Beiträge von Marcus Petronius Glabrio

    Glabrio konnte nicht schlafen. Der Husten plagte ihn immer schlimmer, es schmerzte und vor allem konnte er sich davon kaum noch ablenken, immerzu musste er daran denken, wo er einen Arzt finden würde und wie er diesen bezahlen sollte. Doch in dieser Nacht, als er nicht einschlafen konnte, weil der Schmerz in seiner Brust ihn immer wieder hochriss, hatte sich noch eine andere Sorge in seinen Kopf geschlichen und er war schliesslich aufgestanden, hatte sich angezogen und war auf die Straße hinausgetreten um ein wenig Bewegung und - so weit in Rom möglich - frische Luft zu kriegen. Er wusste dass das gefährlich war, aber die Räuber und andere nächtliche Gefahren liessen ihn schon lange unberührt, er würde das Risiko gerne eingehen, wenn er sich nur nicht weiter in seinem Bett herumwälzen musste. Das war immer so: nachts sah alles noch viel schlimmer aus, am nächsten Tag würde alles wieder einigermassen gut sein und mit dem Licht der Sonne würde auch die Helligkeit wieder Einzug in sein Leben haben. Doch obwohl Glabrio das wusste, er konnte die Gedanken nicht beiseite schieben: WARUM?
    Sicherlich, die einfache Antwort wäre gewesen: Die Stadtluft bekommt nicht, der ganze Staub, den er eingeatmet hatte zerstörte seine Gesundheit. Aber es schien ihm in dieser Nacht, als liege der Grund viel tiefer. War der Husten, der ihn plagte ein Zeichen? Nicht so ein Zeichen, wie sie die Römer - manchmal vergass er fast, dass er selbst auch zu diesem Volk gehörte - sie überall sahen: Blitze, die zufällig Statuen trafen und zum Schmelzen brachten oder auch nur ein Adler, der über dem Forum seine Kreise drehte konnten die Römer aus der Fassung bringen. Einen Tag lang war nur noch von solchen lächerlichen "Wundern" die Rede, am nächsten Tag war alles wieder vergessen.
    Aber auch für Glabrio musste es Zeichen und Wunder geben. Die heilige Schrift erzählte davon, Jesus hatte sie gewirkt, davon war viel berichtet worden. Doch würde er auch jetzt noch, auch in sein Leben eingreifen, ihm einen Wink geben? Möglich war es immerhin. Und Gründe fielen Glabrio natürlich auch reichlich ein. In der letzten Zeit hatte er sich viel zu sehr auf sich konzentriert, hatte alles in die Taberna investiert, sein Geld, seine Zeit, seine Sorgfalt und Liebe. Hatte er nicht seine Brüder und Schwestern im Stich gelassen? Doch nicht nur das, er hatte auch seine eigenen ehrgeizigen Ziele nicht mehr verfolgt: Wollte er nicht noch vor kurzem einen Patron für die Christen in Rom finden, zum Kaiser gehen, vorm Senat sprechen, das Evangelium auf seine Art verkündigen? Nichts davon hatte er wahrgemacht. Er fühlte sich schlecht.
    Mit eiligen Schritten irrte er durch das Stadtviertel, ohne Ziel. Er hatte Tränen in den Augen, die ihm langsam die Wangen herabliefen und wünschte sich, es würde regnen, dann würden sie weggewaschen und vielleicht mit dem Regen zu seinem Erlöser gebracht werden. Sein Erlöser... Im Augenblick schien der ihm ziemlich fern, er rief nach ihm, rief laut - nicht nur im Kopf, rief verzweifelt. Doch natürlich wurde er nicht gehört. Rom schlief - und der Teil von Rom der nicht schlief... nun der hielt ihn vielleicht für verrückt und deswegen nicht eines Überfalls Wert.
    Glabrio schrie: "Herr, wo bist Du? Hörst Du mich nicht?"
    Zum Glück wurde er unterbrochen, möglicherweise hätte er sonst die Anwohner geweckt oder sogar die Soldaten der Stadtwache auf sich gehetzt. Das Geschrei eines Säuglings unterbrach ihn und brachte ihn jäh zum Schweigen. Wie angewurzelt blieb er stehen. Ein schauderndes Gefühl, unbeschreiblich - es erschien ihm so unendlich bedeutsam, dieser Schrei, der ihm wie eine Antwort vorkam - durchfloss seinen ganzen Körper.
    Er schaute zum Himmel, beendete sein Gebet, dankbar, eine Reaktion hervorgerufen zu haben aber ungewiss, wie es weitergehen sollte und machte sich dann auf die Suche nach dem Kleinkind. Das Weinen - es klang schwach in Glabrios Ohren - war ungedämpft, das Baby musste sich ebenso auf der Strasse "aufhalten" wie er. Es war nicht schwierig, dem Geschrei zu folgen, bald stand er vor einer Frauengestalt, die am Boden in einer Nische an einer Hauswand lehnte und den Säugling hielt. Als er vor ihr stand, warf er seinen Schatten auf sie, er hatte die Kapuze seines Mantels über den Kopf gezogen und blickte schweigend auf die beiden armseligen Gestalten herab. Nach einem kurzen Augenblick besann er sich, kniete sich hin und zog die Kapuze zurück. "Fürchtet euch nicht...", sagte er und fühlte sich lächerlich, dass er Engel zitierte, doch das war was er sagen musste. "Ich werde Euch nichts tun."
    Wieso sprach er das Kind an, es würde ihn sowieso nicht verstehen. Aber es hatte ihn gerufen, also sah Glabrio es als etwas Besonderes an.

    "Das tut mir Leid!", warf Glabrio aufrichtig ein, als der griechische Italiener ihm vom Tod seiner Eltern erzählte. Er musste selbst an das frühe Ableben seiner eigenen Eltern denken. Das kam viel zu häufig vor.
    "Du bist also Bäcker...", dachte Glabrio laut. Könnte er wohl in der Küche viel helfen? Im Augenblick beschäftigte er zwei seiner "Schwestern" dort und sie hatten alle Hände voll zu tun.
    "Nun, Du könntest sicherlich Brot für mich backen, aber wichtig sind vor allem Suppen, Hühnchen und Eintöpfen... und natürlich Puls.
    Traust Du dir so etwas auch zu? Aber auf jeden Fall könntest Du Lasten tragen, Lieferungen annehmen und so weiter... Du siehst sehr kräftig aus."
    Ja, er würde den Mann anstellen, selbst wenn er kein Hühnchen zubereiten konnte. Immerhin würde er nicht mehr so auf die Milde der Gemeinde angewiesen sein und er hätte auch endlich jemand festes, der - hoffentlich - hart und zuverlässig arbeitete.
    "Nun, ich kann auf jeden Fall nicht viel Geld bieten. Ich bezahle fair - aber nicht viel. Wenn das Geschäft erst besser geht...", ergänzte er vielversprechend.

    Ein Sklave holte schnell eine recht grosse Kiste gefüllt mit Klassikern und bekannten Schriftstellern. Glabrio nahm die eine oder andere heraus, besah sie sich näher, die Qualität der Abschriften war ordentlich.
    Er hatte schliesslich eine Rolle von Ovid in der Hand und fragte den Händler: "Wieviel würde dieses Werk zum Beispiel kosten?" Er wollte sich eine Vorstellung von den Preisen machen, bevor er sich bestimmte Werke zusammenstellen würde.


    "Ich habe mir vorgenommen, eine Grundausstattung für meine Bibliothek zusammenzustellen. Da ich mich aber nicht sonderlich gut mit den Klassikern auskenne, fällt es mir etwas schwer, eine gute Wahl zu treffen. Es geht eben nicht hauptsächlich um bestimmte Werke sondern um eine gute Auswahl der bekanntesten Stücke.", erklärte Glabrio.

    Der Mann war neu in der Stadt, suchte aber schon länger eine Arbeitsstelle. Also war er deswegen weggegangen? "Wo kommst Du her? Und was kannst Du?", fragte Glabrio offen. Wenn der Mann Koch war: sehr gut, Kellner konnte er auch gut gebrauchen. In jedem Fall wäre ein gründliches Bad in den Thermen aber unerlässlich. Der Mann war zwar kräftig, aber nicht gut gepflegt, das war nicht gut für eine Taberna.
    Unauffällig blickte Glabrio auf die Ohren, den Hals und die Arme des Fremden. Er entdeckte keinerlei Anzeichen dafür, dass es ein Sklave sein könnte. Grundsätzlich wäre ihm das egal gewesen, doch es würde nur Ärger mit sich bringen, einen entflohenen Sklaven unterzubringen oder gar anzustellen.
    "Aber komm erst einmal herein, mein Freund. Dein Name ist Timoxenus? Bist Du ursprünglich Grieche? Aber Du klingst mehr nach einem Italiener!"
    Er führte den Mann herein und wies ihm an, sich an einen der freien Tische zu setzen. Dann ging er einige Schritte zur Theke und goss verdünnten Wein in zwei Becher. Es war guter Wein, jener, der vor einer bestimmten Uhrzeit auch an die Gäste ausgeschenkt wurde.

    Glabrio brachte den Brief an Loki und Eila persönlich zur Postannahme - wer hätte das auch sonst erledigen sollen?




    Ad:
    Tiberius Duccius Lando
    Casa Duccia
    Mogontiacum
    Germania Sup.



    Mein lieber Freund,


    Gehen Briefe verloren? Ich zweifle nicht, dass Du meinen letzten Brief tatsächlich erst verspätet erhalten hast. Aber ist es nicht möglich, dass Briefe abgefangen oder gar kontrolliert werden? Bitte sag mir, wenn Dir das unwahrscheinlich erscheint, leide ich schon unter Verfolgungswahn?
    Hier in Rom ist alles beim Alten - das heisst, im Grunde ist nichts beim Alten.
    Die Zukunftsaussichten meiner Gemeinde machen mir grosse Sorgen. Ich denke, wir sollten uns einen mächtigen Patron suchen um unter dessen Schutz zu stehen, doch viele der anderen sind damit nicht einverstanden. Sie fürchten, dass jegliche Aufmerksamkeit, die wir auf uns lenken, zu Verfolgung und Leid führen werden: Vor allem die Alten haben noch frühere Verbrechen gegen unsere Gemeinschaft im Gedächtnis. Das kann ich gut verstehen, aber so ein Leben in der Dunkelheit ist auf jeden Fall auch nicht das Wahre.
    Meine Taberna musste leider ohne Dich eröffnen. Vielleicht wäre es ein grösserer Erfolg gewesen, wenn Du und Eila anwesend gewesen wäret, doch auch so war es nicht schlecht. Die Arbeiter der Umgebung essen bei mir, einige meiner Brüder und Schwestern, doch übernachten tun nur sehr, sehr wenige. Die Konkurrenz in Rom ist gross und meine Bekanntheit sehr eingeschränkt. Vielleicht ist Dir meine Anzeige in der Acta bereits aufgefallen, hoffentlich wird das Geschäft in Zukunft etwas besser gehen, damit ich die Casa weiter ausbauen kann. Ich denke an eine grosse Glaswand in einem der nach Süden ausgerichteten Räume - ähnlich denen in den Thermen. Gehören derart teure Spielereien auch zu Deinem Geschäft? Oder konzentrierst Du dich immer noch auf Pferde? Meinem eigenen Pferd geht es übrigens gut! Es hat einen schönen Platz in einem Stall nahe den Marsfeldern und ich besuche es mehrmals wöchentlich. So gute Pflege, wie es früher bei Dir hatte, geniesst es hier sicher nicht, aber ich tue mein Bestes um es sich wohlfühlen zu lassen.
    Leider quält mich neben einigen Sorgen auch noch ein unerbittlicher und hartnäckiger Husten. Seit den sehr staubigen Umbauarbeiten in meinem Haus hat er sich nicht verscheuchen lassen. Was soll ich noch probieren? Kennst Du alte Rezepte der Germanen gegen trockenen Husten, der schmerzt und sich früher seltener - zu meinem grossen Bedenken jedoch in letzter Zeit immer häufiger auch blutig äussert?
    Kann ich denn gar nichts Schönes berichten? Zurzeit nicht viel. Ich baue meine Bibliothek aus und bin froh wieder zuhause leben zu können. Aber die mir gebotene Milde, Nachsicht und Liebe werden immer öfter zu echten Herausforderungen. Ich hoffe, Dir und Eila geht es besser, ich habe mich ausserordentlich gefreut zu hören, dass sie wieder heile bei Dir gelandet ist und ich bitte Dich, ihr meine allerherzlichsten Grüsse auszurichten!
    Was die Aussicht auf einen Mann für Eila angeht, bin ich nicht ganz so pessimistisch: Auch wenn ich sie bei Weitem nicht so gut kenne wie Du, so scheint sie mir doch viel mehr als nur "erträglich". Jeder Mann könnte sich glücklich schätzen, sie zur Frau zu haben. Ich auf jeden Fall wäre es.


    Die Nichte eines Mattiakerfürsten? Na, das klingt ja hervorragend! Ich wünsche Dir, dass Du es gut triffst, denn Fürstennichten sind bekanntermassen nicht immer einfach. Und ich würde mich natürlich ausserordentlich freuen, wenn ich auf Deiner Hochzeit zu Gast sein dürfte.


    Eine Sklavin Namens Siv kenne ich leider nicht. Natürlich werde ich weiterhin die Ohren aufhalten, doch die Chancen stehen schlecht, anbetracht der Grösse Roms und der riesigen Anzahl der Sklavinnen in dieser Stadt.
    Ich hoffe und bete für sie und ihren Mann, aber auch für Dich und Eila!
    Möge der Segen Gottes immer mit euch sein.


    Valete bene,


    Marcus Petronius Glabrio

    Am gestrigen Abend war Glabrio seit längerer Zeit wieder bei einem der heimlichen Zusammenkünfte gewesen, die die Christen von Rom hin und wieder im Schutze der Dunkelheit und oft ausserhalb der Stadtmauern abhielten. Ein weiteres Mal hatte er dafür plädiert, man solle sich an den Kaiser wenden und von ihm oder einem anderen Mächtigen Schutz erbitten. Doch die meisten anderen, vor allem die Sklaven und Arbeiter, sowie die Alten, die überall Gefahren sahen, wollten nichts davon wissen. Einmal mehr hatte Glabrio sich zufriedenstellen lassen. Aber die Frage, wie er richtig vorgehen sollte - und wie es mit der Gemeinde weitergehen sollte, ging ihm nicht aus dem Kopf. Er konnte sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren, immer wieder plagten ihn Sorgen und der ewige Husten, der ihn seit den Bauarbeiten einfach nicht verlassen wollte. Vielleicht sollte er doch einmal einen Arzt aufsuchen. Schliesslich gab er auf und vertiefte sich ins Gebet.
    Als er sich gestern auf den Gottesdienst vorbereitet hatte, hatte er festgestellt, dass seine Kreuzkette verschwunden war, die ihm einer der Lehrer aus Judäa geschenkt hatte, und die er - bis er nach Rom gekommen war, stets am Körper getragen hatte. In letzter Zeit lag sie aber in seinem Arbeitszimmer herum und nun war sie weg. Doch Glabrio dachte sich nicht viel dabei, am allerwenigsten dachte er an die Frau, die sich vor einiger Zeit hier hineinverirrt hatte. Er vermutete vielmehr, dass das Kreuz in einer der Schriftrollen lag. Vielleicht hatte er sie abends nach dem Studium der Psalmen oder der Berichte des Markus, die er teilweise besaß in einer der Rollen liegen gelassen und war eingeschlafen. Sicherlich würde er die Kette bald wiederfinden.
    An diesem Morgen saß Glabrio an seinem Schreibtisch, einer der Fensterläden stand offen, und der Wind rauschte, hoffentlich würde es nicht zum Sturm kommen. Ein kräftiges Klopfen holte Glabrio aus seinem Gebet und seinen Gedanken und er stand auf, machte das Kreuzzeichen, schloss noch einmal kurz die Augen und eilte dann die Treppe hinunter zur Tür. Zur Zeit wohnten keine Gäste im Haus, was sehr schade war und die Arbeiter und anderen Gäste kamen meist auch erst gegen Mittag. Also war die Tür noch verriegelt. Glabrio öffnete sie und erblickte einen kräftigen Mann in einer ungepflegten Tunica. War es ein früher Gast? Das wäre sehr ungewöhnlich gewesen! Mit grosser Freundlichkeit fragte Glabrio: "Willkommen! Was kann ich für Dich tun, mein Freund?"

    Die Eröffnung der Taberna war gefolgt von einigen sehr anstrengenden Wochen, in denen viel Arbeit getan werden musste. Da er noch immer keine feste Köchin gefunden hatte, half Glabrio im ganzen Haus und war fast den ganzen Tag beschäftigt. Das Geschäft ging nicht schlecht, wenn es auch an manchen Tagen eher schleppend lief. Wenige Gäste hatten bisher bei ihm übernachtet, Fremde kannten doch häufig Menschen in Rom, wenn sie als Gäste kamen und die Armen, die es in die Grossstadt zog, konnten sich kein Zimmer leisten.
    Doch das Essen kam gut an und vor allem unter den Bauarbeitern und benachbarten Handwerkern hatte Glabrio bereits einige Stammkunden gewonnen.


    Als er an diesem frühen und lauen Abend in seinem Arbeitszimmer saß und eine Bestellung für Wein vorbereitete und einige Rechnungen anstellte, stiess er auf den Brief, den sein Freund Loki ihm vor einiger Zeit geschickt hatte. Er laß ihn erneut und war dankbar, dass er auch in dieser hektischen Zeit, in der er sogar selten dazu kam seine Brüder und Schwestern in Rom zu besuchen, auf seinen alten Freund zählen konnte.


    Kurz entschlossen legte er die Rechenaufgaben zur Seite, die ihn sowieso nur vergrämten und machte sich daran, einen Brief nach Germanien zu schreiben.

    Glabrio folgte dem Sklaven und blieb erst einmal mit offenem Mund im Eingang der Bibliothek stehen. So viele Bücher hatte er tatsächlich noch nie gesehen. Auch in den anderen Bibliotheken, die der Schola in Hispanien zum Beispiel, waren lange nicht so viele Bücher gewesen, wie hier. Doch diese wurden verkauft und waren nicht die Sammlung eines Liebhabers. So kehrte ich zurück in die Wirklichkeit und grüsste freundlich den Mann, der offenbar der Verwalter der Bibliothek war.
    "Salve, mein Name ist Petronius Glabrio und ich habe vor einiger Zeit auf dem Markt an deinem Stand um eine erste Auswahl von Klassikern für meine Bibliothek gebeten, die ich aufbauen möchte." Hatte der Mann schon eine Kiste vorbereitet? Würde er Glabrio genauer beraten können? Und würde er ihm vor allem gute Preise machen können?

    Glabrio erledigte die Modalitäten für den Erbschaftsantrag ohne grosse Trauer. Immerhin kannte er den Mann kaum, der verstorben war.



    Ad
    Decemvir litibus iucandis
    Tiberius Aurelius Avianus
    Basilica Ulpia, Roma, Italia


    Salve!


    Ich nehme hiermit das Erbe des Appius Petronius Calenus an. Bei weiteren Ergebnissen der Erbschaftsfrage, wende man sich bitte direkt an mich.


    Marcus Petronius Glabrio


    Na, das war immerhin nicht mehr allzu lange hin, auch wenn Glabrio sich schon etwas ärgerte, dass er die letzte Ausgabe gerade verpasst hatte. Zum Glück - oder besser Gott sei Dank - hatte er ja einige Helfer gefunden, die ihm auch noch etwas länger zur Verfügung stehen würden.
    "Danke schön!", sagte Glabrio zu der Frau, die ihn für extrem wortkarg und womöglich auch für geizig und unhöflich hielt. Das war ihm nicht bewusst, aber er hatte seine Absicht, einen Aushang zu veröffentlichen - wenn auch zu spät - erfüllt und dafür musste er keinen Smalltalk führen.

    Sie hielt ihm die Anzeigen wieder hin. Dabei wollte er doch, dass sie veröffentlich würden. Also winkte Glabrio ab und kramte stattdessen seinen Geldbeutel hervor und sammelte die genannte Summe zusammen. Dann reichte er ihr die Summe und fragte: "Wann wird denn die nächste Ausgabe erscheinen... oder besser wann werden diese Anzeigen geschaltet werden?"

    Es war soweit. Morgens war Glabrio schon früh aufgestanden und hatte die letzten Vorbereitungen getätigt. Zur zweiten Stunde waren die beiden Frauen und der Junge aus der christlichen Gemeinde gekommen, die sich bereit erklärt hatten, für einige Zeit zu helfen. Glabrio selbst half in der Küche mit. Zur Mittagszeit schliesslich öffnete er den schweren Holzladen, der die breite Öffnung zur Strasse hin verschloss und die Tür. Neben der Tür hatte er ein Schild angebracht, auf dem zu lesen war: Taberna Petronia Darunter war ein Fisch abgebildet.
    Hinter dem Tresen zur Strassen hin stand nun der stolze Besitzer und verteilte Puls, Linsensuppe und Fischsaucen zu halben Preisen an die hungrigen Arbeiter und Nachbarn, die vorbeigekommen waren. Die Gästezimmer waren ebenfalls bereit, allerdings noch nicht vergeben.

    Ja, ein bisschen verwirrt war Glabrio manchmal. Gerade in letzter Zeit kam das hin und wieder vor.
    Er folgte der Dame und setzte sich auf ihr Geheiss.
    "Das ist sehr bedauerlich.", stellte Glabrio in Bezug auf den Redaktionsschluss fest. Doch dann besann er sich und reichte der Flavierin die beiden Entwürfe, die er mitgebracht hatte.



    Taberna Petronia
    -- Neueröffnung --


    Komfortable Einzel- und Mehrbettzimmer
    Römische und internationale Küche
    Fischspezialitäten
    Und das alles zu unglaublich günstigen Preisen!


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    In der Taberna Petronia bist Du herzlich willkommen!




    Ab sofort einzustellen:Koch/Köchin, zuverlässiges und kundenorientiertes Bedienungspersonal
    Interessenten melden sich bitte bei der Taberna Petronia

    Eine hübsche Frau öffnete Glabrio, der Türsteher hingegen verschwand, nachdem er ihn eingelassen hatte.
    "Salve, mein Name ist Marcus Petronius Glabrio! Ich würde gerne zwei Anzeigen in der nächsten Ausgabe der Acta in Auftrag geben. Wie teuer wäre das und wann erscheint die nächste Ausgabe?"

    Heute war es endlich soweit! Die Bauarbeiten waren alle abgeschlossen. Die Gasträume waren fertig gestrichen und sogar schon von Tischlern ausgestattet worden. Die Küche war fertig und blitzblank, sie wartete nur noch auf eine gute Köchin. Seine eigenen Gemächer und die verschiedenen Arbeitszimmer sowie die Bibliothek waren schon länger frei von Bauarbeitern. Der Garten im kleinen Innenhof wurde angelegt und der Innenraum der Taberna war vollgestellt mit Tischen und Klinen, alles war bereit... Lediglich der Andachtsraum mit der geplanten Glasfassade hatte Glabrio zurückgestellt.
    Der Lärm wich, nur der Husten blieb und quälte Glabrio sehr.
    Doch er ignorierte es weitgehend und freute sich stattdessen auf die baldige Eröffnung seiner Taberna. Die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren. Es gab so viel zu tun.


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    Glabrio wich unwillkürlich einen Schritt zurück, als der grimmige Sklave ihm öffnete. Doch dann sagte er mit leicht belegter Stimme: "Ich bin hier um Bücher zu kaufen..." Hoffentlich reichte das, und der Mann würde ihn nicht auffressen.

    Bitte in Alexandria, Tarraco, Mogontiacum, Misenum, Mantua aushängen.




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