Beiträge von Marcus Flavius Aristides

    Sklaven trugen auf, bedienten die Gäste, ebenso spielten die Musikanten weiter ihre sanften, doch fröhlich melodischen Klänge. Mit halbem Ohr vernahm Marcus die Unterhaltung gleich neben an, bot doch die Aufteilung des maiordomus genug Spielraum, um sowohl an der einen oder anderen Unterhaltung teilzunehmen. Dennoch und gleichwohl es um Krieg ging, wandte sich Marcus dem fern, denn davon würde er wohl baldig genug noch erfahren. Stattdessen nickte er breit lächelnd auf die Worte des alten Herrn hin. Ein Sklave reichte ihm just einen Becher mit Wein und Marcus betrachtete schmunzelnd die junge Claudia, dem vortrefflichen Mädchen. Wo der alte Herr Recht hatte, da hatte er eindeutig Recht.


    „Fürwahr. Da kann ich Dir in keiner Weise widersprechen, Claudius. Außer womöglich mit dem Mädchen.“


    Immer noch schmunzelnd nickte Marcus. Irgendwas, was Epicharis erwähnt hatte, klingelte noch in Marcus Ohren. Ah ja, Baiae. Hatte sie nicht gemeint, ihr Verwandter käme von dort. Marcus nahm einen Schluck von dem kampanischen Wein, kostete ihn in seinem Mund aus und befand: Schlecht war er wirklich nicht. Sogar recht formidabel, aber insgeheim hatte Marcus einen Faible für die weiter südlich gelegene Weingebiete.


    „Sag, Claudius, Deine Nichte erwähnte, dass Du aus Baiae kommst?“


    Marcus sah ihn grübelnd an, wusste nicht so recht, ob dieser ihm bekannt vorkommen sollte. Marcus hatte ein mieses Namensgedächtnis und nur eine marginal bessere Erinnerungsfähigkeit für Gesichter- zumal er sich um ältere Herren nie geschert hatte, es sei denn sie warfen sich an seine Mutter ran. Dann kamen all sein Zorn und Wut über sie. Marcus gedachte in jenem Augenblick an seinen Sohn und hoffte inständig, daß dieser nicht den Ingrimm in der Verfolgung solcher familiären Eindringlinge- wie Marcus alle Verehrer seiner Mutter betrachtet hatte- besaß. Einer der mütterlichen Verehrer war sogar eines Unfalls wegen gestorben. Marcus war sich bis heute nicht sicher, ob der Dorn unter dem Sattel, den er und Hannibal dort am Morgen platziert hatte, Schuld war oder doch eine Schlange, wie die Sklaven später behauptet hatten. Marcus trank schnell einen Schluck bei dieser unangenehmen Erinnerung.


    „Kann es sein, dass Du erst vor ein paar Jahren nach Baiae gezogen bist? Dann kennst Du sicherlich meine Mutter? Flavia Agrippina?“


    Wer als Patrizier in Baiae wohnte und nicht sich wie ein Eremit in eine Bibliothek zurückzog, der kannte seine Mutter mit Sicherheit, so meinte Marcus zumindest. Schließlich veranstaltete sie großartige Feste und pflegte alles, was Rang und Namen hatte mindestens einmal einzuladen, es sei denn der Gast benahm sich unmöglich. Dann kam er auf die rote Liste seiner Mutter, was fast einem gesellschaftlichen Tod in Baiae gleichkam- so Marcus feste Meinung und manche Erfahrung. Er erinnerte sich noch gut an den unverschämten Aemilier.


    Die Musik wurde schneller und Trommeln geschlagen, gerade traten zwei dunkelhäutige Sklaven auf, eine junge Frau und ein Mann, die sich zum Takt der Trommeln in höchst exotischer Weise bewegten und einen Tanz, der aus dem fernen Africa nach Rom getragen wurde, darboten. Ebenso wurden weiterhin verschiedene Speisen aufgetragen. In Honig gebratene Wachteln, mit Kräutern bestrichene Täubchen, Perlhühner in einer goldbraunen Kruste gehüllt und mit den ersten Früchten gefüllt, zartes Ziegenfleisch in einer pfeffrigen Soße und andere kulinarische Speisen, wozu mal kräftiger, dann wieder lieblicher Wein gereicht wurde.


    Marcus, der sich selten ein gutes Essen entgehen ließ, hatte natürlich auch gleich einen Teller mit allerlei Auswahl auf dem flachen Tisch vor sich. Aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus eine junge Frau, welche wieder die Feierlichkeit verließ, hob verwundert seine Augenbraue. Denn die junge Frau war ihm weder bekannt, noch konnte er sie wirklich einordnen. Doch nur unwesentlich irritiert, wandte er sich wieder den anderen Gästen zu, winkte dabei mit einer Hand Aquilius zu.


    „Caius, komm, setzt Dich doch zu uns.“


    Am Rande bemerkte Marcus ebenso, daß seine Tochter immerhin doch Platz genommen hatte und scheinbar am Fest teilnahm, was Marcus erleichterte. Immerhin eines seiner Kinder, was ihn nicht im Stich ließ. Marcus aß ein paar Happen, genoß das zarte Perlhuhnfleisch und bedauerte jetzt schon die harte Zeit, wo er all die Entbehrungen eines Feldzuges ertragen müsste, von einem harten Lager bis hin zu miserablem Essen. Doch im Moment wollte Marcus lieber nicht an all das denken. So wandte er sich wieder leichteren Gesprächen zu und somit wieder den Gästen in der Runde.


    „In Mantua ist man stets gut von allem Geschehen abgeschieden. Was ereignet sich denn zurzeit in Rom? Ich habe gehört, es waren Spiele? Waren sie gut? Ich glaube, mein Neffe hat sie arrangiert…“


    Marcus sah sich suchend nach Furianus um, konnte ihn in dem Augenblick nicht entdecken.

    Zitat

    Original von Decima Valeria
    Fakt ist, dass Myrtilus selbst angegeben hat, dass dieser Lebenslauf lediglich zur Bereicherung des Rollenspiels dienen soll und zu nichts weiterem. Er hat sich gewiss keine Vorteile dadurch erhofft, denn was sollte sonst der SimOff-Kommentar, er hätte den ja auch weglassen können. Bedauerlicherweise hat Tiberius Durus den Hinweis, dass es sich um eine fiktive Geschichte handelt, im Senat unter den Tisch fallen lassen und damit hat er vielleicht indirekt einige Spieler hinter den Senatoren in ihrer Abstimmung beeinflusst.


    Dem Spieler soll es ja nicht mißgönnt sein oder deswegen angeklagt werden, also nicht von meiner Seite aus. Zumal er sich ja wohl, wie es scheint, die Erlaubnis der Spielleitung eingeholt hat. Dann wird es ja auch in Ordnung gehen, nur steht wohl mehr das Prinzip, aber nicht der Claudier hier in Frage. Aber man kann es auch durchaus so sehen, daß es nun mal fakt sein könnte, daß er mit dem Hintergrund einfach gut dastehen wollte. Denn man kann sich durchaus auch einen Lebenslauf ausdenken, wo man nicht vom Himmel fällt wie ein Neugeborener, es dennoch eine Bereicherung für das Spiel sein kann, ohne groß Posten und Militärkarriere dahinter zu packen. Aber mit einem solchen Lebenslauf, wie jetzt bei dem Claudier, hat man halt schon im Leben etwas erreicht, was einen faktisch besser da stehen läßt als wenn man auf Reisen war, ein Privatgelehrter und Ähnliches. Somit ist das nicht nur lediglich eine Bereicherung des Spiels, sondern eine Aufwertung des eigenen Status.


    Sicherlich darf man aber auch nicht vergessen, daß es durchaus für einen Patrizier sehr viel schwerer ist, sich einen passenden Lebenslauf zu basteln, wenn man die Jugendjahre überschritten hat. Man kann keinen Beruf erlernt haben, kann nicht sagen, daß man sein Leben lang Schmied war und nun sich anders orientieren will oder Ähnliches. Bei einem Patrizier sind immer gewiße Erwartungshaltungen da, wobei man dennoch auch auf die Verhältnismäßigkeit achten soll, bedenkt man, daß es selbst für einen Spieler nicht immer einfach ist, so eine Karriere, wie angegeben, hinzulegen. Egal ob Ritter oder Patrizier.

    Zitat

    Original von Marcus Decimus Livianus
    SIMON würde ich mich als Aussenstehender eher Fragen, was er falsch gemacht hat, dass er als Probatus anfangen musste. :) Im Zuge der letzten Reformen haben wir ja schon lang und breit darüber gesprochen, dass es eine Karriere vom Probatus zum Legatus (oder sonst was) eigentlich nicht gab. Es ist also jeder ID überlassen, wie sie diesen Lebenslauf SIMON sieht... entweder man denkt sich... wow, ein ehemaliger Praefectus Classis.... oder man denkt sich.... bei wem ist der wohl in Ungnade gefallen, dass er als Patrizier ganz unten anfangen musste..


    Also, dazu muß ich nun doch auch noch was schreiben. Ehrlich gesagt, find ich das nicht in Ordnung, daß man im Nachhinein die Karriere als Patrizier derart defamiert und sie als in Ungnade gefallen bezeichnet, weil man als probatus angefangen hat. Daß es nicht historisch war, gut. Aber es war Fakt im IR, daß man hier als Patrizier genauso anfangen mußte wie auch Plebejer. Daß es mit der Reform anders ist, ist erst jetzt so. Früher war es SimOn nicht möglich und SimON die Regel, ob historisch oder nicht historisch. Und wenn der Claudier dies mit dieser Berücksichtigung so beschreibt, finde ich das sogar passend. Schließlich war die Gesetzeslage noch vor kurzem anders.


    Gut, ich schreibe das nicht aus Selbstlosigkeit, denn ich finde es schon übel, wie über Figuren SimON plötzlich so herablassend geredet wird, die noch nach der alten Gesetzeslage im Militär gedient haben. Noch vor einem Jahr zb. war es nicht abzusehen, daß sich das im Militär ändert.


    So, aber nun noch zu den Ämtern:
    Ehrlich gesagt finde ich den Hintergrund auch ein wenig arg hochgegriffen. Mußte es gleich tribunus und praefectus sein? Warum konnte er nicht eine Priesterlaufbahn wählen, etwas, was auch durchaus zu dem Augur dann gepaßt hätte. Und einen Nachteil mit einem weniger imposanten Lebenslauf hätte es sicherlich nicht gegeben, schließlich hat Annaeus Sophus es auch zum Augur geschafft ohne so einen Background.

    Mit wachsender Zufriedenheit betrachtete Marcus das Tun der beiden Soldaten vor sich, gleichwohl es das erste Mal war, daß sie an einem Opfer teilnahmen und zwar als Gehilfen des Priester, welcher Marcus indes nicht war, aber dessen Aufgabe er nun mal übernommen hatte, verhielten sich die beiden Männer doch sehr geschickt und strebsam im Niederschlachten des Tieres. Marcus neigte den Kopf als das Blut über den Stein vor dem Altar schoß und trat noch mal einen Schritt zurück, denn das warme Blut gierte nach dem Zipfel seiner reinen weißen toga. So umspülte es nur die Spitze einer seiner calcei, vermochte jedoch noch nicht mal das dicke Leder zu durchdringen. Mit einigen Anweisungen, leise gesprochen, deutete Marcus Priscus den Bauch noch aufzuschlitzen und Cunctator die Eingeweide hervor zu holen, die Marcus auf einen silbernen Teller legen ließ. Da war auch schon der entscheidende Moment gekommen. Marcus sah auf die Organe hinab und wurde sich erst da bewusst: Wie las man überhaupt in den Organen? Schnell verzog Marcus sein Gesicht zu einer nachdenklichen Miene, gab leise immer wieder ein: „Mhm!“ oder ein „Mmm?“ von sich, um die Zeit zu überbrücken in der er rätselte, was er denn da vor sich hatte. Also, die Leber erkannte er sofort. Die hatte er oft genug auf dem Teller gehabt. Marcus liebte Leber, besonders Gänseleber und das noch eingelegt in dem Schmalz des Schweines…schnell wandte er den Gedanken von Essen zum Opfer zurück und runzelte die Stirn. Die Leber kannte er auch roh und war somit nicht erstaunt. Aber was war das daneben? Die Milz? Oder doch ein anderes Organ? Marcus hatte nicht die blasseste Ahnung. Denn obwohl er im Opfern geübt war, so war im Hause der villa Flavia in Baiae immer ein Eingeweidenbetrachter hinzu gezogen worden, was Marcus im Vorfeld nicht bedacht hatte. Marcus griff mal zaghaft zu der Leber und drehte sie um. Sah durchaus lecker aus, womöglich vermochte das Mars ja zu beeindrucken. Marcus wäre auf jeden Fall das Wasser im Mund zusammengelaufen, wenn nicht die ganze Konzentration und die übrigen Eingeweide ihn daran hinderten. Einige Male stocherte Marcus hin und her und kam schließlich zu einem Entschluß. Seine Mutter pflegte manchmal zu sagen: Der Eindruck ist alles, wen interessiert da noch der Inhalt. So oder ähnlich hatte sie sich ausgedrückt, sicherlich noch eloquenter als es Marcus selbst in seinen Gedanken vermochte. So drehte sich Marcus zu den Soldaten um, schaffte es sogar ein einigermaßen glaubhaftes Lügengesicht aufzusetzen, wenn auch seine linke Augenbraue zuckte.


    Litatio. Mars hat unsere Gaben angenommen und der Segen ist für die centuria gewiß!“


    Ein Trillern von Flöten untermalte dies und Marcus drehte sich wieder um und warf die Opferinnereien und die Stücke für Mars in das Kohlebecken, wo sie brutzelnd und zischend verbrannte. Leise flüsterte Marcus etwas zerknirscht und schuldbewußt.


    „Entschuldige Mars, ich hoffe, das war in Deinem Sinn.“


    Marcus hoffte, daß der Kriegsgott seine ehrlichen Absichten ihm gegenüber verstand. Nur wollte er nicht gerade vor seinen eigenen Soldaten zugeben, keine Ahnung vom Eingeweidelesen zu haben. Marcus sah noch, bis das letzte Fleisch schwarz angelaufen war und sah wieder zu den Soldaten.


    Milites, greift euch den Ochsen und zerlegt ihn. Der wird heute von uns verspeist werden. Und in der Kiste da ist noch zusätzliches Fleisch. Bedient euch, aber zuerst machen wir das hier noch sauber und kehren dann wieder zu den contubernia zurück. Age!“


    Marcus streifte sich die toga vom Leib und legte sie zu der Kiste mit den Utensilien zurück, ehe auch er anpackte, um den Ochsen auf einen Karren zu hieven. Und so wurde der Platz wieder geräumt und alles zur Mannschaftsunterkunft gebracht, wo kurze Zeit später das Fleisch am Brutzeln war. Brot und Bier wurden zu dem Essen angereicht und schon später waren die Näpfe der Soldaten mit dem Fleisch gefüllt. Marcus trat zu den beiden Gehilfen beim Opfer und nickte ihnen freundlich zu.


    “Sehr gut gemacht, optio. Und auch Du, miles. Ich bin sehr zufrieden mit euch.“

    Ein sanftes Klingeln von kleinen Glöckchen schallte durch das peristylium. Junge Sklaven, Mädchen und Jungen, die noch nicht das Alter von erwachsenen Unfreien erreicht hatten, traten mit federleichten Schritten in den Innenhof. Auf ihren Händen trugen sie Servierbretter aus massivem Silber, auf denen Kelche aus ägyptischem Glas standen, die mit dem Willkommenstrunk gefüllt waren. Ein Gemisch aus einem kräftigen Wein aus Hispania, gewonnen aus flavischen Trauben, und einen würzigen Honig. Dem Wein haftete noch der dezente Beigeschmack nach dem wilden Hispania, mit einem sublimen Hauch von Lavendel an, der Honig versprach Erinnerungen an einen lichten und doch alten Wald. Mit niedergeschlagenen Augen, dennoch die Füße wohl gelenkt auf den Boden aufgesetzt, um niemanden anzustoßen, reichten die Sklaven die Kelche mit dem mulsum an die Gäste weiter. Erst als auch noch der letzte Gast versorgt war, entschwanden die jungen Sklaven mit den silberhellen Glöckchen an ihren Fußgelenken. Noch ehe seine Verlobte zu einer Antwort ansetzen konnte, Marcus Neugier zumindest im Ansatz gestillt wurde, füllte sich der Raum abermals, während die Gespräche- nachdem auch das letzte Zeugnis der Unverschämtheit seines Sohnes aus den Augen gebracht war, nämlich die ohnmächtige Leontia- wieder auflebten. Marcus atmete einen Moment tief ein und erblickte einen Mann, bei dem er wohl nicht den nomenclator gebrauchen würde, wenn auch dieser umgekehrt ihn wohl kaum kannte. Aber Marcus hatte den ehemaligen legatus der Provinz Germania noch gut in Erinnerung. Damals war Marcus nur ein unbedeutender Legionär gewesen- gut, jetzt war er nur marginal bedeutender- und somit noch nicht mal zu dem kleinen Umtrunk im castellum geladen gewesen. Aber das war nun auch schon eine Weile her, wenngleich der Senator nur der toga wegen etwas ungewohnt in Marcus Augen wirkte. Dennoch deutete er Epicharis dezent- so subtil es Marcus mit seiner Art überhaupt vermochte- mit ihm einige Schritte weiter zu gehen und trat auf Decimus Meridius zu. In Angesicht der bedeutenden Leistungen jenes Mannes müsste sich Marcus noch viel bedeutungsloser vorkommen, aber das war er- als Patrizier- gewöhnt und hatte in dieser Hinsicht auch keine aufkeimenden Komplexe.


    „Salve, Senator Decimus. Willkommen auf unserer Verlobungsfeier. Meine Verlobte, Claudia Epicharis kennst Du sicherlich noch nicht?“


    Marcus war sich durchaus bewusst, daß der Senator ihn wohl auch kaum kennen würde, aber sich durchaus vorstellen könnte, mit wem der Senator es zu tun hatte, wenn Marcus Epicharis als seine Verlobte bekannt gemacht hat. Marcus fand das einen sehr, sehr raffinierten Schachzug, wenn er im Grunde doch etwas plump war- in mancher Hinsicht dachte Marcus zu gradlinig, in Anderer einfach zu verwinkelt, so daß nicht immer der beste Schlachtplan in den sozialen Belangen herauskam.


    „Es ist mir eine große Ehre und Freude, Senator, Dich in der villa Flavia begrüßen zu dürfen. Wie ich vernommen habe, bist Du erst kürzlich aus Germania nach Rom zurückgekehrt?“


    Aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus, daß sich die zahlreichen Gäste schon anfingen zu unterhalten und vermisste in jenem Augenblick seine Mutter schmerzlich, denn auf solchen offiziellen Veranstaltungen war sie viel befähigter das Fest wie am Schnürchen durch zu organisieren, so daß die Gäste selber nicht merkten, wie sie durch das Programm des Abends geführt wurden. Marcus hatte die Fähigkeit von seiner Mutter nicht geerbt. Aber wozu hatte man denn Sklaven? Ein älterer Mann, festlich gekleidet in einer rotbraunen tunica mit einer paenula aus reinem weißen Stoff wie eine toga gebunden- es stellte so etwas wie ein maiordomus für den heutigen Abend dar- schlug mit seinem goldenen Zeremonienstock kräftig auf den marmornen Boden.


    “Verehrte Gäste, werte Freunde der Familie der Flavier und der Claudier, hochgeschätzte Verwandte des Paares, zu dessen Ehren wir heute die Feier zelebrieren, so tretet herbei und lasset Euch die Speisen und den Trank munden, genießet das Spiel der Musikanten, die Vergnüglichkeiten zwischen dem Mahl, feiert und habt Freude an diesem Abend.“


    Der maiordomus schritt zur Seite und die Mädchen und Knaben traten wieder in großer Zahl heran, knieten sich neben jeder Kline auf den Boden und trugen auf ihren Händen bunt gemalte Schüsseln, in denen Wasser mit schwimmenden Blütenblättern enthalten waren. An den Tüchern, die ihnen über den Schultern lagen, konnten sich die Gäste ihre Hände waschen, auch würden die Sklaven ihnen, sobald sie ihre Hände in das Nass getaucht hatten, die Füße mit sorgsamen Bewegungen mit dem kühlen Wasser der Schüsseln erfrischen. Die Klinengruppen- oder auch Korbstühle, je nachdem wie sich die Frauen entscheiden wollten, es lag ganz in ihrem Ermessen- waren stets in einem Halbrund aufgestellt, damit den Gästen der Blick in die Mitte des Innenhofes frei blieb, in der die Musikanten spielten, aber auch noch Platz für andere Darbietungen war. Marcus, dessen Aufmerksamkeit durch den Haushofmeister kurz abgelenkt war, wandte sich wieder an Meridius.


    „Vielleicht führen wir doch unsere Unterhaltung bei Speis und Trank fort.“


    Einladend deutete Marcus auf einer der Klinengruppen, ging voraus und nahm Platz. Seine Finger tauchten wie beiläufig in das kühle Wasser, wusch sich mehr symbolisch den nicht vorhandenen Dreck von den Fingern und trocknete sie dann an dem Tuch ab. Der Sklave, mit den Blick auf dem Boden, kniete sich neben Marcus Füßen nieder. Marcus, dessen schon seit Kindheit gewohnt, bemerkte den Sklaven dann kaum noch. Die Klänge einer Harfe vereinten sich ein einem harmonischen Spiel mit einer fröhlich spielenden Flöte. Dezent und mit dienstbeflissener Art führte der maiordomus die Gäste zu den Klinengruppen. Schon während man sich die Hände reinigte, traten groß gewachsene Sklaven herein, die schwere Platten heran brachten und die Speisen und Karaffen- gefüllt mit einem hellen Rotwein, dazu getrennt Wasser, um den Wein noch zu mischen- auf die Tische absetzten. Gefüllte Eier wurden mit frischen Meeresfrüchten- die eilig auf gekühltem Eis nach Rom gebracht worden waren- aber auch gefüllte Weinblätter und Oliven dargeboten. Zahlreiche kleine kulinarische Speisen, scharf und mild gewürzt, sollten mehr den Appetit anregen als wahrlich zu sättigen. Marcus hatte noch den Kelch mit mulsum in der Hand- wie er dahin gekommen war, hatte Marcus nicht wirklich in Erinnerung- und trank einen Schluck ehe er zu dem Wein zu wechseln gedachte.


    „Nun, Senator, was meinst Du, wie wir den Wein heute Abend verdünnen sollen?“






    Sim-Off:

    Jedem ist natürlich frei gestellt, zu wem und wo er sich setzen mag.

    Ohne wirklich das Feuer zu sehen, betrachtete Marcus die züngelnden Flammen, die durch das Holz, welches Avitus nachgelegt hatte, wieder höher und gieriger stiegen und in einer liebenden Umarmung das Feuerholz umschlangen. Meditativ mutete das Feuer an, indes sah Marcus auf und zu dem ersten centurio und nickte andeutungsweise. Marcus dachte einen Herzschlag nach, atmete tief ein und kratzte sich am Nacken, wiewohl es nicht juckte, aber bei ihm eine Mischung aus Ratlosigkeit und Verwirrung darstellte.


    „Ja…Tausende von Reitern mit Bögen. Das wird nicht sehr einfach werden, zu dem auch noch die Hitze des Landes, die feindlichen Bewohner. Aber womöglich überschätzen sich die Parther auch, schließlich sollen sie in Armenia eingefallen sein. Wenn wir ihnen den Rückzug abschneiden und dann sie angreifen, werden sie genauso demotiviert sein…“


    …oder noch viel wilder, weil sie verzweifelt waren. Männer, die keinen Rückzug hatten, wussten, daß sie um Leben und Tod kämpfen mussten, daß sie keine Möglichkeit hatten, außer zu siegen. Es war nicht das erste Mal, daß selbst eine kleine Truppe eine größere Streitmacht aus diesem Grunde besiegen sollte und wohl auch nicht das letzte Mal, selbst Jahrhunderte später sollte das so sein. Doch Marcus wollte die Schwarzseherei nicht laut aussprechen. Warum auch, schließlich würden sie in den Krieg ziehen und die Strategie würde von dem Kaiser und legatus getroffen werden. Und groß Sorgen über die Kampfkraft der ersten Legion machte sich Marcus auch nicht, im Kampf würde es sich schon beweisen und zu viele Grübeleien diesbezüglich brachten nun auch nichts mehr. Um dem Ausdruck zu verleihen- mehr unwillkürlich- zuckte Marcus mit der Schulter und sah in Richtung des Weinspendierenden centurio, dessen Rückweg Avitus bereits angedeutet hatte. Doch er war nicht in Sicht und somit das gute- oder auch schlechte- Tröpfchen ebenso nicht. Zustimmend nickte Marcus auf die Feststellung zu Cyprianus Wirken und Werken in Zukunft. Die Legionen hatten in den vergangenen Generationen auch schlimmere Dinge als unfähige tribuni überstanden, somit war es auch nicht sonderlich schlimm, sollte sich dieser Cyprianus als ein fauler Apfel im Korb erweisen. Marcus seufzte leise, Ungewissheit, Warten, das war wohl das Schlimmste. Seine Augenbraue wölbte sich in die Höhe und verwundert sah Marcus auf, musterte Avitus, um in seiner Miene ein Zeichen nach Schalk zu entdecken. Aber die Frage war wohl ernst gemeint. Marcus zuckte mit der Schulter, denn eigentlich hatte er es nicht sonderlich eilig. Viele unerledigte Dinge harrten noch auf seine Arbeit, viele familiäre Pflichten galt es noch zu tätigen. Wie sollte er da hoffen wollen, bald abzureisen?


    „Nein, eigentlich nicht. Der Krieg wird kommen, wenn die Götter es so wollen. Dann, wenn es passt oder nicht, aber wir können nichts anderes tun als uns dem Schicksal in die Hände zu übereignen. Oder sagen wir besser: Unserem legatus und dem göttlichen Kaiser.“


    Prüfend taxierte Marcus die anderen Männer, sah die frostigen Ausdruck von Bruseus, denn dieser war gar nicht erpicht auf den Krieg, und betrachtete auch den von Avitus. Ob dieser ein Liebchen hatte, wie sein scriba es ausgedrückt hätte, oder sonst jemanden, der ihm sehr wichtig war, das wußte Marcus nicht. Er wußte eigentlich fast gar nichts über den primus pilus, war dieser doch- wie er fand- ein oft zurückhaltender Mann, wenn es um die privaten Angelegenheiten ging. Von Bruseus wußte er zumindest, daß er mehrere Frauen in Mantua mit seinen Besuchen „beehrte“ und keine war davon eine lupa. Genauso hatte Marcus mittlerweile alle Kinder von Bruseus kennen gelernt und so manch eine Verwandte seiner Frauen, die ihm Bruseus als Verbindung andrehen wollte. Dieser glaubte wohl, Marcus Name könnte einen nicht unbedeutenden Einflussfaktor für ihn und seine Familie bedeuten. Marcus schmunzelte bei dem Gedanken.


    „Das Schwierigste wird wohl sein, die Familie zurück zu lassen. Hmm…“


    Gerade als Marcus an Feldpost dachte, mit der man sich immerhin weiter mit seiner Familie verständigen konnte, kam ihm ein anderer, sehr unangenehmer Gedanke.


    “Es werden wohl auch einige Prätorianer mitkommen, oder? Ist schon bekannt, wer sie anführen wird?“


    Nicht dieser Caecilius, nicht dieser Caecilius! Inbrünstig und lautlos stieß Marcus die Worte gen Himmel und war nahe dran, Mars noch mal einen Stier zu versprechen, wenn dieser sich ihm erbarmte.

    Schnell aufflammend, aber auch leicht wieder abebbend war Marcus in der res amatoria. So konnte es ihm leichthin passieren, daß er sich Hals über Kopf und schnell in eine Frau verliebte, meist hatte er sie jedoch schon wieder nach einigen Wochen, mehr noch nach wenigen Tagen vergessen, ebenso ihren Namen. Bei Lucilla war Marcus länger verliebt gewesen, womöglich, weil er sie nach dem Fest nicht mehr wieder gesehen hatte und daher sehr verklären konnte. Marcus Augen blitzten somit sehr fröhlich auf, wähnte er sich doch schon in wundervoller Gesellschaft und womöglich konnte er Lucilla weiter umgarnen an jenem Abend. Doch jäh wurde Marcus aus allen Träumen heraus gerissen, die Lucilla betrafen und schon vor seinen inneren Augen aufstieg, denn schmerzhaft bohrten sich Fingernägel in seinen Arm hinein. Nicht des unbedeutenden Schmerzes wegen, sondern weil Marcus es schlicht nicht erwartet hatte, holte er tief Luft und sah zur Seite, dem Quell dieses Schreckens. Es war tatsächlich seine Verlobte. Himmel und alle guten Geister! , schoß es Marcus in den Geist. Hatte sie es gerochen, daß sich etwas hier anbahnen könnte? Wo…überhaupt…warum? Marcus sah etwas verdattert drein, denn mit seiner Verlobten hatte er bei der Feier wahrlich nicht gerechnet. Hatte sein praefectus sie gar eingeladen? Marcus atmete tief ein, konnte jedoch nicht verhindern, daß er ertappt aussah. Er warf Epicharis ein schwaches Lächeln zu und verstand kein Wort, was Lucilla von sich gab. Irgend so ein schreckliches Frauenthema…Schminke oder Kleider, oder so! Marcus war jedoch mehr dabei, nach jemandem Ausschau zu halten, der ihn aus dieser Situation retten konnte. Denn den Abend mit der Frau, in der er verschossen war, und seiner Verlobten gemeinsam zu verbringen würde wohl eine wahre Tartarusfahrt werden. Marcus fand aber niemandem, der ihm aushelfen konnte. Zudem sprach ihn Lucilla auch noch an. Marcus sah zu ihr, etwas verständnislos, bis ihm die Frage aufging.


    „Ähm…nun, eigentlich kenne ich die Braut nicht, deswegen kann ich wohl kaum etwas dazu sagen, ob sie nette Männer bevorzugt.“


    Herrje, ihm fielen auch nur dümmliche Antworten ein, befand Marcus und sprach schnell weiter, um jene zu überspielen.


    “Ja, der Bräutigam wird wohl ihr Mann werden…“


    Marcus hätte sich an die Stirn greifen können, denn seine Worte wurden von Mal zu Mal schlimmer. Marcus holte tief Luft und versuchte die Fassungslosigkeit, die ihn derart aus dem Konzept brachte, zu überwinden. Es gelang ihm nicht gut.


    „Der praefectus castrorum, mein Vorgesetzter. Er gehört zu den Soldaten, die mit aus Germania zur legio prima versetzt wurden. Und er ist zwar ein seltsamer Kauz, aber ein sehr gebildeter Mann und recht anständig. Ich würde ihm zumindest in jede Schlacht folgen…“


    Daß das wohl kaum ein Argument für eine Frau war, einen Mann zu heiraten, ging Marcus gewiß in jenem Augenblick nicht auf. Inständig hoffte er, daß die Hochzeit bald beginnen würde, denn im Moment würde er keine längere Konversation vernünftig bestreiten können. Schwach und unfähig noch Manieren zu offenbaren, nickte Marcus der jungen Frau zu, die hinzutrat.


    "Salve..."

    So sehr das Chaos zuschlug, das Drama weiter seinen Lauf nahm, war Marcus am Rande doch froh, so gesellige Gäste zu haben, die schon mit wenigen Sätzen sich zu einem Gespräch locken konnten. Zudem, dass sein Vetter Gracchus gleich die Musikanten zur Ordnung rief, denn schon ein wenig danach tönten die ersten harmonischen Klänge durch das peristylium und vermochten auch das hecktische Treiben von schnellen Fußschritten, die zu der fallenden Leontia eilten, zu überdecken. Marcus atmete tief ein, wußte er doch, daß sich Aquilius gut um seine Verwandte kümmern würde und wandte sich noch mal seiner Verlobten zu. Denn ihre Worte der Strafe betreffend, zeugte eindeutig von ihrer noblen Art und ihrem liebreizenden Wesen, was er schon im Garten kennen lernen durfte, ebenso in dem kurzen Briefkontakt zwischen ihnen, aber es stand außer Frage: Serenus würde bestraft werden und zwar mit all den Drohungen, die Marcus ihm hatte ausrichten lassen. Sein Sohn würde schon erfahren müßen, daß gewiße Handlungen nun mal zu bestimmten Reaktionen führte. So schüttelte er nur bei Furianus Worten den Kopf, denn so nachsichtig würde er mit seinem Sohn nicht sein. Wenn auch Marcus froh war, daß auch Furianus mit seiner Aussage, die Situation abzuschwächen gedachte. Immerhin konnte Marcus sich auf seine übrige Familie gänzlich verlassen, wenn schon nicht auf seine eigenen Kinder.


    “Er ist alt genug, um zu wissen, was er tut. Nein, das ist unverzeihlich. Aber womöglich sehe ich das bestimmt als sein Vater noch strenger, Lucius.“


    Das Schlimmste schien überstanden und Marcus war seinem zukünftigen Schwiegervater mehr als dankbar für den Humor in der Situation, den er- wenn Marcus ehrlich war- bei dem alt gedienten, ehemaligen Soldaten nicht erwartet hatte. Gerade wollte er sich schon wieder dem normalen Feiergeschehen wieder zuwenden und die weiteren Gäste begrüßen. Ein älterer Herr betrat den Raum, den Marcus nicht einzuordnen wußte als er ein lautes Platsch vernahm. Verwundert wandte sich Marcus um und sah noch den blonden Sklaven mit dem leeren Wasserkrug über der vollkommen nassen Leontia stehen. Dabei trug dieser gar noch einen triumphalen Ausdruck auf dem Gesicht, als ob er grade etwas Großartiges geleistet hatte. Herrje, sind wir nur mit geistlosen Sklaven umgeben? , dachte sich Marcus in jenem Augenblick und seine Nasenflügel erbebten vor Zorn.


    “Wenn Du mich noch mal kurz entschuldigst…?“


    Marcus löste sich von Epicharis und trat zu dem Sklaven, den er mit finsterer Miene, lodernder Wut und flavischer Grausamkeit musterte. Marcus hatte nicht übel Lust, diesem auch noch zweihundert Peitschenhiebe angedeihen zu lassen. Denn so wie er seine liebste, kleine Base kannte, war sie mitnichten glücklich darüber mit vollkommen ruinierter Frisur, verwischter Schminke und nassem Gewand in einer Menge von Feiernden zu erwachen. Marcus Hand erzitterte- er war durchaus schon leicht reizbar durch das Geschenk seines Sohnes- und er hätte fast den Sklaven selbst geschlagen. Er beherrschte sich abermals sehr mühsam und winkte einen Sklaven heran.


    „Trage die junge Dame in ihr Gemach. Und schicke Salambo zu ihr.“


    Nochmals taxierte Marcus den Eunuchen mit seinem zornigen Blick, wandte sich dann um als Leontia von den starken Armen eines Sklaven hoch gehoben und aus dem peristylium getragen wurde. Erst in ihrer Kammer würde sich bestimmt die schöne Salambo um die Patrizierin kümmern. Marcus wandte sich wieder um und ging zu den anderen Gästen und auch dem Neuankömmling zurück. Er warf Epicharis ein abermals entschuldigendes Lächeln zu.


    „Je chaotischer die Verlobung, desto schöner wird die Hochzeitsfeier. Ist das ein Verwandter von Dir?“


    Mit dem Kinn deutete Marcus auf den älteren Claudier.

    In festlicher tunica gekleidet öffnete einer der flavischen Sklaven die porta und sah in das Gesicht des Mannes vor sich, spähte an ihm vorbei und erkannte abermals einer Sänfte, es war nicht die Erste an diesem Abend gewesen, schließlich war schon eine Schar von Gästen gekommen und aus dem Innenhof drangen Stimmen bis zum Eingang, nur kurz getrübt von einer seltsamen Stille. Dem Anlass wegen wußte der Sklave am Eingang, es konnte sich nur um einen weiteren Gast für die Feier handeln. Als der Senator sich auch gerade aus der Sänfte erhob, erkannte der Sklave den Mann natürlich sofort, die Gäste zu erkennen war seine Aufgabe und dafür war er ausgesucht worden. So neigte er höflich den Kopf.


    “Salve, dem Senator und Dir steht die Tür zur villa Flavia mit Freude offen.“


    Der Sklave wartete ruhig, bis auch die Herrschaften an der porta angelangt waren, die er ihnen aufhielt und sich tief vor dem Senator verbeugte.


    „Salve, werter Senator. Sei willkommen. Wenn Du mir bitte folgen möchtest?“


    Nochmalig verbeugte sich der Sklave, der auch wegen seiner dienstbeflissenen Art an die porta gestellt worden war. Dann führte er Herrschaft mitsamt Leibdienern in den Innenhof der villa Flavia.


    Die Stimmen drangen schon von weitem aus dem praetorium als sich Marcus den privaten Teil des legatus näherte. Eigentlich hatte er sich noch in Schale werfen wollen, die toga gezückt und somit passender auf einer Hochzeit gewirkt. Aber der Dienst war ihm dazwischen gekommen, somit hatte er keine Zeit gehabt für das lange Prozedere mit der toga. Schnell mit Wasser hatte er sich erfrischt, seine Rasur nochmals erneuert und dann sich auf dem Weg zum praetorium gemacht, wo er, nach dem er den Wachen der Ersten zugenickt hatte, eintrat und sich im Raum umsah. Seinen Vorgesetzten sah er noch nicht, dafür einige Männer der Reiterei, ebenso einige unbekannte Gesichter, was Marcus nicht sonderlich erstaunte. Er kannte zwar Plautius, doch weder die Braut noch deren Bekanntschaft und Verwandtschaft…bis auf…ja…Avitus trug doch denselben Namen? Ob das ein Zufall war. Grübelnd trat Marcus hinein, winkte einen Sklaven heran und ließ sich einen Becher vom Appetitmacher reichen. Wobei das bei Marcus nie notwendig war, der konnte jederzeit und immerzu essen. Gut gelaunt schlenderte Marcus durch die Reihen der Gäste als er erstarrte.


    Schwarze, glänzende Haare, die Hautfarbe von sattem Gold oder dem warmen, feinen Sand im Sonnenschein, dunkle Augen, die fröhlich ihren Esprit verstrahlten, und eine anmutige Gestalt, die ihm tief in sein Gedächtnis gebrannt wurden vor doch nicht allzu kurzer Zeit- Decima Lucilla. Marcus atmete tief ein und sah die Frau an, die er in seinen Gedanken schon schlecht hin als die Traumfrau erhoben hatte. Eine, die alles, was Marcus begehrte und verlangte in sich vereinte. Witz und Humor, genau der Typ von Schönheit, den er so sehr mochte- kein blasses Mädchen- dazu noch eine erfrischende und fröhliche Art, die anzustecken und verzaubern vermochte. Marcus war glatt versucht den Becher auf das Tablett zurück zu stellen, sich um zu drehen und schnell die Hochzeit zu verlassen. Schließlich hatte er erst kurz vorher seine eigene Verlobung zelebriert. Aber Marcus konnte nicht. Er starrte Lucilla von hinten an, bemerkte, daß ihm der Mund offen stand und schloß ihn eilends wieder. Vielleicht war es auch eine Fügung, ein Wink der Götter, daß sie ihm die Frau, von der er noch lange geträumt hatte, deren Name ihm gut in Erinnerung war, kurz vor dem Krieg noch mal vor Augen führten. Marcus atmete tief ein, straffte seine Gestalt und sah an seiner Rüstung herunter. Immerhin trug er eine gute rote Militärtunica und hatte sich noch mal gewaschen, während sein Sklave die Rüstung poliert hatte. Ein Lächeln trat auf sein Gesicht und er trat an die Seite von Lucilla.


    „Das Brautpaar kann glücklich sein, denn wie ich sehe, ist Venus herab gestiegen ihnen den Segen persönlich zu bringen. Salve, Decima Lucilla.“


    Wieder sprach er ihren Namen genüsslich aus und lächelte sie dabei an.

    Eigentlich war das Zusammenkommen der salii, weswegen Marcus überhaupt für seine Verlobungsfeier frei bekommen hatte, denn der ehrenhafte Dienst an dem Kult, der sie von sonstigen militärischen Verpflichtungen frei stellte, hatte auch heute immer noch große Wirkung. Dennoch betrat Marcus schlecht gelaunt die Räumlichkeiten, schritt durch den Gang und trat übermüdet, verkatert und in Sorge um seine kleine Familie in den Versammlungsraum. Ein paar seiner Mitsalier waren schon versammelt, die er mit einem Nicken begrüßte. Neben Vesuvianus nahm Marcus auf einer der Klinen dann Platz und reichte einem Sklaven seine tiefblaue paenula.


    Salve, Vesuvianus.“


    Geschlafen hatte Marcus kaum die letzte Nacht, deswegen bemerkte er seinen Vetter auch erst einigen Herzschläge später.


    “Ah, Vetter, auch mein Gruß an Dich. Habt ihr schon angefangen? Geht es um die Wahl? Nun, ich finde, niemand kann vortrefflicher als Du das Amt übernehmen. Oder willst Du etwa nicht mehr?“


    Suchend sah sich Marcus um, ob Aquilius bereits da war, aber er konnte ihn nicht entdecken. Auch sonst nur die üblichen Gesichter, die keine Versammlung in der letzten Zeit verpasst hatten. Marcus war auch stets dabei, schließlich bedeutete das immer, daß er nach Rom durfte.

    Verblüfft bemerkte Marcus die zierliche Hand, die sich in die Seinige schob. Einen Herzschlag war Marcus darüber nur verwundert, doch dann schloß er sanft seine schwielige Hand um die von Epicharis und sah unverwandt auf die Priesterin, die sich schon umwandte und auf eine höchst erhabene Art durch das Wechselspiel von Licht und Schatten, was ihrer schmalen Gestalt die Erscheinung einer sphärischen Wesen verlieh, glitt. Daß genau dies der beabsichtigte Eindruck war, den Gedanken hegte der in dieser Hinsicht noch gutgläubige Marcus nicht. Zumal er von der zarten Berührung der jungen Frau an seiner Seite etwas aus dem Konzept- wenn er eines hier hätte- gebracht wurde. Marcus wandte sich zu Epicharis um und sah in ihr schönes Antlitz und insgeheim befand Marcus, daß Epicharis durchaus ebenso erhaben gehen konnte wie das Priestermädchen. Es war dann ein ganz eigentümlicher Moment, eigentlich wollte Marcus dementsprechend etwas erwidern und öffnete schon den Mund. Doch eine seltsame, gar schon aufwühlende Aura umgab sie, Epicharis Blick minderte dies nicht im Geringsten. Marcus freie Hand hob sich zu ihrem Kinn und streifte sie sanft an ihrer zarten Haut an der elegant geschwungenen Kinnlinie. Ein Teil von ihm war in jenem Moment sehr versucht, die junge Frau zu küssen. Doch dann wurde er sich der Blicke der Sklaven bewusst und unterdrückte dieses Verlangen, wenn es auch seine Augen einen Herzschlag offenbart hatten, ebenso die Haltung seines Körpers. Doch dann wandte er den Blick von Epicharis ab und guckte durch den Licht durchfluteten Gang, der sich so harmonisch mit dem Schatten vereinte. Leise murmelte er, dabei innerlich recht angespannt:


    „Ja…jetzt wird es sich zeigen…“

    Nicht nur der Ansporn erfreute Marcus, sondern daß er die elende Grundausbildung von der Backe hatte. Sicherlich freute es ihn sehr, wenn die Männer Fortschritte machten, und er sowieso nur daneben stand und einzig seine Stimmbänder fordern mußte, aber er kümmerte sich lieber im Moment um die wirklich wichtigen Angelegenheiten seiner centuria. Marcus hob die Hand und rieb sich seinen Nacken, wobei sein Umhang etwas von seiner Schulter und der Rüstung herunter rutschte, der frische Wind, der in jenem Augenblick über das Lager fuhr, das Feuer peinigte und dann wieder hell aufflackern ließ, brachte Marcus jedoch kaum merklich zum Frösteln. Schnell zog er den Umhang wieder höher und dachte sich, daß er doch schlimmeres erlebt hatte. Und in der Wüste war es nachts auch bitterlich kalt, so sollte er sich lieber schnell daran gewöhnen.


    „Sie müssen sich auch mehr anstrengen, denn sie werden im kommenden Krieg am wenigsten Erfahrung haben, was doch der Ausschlag zwischen Leben und Tod sein kann. Ich hoffe, die Neuen machen sich, denn so viel Zustrom wie wir in letzter Zeit hatten, könnten sie auch eine große Schwächung für uns bedeuten. Aber Mars wird sie sicherlich mit der nötigen Kraft und Mut ausstatten, da bin ich mir sicher.“


    Nach Wein gelüstete es Marcus sicherlich, brachte er doch Wärme und Glückseligkeit mit sich, doch Marcus konnte sich noch gedulden und rieb sich nur die Hände, lauschte dem ersten centurio der Legion und dachte über all die Neuigkeiten nach. Terentius Cyprianus…Terentius. Weder die gens, noch der Name sagte ihm etwas. Nein, dem Mann war er sicherlich noch nie begegnet. So zuckte Marcus mit der Schulter und sah ratlos zu Avitus. Bruseus jedoch, hob den Blick vom Feuer und nickte bestätigend.


    “Ja, schon gehört von dem. Der war mal bei der secunda Soldat. Später auch noch centurio, hat sich dann jedoch für die Politik entschieden. Ich glaub, der war sogar Volkstribun und hat ordentlich gegen die Patrizier gehetzt…“


    Bei den letzten Worten warf Bruseus Marcus einen vergnügten Seitenblick zu, denn manches Mal machte auch Bruseus gerne in Anwesenheit von Marcus seine Witze über dessen Stand. Marcus zuckte gleichgültig mit der Schulter. Männer, die sich über seinen Stand brüskierten, kannte er zur Genüge. Bruseus dachte kurz nach und hob verwundert die Augenbrauen.


    „Seltsam ist, daß er nicht im Senat ist, sondern noch als Ritter unterwegs…nun ja, vielleicht meint der Kaiser, daß wir den gebrauchen können…“


    ’Gebrauchen’ war durchaus mit Ironie gesprochen, denn auch Bruseus hielt wenig von den tribuni. Meist machten sie nur Arbeit und standen im Weg herum. Marcus hatte sich in dieser Hinsicht weder eine positive, noch eine negative Meinung gemerkt, schloß sich somit mit keinem Kommentar an, sondern sah nur nachdenklich ins Feuer ehe auch er wieder zu den Männern blickte.


    „Wurde schon verlautbart, wann es in den Krieg geht? Wahrscheinlich erst, wenn der Kaiser eintrifft, oder?“

    Bereits einige Moment vorher hatte Marcus bereits sein Haupt bedeckt mit einem Zipfel der toga. Ob des Friedens mißtrauisch, den das Rindvieh Marcus offerierte, betrachtete der centurio das Tier aufmerksam, denn in dem Augenblick des Durchtrennen seiner Schlagader, wo er sein Leben aushauchen und dieses den Göttern weihen würde, mitsamt seines Körpers und der darin enthaltenen Gaben, mußte das Tier aussehen als ob es zufrieden, nein, glücklich über diesen Umstand seines Ablebens war und darauf selig wartete, als geheiligter Ochse bald in dem Ochsenhimmel auf saftigen Weiden zu grasen. Zumindest nahm Marcus in seiner noch recht naiven Art an, daß die Opfertiere einen besonderen Platz erhielten. Schließlich hatte seine Amme das damals von seinem Hund auch behauptet und Marcus glaubte immer noch fest daran, diesem nach seinem eigenen Ableben zu sehen. Die rituelle Frage kam, die Antwort mußte folgen. So nickte Marcus marginal und zufrieden, über den bisherigen Ablauf und sprach feierlich ein einziges Wort.


    “Age!“


    Nun mußte dem Ochsen auf dem Kopf geschlagen werden und das Blut sollte spritzen. Marcus machte einen Schritt zurück, damit das Blut nicht seine toga tränken würde.

    Es freute Marcus sehr, so viele Gesichter seiner Familie, aber auch Gäste von außerhalb im peristylium versammelt zu sehen. Nur einen kleinen Stich in ihm gab es, ob der Tatsache, daß seine Mutter nicht hatte kommen können. Aber so schnell die Verlobungsfeier zelebriert wurde, konnte seine Mutter nicht aus Baiae anreisen. Außerdem, und das besorgte ihn sehr, hatte er über dritte Hand erfahren, daß seine Mutter nicht in bester Verfassung war und abermals eine Badekur verordnet bekommen hatte. Dennoch hielten sich Marcus Sorgen in Grenzen, denn die bekam sie schon seit über zwanzig Jahren und für ihn passte es nicht in sein Verständnis, daß seine starke Mutter gar mal ernsthaft krank werden könnte. Jedoch wäre Marcus glücklich gewesen, wenn sie an diesem Abend in Rom hätte sein können. Und daß seine eigenen Kinder ihn derartig mit Verachtung wegen jener Verlobung strafen wollten, war für Marcus immer noch unbegreiflich, wenn eigentlich er seine Kinder am Besten hätte verstehen können. Schließlich hatte er alle Liaison seiner Mutter stets abgelehnt, die Männer nicht nur mit seinem kindlichen, später erwachsenen, Zorn bestraft, sondern auch alles daran gesetzt, sie schnell wieder aus der villa Flavia in Baiae zu bekommen. Doch von der bösen Überraschung ahnte Marcus in dem Augenblick nicht, wo er all die neuen Gäste begrüßte und noch mit den zuerst Eingetroffenen einige Worte austauschte. Schmunzelnd vernahm Marcus die Antwort von Tiberius Durus, der, wie er befand, eindeutig Humor besaß. Eine Seltenheit bei Senatoren- so glaubte zumindest Marcus. Abermals glitt sein Blick zu seiner Tochter, seinem liebreizenden Sonnenschein, doch er konnte sich nicht dem Hingeben, sich um seine Sorgen ihr bezüglich zu kümmern, denn schon der nächste Gast trat herein und Marcus wollte niemanden warten lassen.


    Marcus atmete tief ein und wandte sich den Ankommenden zu, erfreut darüber, daß er mit Epicharis eine liebreizende, junge Frau an seiner Seite wußte, die seine manchmal mangelnde Eloquenz leichthin mit ihrer Anmut und ihrer geistreichen Art durchaus überdecken konnte. Auch die doch familiäre Art von Vesuvianus, der in absehbarer Zeit schließlich auch sein Schwiegervater sein würde, ließen alle Sorgen für den Moment vertreiben. Marcus lächelte gelöst und wieder heiterer und er wechselte auch auf die vertrautere Anrede.


    “Ich danke Dir, Vesuvianus. Nun, Germania ist wahrlich ein forderndes Land, nicht nur vom Amte her, wenn man sich mit den störrischen Germanen und den romanisierten Germanen herumschlagen muß, sondern auch vom Klima und der Mentalität. Aber ich zweifele nicht daran, daß Deine Amtszeit durch Deine Taten glänzen wird.“


    Einen Herzschlag dachte Marcus nach, ob der neue legatus in Germania auch ein Soldat mal gewesen war. Marcus wußte es nicht und so unterließ er es noch eine Anmerkung diesbezüglich zu machen. Daß Vesuvianus von dem Auszug seiner früheren Kameraden bewegt, wenn man das bei ihm sagen durfte, war, hatte Marcus schon aus Epicharis Brief erfahren. So wirkte er nicht sehr überrascht und nickte zustimmend.


    “Aber natürlich, Vesuvianus, es wird sich sicherlich noch Zeit dafür finden…“


    Später…denn schon kamen die nächsten Gäste. Erfreut nahm Marcus auch die Glückwünsche von Purgitius Macer entgegen. Tatsächlich mußte Marcus- seinem schlechten Namensgedächtnis- einige Herzschläge darüber nachdenken, um wen es sich noch mal handelte. Ein bedeutender Senator und der Leiter der Akademie, ehemaliger Tribun seiner Legion. All das war Marcus präsent. Nur der Name…der Name…unbewusst biß sich Marcus auf seine Unterlippe, ehe ihm zumindest der gensname einfiel, Purgitius. Die gens Purgitius. Und da nur wenige Nicht-Claudier und Nicht-Flavier eingeladen wurde, kam Marcus dann doch noch kurz darauf auf den anderen Namen, dem ihm ein nomenclato immer wieder vorzitiert als Marcus das Bad genommen hatte. Purgitius Macer, mit einem wichtigen städtischen Amt, doch Marcus hatte nicht Hannibal in seinem Rücken und der nomenclator schien sich in dem Moment aus dem Staub gemacht zu haben. So hoffte Marcus nicht mit dem Namen daneben zu liegen. Aber es blieben nicht viele Männer übrig, von der nicht patrizischen Gästeliste.


    Salve, Senator Purgitius, es ist uns eine Ehre, Dich in der villa und der Feier zu begrüßen. Und zudem danke ich Dir sehr für Deine Glückwünsche. Meine Verlobte und ihren Vater kennst Du ja noch von der Feier in Manuta. Und Tiberius Durus sicherlich aus dem Senat.“


    Marcus sah kurz zu Durus, der interessiert die Gäste zu mustern schien, auch seine Tochter. Vielleicht ein wenig zu lange, aber eine auffällige Miene- die die väterliche Eifersucht in Marcus wecken vermochte- erkannte er an dem jungen Senator nicht. Marcus deutete mit seinem Kinn auf seine Verwandten.


    “Das ist mein Vetter Flavius Aquilius, Priester des Mars, und mein Vetter Flavius Gracchus, ebenso Priester und ein passionierter Politiker. Sicherlich kennst Du ihn schon von seiner Rede im Senat vorletzte Wahl.“


    Somit wollte Marcus den Senator auch gleich in die Runde mit einbinden, damit er sich auf der Feier auch gut amüsieren vermochte. Schließlich waren Essen und Musik schön und gut, aber wenn die Gäste nicht jemand zum Unterhalten hatten, wäre eine ganze Feier damit gestorben und ruiniert. Selbst wenn der Senator sicher seinen eigenen nomenclator hatte, es konnte nicht schaden. Aus den Augenwinkeln bemerkte Marcus auch das herannahen seiner liebsten Base, Leontia, die wie ein Stern in der Nacht erstrahlte. Ein gutmütig, herzliches Lächeln erschien bei ihm als sie bei ihm erschien. Ihre Beteiligung an der Arrangierung wußte Marcus durchaus, Hannibal hatte es ihm verraten, doch mittlerweile nahm er es ihr nicht mehr übel. Er kannte seine Mutter und ihre Art, die Flavier zu allem möglichen zu bewegen, durchaus.


    „Ich danke Dir, liebe Leontia. Und lass mich noch anfügen. Du siehst wieder zauberhaft heute aus.“


    Wenn auch schrecklich blass, aber das war unter den Römerinnen leider in Mode, wenn für Marcus eher ein Zeichen, daß sie etwas kränklich schienen und zu wenig aßen. Aber die Blässe täuschte nicht über Leontias Schönheit hinweg und Marcus war sich sicher, daß sie auch bald einige Werber haben würde. Dann erstaunte es Marcus doch, das Lächeln auf dem Gesicht von Antonia zu bemerken, das sie ihrem Gatten zu warf. Verwandtschaftliche Freude durchströmte Marcus, denn er hielt es für ein grundehrliches Lächeln und glaubte schon, daß sich die junge Claudia und Gracchus vielleicht gut, wenn nicht sogar auf einer richtigen Ehebasis, verstanden. Und das freute Marcus für seinen Vetter natürlich, vielleicht würde dieser doch noch erkennen, daß die wahre Schönheit im weiblichen Geschlecht lag. Dementsprechend herzlich, schließlich war sie seine Verwandte, grüßte Marcus auch Claudia Antonia, nur daß mit dem: Ich hoffe Du weißt, worauf Du Dich einlässt, irritierte ihn marginal, er nickte verwundert und brachte erst nach einem kurzen Augenblick des Schweigens ein:


    “Ich danke Dir, Antonia.“


    Mehr schaffte Marcus in dem Moment nicht, sah die junge Frau nur verwundert an. Hatte er sich doch geirrt. Aber das Lächeln, womit sie Gracchus bedachte? Aber womöglich hatte Amors Segen- für manche ein Fluch- bei Antonia gewirkt, aber nicht bei Gracchus. Herrje, wie verzwickt. In seiner Irritation streifte Marcus auch mit dem Blick den Eunuchen, Daphnus, welchen er nicht einzuordnen vermochte. Doch sein Neffe errettete ihn aus dieser und der Irritation bezüglich Antonias Worte, die er nicht zur Gänze verstand.


    Filius fratris, ich danke Dir. Ich bin auch überglücklich, eine so wunderschöne und liebreizende junge Frau als meine Verlobte zu wissen und weiß das Geschenk, welches mir die Götter damit gemacht haben, sehr zu schätzen. Und dazu möchte ich Dir auch noch für Deinen Brief danken, Lucius, und sei Dir sicher, ich werde mich redlich bemühen, die Parther den römischen Zorn spüren zu lassen. Und dem Vorbild unseres Vorfahren würde ich doch sehr gerne in dieser Hinsicht folgen…“


    Marcus schmunzelte, denn wenn auch Marcus in mancher Hinsicht von Geschichte keine Ahnung hatte, die der Flavier kannte er. Nur würde er wohl kaum an der Spitze des Feldzuges stehen, wie es sein Vorfahr einst tat, denn die Kaisermacht hatte eine andere Familie mittlerweile inne und selbst wenn die Flavier noch herrschen würden, dann wäre sein Bruder auf dem Thron. Und Marcus hätte nicht den Schneid, seinen eigenen Bruder zu beseitigen- wenn es wohl auch seine Mutter könnte und wohl auch skrupellos tun würde. Doch das Lächeln verging Marcus von einem Moment zum Nächsten als die Sklaven auf ihn zu traten. Mit wachsendem Zorn hörte er die Worte des ersten Sklaven und starrte auf die Totenmaske. Er wußte gar nicht, daß seine Mutter ihrem Enkel diese überlassen hatte. Dennoch starrte ihm seine erste Frau gar höhnisch entgegen. Denn selbst vom Reich der Toten vermochte sie es, ihn zu quälen und zu ärgern. Deswegen sah er erst einen Herzschlag später von dem ebenmäßigen Gesicht seiner verstorbenen Frau zu dem toten Tier. Marcus Mund öffnete sich ungläubig und dann traten ein Ingrimm und eine Wut an die Stelle des Unglaubens. Herrisch deutete er auf die tote Ratte, die ihn auch mit ihrer im Tode verzogenen Monsterfratze- wenn es auch nur ein kleines Tier war- anstarrte.


    “Hinfort damit! Und schert euch aus meinen Augen…“


    Der Sklave schlug schnell das Tuch wieder her rüber, denn der Ausdruck auf Marcus Miene war in keinster Weise mehr von Gutmütigkeit geprägt. Im Gegenteil: Seine Ader an der Schläfe und am Hals zeichnete sich deutlich ab und eine Zornesröte stieg ihm ins Gesicht. Mühsam beherrscht, denn die Wogen des Zornes brandeten heftig an seine Oberfläche, deutete Marcus einem Sklaven heran zu kommen, dem er leise zuzischte.


    „Zweihundert Peitschenhiebe für die beiden Sklaven. Wenn sie überleben, dann ihr Glück. Aber keiner der Sklaven im Haus wird jemals wieder auf das Wort meines Sohnes hören, verstanden?“


    Der Sklave nickte erblassend und schien den Göttern in jenem Augenblick zu danken, nicht das Ziel des abgrundtief flavischen Zornes zu sein, der schnell ins Extreme abgleiten konnte, der patrizischen Veranlagung wegen.


    “Wo ist mein Sohn?“
    - „Dominus, er hat, wie ich das vorhin gesehen habe, die villa verlassen.“


    Marcus Wangenknochen malten aufeinander und der Wunsch, seinen Sohn windelweich zu prügeln wurde noch stärker.


    „Nimm Dir ein Dutzend Männer und mach Dich auf die Suche. Ich will ihn bis zum Morgengrauen spätestens wieder in der villa wissen. Sonst könnt ihr noch nicht mal auf die Gnade der Götter vertrauen.“


    Der Sklave nickte hastig und entfernte sich mindestens genauso schnell vom locus delicti. Mit Contenance war es bei Marcus auch wenig bestellt, er sah sich nur schnell um, ob die Frauen nicht vor Schreck ihre Fassung derart verloren hatte, daß man sie besser auffing. Seine Base sah schon gehörig blass um die Nase aus. Doch dann sah er mit großer Zerknirschung und unsäglichem peinlich Berührtsein zu seiner Verlobten und dachte sich in jenem Augenblick: Bei solchen Kindern braucht man keine Feinde mehr. Den Charakterzug, den sein Sohn hier offenbart hatte, mußte er eindeutig von seiner Mutter haben.


    „Verzeih, es ist mir unsagbar peinlich. Normalerweise weiß mein Sohn sich eigentlich zu benehmen…“


    Als ob Marcus das wüsste, aber er gab sich gerne einer Illusion hin.


    „Ich habe es leider versäumt, noch mit meinen Kindern darüber zu sprechen. Dennoch ist ihr Verhalten wahrlich nicht zu entschuldigen. Mein Sohn wird dafür noch bestraft werden, sei dem Gewiß, Epicharis.“

    Es war eigentlich oftmals das Gleiche auf Feiern. In einem Moment stand man noch alleine im Raum und war sich nicht sicher: Würde überhaupt jemals jemand auftauchen, würde das Fest gelingen oder die Meisten dann doch wieder in letzter Minute absagen? Wenngleich Marcus auch nie wirklich solche Zweifel plagten, kam ihm durchaus manches Mal eine solche Überlegung. Doch schon im nächsten Moment war man dann mitten im Trubel, ein Gast folgte auf dem Nächsten und man wußte nicht, wen man zuerst begrüßen sollte oder mußte. Seine Mutter hatte stets ein untrügliches Gespür dafür gehabt und war somit immer die perfekte Gastgeberin, aber Marcus wußte, daß er nur den Bruchteil ihres Schneides und ihres Talentes besaß und niemals so gekonnt Feiern arrangieren vermochte wie sie. Marcus war lieber ein Gast auf Festivitäten. Doch seinen Vetter zu aller erst zu begrüßen freute Marcus besonders, so erwiderte er die Umarmung in gleicher Art und lachte leise. Die Anspielung war selbst Marcus nicht entgangen, denn im Grunde war er selber im höchsten Maße über die so schnell entstandene Verbindung zwischen sich und Epicharis erstaunt, noch mehr darüber, daß er immer weniger einer Ehe mit der jungen Frau abgeneigt war, hatte sie sich doch als sehr erfrischend und liebenswürdig erwiesen- bis jetzt. Und schönen Frauen war Marcus stets noch mehr zugetan, selbst wenn sie nicht in sein klassisches Beuteschema fielen.


    „Ach, Manius, ich auch, ich auch. Aber die Götter offenbaren sich manchmal auf eine gar wunderbare Art…“


    Wundersam würde es auch treffen, aber das war kein Wort, was er in diesem Zusammenhang fallen lassen wollte. Marcus lächelte breit als er die üblich eloquente und gewandte Art seines Vetters bemerkte, mit der er Epicharis begrüßte und ließ seinen Blick schweifen und sah schon die nächsten Gäste eintreffen. Noch wandte sich Marcus ein mal an seinen Vetter und lächelte auf seine vergnügte und lebenslustige Art ihm zu. Denn ein Fest, egal aus welchem Anlass, erfreute Marcus immer, und dabei noch seine Familie um sich zu haben, noch sehr viel mehr. Schließlich sah er sie immer nur alle paar Monate. Sein Blick irrte auch einen Augenblick suchend nach seiner Tochter umher, doch er konnte sie noch nicht ausmachen, wahrscheinlich brauchte sie noch die Zeit vor dem Silberspiegel.


    „Manius, ich hoffe, Du verzeihst, wenn ich Dir Deine Gesprächspartnerin und meine Verlobte für einen Moment entreiße, aber Du kennst das ja. Jeder Gast will stets prompt und schnell begrüßt werden und wir wollen doch niemanden an einem solch schönen Sommerabend enttäuschen. Übrigens, wir müssen uns später noch mal dringend unterhalten, Manius.“


    Marcus wartete noch einige Herzschläge ehe er sich den neuen Gästen zuwandte und auf Tiberius Durus zuging, der ihm zuerst entgegen schritt und das peristylium betrat.


    “Tiberius Durus, salve und willkommen in der villa Flavia und diesem Fest! Es freut mich wirklich sehr, daß Du die Zeit erübrigen konntest.“


    Marcus lächelte jovial und breit, trat auf Durus zu und neigte grüßen den Kopf. Die doch freudige Art Durus zu begrüßen war vollkommen echt und mit keinem Zoll seines Körpers, gar seines Geistes, vorgegaukelt. Denn Marcus war eigentlich ein Mensch, der stets das Gute in den Menschen erkennen und mit ihnen auf freundschaftliche Ebene kommunizieren wollte. Und solange niemand seine Mutter beleidigte, war es auch schwer, Abneigung in Marcus zu erwecken. Doch seine Mutter war unantastbar und eine Schmähung ihrer Person ein Grund für eine Lebensfeindschaft.


    „Wie ich gehört habe, hast Du tatsächlich die Stufen des Senats erklommen und auf den Sitzen dort Platz genommen. Sag, stimmt es eigentlich, sind die Bänke wirklich so Elends hart?“


    Marcus scheinbar banale Bemerkungen und Fragen, die mancher, der ihn nicht gut kannte, als flapsig empfinden könnte, waren oft aus echtem Interesse heraus geboren worden. Marcus meinte es nicht übel, fand jedoch stets schnell Wege in Fettnäpfchen zu treten oder die Möglichkeit Erstaunen bei seinem Gegenüber zu erzeugen. Erst da bemerkte er auch noch den Vater seiner Verlobten, den er- seitdem dieser die Legion verlassen hatte- auch nicht mehr getroffen hatte.


    „Salve, Claudius, es freut mich Dich wieder zu sehen. Ich möchte Dir noch zu der gelungenen Wahl gratulieren. Ich habe gehört, Du möchtest nach Germania gehen in der Amtszeit?“


    Marcus war schon ein bisschen stolz auf sich, daß er noch schnell vorher von einem Sklaven- und ohne die Instruktionen von Hannibal- die Wahlergebnisse erfahren hatte. Denn die acta hatte nichts Großes erwähnt über die Wahlen, somit mußte er andere Wege finden- die Mundpropaganda. Erst da fiel auch Marcus ein Schatten hinter der Säule auf und einen Augenblick lang meinte er das Gesicht seiner Tochter zu erkennen. Doch die ganzen Begrüßungen nahmen ihn noch derart in Beschlag, daß er sich nicht ganz sicher war. Mit einem Lächeln streifte Marcus auch die junge Dolabella, die er noch nicht kannte und sie zu einem der Angekommenen dazu zählte. Bestimmt würde einer der Beiden das junge Mädchen noch vorstellen. Doch Sorge, daß das Mädchen sich langweilen könnte, mußte Marcus nicht haben, denn sein anderer Vetter, Aquilius, nahm sich natürlicherweise- Marcus wußte um dessen Wirkung bei Frauen und umgekehrt- an. Zudem wurde Marcus kurzer Eindruck bestätigt, denn durch seinen Vetter kam seine Tochter zum Vorschein. Einen Augenblick sah Marcus in ihre Augen, wollte sich aus der Gruppe lösen, um seinen kleinen Sonnenschein zu begrüßen, doch der Ausdruck in ihren Augen ließ ihn erstarren. Etwas, was er noch nie bei ihr gesehen hatte und ihn erstaunte- der Haß. Es mußte alles am Fluch liegen…Marcus sah von ihr weg und durchaus ein wenig erschüttert wieder zu den Gästen, versuchte jedoch die Regung zu verbergen.

    Liebevoll hielt Marcus den Gegenstand- immer noch im roten Tuch eingeschlagen- in seinen Händen. Schon im Augenblick als er die doch so vertrauten Konturen von diesem unter seinen Fingern spürte, ließ die unsägliche Melancholie nach, die ihn seit dem Verfassen der zahlreichen Briefe am Nachtmittag erfasst hatte. Ein Lächeln glitt auf seine Miene als er Nortruna erblickte. Schweigend ging er zu einem doch recht bequemen Stuhl und nahm auf diesem Platz, deutete dabei auf sein Nachtlager neben sich.


    „Setz Dich doch, Venustas!“


    Seine Finger, die in den letzten Monaten, mehr noch Jahren, hauptsächlich das gladius oder ein pilum umgriffen hatten, fühlten sich schon fast zu klobig an, für das, was er gleich tun wollte. Sorgsam und sehr bedacht schlug er das rote Tuch zurück, was nun den mahagonifarbenen, glänzenden Klangkörper einer Kithara offenbarte. Liebevoll betrachtete Marcus das griechische Instrument, was ihm vor vielen Jahren einst seine Mutter geschenkt hatte. Womöglich war die Musik das Einzige, was Marcus wahrlich an den Hellenen schätzte. Die Griechen hatten doch noch mehr ein Sinn für diese feine Kunst, die auch Marcus sehr wichtig war, wenn Marcus auch sonst der griechischen Kultur nichts abgewinnen konnte, weder dem Theater, noch der Philosophie. Marcus sah von dem Instrument auf und betrachtete die schönen Gesichtzüge seiner jungen Sklavin. In jenem Augenblick war Marcus sehr froh darum, daß Nortruna im castellum war und die Tristesse des Abends vertreiben konnte, mit der Freude an der Musik. Marcus zog das Tuch zur Gänze von der Kithara fort, sanft glitt es auf den Boden neben ihm. Er dachte darüber nach, ob Nortruna etwas mit den griechischen Musikzeichen anfangen konnte, hielt es jedoch für unwahrscheinlich.


    „Lass uns ein wenig musizieren, Venustas, der Abend heute braucht das Licht der musikalischen Schönheit!“


    Hah! Marcus befand das sogar als eine sehr gewählte Ausdrucksweise, gar fast philosophisch, wenn Marcus auch nicht wußte, ob sie dem kritischen Ohr eines Gelehrten standhalten würde. Vorsichtig spannte Marcus die Seiten und fuhr mit seinem Daumen über die dunkelste Seite, lauschte einen Herzschlag dem Klang, der leise durch den Raum hallte, dann drehte er noch mal an dem Knochenstück, was die Seite etwas mehr spannte. Marcus sah nicht von seiner Kithara auf, als er die nächsten Worte formulierte.


    „Die Legion wird in den Krieg ziehen, Venustas. Ich somit auch. Schon in kurzer Zeit werden wir aufbrechen, um nach Parthia zu marschieren.“


    Einen weiteren Herzschlag verstummte Marcus abermals, stimmte dabei seine Kithara- die er schon seit langer Zeit nicht mehr gespielt hatte.


    „Nun, Venustas, Dich betrifft das auch. Ich überlege, ob ich Dich mit auf den Feldzug nehmen werde oder in der villa Flavia in Rom lasse.“


    Marcus sah wieder auf und betrachtete Nortruna- interessiert, wie sie die ganzen Neuigkeiten aufnahm.

    Tausende Blätter rauschten leise im Wind der hereingebrochenen Nacht und eine Eule schrie leise als Aristides den Weg durch die Zeltreihen nahm. Müde und verschlafen gähnte er und massierte sich eine verspannte Schulter, wobei er grübelnd über den Witz von centurio Bruseus nachdachte, der an seiner Seite über den stoppeligen Weg lief, der auf das Zelt des primus pilus zuführte. Es ging Marcus nicht auf, obwohl er aus Sympathie mit Bruseus gelacht hatte, der ihn stets mit dessen Kollern ansteckte und umgekehrt wohl auch, in dieser Hinsicht waren sie sich recht ähnlich. Nach einigen Schritten gab es Marcus auf und sah zu dem prachtvollen Firmament hinauf, der seine Lichter wie tausend kleine Diamanten auf samtenem Tuch präsentierte. Ob der Himmel in Parthia auch so schön war? Marcus entsann sich an den Himmel in Africa und hatte bis jetzt keinen Schöneren gesehen, doch sicherlich würde er bald seine Frage beantwortet bekommen. Marcus seufzte, auch Bruseus tat es in jenem Augenblick und beide tauschten ihre Blicke aus, lächelten andeutungsweise und Marcus zuckte mit der Schulter.


    „Letzte Wache, oder?“
    „Ja, wie meist. Ist auch nicht übel.“


    Marcus nickte und beide Männer traten die letzten Schritte zu dem Zelt an. Ein Lagerfeuer brannte in der Nähe und warf seinen warmen Schein auf den schon fest getrampelten Weg, den Hunderte von Fußpaaren in den letzten Stunden geschaffen hatten. Bestimmt ging Marcus an dem Lagerfeuer vorbei und auf die beiden wartenden centuriones zu, den primus pilus und den hastatus, denen Marcus höflich und kameradschaftlich zunickte.


    Salvete!“


    Auch Bruseus schloß sich mit dem Gruß an und trat an das Feuer um seine Hände daran zu wärmen. Marcus reckte seine Schultern ein wenig unter der Rüstung, der Schmerz am Rücken wollte einfach nicht weggehen. Zu dumm, daß er Nortruna im castellum gelassen hatte, sie hätte ihm sicher noch die Muskeln vor der Nachtwache lockern können, wenn sie ihm nicht mit einem Dolch an den Hals gesprungen wäre. Bei der Germanin- wie man es wohl bei allen Germanen nicht sein konnte- war sich Marcus einfach nicht sicher, was sie als nächstes machen würde. Rebellieren oder die anschmiegsame Katze sein.


    “Ein guter Tag heute, um den Einstand zu üben für längere Märsche. Die Männer machen sich wirklich gut, trotz der Neuigkeiten und der langen Wintermonate.“


    Marcus zog seine paenula über die Schulter als die aufkommende Nachtkälte seine Rüstung auskühlte und bis unter den Rüstungsschutz drang.

    Früh am Morgen, recht zeitnahe zu der geplanten Feier, traf ein junger Flaviersklave in der casa der gens Decima ein, um einem der Sklaven die Einladung zu überreichen, die in eine Lederhülle gesteckt und mit einem großen flavischen Siegelabdruck verziert war.




    Einladung zur Sponsalia
    von
    Claudia Epicharis
    und
    Marcus Flavius Aristides


    ~~~~~~


    An den werten Senator
    Maximus Decimus Meridius
    und die hochgeschätzte Senatorgattin Iulia Severa,


    ich möchte Euch herzlichst zu meiner Sponsalia am
    ID MAI DCCCLVII A.U.C. (15.5.2007/104 n.Chr.)
    in der villa Flavia einladen. Ich hoffe sehr, daß Ihr mich und meine Verlobte mit Eurem Erscheinen beehren und den Beginn dieser Verbindung mit uns feiern werdet.


    In hochachtungsvollen Grüßen
    Marcus Flavius Aristides et Claudia Epicharis


    ~~~~~~