Ihre hastig hervorgestoßenen Erklärungen taten nicht gerade ihren Dienst, mich zu besänftigen, denn das Gefühl, mal wieder der Letzte zu sein, der von anscheinend nicht unerheblichen Dingen erfuhr, war kein angenehmes. Nicht zuletzt, weil sie sehr genau wusste, wie ich über Lügen dachte und eigentlich gehofft hatte, dass solche Heimlichkeiten nicht mehr nötig sein würden. Aber man durfte den Menschen wohl nicht zu viel vertrauen, nicht zuviel hoffen, nicht zuviel erwarten, denn dann wurde man stets enttäuscht. Ich drehte das Geschmeide zwischen meinen Fingern und legte es schließlich auf meinem Schreibtisch ab, die Brauen auf der Stirn zusammengezogen.
"Wer hat Dir das geschenkt?" fragte ich nur, bevor ich das Schmuckstück wieder in jenes Tuch hüllte, das sie mir damit überreicht hatte, und öffnete die Schreibtischschublade, um es dort hinein zu legen. Es war nicht ihr Eigentum, sondern meines, so wie sie mein Eigentum war, und so gehörte es auch nicht mehr irgendwo sonst hin. Nur eine kleine Geste, und doch eine, die ihr beweisen sollte, dass sie noch nicht freigelassen war, noch nicht eigenverantwortlich, auch wenn dieser Zustand in absehbarer Zeit enden würde. Wollte ich es überhaupt noch wissen, woher das Ding stammte? Oder würde es wieder eine Lüge gebären, oder neue Heimlichkeiten?
Langsam setzte ich mich wieder, den Kopf von ihr abwendend, während ich meine Hände auf der Tischplatte hielt. Auf ihre Frage antwortete ich nicht. Dass sie nicht mit halb Rom schlief, um Schmuck zu bekommen, war mir auch klar, und das hatte ich auch nicht vermutet. Ich wollte einfach nur Klarheit. Letztendlich würden wir beide die Zukunft eines noch ungeborenen Menschen bestimmen müssen, und es war wieder einmal der Punkt erreicht, an dem ich glaubte, mich in ihr vollständig getäuscht zu haben. Ich lehnte mich im Stuhl zurück und blickte die Wand an, das Gesicht nun wieder ausdruckslos, aber nicht, weil mich keinerlei Gefühle mehr beherrschten, sondern weil ich mit mir kämpfen musste, den aufsteigenden Zorn zu beherrschen.