Gleich nach dem Gespräch mit Falco kam eine Sklavin auf Severina zu und zeigte ihr ihr Zimmer. Es war für stadtrömische Verhältnisse überraschend hell und freundlich, oder war es die Zukunft, die nun weitaus rosiger erschien? Severina setzte sich auf ihr Bett und testete es auf seine Weichheit, befand es für sehr angenehme und stand gleich wieder auf, um sich ans Fenster zu stellen und die Aussicht und auch den kommenden Frühling ein wenig zu geniessen. Die Sklavin in der Zwischenzeit verstaute alle Habseligkeiten Severinas, wobei sie aber nur wenig zu tun hatte, hatte Severina doch nur wenig Kleidung und Kosmetika dabeigehabt, weil der Grossteil ihres Besitzes auf dem Anwesen ihres Vaters weilte.
Sie bedankte sich bei der Sklavin und sagte ihr, dass sie jetzt ein wenig allein sein wollte. Sie fühlte sich träge und wollte sich ein wenig hinlegen. Doch dazu kam es nicht, denn schon im nächsten Moment klopfte ein Sklave an und überbrachte ihr einen Brief vom Vigintivir, in dem er ihr in kühlen Worten den Tod ihres Bruders bestätigte.
Sie weinte nicht, auch kein Schluchzen entkam aus ihrer Kehle, nur ein einzelner Tropfen bildete sich in ihrem Auge, schwoll an und liess sich dann ihre Wange hinunterrollen. Erst als dieser an ihrem Kinn angelangt war, liess sie den Brief sinken, schniefte und wischte mit dem Handballen ihre Träne weg. Innerhalb von wenigen Tagen den Vater, die Mutter und einen Bruder verloren, all ihre anderen Brüder waren verstorben, nur einer lebte, und der verdingte sich als Krimineller, wenn sie den Worten des Proconsuls Glauben schenkte durfte. Ermattet liess sie sich auf das Bett sinken und starrte eine ganze Zeit die Decke an, bevor sie endlich einschlief.