Den Weg fand ich immer wieder… zur Casa Sergia… ich kannte Alexandria noch nicht lange…. Obwohl ich lange hier lebte… nicht länger als in Rom… meine geliebte Roma… ich will zu dir… was war passiert? Die Gassen waren ein Rätsel… ich hatte nicht die Lösung… was war passiert? Ich weiß… intensiv… das war mein Leben, wie in Rom… was war der Unterschied? Was war anders? Erinnere dich… Caius… erinnere dich! Was war passiert? Ich erinnerte mich nur dunkel daran… da war dieser Mann, in diesem Laden… fett, hässlich… schmierig. Die Sorte Menschen, die ich für gewöhnlich mied… Alexandria brachte mich aber dazu, meine Tabus zu brechen, Dinge zu tun, die ich in Roma nie tun würde. Ich ließ mich auf irgendetwas ein… seine Zähne glänzten gelblich… der Schweiß lief ihm von der Stirn… mit einem dreckig-braunen Lappen wich er ihn weg… widerlich. Die gleißende Sonne machte mich müde….
Es war Nacht. Der gesamte Tag war… wie weggewischt. Ich wachte auf. In irgendeiner Gasse, ein euphorisches Hochgefühl bebte in mir, ich hörte, wie das Blut durch meine Adern pulsierte, mein Herz brannte wie Feuer… bewegte sich der Boden? Ich lag… auf dem Rücken… Nebel? Ich sah alles durch einen Schleier, doppelt… dreifach… normal… gräulich. Mit euphorischer Verzweiflung versuchte ich auf die Beine zu kommen… diese Ambivalenz… ich war glücklich, sorglos… doch gleichzeitig aufgewühlt, nervös… aufgedreht. Ich fiel um. Schmerz.
Es war Tag. Ich riss die Augen auf… Vertrautheit… diese Decke… ich kannte die Zeichnung… ein Rabe… noch einer… ich kannte den Geruch… ich fühlte das weiche Kissen unter mir… aber es war seltsam feucht… Ich war daheim. Mein Zimmer… in meiner casa… wenn man sie casa nennen konnte… nichts im Vergleich zu jener in Rom… wie kam ich hier hin? Bin ich gelaufen… getragen… geführt… entführt? Was ist mit mir passiert… wo war ich? Ein Blitzgewitter aus Gedanken durchströmte meinen Kopf… ich konnte sie nicht ordnen… zu schnell… durcheinander… was war passiert… dieser Schmerz… mein Kopf… meine Brust… mein linkes Knie… oder war es das rechte? Es brannte wie Feuer, ein Dröhnen machte sich bemerkbar, immer lauter, immer dichter, immer lauter, immer dichter… ich verstand meine eigenen Gedanken nicht mehr… ich schrie, aber ich hörte mich nicht, nur das Donnern in meinem Schädel. Dunkelheit.
Es war Nacht. Langsam öffnete ich die Augen… noch immer diese Wärme… das dumpfe Hämmern war in den Hintergrund gerückt…doch war es noch da… noch immer im Bett… lag ich. Meine Stirn war so heiß… fiebrig… ein Traum… alles nur ein Traum… Sabina! Wo bist du? Bei mir? Neben mir…? Nein… mein Bett ist leer… wo bist du? Ich wollte dich heiraten… ich hatte mir allen gesprochen… Agrippa… Plautius… Fuscus… es war in Ordnung… du liebtest mich… und ich dich… was war passiert? Du bist weg… nicht wahr? Sabina… du bist weg… war ich deshalb hier? In Alexandria… weg von der Heimat…? Wo war ich… genau…? In meinem Zimmer… mein Haus… seit wann liege ich hier? Mein Bart... so rau… noch nicht so lange… ein Tag? Zwei? Sabina… wo bist du? Fieber… Hitze… da ist doch jemand? Hallo? HALLO? Schmerz.
Es war Tag. Ich bekam die Augen nicht auf… ich stand… in den Gassen Alexandrias… ich konnte sie nicht öffnen, ich wollte nicht das Elend sehen… nicht das Elend der Straße... ich… mich… nicht sehen… wie lang war es her? Ich fühlte mich gut… da war diese Frau… Sabina… ich kannte ihren Namen… doch ich wusste nicht, wer sie war… mein Bart… letzten Sommer lachte ich über den Griechen… sein Bart war wie meiner… siehst du den Rauch? Ich bin in einer Höhle… nicht aus Stein… aus Lehm… Holz… eine Tür… wie sind mehrere… riechst du den Rauch? Kannst du ihn schmecken…? Fühlen? Fühlt es sich nicht gut an? Wo ist meine Frau? Hast du sie gesehen? Dunkelheit
Es war Nacht. Ich starrte in die Dunkelheit… hörst du das? Sie suchen uns… die Wachen. Bestimmt. Uns. Mich. Was habe ich getan? Ich suche doch nur meine Frau… Sabina. Wo bist du? WO BIST DU? Hör doch… das Klirren von Klingenstahl… unverwechselbar… ich kenne es aus meiner Zeit beim Militär… als Tribun hatte ich unzählige solcher Schwerter unter mir… ich war mächtig… damals… Aegyptus war innerhalb weniger Tage in unserer Hand… Wer war da? Hast du das gesehen? Eine Fledermaus? Ich sehe sie… Mistviecher… ich renne… durch die Gassen… entwische den Fackeln und dem Gekratze, das Gefiepse… ich muss nach Hause… bleib stehen rufen sie… ich kann nicht… wir können hier nicht halten… das ist Fledermausland! rief ich nach hinten und rannte weiter… ich fiel. Schmerz.
Es war Tag. Meine Augen waren rot… Tränen liefen über meine Wange. Sie war tot? Meine Frau… Sabina… war tot? Was war geschehen? Warum war sie nicht an meiner Seite? Hier bei mir? Alexandria… ich hatte Arbeit… ich war Magister Officiorum… ich war… ich w a r… was war passiert… der Mann… fett, hässlich… dieser Bastard… bei Mars, ich würde ihn töten… ich hatte ein Messer! Ich sah mich in der Spiegelung… mein Bart war lang… meine Haare… was war mit meinem Barbier… den Sklaven… wo waren sie? Wo war ich? Meine casa… ich war nicht daheim… ein schäbige Hütte… wer lag da… Sabina? Nein… ein Mann… ein Grieche… ich rieche das… er stinkt… er hält mir Wasser entgegen… brackig… das hätten nichtmal Sklaven bekommen, mein geliebtes Roma, ich will nach Hause… was war passiert? Wo ist meine Frau? Sabina… was ist dir passiert? Dein Vater ist Senator… er wird dich suchen… er muss dich suchen, er hat Mittel und Wege… ich muss dich wieder haben… ich liebe dich. Dunkelheit.