Beiträge von Tiberius Duccius Lando

    "Und...", verdammt... was kam jetzt? Lando stockte, und zermarterte sich gerade in Sekundenschnelle das Hirn. Was kam jetzt? Und... und... und...


    "Und den Bräuchen unserer Ahnen entsprechend...", flüsterte Phelan hinter seinem Rücken so unhörbar und gleichzeitig deutlich genug, dass Lando es verstand.


    "Und den Bräuchen unserer Ahnen entsprechend biete ich diesen Schatz an, um dir, Elfleda, das Leben zu bieten das du verdienst. Bei Frigg, der alles schützenden Mutter und Braut, biete ich dir an, Teil meines Lebens zu werden, so wie ich Teil deines Lebens werde. Nimm dieses Geschenk an als Zeichen meiner Wertschätzung, so wie es dir an nichts fehlen wird.", er deutete auf den kleinen Wagen, auf dem zumindest der einfach zu transportierende Teil des Muntschatzes lag, also die Stoffe, und der andere Kleinkram. Er streckte die Hände in Richtung seiner Verlobten aus, und sprach mit recht wackliger Stimme den abschließenden Übergabeschwur:


    "Mit dir und den Göttern bis zur Weltendammerungs Ende."


    Lando erstarrte, wartete darauf, dass seine Verlobte das ihrige tat, um die Hochzeit zu beginnen, die mit dem Eheschluss abgeschlossen wurde. Eine Schweissperle lief an seiner linken Schläfe herunter, und er wagte es nicht sie wegzustreichen, noch sie wegzupusten. Zum zerreissen gespannt war er immernoch, darauf dass seine Braut sprach, und sich selbst in seine Hände begab.

    "Vielleicht ich tun.", antwortete Lando, der Resignation nahe, "Vielleicht ich tun. Aber woher ich auch sollen wissen? Ich betrachten Sklaverei aus Blickpunkt der meine, denn nichts anderes ich kenne. Aber du können nicht wirklich Verantwortung von Sklave vergleichen mit Verantwortung von freie Mann. Das Ergebnis vielleicht sein das gleiche, man hungert, oder wird körperlich bestraft. Aber das Gefühl dorthinter vielleicht nicht. Aber nun gut, ich nicht wissen weiter auf diesem Weg...", gab Lando schlussendlich zu. Sein Gegenüber schien so sehr in seiner Welt eingewoben, dass es unmöglich wäre dessen Geist daraus zu befreien, ohne dass dieser Schaden dabei nahm.


    "Parzen? Nie gehört. Wieso geprüft du, und nicht ich? Ich dir nicht können sagen, ich kein Seher. Wenn ich wissen, wie und vor allem warum Nornen spinnen den einen Faden anders, und länger, als den anderen, ich mittlerweile wahrscheinlich wären reichster Mann von Welt.", antwortete Lando wahrheitsgemäß, denn er maßte sich wirklich nicht an, zu verstehen wieso und weshalb die Nornen was entschieden. Irritiert blickte er den Mann an, als dieser fragte, was bei den Germanen denn auf einen Sklaven nach dem Tod wartete. Wieder musste er sich in Erinnerung rufen, dass dieses Wissen nicht jedem in die Wiege gelegt worden war, und deshalb so lächerliche Fragen wie diese hier durchaus auch ernst gemeint sein konnten.


    "Unsere Götter machen dort keinen Unterschied. Entweder man fallen in Schlacht, und werden von Valkyren gebracht nach Valhall, oder man kehren ein in Hels Reich, wo man lebt mit den seinen in Ewigkeit. Ich denken, für die Götter seien derartig menschliche Kategorien unwichtig... ich allerdings auch nicht genauer wissen, denn ich war noch nie tot."


    Er schmunzelte matt, doch ließ ihn die Frage seines Gegenübers nach dem christlichen Gott sofort wieder in Denkensfalten verfallen. Woher bei Loki sollte er das denn wissen? Seine Schwester, die sich mit dem christlichen Legionär weitaus intensiver unterhalten hatte, würde diese Frage wahrscheinlich im Schlaf beantworten können. Landos Freund Glabrio sowieso. Aber er? Er versuchte sich zu erinnern, wie das war...


    "Nun, es noch strikter sein als bei uns... wir nicht stellen dar Götter die unsere durch genaues Bildnis in Stein oder Holz, weil Götter nicht wollen. Gott der Christen wahrscheinlich noch strenger, wenn du verstehen was ich meinen... ich glauben, Gesicht von Gott gleichzeitig so... so... so, dass Mensch werden verrückt, wenn gesehen. Oder so."

    Lando rutschte fast das Herz in die Hose, als sich ein Reiter auf der Straße zeigte. Als sich jedoch niemand hinter diesem zeigte, atmete er unweigerlich erleichtert auf, und wandte sich wieder Vala zu, der bester Stimmung zu sein schien.


    "Sehr witzig, Mann. Du kommst auch noch dran, da kannst du was drauf lassen.", frotzelte er mit schiefer Miene, denn unter Kontrolle hatte er sich schon lange nicht mehr. Als Vala dann auch noch begann so richtig breit zu grinsen, aber an ihm vorbeistarrte, und ein leises Raunen durch die versammelte Familie ging, wandte Lando sich um, und erstarrte. Da kamen sie. Beinahe die komplette Sippe Rodewinis... sie waren noch ein ganzes Stück entfernt, aber man konnte jetzt schon erkennen, dass es eine nicht unbedingt kleine Reisegruppe war.


    "Loki steh mir bei...", murmelte Lando, während die Wagen, die Reiter und das Fußvolk näher kamen, und bis schließlichlich der Junge auf dem Pferd vorneweg zuerst bei ihnen eintraf. Lando versuchte sich an den Jungen zu erinnern, war das Bertdingsbumsini, oder so? Er verfluchte sein schlechtes Gedächtnis, und überlegte, ob er die förmliche Begrüßung schon bei dem Jungen vorbringen sollte. Entschied sich dann aber dagegen, es würde nichtmehr lange dauern bis seine Braut eintraf.


    Tat es dann auch nicht, keine zehn Minuten später, der Junge hatte es nicht gewagt die Brücke zu überqueren (solcherlei Konstrukte waren Germanen noch bis Jahrhunderte nach dem ersten Kontakt mit den Römern suspekt), machte die große Entourage fünf Meter von Lando und seiner Sippe auf der Brücke halt.


    "Heilsa, Vilmarsstamm. Seid willkommen in der Stadt Mogontiacum, die Heimat und Werkstatt meiner Familie ist. Seid auch ihr willkommen, Rodewini und Sarwolf, Söhne des Wernwolf, Sohn des Vilmar. Und willkommen bist vor allem du, Elfleda, Tochter des Sarwolf, Sohn des Vilmar.", erst jetzt wagte er es, seine Verlobte direkt anzuschauen, und bei ihrem Anblick entgleisten ihm kurz die Gesichtszüge. Jemand mit Hang für Schmonzetten würde hier jetzt sehr viele Licht- Edelstein- Edelmetall- Edeltier- Edelpflanzen- Edelallesverwandte Vergleiche ziehen, doch Lando war kein so maßloser Donnerstagsabendstheatrumbesucher.
    Für ihn war sie einfach nur wunderschön.


    "Die... die... eh... die...", verhaspelte Lando sich kurz, bekam von Witjon darauf eine Kopfnuss verpasst, und fing sich wieder in seinem Text, "Die Sippe Wolfriks heißt euch willkommen in ihrer Heimstatt, für die Zeit eures Aufenthalts wird es euch an nichts mangeln, wir stehen für die persönliche Sicherheit eines jeden von euch ein. Die Grenzen sind bewacht, das Herdfeuer sicher, und die Schlafstatt steht sicher. Unser Heim ist euer Heim, willkommen! Willkommen!"


    Einiges dieser Dinge machte genauer betrachtet keinen Sinn, aber diese Grußformel entsprach der Tradition. Das Herdfeuer hatte nicht von je her eine enorme Wichtigkeit für die Germanen, wie auch für die Römer, die Sicherheit der Grenze wurde hier zwar nicht von Lando, sondern von den Soldaten der Legion gewährleistet, und dass die Schlafstatt fest stand, war mittlerweile bei den harten Baugesetzen der Römer auch mehr als nur eine Selbstverständlichkeit.


    Innerlich zum zerreissen gespannt wartete Lando auf eine Reaktion der Mattiaker.

    "Japp?", meinte Lando als er angesprochen wurde, und sah seinen noch-Sklaven fragend an, als dieser ihn ein paar Schritte von der Gruppe entfernte.
    Achja, das mit den Menschenhändlern war es... doch als Silko weitersprach, runzelte Lando nur verwirrt die Stirn: "Du willst WAS? Bist du verrückt? Ich meine...", er stockte, so ungeheuerlich klang ihm das, was Silko da zu ihm sagte. Er wollte nicht verbrannt werden? In Landos Augen ein ungeheuerlicher Wunsch, in etwa mit dem Verlangen, sofort ein glühendes Stück Eisen in den Leib gedrückt zu bekommen vergleichbar.


    "Willst du bis in alle Ewigkeit als Ghast durch die Wälder irren? Bist du wahnsinnig? Wenn du nicht verbrannt wirst, wird deine Seele nicht frei um zu den Göttern einzukehren!"


    Lando blickte Silko, der offensichtlich den Verstand verloren hatte, kritisch an. Diese Südländer hatten schon immer einen seltsamen Sinn für ihre Nachwelt, aber sich in ihrem Körper eingesperrt in der Erde versenken zu lassen... das wurde normalerweise nur Verbrechern zuteil, die man im Moor versenkte, um sie dort in alle Ewigkeit für ihre Taten büßen zu lassen!

    Lando war nervös. Tierisch nervös. Mordsnervös.


    Heute war der Tag, der das Ende seiner Zeit als ungebundener Chaot beenden würde. Und in wenigen Tagen würde er nurnoch als gebundener Chaot firmieren. Und heute stand er hier, herausgeputzt wie ein in Silber geschlagener Fatzke, fühlte sich deutlich unwohl in dieser Aufmachung, und wartete auf die Gemeinschaft der Mattiaker, die in eigentlich wenigen Minuten Elfleda in die Obhut seiner Sippe übergeben würden, damit in wenigen Tagen die Hochzeit gefeiert werden konnte.


    Er beobachtete mit kritischer Miene die Wälder, die jenseits des Rhenusufers immer wieder von kleineren Feldern durchbrochen waren, und musterte die Straße, die zum Limes und dahinter zum Land der Mattiaker führen würde. Er hatte mit Sarwolf diesen Punkt, direkt auf der Brücke über den Rhenus, ausgemacht, weil er symbolisch für die Verbindung zwischem dem römischen Reich und dem ihrer treuen Verbündeten, den Mattiakern stand.


    Noch nichts zu sehen. Lando wandte sich um, und sah Witjon fragend an, der mit den anderen hinter ihm stand, und ebenfalls gespannt auf die Sippe Rodewinis wartete.


    "Und wir haben uns ganz sicher nicht in der Zeit vertan? Vielleicht kommen sie ja später... oder morgen... oder so?", wäre Lando ein wenig agiler, wäre er wahrscheinlich von einem Fuß auf den anderen gesprungen... so aber bleib ihm nichts anderes übrig, als seine Nervosität durch stets rumfummeln an seiner (seiner bescheidenen Meinung dekadent pompösen, in anderer Meinung dekadent schlichten) Aufmachung zu kompensieren.

    Lando verfolgte die Verbrennung mit starrer Miene, ließ es sich aber nicht nehmen in der "heißen" Phase ein Stück seines Mantels vor den Mund zu halten, denn eine Verbrennung war auch immer mit dem Odem des Todes verbunden, der nicht umsonst mit Gestank und Verfall in Verbindung gebracht wurde.


    Während der Zeremonie, die Phelan mit wachsender Souveränität führte, glitten Landos Gedanken nicht in die Ferne, wie die seines Vetters, sondern blieben in der Gegenwart. Was dazu führte, dass er die Gebete mitsprach, sich innerlich sogar dazu hinreißen ließ, diese auch so zu meinen, und nach der Beerdigung die Prozession wieder zurück zu führen.
    Er klopfte dem jungen Priester auf die Schultern und murmelte ein "gut gemacht", während er sich zusammen mit seiner Schwester darauf wartete, dass die Trauergemeinde, jeder für sich, Abschied von den Toten genommen hatte.

    "Das macht Sinn...", floskelte Lando, "..ich kann mir vorstellen, dass die Umstellung von Alexandria auf das klimatisch anspruchsvolle Germanien recht anstrengend sein kann. Du hast im Moment das Glück, nach dem letzten Winter angekommen zu sein, aber der nächste kommt bestimmt. Danke sehr...", er nickte dem Sklaven, der ihnen den Wein kredenzte, dankbar zu, und wartete darauf, dass Silvanus und der Präfekt selbst eingeschenkt bekamen, bevor er fortfuhr, "..ich persönlich war einmal in Italia, und schon das war mir viel zu heiß. Alexandria soll wohl noch näher an der Sonne sein, ich kann mir kaum vorstellen wie heiß es dort sein muss. Meine Base Duccia Venusia weilt dort zur Zeit als Gast des Praefectus Aegypti, vielleicht hast du ihre Bekanntschaft gemacht?"


    Er nippte am Wein, um beim ganzen Reden seine Kehle zu befeuchten, und versuchte aus den Augenwinkeln zu beobachten, wie Silvanus sich bei seinem ersten Kontakt mit dem Traubensaft schlug.


    "Aber genug der Müßigkeit, wie du dir denken kannst sind wir aus geschäftlichen Gründen hier, um zu erfragen ob die Erfahrungen, die du mit der Ausstattung der Ala gemacht hast, zu deiner Zufriedenheit sind. Wir statten die Ala seit mehreren Jahren schon mit Tieren aus, die auch im letzten Krieg gegen die Horden Modoroks und gegen Aufständische (das Wort war bei Lando immernoch mit einem unwilligen Zähneknirschen verbunden) bewährt haben. Solltest du noch anderweitige Wünsche haben, was die Ausstattung deiner Soldaten mit Lebensmitteln und Alltäglichem, sowie zu deinem persönlichen Komfort, wären wir dir gerne mit unserem üppigen Warenangebot, aus dem auch der Kaiser persönlich Dinge für seinen Hofstaat bezieht, zu Diensten."

    Lando betrat als einer der ersten Beamten den Saal, in dem der neue LAPP vorgestellt werden sollte. Er war ein wenig verschlafen, denn die Vorbereitungen für seine Hochzeit raubten ihm wortwörtlich den Schlaf. Als er von einem Sklaven höflich zu seinem Platz geleitet wurde, bemerkte er Marsus, und dessen kurze Haare. Landos Hoffnung, dass der junge Mann sich irgendwann doch nochmal als ernstzunehmender Mann der germanischen Tradition erweisen würde, wurde MAL WIEDER bitter enttäuscht.
    Mit gekräuselten Lippen wandte Lando sich ab, ließ sich in den Stuhl fallen und griff nach einer Karaffe mit Wasser, um sich mit eben jener einen Becher zu füllen... seine Neugier auf den neuen Legaten war nicht unerheblich, aber dennoch weit davon entfernt als aufgeregt bezeichnet zu werden. Er sah das ganze eher pragmatisch, so wie sein Verhältnis zum scheidenden LAPP auch zusammengefasst werden konnte.


    Er nippte am Becher, ließ das kalte Nass langsam seine Kehle herunterlaufen und ein wohliges kühles Gefühl im Bauch ausbreiten, während er darauf wartete dass sein Stationarius sich neben ihm niederließ.

    Lando verzog die Lippen, als würde ihm etwas ins Fleisch gestochen. Die Begeisterung des jungen Mannes für das römische war ihm schon bei der Rückreise aus Magna aufgefallen, und sie gab ihm oft zu denken. Aber er schob das auf das jugendliche Ungestüm, und darauf, dass Alrik wohl in seiner Jugend soviel vom römischen Reich erzählt bekommen hat, dass es in seiner Fantasie irreale Ausmaße angenommen hat. Lando hoffte, dass die Realität seinen Vetter bald wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen würde.


    "Eh, ja... nett.", war alles, was ihm dazu einfiel, er hatte keine Lust auf Grundsatzdiskussionen ob man sich dem römischen mit solcher Gedankenlosigkeit an den Hals werfen sollte, oder eben nicht. Wahrscheinlich würde es eh zu keinem Ergebnis führen, und nach allem was Lando von Leif gehört hatte, war der Vater Alriks wohl auch nicht anders gewesen.


    "Also, du könntest als Scriba in einem Verwaltungsorgan anfangen, wenn du möchtest. Es gibt hier in der Stadt glücklicherweise einige Einstiegsstellen, und da du schon mehr Vorbildung vorzuweisen hast als sonstige Bewerber, dürften deine Chancen garnicht mal so schlecht stehen. Dazu kommt die Möglichkeit, dass du dir einen einflussreichen Patron suchst, der dich während deiner weiteren Laufbahn unterstützt, und dem du im Gegenzug zu absoluter Treue verpflichtet bist. Sieh es als deine Pflicht deinem Rich gegenüber an, nur nicht ganz so familiär gebunden, wenn du verstehst was ich meine. Das Patronat ist mir persönlich suspekt, daher habe ich auch keinen, bin aber auch ohne recht weit gekommen. Weiter als ich je erwartet habe, um ehrlich zu sein. Aber ich denke, dass du da keine Probleme mit haben wirst. Glaube ich zumindest. Ich kenne einige einflussreiche Personen in der Stadt, und ich würde empfehlen, dass du dir einen Patron außerhalb der Familie suchst. Vielleicht den Comes der Regio? Tiberius Caecilius Metellus, ein Freund und Vertrauter, Ritter des Reiches wie ich es bin und verdienter Mann mit viel Erfahrung im römischen Staat. Dann gäbe es da den Magister Officiorum, Lucius Hadrianus Iustus. Viel weiß ich nicht über den Mann, aber sein Handeln ist erwiesenermaßen neutral, und damit gehört er zu den Personen die dafür durchaus in Frage kämen. Und dann hätten wir noch den Legaten, Marcus Vinicius Lucianus. Witjon ist sein Klient, und wir pflegen ein eher trockenes Verhältnis zu dem Mann, der als Machtpolitiker undurchsichter nicht sein könnte. Ich würde eher davon abraten, auch weil er eh abgelöst wird. Sein Bruder Marcus Vinicius Hungaricus wird Statthalter der Provinz, wohl einer der einflussreicheren Personen des ganzen Reichs... falls du damit liebäugeln solltest der Legion beizutreten, wäre vielleicht einer der höheren Offiziere eine gute Wahl."

    "Um ehrlich zu sein: die wird garnicht gefragt. Dein Vater stimmt zu, wie du siehst, und ich möchte euch dann auch gleich an dieser Stelle bitten, das bis nach der Hochzeit geheim zu halten. Es soll eine Art Überraschung sein, wenn ihr versteht was ich meine.", er schmunzelte beiden zu, zufrieden, dass doch alles so klappte wie er sich das vorgestellt hatte. Im großen Langhaus, dass Rodewinis engste Familie und damit auch seine Gäste beherbergte war immer mehr Leben zu hören, und irgendwann klirrte das erste Geschirr, die Feuerstelle wurde neu angefacht und Wasser gekocht. Das Frühstück konnte beginnen...


    "Wenn ihr erlaubt, würde ich mich jetzt wieder zu den meinen gesellen. Wir wollen möglichst rasch abreisen, da wartet noch Arbeit auf uns..."

    "Schicksalsschläge sind uns nicht fremd. Wenn jeder Mensch, der einen Verlust zu verkraften hat, verflucht wäre, hätten wir nichts zu lachen, Brandwolf. Sie wird in guten Händen sein, und wenn es dir beliebt, können wir sie unterrichten lassen. Deine Rechte wird dies natürlich nicht beschränken, wenn du verstehst was ich meine. Solltest du sie an einem Zeitpunkt neu verheiraten wollen, ist sie schneller wieder bei dir als du den Boten schicken kannst.", stellte Lando mit zufriedenem Lächeln fest. Das war geschafft... jetzt galt es nurnoch, das geheim zu halten, deshalb winkte er die junge Oda, die die beiden Männer von einer Hütte aus neugierig beobachtete, zu sich und ihrem Vater.


    "Junge Frau, wie würde es dir gefallen, im Haushalt deiner Freundin an ihr und ihrer neuen Sippe Dienst zu tun?"

    "Ich könnte euch das Problem abnehmen.", knurrte Lando, als auch Odas Vater sich als relativ stur erwies, "Ich weiß wie so etwas abläuft, ich habe nicht mein ganzes Leben im Reich verbracht. Wenn es bei euch nicht anders ist, wird seine Sippe sie garnicht zurückfordern können, weil die Muntschaft auf den Mann, und nicht auf die Sippe gemünzt war. Und bevor du fragst: ja, ich verstehe etwas davon. Das einzige was sie zurückverlangen könnten wäre der Teil, der bei euch geblieben ist, was wohl nicht so viel gewesen sein dürfte, da der Großteil des Muntschatzes eh wieder mit in den Haushalt des Mannes geht. Und wie ich gehört habe, hat Oda nicht viel mehr als eine Handvoll Verpflegung und einen alten Klappergaul für ihre Reise mitgenommen. Der Muntschatz befindet sich also noch bei der Sippe ihres Mannes... und für den Fall, dass die Sippe sich tatsächlich so gierig erweisen sollte, auch den Rest zurück zu verlangen, biete ich dir an, Oda in die Obhut meiner Sippe mit nach Mogontiacum zu nehmen, bis sich die Dinge wieder beruhigt haben."


    Lando pokerte hoch, das war klar, und gleichzeitig wusste er, dass der Mann garnicht anders konnte als einzuschlagen, um des lieben Friedens willen, und weil eine Witwe im Reich wohl mehr Perspektive hatte als in ihrem alten Dorf, wo junge Witwen schonmal als böse Omen angesehen wurden.

    "Garnicht mal so schlecht...", gab Lando beeindruckt zu, als er bei ihrem nächsten Treffen den ersten Vorschlag vorgelegt bekam. Mittlerweile hatte sich einiges getan, und Lando musste sich erst wieder in ihr Projekt einlesen, "Achja, hast du schon mitbekommen, dass wir einen neuen Legaten bekommen? Vinicius Hungaricus wird seinen Bruder ablösen, soweit ich gehört habe. Ist das nicht dein Patron? Man sagt, er soll kurz vor der Ankunft sein, oder schon hier, ich weiß es nicht genau.", redete Lando nebenbei, während er sich in den Vorschlag seines Freundes und ehemaligen Vorgesetzten einlas...


    "Kannst du mir mal den Griffel? Ich gehe davon aus, du hast von dem Vorschlag noch eine Kopie, ja? Dann darf ich ja...", begann er auf der Tafel herumzukritzeln, wo es ihm angebracht schien.



    Lex Provincialis


    Dieses Gesetz regelt die Verwaltung und das Recht der Provinzen des Imperium Romanum


    Über die Provinz
    Eine Provinz ist unterteilt in Civitates, welche für jede Provinz gesondert bestimmt werden. Es gibt Kaiserliche Provinzen (provinciae cesaris) und senatorische Provinzen (provinciae publicae). Über den rechtlichen Status einer Provinz verfügt der Kaiser.


    Über die Provinzverwaltung
    Eine kaiserliche Provinz wird von einem Legatus Augusti Pro Praetore, eine senatorische Provinz von einem Proconsul verwaltet. Diesen steht zur Verwaltung ein Procurator Civitatis als Verwalter der Städte sowie ein Procurator als Verwalter der Finanzen zur Seite.
    Der Kaiser ernennt folgende Amtsträger einer kaiserlichen Provinz persönlich, bei senatorischen Provinzen der Senat:
    - den Statthalter (Legatus Augusti P. Praetore oder Proconsul), der Ordnung und Sicherheit in der Provinz sicherstellt, die militärische Integrität sowie die fristgerechte Entrichtung von Abgaben an Rom. Er vertritt das römische Recht als Richter, sowie die militärische Ordnung als Oberbefehlshaber sämtlicher in der Provinz stationierter Einheiten
    - der Corrector wird bei groben Missständen der Provinzkasse und der Abgabenerhebung eingesetzt, und besitzt umfassende Befugnisse diese Missstände zu beseiten. Er ist dem Kaiser persönlich unterstellt und dem Statthalter nicht zur Rechenschaft verpflichtet. Der Corrector ist senatorischen Ranges.
    - der Iuridicus wird ernannt, um den Statthalter bei der Vertretung des römischen Rechts in seiner Provinz zu unterstützten. Er ist meist senatorischen Ranges.
    - der Procurator Rationis Privatae verwaltet den kaiserlichen Privatbesitz in der Provinz und ist für die Pflege des Kaiserkultes zuständig. Dieses Amt kann nur durch einen persönlich vom Kaiser ernannten Beamten ausgefüllt werden.
    Der Beraterstab des Statthalters wird von diesem persönlich ernannt, und stellt sich wie folgt zusammen:
    - der Procurator Civitatium übernimmt die Kompetenzen des Comes und ist den Civitates vorgestellt, er koordiniert die reibungslose Verwaltung dieser, und kann bei groben Missständen städtische Beamte persönlich ernennen oder entlassen.
    - der Princeps Praetorii ist engster Mitarbeiter und Assistent des Statthalters, er koordiniert den Audienz- und Reiseverkehr des Statthalters, und sorgt für ein Funktionieren des Stabs
    - Scribae organisieren und leiten den Schriftverkehr sowie den Publikumsverkehr des Stabs, und werden vom Princeps Praetorii je nach Bedarf ernannt
    - Beneficarii sind vom Stab eingesetzte freie Beamte, die einen bestimmten Aufgabenbereich zugeteilt bekommen, die von Steuereintreibungen bis zu Polizeiaktionen reichen können.
    - Apparitores sind Amtsdiener, die fehlende Erfahrung durch eine periphere Mitarbeit im Stab des Statthalters sammeln sollen



    Über Civitates
    Eine Civitas besteht aus einem Hauptort (Oppidum) und Vici sowie Villae Rusticae. Das Oppidum kann als Vicus, municipium oder colonia organisiert sein. Über den rechtlichen Status einer Civitas verfügt der Kaiser.


    Über die Verwaltung der Civitates
    Die Civitas wird verwaltet von der Curia Civitatis, welche sich zusammensetzt aus dem Ordo Decurionum, drei Aediles, zwei Duumvirn sowieso einem Quaestor.
    Die Curia Civitatis wird geführt von den Duumvirn, welche wie auch der Questor vom Ordo Decurionum aus diesem gewählt werden und bereits eine Amtszeit als Aedile absolviert haben müssen.
    Die Aedile werden aus dem Ordo Decurionum von diesem Gewählt.
    Die genaue Organisation einer Civitas legt diese selbst in einer obligatorischen Lex Municipalis


    Über den Ordo Decurionum
    Der Ordo Decurionum setzt sich zusammen aus den Magistri Vici, von welchen jeder Vicus zwei für die Dauer eines Jahres wählt. Die Magistri Vici sind Vertreter ihres Vicus im Ordo Decurionum.
    Näheres regeln die Civitates in einer lex municipalis.


    Über Magistrate
    Die Duumvirn verwalten die Civitas und haben die niedere sowie freiwillige Gerichtsbarkeit inne.
    Der Quaestor verwaltet die Finanzen der Civitas.
    Die Aedile unterstützen die Duumvirn bei der Verwaltung, und bekommen nach ihrer Einsetzung einen bestimmten Aufgabenbereich zugeteilt.
    Die Amtszeit der Ämter beträgt ein Jahr.



    "So... ich denke die provinziale Ordnung sollte schon näher ausgeleuchtet werden, auch wenn ich davon ausgehe, dass der Senat das noch selbst tun wird... also, was meinst du? Achja, bevor ich es vergesse... ich heirate bald (1.5. bis ~), und du bist selbstverständlich eingeladen. Wenn du nichts gegen eine Feierlichkeit nach germanischer Tradition einzuwenden hast, heißt das." ;)

    "Die Landwirtschaft?", wieder überraschte Alrik seinen Vetter, der bei dem jungen Mann mit allem gerechnet hatte, nur nicht mit dieser Antwort. Irgendwie hatte er eher damit gerechnet, dass Alrik sich für eine Investition entschlossen hätte, die pompöser und repräsentativer war. Wie zum Beispiel einen Marmorbruch (in Landos Besitz), oder einen Bildhauer (auch in Landos Besitz), oder einen Altarbauer (ebenfalls in Landos Händen.. oder eine Pferdezucht (erstaunlicherweise auch in Landos Besitz :D).


    "Na, wenn du meinst... darf ich fragen, warum dich die Landwirtschaft so fasziniert? Ich meine, es gibt viele, die könnten garnicht glücklicher sein, sich die Arbeit auf dem Felde ersparen zu können, und genau dorthin treibt es dich zurück? Aber wenn du meinst... ich gehe davon aus, dass du Geld dafür brauchen wirst, eh? Das ist kein Problem an sich, die Familie hilft sich, wenn du verstehst. Allerdings, und ich bin mir sicher du wirst das verstehen, ist dies nur eine Leihgabe. Mir wurde am Anfang so auf die Beine geholfen, ich habe Witjon auf die Beine geholfen, und Witjon hilft nun seinerseits anderen auf die Beine... aber das funktioniert nur, wenn man sich auf seine Partner verlassen kann, selbst wenn diese zur gleichen Sippe gehören."


    Lando stand auf, ging zu einer größeren Kommode und entnahm dieser eine kleine Wachstafel und einen Griffel, bevor er sich wieder in dem Sessel niederließ. Während er auf Alriks Antwort wartete, kritzelte er einige Dinge nieder, die er später Amon übergeben würde...


    "Achja, was ich auch erwarte, ist, dass du dich dafür unserem Konsortium anschließt."

    "Brandwolf.", begann Lando, als Odas Vater sich in die Welt der Wachen schüttete, "Es geht um deine Tochter. Ich habe mir sagen lassen, nicht wenige sehen ihre Rückkehr als ehrlos an, selbst beim Tode ihres Mannes. Ist das bei euch so, dass Witwen den Mundschatz, den sie bekommen haben, zurückgeben müssen?"


    Lando hatte sich die Frage die ganze Zeit schon gestellt. In seinem alten Stamm war es so, dass die Braut den Großteil des Muntschatzes selber behielt, und ihn mit in die Ehe brachte, damit sie wirtschaftlich nicht ZU abhängig von ihrem Mann sein würde, während die Familie der Braut nur einen Bruchteil dessen bekam. Hier war das anscheinend anders...

    Lando blickte Alrik stumm an. Den Schneid, den der junge Mann hatte, machte er mit Sturheit und überbordendem Ehrgeiz wieder wett.


    "Hängt davon ab, was dich interessiert.", meinte er knapp, "Ich gehe davon aus, dass deine Eltern dir von der Freya Mercurioque nichts erzählt haben?"


    Der Spott musste sein, so wie Alrik erzählte, hatten ihm seine Eltern wohl nahezu alles über das Reich beigebracht, und bei dem, was Lando von Leif wusste, konnte er sich das sogar vorstellen. Was nichts daran änderte, dass Alrik hier mit dem Kopf durch die Wand wollte. Also galt es erst einmal die wirtschaftliche Grundlage für Alriks weitere Entwicklung zu legen. Lando erzählte ihm dementsprechend von der FMQ, wie sie aufgebaut war und wie sie funktionierte. Das dauerte, alles in allem, aber Lando ließ kein Detail aus, weil er wusste, dass jedes Detail wichtig sein konnte. Zu allerst aber wollte er von Alrik wissen, in welchem Wirtschaftszweig dieser sich überhaupt wiedererkannte. Aus einem Bauern konnte man keinen Steinmetz machen, aus einem Steinmetz keinen Bauern.


    "Also, was meinst du?"


    Sim-Off:

    Dafür würdest du ein WiSim-Konto brauchen, dass du hier beantragst. Alles weitere erkläre ich dir dann per PN.

    Lando verschränkte die Arme, und sah Oda abschätzig an: "Frau, pass auf was du sagst. Ich habe kein Interesse an dir als Frau. Sagen wir es so: ich weiß um deine Bedeutung für meine Verlobte, und da sie sich, von dem was ich gehörte habe, deine Probleme zu eigen macht, sind es auch die meinen. Also beantworte meine Frage..."


    Das klang barsch, und eigentlich war es nicht Landos Art so mit Frauen umzugehen, aber er hatte keine Lust großartig herumzudiskutieren. Er würde in wenigen Momenten wieder abreisen, und er wollte nicht, dass die Sache mit Oda das Gemüt seiner Verlobten, so kurz vor der Hochzeit, bedrückte... außerdem wusste er um die Querelen, die eine gescheiterte Vermählung, selbst im Todesfall des Mannes, hervorrufen konnte.