Beiträge von Sciurus

    "Das werde ich." Sciurus war es nicht unbedingt recht. Letztenendes würde alles von vorne beginnen. Er würde dem Herrn des Herrn berichten. Der Herr des Herrn würde sie strafen. Sie würde vergessen, sie würde im Loch vergammeln. Am Ende würde sie sterben und er bräuchte eine neue Strafe.


    Aber besser sie, als er. Sciurus verließ die Küche um den Herrn des Herrn zu suchen.

    Der Ianitor öffnete die Tür und erkannte sogleich das claudische Familienwappen auf den Sänften.


    "Zur Sponsalia? Hier entlang, bitte."


    Er würde auch allen weiteren geladenen Gästen den Weg weisen.

    Sciurus lachte laut auf. "Dummes Weib! Du weißt gar nichts. Ich werde dir einen Gefallen tun." Sein Tonfall wurde hämisch. "Und es wird der einzige sein, den du jemals von mir bekommst, also hör gut zu. Der Herr Felix ist der Herr des Hauses und er ist der Vater deines Herrn. Wenn es ihm in den Sinn kommt, dann kann er sogar deinen Herrn töten lassen, er hätte jedes Recht dazu. Ich glaube nicht, dass er das tun wird, doch bei dir könnte die Sache schon ganz anders aussehen."


    Er kniff die Augen zusammen und zischte mehr als er sagte: "Also streng dein verkümmertes Hirn an, oder trage die Konsequenzen."

    Sciurus senkte augenblicklich den Kopf. "Verzeiht, Herr."


    Glücklicherweise hatte er damit jedoch genau den Herrn gefunden, den er suchte. Er blickte wieder auf, ohne den Kopf zu heben. "Herr, ein...", Er suchte einen Moment lang nach dem richtigen Wort. "...ein Bittsteller will Euch sprechen." Sciurus Gesichtsausdruck machte deutlich, wieviel er davon hielt, den Herrn des Herrn schon wieder mit solch einer Störung belästigen zu müssen.

    Sciurus musterte den Fremden erneut. Er sah nicht einmal nach verarmtem Adel aus, eher nach einem Emporkömmling aus den unteren Schichten. Der arme Herr des Herrn, der sich damit herumplagen müsste. Diese vielen Bittsteller andauernd mussten sehr lästig sein.


    "Ich werde sehen, ob der Herr da ist. Warte hier."


    Sciurus schloss die Tür wieder und machte sich auf die Suche nach dem Herrn des Herrn.

    Sciurus verdrehte kurz die Augen und trat dann an Slyria heran. Er stand direkt hinter ihr, sie würde seinen Atem im Nacken spüren können. Sein Ton war beiläufig.


    "Hast du eine Aufgabe für mich? Wenn nicht, werde ich Herrn Felix Bescheid geben müssen."

    Zitat

    Original von Titus Iulius Imperiosus
    Dann klopfte er drei mal.


    Sciurus öffnete die Tür und blickte den jungen Mann davor abschätzig an. Er war zumindest nicht auf den ersten Blick als Hausierer zu erkennen, daher schloss der Sklave die Tür nicht gleich wieder.


    "Salve, was willst du?"

    Nachdem der Herr zufriedengestellt war, half Sciurus ihm beim Entkleiden und Waschen und salbte schließlich seinen Körper mit Balsam ein. Während er die Tiegel zur Seite räumte und sich die Hände wusch, dachte er über das nach, was der Herr gesagt hatte. Eine Frau würde wahrlich alles ändern. Es wäre nicht mehr so einfach, die Gunst des Herrn zu behalten, wenn dieser nicht jeden Abend seine Dienste in Anspruch nehmen würde.
    Gedankenversunken nahm Sciurus seinen Platz neben dem Herrn ein und spürte dessen ölige Haut an der seinen, kurz darauf auch dessen Hand auf seinem Schenkel. Es würde auch Vorteile haben, den Herrn mit einer Frau zu teilen.

    Am letzten Abend der Saturnalien war Sciurus pflichtgemäß zur Villa Flavia zurückgekehrt. An den folgenden Tagen gingen die Pflichten gegenüber seinem Herrn natürlich vor, doch sobald er alles erledigt hatte, suchte Sciurus in der Küche nach Slyria. Er wollte sehen, ob sich die Sklavin ein paar neue niedere Aufgaben für ihn überlegt hatte.

    Sciurus streunte noch eine Weile auf dem Tempelvorplatz herum, genehmigte sich etwas zu Essen und einen einzelnen Becher Wein. Er beobachtete die Menge beim Feiern, selbst heute, wo alle einfache Kleidung trugen, waren Herren von Sklaven leicht zu unterscheiden. Mit ein paar Feiernden wechselte er ein paar Worte, mit einigen zufällig, ein belangloser Austausch von allgemeinen Neuigkeiten und Gerüchten. Mit anderen vorsätzlich, ein gezielter Austausch von Informationen. Als er mehr erfahren hatte, als dessentwegen er gekommen war, zog er sich zurück und verschwand für die restlichen Tage der Saturnalien unter der Stadt.

    Sciurus, der die Tage der Saturnalien-Feier von seinem Herrn frei bekommen hatte, hatte sich unter die Sklaven, Freigelassenen, Peregrini und einfachen Bürger gemischt, um sich am Ende der Feier etwas von dem kostenlosen Essen abzuholen. Er konnte zwar den Sinn, den Saturn zu feiern, noch nachvollziehen, weshalb dies eine Umkehrung der Verhältnisse zur Folge hatte, jedoch nicht mehr. Sciurus hatte kein Bedürfnis danach, seinem Herrn zu befehlen. Er tat sein Leben lang, was der Herr von ihm verlangte und ein einzelner Tag im Jahr, an welchem dies nicht so wäre, würde daran nichts ändern. Nicht das geringste.


    Um in der Menge der Feiernden nicht aufzufallen, schloss sich Sciurus den Ehrenbekundungen für Saturn an und rief pflichtbewusst sein dreimaliges "Io Saturnalia!"


    Viel lieber wäre er erst nach dem Ritual erschienen, doch die Schlange an der Essensausgabe war bekanntermaßen sehr lange und Sciurus hatte für die Nacht, wenn halb Rom ausgelassen feiern würde, noch Pläne.

    Mit dem Eimer, etwas Sand und einem Lappen begann sich Sciurus der Arbeitsfläche zu widmen. Die Sklavin kam ihm recht merkwürdig vor, sie schien bisher ein recht wunderliches Leben geführt zu haben. Doch ihm konnte es nur recht sein, wenn ihr keine schlimmeren Arbeiten als diese einfielen. Ohne Hast streute er Sand auf die Fläche, benetzte den Lappen mit Wasser, schrubbte die Fläche, hielt sich an diesem und jenem Fleck eine Weile auf, schrubbte etwas mehr, etwas weniger, bis der Fischgeruch bald verschwunden war.

    Es war kurz vor dem zu Bett gehen, als Sciurus beschloss, seine Bitte vorzutragen. Es waren nur noch wenige Tage bis zu den Saturnalien, und alles wollte gut vorbereitet sein. Zudem war der Zeitpunkt günstig.


    "Herr, gestattet Ihr mir, offen zu sprechen?" Sciurus wartete, bis der Herr ihn mit einem Nicken dazu aufforderte und sprach dann erst weiter. "Ich möchte Euch um freie Tage bitten, Herr. Außer Haus." Er senkte den Blick. "Sie sollten ante diem XVI KAL IAN beginnen und ante diem X KAL IAN enden."


    Er würde sich für diese Zeit in die Katakomben und Gänge unter der Stadt zurückziehen. Während der Saturnalien würde sich das meiste Gesindel ohnehin in die Stadt hineinwagen und sich an den auf Staatskosten und privat finanzierten Mählern satt essen, da sie an diesen Tagen von den Einheiten der Stadt nichts zu befürchten hatten. Nur wenige würden in dem Labyrinth der Gänge bleiben und vielleicht ließe sich nebenbei das ein oder andere Geschäft abschließen.

    In einem neutralen Tonfall, ohne auf ihr überhebliches Grinsen einzugehen, sprach Sciurus seine Worte. "Wie ich niedere Arbeiten definiere und auch wie du sie definierst ist unerheblich. Deine Sorge sollte es sein, wie der Herr Felix sie definiert, denn wenn er nicht zufrieden ist mit deiner Wahl, so wirst du an meiner statt die Peitsche zu spüren bekommen."


    Er drehte sich um und verließ die Küche, um wie aufgetragen eine Amphore Wein aus dem Keller zu holen. Auf dem Weg überlegte er, was diese Sklavin bisher wohl für ein Leben gehabt hatte. Entweder sie hatte ein zu gutes Leben gehabt um keine niederen Aufgaben zu kennen, oder sie war eine schlechte Sklavin und musste sich immer mit niederen Aufgaben abgeben. Als er wieder in der Küche stand, entschied er, dass es einerlei war. Es war nicht seine Sorge, ob sie ihre Aufgabe ordnungsgemäß ausführte, doch wenn sie es nicht tat, so würde er es an den Herrn des Herrn weitergeben.


    Er stellte die Amphore in dem dafür vorgesehenen Eisenständer ab und wandte sich zu dem Eimer mit Putzwasser, dann an Slyria. "Wo soll ich beginnen?"

    Wie der Herr des Herrn es ihm aufgetragen hatte, suchte Sciurus nach der Sklavin Slyria, um sich eine Aufgabe zuweisen zu lassen. Er fand sie in der Küche vor.
    "Slyria, der Herr Felix verlangt, dass du mir niedere Aufgaben zuweist. Es soll eine Bestrafung sein, also strenge deine Phantasie ein wenig an, damit er zufrieden ist."
    Er erwartete, dass sich die Sklavin wirklich niedere Aufgaben einfallen ließ. Denn würde der Herr des Herrn nicht zufrieden sein, so würde sicher auch sie sein Zorn treffen.

    Sciurus verzog keine Miene, als er die Bestrafung hörte. Doch er fragte sich insgeheim, wo die Bestrafung blieb. Im Haus herrschte allgemein die Meinung vor, dass der Herr Felix ein besonders strenger Herr war, ein grausamer Bestrafer ohne jede Gnade. Sciurus hatte daher mit allem gerechnet, doch nicht damit, die Aufgaben eines Sklaven zu erfüllen. Irgendwo gab es an dieser Sache sicher einen Haken. Doch er beschloss das Glück nicht herauszufordern und nicht weiter nachzufragen. Vielleicht war der Herr des Herrn dem Herrn doch ähnlich und die Sklaven in diesem Haus nur verweichlicht.


    "Wie Ihr wünscht, Herr. Habt Ihr sonst noch einen Wunsch, Herr?"