Beiträge von Adara

    Ich stand vor dieser Tür und hoffte, hier richtig zu sein. Würde ich meinen Herrn hier wiedersehen? Wie würde er reagieren? Wahrscheinlich würde er mich auspeitschen und dann hinrichten lassen... Immerhin war ich ungehorsam, war aus Rom geflohen...


    Tief holte ich Luft, dann klopfte ich.

    Ich war völlig verunsichert. Irgendwie hatte ich die Fahrt überstanden, war meist sehr müde in meine Hängematte oder was es war, gefallen und hatte die Nacht durchgeschlafen.


    Und nun war ich in dieser fremden Stadt und hatte keine Ahnung, wie ich meinen Herrn finden sollte. Was hatte ich mir dabei gedacht, aus Rom zu fliehen? Bestimmt war es schon aufgefallen und die Wachen suchten nach mir!


    Dennoch kam ich hier her und blickte die Wache nur kurz schüchtern an, ehe ich den Blick senkte. Bestimmt merkte man mir an, dass ich eine Sklavin war. In diesem Moment verfluchte ich mich für mein untertäniges Verhalten selbst.



    "Ich... Ich suche jemanden", murmelte ich.

    Irgendwie hatte ich es tatsächlich in die Hafenstadt geschafft. Ich war noch müder als in der Casa, aber das Meer munterte mich etwas auf. Ich fand sogar ein Schiff, auf dem ich als Küchenhilfe mitfahren durfte...


    Auf nach Germania!

    .... saß ich in meinem Cella. Ich war am Ende meiner Kräfte. Diese Casa kam mir nur noch wie ein Gefängnis vor, seit Trimalchio gegangen war. Ich war doch seine Sklavin! Warum hatte er mich nicht mitgenommen? Wollte er mich nicht mehr bei sich haben?


    Lange saß, lag, stand, ging ich dort grübelnd, ehe ich mich erhob. Mein Entschluss stand fest. Ich wusste, dass mein Herr irgendwo in Germanien war, ich würde ihm folgen. Vielleicht riskierte ich den Tod, aber alles war besser, als hier zu bleiben.


    Mit einem kleinen Sacktuch, in das ich meine einzige Ersatzkleidung legte und das dann zusammenband, machte ich mich auf den Hafen und versuchte, mit den wenigen Münzen, die ich im Haus gefunden hatte, eine Überfahrt zu bekommen.

    Ich war schon wieder hier, diesmal mit einem Brief in der Hand. Ich klopfte an, wartete auf das herein, trat zu dem Herrn, der wohl momentan der meinige war und reichte ihm den Brief.


    Decimus Pompeius Strabo
    Casa Pompeia
    Roma


    Manius Decimo S.D.


    S.V.B.E.E.Q.V.


    Der Legatus Augusti pro Praetore Macer ist verreist und ich versuch gerade einen Census auf die Beine zu stellen um die Bürgerliste und nebenbei auch die Steuerliste zu aktualisieren. So so du möchtest für den Cursus Honorum kandidieren und Klient von Maximus Decimus Meridius werden? Gut, ich erteile dir die Erlaubnis beides zu tun. Mögen die Götter dich beschützen.


    etiam atque etiam vale


    gez. Manius Pompeius Trimalchio
    D. ante diem IX Kal. Apr. Mogontiacum - (24.3.2006/103 n.Chr.)

    "Ja, Herr", hatte ich gemurmelt, während er bereits weiterredete. Ich stellte alles ab, schenkte die beiden Kelche voll und stellte diese auch vor den Herrn ab, ehe ich mich, das Tablett im Arm, rückwärts wieder aus dem Zimmer entfernte.

    Etwas umständlich öffnete ich die Tür und schloss sie mit dem Fuß vorsichtig hinter mir. Direkt an der Tür blieb ich stehen und senkte den Blick noch etwas weiter.


    "Ich bringe Wein und Obst, Herr", meinte ich leise.

    Ich hatte gesehen, dass ein Gast gekommen war und war sofort in die Küche geeilt, hatte eine Schüssel mit Obst und eine Kanne mit Wein und zwei Kelchen auf ein Tablett gestellt und stand nun vor der Tür, klopfte an und wartete darauf, dass ich hereingebeten war, mein Kopf war bereits gesenkt, mein Blick haftete auf der Kanne, so dass ich genau sah, wenn etwas herauszutropfen drohte.

    Ich blickte ihm schweigend nach. Wie hätte ich auch noch einen Ton rausbekommen können, wo er mich hier zurück ließ. Gracchus war vielleicht ein netter Mann, da konnte er recht haben, aber er war auch gleichzeitig ein alter Römer, der in den Bahnen und Wegen dieser ging.


    Und da war auch noch der komische Grieche, der mich immer wieder bedrängte, ich solle Geld annehmen.
    Und Drusilla war abgereist, das war auch richtig - aber für wie lange würde ich vor ihren Blicken und ihrer Peitsche sicher sein? Wann würde sie zurückkommen, ohne, dass jemand hier war, der mich schützte?

    Mir helfen lassen? Wie käme ich dazu, mir von einem verlogenen Römer helfen zu lassen? Sie wollten alle entweder meinen Körper oder mich schlagen. Ich kannte sie, hatte lange genug in ihren Häusern gedient. Nur Trimalchio schien anders, schien netter, schien irgendwie anders und ungewöhnlich.


    "Ich gehe wieder an die Arbeit, Herr", murmelte ich, als er mich entließ.

    Ich blickte nur kurz zu ihm, dann senkte ich schuldbewusst den Kopf.


    "Es war anmaßend von mir, verzeih, Herr", murmelte ich, die Tränen zurückhaltend. Ich wollte wahrlich nicht hier bleiben, er schien einfach der einzige normale Mensch hier zu sein. Nikiandros oder wie der alte Grieche hieß, belästigte mich ständig, dass ich Geld annehemen solle, Gracchus bedrängte mich mit Fragen und Drusilla wollte ihre Gelüste an mir befriedigen. Diese ganze Familie war schlichtweg abartig.

    "Du packst, Herr? Wohin reist du? Wirst du mich mitnehmen?", fragte ich aufgeregt, als ich die Reisetasche sah. Ich wollte nicht hierbleiben, wo man mich bedrängte und schlug, ich wollte bei ihm bleiben, für ihn arbeiten.


    Doch ich besann mich, senkte den Blick wieder, die Hände züchtig vor mir übereinander gelegt. "Es kam keine weitere Post, Herr", beantwortete ich nun doch seine Frage.

    Ich senkte meinen Blick noch tiefer, wollte seinen Augen nicht begegnen, wollte das Verständnis darin nicht lesen. Er war ein Herr, er war mein Herr, redete ich mir ein. Ein Herr in seinem Alter war bestimmt zu festgefahren in seinen Vorstellungen, als dass er sich um eine kleine Sklavin wie mich wirklich Sorgen machen konnte.


    "Ja, Herr", antwortete ich dennoch mit leicht zitternder Stimme. Hatte ich meinen Herrn jemals angelogen? Ich würde nie zu ihm kommen, wenn Drusilla mich schlug, eher noch würde ich mich Trimalchio anvertrauen.


    "Kann ich noch etwas für dich tun, Herr?", fragte ich, denn ich sollte mich ja um ihn kümmern und darunter verstand ich eher, sein Zimmer zu richten, als ihm Rede und Antwort zu stehen.

    Ich seufzte. Warum konnte er es nicht dabei belassen? Was sollte ich ihm denn sagen?


    "Ich möchte keinen Ärger bekommen, Herr. Wenn ich dir ehrlich antworte, wird sie sehr wütend werden", antwortete ich schließlich, nachdem ich eine Weile auf meiner Lippe herumgekaut hatte.

    Zitat

    Original von Manius Pompeius Trimalchio
    "Adara wo ist Pompeia Drusilla? Ihr Vater ist da." sagte Trimalchio und war froh endlich wieder seine Sklavin zu sehen.


    "Sie ist bereits abgereist, Herr", antwortete ich wahrheitsgemäß.