Beiträge von Manius Flavius Gracchus

    Noch ehedem tiefgründigere Gedankenkonstrukte betreffend der Thematik der Auszeichnung verdienter Männer in des Flaviers Sinne sich verfestigten, schienen die vorrangigsten Fragen ihm rein praktischer Natur zu sein, ob dessen er auch mit diesen begann.

    "Bei diesem Vorschlage, Senator Claudius, stellen sich mir zuvörderst zwei Fragen. Zum einen, woher werden wir all diese Grundstücke nehmen, Italia ist schlussendlich kein jungfräuli'hes Land? Oder schwebt dir gar vor, diese Ländereien in den Provinzen zu verteilen? Zum anderen, wie werden wir außergewöhnliche Leistungen bemessen? Wird dies reglementiert, oder liegt dies jeweils in der Beurteilung des Senates?"

    Der Flavier blickte empor und ein Lächeln kräuselte seine Lippen.

    "Valerius, gerne doch. Bitte nimm Platz."

    Ein Sklave trat sogleich heran dem Gast einen verdünnten Wein zu kredenzen, einen Tropfen aus der Region um Ancona mit angenehm weichem Geschmack, der sich hervorragend in die Leichtigkeit des Tages einfügte, indes nicht der Schwere des ersten Themas ihres Gespräches wurde gerecht, welches Gracchus, der kein großer Freund ennuyanter, nichtssagender Einleitungsfloskeln war, direkt ansprach.

    "Lupus' Ableben ist wahrhaft deplorablel! Ein großer Ver..lust für Rom, doch während ich sonstig geneigt bin Roms Interessen vor die meinigen zu stellen, ist es in diesem Falle different, kann Rom doch nicht ermessen, welch weitaus größerer Verlust Lupus' Tod für seine Freunde bedeuted."

    Gracchus hob sein Glas und vergoss einen Schluck auf den Boden.

    "Auf Sextus Aurelius Lupus, einen wahrhaften Freund und großen Römer!"

    Zu Ehren des Toten trank er einen Schluck, blickte sodann fragend zu Valerius.

    "Ich spiele mit dem Gedanken, dem Kaiser Lupus' Aufnahme in das Upianum anzutragen. Er war immerhin ein hervorragender Staatsmann, welcher unter anderem die Lex Marcatus grundlegend reformierte."

    Zu dieser Gelegenheit war es auch gewesen, dass der Flavier Valerius hatte kennengelernt, welcher damalig ein Tirocinium bei Aurelius hatte absolviert.

    "Darüber hinaus ist er auch auf militärischem Gebiet mit einigen bedeutenden Auszei'hnungen bedacht worden, etwa mit einem Clipeus für seine Leistungen im Feldzug gegen Vescularius."

    Dies war zugegeben keine Episode der römischen Historie, an welche Gracchus gerne zurückdachte, doch diese Geschichte war nun einmal geschrieben worden, und wenn Lupus schon nicht den Lohn für seinen wahren Anteil an der Geschichte konnte erhalten, so doch zumindest jenen Anteil, welcher festgehalten worden war.

    "Was denkst du, Valerius, wäre dieses Unterfangen wohl von Erfolg gekrönt, ist die Reformierung eines Gesetzes bereits ein Zeichen besonderen Einsatzes eines Staatsmanns, ein entscheidender Impuls in der Geschichte des Imperium Romanum - wie es die Richtlinie zur Aufnahme in das Upianum ver..langt?"

    Gracchus war in dieser Angelegenheit zweifelsohne befangen und mochte sich nicht vorwerfen lassen nur aus Gunst einen Manne in höchste Ehren zu stellen.

    Dass Minor sich seiner familiären Pflicht in dieser Hinacht würde entziehen wollen war fern der Gedanken des Vaters, ob dessen er auch keine Widerworte erwartete und die Bestätigung Minors nur zwischen zwei Bissen zur Kenntnis nahm. Ohnehin waren die Befürchtungen seines Ältesten ihm nicht nur unbekannt, sondern wären im Falle ihm gänzlich unverständlich, hegte er doch keinerlei Gedanken sein Erbe nicht nach alter Familientradition Minor zu überlassen - hatte sich indes bislang auch nicht um ein entsprechendes Testament bemüht.

    "Aber nein, es geht mir bestens"

    , was durchaus ein Umstand war, der dem Flavier gesondert auffiel.

    "Indes werde ich auch nicht jünger und muss mich wohl damit anfreunden, dass meine Lebenszeit nicht unendli'h ist. Um dich und Titus muss ich mich nicht mehr sorgen, doch mit Quintus und Prisca ist nun wieder eine Verantwortung in mein Leben eingezogen, für deren Fortbestehen auch nach meinem Ableben ich Sorge tragen muss."

    Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

    "Dein eigenes Alter und dein Status in der Gesellschaft erleichtert dies zumindest."

    Auch wenn die Neugier ihn drängte nach den Fortschritten der Familienplanung seines Sohnes zu fragen, so unterließ er dies im Beisein seiner Schwiegertochter - zu präsent war ihm noch wie sehr er und Antonia lange Zeit unter der Kinderlosigkeit hatten gelitten bis endlich mit Minor der Bann war gebrochen.

    Reihum der Vorstellung folgend bedachte Gracchus die Anwesenden mit einem Gruß.

    "Salve Annaeus Vindex!"

    Und zu Florus gewandt:

    "In der Tat, wir kennen uns, doch war es mir nicht bewusst, dass euch eine Familie eint."

    Und wiederum zu Vindex:

    "Konntest du bereits deine Kenntnisse am Tempel des Aescalapius ein..bringen?"

    Der Flavier hatte dafür Sorge getragen, dass Vindex wenige Tage nach ihrem Gespräch tatsächlich dem Tempel auf der Tiberinsel war zugeordnet worden, denn selten meldete sich ein Anwärter für ein Amt als Aedituus mit solchem Elan, dass Gracchus durchaus neugierig war auf Vindex' Resultate.

    "Annaea Crispina, es ist mir ebenso eine Ehre diesen Ritus mit euch ausklingen lassen zu dürfen."

    , fuhr er sodann an die junge Dame gewandt fort. Selbstredend war dies einerseits eine Floskel, welche wohl jedem Pontifex gut zu Gesichte stand, andererseits nahm Gracchus seine Pflichten als Pontifex überaus ernst und dazu gehörten nun einmal auch solcherlei Gelegenheiten. Gleichwohl gab es sicherlich auch unliebsamere Pflichten als ein Mahl von Stierfleisch.

    "lulia Stella, meinen Glückwunsch! An Senator Annaeus' Seite ist dir zweifelsohne eine gedeihli'he Zukunft beschieden."

    Die Unsitte, unverheiratete Männer in den Senat zu erheben, war dem Flavier seit jeher ein Dorn im Auge, würdigte sie seiner Ansicht nach doch die Bedeutsamkeit der Familie herab. Allfällig waltete Aquilius jedoch nicht gar so unbedacht wie es schien, sondern hatte bereits von Annaeus' Verlobung gewusst, was Gracchus zu Gunsten des Augustus gerne mochte annehmen.

    "Und Seius Ravilla, ein Mann mit vielen Talenten wie es scheint."

    Und von äußert wohlgestaltem Antlitze selbst in der für den Seier eher eintönigen Kleidung, wie dem Flavier einmal mehr nicht entging.

    Der ältere - respektive in diesem Raume derzeit älteste - Gracchus hieIt sich bewusst ein wenig zurück, wollte er doch die Ideen der jungen Magistrate nicht durch sein Wort behindern.

    "Ein Gesetz gegen die Verschmutzung des Tibers mag ein Anfang sein, doch kann das Unre'ht nur dann geahndet werden so es auch auffällt und gemeldet wird"

    , gab er zu bedenken.

    "Die Ursachen zu bekämpfen - wie etwa durch die Reduktion der Gerber - wird darob allfällig mehr bewirken. Indes, solange die Abwässer der halben Stadt durch den Tiber geleitet werden scheint mir dies nur ein Tropfen auf dem heißer Stein."

    Gerade im Sommer wenn es in Roms Tälern bisweilen regelrecht bestialisch stank war ein Anwesen auf den Hügeln - wie jenes der Flavier auf dem Quirinal - nicht zu verachten. Dennoch mussten auch die privilegierten Hügelbewohner sich ab und an in die Tiefe hinab begeben und dem ungunstösen Odeur der Stadt sich aussetzen, darob stand der Flavier einer Reduktion des Gestankes durchaus positiv gegenüber.

    Der Flavier bemerkte die Irritation seines Freundes nicht und hätte sie wohl ebenso wenig nachvollziehen können wie jener seine Ansicht, denn in mancher Hinsicht stammten sie wohl tatsächlich aus gänzlich verschiedenen Welten, deren Distanz nur ihre Liebe zu überbrücken vermochte. Auch Faustus etwas spöttische Replik fasse Gracchus nicht als solche auf, denn wie sonst sollte es sein, als dass der Herr der Lebensinhalt seines Sklaven war, insbesondere eines Leibsklaven? Dass der Sklave sich der Position eines Liebenden ermächtigen wollte, dies war indes unerhört und passte wiederum nicht in Gracchus' Weltbild, darob schüttelte er den Kopf, wenngleich die Bestätigung, dass Serapio ihm verfallen war, kurzzeitig ihm ein schmales Lächeln auf die Lippen zauberte.

    "Allfällig hat er sich den Kopf gestoßen. Es war immerhin ein recht tiefer Fall, dazu all die Felsbrocken und Wurzeln. Zweifelsohne ist er nicht mehr er selbst..."

    Zögerlich stockte Gracchus. Sciurus hatte versucht, Faustus umzubringen.

    "Nein, du hast Re'ht. Er ist womöglich viel zu sehr er selbst."

    Ein Gedanke, der dem Flavier wart mehr Furcht einjagte.

    "Aber dann ... dann bist du ebenso in Gefahr, Faustus. Mehr noch als ich!"

    Die Emotionen, die all dies in Gracchus evozierte - Serapio in Gefahr, er selbst und allfällig seine Familie in Gefahr, Sciurus womöglich ein Wiedergänger, keine Treffen in der Villa Eutopia -, überwältigten ihn beinahe mehr noch als der Gram und die Entrüstung über die Tempelschändung. Beinahe jedoch nur.

    "Ich ... werde mir den Schaden selbst ansehen müssen"

    , seufzte er kraftlos auf Serapios Bericht und befürchtete das Schlimmste, den Namen der Flavia nicht weiter beachtend, die Nachricht über den Priester des Cultus Deorum indes als neuerlichen Schlag in seine Magengrube verspürend. Wie viel schlimmer konnte diese Angelegenheit noch werden?

    Ein namenloser Bote überbrachte die flavische Antwort auf Valerius' Gesuch.


    Ad Tiberius Valerius Flaccus



    M' Flavius Gracchus Tiberio Valerio Flacco s.p.d.


    obgleich der Anlass betrüblich ist, so ist es mir eine Freude, dich zur siebten Stunde am fünften Tage vor den Kalenden des Aprilis* in der Villa Flavia zu empfangen**, um über unsere künftige Verbindung und deine Zukunft zu beraten.


    Vale bene

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    Sim-Off:

    *28.3.
    ** gerne direkt, ohne Umweg über die Porta

    Der Frühling hatte allmählich den Winter aus Roms Gassen und Straßen verdrängt und fand mehr und mehr auch Einzug in das herrschaftlichen Anwesen der Flavia, insbesondere in Form von mehr hellem Grün, mehr Blüten, mehr Sonne, mehr Insekten und mehr Vögeln im Peristyl. Es war diese Zeit, in welcher Gracchus die Natur wohl am meisten genoss, jene Zeit in welcher die Sonne die Tristesse des Winters vertrieb, indes noch nicht mit der bisweilen regelrecht erstickenden Kraft des Sommers auf die Stadt hinabbrannte. Aus diesem Grunde hatte er sich entschieden, Valerius Flaccus im Peristyl zu empfangen, an einer kleinen Sitzgruppe mit Blick auf den Magnolienbaum, in welchem aus den Knospen bereits blassrosa Blätter hervorspitzen im Ansinnenihr Blütenantlitz alsbald der Sonne entgegen zu recken, wiewohl auch auf die marmorne Melpomene, welche nun im Frühling ebenfalls wieder frisch erstrahlte. Der Flavier indes hatte nur Augen für eine Spinne, welche seit er Platz genommen hatte in einem Rosenstock ein Netz aufspann.

    Je mehr Ravilla sprach, desto angetaner war Gracchus - nicht nur ob seiner wohlgefälligen Apparenz, sondern ebenso seiner eloquenten Ausdrucksweise und insbesondere der hinter seinen Worten liegenden Gedankenkonstrukte. Mochte er Zweifel hegen über die Herkunft des jungen Mannes, so wurden sie durch dessen Worte hinfortgetragen wie Blütenpollen in lauem Frühlingswind. War es diese Klangkaskade gewesen, welcher auch Minor verfallen war, der so gut daran hatte getan, Ravilla sogleich als Gast im Hause zu behalten? Wie wohl er doch daran hatte getan, das triste flavische Heim mit diesem Kleinod unter der Eintönigkeit der Klientenschar zu schmücken.

    "Es gibt keinen Anlass, dich deiner Hinwendung zu schämen, Seius, denn wäre abundantia nicht edel, so wäre sie keine Tugend. Das Streben nach Überfluss der gesamten Gesellschaft ist letztlich eminent für das Wa'hstum, welches Rom zu seiner wahren Größe führte. Denn anderenfalles wäre Rom vermutlich noch immer ein kleines Dorf weniger Privilegierter, welchen ihr eigener Wohlstand würde genügen. Das Streben nach eigenem Überflusse ist dünkelhaft, das Streben nach Überfluss für die Gesellschaft indes überaus nobel."

    Zumindest in Gracchus' idealer Weltvorstellung war dies etwa auch eine Aufgabe des Patriziates. Er streckte seine Hand aus, um diese Ravilla zu reichen und damit ihr Verhältnis zu besiegeln.

    "Do ut des, Galeo Seius Ravilla. Möge unsere Verbindung gefestigt werden von Ver..trauen, und der Name Seius unter dem Patronat der Flavia in Rom in neuem Glanze erstrahlen."


    Ein wenig Stolz schlich sich in die Brust des Flaviers als sein Sohn bewies, dass er nicht nur dem Vater nach dem Munde konnte reden, sondern gleichfalls dessen Gedankengut weitersinnen und seiner Familie und seinem Stande mehr als gerecht werden. Nicht überraschend darob schritt Gracchus zur Abstimmung zur Seite gegenüber der Türe, nicht nur der Argumentation seines Sohnes folgend, sondern ebenso nicht geneigt einen Präzedenzfall vor einem Beschluss zu schaffen - insbesondere nicht, um das Vermögen des Staates zu verteilen.


    Diploma

    Die Opferung war durchaus erhebend, das Ergebnis selbstredend die litatio wie bei einem solchen Anlasse angemessen. Einen Augenblick entsann Gracchus sich seiner Verbundenheit mit Mars und diesem seinem Tempel, an welchem der Flavier seinen Werdegang in Rom hatte begonnen - zu einer Zeit, in welcher dies noch gängig war. In einer Zeit, in welcher der Vater des Opferherren - Lucius Annaeus Florus - gerade Karriere machte. Eine Zeit, welche Gracchus bereits eine Ewigkeit her schien. Ein leises Seufzen echappierte seiner Kehle, schlichen solcherlei Gedanken sich zuletzt doch immer öfter in seinen Geist, insbesondere auch seit Minor trittsicher über das politische Parkett wandelte. Diesmalig wurden sie indes verdrängt durch das Aufkommen eines Duftes nach gekochtem Fleisch, welcher nach dem Opfer sich über das Forum legte. Die bald folgende Einladung Annaeus Florus war zweifelsohne der Etikette geschuldet, welcher der Flavier indes ebenso an den Tisch des jungen Senators folgte.

    "Senator Annaeus, dies war eine überaus ersprießliche Zeremonie, dem Alasse mehr als adäquat."

    Während er Platz nahm beschäftigte Gracchus einen Augenblick die Frage, ob es tatsächlich jemals vorkam, dass jemand es nicht konnte einrichten zu einer Audienz im Palast zu erscheinen - abgesehen davon, dass diese Person das Zeitliche hatte gesegnet. Er nahm dankend den Becher an und trank einen Schluck - nicht aus Durst, sondern aus Neugierde, welche mit einer überaus schmackhaften Degustation wurde belohnt. Die Nachricht des Kaisers indes ließ ihn innehalten - sie war ebenso vorhersehbar, wie überraschend, ein wenig wie die Saturnalien, welche jedes Jahr am gleichen Datum zelebriert wurden, und doch stets ganz plötzlich anstanden. Der pro magistro Curtilius Victor laborierte bereits seit geraumer Zeit an seiner Krankheit und hatte gegen Ende des letzen Jahres sich mehr schlecht als recht mit seinen Verpflichtungen abgemüht. In diesem Jahre hatte Gracchus den Curtilier tatsächlich nur zu einer einzigen Sitzung des Collegium gesehen.

    "Das ist überaus deplorablel, doch mehr als verständlich"

    , kommentierte er darob das Ruhestandsgesuch, und war im nächsten Augenblicke tatsächlich ein wenig überrascht über das Angebot des Augustus, gleichwohl es allfällig nachvollziehbar war - insbesondere da Aquilius oft überaus pragmatisch dachte und Gracchus das Amt zuvor bereits unter ihm hatte ausgefüllt bis die eigene körperliche Unzulänglichkeit vor Jahren einige Zeit ihn aus Rom hatte hinfortgetrieben. Dennoch hatte der Flavier nicht damit gerechnet, dieses Amt noch einmal angetragen zu bekommen, gleichwohl es ein Angebot war, das er nicht ablehnen konnte. Schlussendlich gab es derzeit weder einen Grund, noch einen Vorwand, dieser Pflicht nicht nachzukommen.

    "Ich werde dieses Amt selbstredend übernehmen und danke dir für dein Vertrauen"

    , konfirmierte er darob, ehedem er über die Frage des Augustus nachsann. Gleichwohl in der heutigen Zeit längst überholt, so gehörten nach Gracchus' Ansicht noch immer vorwiegend Patrizier in das Collegium. Indes musste er sich durchaus eingestehen, dass es von jenen dieser Zeit niemanden gab, welcher des Gremiums würdig war.

    "Für den vakanten Platz kommt mir niemand direkt in den Sinn"

    , sagte er darob.

    "Ich werde jedoch darüber na'hdenken und dich wissen lassen, wer ein geeigneter Kandidat ist."

    Bzgl Wiki-Suche: Es scheint daran zu liegen, ob das Ergebnis der Suche eindeutig ist, bzw. vorhanden ist.


    Pontifex, Zeitmessung, Ehe, Lar, Stier ⇒ führt problemlos auf die entsprechenden Seiten (bzw. deren Weiterleitung)

    Lex, Lemuren, Mola ⇒ führt zu dem von Seneca beschriebenen Fehlercode, obwohl es Seiten mit diesen Inhalt gibt

    Spaghettimonster, Flurfunktelefon ⇒ führt ebenfalls zu dem Fehler, sollte aber auf die "kein Ergebnis"-Seite führen

    Die Lex Germanica Servitium war zweifelsohne geeignet für Anpassungen, gleichwohl vor Annaeus Florus sich bereits andere Senatoren erfolglos daran hatten versucht. Flavius Gracchus zollte dem Jungsenator darob seinen Respekt für diesen Schritt und spätestens mit der Verlesung des Gesetzes fand auch er einige Stellen, welche es wert waren, diskutiert zu werden. Zu seinem Bedauern indes waren dies nicht diejenigen Paragraphen, welche Annaeus zur Änderung vorschlug, welcher gegenteilig mit seinem Vorstoß den Flavier regelrecht düpierte. Freilassungen war eines jener Themen, zu welchen Gracchus eine engstirnige und mehr als intolerante Ansicht hegte. Das Konstrukt, in welche Florus' Überlegungen waren eingebettet, schien ihm darüber hinaus noch unerträglicher als das Thema selbst. Es dauerte ein wenig ehedem des Flaviers Empörung derart bezwungen war, dass er sich zu einem Beitrag in gemäßigten Tonfalle in der Lage sah, was durch Senator Claudius' Worte nicht eben erleichtert wurde.

    "Ehedem ich zu dem vorgebrachten Änderungsvorschlag Stellung beziehe, erscheint mir der Auslöser dieser Diskussion überaus bedeutsam. Ein Gesetz ist nicht darob schlecht, da es different gelebt wird, wiewohl unrechtmäßiges Ver..halten kein Grund ist, es durch ein Gesetz zu Recht zu erheben! Wäre dies der Fall, so müssten wir in jeder Gegend, in welcher so manches Gesetz umgangen und gebrochen wird, eben jene Gesetze aufheben oder anpassen, was augenscheinlich kaum der Sinn unserer Re'htsordnung sein kann! Dass ein Gesetz gar in den Einheiten des Imperium ignoriert oder allfällig mutwillig gebrochen wird, sollte nicht dazu führen, dass wir es hier diskutieren, sondern dass der Senat eine Untersuchung und Aufklärung in diesen Einheiten fordert und die entsprechenden Kommandanten zur Rechenschaft gezogen werden! Dass dieser Rechtsbruch darüberhinaus in diesen Hallen bekannt ist und toleriert wird, ist geradezu un..geheuerlich!"

    Dass Anneus Florus nach eigener Aussage Namen konnte benennen und auch Claudius Menecrates nicht eben erstaunt schien, dies beide jedoch augenscheinlich nicht zum Anlasse sahen, diese Gesetzwidrigkeiten zu beanstanden, ließ den jungen, wie den älteren Senator in Gracchus' gegenwärtiger Gunst einige Etagen tiefer sinken.

    "Nicht nur ob dessen sehe ich indes keinerlei Anlass zu einer Änderung der Lex dem Vorschlage folgend. Selbst so ein Sklave in die Freiheit entlassen wird, bleibt er in seinem Gepräge doch stets ein Sklave, und ihn hernach in den gleichen Status mit gleichen Rechten und Ehren zu erheben, welchen einen römischen Bürger auszei'hnen, dies käme einem Affront sämtlicher römischer Bürger gleich. Dass ein Freigelassener in einer unserer Einheiten sich seinen Lebensunterhalt verdingen mag, dies ist doch bereits ein ausreichender Wohlfahrtsakt des Staates gegenüber diesem Freigelassenen und seinem ehemaligen Besitzer, welcher nicht mehr seinen Pflichten nachkommt, um für diesen Lebensunterhalt Sorge zu tragen."

    Diese Pflichtvergessenheit im Form der Freilassung eines Sklaven sollte nach Gracchus' Ansicht grundsätzlich verboten sein. Sofern ein Mann nicht mehr für seine Sklaven konnte aufkommen, so konnte er sie schlussendlich ebenso gut verkaufen. Seine Pferde oder sein Mobiliar warf schließlich auch niemand einfach vor die Türe, nur weil sie einem jahrelang gute Dienste hatten geleistet.

    "Ein eine römische Gens in Ehre weiterführender ehemaliger Sklave ist mir indes ein Widersinn in sich. Und ich möchte Senator Claudius widerspre'hen, dass standesgemäßes Verhalten nicht per Gesetz zu erzwingen ist, respektive Verhalten zur Wahrung der römischen Werte. Wir haben immerhin auch Gesetze zur Einhaltung der mos maiorum, da diese zur Wahrung Roms Größe beitragen. Als Senat von Rom ist es darob nicht nur unser Recht, sondern unsere Pfli'ht, einem römischen Bürger die Adoptionsrechte einzuschränken, sofern das zur Adoption ausgewählte Element mit den Grundsätzen römischer Würde konfligiert. Sofern ein römischer Bürger wahrhaftig seinen Freigelassenen als einzigen Sohn adoptieren möchte, weil er keinen besseren Manne findet, dann ist das römische Reich ohnehin an seinem Ende angelangt und wir müssen uns über Recht und Gesetz keine Gedanken mehr machen!"

    Flavius Gracchus folgte dem Prätorianer durch den Palast, welchen er in letzter Zeit bereits häufiger hatte aufgesucht. Gleichwohl die Domus Flaviana seinen Namen trug war sie doch nicht dazu geeignet, ihm einen Hauch von Behaglichkeit einzuflößen - gegenteilig stets ein Gefühl der Bedeutungslosigkeit im Angesichte der Größe seiner Vorfahren, welche konträr zu ihm die Gelegenheit ein Imperium zu regieren nicht hatten an sich vorüberziehen lassen.

    "Ave, Augustus!"

    , grüßte er den Kaiser, verzichtete indes auf die überflüssige Erwähnung, dass Aquilius ihn zur Audienz hatte gebeten, schlussendlich würde dieser dies bereits wissen, und Gracchus war kein Freund überflüssiger Worte im Ansinnen dadurch ein Gespräch zu beginnen.

    Die Mitte des Martius war eine recht umtriebige Zeit für Pontifices, standen doch allerhand Feiertage im Kalender und nicht wenige davon bedingten die Anwesenheit jener Männer, welchen das Wesen des cultus publicus oblag. Nicht alle inkludierten zu Gracchus' Glück einen derartigen Fußmarsch wie die Equirria, dennoch hatte er sich in diesem Jahre entschieden, das Geleit der Pompa einem jüngeren Collegae zu überlassen und nur das Opfer am Tempel des Mars Ultor zu verfolgen. Die Gens Annaea hatte sich bereit erklärt, dieses auszurichten, respektive der erst kürzlich zum Senator ernannte Annaeus Florus, und Gracchus sah überaus wohlwollend, dass er nicht an einem adäquaten Opfertier hatte gespart.

    Für Flavius Gracchus bedingte weder Anstand, noch übermäßige Verbundenheit mit Purgitius Macer, noch das Maß des Notwendigen, seinen Becher zu heben. Der Augustus hatte dazu aufgefordert, also leistete er dem Folge, allfällig auch ein wenig mit dem Hintergedanken, dass dieses Consilium damit sein Ende würde finden und die Geister der Vergangenheit in jene würden zurückkehren.

    Familie des Claudius Aurelius Crassus


    IN GEDENKEN AN


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    SEXTUS AURELIUS LUPUS

    verstorben ANTE DIEM III KAL IAN DCCCLXX A.U.C.

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    Der Himmel über Rom war bedeckt von einem Dunst aus graufarbenen Schleiern, vor welchen die Zweige der Pinien entlang der Via Appia wie dunkle Schatten sich abhoben, ganz so als würde die Welt Gracchus' Gemüt widerspiegeln. Seitdem er von Lupus' Tod hatte erfahren war er zerrissen, die letzte Ehre ihm zu erweisen, und dem Ignorieren der Tatsachen, um der Grausamkeit der Realität sich nicht beugen zu müssen. Doch die Welt richtete sich nicht nach den Wünschen des Manius Flavius Gracchus, dies hatte sie nie und würde es auch in diesem Falle nicht. Sie hatte ihm einen Freund geraubt, nicht den ersten und wohl auch nicht den letzten - einen besonderen jedoch. Gemeinsam hatten sie die Welt gestaltet nach ihren hehren Idealen, gemeinsam hatten sie eine unaussprechbare Grenze überschritten, gemeinsam waren sie gefallen und wiederauferstanden. Mit Sextus Aurelius Lupus' Tod blieb Gracchus als letzter Verantwortlicher des Bürgerkrieges zurück, und niemand sonst hatte erlebt wie dieser entstanden war. Es gab noch Männer, welche die Geschichte kannten - Faustus und Minor etwa -, doch niemand, der sie erlebt hatte von ihrem ersten Keim bis zu ihrem bitteren Ende. Am Grabmal der Gens Aurelia stoppte die flavische Sänfte und die sie umringenden Sklaven warteten am Wegesrand, auch einer der Leibwächter, welche Gracchus seit der Schändung des flavischen Tempels stets um sich hatte. Nur die zweite Leibwache folgte ihm einige Schritte, hielt jedoch in gebührendem Abstand, so dass der Flavier alsbald alleine war - so allein er nur konnte sein, im Äußeren wie im Innersten. Langsam trat er an das steinerne Gebäude heran, legte in der Altarnische einen kleinen Brotlaib und ein Säckchen mit Salz ab, ehedem er die Inschrift suchte, die noch frisch und hell sich abhob auf dem Stein, welcher Jahrzehnte schon in Form des aurelischen Grabmales überdauerte. Bedächtig legte Gracchus die rechte Hand auf den eingemeißelten Namen seines Freundes, doch sein Gespür war dumpf und ungenügend, dass er die Hand sinken ließ und die Linke stattdessen hob. Nun spürte er den Marmor kalt und hart wie den Verlust selbst.
    "Sextus Aurelius Lupus, ich stehe hier und möchte Tränen ver..gießen über deinen Verlust, mein Freund, Tränen darüber, dass die Welt noch immer lächelt wenn die Tage vorübergehen, an denen du nicht mehr hier bist, doch meine Tränen sind tief vergraben unter der Maskerade meines Daseins, beinahe so tief wie unsere Taten."
    In Gedanken sah er Lupus vor sich, wie er stets so selbstsicher auftrat - ob zu einer Rede im Senat, zur Ausführung der Disciplina Etrusca oder zur Teilnahme an einer Verschwörung. Gracchus hatte ihn bewundert, allfällig gar ein wenig beneidet, da er stets von Zweifel befreit schien.
    "Ich kann noch immer das Licht der aufgehenden Sonne sehen am Ende der finsteren Zeiten, welche wir über die Welt brachten, auch wenn ich bisweilen fürchte, darüber den Verstand zu verlieren. Manchesmal quält mich noch immer, dass niemand es sehen und hören möchte, und dass ich zweifle, beständig zweifle nach alledem die ri'htigen Entscheidungen zu treffen. Ich irre durch diesen Dunst der Vergangenheit, bin in Erinnerungen gefangen und verliere die Zeit in diesen seltsamen Tagen. Ich frage mich, Lupus, ob du nun klarer erkennen kannst, was ich nicht sehen kann, ob du nun zu verstehen ver..magst, was ich nicht hören kann, ob du spüren kannst aus welcher Richtung der Wind des Schicksales weht."
    Die Hoffnung, dass nach dem Tode die Erkenntnis des Lebens stand, war durchaus eine, welche Gracchus Trost mochte bieten über die Lücke, welche er in das Leben riss.
    "Ich habe stets zu vermeiden gesucht, Freunde um mich zu haben, aus Furcht vor diesem Tage, an welchem die Freundschaft ein solches Ende nimmt. An welchem ich zurückbleibe und die Last dieser Freundschaft alleine die menige ist. Doch ich habe es nicht bereut, Lupus, und auch am heutigen Tage bereue ich nicht, dich Freund genannt zu haben."
    Nun sammelten sich doch einige Tränen in den Winkeln Gracchus' Augen, welche er nicht vermochte zurückzuhalten, gleichwohl nicht willens war.
    "Lebe wohl, Sextus Aurelius Lupus, ich werde das Licht der aufgehenden Sonne erwarten am Ende dieser finsteren Zeiten unserer Freundschaft, den Hauch deines Geistes fortan im Winde des Schicksals spüren, und allfällig wirst du mir zuflüstern im Traume, aus welcher Ri'htung er weht."
    In diesem Augenblicke trug der Wind ein fernes Lachen heran und es schien Gracchus als wäre dies Lupus, der sich amüsierte über seinen Freund, der in Tristesse sich ergab, statt selbstsicher die Erfahrung seines Lebens zu nutzen, sich eben diesem zu widmen. Der Flavier löste seine Finger von dem kalten Marmor und wischte verstohlen sich das Nass aus den Augenwinkeln.
    "Lebe wohl, mein Freund!"
    , sprach er noch einmal, ehedem er sich der lächelnden Welt wieder zuwandte und sein Äußeres mit dieser verschmolz.