Zitat
Original von Titus Flavius Milo
"Der Gerechtigkeit wegen musst du mir nun aber auch wieder etwas über dich erzählen. Welches deiner Fächer hat dir in Achaia am meisten Freude bereitet?" erkundigte er sich unbeirrt weiter, ihr lächelnd einen kurzen Seitenblick zuwerfend.
'In diesem Augenblick hat zum Beispiel genau diese Treppe, hier in Rom am Marsfeld, einen besonders attraktiven Reiz.' hatte er gesagt. War es wegen der Parade oder hatte er ein Kompliment... nein, das war unmöglich für Severina, das konnte sie sich nicht vorstellen. Er musste die Parade gemeint haben. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass eine leichte Röte ihr Gesicht überzog. Die nächsten Momente verbrachte sie mit Erstaunen, Bedauern und wieder Erstaunen. Bedauern wegen der Mutter, die bei Milos Geburt starb, Erstaunen deswegen, weil seine Familie so eine bekannte und einflussreiche war, doch warum wunderte sie sich, war doch die Gens Flavia eine derjenigen Gentes mit viel Macht und Geld im Hintergrund.
"Aber du wirst doch sicher eines Tages ebenso den Cursus Honorum beschreiten, nicht wahr? Und sicher Senator werden, so wie mein Papa eines Tages, ist doch so, oder?" Wieder bewunderte und diesmal auch beneidete sie ihn. Eine Frau hatte nicht so viele Möglichkeiten wie ein Mann, und er als Patrizier brauchte sich auch nicht um die täglichen Sorgen zu fürchten wie viele anderen Männer im Reich. Sicher lebte er in Luxus und Wohlstand und musste nur arbeiten, wenn es ihm so gefiel. War das nicht das Ziel eines jeden Römers?
Mittlerweile hatte sich ihre Nervösität zwar nicht verflüchtigt, aber sie war merklich geringer geworden, genauso wie das Zittern ihrer Hände. Er strahlte so eine Ruhe auf sie aus, so dass nicht einmal die kleine Severina, wie sie sich empfand, beunruhigt oder gar ängstlich sein musste. Und er war überhaupt nicht so wie ein Patrizier, so hochnäsig wie die anderen, von denen Drusilla imer erzählt hatte, ganz im Gegenteil. Und dabei hatte er so süsse Augen... Wieder wandte sie sich etwas verlegen von ihm ab und blickte auf die Masse auf dem Platz. Obwohl es so heiss war, strömten dennoch Scharen hierher, und ihr war auch heiss, obgleich nicht nur die äussere Hitze daran schuld war, doch ihre leichte und helle Tunika kaschierte dies völlig.
"Welches mir am meisten Freude bereitet hat? Die Musik. Sie ist so schonungslos offen und ehrlich." sagte sie nachdem sie nur ganz kurz überlegt hatte. "Man kann seine Unwissenheit vortäuschen mit guten Reden, aber wenn man nicht spielen kann, hört man es sofort. Und sie berührt immer, zumindest mich berührt sie immer."