Beiträge von Servius Artorius Reatinus

    "Na dann, packen wir´s an!", rief Reatinus kurz und knapp. Sofort hob er einen der Räuber auf, und der Bursche war überhaupt nicht leicht! Und gestunken hat er auch. Und das nicht nach Tod, sondern nach Dreck. Da er den Mann nicht lange mit sich schleppen wollte, schulterte der Optio ihn und ging sofort los. Der Kopf des Räubers knallte mit einem lauten, metallischen Klopfer an die Rüstung von Reatinus. Wenn er sich beeilen würde, könnte er noch ein paar Stündchen ausruhen. Immerhin bot ein Optio mit Augenringen ein schlechtes Bild.

    Als Asper anfing umherzufuchteln, war Reatinus drauf und dran, ihn anzuschreien. Doch es kam zu spät. Sowohl Asper´s Fuchtelei, als auch Reatinus´ Reaktion darauf. Der Ziegel erwischte Servius auf den Kopf. Laut klirrend verteilten sich die Scherben des Dachziegels auf den Boden, während der Optio blitzartig zu Boden ging. Er hatte zwar einen Helm auf, aber es tat trotzdem weh. Unvorstellbar, wie sich der Tesserarius nun fühlen konnte. Ein Bluttropfen fuhr ihm die Stirn runter, hinterließ einen roten Streifen und wurde schließlich von seinen Augenbrauen abgefangen. Er wischte sich den Blutfaden mit der Hand ab. Etwas blieb übrig und wurde auf der Stirn verwischt, der Rest der Blutes haftete sich an Reatinus´ Hand.


    Erstaunt über die Schnelligkeit des Centurios, in der er her eilte rappelte Reatinus sich genauso schnell auf, wie er auf den Boden gefallen ist. Er nahm Haltung an und salutierte. Er fühlte sich überhaupt nicht gut. "Ich habe jemanden los geschickt...Centurio Crispus! Die sind wohl alle im Valedidunarium eingepennt!", erklärte er Crispus, unkontrolliert schwankend. Ihm war schwindelig. "Wir müssen schnell... etwas unternehmen, Centurio... Er verliert viel Blut. Nur ein Wunder oder ein guter Medicus kann ihn noch retten!"
    Der verletzte Tesserarius bot ein schreckliches Bild. Er lag fast schon da, wie eine Leiche. Er hätte doch seinen Helm mitnehmen sollen! Wie oft hatte Reatinus ihn schon ermahnt? Doch Gefühle konnte er ja zurzeit nicht wirklich verspüren. Sein Blick wurde langsam verschwommen und er fing an, stärker zu schwanken. Dass der Centurio anwesend war, war ihm egal. Er konnte nicht anders. Das Reden der anderen Legionäre nahm er nicht wahr. Das war er hören konnte, klang in seinen Ohren wie ein Echo...

    [Blockierte Grafik: http://img524.imageshack.us/img524/299/soldat18ef0.jpg] Legionarius Quintus
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    Na toll! Jetzt durften sie den langweiligen Dreck machen, wie am Anfang der Grundausbildung! Aber wer wollte sich schon einem Centurio widersetzen? Hätten sie bloß an sowas gedacht, bevor sie ihr Leben der Legion verschrieben haben...
    Doch nun war es zu spät. Sie mussten das jetzt durchziehen, ohne langes Denken, ohne Widerrede, ohne Faulheit. Sofort führten die Soldaten zeitgleich die Anweisungen des Centurios aus. Sie nahmen Haltung an, zogen den Bauch rein und die Brust streckten sie raus. Dann standen sie still und warteten auf weitere Anweisungen, in der Vorahnung, dass es nun bald öder wird.


    Gelangweilt spuckte Quintus auf den Boden, während ein kalter Wind ihn die Beine erfrieren ließ. Warum mussten die Römer auch so kurze Tunikae haben?

    Die Wache musterte jeden der Soldaten gründlich. Es war eigentlich nicht üblich, dass mehrere berittene Männer in das Castellum herein wollten. Aber das kümmerte die Wache wenig, als sie fertig war, sich die Männer anzuschauen.


    "Salve! Ihr dürft rein. Das Officium des Legaten befindet sich in der Principia. Der Weg ist Idiotensicher, ihr könnt ihn bestimmt nicht verfehlen."


    Mit einem Winken signalisierte die Wache einem Kameraden, das Tor zu öffnen.

    Erleichtert übergab Reatinus seinem Kameraden Oktavianus das Gladius, welcher nicht einmal zum Einsatz kam. Zutiefst erleichtert wischte er sich einen Schwitztropfen von der Stirn. "Was wollen wir mit den Leichen machen?", fragte er in die Gruppe. "Danke für die Unterstützung übrigens!". Der erste Gedanke, der Reatinus durch den Kopf schoss war, die Toten zum Centurio Statorum zu bringen. Sofort schlug er diese Idee vor. "Wie wäre es, wenn wir die zum Centurio Statorum bringen?"
    Trotzdem gab es eine verdächtige Stille in der Gegend. Auch wenn diese Räuber es verdient hatten, so war der Tot doch etwas Grausames, das in den verschiedensten Formen ereilen kann. Niemand außer den Offizieren hatte wirklich Lust, zu reden... und die Offiziere taten es nur, weil sie mussten.

    Legionarius Quintus
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    Dieser Morgen wäre ein Wunderschöner gewesen, wenn es keine Offiziere in der Legion gäben würde, aber man konnte ja auch nicht alles haben, wessen man begehrte. Legionarius Quintus, der erst seit einigen Monaten seine Grundausbildung hinter sich gelassen hatte, stellte sich verschlafen und widerwillig zusammen mit seinen Kameraden in eine Reihe, wie sie es damals gelernt haben.


    Sim-Off:

    Hab kein Bild für den Legionarius gefunden, sorry!

    Erstaunt lauschte Reatinus den Worten der beiden plaudernden Männer. Richtig interessant wurde es für ihn, als die Frauen ins Spiel kamen. Er fand das System, dass Frauen und Männer gleichgestellt waren gut, denn er konnte eigentlich auch nie wirklich verstehen, warum Frauen in Rom überhaupt niedriger gestellt waren. Doch er durfte sich nicht ablenken lassen, schließlich wollte er nicht durch einen tragischen "Zwischenfall" eine Axt im Rücken haben. Also blieb der Optio wachsam und hörte nur halbherzig zu, was nicht schwer war, schließlich hatte er auch nichts zu sagen...

    Es war mal wieder, wie so oft, einer von den besonders kalten Morgen, als Reatinus bibbernd in die Unterkünfte hereinstolzierte und die verschlafenen Legionäre aus ihren Pritschen trieb.
    "Aufstehen, ihr Waschlappen, es wartet heute eine handvoll Arbeit auf uns!!", ertönte es Raum. Und tatsächlich gab es heute ein paar Wägen mehr zu füllen als sonst, mehr Pferde zu füttern und mehr Ställe auszumisten. Und die Küche hat auch schon bessere Tage erlebt...
    Blitzschnell hüpften die Legionäre mit Augenrändern aus ihren Betten und zogen sich, wenn auch unordentlich ihre Tunikae über und marschierten nörgelnd raus. "Vor dem Porticus wartet ihr auf mich, ich erwarte Disziplin, wie es sich für römische Legionäre gehört!", sprach er, während er kontrollierte, ob in der Unterkunft alles seine Ordnung hat. Mal abgesehen von ein paar Ersatztunikas, die in der Gegend rumlagen und bestimmten "Sauereien" der Legionäre hatte es das sogar, was den Optio positiv überraschte.
    In der Hand hielt Reatinus eine Liste der anstehenden Arbeiten und seiner persönlichen "Opfer", die heute die Drecksarbeit verrichten durften. Es gab ja immer wieder Leute, die es sich gerne mit einem Offizier verscherzten. Und das zum Vorteil des Offiziers, denn die suchen immer nach guten Putzkräften für die Latrinen!
    Als die Legionarii in einer ordentlichen Reihe angetreten waren, überflog Reatinus seine Liste, die er sich noch auf die Schnelle dahergekritzelt hat, um den Überblick zu bewahren. Mit stolzer Brust trat er vor und fing an, die Anweisungen zu geben.


    "Spurius, Lucius und Gaius, ihr mistet die Ställe aus! Ich will keinen einzigen Misthaufen da drinnen sehen!"
    "Manius, Pompeius und Servius, ihr helft beim Beladen der Wägen!"
    "Maximus, Sextus, Marcus, ihr habt die Ehre, die Küche auf vordermann zu bringen! Abite!"


    Die Anweisungen waren nun verteilt, die Legionäre, die den Stall ausmisten und die Küche putzen durften gaben ein trauriges und zugleich saures Seufzen von sich und traten ab. Das waren eben die Nachteile, wenn man einen Optio gegen sich hatte. Das kannte Reatinus schon aus seiner eigenen Legionärszeit. Der Rest machte sich ohne etwas zu reagieren an die Arbeit. Die Wagenbelader warfen den anderen Dreien nur ein hämisches Grinsen zu, um sie noch weiter zu erniedrigen, als sie ohnehin schon waren. Die Tabula drückte Reatinus dem Tesserarius in die Hände, der dann neben ihm stand und kontrollierte, ob alles richtig gemacht wurde.


    Doch das Schicksal sollte sich gegen den Tesserarius und zum Glück der Optios werden. Denn langsam fing ein lockerer Dachziegel an, zu kippen. Immer weiter, und weiter, und weiter... bis dieser den Halt verlor und mit immer erhöhter Geschwindigkeit pfeilschnell zu Boden sauste. Dem Optio hätte das mit Helm eh nichts ausgemacht, doch es musste den Tesserarius ohne Helm erwischen, der nichts merkte und mit der Tabula beschäftigt war. Dann ertönte ein tonernes Klirren, ein Schrei gällte durch den Korridor des Castellums. Der Legionär ging bewusstlos, mit blutendem Schädel zu Boden. Reatinus drehte sich reflexartig in Richtung Tessrarius und stößte ein unkontrolliertes "bei Jupitter!!" aus. Die anderen Legionarii blickten erschrocken zum Optio, weil sie dachten, es würde jetzt einen Anschiss geben.
    Reatinus fasste dem Bewusstlosen, der stark blutete an den Hals und prüfte, ob er das überlebt zu haben schien, was jedoch stark von seiner Fortuna abhing!
    Aber doch! "Er lebt noch!!", schrie der Optio mit seiner kräftigen Stimme und zeigte wahllos auf einen der Legionäre. "Ihr da! Holt einen Medicus, und zwar plötzlich!!", dann zeigte er auf einen Anderen. "Und du holst Centurio Crispus!!"


    Die Tabula, die einst noch sauber und schön verarbeitet war, brach entzwei. Ein bluttropfen kullerte die Ränder runter und hinterließ einen knallroten, dicken Blutfaden...

    Erst spät merkte Reatinus, was mit seinem Kontrahenten geschah. Zuerst, noch im Kampf verfallen, merkte er den verwunderten, schockierten und zugleich enttäuschten Blick, bis der Räuber mit zwei Wunden am Rücken zu Boden fiel und Oktavianus zum Vorschein kam.
    "Danke, Kamerad!", antwortete er ihm. Der Gladius kam spät, denn die Räuber waren schon am Ende, aber er kam! Erleichtert betrachtete Reatinus die verzweifelte Gegenwehr des letzten Räubers, der schon kurz vor den Tränen stand und unkontrolliert mit seinem Schwert umherschwang. Ein Eingreifen von Reatinus war unnötig, er würde bald von den Legionären geschnappt oder getötet werden. Das waren eben der Vorteil der Tatsache, dass Reatinus nicht mehr Legionarius war....

    Reatinus stand nur ruhig da und schaute sich die Probati an, wie sie sich umhertummelten. Die stärkeren und größeren in der Gruppe stritten sich darum, wer die kleineren als Partner haben durfte und binnen kurzer Zeit entstanden schon Diskussionen. Alle wollten gewinnen und triumphal sein, doch sie verstanden nicht, um was es wirklich ging - um die Übung. Mit einem Grinsen stand er da und erinnerte sich an seine Zeit als Probatus. Das waren noch Zeiten!


    Wenn es so ablaufen würde wie zu seiner Zeit, dann würden die Probati das gleich in den Griff kriegen...

    Und immernoch stand Reatinus ohne Waffe da, doch zum Glück gab es nun Verstärkung, vielleicht konnte ihm ja einer von ihnen endlich einen Gladius ausborgen.
    "Heh, ihr da!!", er wich einem Schlag aus und lief in kurzen, schnellen Schritten zurück, um nicht erwischt zu werden und setzte fort. "Gebt mir einen Gladius, schnell!!"
    Schnell schwankte sein Kopf wieder in Richtung des angreifenden Räubers, wärend er angespannt auf eine Waffe wartete, um dem Ganzen ein Ende zu setzen...

    "Verdammt! Diese Vorgesetzten, wie sie auf ihren Moraltreppchen stehen und meinen, die Wichtigsten zu sein!", schoss es einem der Legionäre durch den Kopf, während er mit einer widerwilligen Fratze abtrat, als der Tribunus weg geführt wurde. "Die werden was erleben, wenn ich erstmal Legat bin. Haha!"
    Solches Wunschdenken war für jeden Legionär eigentlich etwas Normales, denn die Legion wurde hoch gelobt, so dass manche gerne übertrieben und sich zu viel versprachen. Aber das war den Wächtern nun egal, sie machten sich viel mehr Gedanken über die Tatsache, dass sie nun Latrinen putzen durften. Und dieser Gedanke war sehr ekelhaft, denn die Latrinen waren in keinem löblichen Zustand. Nie wurden sie dabei ertappt, einen Vorgesetzten auszulachen, nie! Aber es gab ja bekanntlich für Alles ein erstes Mal...
    So stellten sich die zwei Wachen wieder an ihre Posten. Ihre Gesichter waren hochrot, das einzige Gefühl, was sie verspüren konnten war Wut. Auch wenn sie ganz genau wussten, dass sie doch eigentlich selbst schuld waren.

    Schnell verstummten die Münder der Wachen, als sie merkten, dass sie den Tribun wohl lieber nicht ausgelacht hatten. Sofort nahmen sie Haltung an und merkten sich dieses Gesicht gut, in dessen Gegenwart sie wohl lieber still waren.


    "Tut uns leid, Tribun!"
    So schnell konnte man es sich mit einem Vorgesetzten verscherzen...