Beiträge von Marcus Petronius Crispus

    Am Tag nach dem Gespräch war Crispus wie angekündigt abmarschbereit. Er ließ sich von Privatus begleiten, sodass Marcellus die beiden Sklaven Morag und Gunda bleiben würden. Nachdem sie gemeinsam gefrühstückt hatten, warf der Alte sich seinen alten Soldatenmantel über, verabschiedete sich herzlich von seinem Neffen und dem Hausgesinde und machte sich dann auf den Weg zu seiner Villa Rustica, die so überraschend verlassen worden war...

    Er griff zu seinem Geldbeutel und suchte darin einen Schlüssel.


    "Das ist der Schlüssel zu der Truhe hinter mir. Du kannst dir etwas herausnehmen, wenn du es brauchst."


    erklärte er und gab Marcellus auch dieses Symbol häuslicher Macht.

    "Damit du auch offiziell über meine Betriebe bestimmen kannst, hab' ich einen kleinen Vertrag vorbereitet - nur, dass niemand in meiner Abwesenheit Beschwerde einreicht."


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    Überlassungserklärung


    Hiermit überlasse ich, Marcus Petronius Crispus, Decurio von Mogontiacum und Primipilaris der Legio II Germanica, meinem Neffen Titus Petronius Marcellus, Decurio von Mogontiacum, meine Betriebe


      [*]Lapicidinae Vici Novi ante Mogontiacum
      [*]Officina Vestiti Petronia
      [*]Steinmetzwerkstatt des Willigis
      [*]Weber aus der Civitas Mogontiacum

    unbegrenzt zu bewirtschaften und ihre Erträge zu nutzen.


    Diese Erlaubnis gilt bis zu meinem ausdrücklichen Widerruf.


    http://gdurl.com/4rAG


    M' Petronius Crispus

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    "Ich hoffe, das passt so..."


    sagte er und legte Marcellus die Erklärung auf den Tisch.

    Morag brachte eine Nachricht vorbei:

    [FONT=cataneo bt, amaze]

    Duccii Marsi - Villa Duccia



    Crispus Marso et Octavenae s.p.d.


    Mein lieber Marsus, ich werde Mogontiacum für eine Weile verlassen. Wie sich herausgestellt hat, haben sich die Pächter meines Landguts in Aquae Mattiacorum auf und davon gemacht und meinen Besitz gleich geplündert. Ich muss hingehen und nach dem Rechten sehen, neue Pächter suchen und so weiter.


    Ich hoffe, dass ich bald zurückkehren kann. Bis dahin wird mein Neffe Marcellus meinen Haushalt leiten und meine Geschäfte wahrnehmen. Wenn ihr irgendetwas braucht, wendet euch an ihn. Umgekehrt hoffe ich aber auch, dass ihr ein Auge auf ihn habt bei seiner Karriere und allem anderen.


    Grüßt mir die kleine Camilla!


    Videte ut valeate!

    [Blockierte Grafik: http://gdurl.com/ZAhT]

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    "Natürlich, natürlich - ich hoffe, dass es auch nicht zu lange dauert!"


    antwortete Crispus, als er die Trauer in den Augen Marcellus' sah. Sein Neffe war wirklich ein guter und loyaler Junge...


    "Kümmer' dich auch um unsere Klienten und Freunde - vor allem natürlich um Octavena. Ich werde morgen früh aufbrechen."

    Erwartungsgemäß war Marcellus rasch zur Stelle und zeigte sich eifrig wie immer.


    "Marcellus"


    begann der Alte und setzte eine gewichtige Miene auf.


    "Du erinnerst Dich sicher, dass ich neulich erzählt habe, dass unsere Pächter in Aquae Mattiacorum ihre Pacht nicht zahlen. Jetzt habe ich herausgefunden, dass sie mit unserem Besitz auf und davon sind.


    Ich muss deshalb dorthin reisen und nach dem Rechten sehen - neue Pächter suchen, den Schaden begutachten und so. Du musst hier bleiben und deine Magistratur fertig machen. Und auf die Casa Petronia aufpassen."


    Die Neuigkeiten kamen sicher überraschend, aber Crispus war kein Freund des um-den-heißen-Brei-herum-Redens.


    "Ich vertraue dir die Sorge für mein Haus und meine Betriebe hier an. Ich bin sicher, du hast genug gelernt, dass du diese Aufgabe gut erledigen kannst."

    "Ich habe etwas wegen Aquae Mattiacorum herausgefunden!"


    erklärte Privatus, als er - wie üblich ohne anzuklopfen - ins Tablinium geschneit kam, in dem Crispus über der Abrechnung des Magna-Mater-Tempels saß. Er hatte aufgegeben zu versuchen, seinen Verwalter in dieser Sache zu erziehen - Privatus war und blieb ein unhöflicher Kerl, aber zumindest verstand er etwas von seinem Geschäft und war inzwischen unersetzlich. So wie jetzt, wo er offensichtlich einen Informanten wegen Aquae Mattiacorum gefunden hatte: Dort hatte der Petronier eine Villa Rustica auf dem Land errichtet, das der Kaiser ihm zum Abschied von der Legion geschenkt hatte und das jetzt formal Lucius gehörte, damit er den Rittercensus erfüllte. Faktisch kümmerte sich der Alte aber natürlich weiterhin darum, zumal er ja viel näher dran war als sein Sohn, der jetzt wahrscheinlich schon irgendwo am anderen Ende der Welt bei der Flotte diente. Und momentan gab es wieder guten Grund, sich darum zu kümmern: Seit Monaten war keine Pacht mehr eingegangen und die Briefe, die Privatus an die Pächter geschrieben hatte, waren unbeantwortet geblieben. Entsprechend neugierig war Crispus, was es für Neuigkeiten gab!


    "Und, was is' mit Dumnorix?"


    "Keine Ahnung - er ist weg!"


    erwiderte Privatus trocken.


    "Wie weg?"


    "Weg - nicht mehr da! Das Anwesen war verlassen, scheinbar schon seit einiger Zeit! Der gute Dumnorix ist scheinbar gegangen und hat alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war!"


    Crispus stöhnte. Vor vielen Jahren war ihm die ganze Villa von ein paar Banditen angesteckt worden und jetzt hatte auch noch ein Pächter ihn gelinkt - er fragte sich, ob die Götter einfach nicht wollten, dass das kaiserliche Land ihm Glück brachte.


    "Also wie hoch in der Schaden?"


    "Keine Ahnung - unser Bote hat keine Inventur gemacht... aber sicher ein paar hundert Sesterzen... Scheinbar hat auch eine Bande Landstreicher für eine Weile im Hauptgebäude gehaust..."


    Der Alte seufzte - er musste etwas tun! Normalerweise hätte er Marcellus dorthin geschickt - der Junge war eifrig und würde eines Tages sicherlich einen hervorragenden Offizier abgeben. Aber Marcellus bekleidete momentan das Aedilat und konnte kaum für mehrere Tage in privaten Angelegenheiten die Stadt verlassen.


    "Also gut - kümmer' dich um Geleit für mich. Ich fahr selber hin und schau mir die Sache an! Hol' mir Marcellus her, ich muss mit ihm reden!"

    "Du musst ihnen eben zeigen, dass du der Herr bist und sie die Knechte - wie bei Sklaven. Der sicherste Weg ist, dass du dafür sorgst, dass deine Männer dich fürchten, indem du sie regelmäßig hart bestrafst. Das führt aber auch dazu, dass sie dich hassen werden und bei jeder Gelegenheit gegen dich arbeiten. Besser is' da Zuckerbrot und Peitsche - hart Bestrafen, wenn nötig - und Belohnen, wenn nötig! Manche tun scheinbar gar nichts und sind trotzdem respekteinflößend - aber darauf kann man nicht bauen. Man muss - naja - man kann sich den Respekt seiner Männer auch verdienen. Ein Tribun hat mir einmal gesagt, dass 'Aristokratie' eigentlich 'Herrschaft der Besten' heißt - wenn du der Beste bist, dann gehorchen die Untergebenen. Nur kannst du sie als Offizier sicher nicht in den Dingen schlagen, die die einfachen Soldaten jeden Tag tun und wofür du keine Zeit hast - im Sport, im Fechten und so weiter. Deswegen musst du sie auf den Feldern beeindrucken, die du besser kannst: Indem du für sie sorgst, wo du kannst. Indem du sie fair behandelst. Indem du deine Aufgaben bei der Verwaltung der Truppe gut erfüllst. Du musst sie behandeln, als wärst du ihr Vater. Ganz einfach. Oder ganz schwer."


    antwortete der Alte auf die erste Frage, die wohl schwieriger war als die Zweite. Er selbst war immer ein erfolgreicher Offizier gewesen - aber als Vater hatte er wenig Glück gehabt. Manchmal fragte er sich, ob es nicht nur an seinem missratenen Sohn gelegen hatte...


    "Und die Erfahrung aus den Ämtern in der Verwaltung hilft da natürlich allemal! Der Legat einer Legion hat selbst in einem Cursus Honorum gedient, in beiden Bereichen hast du mit ähnlichen Untergebenen zu tun und auch viele Aufgaben überschneiden sich. Du lernst mit Bittstellern umzugehen und Konflikte zu lösen."

    "Wichtig ist, dass du den Respekt deiner Männer hast."


    erklärte Crispus und war voll in seinem Element. Wie hatte er immer gesagt: "Die Tirones müssen mich nicht mögen, aber sie müssen mich respektieren!" Und dazu war manches notwendig:


    "Fachwissen ist dafür natürlich wichtig - nichts ist peinlicher, als wenn ein Untergebener dich auf einen Fehler hinweisen muss! Da du aber nicht weißt, wo es hingehen wird, ist die spezielle Taktik erstmal nicht so wichtig. Wichtiger ist allgemeines Wissen über die ganz normalen Abläufe im Militär. Gerade wenn du neu bist, wird man dir sowieso keine Kampfverbände anvertrauen."


    Er hob mahnend den Zeigefinger.


    "Das wichtigste ist aber, respekteinflößend zu sein! Du musst hart, aber fair sein. Ein Offizier, der mit seinen Männern marschiert, ist gut - aber nur, wenn seine Männer trotzdem wissen, dass er ihr Offizier ist und nicht ihr Kneipenkumpane. Du musst also Distanz halten und sicherstellen, dass deine Befehle befolgt werden. Gerade am Anfang als junger Offizier musst du darauf aufpassen!"

    Als es langsam ruhig wurde auf dem Forum war Crispus schon längst auf die Schafböcke zugesteuert, die quasi den Hauptgang im göttlichen Opfermahl bilden sollten. Auch wenn er strenggenommen nur für das Manen-Opfer assistierte, umrundete er alle drei Opfertiere und begutachtete ihren wolligen Pelz, der tatsächlich recht ordentlich gestutzt und daher gleichmäßig aussah. Auch die gekringelten, golden glänzenden Hörner wirkten regelmäßig und sauber, sodass der Alte schließlich zu dem Schluss kam, dass die Opfergaben makellos genug waren.


    Also konnte er zur Weihe der Tiere schreiten, die heute den Pontifices oblagen. Während er einen der schwarzen Böcke zugeteilt bekommen hatte, würden Verus und Ranius die beiden anderen übernehmen. Mit dem Culter, der Insignie seines Amtes, fuhr der Petronier also über den Rücken des einen Viehs, dann goss er Wein über seine Hörner und murmelte dabei das Gebet, das dafür erforderlich war.


    Dann kehrte er zu Turius Simplex zurück, der auch für das große Opfergebet vor der Menge einen Souffleur benötigte:


    "Oh Manes Cornelii Palmae Augusti!"


    Jetzt hatte der Duumvir schon etwas Übung, denn wesentlich anders als das Voropfergebet war das des Hauptopfers ja auch nicht gestaltet: "Oh Manes Cornelii Palmae Augusti!"


    "Zu Lebzeiten stand Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus der Res Publica vor"


    "Zu Lebzeiten stand Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus der Res Publica vor"


    "Er brachte Frieden nach Zeiten der Wirren und des Bürgerkriegs."


    "Er brachte Frieden nach Zeiten der Wirren und des Bürgerkriegs."


    "Er regierte das Imperium Romanum und verteidigte die Grenzen."


    "Er regierte das Imperium Romanum und verteidigte die Grenzen."


    "Wie ein Vater über seine Familia, so wachte er über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen."


    "Wie ein Vater über seine Familia, so wachte er über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen."


    "Zu seiner Thronbesteigung machten - äh - brachten-"


    Plötzlich hatte der Alte einen kleinen Hänger. Er errötete ein wenig - was die Bevölkerung zum Glück nicht sehen würde, da er ja die Toga über den Kopf gezogen hatte.


    "brachten wir, das Municipium Cornelium Mogontiaciensis, ihm makellose Opfergaben dar."


    Glücklicherweise hatte der Turier schon einige Routine beim Nachsprechen von Opfergebeten, sodass er ohne Stocken vortrug: "Zu seiner Thronbesteigung brachten wir, das Municipium Cornelium Mogontiaciensis, ihm makellose Opfergaben dar."


    "Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"


    "Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"


    "Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"


    "Nehmt nun an diese Goldmünzen, die das Bild des Imperator Caesar Appius Cornelius Palma Augustus tragen, als gerechte Gabe!"


    "Wie die Manen eines Vaters über seine Familie wachen, so wacht über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen!"


    "Wie die Manen eines Vaters über seine Familie wachen, so wacht über das Volk der Quiriten und seine Schutzbefohlenen!"


    Damit war das Opfergebet gesprochen und der Opfermetzger kam zum Einsatz. Er hatte den Bock bereits vor den Altar gezogen und hielt ihn nun mit kräftigen Griff an den Hörnern, in der freien Hand das blanke, glänzende Opfermesser haltend.


    "Agone?"


    fragte er und wie ein ängstlicher Einwurf hörte man das klägliche Blöken des Schafbocks.


    "Age!" befahl jedoch der Duumvir und das Messer grub sich in die Kehle des Tieres. Blut spritzte, dann floss es und der Bock sackte in sich zusammen.

    "Ein vernünftiges Training ist gut. Nebe dem Fechten solltest du aber vor allem Taktik lernen. Und das Fechten mit dem Scutum is auch nicht so wichtig - du wirst höchstens eine Parma brauchen als Stabsoffizier."


    Natürlich war Crispus überzeugt, dass jeder Soldat eine solide Grundausbildung haben musste - immerhin hatte er unter Tiberius Vitamalacus gedient, der - obwohl Patrizier und später sogar Senator - jede Übung der Ausbildung mitgemacht hatte und wahrscheinlich noch im Partherkrieg neben seinen Legionären hermarschiert war. Aber wenn er ehrlich war, hatte er nie einen Tribun in Formation kämpfen gesehen. Und das Scutum war nunmal nichts für den Individualkampf.


    "Ich kann dir auch gern behilflich sein - ich hab' ja auch ein paar Jährchen in der Principia zugebracht..."

    "Das will ich hoffen."


    ließ Crispus endlich etwas nach und verschränkte die Arme vor der Brust. Die Stadt war in der Verantwortung, ihre Magistrate zu schützen!


    Da Marcellus offensichtlich keine Lust hatte, über den Überfall zu reden, beschloss der Alte schließlich an seine Bemerkung anzuknüpfen - Waffentraining war immerhin etwas, was er ebenfalls meisterhaft beherrschte. Immerhin hatte er zahllose Rekruten durch die Grundausbildung getrieben...


    "Was übst du denn? Und bei wem?"

    "Phryne sagte, es wäre ein Soldat der Secunda gewesen - das ärgert mich besonders!"


    blieb Crispus bei dem Thema, in das er sich tatsächlich hineinsteigerte. Entsprechend polterte er weiter drauflos:


    "Nach allem, was ich für diese Truppe getan hab' - wie können die Offiziere dort nur zulassen, dass ihre Männer städtische Magistrate überfallen? Und wie können wir uns in den Dienst dieser Stadt stellen, wenn sie uns im Dienst für sie nicht schützt? Hattest du nicht deine Schläger dabei?"


    Der Alte hatte natürlich schon festgestellt, dass die beiden Ex-Gladiatoren Marcellus regelmäßig folgten und als eine Art Leibwache dienten...

    "Es auf sich beruhen lassen?"


    Crispus sah seinen Neffen ungläubig an. Natürlich hatte er keine Ahnung, was der sich dachte und welche Pläne er hegte, sodass all das auf ihn wirken musste, als würde Marcellus einfach den Schwanz einziehen.


    "Sowas können wir unmöglich auf uns sitzen lassen! Niemand verprügelt einen Magister Vici! Und schon gar keinen Petronier!"


    Eigentlich musste die ganze Stadt ein Interesse haben, ihre Magistrate zu schützen!