Barcino war nicht übermässig groß, aber sauber und schön. Und sie möchten Caesar. Nicht den jetztigen. Den Gaius Iulius. Sein Aufenthalt hier vor 160 Jahren hatte wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Oder es war der letzte wichtige Mann der diese Stadt betreten hatte?
Wie dem auch immer sei, jedenfalls gab es etliche Statuen seines markanten Gesichtes.
Durch und durch römisch wirkte Barcino. Und ruhig. Barcino, nicht weit von Tarraco hatte sich so ein bisschen zum Ruhesitz der wohlhabenderen Römer Tarracos entwickelt. Durch die Lage etwas kühler als Tarraco und weitaus kleiner und ruhiger, doch mit allen Annehmlichkeiten des römischen Lebens.
Ziemlich unwahrscheinlich, das von hieraus irgendwelche Unruhen ihren Anfang nehmen würden. Die Stimmung war ungefähr so aufgeheizt wie auf einen Friedhof .. einem vergessene Friedhof.
Auf dem Forum suchte ich den Duumvir auf und stellte mich vor. Nach der Begeisterung des Duumvir hätte ich auch eine ansteckende Krankheit sein können, aber das störte mich wenig. Natürlich dachte er bei meinem Namen und meiner Funktion daran, das ich nicht nur hier war um mich nach der Ordnung zu erkunden und notfalls die angesehenen Bürger zu schützen, sondern das ich auch für den Proconsul ein wenig spionierte. In richtung Steuern, Abgaben, Bestechungsgelder. Was jetzt auch nicht ganz falsch war.
Natürlich nahm ich mit Interesse die luxeriöse Ausstattung des Officium wahr. Die excellenten Stoffe an den Leibern und wertvollen Ringe an den Händen der Honoratioren denen ich begegnete. Und all solche Kleinigkeiten.
Ich verbrachte einige Stunden mit diesen Honoratioren. Sie lobten ihre Stadt, das einfache Leben und beklagten sich über die Steuern und marodierende wilde Räuberbanden, die letzten Monat doch glatt mehrere Obstbäume in den Plantagen geplündert hatten, einen gewagten Einbruch in ein verlassenen Haus begangen und mindestens zwei Börsen abgeschnitten hatten.
Natürlich versprach ich mich mit aller Kraft und mit einer Eliteeinheit kampferpropter Veteranen mich dieser wilden Horde anzunehmen.
Ebenso stellten sie detailreich fest, wie hart das einfache Leben hier war und das es jeden Monat enger mit den Sesterzen wurde.
Über den neuen Kaiser machte sich hier niemand Gedanken. Rom war weit und alle gingen so schien es mir davon aus, das alles genauso weitergehen würde wie bisher.
Das übliche eben, was man in einer kleinen, wohlhabenden Stadt erwarten durfte. Wenn ich jemals Todessehnsucht hätte, würde ich mich hierher zurückziehen. Hier brauchte man dazu keinerlei Hilfsmittel. Einfach einige Stunden hier verbringen und den Honartioren lauschen. Das genügte vollauf.
Dankend lehnte ich alle Angebote zu einer standesgemässen Übernachtungsmöglichkeit ab, mit dem Hinweis, das ich noch ein paar Aufzeichnungen machen wollte und morgen früh weiterreiten, und begab mich zur Taverna in der ich meine Männer einquartiert hatte.
Ich glaube die Honoratioren waren auch nicht unglücklich über meine Absage. Ich war ihnen doch wohl etwas zu jung und wild. Oder noch nicht tod genug ...