Beiträge von Quintus Matinius Valens


    "Danke dir, Furianus.", meinte Valens und ließ sich langsam nieder. Er schaute mit müden Augen den Proconsul an. Was war denn bloß los mit ihm? In letzter Zeit fühlte er sich ausgebrannt. Überarbeitet. Er kam kaum noch zu einer freien Zeit. Die Arbeitsstunden schienen sich dahinzuziehen wie zäher Honig, und seine freie Zeit verging wie im Flug... was war mit ihm los? Er war doch noch nicht eimal 35, und er fühlte sich, hie und da, an besonders miesen Tagen, glatt, als wäre er doppelt so alt. Doch nach ein paar starken Atemzügen fühlte er sich wieder besser. "Nun, Proconsul, ich habe schon festgelegt, wo der Dichtwettbewerb stattfinden soll. Desweiteren habe ich einen Werbetext sowie einen Anfang für eine poetische Reihe für Hispania gemacht. Willst du es lesen?", meinte er, während er dem Proconsul in dessen fast schon verärgerten Augen blickte. Wem konnte man es verdenken, dass er nicht komplett zufreiden war? Valens war selbst nicht mit sich zufrieden, und er litt darunter. Er atmete abermals tief durch und beobachtete die nächste Reaktion seines Gegenübers.

    Valens öffnete langsam die Tür zum Officium. So langsam er die Tür aufmachte, so schnell schritt er über die Schwelle. "Salve, Proconsul.", meinte er, waehrend hinter ihm die Tür ins Schloss fiel. "Ich hoffe, ich störe nicht? Ich habe vernommen, du bist wieder hier, also wollte ich einmal kurz vorbeischauen und Bericht erstatten.", meinte er.

    Sim-Off:

    Tschuldigung fuer die Pause.


    Der Diener ging ab, und Valens sackte in die Kline, auf der er noch zuvor gesessen hatte, zurueck. Kurz spaeter kam Severus, der nch immer ein wenig in Mitleidenschaft gezogen ausschaute.
    "Alles in Ordnung!", meinte Valens. "Danke nochmals fuer die Einladung. Du hast dich schon umgezogen?", meinte er, als sich Severus auf einer Kline niederliess.
    Etwas peinlich war es ihm schon, dass Severus bemerkte, dass er seine Privatbibliothek beruehrt hatte... doch er meinte nur: "Schoene Buecher. Und bemerkenswerte Poeten."
    Er goss sich einen Wein ein, nachdem ihn Severus dazu aufgefordert hatte.
    "Ach... der Wettbewerb. Es gibt so unendlich viele Sachen zu tun... irgendwie komme ich nicht weiter. Es ist... nicht einfach.", meinte er etwas niedergeschlagen.

    Sim-Off:

    Tut mir ehrlich Leid, dass ich so lange nicht antworten konnte... war zuerst am Lernen fuer diverse Pruefungen, dann auf Urlaub, jetzt wieder am Bueffeln... ich hoffe, ich kann die Figur Valens noch auferhalten... die Zukunft wird es noch zeigen.


    "Also... wenn wir fuer einen dicken Baumstamm ein mal einen Fuss Dicke und 15 Fuss Laenge veranschlagen, brauechte man vielleicht 300... nein, 600 Staemme. Ich haette mir eine doppelte Reihe von Baumstaemmen vorgestellt. Nur, gutes Holz ist eben teuer." Er machte eine kurze Pause. "Aber ist 15 Fuss breit genug? Ich meine, manche Schiffe tragen schwere, sperrige Fracht, die oft groesser ist. Und... kennst du einen Architekten, der so etwas machen kann?"

    "Oh, Salve, Redivivus Evander!", meinte Valens, als er den Mann erblickte, der sich bisher Valens' Blick entzogen hatte. Während Severus damit beschäftigt war, das Hafengelände zu untersuchen, und der Karren, voll mit vergammelnden Fisch, an ihnen vorbeifuhr, dachte Valens über jenes Sprichwort von Severus nach. Was hatte das zu bedeuten? Wollte sie jemand übers Ohr hauen?
    "Ja, dieser Abschnitt hier scheint in Ordnung zu sein. Hier muss der Ponton auch nicht zu hoch gemacht werden. Scheint in Ordnung zu sein... am besten fangen wir gleich morgen mit dem Bau an. Was meint ihr?", fragte er.

    Ein Poltern veranlasste Valens, hastig seine hand von dem angenehmen Pergament wegschnellen zu lassen und sich kerzengerade aufzusetzen, mit einem nicht gerade geringen Mass an Schrecken in seinen Augen. Doch was er sah, beruhigte ihn. Es war nur der Diener von vorhin, der, der so missmutig dreingeschaut hatte. Was Valens auffiel, war, dass der Mann sicher kein Feinmotoriker oder Penibilitätsfetischist war - seine Schaufeln, wie man seine Hände getrost bezeichnen konnte, könnten ein Vogelnest beherbergen. Von sehr grossen Vögeln.
    Doch der Mann hielt kein Federvieh in seinen Greifapparaten, sondern Wein und etwas zu essen. Er stellte es neben Valens ab und wandte sich um.
    Während er abging, fragte er kurioserweise noch irgendeinen imaginären Punkt vor ihm, ob alles in Ordung sei. Schliesslich blickte er sich aber doch noch nach Valens um.
    Dieser schüttelte gelassen den Kopf. "Nein, nein! Danke, vielen, vielen Dank. Sehr freundlich von dir.", meinte er und bemühte sich dabei um einen freundlichen Gesichtsausdruck.

    Valens sah die Anstrengung, die es Severus bereitete, die Treppe hinaufzusteigen. Er wollte ihn schon fragen, ob er ihm helfen sollte, doch er sah zu seiner Erleichterung, dass Severus das schon allein schaffen würde.
    Ein Diener nahm Severus seine Decke ab und ging weg, ohne auch nur ein Wort mit Valens zu wechseln. Er blickte dem Diener noch nach, bis er das Atrium verlassen hatte, und antwortete dann Severus: "Schön habt ihr's hier. Gemütlich. Ich habe mich schon immer gefragt, wie es hier innen wohl ausschaut."
    Er folgte Severus in das Triclinium hinein. Mit Erstaunen sah er, dass die Atier selbst hier im warmen Klima von Hispania einen Ofen hatten, der eine nicht unbeträchtliche Hitze ausstrahlte. Vermutlich war so etwas genau das Richtige, falls man einmal zufälligerweise aus dem Hafenbecken 3 Leute vorm Ertrinken gerettet hatte...
    "Danke! Beeil dich nicht!", meinte er zu Severus. "Lass dir nur Zeit! Nun ja... bis gleich."
    Er setzte sich vorsichtig auf die Kline und schaute sich im Raum um. Die Gedichte, die neben der Kline aufgestapelt waren, erregten seine Aufmerksamkeit. Er fühlte sie an. Es war kein billiges Ochsenpergament, sondern ein wirklich gutes Leder.
    So sass er da und wartete auf Severus.

    Dankbar nahm Valens die Hand an, die ihm Severus, der ihn erkannt hatte, hinhielt. Es war nicht leicht, sich aus der Fischerversammlung hervorzuquälen, und wenn er sich nicht gut an der Hand festgehalten hätte, wäre er wohl wieder in das Gewühl zurückgeschwemmt worden. "Danke!", meinte er, als ihm Severus von Sand auf die steinerne Plattform, auf dem die Menschenmenge nicht ganz so dicht war, half.
    "Salve Atius Severus.", meinte er, während er noch keuchte. "In den Fischhandel würde ich nicht für alles Geld der Welt einsteigen... und die Fische da würde ich nicht einmal gezwungenermassen kaufen." Er schnaubte aus, um den Gestank des toten Fisches aus seiner Nase zu kriegen. "Heute ist, glaube ich, irgendein Fest bei den Iberern... sie beten irgendeinen Fischgott oder wissen die Götter was für ein Untier heute an. Und das ist immer verbinden mit so einem Getümmel. Dazu kommt natürlich das Unglück im Hafen. Heute sind alle da, die gestern nicht da sein konnten. Vorsicht!", meinte er mit Hinblick auf einen Karren voll mit Fischen, der hinter Evander und Severus das Kai entlanggerattert kam.

    Die Idee des Sevycius hatte Valens nicht mehr losgelassen, seit er sie ausgesprochen hatte. Also war er zum Hafen gegangen, um sich ein Bild machen zu können, wie so ein Ponton ausschauen würde.
    Doch es war gar nicht so einfach. Am Hafeneingang wimmelte es an diesem Tag von Fischern und Seemännern, die ihre Boote dort an Land zogen oder über den Zusatnd des Hafens fachsimpelten. Einer näherte sich Valens.
    "Salve, der Herr... wollen's an Fisch?", fragte er Valens, grinste und zeigte dabei ein ungepflegtes Gebiss und hielt einen alten Fisch hoch, gegen die die Zähne noch schön wirkten. "Hmm... ähh... nein, danke.", meinte Valens und hob abwehrend seine linke Hand. Enttäuscht zog der Fischer von dannen.
    Valens blickte sich um. Gab es hier noch mehr solche Typen? Da erblickte er Severus und Evander, die zusammen in seine Richtung gingen.
    Sehr gut! Er wollte die beiden sowieso gerade sprechen.
    Er wollte nicht zu ihnen herbrüllen, also begann er, sich durch die Menschenmenge einen Weg zurückzubahnen.

    Nach einer kurzen Zeit hatten Valens und Severus die Casa der Atier erreicht. Valens konnte sich noch daran erinnern, wo sie war, hatten ihn doch seine Botengänge, als er noch Scriba war, ständig daran vorbeigeführt, wenn etwas auf dem Forum zu erledigen gewesen war. Alte Erinnerungen weckte das Haus und der Platz, der ihm vorgelagert war, in ihm... doch ein Hustenanfall von Severus, der sehr ungesund aussah, liess ihn aufschrecken.
    Er hörte, das Severus ihn einlud. Er überlegte kurz. Nichts sprach eigentlich dagegen, er wollte sich sowieso jetzt frei nehmen. Zwar war er besorgt, ob er damit nicht etwas tun würde, was Sevrus nicht wollte, aber er dachte sich, es wäre bei weitem unhöflicher, auf so eine freundliche Einladung abzulehnen.
    "Danke! Es würde mich sehr freuen!", meinte er also, während er an das letzte Mal, als er Honigwein getrunken hatte, zurückdachte. das war in Londinium, in einem Gasthaus an diesem einen Fluss, dessen Namen er vergessen hatte.

    Brief aus Hispania


    Die Wette


    Verehrte Leser und Leserinnen,
    erlaubt, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Quintus Matinius Valens. Kürzlich bin ich zum Magister Scriniorum der Regio Hispania Tarraconensis ernannt worden. Eigentlich hört sich das nach einer äußerst uninspirierenden Arbeit an. Der umständliche Titel meines Berufes verheißt Bürostress, staubige Hinterzimmer und immer wieder die selben Leute.
    Dies stimmt jedoch nicht für die Arbeit eines Magister Scriniorum in Hispania. Ein Land voller Schönheit, selbst an Ecken und Enden, wo man sie niemals je zu finden glaubt. Voller Romantik und Poesie. Raue Klippen und weite Felder prägen die Landschaft, und jedem Besucher und Bewohner bieten sich tagtäglich Anblicke und Erlebnisse, die man nur schwer vergessen kann. Die Inspiration, die von jenem Land ausgeht, ist so stark und überwältigend, dass sogar die ödesten Menschen davon von Zeit zu Zeit berührt werden. Ein Sprichwort sagt, dass man nach Italien gehen soll, um ein mächtiger Politiker zu werden, nach Germanien, um ein berühmter Krieger zu werden, doch nach Spanien soll man gehen, wenn man glücklich werden will.
    Doch leider gibt es nur allzu oft Menschen, denen das nicht bewusst ist, und die nie das Gute sehen. Dies gilt für jedes Land, und auch für Hispania.
    Letztens wurde mir das wieder vor Augen geführt, als der Scriba Vulso mit dem üblichen Getöse in mein Officium hineinkrachte und über die Schlechtheit der Welt lamentierte.
    „Stell dir vor, Magister.“, meinte er zu mir, sich in eine Rage voller Unmut hineinredend, „Sie haben ihn!“
    „Wer hat wen?“, fragte ich.
    „Die Vigiles! Sie haben den Duumvir von Barcino dabei ertappt, als er sich Steuergelder selbst in die Börse gesteckt hatte! Ich glaube es nicht!“
    „Ich weiß eigentlich darüber schon Besch...“
    Er ließ mich nicht ausreden. „So blöd! Wie kann einer so dumm sein! Wenn ich das täte, würde ich wenigstens aufpassen.“ Er schüttelte den Kopf. „Das Hirn jenes Mannes ist wie die Kultur hier in Hispania. Es existiert einfach nicht!“
    „Wie? Meinst du das jetzt ernst oder...?“, fragte ich verdattert nach.
    „Was? Haltest du den Duumvir von Barcino etwa für schlau?“
    „Nein, das meine ich nicht! Ich weiß sehr gut, wie es um die intellektuelle Kapazität jenes Mannes bestellt ist. Wie kann man bloß die hispanische Kultur mit dem vergleichen?“
    „Ganz einfach!“, meinte Vulso und schwang theatralisch seine Arme in der Luft umher, wobei er mir fast mein Tintenfass vom Tisch gewischt hätte, was ich nur durch einen hastigen Griff nach dem Fass verhindern konnte. „Es gibt hier nichts!“
    „Doch!“, erwiderte ich. „Sicher! Hast du denn noch nichts vom Dichtwettbewerb gehört?“
    Vulso blickte verduzt. „Ja, aber ich habe nicht gedacht, dass es so etwas wirklich gibt...“
    „Natürlich“, meinte ich. „Wir werden demnächst hier in unserem Tarraco einen großen Dichtwettbewerb abhalten.“
    „Wirklich? Wer kommt denn?“
    „Hmmm...“, meinte ich. „Es steht ja noch nichts fest... außer die Summe, die der Sieger bekommt. 3000 Sesterzen.“
    Vulsos Augen wurden für einen Moment glasig. Dann machte er eine unwirsche Bewegung mit den Händen und schüttelte energisch den Kopf. „Und selbst wenn. Es werden sicher keine Dichter aus Hispania auftauchen. Denn so etwas gibt es nicht.“
    „Natürlich gibt es das!“, meinte ich, vielleicht eine Spur zu selbstbewusst. „Jeder Einwohner unseres Hispanias, egal welcher Schicht, hat die Seele und das Blut eines Dichters! Ich wette, dass ich dir in Tarraco soviel Kunst und Poesie zeigen kann, dass du den Mund nicht mehr zukriegst!“
    „Na das will ich einmal sehen!“, grinste Vulso, und ich bereute schon meine Worte. Doch, halt! Wieso denn nicht? Damit könnte ich einem Zweifler an der Kultur Hispanias ein für alle Male seinem Unglauben ein Ende setzen. Also richtete ich mich auf.
    „Ja, das mache ich.“, meinte ich. „Wir beide haben in einer Stunde Feierabend. Dann führe ich dich durch die Straßen Tarracos und zeige dir, wieviel Kreativität und Dichtkunst es in unserer Stadt gibt.“
    Und tatsächlich nickte Vulso. „Es würde mich freuen.“, meinte er.
    Sein Händedruck fühlte sich schweißig an.
    Nach einer Stunde trafen wir uns am Ausgang.


    Was der ungläubige Vulso in den Straßen von Tarraco erlebte, erfahren sie, meiner geehrten Leser und Leserinnen, in der nächsten Ausgabe.


    Mit freundlichen Grüssen aus Hispania
    Qunitus Matinius Valens

    Während die Männer um ihn diskutierten, lauschte Valens ihgren Bemerkungen und nickte zwischenzeitlich zustimmend. Ja, diese Pontonbrücke war eine gute Idee von Sevycius. Durchführbar und simpler, als den Hafen zuzusperren.
    "Vale Augustinus...", meinte er dem Procurator Viarum nach, als dieser ging.
    Doch es war nun tatsächlich so, dass Severus es nicht mehr lange im Freien aufhalten würde. Er meinte, schon eine Gänsehaut bei ihm zu sehen.
    "Ja, ich denke, wir sollten dann schon gehen... also dann. Mach's gut, Sevycius. Ich werde schauen, dass ich bald wieder hier bin, dann werde ich dir alles genau erzählen!"


    Valens erhob sich. "Danke, Proconsul.", meinte er und trat nach vorne, zum Platz, wo er sich niederliess.
    Währenddessen sah er, wie Evander Severus zum Vicarius vorschlug. Er wartete gespannt, was nun passieren würde.