Beiträge von Sciurus

    Sciurus lachte freudlos auf. "Totschlagen? Diesen Wunsch werde ich dir nicht erfüllen. Doch Tartaros Qualen werden nichts im Vergleich zu deinem Leben sein."


    Er legte die Tunika beiseite und fuhr mit den Fingern die frischen Narben auf Cloelias Körper nach. "Was treibt dich nur dazu, dich so zu verstümmeln?" Es war ihm wirklich unbegreiflich. Vielleicht war sie krank im Kopf oder einfach nur dumm. Sciurus konnte sich nicht vorstellen, dass sie dies aus freien Stücken tat.


    "Dein Herr ist Flavius Felix. Merke es dir gut, ich werde dich wieder fragen." Er zog die Decke zurück über ihren Körper, stand auf und nahm die Tunika wieder an sich.

    Sciurus öffnete die Tür, in der Hand eine Tunika. Er hörte das leise Wimmern der Sklavin, schloss die Tür wieder und kniete sich vor Cloelia nieder. Nachdem er die Decke zurückgeschlagen hatte, sah er nun selbst, dass der Bauch verschwunden war. Er konnte sich nicht vorstellen, wie man ein Kind in diesem Zustand verlieren konnte, schließlich konnte man es nicht einfach irgendwo vergessen, doch die Hauptsache war, dass es weg war.


    "Deine Tunika wurde gewaschen. Du kannst sie haben, du kannst die Fesseln loswerden und du kannst dich waschen. Wenn du mir sagst, wer dein Herr ist."

    Sciurus konnte es sich nicht verkneifen, die Augen zu verdehen. Da sie ihm den Rücken zuwandte machte es keinen Unterschied.


    "Ich brauche mir deinen Namen ohnehin nicht zu merken, Slyria," sagte er betont langsam und blickte dann zu dem dummen Ding. "Schau sie dir gut an. Sie war eine schlechte Sklavin. Wenn du damit fertig bist, geh und suche Turda. Sie wird dir eine Aufgabe zuweisen."


    Er drehte sich um, verließ die Kammer und schloss die Tür hinter sich um zu vermeiden, dass der Geruch sich im Rest der Villa ausbreiten würde. Er selbst hätte das kleine Fenster in der Kammer geöffnet, unabhängig, ob es dann darin genau so eisig geworden wäre wie draußen. Doch die anderen mochten es wohl lieber warm und stinkig, sei es aus Rücksicht auf Cloelia oder aus anderen Gründen. Mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck machte sich Sciurus daran, die unterwegs abgestellte Kanne zu holen und endlich das Wasser für das Zimmer des Herrn aufzufüllen. Es hatte auch Vorteile, der Leibsklave seines Herrn zu sein.

    "Ja, Herr."


    Sciurus blieb mit gesenktem Blick im Raum zurück. Seine erste Aufgabe vom Herrn des Herrn, und er hatte versagt. Sciurus war sich darüber im klaren, dass der Herr des Herrn nicht so einfach zu beinflussen war wie der Herr selbst. Er würde aus einem Scheitern unerbittlich die Konsequenzen ziehen. Doch Sciurus würde es nicht dabei bewenden lassen. Die Sklavin würde sich beugen, entweder freiwillig, oder unter Schmerzen.

    Es stellte Sciurus zufrieden, dass der Herr dem Ding keine Sonderbehandlung zukommen lassen wollte. Dann jedoch musste er an sich halten, nicht sein Erstaunen zu zeigen. Natürlich fragten die Herrn in anderer Angelegenheit manchmal, ob es ihm gefallen hätte, doch sie erwarteten keine ehrliche Antwort, wenn sie überhaupt eine erwarteten. In Bezug auf die Arbeit eines Sklaven jedoch hatte ihn noch kein Herr nach seinem Befinden gefragt. Denn es stand ihm nicht zu, dass ihm seine Arbeit gefallen sollte.


    Sciurus vermutete eine Finte hinter der Frage des Herrn und bedachte etwaige Folgen seiner Antwort, doch antworten musste er.
    "Es stellte mich nicht ganz zufrieden, da sie bis zum Ende keine Einsicht zeigte, Herr."

    Sciurus verzog keine Miene, auch wenn er innerlich aufstöhnte. Hoffentlich war sie nicht ein genau so dummes Ding wie die, die noch in der Kammer lag. Immerhin folgte sie ihrem Herrn, das lies hoffen.


    "Dein Herr ist nicht in der Villa. Er ist bei der Legio I in Mantua. Dort kannst du jedoch nicht hin, also wirst du hier bleiben. Komm mit."


    Sciurus drehte sichum, ging los und erwartete, dass die Sklavin die Tür zu machte und ihm folgte.

    Als Sciurus die Tür aufmachte wehte ihm noch immer ein unguter Geruch entgegen. Die anderen Sklaven hatten das Zimmer gereinigt und sogar Cloelia gegenüber hatte sich jemand erbarmt. Sie lag in einer Ecke des Zimmers auf frischem Stroh, eine Decke über sich. Sciurus konnte nicht erkennen, ob sie noch immer die Fesseln trug, doch er wollte es für die anderen hoffen. Sie schien noch immer bewusstlos oder zumindest in einem tiefen Schlaf. Sciurus war es gleich. In der Küche wurde getuschelt, dass sie schwanger gewesen sei und ihr Kind verloren hatte. Er wusste, dass sie ein Kind in sich getragen hatte und wenn es weg war, um so besser.


    Er drehte sich zu Slyria und wies mit dem Kopf in die Kammer. "Hier wirst du schlafen. Ansonsten hast du hier drin nichts verloren, Arbeit findet sich immer. Hast du einen Namen?"

    "Herr, die Sklavin hat ihre Stafe erhalten. Sie wird jedoch noch weitere Erziehung benötigen, sie ist eine schlechte Sklavin und ein uneinsichtiges Ding."


    Sciurus zögerte, fuhr dann jedoch fort. "Und sie ist trächtig, Herr."

    Das Klopfen riss Sciurus aus seiner momentanen Tätigkeit. Er war gerade auf dem Weg in die Küche um den Wasserkrug für das Zimmer des Herrn neu zu füllen. Da sich von dem anderen Gesindel jedoch keiner blicken ließ, stellte er den ohnehin noch leeren Krug ab und trat an die Tür und öffnete. Missbilligend musterte er die davor stehende Frau. Sie sah aus wie eine Hausiererin, obwohl sie nicht viel bei sich hatte, was sie verkaufen wollen konnte. Doch vielleicht wollte sie sich selbst verkaufen.


    Sein Tonfall war daher mehr als unfreundlich. "Was willst du?"

    Früh am nächsten Morgen schlich sich Sciurus aus dem Zimmer des Herrn. Dieser schlief noch fest, doch für den Sklaven war es die übliche Zeit aufzustehen. Bevor der Herr erwachte war noch einiges zu tun. Sciurus musste frisches Wasser holen und es in der Küche erwärmen lassen, der Herr mochte warmes Wasser zum Waschen und Rasieren. Selbst das Öl musste einige Zeit in einem warmen Wasserbad auf eine angenehme Temperatur gebracht werden. Außerdem musste Sciurus den Sklaven in der Küche Beine machen, dass das Frühstück des Herrn bereit stand, wenn dieser soweit war.

    Nachdem der Sergier das Tablinum verlassen hatte trat Sciurus durch die noch immer offene Tür und schloss diese. Er hatte noch einen Bericht abzugeben.


    "Herr?" fragte er tonlos und wartete auf die Erlaubnis, sprechen zu dürfen.

    Dem Sklaven, der ihm nicht augenblicklich gesagt hatte, dass sein Herr ihn erwartete, hatte Sciurus eine Ohrfeige verpasst. Nun kam er zum Zimmer des Herrn, klopfte und öffnete leise die Tür. Der Herr blickte erwartungsvoll zur Tür und Sciurus trat ein und schloss sie sogleich wieder.


    Er eilte zum Bett des Herrn und kniete davor nieder, wie der Herr es schon in den letzten Tagen befohlen hatte. Wie immer war alle Empfindung in ihm ausgeschalten. All die Jahre der Sklaverei, all die Dinge die geschahen, hatte er nur überstanden, weil er geschehen ließ und vergaß. Eine dumpfe Decke lag dann über ihm, die in manchmal fast ersticken ließ, die aber auch dafür sorgte, dass er alles hinnahm, so, als würde es einen anderen betreffen. Schläge, Strafen, aber auch Zuwendung des Herrn. Und je älter er wurde, desto dicker und dumpfer wurde die Decke.

    Es ärgerte Sciurus, dass er ihre Tritte und Kratzer ertragen musste. Sie hätte es kurz haben können, doch sie wollte es ausführlich. Sie hätte es schmerzhaft, aber nicht schmerzhafter als üblich haben können. Doch sie war eine schlechte Sklavin. Als er merkte, dass ihr Körper erschlaffte, beugte er sich hinab und zog ihren Kopf an den Haaren herum. Sie lebte noch.


    Er stand auf und ging zum Eimer, wo die Sklaven ihre Notdurft verrichteten. Er hob seine Tunika an und entleerte seine Blase zielgenau. Dann nahm er den gut gefüllten Eimer auf, betrachtete die gelblich-bräunliche Brühe und trat zu Cloelia. Das Urin würde gut in ihren Wunden brennen. Ohne zu zögern trat er einen Schritt zurück und kippte den Inhalt des Eimers über die nackte Sklavin.


    Dann wandte er sich angewidert ab, verließ den Raum, in welchem sich der Gestank ausbreitete, und schloss die Tür. Er würde dafür Sorge tragen, dass er diese Nacht im Zimmer des Herrn schlief. Die Sklavin und den Unrat konnte ein anderer Sklave aufräumen, vielleicht wollte sich hinterher auch noch einer der grobschlächtigeren Kerle an ihr vergnügen. Sciurus wandte sich zum Zimmer des Herrn um sich zu säubern. Anschließend musste er dem Herrn des Herrn Bericht erstatten, dass die Sklavin vorerst bestraft sei, doch noch einiges an Erziehung notwendig sein würde.

    Sciurus stöhnte. Glaubte sie vielleicht, er hätte nichts Besseres zu tun, als sie halb zu Tode zu prügeln. Am liebsten hätte er kurzen Prozess gemacht, doch der Herr des Herrn hatte gesagt, dass sie am Leben bleiben sollte.


    Er nahm einen Strick zur Hand und band ihr die Hände zusammen, dann die Füße. Er hatte einige Mühe damit, doch er achtete darauf, dass die Stricke fest um ihre Knöchel lagen. Dann nahm er nun doch die gefächerte Peitsche und schlug mehrmals auf sie ein. Es war ihm mittlerweile egal, wo er sie traf, hauptsache nicht im Gesicht, dies würde ihren Wert mindern. Worauf es ihm ankam war viele blutige Striemen zu schlagen.

    Es erstaunte Sciurus, dass ein Schlag auf den Bauch so eine durchschlagnde Wirkung hatte. Er würde sich dies für die Zukunft merken. Am Rücken hatten die meisten Sklaven schon eine dickere Haut und jeder hatte irgendwie gelernt eine Auspeitschung zu ertragen. Sciurus stieß Cloelia mit dem Fuß an und schlug noch einmal zu. Sie versuchte, ihren Bauch zu schützen, was den Effekt hatte, dass der Peitschenriemen nicht nur über die Seite ihres Bauchs schnitt, sondern auch über ihre Arme.


    Angewidert über die Zurschaustellung ihres Schmerzes fragte er tonlos: "Wer ist dein Herr?"

    Augenblicklich verengten sich Sciurus Augen zu dünnen Schlitzen. Sie hätte es kurz und schmerzhaft haben können. Doch sie wollte es nicht. Er legte die gefächerte Peitsche zurück in den Peitschenkasten und nahm statt dessen eine heraus, die nur einen einzigen dünnen Lederriemen besaß. Angewiedert betrachtete er ihren Körper mit dem unförmigen Bauch.


    "Ich haben meinen Herren gedient, wie ein Sklave seinen Herren dient." Seine Stimme war eisig. "Im Gegensatz zu dir hat mir das ein Leben eingebracht."
    In Sciurus Welt gab es nur gute und schlechte Sklaven. Dazwischen konnte nichts existieren. Gute Sklaven dienten ihren Herren und hatten ein Leben. Schlechte Sklaven hatten gar nichts.
    Er holte blitzschnell mit der Peitsche aus und schlug sie vor Cloelia, so dass der Riemen eine rote Spur auf ihrem Bauch hinterließ.


    "Daher hat dein Herr dich also hiergelassen. Das ist das Problem mit den Weibern. Erst holen die Herren sie in ihr Bett und dann können sie nicht selbst dafür sorgen, dass die Frucht die sie gesäht haben im Acker verdörrt. Aber keine Sorge, ich werde sie dir austreiben."
    Erneut holte er zum Schlag auf Cloelias Bauch aus.

    "Du hast also noch keinen Namen. Wenn du Glück hast, bekommst du einen, sonst wirst du ewig das dumme Geschöpf bleiben."


    Er fuhrt mit der Hand über die einzelnen Lederriemen der Peitsche. Eine gefächerte Peitsche hatte den Vorteil, dass die Wucht des Schlages sich auf mehrere Riemen verteilte und diese daher nicht ganz so tief ins Fleisch schnitten, wie ein einzelner. Als Sciurus aufsah, stand sie bereits unbekleidet vor ihm. Er hatte schon lange keine nackte Frau mehr gesehen. Seine Herrn waren alles Herrn gewesen und vor allem der letzte hatte Wert darauf gelegt, nur männliche Sklaven in seinem Haushalt um sich zu haben. Die letzte Frau, an die sich Sciurus erinnern konnte, war seine Mutter gewesen und damals war er noch zu jung gewesen, um irgendetwas dabei zu empfinden. Der Körper der Sklavin war schön, das musste er zugeben. Doch etwas störte die Proportion. Er zog die Augenbrauen zusammen, wie konnte man nur so unförmig fett werden. Und vor allem, was war das für ein Herr, der sie so gemästet hatte wie ein Schwein.


    Er wies mit der Peitsche auf den dicken Bauch. "Du wirst das abtrainieren. Der Herr will keine fetten Sklaven."

    Sciurus öffnete die Tür für den Gast und deutete in den Raum hinein.


    "Nehmt bitte Platz, ich werde den Herrn suchen."


    Nachdem der Sergier eingetreten war, schloss er die Tür wieder und machte sich auf die Suche nach dem Herrn seines Herrn.

    Während seines 'Alles-was-anfällt'-Dienstes war Sciurus auch für den Eingang der Villa verantwortlich. Turda hatte ihm lange und breit erklärt, welche Bittsteller schon an der Tür abzuweisen waren, was mit Hausierern und Bettlern geschehen solle und welches die gern gesehenen Gäste waren. Letztere waren an einer Hand abzuzählen.


    Als es klopfte ging er daher zur Tür und öffnete einen Spalt breit. Wie ein Bettler sah der Mann schon einmal nicht aus und wie ein gern gesehener Gast auch nicht, doch für alles andere blieb noch Raum.


    "Salve, was wünscht Ihr, Herr?"