Etwas ging in Nadia wieder einmal vor, als wollte sich ein anderes Ich an die Oberfläche kämpfen, aber sie ertrug diese kalten Blicke einfach nicht mehr, diese Worte. Sie erinnerte sich kurz an die Gespräche mit Crassus. War es bei ihnen beiden nicht auch so gewesen, dass sie sich erst total feindlich gegenüberstanden und später war alles anders gewesen. Sie hatte ihn hintergangen und ihr Versprechen gebrochen und war geflohen, aber das war eine andere Sache, aber warum sollte es hier nicht auch irgendwie geschehen, dass sie sich alle miteiander verstanden? Die Frage konnte sie sich auf der Stelle auch gleich alleine beantworten, weil diese beiden Männer in ihren Augen völlig irre waren. Gut sie war geflohen und ihre Glaubwürdigkeit lag in Frage, aber vielleicht würde der Prätorianer darüber hinwegsehen, wenn sie ihm zwei besondere Exemplare ans Messer liefern konnte.
Nadia hasste die Blicke der beiden, denn sie konnte sie nie vergessen und hier unten wirkten sie noch bedrohlicher als bei Tageslicht. Die Worte waren kälter als Eis und schnitten durch ihre Seele. Sie konnte die Blicke von Sciurus auf sich spüren und blickte dann Sica in die Augen, dabei musste sie ihren Kopf anheben, was irgendwie eine ziemlich demütige Pose war, aber sie konnte an ihrer Größe nichts ändern. Sie hatte fürchterliche Angst, aber da war auch wieder das andere, was sich oft mit ihrer Angst mischte und sie wollte sich von diesen beiden Kerlen einfach nicht mehr unterdrücken lassen. Der Schein der Lampe spiegelte sich in ihren klaren Augen wieder und malte ein paar Schatten auf ihr Gesicht. Gerne hätte sie nun einfach Hannibals Hand genommen, aber sie tat es nicht, wollte diesen Schritt der Schwäche nicht gehen.
"Ich werde meinen Mund nicht mehr halten!" , sagte sie und die Flamme in ihren Augen schien einen Moment aufzulodern. Eine minimale Drohung lag in ihren Worten, denn sie konnten so einiges bedeuten. "Lass uns einfach gehen, dann bist du uns los, oder....." Sie schluckte ihre Worte wieder hinunter. Drohen brachte sicher nichts weiter als noch mehr Probleme und sie wusste sehr gut, dass sie es immer wieder schaffte sich selber noch größere Probleme zu machen. Aber sie wollte sich keine Angst mehr machen lassen von diesen beiden Sklaven. Genau, auch sie waren nur Sklaven und sie wusste zu wem sie gehen konnte und erzählen konnte was hier unten vor sich ging. Cato würde ihr glauben, er würde ihr alles glauben und es war auch die Wahrheit, doch sie hatte sich diese Drohung noch verkneifen können, auch wenn sie ihr auf der Zunge lag.
Bestimmt hatte sie wieder alles nur schlimmer gemacht als es schon war. Sie hätte ihren Mund halten sollen, schließlich wollte sie Hannibal nicht schaden und das tat sie doch grade, das sagten die Worte von Sciurus deutlich aus. Sie hielt dem Blick von Sica nicht mehr stand und warf eine eiskalten Blick zu dem anderen Sklaven. In ihrem Leben hatte sie noch nie Menschen so sehr gehasst wie diese beiden. Man musste ihnen doch das Handwerk legen und sie nahm es sich vor mit Cato zu reden, schließlich arbeitet er für die Urbaner, auch wenn sie nicht wusste, dass er schon längst bei dem Vigilen war, aber das tat ja nichts zur Sache. Das Messer hätte sie jetzt gerne in ihren Händen gehalten nur um es einen von beiden in den Bauch zu rammen. Sie dachte nicht daran, dass es eigentlich auch sie jeden Moment treffen konnte, denn sie hatte andere Gedanken und spürte diesen Hass in sich aufsteigen, den sie langsam nicht mehr kontrollieren konnte.