlichkeit und das traditionelle Ritual fanden ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLVI A.U.C. (18.1.2006/103 n.Chr.) in der Villa Flavia zu Rom statt."
    Er blickte den Herrn abwartend an, ob noch mehr Angaben gebraucht werden würden.

    Als er ein Knarren hörte, blickte Gracchus auf, fühlte er sich doch in seiner Andacht gestört. Doch kein Tempelbesucher war in den Tempel getreten, noch störte einer seine Kreise. Doch was Gracchus vor sich sah, brachte ihn noch mehr aus dem Konzept, als irgend ein Sterblicher dies hätte tun können. Die kleine Statue, welche er zuvor auf den Altar gestellt hatte, ward illuminiert von einem einfallenden Lichtstrahl. Gracchus sog die Luft ein und senkte seinen Blick wieder herab. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Seine Stimme war nur mehr ein Flüstern.
    "Ich danke Dir, o Diuppiter, für Deinen Segen. Dein ergebenster Diener will ich sein, hier in diesem, Deinem Haus und überall sonst."
    Eine Weile noch genoss Gracchus die ihn wieder umgebende Stille, dann stand er auf. Er warf einen letzten Blick auf das Bildnis des Iuppiter, wandte sich um und trat aus dem Tempel hinaus, sein Ziel klar vor Augen.

    Noch am Ende der Verlobungsfeier hatte das glückliche Paar einen Termin vereinbart, an welchem es die Verlobung offiziell eintragen lassen wollte. Dies war nicht unbedingt einfach gewesen, hatten beide doch mit einem überaus vollen Terminkalender versucht das Datum ein wenig aufzuschieben. Letztendlich jedoch musste ein Tag gefunden werden und so ward er denn auch gefunden. Man hatte es also eingerichtet, dass die Sänfte aus der Villa Claudia kommend mit derjenigen aus der Villa Flavia kommend nahe der Regia des Cultus Deorum zusammen traf, und die beiden Verlobten so nur noch aussteigen mussten und alsbald nebeneinander standen. Obwohl die Kälte längst auch in Roma Einzug gehalten hatte, so blicke doch die Sonne vom blauen Himmel herab.
    Gracchus nickte seiner Verlobten zu.
    "Salve, Antonia. Welch ein perfekter Tag um die Verlobung eintragen zu lassen, so strahlend schön wie dein Antlitz."
    Er wies ihr leicht lächelnd den Weg hinein in die Regia, wo ein Sklave an der Tür des Officiums der Eheregistratur klopfte.

    Gracchus pflichtete gerade noch Tiberius bei, dass sie sich sicherlich nahe der Tempel des öfteren über den Weg laufen würden, als seine Verlobte mit einem weiteren Gast kam. Als sie ihm mit 'Manius, Schatz' titulierte, musste er achtgeben, nicht aus den Sandalen zu kippen. Je später der Abend wurde, und je öfter er von seinem Becher nippte, desto mehr bekam er den Eindruck, dass Antonia ein leichtes Mädchen war. Er strich diesen Gedanken jedoch tapfer beiseite und verbeugte sich leicht vor der Senatorin.
    "Es ist mir wahrhaft eine Freude, Senatorin. Wer hätte gedacht, dass unsere Verlobung derart viel Anmut in dieses Haus bringt?"

    Zitat

    Original von Titus Tiberius Flaccus
    Nun, auch du bist im Dienst des cultus deorum? Welchen Rang bekleidest du dort und welchem Gott dienst du?
    Zumindest hatte Livia schnell dafür gesorgt, dass Hungaricus der Claudierin entzogen wurde und so hoffte Flaccus, dass auch Gracchus das Geschehen möglichst schnell vergesse.


    Tiberia hatte die Situation glücklicherweise souverän entschärft und Gracchus atmete innerlich erleichtert auf, dass eine weitere Intervention damit entfiel. Somit wandte er seine Aufmerksamkeit wieder seinem Gegenüber, Tiberius, zu und nickte.
    "In der Tat verhält es sich so. Ich diene als Discipulus im Kult des Mars, auch wenn dies nicht meine Wahl war. Ich legte einst dem Iuppiter ein Gelübde ab, in seinen Dienst zu treten und dieses Ziel verfolge ich noch immer. Die Wege durch den Cultus Deorum scheinen mir jedoch bisweilen recht verschlungen und undurchsichtig."
    Er hielt kurz inne.
    "Und du, Tiberius, welcher Gottheit hast du dich selbst verschrieben?"

    Gracchus nickte beiläufig. Das Thema war also bereits über Achaia hinaus. Er ist Tiberia dankbar, dass sie sich seine Themaverfehlung nicht hat anmerken lassen und ihn auf den richtigen Weg zurückführt. Noch immer kann er nicht verhindern, dass seine Gedanken und Blicke wieder und wieder zu seiner Verlobten entgleiten.
    "In Germania soll der Winter sehr schlimm sein. Vor allem in der Silva Nigra. Dort wird ihn keiner finden."
    Verwirrt blickte er zu Antonia hin. Ob sie denn schon vergessen hatte, wer er war?

    Zitat

    Original von Titus Tiberius Flaccus
    Die Blüte der hellenistischen Welt ist längst vergangen, da hast du Recht, doch auch mit deinen weiteren Worten, viel haben wir von den Griechen übernommen, Vieles war gut manches schlecht.
    Nein, ich werd mich von der Politik des Reiches fernhalten. Ich werde den Göttern dienen und dort im cultus deorum Apollon im Speziellen. Meine Reisen und Studien haben mich geprägt. Und du Flavius Gracchus? Gehst du den politischen Geschäften des Staates nach, oder dienst du dem Imperator Caesar Augustus mit dem Schwerte in der Hand?


    "Den Göttern? Welch ein Zufall, ich diene ebenfalls im Cultus Deorum. Beziehungsweise habe ich auch erst vor einiger Zeit damit begonnen und..."
    Gracchus Blick geht kurz in eine andere Richtung. Er blinzelte irritiert und sog überrascht die Luft ein. Er blickte auf den Wein in seiner Hand, dann wieder zu den Clienen hinüber. Nein, der Wein trug dieses Mal keine Schuld. Gracchus schluckte schwer und öffnete den Mund. Doch ihm fehlten die Worte und er klappte den Mund wieder zu. Seine frisch Verlobte schickte sich gerade an, sich mit dem Vinicius, dem Verlobten der Tiberia, auf einer Cliene niederzulassen. Auf einer Cliene!
    Eilig trinkt Gracchus einen großen Schluck Wein. 'Contenance, Manius, Contenance.'
    "... und ist es nicht den Griechen zu verdanken, dass die Rhetorik in unserer Kultur überhaupt einen herausragenden Stellenwert genießt."
    Ihn dünkt, dass dies nicht mehr das Thema war, von dem er gerade noch gesprochen hatte. Jedoch war er selbst zu verwirrt, um den richtigen Faden wieder aufzunehmen.

    Zitat

    Original von Titus Tiberius Flaccus
    In der Tat ist sie das. Zuerst führte mich meine Reise nach Corcyra, eine wundervolle Insel, wo ich eine gewisse Zeit verbrachte darauf nach Patrae und von dort über den Landweg nach Corithus und schließlich nach Athenae, wo ich sehr lange blieb. Ich besuchte dort eine Rhetorikschule.


    Beeindruckt lauschte Gracchus den Worten des Tiberius. Ein weitgereister, junger Mann.
    "Längst ist die achaische Kultur nicht mehr, was sie einst gewesen ist. Doch was wären wir nur ohne sie."
    Er bemerkte, wie sich seine Verlobte wieder Furianus zuwandte und war hin und hergerissen. Natürlich hatte er bemerkt, dass sie ihn bereits bei der Aurelia hatte stehen lassen um zum Sohn ihres Vetters zu gehen und nun wandte sie sich erneut dem Gespräch mit den Tiberiern ab, um sich näher mit ihm zu befassen. Doch wer konnte es ihr schon verdenken, Gracchus auf jeden Fall nicht. Hätte er die Wahl gehabt, der Sohn seines Vetters war ein ahnsehnlicher junger Mann...
    Er ließ sich jedoch weiter nichts anmerken und setzte das Gespräch mit Flaccus fort.
    "Wirst du es deiner Schwester gleich tun und in die Politik Roms vordringen, Tiberius?"
    Mit einem interessierten Blick folgte er nun Antonia, wie diese ihr Gespräch mit Furianus beendete und zum nächsten Gast weiterging. Dieser war kein geringerer als Vinicius. Gracchus kam nicht umhin zu bemerken, dass langsam, ganz langsam, nun doch ein wenig Eifersucht in ihm aufstieg. Er nahm einen Becher verdünnten Wein entgegen und versuchte seine Contenance im Gespräch zu bewahren.

    Erstaunt und erfreut zugleich blickte Gracchus zu Tiberia.
    "Ein Bruder der Tiberia, welch eine Freude."
    Kurz kam die Erinnerung an sein noch nicht sehr lange vergangenes Gespräch mit der Aurelia in ihm hoch, doch er konnte nur innerlich den Kopf schütteln. Es war eine abstruse Theorie, ohne Zweifel.
    Als der Tiberier Achaia erwähnte, blitzte es kurz in Gracchus Augen auf. Er dachte an die vielen schönen Jahre, welche er dort verbracht hatte, an seinen Lehrmeister, Sklaven und Geliebten Sciurus, und im gleichen Moment daran, wie dieser aus seinem Leben gerissen worden war. Melancholie lag in seiner Stimme, als er weitersprach.
    "Achaia, eine wundervolle Provinz. Wo bist du dort gewesen?"

    Sim-Off:

    Hier seid ihr alle. Na zum Glück laufen die Tiberier immer vor mir her, dann muss ich nur folgen.


    Dem Strom der Prozessierenden folgend, gelangte auch Gracchus schließlich zum Tempel der Venus und Roma. Er näherte sich dem großen Feuer mit gemischten Gefühlen und nahm den Opferkuchen aus dem kleinen Leinenbeutel. Mit einigen leisen Worten bat er die Göttin Venus um ihre Gunst und warf den Kuchen ins Opferfeuer. Er beobachtete, wie das Gebäck langsam verkokelte und machte schließlich den Weg für die Nachkommenden frei. Ein Stück weiter in Richtung des Tempels hielt er an, um von dort aus die Opferzeremonie zu beobachten.

    Da er fürchtete, dass der Sacerdos am Ende nicht fortfahren würde, ehe die Discipuli nicht die Frage verneint hatten, ließ er sich zu einer Antwort hinab.
    "Keine weiteren Fragen, Sacerdos Valerius."
    Er legte den Griffel neben die Wachstafel und lehnte sich abwartend zurück. In der Magengegend spürte er so langsam ein Gefühl von leichtem Hunger aufwallen. Vielleicht würde er sich am Abend ein paar gedünstete Wachteln in Eiercreme genehmigen, nebst einigen in Wein eingelegten Pflaumen mit einem Tupfer Liquamen.