Beiträge von Caius Furius Helios

    Steht nicht geschrieben, dass die Seesoldaten sich besonders in der Legio ausgezeichnet haben mussten, um zur Classis versetzt zu werden? (Überwiegend in der Zeit der Republik)


    Habe leider keine Quellen, doch ist mir das schon häufig unter die Augen gekommen.


    Oder irre ich mich (bin kein Historiker)?

    Ansonsten noch mit Pfeil und Bogen umgehen und sehr sehr gut "fechten" können, was du aber bereits erwähntest. Und als Kapitän müsste man sich noch die Schiffsmanöver im Kampfe eintrichtern, damit man nicht von dem Gegner ausmanövriert wird.


    Demnach stimme ich, die Classis nicht in die Standartschublade zu stecken, mit Florus überein. 8)


    Doch leider erfreut sich die Classis ja allgemein nicht an Zuwachs...leider, leider. ;(

    Clarus salutierte noch ein Mal und drehte sich um.
    Ging wieder an Deck.


    Er würde sich wohl gleich umhören können, da nun wahrscheinlich sämtliche Nautae auf ihn zulaufen würden.
    Herje, jetzt müsste er sich auch noch eine Ausrede einfallen lassen, warum er bestellt wurde. Es dürfte auch nicht zu auffällig sein.


    Noch nachdenkend ging er wieder an den Bug des Schiffes, wo er noch die Scipio reinigen musste.


    Gleich würden sie angelaufen kommen, das wusste er bereits schon.
    Und auch die Optios, besonders der Eine, würden sich wohl für seinen Befehl zum Kommandanten zu kommen, interessieren.

    "Jawohl, Nauarchus, das mache ich."


    Die Sache schien interessant für ihn zu werden. Er hörte schon, nein, vielmehr sah er, wie einer seiner Kameraden mal häufiger in den Laderaum ging.
    Auch schien er ein wenig zuzunehmen, vielleicht war er das ja.
    So ein kleiner Verdacht schwebte ihm ja schon vor, doch brauchte er ja stichhaltigere Beweise als diese Behauptungen.
    Wohl oder übel müsste er mit Vitulus reden.


    Stumm wartete er auf weiter Anweisungen.

    Helios stand bequem und spreizte die Beine ein wenig auseinander, verschränkte die Arme hinter dem Rücken.


    Auf die Frage des Nauarchus antwortete er.


    "Richtig, Nauarchus."


    Und ließ seinen Blick ein wenig zu den Unterlagen schweifen.
    Interessiert war er, keine Frage, doch würde es der Nauarchus wohl nicht gut heißen und sein Blick richtete sich wieder nach vorne.

    Nachdem der Körper nun endlich beigesetzt worden war, auf hoher See, standen alle Nautae versammelt an der Rehling und salutierten dem Verstorbenen zur Ehre.


    Die Barre, welche man aus einigen schon unbrauchbaren Brettern gemacht hatte schwam nun auf dem ruhigen Gewässer, bevor ein Soldat mit einem Bogen einen brenneden Pfeil darauf schoss.
    Die Barre, welche mit Stroh unter dem Körper belegt war, fing sogleich an zu brennen und das Licht entfernte sich immer weiter, bis es in den Schatten der Nacht verschwunden war.


    In diesem Moment der Trauer kam ein Nauta zu Helios und rief ihn zum Kommandanten des Schiffes, dem Nauarchus.
    Helios kam ohne Zögern mit.


    Die Holzstufen unter Deck war er schon ziemlich nervös, sprach er doch noch nie ein Wort mit dem Nauarchus und Dieser würdigte ihn auch keines Blickes.
    Vor der Türe zum Kommandoraum klopfte der Nauta und meldete dem Nauarchus Helios an.


    Helios betrat das Zimmer und grüßte ihn militärisch, nahm sogleich Haltung an.


    "Nauta, Clarus Helios, meldet sich auf Befehl."


    Ließ er verlauten und stand mit geradem Blick noch immer in Haltung.

    Der Optio verheimlichte es also.
    Die Nautae waren nun zwiegespalten.


    Auf der einen Seite war da ihr Kamerad, der sicherlich nicht eines natürlichen Todes gestorben ist, es womöglich oder gar nur die Schuld des Optios war.
    Auf der anderen Seite war da ihre Verpflichtung den Vorgesetzten gegenüber, dem Dienst an der Classis.


    Unschlüssig, was nun zu tun ist, blickten sich die Männer gegenseitig an. Doch dann entschied man sich für das Letztere.


    Sie hievten den Leichnahm vorsichtig hoch und packten alle an. Mit dem großtmöglichen Respekt trugen sie ihn nach unten.
    Salzwasser wurde in Eimern herbeigeschafft um ihn zu waschen.
    Es war nicht leicht, nicht weil er besonders schmutzig war, sondern weil ein Lebloser Körper, ein Kamerad, vor ihnen lag.


    Dann nahmen sie seine Paradeuniform, legten sie ihm vorsichtig an.
    Gingen dann, den Leichnahm trangend, wieder zum Optio an Deck.

    Voller Wut starrten die Nautae abwechselnd zu dem Optio und ihrem Kameraden, welcher nach oben zu klettern versuchte.
    Er war schnell, ziemlich schnell.


    Doch dann, dann passierte es. Das Unglück.
    Ohne einen Ton von sich zu gebe raste der Körper auf den Boden zu.
    Vor Schreck machten alle einen Satz nach hinten, um nicht von ihm getroffen zu werden.
    Alle waren machtlos, keienr konnte ihn irgendwie retten.


    Mit einer Wucht prallte der Körper auf, mit dem Gesicht gen Himmel gerichtet.
    Sofort versammelten sie sich in einem Halbkreis um den Mann, starrten wie gebannt auf ihn.
    Er war einer von ihnen, frierte noch vor wenigen Stunden mit ihnen an Deck, half bei dem Segel, schrubbte vor einigen Tagen das Deck.
    Nun lag er da, das Blut floss langsam aus dem Mund.
    Die Balken unter ihm waren durchgebrochen, so stark war der Aufprall es jungen Mannes.


    Wie gebannt strarrten sie, bis eienr endlich erwachte und schleunigst zu ihm eilte.
    Er bückte sich herunter und schlug ihn ein paar Male auf die Backen ein.
    Immer mit den Worten.
    "Wach auf, Diadematus, wach doch endlich auf!"


    Es war sein bester Freund, Lucius.
    Kläglich begann er vor dem Leichnahm zu weinen, die Tränen gingen in diesem Regenschauer unter.


    Nun hob sich der Blick der Nautae auf den Optio. Er hatte die Schuld.

    Sofort sprang Helios auf und nahm Haltung an.


    "Nein, Optio!"


    Dann begaben sich alle wieder in eine Reihe, um die Übung nochmal zu machen.
    Hass entwickelte sich bei den Nautae, am liebsten würden sie den Optio über Bord schmeißen, doch ein Verfahren und eine Suspendierung wollte sich keiner einbringen.


    Durch Hass getrieben kletterten sie nun schneller, machten alles in EIltempo und hofften am Ende den Vorraussetzungen des Optios doch noch zu entsprechen. Die Luft war nun eisiger als zuvor, der Wind noch stärker. Sie gaben sich alle Mühe, doch hofften sie mit dem Leben davon zu kommen und nicht zu stürzen.

    Helios stand wie die Anderen in einem Halbkreis vor dem Optio.
    Wahrscheinlich eine Prüfung, dachte er sich, wahrscheinlich eine Prüfung zum nautischen Soldaten.


    Und da er es doch am liebsten sein wollte fasste er auch sogleich den Entschluss diese dumme Holzschlange zu holen, um jeden Preis.


    Der erste Mann machte sich auf den Weg.
    Der Wind war ungeheurlich stark und der Nauta hielt sich, nein, er krallte sich an dem Mast fest.
    Es schien, dass er in einem Schneckentempo hochkletterte, doch war es ihm nicht zu verübeln, es war schließlich das raue Wetter, welches ihnen Allen zu schaffen machte.
    Seine Kameraden auf dem Deck feuerten ihn an, doch plötzlich rutschte er ab, rutschte aber nicht bis auf den Boden herunter.
    Nun fing er von Neuem an.
    Und nach mühevoller Arbeit erreichte er schließlich den Eimer mit der Schlange. Vorsichtig griff er herein und klemmte sich das Holztier zwischen die Zähne.
    Dann rutschte er, jetzt aber gewollte, den dicken Mast hinab.
    Der Nächste war Helios und er verfluchte sich schon dabei.
    Er fand es schwieriger mit einer Holzschlange im Mund den Weg zu erklimmen, als ohne.
    Seine Finger waren schon nach einigen Metern taub und er musste husten.
    Hoffentlich bahnte sich keine Schlimme Krankheit an, so hoffte er. Langsam, an dem Mast gekrallt, schob er sich Zentimeter um Zentimeter. Die See machte es ihm nicht leicht, denn ein paar Male musste er stoppen, da das Schiff doch imens schaukelte und er fast herunterfiel.
    Der Abgrund machte ihm auch zu schaffen, und er wusste, dass wenn er jetzt herunterfallen würde, er nicht in der Zelle, sondern am anderen Ende des Styx landen würde.
    Würde seinen Vater und seine Mutter dort finden, dort im Elysium.
    Doch die Zeit war noch nicht angebrochen dafür und die Götter schienen ihn bisher doch recht gut beschützt zu haben.
    Schließlich erreichte er den Eimer und schmiss dieses dumme Holzding rein.
    Unten angekommen hüllte er sich wieder in seinen Mantel und wurde von den Kameraden beglückwünscht.
    Langsam ging er zur Seite und setzte sich auf eine kleine Stufe.
    Es war zu kalt, um stehen zu können.
    Er frorr am ganzen Körper und war nass von dem Regen.


    Einer nach dem Anderen bahnten sich die Nautae ihren Weg hoch und herunter, lediglich der Letzte rutschte nach mehrmaligen Versuchen immer wieder ab.
    Er resignierte nach einer Weile ohne Kräfte. Meldete dem Optio, dass er es nicht schaffen würde.

    Das Gespräch unter Deck war von den Männern nicht vernehmbar, vor allem, da Viele damit beschäftigt waren zu mutmaßen was nun passieren würde.


    Helios kontrollierte gerade ein Seil, welches zum Zubinden der Segel gedacht war und spähte somit auf die anderen Schiffe.
    Jedoch unbemerkt.


    Wie von Geisterhand gelenkt knotete er das Seil wieder zusammen, so dass es ein Einziges ergab.
    Doch seine Blicke wichen nicht von den zwei anderen Schiffen, welche die Soldaten auf den Kopf stellten.


    Er beobachtete, wie sich die Nautae eines der Schiffe strittig unterhalten haben, sich fast geschlagen, als sie sahen, dass Soldaten unter Deck gegangen waren, um die Ladung zu überprüfen.
    "Da ist was faul", dachte sich Helios und stützte sich mit den Ellebogen auf das Rehlingsseil, um so besser sehen zu können.
    Von ihren Lippen ablesen konnte er nicht, wobei es von großem Nützen sein durfte. Aber das Gemurmel, welches so schnell es angefangen hatte, auch gleich geendet war, als die Soldaten wieder hoch kamen, war nun nicht mehr von Belangen.


    Die Schiffe schaukelten sanft auf den Wogen des Meeres und Helios blickte in die Sonne.
    Es war kühl und er hatte seinen Mantel um die Schultern.


    Nach einer Weile des Beobachtens geschah wieder was. Die Kapitäne, welche beide korpulenter Natur zu sein schienen, wurden wieder nach Draußen gebracht, wobei Einer mit einem Trierarchus mitgehen musste.
    Helios grinste. Er wusste, dass das Schiff, welches er beobachtet hatte, wahrscheinlich ihm gehörte und er was zu verbergen hatte, ganz gewiss.


    Neugierig beobachtete er, wie sich die Männer verblüfft umsahen, als der Kapitän Jenes Schiffes irgendwas zu ihnen sagte.
    "Jetzt sind sie dran", dachte er sich und ging die drei Holzstufen, welche zu den Plätzen der Ruderer führten, hinunter.
    Schon letzten Abend erkrankte einer von den Ruderern, wahrscheinlich durch Salzmangel. Der Gubernator müsste sich wohl geirrt haben, wie Helios vermutete.
    Besonders mochte er diesen dicken Kerl sowieso nicht, doch wenn er seine Arbeit gut machte, so hatte Helios auch keine Einwende Jenen nicht auf dem Schiff dabei haben zu wollen.


    Langsam rieb er sich die Hände an seiner Tunika und griff nach dem langen Ruder. Welch eine beschwerliche Arbeit, doch musste sie auch verrichtet werden.


    Langsam setzte sich das Schiff, im Takte des Trommlers, in Bewegung.
    Die Formation der Schiffe wurde aufgelöst, so dass die Handelsschiffe wieder freie Fahrt hatten.
    Wie Helios jedoch feststellen musste, war eine Triereme bei einem der Schiffe. Vermutlich geleitete sie das Schiff zum nächsten Hafen, um mit der Mannschaft vorzugehen.
    Sicher war er sich, dass da was nicht stimmen konnte. Sogar ganz sicher.
    Er sah es nämlich an den Augen der Männer, an der Angst.


    Nicht weiter darüber nachdenkend schob er das schwere Ruder in kreisenden Bewegungen mal zu und dann von sich. Schon nach einigen Minuten verfluchte er diese Arbeit, als der Trierarch befahl die Segel zu hissen und die Windbrise mitzunehmen.
    Wind war knapp in den letzten Tagen und darum war eine Geschäftigkeit wie nie auf dem Deck.
    Hetzend liefen die Nautae umher, zogen mal da, zogen hier.
    Die Seile wurden immer straffer und straffer, bis sich das weiße Segel in voller Pracht entfalten konnte.
    Der Gubernator, ein wahrhaft guter, segelte genau in die Brise hinein.
    Das Segel strafte sich und ein kleiner Ruck ging durch die Hyperion, als Jene von Wind erfasst wurde.
    Helios lächelte, musste er doch jetzt nicht mehr rudern.


    Aber zu seinem Unglück reichte man ihm schon einen Blecheimer mit Mob.


    "Schrubb das Deck, es ist weiß voller Salz!"


    Hieß der Befehl eines älteren Nauta, welchen Helios mit einem reuen Nicken entgegennahm.
    O welch eine Arbeit, o welch ein Glück, dachte er sich still bei sich und schloss dabei kurz die Augen.


    Den Mob tauchte er kurz in das schaurig kalte Wasser ein und schrubbte langsam, vor sich hinpfeiffend, das Deck.
    Er fing hinten, arbeitete sich nach vorne.


    Und nach nach zahlreichen Momente, in denen er sich selber verfluchte bei der Classis zu sein, war sein Werk auch schon vollbracht. Voller Stolz, gar ein wenig melancholisch, sah er sich das blankgeschrubbte Deck an. So glänzte es nie in der Nachmittagssonne. Ein wenig reflektierte das Schiff die warmen Lichtstrahlen und er lächelte ein wenig von Diesen kurz geblendet worden zu sein.
    Die Schiffe der Numerus Africanus schienen ein wenig älter zu sein. Vielleicht auch eine ältere Bauklasse, wie es an den Rümpfen so schien. Auch obwohl Helios diese Unterschiede nicht so gut kannte, so war er dennoch überzeugt, dass die Schiffe älter waren.


    Er sah sich den wolkigen Himmel an, bat die Götter noch kurz in Gedanken um eine gute Überfahrt, als es schon zu regnen anfing. Das war kein sanfter Herbstregen, nein, es war eine Art Sinnflut die da von dem Himmel stürzte. Seinen Militärmantel noch weiter zuknüpfend stand Helios nun an Deck, zitterte ein wenig und schaukelte in den Wellen, welche mit dem Schiff nach Belieben spielten.
    Langsam aber sicher schien ihm das Mittelmeer nicht gewogen zu sein, jedes Mal wenn er nach oben blickte, so zeigte sich der Himmel kurzerhand dunkler oder gar stürmischer.
    Vielleicht kein gutes Vorzeichen. Kein gutes für die Mission, für seine Karriere, vielleicht war aber auch eine Frau an Bord. Aber bei diesem Gedanken lächelte er und war sich sicher, dass das Schiff schon beim Auslaufen in jeder Ecke überprüft worden war. Hatten sie nicht einen Nauarchus an Bord.
    Nein, die Idee war wirklich absurd.
    Und nun fingen auch seine Hände an kalt zu werden. Langsam ballte er die Eine in die andere Hand und hauchte langsam warmen Atem ein.
    Doch nach kurzer Zeit fand er eine andere, effektivere, Methode.
    Kurzerhand steckte er sie unter seinen Mantel, hoffte, dass dabei keine warme Luft aus dem Mantel entwich und ihm zusätzlich ein Zittern abverlangen würde.
    Wie sehr wünschte er sich nun mehr in Achaia zu sein. Auf seinem Landgut, mit seinem Bruder, in der Wärme.
    Achaia war um diese Jahreszeit wohl sicherlich wärmer als Italia, ganz gewiss. Doch war es auch die Nähe eines Ofens, welche er jetzt spüren wollte. Auf dem Schiff durfte man ja, um Himmel willen, kein Feuer machen.
    Zu schade, wie er fand.


    Langsam, um sich aufzuwärmen, stolzierte er hin und her, bobachtete die raue See, die gegen die zahlreichen Schiffe ankämpfen zu wollen schien.
    Der Tag war wahrlich nicht schön, wirklich nicht.
    Wie es wohl unten, in der Kajüte aussehen würde? Dieser Frage sollte er lieber nicht nachgehen, dachte er.
    Sie würde ihm nur noch Schuldgefühle einbringen. Schuld, dass er jetzt nicht unten saß, nicht mehr für seinen Aufstieg bei der Classis tat.
    Nein, er wollte nicht darüber nachdenken, denn er tat Vieles, dieser Tatsache war er sich sicher.


    Schon spielte er mit dem Gedanken vielleicht mal unter Deck zu gehen, mit dem falschen Vorsatz die Ladung kontrollieren zu wollen. Ja, eigentlich war es auch eine recht gute Idee.
    So machte er sich zu dem nächsten Offizier auf, welcher zitternd vor der Luke zu dem Ladungsraum war.


    "Frachtkontrolle."


    Stammelte Helios leise, um nicht von seinen Kameraden, welche das gleiche Schicksal teilten, entdeckt oder gehört zu werden.
    Der Offizier, ein älterer Herr, lächelte nur beim Anblick von Helios und fügte kurz die Worte hinzu.


    "Schon gut, Junge, geh kurz nach unten."


    In seinem Lächeln merkte Helios schnell, dass der Mann von seinem Vorhaben wusste. Jedoch wollte er auch wirklich ein Auge auf die Ladung werfen. Vielleicht waren ja einige Fässer voller fosca kaputt gegangen, welche er sofort melden musste, da das lebensnotwenig sein würde.
    Aber unten angekommen, und zwar durch ein Holtreppchen, hatte er keine besonderen Vorkommnisse zu melden.
    Alles schien so zu sein, wie es sein sollte.
    Helios beschloss dennoch ein wenig im Ladungsraum zu "wandern", da es ihn schon bei dem Gedanken an den Frost da draußen erschauern ließ.
    So setze er sich ruhig hin, rieb seine Händflächen gegeneinander, versuchte sich warme Gedanken zu fassen.
    Warme Gedanken schienen in solchen prikären, natürlich nur für einen jungen Nauta, Situationen angebracht zu sein.
    Nach dieser Feststellung dachte er wieder an Achaia, an diese grünen, saftigen Wiesen, welche noch jetzt stehen würden, sofern das Wetter nicht so war wie hier. Vielleicht saß sein Bruder nun am Holzofen und laß ein paar Schriftrollen, welche Helios schon seit seinem Kindesalter zu verabscheuen wusste. Ja, eine regelrechte Aversion hegte er gegen jene Schätze der Menschheit. Doch war seine Einstellung dazu klar. Wofür Papyrus? Beherrschte es die Welt, konnte man damit Schlachten gewinnen? Auf diese Fragen antwortete er sich selber mit einem klaren: Nein!
    Nach seiner Sicht waren es die Hände, die Gladii, die Herrführer, welche diese Schlachten entschieden. Welche das Land rühmten, welche sich dem Feins stellten.
    Bürokraten verabscheute er darum seit je her. Er folgte auch der Divise: Taten sagen mehr als Worte.
    Ja, ein richtiger verfechter dieser Theorie schien er zu sein. Ganz im Sinne des Divus Cäsar, welchen er ob seines taktischen Geschickes schätzte.


    Nun klopfte der Offizier an die Luke und schrie.


    "Nauta, wie lange brauchst du noch da?"


    Und Helios merkte nun, wieder in die Realität versetzt, dass er wohl ein wenig zu lange hier unten verloren war. Seine kleine Inspektion hätte schon seit geraumer Zeit beendet sein müssen. Doch gefiehl es ihm da unten zu gut.
    Langsam kam er wieder ans Deck, der Regen wütete noch immer über sie.
    Die anderen Schiffe konnte er nur mit größter Mühe erblicken, so stark wurde ihre Sicht behindert.
    Mühevoll und wieder von Kälte durchtrieben, bewegte er sich wieder in Richtung seines alten Platzes zu.
    Ein kurzer Blick zum Himmel folgte und er bat Neptun um sichere Überquerung. Vielleicht auch eine Rettung aus seiner misären Lage, aber das war wohl nicht das Wichtigste. 8)

    Helios, sowie auch die übrigen Nautae beobachteten das Geschehen auf den anderen Schiffen.
    Unschlüssig darüber, was jetzt geschehen sollte, wandte sich Helios wieder seinem Kollegen zu, der noch immer mit ihm an der Scorpio stand.


    "Ich glaube wir brauchen die Waffe nicht mehr, die Elitesoldaten scheinen die Sache schon bereinigt zu haben. Ein Angrif Seitens dieser zwei Handelsschiffe scheint nicht mehr möglich."


    Und klopfte ihm auf die Schulter.
    Ein wenig enttäuscht, nicht kämpfen zu müssen ging Helios wieder zu dem großen Segel und verstaute es richtig, damit es fester zugebunden werden konnte.
    In der ganzen Eile es herunter zu holen taten sie es nicht richtig. Dieser kleine Fehler sollte nun von ihm behoben werden.


    Und als auch dies geschafft war, kamen auch einige Soldaten in Begleitung der beiden Kapitäne über die Planken.
    Helios beobachtete sie genau, sehr genau.

    Als sie nun am Bug standen, beobachteten, bagten.
    Da wurde es ihm wieder bewusst.


    Diese Leere, die er nur im Kampfe vergessen konnte.
    Diese Leere, welche kein einziger Freund füllen konnte.
    Ja, er war in sich verloren. Schlaflose Nächte quälten ihn in letzter Zeit.
    Er merkte, dass es schlimmer wurde.


    Es waren keine physischen Schäden, gegen die er kämpfte. Nein, es waren Erinnerungen, Gewissensbisse, Erlebnisse.


    Damals, als ein Bote zu der Landvilla ritt. Mit einem versiegelten Brief in seiner Hand.
    Helios war noch ein Kind, von ungefähr 10 Jahren und spielte mit seinem jüngeren Bruder Krieg. Zwei kleine Holzgladii zerschnitten immer wieder mit ihrem dumpfen Schlaggeräusch die Stille, welche über dem Hof lag.
    Diese Stille wurde auch von jenem Gallop gebrochen.
    Der Bote stieg mit einem Sprung vom Pferde und die Beiden liefen auf ihn zu, wollten wissen was er dabei hatte.


    Sie wussten, dass es ein Brief von Vater sein würde, doch war es irgendwie anders. Der Bote, ein persönlicher Adjutant seines Vaters, war kalt und redete kein Wort. Klopfte an die Türe und wurde hineingelassen.
    Helios erinnerte sich noch gut wie seine Mutter, wenige Minuten danach, mit dem Brief aus dem Haus stürzte und weinend davonlief.
    Weit hinaus in die Felder, wo sie zusammenbrach und schreiend jenen Brief in tausende von Stücken zerriss.
    Sein Vater war gefallen.
    Und seit diesem Tage wollte Helios kämpfen, er wusste nicht wieso, wahrscheinlich um wie Vater zu sein. Ein Kämpfer, immer stark, rational und geschickt.
    Dieses Ideal wollte er um jeden Preis erreichen.
    Das Ideal, was ihn jede Nacht quälte. Ihm Schweißperlen über die Stirn im Schlafe laufen ließ.
    Gepaart mit der Angst zu versagen quälte er sich somit ab.


    Mit 12 schickte ihn seine Mutter, welche jedoch gegen diese Ausbildung war, schweren Herzens auf die Militärschule. Dort lernte er das Übliche, das was ihn bis jetzt recht gut über die Runden half.
    Die Zeit war hart, kalt und doch nur eine Etappe auf seiner Reise.
    Auf seiner Reise zu seiner Bestimmung, seinem Ziel.


    Starr blickte er auf die Wellen, schien sich nicht mehr konzentrieren zu können.


    Seine Gedanken galten nun der Vergangenheit.
    Jener Vergangenheit, die er bis heute fürchtete.
    Jene Stunde, als auch noch seine Mutter starb.


    Sein jüngerer Bruder bekam Nichts mit, denn er war damals auch auf der Militärschule und wie es übich war nächtigte man dort.


    Es war ein heißer Sommerabend, als sich Helios, welcher damals gerade die Militärschule absolviert hatte, in den Schuppen begab und sein Pferd strigeln wollte.
    Seine Mutter war dort. Sie hing an einem Strick, welcher am Balken befestigt war.
    So leblos, so kalt.
    Noch versuchte er sie abzustützen, vergeblich klammerte er sich an ihre Beine und versuchte sie hochzuheben.
    Es war zu spät.
    Sein Schreien bemerkte er nicht, nur später sagten die Sklaven er hätte wie am Spieß geschrien. Doch er, er erinnerte sich nur an Ruhe, an Trauer, an diesen Moment, als er sie nicht retten konnte.
    Er war nicht stark genug gewesen, so glaubte er, obwohl sie schon längst über den Styx geschritten war.
    Sie war auch nicht stark. Verließ ihre beiden Söhne, ohne Worte, ohne Abschied.
    Dies würde ihr Helios nie verzeihen. Nie.
    Deshalb verließ er Achaia, verließ das Grauen, seine Vergangenheit.
    Das Einzige, was ihn noch mit diesem Land verband war seine Herkunft und sein kleiner Bruder, der noch immer zur Militärschule ging und mit den Erträgen des Latifundiums lebte.


    Helios besann sich wieder, blickte nach vorne. In die Zukunft, welche so ungewiss vor ihm lag. Wie ein Wald im Nebel sah er die Konturen seiner Zukunft, doch genau konnte er nicht erblicken was sie bringen würde, wie sie ausginge.


    Er schaute nochmal auf das Gerät. Verischerte sich, dass es in einem guten Zustand war und voll einsatzbereit.
    Noch immer wussten sie nicht was auf sie zukommen würde.
    Helios war es egal.
    Irgendwie überkam ihn der Gedanke sein Können unter Beweis stellen zu wollen. Seine Kräfte einsetzen, sein Gladius, welches er wohl nicht benutzen würde, da er nur Nauta war und kein Elitesoldat wie zahlreiche auf dem Schiff.

    Nichtsahnend segelte das Schiff weiter und dahinter die ganzen übrigen Kampf- und Transportschiffe der Numerus Africanus.


    Es war so friedlich wie noch nie.
    Bis man die beiden Schiffe entdeckte, die wirklich Kurs auf sie hielten.


    Ein Nauta, ein seit Kurzem zu Helios`Freunden zählender Mann, ging als er das Schiff erblickte zu ihm.


    "Helios, sage mir was du davon hälst."


    Helios wandte seinen Blick von den Schiffen und blickte zu ihm ernst.


    "Ich weiß nicht, Rufus, was das für Schiffe sind. Es sind kleinere Schiffe, womöglich Händler. Im Besten Falle und was ich auch hoffe. Doch könnten es ebenso gut Schmuggler sein, Piraten oder gar Barbaren."


    er berphrte demonstrativ den Griff seines Gladius.


    "Auch wenn dem so sei, ich ziehe lieber mein Schwert um auf der sicheren Seite zu sein."


    Rufus lächelte.


    "Ja, als Nauta brauchen wir unser Schwert nicht. Nur unsere Hände, um das Schiff an allen Gefahren vorbeizuführen."


    Er lächelte ebenfalls, wobei ihm in diesem Augenblicke wieder einfiel warum er noch Rom kam. Warum er Spartaner war, warum er sich diesem Leben abwandte.
    Es war die Ehre, es war der Ruf der Legionen, der ihn lockte.
    Und nun, nun durfte er nicht mal sein Gladius ziehen.
    Wehmütig schaute er zu den Elitesoldaten, die schon auf dem Deck knieten und ein Optio den Befehl durchgab geduckt zu bleiben und die Scuti wie eine Testudo-Formation auf die Seite des Gegners zu halten.


    Helios starrte auf sie, in ihren glorreichen Rüstungen, mit ihren funkelnden Schwertern.
    Ja, er würde sich zu ihnen melden, würde die Zeit reif sein.


    Doch wieder wurde er von seinen Träumen gerissen, als Rufus íhn anschubste.


    "Wir sollten uns in Sicherheit bringen, hinter die Soldaten. Falls auf den Schiffen Bogenschützen sind."


    Helios blickte zu ihm und war ein wenig gereizt.


    "Schutz? Wir? Bist du von Sinnen?! Wir müssen an die Scorpios und uns bereit halten, falls der Befehl zum Feuern gegeben wird."


    Rufus nickte und sie liefen zu einem Gerät am Bug des Schiffes und beluden es sicherheitshalber.
    Warteten auf Befehle.

    ANTE DIEM XII KAL IAN DCCCLVI A.U.C. (21.12.2005/102 n.Chr.)


    Die Hyperion erreichte nun Syracuse.
    Die Stabsoffiziere gingen von Bord, um das weitere Vorgehen mit der Numerus Africanus zu besprechen.


    Den kämpfenden Truppen an Bord wurde Freigang gewährt. Die Nautae wurden zur Bewachung, Reinigung und Besorgung der Lebensmittel abkommandiert.
    Nach Stunden kamen die Offiziere zurück und Nauarchus Aulus Ferrius Theodores übernahm die Führung über die Numerus Africanus mit uns an der Spitze als Flaggschiff


    Nach dem Manöver aus dem Hafen stachen wir in See.
    Die See ist ruhig, das Wetter scheint wechselhaft zu sein. Regen wird abends erwartet.
    Die Windgeschwindigkeit ist wie die Tage zuvor sehr gut und die Schiffe kommen mit angenehmer Geschwindigkeit voran.


    F.L.L.


    Sim-Off:

    Das Logbuch wird nur aus Langeweile von mir geführt, also nehmt es nicht so genau, wenn es einige Tage der Fahrt auslässt =)

    Der Trierarchus brüllte seine Befehle über Deck und die Nautae spurteten sich.
    Helios half einem anderen Kameraden die Seile einzuholen, welche das Schiff kürzlich noch am Hafen hielten.


    Die Ruderer wurden eingesetzt und in einem ruhigen Rhythmus ging auch schon die Fahrt aus dem Hafen los.
    Und nach einem heiklen Manöver gerade kurz vor der Ausfahrt aus dem Portus waren sie nun wieder frei, frei auf See.
    Man wartete noch auf die restlichen Schiffe der Numerus Africanus, die auch aus dem Portus manövrierten.


    Nach einer Stunde war es endlich soweit und die Hyperion segelte als Flagschiff vorraus.
    Ein wenig Stolz überkam Helios nun doch. Anders als erwartete.
    Wollte er doch ursprünglich an Land dienen, Soldat werden. Doch nun, nun gefiehl es ihm hier und schließlich konnte man hier auch jemanden mit Kampftechnikerfahrung gebrauchen.
    Wenn sie wieder in Misenum ankommen, dann würde er sich zu den kämpfenden Einheiten melden. So ein Schiff zu entern stellte er sich natürlich auch spannend vor.
    Und so rollte er die verschiedenen Fässer, in Gedanken an heroische Siege, nach vorne und befestigte sie.

    Das war also Syracuse.
    Helios ging gerade herauf aufs Oberdeck, da er doch letzten Abend nicht schlafen konnte und somit auch erst jetzt erwachte.
    Irgendwie war es schon komisch nach solch einer langen Dienstnacht so fit zu sein, doch er staunte selbst.


    In Reih und Glied hörten sie den Anweisungen des Nauarchus gespannt zu und den Soldaten, die sich als Eliteeinheit sahen, huschte ein Lächeln über die Lippen. Ja, sie gehörten schon zum Schiff, doch waren sie keine Nauta und hatenn somit Freigang.


    Ärgerlich für Helios, doch er schluckte diese Tatsache schnell herunter und begab sich zum Gubernator, der mit einer Handbewegung alle Nauta um sich scharrte.


    "So. Du, du und du, ihr macht das Schiff sauber. Ihr Zwei links, ihr schaut euch das vordere Segel nochmal an, denn ich habe mich letzte Nacht schon gewundert, warum wir so langsam fuhren, obwohl genügend Wind war. Ihr Fünf, ihr bleibt hier und haltet wache. Aber, dass keiner mir das Schiff betreten darf, außer er ist ein Nauarchus oder höher! Und der Rest, ihr kommt mit mir, um unser Proviant aufzustocken."


    Die Nautae nickten und begaben sich an ihre Aufgaben.
    Helios, derzur Bewachung abkommandiert wurde, stand nun wieder gelangweilt an der Rehling und schaute sich die Menschen an.
    Gut, es war nicht so langweillig, als in der Nacht die Küste anstarren zu müssen, doch außer dem Beobachten hatte er wahrlich nicht viel zu tun.
    Die Menschen studierend, die sich am Portus tummelten und wild umherschrien, gähnte er und schaute mal hier und mal da hin.

    ANTE DIEM XVIII KAL IAN DCCCLVI A.U.C. (15.12.2005/102 n.Chr.)


    Habe ein neues Logbuch angefangen, nachdem das Letztere gestern aus Versehen über Bord ging.

    Der letzte Tag war ruhig und ohne besondere Vorkommnisse. Das Schiff segelte ruhig an der Küste von Italia und hielt den notwendigen Abstand zur Küste. Das Proviant ist fast aufgebraucht und das Trinkwasser ebenso. Eine baldige Anfahrt in Syrakus ist nicht zu vermeiden. Dort wird sich nach Plan die Hyperion der Numerianus Africanus anschließen und es wird weiter nach Süden gefahren. Letzte Nacht war alles ruhig, doch schien ein unbekanntes Objekt mir eine kleine Beule an der Stirn zugefügt zu haben, vielleicht der Wille der Götter, hoffen wir, dass es nicht so ist.

    Beende den heutigen Eintrag.
    Gubernator Lucius.


    F.L.L.